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Was die Moken erzählen

Ich kann im Rahmen dieses Buches nicht auf die einzelnen Kulturelemente der Moken eingehen und möchte hier nur einige Sagen und Märchen wiedergeben, die uns die Moken erzählt haben, und die ich teilweise im Urtext niederschreiben konnte. Denn diese Überlieferungen aus alten Zeiten, die von geheimnisvollen Zaubern und seltsamen Unwesen handeln, sagen uns mehr von der Herkunft eines Naturvolkes, als man auf irgendeine andere Weise erfahren kann.

Einige Märchen stammen zweifellos von den Nachbarn der Moken und sind von diesen erst in junger Zeit übernommen worden. Auch sie sind von Bedeutung, weil sie zeigen, daß die Moken zwar derartiges Kulturgut übernommen, es aber nicht dem ihrigen assimiliert haben. Um Irrtümer zu vermeiden, werde ich die Herkunft solch fremder Märchen aber jeweils angeben.

Meine Gewährsleute machten einen guten Eindruck und ich konnte mich des öfteren vergewissern, daß sie nichts aus dem Stegreif erfanden, sondern ihre Geschichten auch den anderen Moken bekannt waren. Boa fing einmal an zu erzählen, brach dann ab und lief fort, um einen Moken zu holen, »der die Geschichte besser kennt«. Waren mehrere Gewährsleute bei mir versammelt, kam es wiederholt vor, daß einer von ihnen mir eine Geschichte erzählte, die mir schon von anderer Seite in völlig gleicher Weise berichtet worden war.

Meine besten Gewährsleute waren Kätschat, der etwa 50jährige Schamane von Lampi Island, unser 25jähriger Dolmetsch Tutha, der 40jährige Boa von der Insel Gompa, der 35jährige Dayep von der Insel Kulikma bei Daung Island und schließlich der 28jährige Gudi von der Insel Kondidyon (liegt zwei Tagesfahrten westlich von Daung).

 

Wie die Moken entstanden sind

Einst lebte in China eine Königstochter. Sie hatte einen Hund. Als sie herangewachsen war, spielte sie mit dem Hund und wurde schwanger. Der König war hierüber sehr erzürnt, denn dies galt als große Schande. Er setzte das Mädchen in ein Boot, stattete es mit Lebensmitteln aus und ließ es einen großen Strom nach Süden hinabtreiben. Das Boot schwamm bis zum Meere hin und landete auf einer Insel. Hier gebar das Mädchen einen Knaben. Nachdem sie ihn zwei Tage gestillt hatte, war er bereits zum Manne herangewachsen. Da sagte die Mutter zu ihrem Sohn: »Nimm deinen Fischspeer, und gehe den Strand entlang nach der anderen Seite der Insel, dort wirst du eine Frau für dich finden.« Der Bursche zog davon. Die Mutter aber verwandelte sich in ein junges Mädchen und ging ihm auf der anderen Seite entgegen. Der Knabe hielt sie für das angekündigte Mädchen und nahm sie zur Frau. Sie gebar die ersten Moken.

 

Warum die Moken auf Inseln leben

Früher lebten die Moken auf dem Festlande. Da warf die Tochter eines bösen Geistes Felsen ins Meer. Das Meer wallte hoch auf, stieg und überschwemmte alles Land und alle Tiere ertranken. Nur eine Insel ragte noch über dem Meere empor. Da machten die Moken einen Zauber, und das Meer begann zu fallen. Es fiel aber nicht ganz, und seither müssen die Moken auf dem Lande, das durch die Überschwemmung zu Inseln geworden ist, leben.

 

Die Sage von der Urmutter

In sehr alter Zeit verbrannte die ganze Welt, nur eine Frau blieb übrig. Da neigte die Frau ihre Hüften nach Osten und gebar die Weißen, dann neigte sie sich nach Norden, und es kamen die Burmesen zur Welt. Sie neigte sich nach Westen, und es entstanden die Inder, und als sie sich dem Süden zuwendete, gebar sie die Chinesen. Sie neigte sich nach Südosten, und es entstanden die Malaien, sie beugte ihre Hüften nach Nordwesten, und es kamen die Kala (indische Kuli), sie neigte sich nach Südwesten, da kamen die Lonta (Orang Laut), und sie beugte sich nach Nordosten, und es entstanden die Moken.

Die Menschen lebten alle zusammen auf der kleinen Insel Tody. Auf dieser Insel war zu wenig Platz für so viel Menschen. Da erschien auf einmal noch ein Riese, namens Ya. Da er sich aber nicht mit den Menschen mischen wollte, baute er sich ein Floß, auf dem er im Meere lebte. Als das Boot zu verfaulen begann, errichtete er einen großen Berg, der als Insel aus dem Wasser ragte. Auf diesem Berg lebte er nun. Das sahen die Urmutter und ihre Kinder und baten ihn, doch mehrere solcher Inseln zu bauen, damit sie Raum zum Wohnen hätten. Der gutmütige Riese tat es und schuf die Welt für die vielen Menschen.

 

Die Entstehung der Seekuh

Boa erzählte von einem Wesen, das halb Fisch, halb Frau ist und Duyugn heißt. Es ist etwa 3-4 Fuß lang, hat reiches Haar, einen Schwanz wie ein Fisch, Brust, Geschlechtsorgane und Stimme wie eine Frau. Es sei auf folgende Weise entstanden:

Es waren einmal zwei sehr wilde Moken, die eine Tochter hatten. Das Mädchen sollte arbeiten, war aber immer unzufrieden und gehorchte den Eltern nicht. Als sie eines Tages an den Strand ging, wurde sie von den Geistern ins Meer gezogen und in das Wesen Duyugn verwandelt. Nun muß sie immer im Meere leben.

Boa erzählte weiter, daß man nicht laut sprechen und nur ganz leise vorgehen dürfe, will man eine Seekuh fangen. Wenn man die Harpune nach ihr wirft, so fragt sie: »He, ihr Männer, habt ihr ein Tau aus Fasern, aus Rohr oder aus Eisen an der Harpune?« Dann flieht sie. Fängt man sie, dann sieht man, daß sie wie eine Frau aussieht und Haare unter den Armen hat, daß sie weint und atmet wie ein Mensch.

 

Wie die Orang Laut entstanden sind

Im Verlaufe der Jahrhunderte wurden viele Moken, die an der Westküste der Malaischen Halbinsel ihr primitives Nomadenleben führten, von den Malaien gefangen und als Sklaven in der Nähe der malaischen Küstendörfer angesiedelt. Ihre Nachkommen vermischten sich mit Malaien, Chinesen und Negritos. Sie haben ihre eigene Kultur aufgegeben, sprechen zum Teil nur mehr malaisch und werden von den Malaien »Orang Laut«, d. h. »Menschen des Meeres« genannt. Die Moken nennen sie »Orang Louta«. Die Malaien bezeichnen aber nicht nur sie, sondern auch alle anderen Fischer der Küste als »Orang Laut«.

