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Nachwort.

Während die meisten der »Geheimen Geschichten« von Friedrich Bülau selbst verfaßt sind, stammt die vorstehende Schilderung des geheimnisvollen Paares im Schlosse zu Eishausen aus der Feder des 1872 verstorbenen Dr. Karl Kühner, der früher Superintendent in Saalfeld und 1851-67 Direktor der Musterschule in Frankfurt a. M. gewesen war. Kühner, der übrigens auch sonst als Schriftsteller aufgetreten ist er verfaßte »Pädagogische Zeitfragen für Eltern und Schulmänner« (Frankfurt a. M. 1863) und »Dichter, Patriarch und Ritter« (Frankfurt a. M. 1869), einen Beitrag zu Friedrich Rückerts Lebensgeschichte und Dichtung – war ein Sohn des Hofpredigers Kühner in Eishausen, des einzigen Menschen, mit dem der geheimnisvolle Unbekannte während seiner vierzigjährigen freiwilligen Weltabgeschiedenheit wenigstens in schriftlichen Verkehr getreten war. Kühner war daher wie kein anderer berufen, alles, was sich über den merkwürdigen Mann und seine Begleiterin ermitteln ließ, zu sammeln und darzustellen, und man muß anerkennen, daß er dies mit Umsicht und Gründlichkeit gethan hat.

Ausführlicher noch hat sich Human in seinem Buch »Der Dunkelgraf von Eishausen« (2 Teile, Hildburghausen 1883 bis 1886) mit dem geheimnisvollen Paar beschäftigt und auf Grund von Akten und Familienpapieren meiner Ansicht nach unzweifelhaft nachgewiesen, daß der Einsiedler in der That mit jenem Leonardus Cornelius van der Valk identisch gewesen ist, dessen Paß in dem Nachlaß des Verstorbenen vorgefunden wurde. Dagegen scheint mir Humans Hypothese, der in der unbekannten Dame eine Prinzessin Conti sieht, eine Tochter jener Stephanie Louise de Bourbon Conti, deren Memoiren Goethe die Anregung zu seiner »Natürlichen Tochter« boten, doch nur auf schwachen Füßen zu stehen.

Angeregt durch eine Mitteilung von Fräulein E. Kühner in Nr. 192 der Dorfzeitung von Hildburghausen vom l6. August 1908 folgte ich den dort gegebenen Spuren und konnte nach standesamtlichen Akten feststellen, daß jene Agnes Berthelmy, geborene Daniels, deren Identität mit der Unbekannten das Gericht annahm, schon am 28. Februar 1827 in Winnweiler in der Pfalz gestorben ist, während der Tod ihrer Tochter Juliane, der Witwe des bayrischen Steuereinnehmers Jakob Huber, am 4. April 1867 in Obermoschel erfolgte. Damit ist die Annahme des Gerichts und jene auf S. 90-97 aufgestellte »schauerliche Hypothese« allerdings widerlegt, jedoch ist es nicht gelungen, das eigentliche Geheimnis, nämlich den Grund zu enthüllen, der das Paar zu seiner jahrzehntelangen Weltabgeschiedenheit veranlaßte, und wenn nicht ein Zufall Licht in dieses Dunkel dringt, so wird es wohl für immer ein ungelöstes Rätsel bleiben.

Dr. Robert Geerds


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