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Nachwort

Robert Hugh Benson schrieb seinen vielgelesenen Roman vom Ende der Zeiten (der Titel der englischen Originalausgabe lautet: » Lord of the World«) in einer Zeit, über die sich bereits die ersten Schatten des nahenden Weltkrieges breiteten (1907). Er hat die eigentliche Katastrophe nicht mehr erlebt († 19. 10. 14), aber er sah klar voraus, was den meisten Menschen erst um Vieles später offenbar wurde: daß die Welt der bloßen Zivilisation, der gänzlich veräußerlichten und verweltlichten Kultur in die Anarchie treiben werde und der Liberalismus ein Wegbereiter des Bolschewismus sei.

In leichter, flüssiger Sprache, jedem verständlich und völlig unzweideutig, schrieb Benson ein tiefgründiges Buch. Er schrieb es, den Menschen seiner Zeit – und den kommenden – einen Spiegel vorzuhalten, darin sie erkennen sollten, wohin sie treiben, wenn sie den Parolen der Menschheitsverbrüderung verfallen, die dem menschlichen Dasein die Vernichtung allen Leids, den ewigen Frieden und eitel Freude verheißt, wiewohl schon der gesunde Instinkt den Menschen wissen läßt, daß das Leben nicht ohne Opfer und ohne Kampf zu leben ist.

Schonungslos und lange bevor dies so recht zu den Ohren der Menschen gedrungen war, hat Benson in der Gestalt des Julian Felsenbourgh, des »Fürsten der Welt«, der sich wider Gott zu ihrem Herrn zu machen versucht, den Messiasglauben enthüllt, aus dem der Marxismus leibt und lebt: Das Kreuz soll fallen, weil es an das Leid gemahnt, das verlorene Paradies soll wiederkehren! Benson hat das, was wir wissen, als seine Gesichte von der Herrschaft der Gewalt in der Gestalt der Mabel Brand sichtbar gemacht. Sie sieht in Felsenbourgh den »Menschensohn«, einen neuen und besseren Christus, den »Erlöser« vom Leid, von der Grausamkeit und Gewalttätigkeit der Welt, den Bringer des Friedens und der Freude. Sie glaubt, gleich den Menschen aller Kontinente, was schon bei Dostojewskij zu lesen steht: »Die große Idee der Unsterblichkeit wäre (in der kommenden Zeit, da der Mensch ohne Gott leben wird) verschwunden, und man müßte sie durch eine andere ersetzen. Das ganze riesige Ausmaß, der ganze riesige Überschuß der früheren Liebe zu dem, der ja die Unsterblichkeit war, würde sich in allen Menschen der Natur, der Welt, jedem Atom des Seienden zuwenden. Und sie würden die Erde und das Leben unsagbar liebgewinnen – um so mehr, je mehr sie ihre eigene Vergänglichkeit und Endlichkeit erkennen würden. In der Natur würden sie Geheimnisse und Erscheinungen entdecken, von denen sie sich früher nicht einmal haben träumen lassen; denn sie würden die Natur mit neuen Augen sehen, wie ein Liebender die Geliebte sieht.«

Aber Mabel wird von der Wirklichkeit grausam enttäuscht: Der Messias der Massen redet von Frieden und Brüderlichkeit, wie der Bolschewik von Frieden und Brüderlichkeit mit dem Revolver in der Hand zu reden gewöhnt ist, seit er die Herrschaft hat: »Sei wie ich oder stirb!« Ein reiches historisches, kulturkritisches, geopolitisches und geschichtsphilosophisches Wissen, gepaart mit der Gabe der Hellsichtigkeit für das Kommende, ließen Benson dieses Buch schreiben, als es noch lange nicht an der Zeit war. Die Härte und Entschiedenheit, zu sagen, was er kommen sah, wurde ihm gegeben durch den Glauben, mit dem er das Ende der Zeiten für sicher hält, wenn inmitten einer riesenhaft technisierten, entseelten und entgotteten Welt die Christenheit nur noch eine geringe, verfolgte Schar sein wird, deren gewaltsames Ende das Ende der Zeiten bedeutet. In diesem Betracht unterscheidet er sich letztlich von all den anderen Zukunftsdeutungen, die einzig dem urtümlichen Hange der Menschen dienstbar sind, wissen zu wollen, was sein wird. Ein gefährliches Beginnen! Die kommenden Dinge sind immer rätselvoll, und keiner vermag eindeutig zu sagen, was kommen wird als Schicksal der Welt. Aber so gewiß wie jeder, der lebt, von sich sagen kann, er komme mit jedem gelebten Tage dem Tode um einen Tag näher, so gewiß weiß einer, der im Glauben lebt, zu sagen, jeder gelebte Tag bringe die Welt dem Ende der Zeiten und dem Gerichte näher.

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