Die Moken hatten am Strande einige Hütten gebaut. Da zogen die Männer eines Tages aus, um zu fischen. Sie fuhren alle in einem Boot die Küste entlang. Da sahen sie einen Baum direkt aus dem Meere ragen, fuhren hin, und sahen, daß der Baum an jedem Zweig andere Früchte trug. Die Männer erkletterten den Baum, um die Früchte zu ernten. Da sah der erste unter dem Baum im Wasser ein schönes Meermädchen. Er sprang ins Wasser, um es zu fangen. Da verwandelte sich das Mädchen in einen Hai und fraß den Mann auf. Dann erging es dem zweiten ebenso und den anderen auch, bis alle gefressen waren. Nur einer blieb übrig, da er das Mädchen nicht sah. Dieser wollte heimkehren, der Hai hatte aber sein Boot zertrümmert. Da beschwor er die Geister, und die Geister fuhren in ihn. Er rief nun die Fische des Meeres herbei, setzte den Fuß auf den ersten, aber dieser versank, und bei dem zweiten und den folgenden erging es ebenso. Nur ein Fisch war stark genug, ihn zu tragen, es war der Paket (Hammerhai). Der Fisch trug den Mann sieben Tage lang bis zur Küste. Da verließen ihn wieder die Geister, er ging ins Dorf und erzählte den Frauen, was geschehen war. Diese waren sehr traurig und fuhren sofort bis zu der Stelle, an der die Männer den Baum gesehen hatten. Dort erbauten sie einen Tempel, rammten sakrale Pfosten in die Erde und opferten den Geistern. Hierbei wurden sie von Malaien überfallen und in die Sklaverei verschleppt. Die Malaien vergewaltigten sie, und ihre Kinder wurden die Orang Laut.

 

Das Fabelwesen Kala

Es war einmal ein Mokenehepaar, das hatte sein Boot an den Strand gezogen. Eines Morgens sagte die Frau zu ihrem Mann: »Fahre heute nicht zum Fischen aus!« »Warum nicht?« fragte der Mann. »Ich habe so eine schlechte Ahnung, aber ich kann nicht erklären, warum«, antwortete die Frau. Der Mann aber nahm keine Rücksicht auf die Gedanken seiner Frau und fuhr mit ihr los. Sie ruderte, er stand am Bug und sah nach Schildkröten aus. Als er sich nach einiger Zeit umwandte, war seine Frau verschwunden. Er suchte sie und rief sie. Da tauchte sie auf einmal aus dem Meere auf, war aber in eine Schildkröte verwandelt worden, nur der Kopf war menschlich geblieben. Sie muß von nun an im Meere leben und wird Kala genannt.

 

Wie eine böse Frau zum Affen wurde

Es war eine Frau, die hatte einen viel älteren Mann, schlief aber im Geheimen mit dessen jüngerem Bruder. Eines Tages gingen alle drei in den Dschungel, um Honig und Wurzelknollen zu sammeln. Da verirrten sie sich, und die Frau sagte zu ihrem Geliebten: »Erschlage deinen Bruder, ich liebe nur dich.« Der Mann tat es. Sie zogen weiter und kamen an einen Fluß. Da stellten sie ihre Windschirme auf. Doch der Mann konnte seine Tat nicht vergessen, lief davon und ließ die Frau allein zurück. Als diese sah, daß er verschwunden war, weinte und jammerte sie sehr und rief laut seinen Namen. Da hörte sie in der Ferne seine Stimme, die sagte: »Friß deinen Kot und trink deinen Urin, denn du bist ein böses Weib, mit dem ich nichts mehr zu tun haben will.« Die Frau aber konnte nicht ausnehmen, aus welcher Richtung die Worte ertönten und erkletterte einen Baum, um sich zu orientieren. Da sah sie einen Strom, auf dem Strom schwamm Gischt, und der Gischt war so rot wie das Blut des Erschlagenen. Da fürchtete sie sich sehr und begann zu klagen wie ein Laua (kleine Affenart), sprang von Ast zu Ast und war in einen Affen verwandelt worden.

 

Die gestohlenen Fische

Es waren einmal drei Männer, die fingen viele Fische und schickten sich an, sie zu räuchern. Als dies geschehen war, blieb einer zurück, um das Nachtrocknen an der Sonne vorzunehmen. Die beiden anderen fischten weiter. Da kam aus dem Dschungel ein »moron tsaleam«, das sind Männer, die am Festlande auf hohen Bäumen des dichten Dschungels leben. Sie haben einen spitzen Hintern und durchbohren alles, worauf sie sich setzen. Dieser Böse begann nun die Fische zu essen, und der Wächter fürchtete sich so sehr, daß er sich nicht getraute, ihm dies zu verbieten. Die beiden Männer kamen zurück, fragten nach den Fischen und ärgerten sich sehr über den schlechten Wächter. Doch dasselbe wiederholte sich noch zweimal, und schließlich gab es keine Fische mehr zu fangen. Da waren die beiden Männer wütend, fielen über den Wächter her und wollten ihn totschlagen. Er entfloh aber in den Dschungel. Er verirrte sich. Da kam ein großer Affe auf ihn zu und sagte: »Sorge dich nicht, ich werde dich zu deinen Eltern bringen. Lege dich nur schlafen.« Der Bursche tat es und war, als er erwachte, mitten unter den Seinen. Kein Mensch wußte, wer ihn dorthin gebracht hatte.

 

Das Mädchen und die Python

Es war einmal ein altes Ehepaar, das vier Töchter hatte. Es ging in das Watt, ohne sich ein Boot mitzunehmen, der Mann, um Rifftiere zu speeren, die Frau, um Muscheln zu sammeln. Auf einmal merkten sie, daß die aufsteigende Flut sie auf einer kleinen erhöhten Stelle eingeschlossen hatte. Sie wußten keinen Ausweg. Da versprach die Frau demjenigen, der sie retten wollte, die Hand einer ihrer Töchter. Da kam eine Python durchs Meer herangeschwommen, forderte die beiden alten Leute auf, sich auf ihren Rücken zu setzen, und trug sie ans Land. Sie gingen zusammen zur Hütte der beiden Alten. Diese fragten die älteste Tochter, ob sie die Python heiraten wolle. Das Mädchen wollte nicht. Da fragten sie die zweite Tochter, doch auch diese weigerte sich; ebenso die dritte Tochter. Die jüngste Tochter aber sagte: »Wenn mich meine Eltern der Schlange geben wollen, so bin ich damit einverstanden.« Da verlangte die Schlange, man solle ihr sieben Abende hindurch eine halb mit zerriebenen Wurzelknollen, halb mit Wasser gefüllte und mit zwei Blumen geschmückte Schüssel vor den Eingang der Hütte stellen. Und so geschah es auch. Am achten Tage kroch die Schlange zu dem Mädchen hinein und schlief mit ihr. So tat sie drei Nächte lang. Am vierten Tag sagte das Mädchen zu ihrem Vater: »Vater, stehe heute Nacht leise auf und entzünde plötzlich die Bambusfackel, doch so, daß niemand anderer davon erfährt.« Als der Vater dies tat, fiel er ohnmächtig zur Erde. Er kam wieder zu sich und sah, daß die Hütte von oben bis unten mit den verschiedensten Lebensmitteln angefüllt war und die Python sich in einen hübschen Burschen verwandelt hatte, der noch viele Jahre hindurch mit dem Mädchen und dessen Eltern glücklich lebte.

