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Eppele wird den Pater los und dient dem Vestenberger als Bube

Nach Eppeles Firstreiterei und dem daraus erpreßten Schwur gab Pater Isidor selbst die Hoffnung preis, daß aus dem nun zehnjährigen Eppele jemals ein rechtes Kirchenlicht werden möchte. Diese für beide Teile, den Lehrer wie den Schüler, gleich heilsame Einsicht kam dem Burgpfaffen zudem gar nicht allzu schwer an, denn der Kirche sollte nichts entgehen. Frau Jutta hatte wieder einen Sohn geboren, dessen Gemütsart besser als die Eppeles zur Hoffnung berechtigte, es könnte doch noch einmal ein Gailing als Heiliger den Kalender bevölkern. Frau Jutta und Ritter Arnold taten den Verspruch also für den jüngsten Sohn und wurden von Pater Isidor aus dem ersten Gelübde entlassen, worüber Eppele den bislang höchsten Sprung seines Lebens vollbrachte. Frei wie er nun war, kam Eppele überhaupt nicht mehr aus den Ställen und Zeugkammern, ritt die kitzlichsten Rosse zupaß, lernte von den Knechten, wie im vollen Lauf des Pferdes ein Speer zu brechen ist, schoß mit Pfeil und Bolzen auf zwanzig Schritt ins Schwarze und gab den jungen Knechten zwei Ellen vor, wenn sie fünfzig Schritte mit ihm laufen wollten. Ritter Arnold von Gailing wurde dieser Gaben Eppeles bald inne, schmunzelte insgeheim vor Stolz und überlegte, welchem Freunde und Waffenbruder er Eppele zu weiterer ritterlicher Lehre überantworten durfte. Keiner war für diese Aufgabe würdiger beschaffen als der Ritter von Vestenberg, bekannt und berühmt in Franken und darüber hinaus als ein gewaltiger Kriegs- und Turnierheld, kundig aller Kniffe und Pfiffe, die den rechten Ritter machen. Arnold von Gailing fragte den Vestenberger an, ob er aus Eppele einen rechten Ritter bilden wollte und behielt die zusagende Antwort erst drei Wochen für sich, bevor er sie Eppele kundtat.

Die Woche nach Ostern 1322 sprengte Eppele an der Seite seines Vaters dem Schloß Rügland des Vestenbergers zu und sah den Bergfried von Illesheim ohne großen Kummer hinter den Hügeln untertauchen.


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