Karel Čapek
Hordubal
Karel Čapek

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XVI

Und stracks zur Kammer und an die Tür gepocht: »Mach auf Polana!«

Die Tür öffnet sich, und da steht Polana – wie ein Schatten.

Hordubal hat sich auf eine Truhe gesetzt, die Hände auf die Knie gestützt, und blickt zu Boden. »Manya ist zurück«, sagt er.

Polana schweigt, atmet nur rasch.

»Es hat – so ein Gerede gegeben«, murmelt Juraj. »Über dich . . . und über den Knecht. Darum hab' ich ihn weggegeben.« Hordubal schnauft mißmutig. »Und er ist zurückgekommen, der Hanswurst. So kann's nicht bleiben, Polana.«

»Warum?« stößt Polana heftig hervor. »Wegen den dummen Redereien?«

Hordubal nickt ernst. »Wegen den dummen Redereien, Polana. Wir sind hier nicht in der Einöde. Stefan – ist ein Mann, mag sich allein gegen die Klatschmäuler wehren; aber du – ach, Polana, ich bin doch dein Mann – wenigstens vor den Leuten. So ist es.«

Polana lehnt sich an die Türflügel, ihre Füße versagen, sie schweigt.

»Es scheint«, brummt Hordubal, »es scheint, daß Hafia an Stefan gewöhnt ist – er ist gut zu dem Kind. Und die Pferde – Manya fehlt ihnen. Er war hart zu ihnen, aber auch das hat den Tieren behagt.« Juraj blickt auf »Was meinst du dazu, Polana, – Hafia mit Stefan zu verloben?«

Polana fährt zusammen. »Aber das ist doch – nicht möglich«, haucht sie entsetzt.

»Ja, Hafia ist noch zu klein«, grübelt Hordubal. »Aber verloben – heißt nicht ausfolgen. In alten Zeiten, Polana, hat man selbst Kinder in der Wiege verlobt.«

»Aber Stefan – Hafia ist doch fünfzehn Jahre jünger als er«, wehrt sich Polana.

Juraj nickt. »Wie du, Seelchen. Das ist manchmal so. Aber Manya kann nicht hier bleiben als fremder Mensch. Als Hafias Bräutigam – ah, das ist schon was andres: er gehört zur Familie, verdient sich sein Weibchen –«

Polana beginnt ein Licht aufzugehen. »Und da bliebe er also hier«, sagt sie, gespannt wie ein Bogen.

»Bliebe hier. Warum soll er nicht? Wie bei den Eltern wäre er. 's ist doch kein fremder Mensch, es ist der Schwiegersohn. Und den Leuten wird das Maul gestopft. Wenigstens sehn sie dann ein, daß sie . . . daß sie nur niedrige Reden geführt haben. Es ist halt um deinetwillen, Polana. Und sonst – nun, es scheint, daß er Hafia gern hat – und mit den Pferden kennt er sich aus. Er ist nicht für viel Arbeit, das ist wahr – aber wird ein Arbeitsamer reich?«

Polana denkt angestrengt nach, ihre Stirn runzelt sich. »Und du meinst, Stefan wird wollen?«

»Er wird, Seelchen. Ich hab' Geld – nun, er kann es haben. Ich bitte dich, was fang' ich mit Geld an? Und Stefan – ist gierig; er möchte Wiesen und Pferde haben, die ganze Ebene rundherum – man sieht's ihm an den Augen an. Er wird sich ins Warme setzen – was wird er da viel nachdenken!«

Polanas Gesicht ist wieder undurchdringlich. »Nun, wie du meinst, Juraj. Aber ich sag' es ihm nicht.«

Juraj erhebt sich. »Ich sag' es ihm selber. Sei unbesorgt, ich werde mich mit dem Advokaten beraten, wie und was. Da muß man, glaub' ich, so einen Vertrag machen. Nun, auch das will ich besorgen –«

Hordubal zögert, vielleicht glaubt er, Polana werde noch etwas sagen. Aber Polana hat es auf einmal eilig: »Ich muß das Abendbrot richten.«

Und Juraj geht langsam hinter die Scheune, wie so oft.


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