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Den Spott zum Schaden
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Volksschwank

Der gute Handel

Ein Bauer, der hatte seine Kuh auf den Markt getrieben und für sieben Taler verkauft. Auf dem Heimweg mußte er an einem Teich vorbei, und da hörte er schon von weitem, wie die Frösche riefen: »Ak, ak, ak, ak.« – »Ja«, sprach er für sich, »die schreien auch ins Haberfeld hinein: sieben sind's, die ich gelöst habe, keine acht.« Als er zu dem Wasser herankam, rief er ihnen zu: »Dummes Vieh, das ihr seid! Wißt ihr's nicht besser? Sieben Taler sind's und keine acht.« Die Frösche blieben aber bei ihrem »Ak, ak, ak, ak«. – »Nun, wenn ihr's nicht glauben wollt, ich kann's euch vorzählen.« Er holte das Geld aus der Tasche und zählte die sieben Taler ab, immer vierundzwanzig Groschen auf einen. Die Frösche kehrten sich aber nicht an seine Rechnung und riefen abermals: »Ak, ak, ak, ak.« –»Ei«, rief der Bauer ganz bös, »wollt ihr's besser wissen als ich, so zählt selber«, und warf ihnen das Geld miteinander ins Wasser hinein. Er blieb stehen und wollte warten, bis sie fertig wären und ihm das Seinige wiederbrächten, aber die Frösche beharrten auf ihrem Sinn, schrien immerfort: »Ak, ak, ak, ak«, und warfen auch das Geld nicht wieder heraus.

Er wartete noch eine gute Weile, bis der Abend anbrach und er nach Haus mußte, da schimpfte er die Frösche aus und rief: »Ihr Wasserpatscher, ihr Dickköpfe, ihr Klotzaugen, ein groß Maul habt ihr und könnt schreien, daß einem die Ohren weh tun, aber sieben Taler könnt ihr nicht zählen! Meint ihr, ich wollte da stehen, bis ihr fertig wärt?« Damit ging er fort, aber die Frösche riefen noch »Ak, ak, ak, ak« hinter ihm her, daß er ganz verdrießlich heimkam.

Über eine Zeit erhandelte er sich wieder eine Kuh, die schlachtete er und machte die Rechnung. Wenn er das Fleisch gut verkaufte, könnte er so viel lösen, als die beiden Kühe wert wären, und das Fell hätte er obendrein.

Als er nun mit dem Fleisch zu der Stadt kam, war vor dem Tore ein ganzes Rudel Hunde zusammengelaufen, voran ein großer Windhund. Der sprang um das Fleisch, schnupperte und bellte: »Was, was, was, was.«

Als er gar nicht aufhören wollte, sprach der Bauer zu ihm: »Ja, ich merke wohl, du sagst: ,Was, was', weil du etwas von dem Fleisch verlangst; da sollt ich aber schön ankommen, wenn ich dir's geben wollte.«- Der Hund antwortete nichts als: »Was, was.«

»Willst du's auch nicht wegfressen und für deine Kameraden da gutstehen.« – »Was, was«, sprach der Hund.

»Nun, wenn du dabei beharrst, so will ich dir's lassen; ich kenne dich wohl und weiß, bei wem du dienst. Aber das sage ich dir: In drei Tagen muß ich mein Geld haben, sonst geht dir's schlimm. Du kannst mir's nur hinausbringen.« Darauf lud er das Fleisch ab und kehrte wieder um; die Hunde machten sich darüber her und bellten laut: »Was, was.« Der Bauer, der es von weitem hörte, sprach zu sich: »Horch, jetzt verlangen sie alle was, aber der große muß mir einstehen.«

Als drei Tage herum waren, dachte der Bauer: »Heute abend hast du dein Geld in der Tasche«, und war ganz vergnügt. Aber es wollte niemand kommen und auszahlen. »Es ist kein Verlaß mehr auf jemand«, sprach er, und endlich riß ihm die Geduld, daß er in die Stadt zu dem Fleischer ging und sein Geld förderte. Der Fleischer meinte, es wäre ein Spaß, aber der Bauer sagte: »Spaß beiseite, ich will mein Geld! Hat der große Hund Euch nicht die ganze geschlachtete Kuh vor drei Tagen heimgebracht?«

Da ward der Fleischer zornig, griff nach einem Besenstiel und jagte ihn hinaus.