 

Der Frosch und das Mädchen

(zeigt bereits malaiischen Einfluß)

Auf einer Insel lebten drei Schwestern. Die Jüngste hatte einen Frosch als Geliebten. Eines Tages nahm der Frosch ein Boot und ruderte zur Küste. Kaum war er fort, da schaukelten sich die Mädchen auf einer Planke im Wasser, gerieten in Streit und die Älteste warf die Jüngste ins Meer. Die Strömung trug sie wohl gegen die Küste zu, doch diese war weit, und es verließen sie die Kräfte. Da sah sie auf einmal, wie sich ein mächtiger Baum aus dem Meere erhob und erkletterte ihn. Aber die Küste war noch weit. Da beschwor das Mädchen die Geister, sie möchten ihren Geliebten senden, und nach zwei Tagen kam der Frosch in einem Boot dahergefahren. Er packte das Mädchen in einen Korb, den er sorgfältig verschloß, und segelte damit zur Insel zurück. Dort empfingen ihn die beiden Schwestern. »Wo ist die Jüngste?« fragte der Frosch. »Da ist sie«, sagte die Älteste, und wies auf ihre Schwester hin. »Das kann sie nicht sein«, sagte der Frosch, »eure jüngste Schwester ist schwanger«. Doch die Mädchen beharrten bei ihrer Angabe und spielten und tollten im Boot umher und stießen an den Korb an. Das eingeschlossene Mädchen ließ Wasser ab, und der Frosch sagte: »Jetzt habt ihr meine Ölflasche zerschlagen.« Die Mädchen sammelten das vermeintliche Öl und schmierten damit ihr Haar ein. Da öffnete der Frosch den Korb, und die bösen Schwestern erschraken, daß sie tot umfielen. Der Frosch aber verwandelte sich in einen hübschen Burschen und lebte glücklich mit seiner Frau auf der Insel.

Augenscheinlich von den Karen übernommen wurden folgende Märchen:

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Abb. 18. Regenwaldgebirge im Süden der siamesischen Halbinsel, die den Lebensraum der negritischen Semang bilden

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Abb. 19. Negritischer Semang von der nördlichsten Stammesgruppe zwischen Trang und Patalung

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Abb. 20. Moken weddider Rasse. Wie ersichtlich, weisen die Moken keinen negritischen Einschlag auf

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Abb. 21. Ketai, ein junger Semang, steckt einen vergifteten Pfeil in das Mundstück eines Blasrohres

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Abb. 22. Blättergeschmückt und mit bemalten Gesichtern vollführen die Semang ihre wilden Tänze

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Abb. 23. Affen sind der Lieblingsbraten der Semang. Während Lom die Eingeweide entfernt, hält er den Affen geschickt mit der großen Zehe seines Fußes fest

 

Der Mann Karen

Es war einmal ein Mann, der hieß Karen. Er hatte Pfeil und Bogen und ging in den Wald, um Affen zu schießen. Er fand keine Affen und ging immer tiefer in den Wald. Da sah er unter einem mächtigen Baum einen Hund etwas fressen. Er dachte, daß da Menschen in der Umgebung sein müßten und beobachtete die Umgebung. Da sah er auf dem Baum ein Haus und in dem Haus ein schönes Mädchen. Er rief dem Mädchen zu, es solle ihm Wasser bringen. Sie wollte nicht. Da kletterte er den Baum hinauf und schlief bei ihr. Dann sagte er, daß er morgen Nacht wiederkommen werde. »Wenn du hörst, daß jemand Gras ausreißt, dann bin ich es, dann lasse die Leiter hinunter.« Das Mädchen versprach es. In der Nacht kam ein Tiger an den Baum heran und fraß Gras. Das Mädchen glaubte das verabredete Zeichen zu hören und ließ die Leiter hinunter. Da stieg der Tiger auf den Baum, fraß das Mädchen halb auf und legte sich in der Hütte schlafen.

Als der Mann kam und sein Zeichen gab, geschah nichts. Als er lauschte, hörte er Tropfen zu Boden fallen. Er streckte seinen Dha (Dolchmesser) aus, fing einige Tropfen auf und merkte, daß es Blut war. Da stieg er auf den Baum und sah das tote Mädchen und den Tiger. Er tötete mit dem Dha den Tiger und war sehr traurig über den Tod des Mädchens. Er schnitt ihr die Haare ab, legte sie unter einen Reismörser und ging zu den Eltern des Mädchens, um ihnen von dem Unglück zu erzählen. Die Eltern gingen zu ihrer Tochter und fanden die halbe Leiche und den toten Tiger. Sie machten ein Feuer und verbrannten den Tiger. Sie wollten auch die Leiche des Mädchens verbrennen, doch diese verbrannte nicht, und das Feuer verlöschte. Dies wiederholte sich dreimal. Da wurde der Mann sehr traurig und sprang in das Feuer zu der Leiche des Mädchens. Da schossen die Flammen hoch empor, und beide verbrannten.

An derselben Stelle, an der die beiden verbrannten, begannen nach einiger Zeit zwei Bambuspflanzen zu sprossen. Die Eltern des Mädchens schnitten sie ab, um sie zu Hause als Gemüse zuzubereiten. Sie legten die Bambussprossen auf das Gestell über das Feuer und bereiteten Reis mit verschiedenen Gewürzen zu. Schließlich vergaßen sie die Bambussprossen. Nach einiger Zeit merkten die Eltern, daß während ihrer Abwesenheit immer jemand die Hausarbeit verrichtete und das Essen kochte. Da legten sie sich auf die Lauer und sahen einen Burschen und ein Mädchen aus dem Bambus heraussteigen, die Arbeit verrichten und wieder verschwinden. Da traten die Eltern in das Haus, ergriffen die Bambussprossen und warfen sie in das Feuer. Da vernahmen sie Stimmen, die zu ihnen sprachen: »Vater, verbrenne unsere Kleider nicht!« Aber der Vater sagte: »Das sind nicht eure Kleider, kommt, ich werde euch andere geben!« Da verwandelten sich die beiden in Menschen und lebten wieder mit ihren Eltern. Diese bekamen noch ein Mädchen. Es wuchs heran und sah, daß ihre ältere Schwester Holzkohle an ihrem Hinterkopf hatte. Es fragte danach, doch die Schwester antwortete nicht und verbot, die Holzkohle zu berühren. Als jedoch die Schwester schlief, schlich das kleine Mädchen an sie heran und nahm ihr die Kohle aus den Haaren. Da verschwanden die Schwester und der Bursche augenblicklich und wurden nicht mehr gesehen.

 

Die Geschichte vom Waisenknaben

Es war einmal ein Waisenknabe, der so arm war, daß er nichts hatte, um sich zu kleiden und nur die Reisabfälle aß, die sein Nachbar beim Reisstampfen verstreute. Doch der Nachbar gönnte ihm nicht einmal diese und jagte ihn fort. Da lief er in den Dschungel, nahm die Blätter eines wilden Baumes, erwärmte sie bis sie weich waren und bedeckte damit seine Blöße. Dann legte er sich unter einen Baum und schlief. Im Traume erschien ihm eine alte Frau, die zu ihm sprach: »Gehe weiter, bis du zum nächsten Banyunbaum kommst. Schlage den Baum nieder, und schreite dann von der Seite der Baumkrone an ihn heran. Da wirst du zwei Bündel ungedroschenen Reises, zwei Eier, zwei Messer und zwei Kinder finden. Brenne dann den Banyunbaum nieder und pflanze in seiner Asche Reis.« Der Knabe tat, wie es ihm geheißen ward, und hatte von nun an immer genug zu essen.

