Ludwig Aurbacher
Historia von den Lalenbürgern
Ludwig Aurbacher

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Sechzehntes Abenteuer.

Wie die Lalenbürger eine Schule aufrichten.

        »Zum Beten gehört ein Kirchenstuhl,
Zum Raten ein Rathaus, zum Lernen ein' Schul'.«
Das haben sie irgendwo gelesen,
Ich glaub', es ist in Tripstrill gewesen.
Der Schulbau ward sogleich betrieben,
Und aus Nüremberg ein Meister verschrieben.
Der hat einen Trichter mitgebracht,
Von ihm selbst erfunden und gemacht:
Ein überaus köstliches Instrument,
Dadurch man lernet gar leicht und behend.
Auch war er versehn mit Büchern zu Hauf,
Und bot sie um wohlfeilen Preis zu Kauf.
* * Universal-Geschichte,
* * * Spott und Schandgedichte,
Sodann für die Konversation
Ein zehenbändiges Lexikon,
Gar schöne Traktätlein obendrein: –
Drin mocht' all Weisheit beschlossen sein.
Das alles kam nun in die Stampf,
Und ward gebrüht im eigenen Dampf.
»Nun aber gilt's, den jungen Wichtern,
Den Brei, den gelehrten, einzutrichtern.«
»Durch den Mund gegossen, könnt' der Magen,
Das abgeschmackte Zeug nicht vertragen.«
»Durch die Ohren – da ging's zu einem hinein,
Zum andern hinaus, ohn' alles Gedeihn.«
»Man bohre ein Loch vorn an der Stirn,
So kommt der Brei sogleich ins Hirn.«
Das ließen aber die Mütter nicht zu,
Und so hatten die Kinder vorm Lernen ein' Ruh'.
Und also sind sie gar Thoren geblieben,
Und haben's, wie ihre Väter, getrieben.

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