»Wart«, sprach der Bauer, »es gibt noch Gerechtigkeit auf der Welt!« und ging in das königliche Schloß und bat sich Gehör aus. Er ward vor den König geführt, der da saß mit seiner Tochter und fragte, was ihm für ein Leid widerfahren wäre.

»Ach«, sagte er, »die Frösche und die Hunde haben mir das Meinige genommen, und der Metzger hat mich dafür mit dem Stock bezahlt«, und erzählte weitläufig, wie es zugegangen war.

Darüber fing die Königstochter laut an zu lachen, und der König sprach zu ihm: »Recht kann ich dir hier nicht geben, aber dafür sollst du meine Tochter zur Frau haben. Ihr Lebtag hat sie noch nicht gelacht, als eben über dich, und ich habe sie dem versprochen, der sie zum Lachen brächte. Du kannst Gott für dein Glück danken.«

»Oh«, antwortete der Bauer, »ich will sie gar nicht. Ich habe daheim nur eine einzige Frau, und die ist mir schon zuviel; wenn ich nach Hause komme, so ist mir nicht anders, als ob in jedem Winkel eine stände.«

Da ward der König zornig und sagte zu ihm: »Du bist ein Grobian.«

»Ach, Herr König«, antwortete der Bauer, »was könnt Ihr von einem Ochsen anders erwarten als Rindfleisch!«

»Warte«, erwiderte der König, »du sollst einen andern Lohn haben. Jetzt pack dich fort, aber in drei Tagen komm wieder, so sollen dir fünfhundert vollgezählt werden.«

Wie der Bauer hinaus vor die Tür kam, sprach die Schildwache: »Du hast die Königstochter zum Lachen gebracht, da wirst du was Rechtes bekommen haben.«

»Ja, das mein ich«, antwortete der Bauer, »fünfhundert werden mir ausgezahlt.«

»Hör«, sprach der Soldat, »gib mir etwas davon! Was willst du mit all dem Geld anfangen!«

»Weil du's bist«, sprach der Bauer, »so sollst du zweihundert haben; melde dich in drei Tagen beim König, und laß dir's aufzählen.«

Ein Jude, der in der Nähe gestanden und das Gespräch mit angehört hatte, lief dem Bauer nach, hielt ihn beim Rock und sprach: »Gotteswunder, was seid Ihr ein Glückskind! Ich will's Euch wechseln, ich will's Euch umsetzen in Scheidemünz, was wollt Ihr mit den harten Talern;«

»Mauschel«, sagte der Bauer, »dreihundert kannst du noch haben, gib mir's gleich in Münze, heut über drei Tage wirst du dafür beim König bezahlt werden.«

Der Jude freute sich über das Profitchen und brachte die Summe in schlechten Groschen, wo drei so viel wert sind als zwei gute.

Nach Verlauf der drei Tage ging der Bauer, dem Befehl des Königs gemäß, vor den König. »Zieht ihm den Rock aus«, sprach dieser, »er soll seine fünfhundert haben.«

»Ach«, sagte der Bauer, »sie gehören nicht mehr mein; zweihundert habe ich an die Schildwache verschenkt, und dreihundert hat mir der Jude eingewechselt, von Rechts wegen gebührt mir gar nichts.«

Indem kam der Soldat und der Jude herein, verlangten das Ihrige, das sie dem Bauer abgewonnen hätten, und erhielten die Schläge richtig zugemessen. Der Soldat ertrug's geduldig und wußte schon, wie's schmeckte; der Jude aber tat jämmerlich: »Au weih geschrien! Sind das die harten Taler?«

Der König mußte über den Bauer lachen, und da aller Zorn verschwunden war, sprach er: »Weil du deinen Lohn schon verloren hast, bevor er dir zuteil ward, so will ich dir einen Ersatz geben. Geh in meine Schatzkammer und hol dir Geld, soviel du willst!«