 

Die Geschichte von der bösen Stiefmutter

Es war einmal ein Witwer mit drei Söhnen. Er heiratete eine zweite Frau. Die Stiefmutter konnte die Söhne nicht leiden und sagte zu ihrem Mann, er solle sie töten. »Warum?« fragte der Mann. »Sie essen zu viel«, erwiderte die Frau.

Da gingen der Mann mit den drei Söhnen in den Dschungel. Vor einem mächtigen Baum blieb er stehen und befahl dem Ältesten, den Gipfel zu erklettern, dem Mittleren, auf halber Höhe zu bleiben, und dem Jüngsten, sich neben den Baum zu stellen. Der Vater wollte den Baum niederschlagen, und die drei Söhne sollten den stürzenden Baum auffangen. In Wirklichkeit aber hoffte er, daß er sie erschlagen würde. Dann schlug er den Baum um. Die Burschen aber fingen den Baum auf und trugen ihn zu ihrer Mutter nach Hause. »Was soll der Baum?«, fragte die Stiefmutter. »Feuerholz schickt der Vater«, sagten die Burschen.

Und wieder zog der Vater mit seinen Söhnen aus, bis zu einer steilen Felswand. Die Burschen mußten sich unten aufstellen, und er gebot ihnen, die Steine aufzufangen. Er löste drei mächtige Felsen und warf sie den Abhang hinunter. Die Burschen aber fingen die Steine auf und trugen sie nach Hause. »Was sollen die Felsen?«, fragte die Stiefmutter. »Herdsteine schickt der Vater«, antworteten die Burschen.

Noch manches unternahm der Vater, die Söhne folgen ihm immer, er konnte sie aber nicht loswerden.

Schließlich ging er mit ihnen in den Dschungel, schlug Holzpflöcke in einen hohen Baum und kletterte hinauf. Dann gebot er den Burschen, ihm zu folgen. Sie taten es. Dann kletterte der Vater hinunter, zog leise die Pfosten heraus und ging heim. Da sagte der älteste der Söhne zu den anderen: »Der Vater will uns töten.« Die Burschen zogen nun ihre Hüftschürze aus, rissen sie in Stücke, flochten daraus ein Seil, erreichten den Boden und wanderten von der Heimat fort. Als sie zwei Hügel überklettert hatten, kamen sie in ein Haus. In dem Haus sahen sie ein junges Mädchen, das sich ängstlich unter alten Matten versteckte. Die Burschen fragten es, warum es Angst habe. Da erzählte das Mädchen, daß eine große Schlange ihre Eltern gefressen hätte, und es nun fürchte, daß die Schlange wiederkäme, um sie selbst zu holen. Wie sie das sagte, kam schon die Schlange heran. Sie wollte die drei Burschen fressen, diese kämpften aber mit ihr und töteten sie. Dann schnitten sie ihr den Leib auf und fanden viele Knochen darin. Sie forderten nun das Mädchen auf, seine Eltern beim Namen zu rufen und schlugen selbst mit Stöcken siebenmal auf die Knochen. Da wurden die Eltern des Mädchens wieder lebendig.

Hierauf sagte der älteste Bruder zu dem jüngsten: »Bleibe du so lange hier, bis der Kasuarinenbaum neben dem Hause verwelkt, dann folge uns nach.« Die beiden Älteren machten sich auf den Weg und kamen nun wieder in ein Tal, in dem ein Haus stand. Es ereignete sich genau dasselbe wie das erstemal, nur war es keine Schlange, sondern ein Riesenvogel, der das Mädchen bedrohte. Der mittlere der Brüder blieb zurück, der älteste ging weiter, und wieder ereignete sich dasselbe, nur war es diesmal ein Drache, der daherkam, um den Burschen zu fressen. Dieser aber forderte den Drachen auf, ihm die Schuppen an seinem Hals zu zeigen. Der Drache tat es, und der Bursche schnitt ihm rasch den Hals ab.

Der älteste Sohn heiratete nun das Mädchen und bekam ein Kind. Er sagte zu seiner Frau: »Lasse das Kind nicht mit meinem Stock spielen.« Die Frau aber achtete nicht darauf, und der Stock schwebte in die Luft empor und kam nicht wieder. Da pflanzte der Mann eine Pflanze und befahl der Frau, sie fleißig zu begießen. Sie tat es, und die Pflanze wuchs zusehends. Der Mann erkletterte sie, und sie wuchs immer höher, bis sie fast den Stab erreichte. Da kam ein böser Geist in Menschengestalt zur Frau und sagte ihr: »Wenn du die Pflanze mit kochendem Wasser begießt, so wächst sie noch rascher.« Die Frau tat es und die Pflanze starb. Der Mann aber fiel herab und war tot, die stürzende Pflanze erschlug Frau und Kind.

Augenscheinlich von den Malaien wurden übernommen:

 

Die Fabel von dem kleinen Moschustier und dem großen Tiger

Am Strande trafen sich Tiger und Moschustier vor einem Bienenschwarm, der sich in einem hohlen Baume aufhielt. Der Tiger wollte das Moschustier fressen, dieses aber sagte: »Schlage gegen den Baum, dann will ich mich gerne von dir fressen lassen.« Dann lief es davon, blieb in einiger Entfernung stehen und wartete. Der Tiger schritt auf den Baum zu und schlug mit seiner mächtigen Pranke gegen die Höhle. Da kamen die Bienen heraus und zerstachen ihn so fürchterlich, daß er sein Leben nur durch schleunige Flucht retten konnte.

Am nächsten Tage trafen sich Tiger und Moschustier in der Nähe einer schlafenden Python. Als sich der Tiger anschicken wollte, das Moschustier zu fressen, sagte dieses: »Wenn du die Schlange als Halskette umlegst, will ich mich gerne von dir fressen lassen.« Dieses sagend lief es davon, blieb in einiger Entfernung stehen und wartete. Der Tiger legte die Schlange um seinen Hals, diese aber würgte ihn so sehr, daß er bald lahm und krumm in den Dschungel lief und froh war, mit dem Leben davongekommen zu sein.

Am dritten Tage war das Moschustier gerade dabei, Chillifrüchte (starkes Gewürz) zu sammeln, als der Tiger wieder herbeikam. »Heute sollst du mir aber nicht entkommen«, sagte der Tiger. »Gut, ich bin einverstanden«, sagte das Moschustier, »siehe, ich habe dir auch schon eine Vorspeise vorbereitet. Nachdem du diese gegessen hast, wird dir mein Fleisch köstlich munden.« Der Tiger fraß die Chillifrüchte und glaubte, Feuer geschluckt zu haben. Wütend stürzte er sich auf das Moschustier, dieses aber lief davon und der Tiger hinter ihm her. Dabei übersahen beide ein tiefes Wasserloch und fielen hinein. Der Tiger schlug mit seiner Pranke gegen das Moschustier, dieses aber wich aus. Doch der Schlag war so heftig, daß das Wasser hoch aufspritzte und das kleine Moschustier den Rand des Wasserloches erreichen und entkommen konnte. Der Tiger aber konnte sich nicht retten und ertrank.

Einige Tage spazierte das Moschustier ahnungslos den Strand entlang, da wurde es unvermutet von der Tigerin gefangen. »Beiß mich nicht«, sagte das Moschustier, »sonst bleibe ich am Leben. Nur wenn du mich als Ganzes verschluckst, werde ich sterben.« Die Tigerin glaubte es. So kam das Moschustier in den Magen der Tigerin. Diese pirschte sich an ein wildes Schwein an. Gerade als sie sich zum Sprunge anschickte, schrie das Moschustier aus Leibeskräften: »Der Tiger ist da!« Das Schwein sah auf und rannte davon, was es seine Beine nur tragen konnten. Dasselbe wiederholte sich mit einem Hirsch und allem anderen Wild, das die Tigerin schlagen wollte. So vergingen sieben Tage und die Tigerin wurde mager und schwach. Da entschloß sich das Moschustier zu entfliehen, machte sich ganz dünn und schlüpfte beim After heraus, als die Tigerin Stuhl ließ. Es stellte sich tot, so daß die Tigerin dachte, es sei Kot. Dann sprang es auf, lief weg und verhöhnte die Tigerin: »Du dumme Tigerin, hättest du zugebissen, wäre ich längst tot!« Seit dieser Zeit zerlegen die Raubtiere ihre Beute immer vorsichtig und zerbeißen sie in kleine Stücke, bevor sie sie hinunterschlucken.

 

Der Bursche und die Fee

(Hier sei erwähnt, daß die Moken eine Anzahl weiblicher Geister kennen, bunay katoy genannt, die den Menschen weder schaden noch nützen. Sie kümmern sich nicht um die Menschen. Ich nenne sie hier Feen. Wohl zu unterscheiden sind die weiblichen bösen Geister, bunay katoy amon ha genannt, die den Menschen wo sie können schaden.)

Es war einmal ein Bursche, der war so schmutzig, daß ihn seine Eltern aus dem Boote jagten. Er ging in den Dschungel und kam in ein Dorf, in dessen Nähe ein Bach floß. Er fing Fische und brachte sie dem Häuptling des Dorfes. Dieser war sehr froh darüber und wies dem Fremden ein Haus außerhalb des Dorfes an. Jeden Tag fischte der Mann nun für den Häuptling, dann ging er nach Hause und schlug seine Trommel, um sich die Zeit zu vertreiben. Nach sieben Tagen, nachdem er wieder einmal vom Fischfang heimgekehrt war, sah er, daß jemand sein Essen gekocht und alle Hausarbeiten verrichtet hatte. Dies wiederholte sich von nun an regelmäßig. Da wurde der Mann neugierig, legte sich auf die Lauer und sah eine Fee mit langem Haar das Haus betreten, sobald er es verlassen hatte, und alle Hausarbeiten verrichten. Da schlich er sich vorsichtig heran, band ihre Haare an einem Pfosten des Hauses fest, schloß rasch die Türe und hatte so die Fee gefangen. Er schlief sieben Tage lang mit ihr und war sehr glücklich.

Doch dem Häuptling gingen die Fische ab, und er schickte einen Mann aus, der nachsehen sollte, wo der Fischer geblieben war. Dieser Mann traf den Fischer zusammen mit der Fee, die ein sehr hübsches Mädchen geworden war, und berichtete dies dem Häuptling. Da wurde dieser neidisch und sann nach, wie er den Burschen töten könnte. Er gab ihm den Auftrag, Milch von einer Tigerin zu holen. Dies erzählte der Bursche sehr traurig seiner Fee. Da gab ihm diese ihren Ring und hieß ihn getrost zur Tigerin gehen und um Milch bitten. Der Bursche tat es und bekam auch die Milch. Der Häuptling aber schickte ihn nochmals aus mit dem Auftrag, Milch von einer Kobra zu bringen; auch dies vollbrachte der Bursche in derselben Weise. Da schickte ihn der Häuptling aus, um Milch vom wilden Gaur zu holen. Auch dies tat der Bursche. Da gab es der Häuptling auf, ihn verderben zu wollen.

Eines Tages ging der Bursche mit der Fee am Strande spazieren. Da stieß ihn diese unverhofft ins Wasser. Es löste sich der Schmutz und der Grind von der Haut des Burschen, und er wurde bildschön. Tags darauf badete er im Meere und verlor den Ring. Ein Fisch schwamm herbei und verschluckte ihn. Da schickte die Fee eine Fischotter aus, die fing den Fisch und brachte den Ring zurück.

Ein andermal ging der Bursche mit zwei Gefährten Rochen harpunieren. Sieben Tage lang hatten sie kein Glück, die Harpunen splitterten, und die Fische entkamen. Endlich hielt die Harpune fest, der Fisch zog sie hinter sich her und tauchte dann in die Tiefe. Sie mochten ziehen, so fest sie konnten, der Strick rührte sich nicht. Da gab der Bursche einem seiner Begleiter den Befehl zu tauchen und nachzusehen, was der Grund für das Festsitzen der Harpune sei. Dieser tauchte und sah unter Wasser ein Haus und einen Tempel, in dem ein Mann saß. Er tauchte auf und erzählte, was er gesehen hatte. Die anderen wollten es nicht glauben und tauchten alle gleichzeitig nochmals unter. Sie kamen zum Haus, es war leer. Der Mann im Tempel aber fragte sie, was sie wollten. Der Jüngste bat um Fleisch und Fische, die anderen wollten Pflanzen und Früchte. Da tötete der Mann den Jüngsten, die beiden anderen aber bekamen, was sie sich gewünscht hatten und kehrten nach Hause zurück, wo sie noch lange glücklich mit der Fee lebten.

 

Die Geschichte von den malaiischen Bootsleuten

Ein Schoner mit 10 Mann, dem Kapitän und dessen Frau fuhr nach Marble Island. Auf dem Wege dahin fischten sie und fingen einen mächtigen Stechrochen. Obwohl der Kapitän verheiratet war, beschlief er den Fisch, dessen Vagina so aussieht wie die einer Frau. Der Rochen aber war unwillig darüber und stach den Kapitän in den Penis. Der Kapitän starb. Seine Frau, die in Wirklichkeit eine Geistertochter war, fürchtete, die Bootsleute würden sich nun im Streite um sie erschlagen, und verbot diesen, den rückwärtigen Raum des Schiffes (Aufenthaltsraum für den Kapitän und dessen Frau), zu betreten. Sie verheimlichte ihnen den Tod ihres Mannes und steuerte das Schiff ganz im Geheimen selbst. Sie ließ den Schoner an einer kleinen Insel anlegen und befahl alle Bootsleute zu sich. Während diese den Toten umstanden, machte sich die Frau davon und verwischte ihre Spur. Die Bootsleute suchten sie vergebens und ließen ihren Schoner im Stich, der Schiffbruch erlitt.

 

Die Malaientochter Tsiti

Es war einmal eine Malaientochter, die hieß Tsiti. Sie wollte auf Marble Island Vogelnester ernten. Sie stürzte aber dabei in eine tiefe Höhle und erschlug sich. Da kamen die Malaien, machten ein großes Fest und stiegen in die Höhle hinab, um den Körper zu holen. Als sie unten ankamen, fanden sie nur Knochen ohne Fleisch. Sie hüllten die Knochen in ein weißes Tuch, dann entstand aus ihnen auf einmal wieder das junge hübsche Mädchen. Es sagte, es wolle nur 20 Tage bei seinen Eltern bleiben, und so geschah es auch. Nach dieser Zeit verschwand sie spurlos und kein Mensch hat sie je wieder gesehen.