Der Bauer ließ sich das nicht zweimal sagen und füllte seine weiten Taschen, was nur hinein wollte. Danach ging er ins Wirtshaus und überzählte sein Geld. Der Jude war ihm nachgeschlichen und hörte, wie er mit sich allein brummte: »Nun hat mich der Spitzbube von König doch hinters Licht geführt! Hätte er mir nicht selbst das Geld geben können, so wüßte ich, was ich hätte; wie kann ich nun wissen, ob das richtig ist, was ich so auf gut Glück eingesteckt habe!«

»Gott bewahre«, sprach der Jude für sich, »der spricht despektierlich von unserm Herrn; ich lauf und geb's an, da krieg ich eine Belohnung, und er wird obendrein noch bestraft.«

Als der König von den Reden des Bauern hörte, geriet er in Zorn und hieß den Juden hingehen und den Sünder herbeiholen.

Der Jude lief zum Bauer: »Ihr sollt gleich zum Herrn König kommen, wie Ihr geht und steht.«

»Ich weiß besser, was sich schickt«, antwortete der Bauer, »erst laß ich mir einen neuen Rock machen; meinst du, ein Mann, der so viel Geld in der Tasche hat, sollte in dem alten Lumpenrock hingehen?«

Der Jude, als er sah, daß der Bauer ohne einen andern Rock nicht wegzubringen war, und weil er fürchtete, wenn der Zorn des Königs verraucht wäre, so käme er um seine Belohnung und der Bauer um seine Strafe, so sprach er: »Ich will Euch für die kurze Zeit einen schönen Rock leihen aus bloßer Freundschaft; was tut der Mensch nicht alles aus Liebe!«

Der Bauer ließ sich das gefallen, zog den Rock vom Juden an und ging mit ihm fort. Der König hielt dem Bauer die bösen Reden vor, die der Jude hinterbracht hatte.

»Ach«, sprach der Bauer, »was ein Jude sagt, ist immer gelogen, dem geht kein wahres Wort aus dem Munde; der Kerl da ist imstand und behauptet, ich hätte seinen Rock an.«

»Was soll mir das?« schrie der Jude. »Ist der Rock nicht mein? Hab ich ihn Euch nicht aus bloßer Freundschaft geborgt, damit Ihr vor den Herrn König treten konntet?«

Wie der König das hörte, sprach er: »Einen hat der Jude gewiß betrogen, mich oder den Bauer«, und ließ ihm noch etwas in harten Talern nachzahlen. Der Bauer aber ging in dem guten Rock und mit dem guten Geld in der Tasche heim und sprach: »Diesmal hab ich's getroffen.«

(385)

Dat Mäken von Brakel

Et ging mal 'n Mäken von Brakel nah de Sünt Annen Kapellen unner de Hinnenborg, un weil et gierne 'n Mann hewwen wulle un ok meinde, et wäre süss neimes in de Kapellen, sau sang et:

»O hilge sünte Anne,
Help mi doch bald to'm Manne.
Du kennst 'n ja wull:
He wuhnt var'm Suttmerdore,
Hett gele Hoore:
Du kennst 'n ja wull.«

De Köster stand awerst hünner den Altare un höre dat. Da reep he mit 'ner ganz schrögerigen Stimme: »Du kriggst 'n nig, du kriggst 'n nig.«

Dat Mäken awerst meinde, dat Marienkinneken, dat bie de Mudder Anne steiht, hedde um dat toropen. Da wor et beuse und reep: »Pepperlepep, dumme Blae, halt de Schnuuten un lat de Möhme kührendie Mutter reden

(386)

Der dumme Hans

Ein Wirt hatte einen einzigen Sohn, der hieß Hans; der mochte nichts arbeiten und nichts lernen und blieb in allen Dingen dumm.

Da sagte sein Vater zu ihm eines Tages: »Hör mal, Hans, du bist nun groß und stark, verstehst aber noch nichts; du mußt jetzt fort von hier und in der Welt dich umsehen und wandern, damit du auch gescheit wirst.«

»Ja, Vater«, sagte Hans, »das will ich tun; gib mir nur Geld, daß ich leben kann!«

Das versprach ihm der Vater ; sagte aber, daß er vor der Abreise erst noch beichten müsse.