 

Die Geschichte vom Opiumraucher

Es war einmal ein reiches Ehepaar, das hatte einen Sohn. Der Sohn rauchte so viel Opium, daß die Eltern in große Armut gerieten. Da waren die Eltern sehr böse und jagten ihn mitsamt seiner Opiumpfeife davon. Er ging in den Dschungel und kam in ein Dorf der Riesen. Als er in ein Haus gehen wollte, kam ein Mann auf ihn zu und sagte: »Das ist ein Dorf der Riesen. Laufe davon, sonst werden dich die Riesen fressen.« Er machte die Tür eines Hauses auf und zeigte dem Burschen, daß es voll menschlicher Knochen war, die die Riesen von ihren Mahlzeiten übriggelassen hatten. Der Bursche aber fürchtete sich nicht, legte sich in dem Hause nieder und begann Opium zu rauchen. Da kamen die Riesen nach Hause und sagten zu ihm: »Mach, daß du fortkommst, sonst fressen wir dich.« Der Bursche aber sagte: »Ich muß erst Feuer essen, denn ich bin hungrig.« Die Riesen, die noch nie einen Opiumraucher gesehen hatten, sahen ihm überrascht zu. Als der Mann den Rauch einatmete und dieser in seinem Körper verblieb, glaubten die Riesen seine Worte und erschraken sehr. Sie boten dem Mann kostbare Geschenke an, wenn er nur in Frieden von dannen ziehen wollte. Der Mann nahm die Geschenke an sich und brachte sie seinen Eltern, die in bitterer Armut lebten. So wurden sie wieder reich und lebten zufrieden miteinander.

 

Die verwandelten Söhne

Es war einmal eine alte Frau, die hatte drei Söhne. Sie gingen in den Dschungel, verloren den Weg und irrten sieben Tage umher. Da trafen sie einen Geist in Menschengestalt, der ihnen befahl, kein Wort zu reden, bis sie wieder zu Hause seien, und ihnen dann den Weg zeigte. Als sie zu Hause waren, fragte die Mutter ihre Söhne, wo sie gewesen waren, und sie erzählten. Da forderte die Mutter sie auf, ins Haus zu treten. Die Söhne aber sagten: »Wenn wir hier wohnen bleiben, werden wir in Tiere verwandelt werden.« (Nach malaiischer Vorstellung wird ein Mensch, der sich längere Zeit im Dschungel verirrt, in ein Tier verwandelt.) Die Mutter aber sagte: »Nehmt jeder sieben Handvoll Reis und werfet sie nach Osten und Westen und bleibet sieben Tage in meinem Haus. Dann werdet ihr nicht verwandelt werden.« Die Söhne aber sagten: »Wenn wir unseren Reis wegwerfen, werden wir verhungern.« Da sagte die Mutter: »Nehmet sieben Blumen, werfet sie nach Osten und Westen, dann werdet ihr zu essen haben.« Die Söhne taten es und die Mutter ging in den Wald, um Wurzelknollen zu sammeln. Die Söhne aber fanden trotzdem immer Essen vorbereitet. Als die Mutter am siebenten Tage zurückkehrte und nach ihren Söhnen sah, waren sie alle in zweiköpfige Schlangen verwandelt worden. Als die Mutter die Türe öffnete, schlüpften sie alle hinaus in den Dschungel und wurden nie mehr gesehen.

 

Der Tiger und die Mädchen

Es waren einmal vier Schwestern, die gingen in das Reisfeld, um Unkraut zu jäten. Das Feld war groß, und es war sehr heiß. Da kam der Tiger und sagte: »Was gebt ihr mir, wenn ich euch die Arbeit abnehme?« Da sagte die Älteste: »Dann will ich dich heiraten.« Der Tiger steckte die vier Mädchen in vier Körbe, machte einen Zauber, und das Feld war vom Unkraut gesäubert. Dann nahm er die Älteste aus dem Korb heraus und ging mit ihr zu seinem Wohnplatz in den Dschungel. Dann sagte er zu ihr: »Bereite du das Essen, ich gehe meine Verwandten holen, dann können wir Hochzeit feiern. Wenn der Reis aber gar ist, schütte das Wasser nicht neben dem Feuer ab, sondern trage es weit weg vom Wohnplatz.« Das Mädchen aber achtete nicht darauf und schüttete das Wasser neben dem Feuer aus, wie sie es gewohnt war. Da erschien plötzlich ein guter weiblicher Geist und sagte: »Wenn du hier bleibst, werden die Tiger kommen und dich fressen.« Da fürchtete sich das Mädchen und wollte nach Hause laufen. Da sagte die Alte: »Die Tiger werden dich verfolgen und töten. Sammle Termiten in einen hohlen Bambus, und klettere auf einen Baum.« Das Mädchen tat es. Da kamen die Tiger, sieben an der Zahl, fanden das Mädchen nicht zu Hause und gingen es suchen. Als sie auf den Baum hinaufblickten, warf das Mädchen den Tigern die Termiten in die Augen. Da kam ein großer Vogel und trug sie auf einen anderen Baum. Doch die Tiger folgten ihr nach. Auf dem Baum saß eine Riesenspinne und wob ihr Netz. Als die Tiger unter dem Baum angelangt waren, bat das Mädchen die Spinne um einige Fäden. Mit diesen kletterte das Mädchen von Baum zu Baum und erreichte ihres Vaters Haus. Die Tiger konnten wegen der Termiten immer noch nicht gut sehen, sprangen umher und verloren oft den Weg. Schließlich aber kamen sie auch an das Haus und schlugen an die Türe. Da versteckte der Vater das Mädchen unter einem großen Korb und schliff seinen Dha. Da drangen die Tiger ins Haus. Sie sahen, daß aus einem Korb eine Zehe heraussah und wußten, daß diese dem Mädchen gehörte. Da bissen sie die Zehe ab, und das Mädchen starb. Da kam der Vater mit seinem frisch geschliffenen Dha und schlug die sieben Tiger tot. Dann ging er auf das Feld und befreite die anderen drei Töchter aus den Tigerkörben. Die Älteste aber war tot und konnte auch von ihm nicht mehr zum Leben erweckt werden.

 

Die Untaten der Riesentochter

Es war einmal ein Waisenknabe, der sich von den Abfällen, die andere Leute aus den Booten warfen, nährte. Er wuchs heran und traf ein Waisenmädchen, das sich in gleicher Weise nährte. Sie schliefen zusammen und bekamen ein Kind. Sie bauten ein kleines Haus und lebten glücklich miteinander. Als der Mann eines Tages auf Fischfang ausgezogen war, kam eine Riesentochter, tötete die Frau und begrub sie unweit der Hütte. Die Seele der Frau verwandelte sich in eine Bambusharfe. Der Mann kehrte zurück und erkannte die Riesin nicht, da diese die Gestalt der toten Frau angenommen hatte. Das Kind aber wurde hungrig und schrie. Da sagte der Mann: »Warum fütterst du das Kind nicht?« Die Riesentochter aber antwortete: »Meine Milch ist zu heiß, sie würde es verbrennen.«

Der Mann schlief aber nicht mit der Riesin und wurde in eigenartiger Weise von der Harfe angezogen. Die ganze Zeit, während er zu Hause war, saß er da und spielte auf der Harfe. Da wurde die Riesin zornig, und als der Mann fortgegangen war, zerbrach sie die Harfe. Die Seele der toten Frau aber verwandelte sich in einen Vogel und flog in den Wald.

Das Kind wuchs heran. Die Riesin schickte es eines Tages an den Fluß, um zu baden. Da verwandelte sich die Seele der toten Mutter in eine Schildkröte, schwamm auf das Kind zu, und gab ihm Nahrung und einen Schurz. Als das Kind damit nach Hause kam, war die Riesin sehr ärgerlich darüber, zerriß den Schurz, und das Kind weinte sehr. Das wiederholte sich mehrere Tage hindurch. Da ging die Riesentochter zu den sieben Riesen und bat sie, die Schildkröte zu fangen. Sie taten es und brachten die Schildkröte der Riesin. Diese machte ein großes Feuer, um die Schildkröte zu braten, und trug dem Kinde auf, Feuerholz zu holen. Das Kind aber zerstörte das Feuer. Da schlug die Riesin das Kind, fachte ein neues Feuer an und warf die Schildkröte hinein. Da weinte das Kind sehr, die Schildkröte aber sprach zu ihm: »Weine nicht, iß aber nichts von meinem Fleisch und sammle nach der Mahlzeit der Riesin alle meine Knochen sorgfältig in eine Kokosschale und begrabe sie vor dem Hause.« Das Kind tat es. Am nächsten Tage war an derselben Stelle ein Baum gewachsen, der über und über von den verschiedensten und prächtigsten Blüten übersät war. Da rief die Riesin die sieben Riesen und bat sie, den Baum auszureißen. Sie versuchten es, aber ohne Erfolg. Da erbot sich das Kind, den Baum auszureißen, wenn man ihm erlaube, ihn dann fortzutragen. Die Riesen waren damit einverstanden. Da nahm das Kind den Baum und trug ihn weit weg an die Stelle, wo einst die Mutter beim Sammeln von Abfällen den Vater kennengelernt hatte. Da wurde der Baum wieder zur Mutter. Die Mutter saß da und webte Kleider, das Kind half das Weberschiffchen durchstecken. Da sahen sie in der Ferne den Vater vorbeigehen. Das Kind lief zu ihm und erzählte ihm die Geschichte. Da wurde der Mann sehr zornig und beschloß, die Riesentochter zu töten. Er pflückte eine giftige Frucht und vergiftete sie. Dann zogen Frau und Kind wieder zu ihm, und sie lebten glücklich und zufrieden zusammen.

Siamesischer oder birmanischer Quelle entstammen:

 

Im Reich der Riesen

Es war einmal ein Bursche, der eine Riesentochter geheiratet hatte. Sein Häuptling war darüber sehr ärgerlich, jagte die Riesentochter davon und verwies den Mann des Landes. Er heftete ein Zeichen auf dessen Rücken, damit jeder, der es sah, den Befehl des Häuptlings erfahre, den Mann zu töten. Der Mann wußte nichts davon, machte sich auf und verließ das Land und wanderte immer weiter, bis er müde war. Er legte sich unter einen Baum, um zu schlafen. Da erblickte ihn eine alte Frau, sie näherte sich, und sah das Zeichen. Der Mann tat ihr leid, und sie änderte das Zeichen, so daß nun jeder glauben mußte, daß der Mann ein Verwandter des Häuptlings und aufs beste aufzunehmen sei.

Der Mann wanderte weiter und kam in ein Dorf der Riesen. Die Riesen sahen das Zeichen des mächtigen Häuptlings. Da nahm sich einer des Mannes an, führte ihn in sein Haus und behandelte ihn wie seinen Bruder. Einmal ging der Mann mit dem Riesen in den Wald, um Holz zu sammeln. Da kamen sie an einen großen Baum. »Was ist das für ein Baum«, fragte der Mann. »Das ist der Feuerbaum«, antwortete der Riese, »wenn du die Blätter abreißt und hinter dich wirfst, entsteht ein großes Feuer.« Nach einiger Zeit kamen sie an einen anderen Baum. »Was ist das für ein Baum?«, fragte der Mann. »Das ist der Wasserbaum«, antwortete der Riese, »wenn du die Blätter abreißt und hinter dich wirfst, entsteht eine mächtige Flutwelle.« Wieder kamen sie an einen Baum, und der Mann fragte abermals. »Das ist der Dornenbaum«, sagte diesmal der Riese, »wenn du die Blätter abreißt und hinter dich wirfst, verwandelt sich alles in ein undurchdringliches Dornengestrüpp.«

Sie gingen nach Hause. Sie kamen gerade an, als die Riesen ihre Mahlzeit beendet hatten, und der Mann sah, daß es Menschen waren, die sie gefressen hatten. Da war er ganz entsetzt und lief davon. Als ihn die Riesen laufen sahen, machten sie sich auf, um ihn zu verfolgen. Er aber kam an den ersten Baum, riß die Blätter ab, warf sie hinter sich, und es entstand ein mächtiges Feuer, das die Riesen umgehen mußten. Er kam an den zweiten Baum, riß die Blätter ab, warf sie hinter sich, und es entstand eine riesige Flutwelle, die die Riesen umgehen mußten. Schließlich kam er an den dritten Baum, riß die Blätter ab, warf sie hinter sich, und es wuchs ein dichtes Dornengestrüpp, das die Riesen umgehen mußten. Als sie ihn aber schließlich fast erreicht hatten, kletterte er auf einen Baum. Da sah er, daß der Baum hohl war und versteckte sich in der Höhle. Die Riesen suchten ihn vergeblich. Als der Mann aber aus der Höhle herauskam, sahen sie ihn wieder. Er lief weiter, kam an eine Elefantenherde und versteckte sich im Gehörgang der Leitkuh. Die Riesen fragten die Elefanten, ob sie den Mann gesehen hätten, die Elefanten aber verneinten. Da glaubte er sich gerettet und kroch hervor. Da sahen ihn die Riesen wieder und liefen hinter ihm her. Als sie ihn fast erreicht hatten, kam er an eine Felshöhle und versteckte sich darin. In der Höhle lebte eine Riesenkrabbe, die den Mann für Futter hielt, ihn rückwärts packte und tief in den Berg hinabzog. Da rief der Mann: »Was willst du mit mir?« Nun merkte die Krabbe, daß er ein Mensch war, ließ ihn los und fürchtete sich. Der Mann blieb einige Tage in der Höhle. Da verwandelte sich die Krabbe in ein schönes Mädchen, und die beiden schliefen zusammen und lebten lange glücklich und zufrieden.

 

Die Geschichte von den sieben Töchtern

Es war einmal eine alte Frau, die hatte einen Sohn. Nicht weit von ihr lebte ein Ehepaar mit sieben Töchtern. Da bat der Bursche seine alte Mutter, Brautwerber für ihn zu sein und um die älteste der sieben Mädchen anzuhalten. Die Mutter ging hin, doch die Eltern des Mädchens wollten von dem Burschen nichts wissen und hetzten die Hunde auf seine alte Mutter. Am nächsten Tage ließ er um die Hand der zweiten Tochter anhalten, doch es geschah dasselbe, bis er endlich um die Jüngste anhielt. Auch für diese lehnten die Eltern ab, aber das Mädchen sagte: »Mir gefällt er, und ich will ihn trotzdem heiraten.« Sie zog zu ihm und wurde seine Frau. Da sagte eines Nachts ihr Mann zu ihr: »Wenn du in der Nacht einen Lärm hörst, so achte nicht darauf und öffne die Augen nicht!« Die junge Frau tat, wie es ihr geheißen war, und in der Früh sah sie neben ihrer elenden Hütte ein prächtiges Haus stehen, das mit Lebensmitteln, Perlen und Ambra angefüllt war.