Nachdem Hans nun gebeichtet hatte, gab ihm der Pfarrer folgende vier Punkte als Buße mit auf den Weg: erstens, er solle sieben Jahre lang keinen Wein trinken; zweitens, sieben Jahre lang kein Fleisch essen; drittens, sieben Jahre lang in keinem Federbett liegen, und viertens, diese sieben Jahre hindurch bei keinem Mädchen schlafen. – Darauf füllte ihm sein Vater einen Beutel mit Geld, und dann wanderte er wohlgemut in die Welt hinaus.

Es dauerte aber gar nicht lang, da war der Geldbeutel leer, und Hans konnte in kein Wirtshaus mehr einkehren und sah sich genötigt, die Klöster aufzusuchen. So kam er eines Abends auch ganz ermüdet und hungrig in ein Kloster und bat um ein Unterkommen und um ein Nachtessen. Da holte ihm die Klosterfrau sogleich eine Flasche Wein her und sagte, er solle sich daran einstweilen erquicken.

»Ach«, seufzte Hans, »der Pfarrer hat mir als Beichtbuße für sieben Jahre den Wein verboten!«

Sprach die Klosterfrau: »Hat er dir auch Champagner verboten?«

»Nein«, sagte Hans, »den hat er mir nicht verboten.«

»Nun gut«, sagte die Frau, »so trink du nur in Gottes Namen, denn das ist Champagner!«

Darauf holte sie einen Braten, zerschnitt ihn und nötigte Hansen zum Essen.

»Ach«, sagte Hans wieder, »der Pfarrer hat mir als Beichtbuße auferlegt, sieben Jahre lang kein Fleisch zu essen!«

Fragte die Frau: »Hat er dir auch Braten verboten?«

»Nein«, sagte Hans, »bloß Fleisch hat er mir verboten.«

»Nun«, sagte die Klosterfrau, »so laß dir in Gottes Namen den Braten schmecken!«

Als es endlich Zeit war, zu Bett zu gehen, führte ihn die Klosterfrau in eine Kammer an ein schönes Bett.

Wie Hans das aber sah und anfühlte, seufzte er und sprach: »Ach, der Pfarrer hat mir als Beichtbuße auferlegt, sieben Jahre lang in keinem Federbett zu liegen!«

»Hat er dir«, fragte die Klosterfrau, »auch verboten, auf Flaumen zu schlafen?«

»Nein«, sagte Hans, »das hat er mir nicht verboten.«

»Nun, so leg dich in Gottes Namen hinein! Denn dies ist ein Flaumenbett.«

Nachdem Hans sich ausgekleidet und in das weiche Bett gelegt hatte, kam die Klosterfrau noch einmal zu ihm in die Kammer und fragte, ob er schon schlafe.

»Nein«, sagte Hans, »noch nicht; aber ich war eben daran, einzuschlafen.«

»Nun«, sagte die Frau, »so rück ein wenig an die Seite und laß mich bei dir schlafen! Das Bett hat Platz für uns beide; denn wenn zwei beieinander liegen, so wärmen sie sich. Wie kann ein einzelner warm werden? sagt der Prediger Salomo.«

»Ach«, seufzte Hans wieder, »der Pfarrer hat mir als Beichtbuße aufgelegt, sieben Jahre lang bei keinem Mädchen zu schlafen.«

»Hat er dir auch verboten, bei einer Klosterfrau zu schlafen?« fragte die Frau.

»Nein«, sagte Hans, »das hat er mir nicht verboten«, und ließ die Klosterfrau getrost an seiner Seite schlafen.

Das Leben im Kloster gefiel dem Hans aber so gut, daß er gar nicht forteilte; und da die Klosterfrau ihn ebenfalls gern bei sich behielt, so blieb er da, aß Braten und trank Champagner und schlief bei der schönen Klosterfrau, bis die sieben Jahre herum waren.

Da gab er vor, er müsse seinen Vater einmal besuchen, worauf ihm die Klosterfrau ein schönes Reitpferd mitgab und ihm den Geldbeutel füllte, und so ritt er hin vor das Wirtshaus seines Vaters.