Da wurde die älteste Schwester neidisch und lud das junge Ehepaar zu sich ein. Sie vergiftete Speisen und legte diese der Schwester, die ungiftigen aber dem Schwager vor. Bevor aber die Schwester davon aß, kam ein Huhn herbei, fraß davon und fiel tot um. Da berührte die junge Frau die Speise nicht. Als sie die nächste versuchen wollte, kam ein Hund, der sie fraß und gleichfalls tot umfiel. Da wußte nun die junge Frau, daß sie vergiftet werden sollte. Sie lief mit ihrem Mann davon. Beide kümmerten sich nicht mehr um die Schwestern und lebten glücklich in dem schönen großen Haus.

 

Der Bär und das Mädchen

Es war einmal ein Ehepaar, das hatte eine Tochter. Als diese eines Tages im Dschungel Früchte sammelte, kam ein Bär und raubte sie, kletterte mit ihr auf einen Baum und hielt sie gefangen. Er schlief mit ihr, und nach einem Jahr bekam sie ein Kind, das halb Bär und halb Mensch war. Der Bär fütterte das Mädchen aber immer nur mit Honig, und das konnte es nicht vertragen. Eines Tages, als der Bär in den Wald gegangen war, sprang es vom Baum hinunter und lief zu ihren Eltern zurück. Der Bär kam nach Hause, fragte sein Kind nach der Mutter und erfuhr, daß sie fortgegangen war. Er machte sich auf, um sie zurückzuholen, erreichte das Haus, in dem sie sich versteckt hatte und rüttelte an der Türe, um diese umzureißen. Da machte der Vater des Mädchens seinen Speer glühend und fragte den Bär, was er wolle. Als dieser erwiderte, er suche seine Tochter, sagte der Vater zu ihm, er solle den Rachen öffnen, damit er seine Tochter hineinlegen könnte. Der Bär tat es, und der Vater stieß ihm den glühenden Speer in den Rachen und tötete ihn. Die Eltern aber zogen mit der Tochter auf eine andere Insel; was mit dem Bärenkind geschah, ist unbekannt.

 

Die drei Söhne

Es war einmal ein Ehepaar, das hatte drei Söhne. Der Mann baute ein Haus, da kam ein Elefant und riß das Haus um. Da sagte die Frau: »Es ist besser, du fängst den Elefanten ein und führst ihn weit fort in den Dschungel, sonst geschieht noch ein Unglück.« Der Mann führte den Elefanten in den Dschungel. Als er nach einem Jahr nicht zurückgekehrt war, fragten seine drei Söhne nach dem Vater. Die Mutter erzählte ihnen, warum der Vater fortgegangen war, und die Söhne machten sich auf, ihn zu suchen. Sie verlangten von der Mutter sieben Reiskugeln, die sie in der Sonne trocknen ließen, als Wegzehrung.

Als sie drei Berge überquert hatten, kamen sie in das Bereich einer Fee. Als die Fee hörte, daß sich jemand ihrem Wohnsitze näherte, machte sie einen Zauber mit einem Blumenkranz und sagte: »Bringe mir auf der Stelle einen der Männer!« Der Blumenkranz flog davon, fiel dem ältesten der drei Söhne um den Hals und flog mit ihm zur Fee zurück. Die Fee fragte den Burschen, ob noch jemand unten sei, und als dieser seine beiden Brüder nannte, machte sie wieder einen Zauber, und die beiden erschienen ebenfalls vor ihr. »Was macht ihr im Dschungel?«, fragte sie, und die drei Brüder erzählten ihre Geschichte. »Da seid ihr auf dem rechten Weg«, sagte die Fee, »zieht in Frieden weiter. Ihr werdet zu einem Riesen gelangen, der euch Essen anbieten wird. Nehmt ihr es an, werdet ihr sterben. Dann werdet ihr drei große, flache Schüsseln im Walde finden, springt über diese hinweg.« Die Burschen kamen zum Riesen, schlugen seine Einladung aus und gingen weiter. Sie kamen zu den drei Schüsseln und sprangen über sie hinweg. Sie trafen auch ein altes Ehepaar, das sie nach ihren Wünschen fragte. Sie erzählten ihre Geschichte, und der Mann sagte: »Jeden Tag kommt ein Fremder, der einen Elefanten hütet, hier vorbei. Nun ist er schon drei Tage lang nicht erschienen. Wenn ihr weiter geht, werdet ihr ihn finden, doch es ist ein weiter Weg, ihr müßt zwei Flüsse durchschwimmen und werdet kein Essen auftreiben können.« Die drei Brüder wollten aber trotzdem gehen. Die Frau bereitete reichlich Essen, gab es den Burschen und ließ sie ziehen. Die Burschen wanderten lange, durchschwammen zwei Flüsse und kamen zu ihrem Vater, der den Elefanten hütete. Dieser erkannte sie aber nicht und sagte zu ihnen: »Berühret den Elefanten. Wenn ihr meine Söhne seid, wird er euch nichts zu Leide tun, habt ihr gelogen, wird er euch töten.« Sie berührten den Elefanten und er tat ihnen nichts. Da glaubte ihnen der Vater und zog mit den Söhnen heim. Auf dem Wege blieb der älteste Bursche bei der Fee zurück, und der Vater erreichte mit den beiden anderen sein Haus. Nach zwei Tagen erschien plötzlich der älteste Sohn wieder. Obwohl im Hause alle Wassergefäße gefüllt waren, verlangte er frisches Wasser von der Quelle. Die Mutter und die beiden jüngeren Brüder ergriffen einen Topf und gingen zur Quelle, um Wasser zu holen. Dort sahen sie die Fee neben dem Wasser sitzen. Die Mutter fürchtete sich sehr und die Brüder liefen zurück und sagten dem ältesten, daß seine Frau gekommen sei. Da zogen sie alle aus zur Quelle, und die Eltern nahmen die Fee als Schwiegertochter an, und sie lebten lange in Freuden.

 

Die Fee und der Specht

Es war einmal eine Fee. Sie ging in den Dschungel, um Nahrung zu sammeln. Da traf sie einen Specht, der ein Loch in den Stamm schlug. Sie sagte zu ihm: »Iß dich satt und begleite mich dann, damit ich nicht einsam im Dschungel umherwandern muß.« Der Specht tat es und begleitete die Fee. Sie erstieg einen Hügel, der Specht aber flog über ihr her. Auf dem Hügel stand ihr Haus. Doch vor dem Haus saß ein Geist in Männergestalt. Da flog der Specht erschrocken in den Wald zurück. Die Fee aber holte Wasser, kochte Reis und lud den Burschen zum Essen ein. Nach dem Essen sagte der Bursche zu ihr: »Du bist eine Waise und ich habe weder Vater noch Mutter, laß uns zusammenziehn als Mann und Frau.« Die Fee aber wollte nicht, floh in den Wald, ließ ihr gesamtes Eigentum zurück und verschwand auf Nimmerwiedersehen.


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