Der aber erkannte ihn nicht und sagte: »Wenn so doch auch einmal mein Hans aus der Fremde heimkehrte! Aber der wird alles verputzt und wenig verdient haben.«

Wie aber die Mutter hereintrat, erkannte sie ihren Hans sogleich wieder, und nun waren alle vergnügt miteinander. Auch der Pfarrer wurde gerufen, und dem mußte Hans viel von seiner Reise erzählen. Zuletzt erinnerte der Pfarrer ihn noch, daß er jetzt auch wieder beichten müsse.

Als Hans am nächsten Sonntag zum Pfarrer ging, um zu beichten, fragte ihn dieser: »Nun Hans, sag mir einmal aufrichtig : Hast du alles gehalten, was ich dir auferlegt habe?. Hast du in diesen sieben Jahren keinen Wein getrunken?«

»Nein«, sagte Hans, »keinen Tropfen Wein, sondern immer nur Champagner.«

»Ei, um Gottes willen«, rief der Pfarrer, »das ist ja noch schlimmer! Das ist ja der vornehmste Wein! – Aber Fleisch wirst du doch nicht gegessen haben?« fragte er weiter.

»Nein«, sagte Hans, »kein Bröckele Fleisch, sondern immer nur Braten.«

»Ei, das ist ja das vornehmste Fleisch!« sprach der Pfarrer. »Aber in Federn hast du doch nicht geschlafen?«

»Nein«, sagte Hans, »in keinen Federn, sondern immer nur in Flaumen.«

»Ei, das sind ja die vornehmsten Federn! – Aber bei keinem Mädchen wirst du hoffentlich geschlafen haben?«

»Nein«, sagte Hans, »ich habe niemals bei einem Mädchen, sondern immer nur bei einer Klosterfrau geschlafen.«

»Um Gottes willen«, rief der Pfarrer, »das ist ja das Allerschlimmste! Die Klosterfrau ist ja unsers Heilands Schwester!«

»Ei, so ist der Heiland ja mein Schwager«, sagte Hans, »der wird mir schon weiterhelfen.«

(387)

Der Müller Hillenbrand

Ein Müller namens Hillenbrand war eifersüchtig auf seine Frau und glaubte, daß sie allzu freundlich gegen den Herrn Pfarrer sei. Um seiner Sache gewiß zu werden, unternahm der Müller eine Reise nach Seebronn, traf unterwegs einen Mann mit einer »Krätze« auf dem Rücken und bat ihn, daß er ihn in die Krätze nehmen und unvermerkt in die Mühle tragen und daselbst mit ihm übernachten möge. Der Mann war dazu bereit und brachte ihn wohl verborgen wieder in die Mühle und hing seine Krätze an die Wand.

Da kam alsbald auch der Pfarrer und setzte sich mit der Frau zu Tisch, und beide aßen und tranken und wurden so lustig miteinander, daß sie zuletzt ein Lied anstimmten. Da sang zuerst der Pfarrer:

»Wenn wir gegessen und getrunken hab'n,
Dann liegen wir auf Stroh.
Viderallala, Viderallala!«

Darauf sang die Frau:

»Mein Mann, der ist nach Seebronn aus,
Ist zehn Stund weit von hier.
Viderallala, Viderallala!«

Dann fiel der Krätzemann ein und sang nach derselben Weise weiter:

»Dort steckt ein Nagel in der Wand,
Dort hängt mein lieber Hillenbrand.
Viderallala, Viderallala!«

Da regte sich's auf einmal in der Krätze, und der Müller selbst sang zum Schluß:

»Jetzt kann ich aber nimmer schweigen,
Jetzt muß ich aus meiner Krätze steigen.
Viderallala, Viderallala!«

Und dann kam er heraus und nahm einen Stock und jagte den Pfarrer zur Mühle hinaus.

(388)

Der Gang zur Apotheke

Es wurde einmal ein Knabe in die Apotheke geschickt, um ein Nichts im Wasserl zu holen. Er fürchtete, den Namen der Arznei zu vergessen, und sagte daher auf dem Wege immer vor sich hin: »Nichts im Wasserl – nichts im Wasserl.«

Einige Fischer, die am Wege saßen und seine Worte hörten, wurden darob überaus zornig, gaben ihm eine gute Zahl Ohrfeigen und sagten, er müsse nicht sagen: »Nichts im Wasserl«, sondern: »Einen nach dem andern.«

Der Bube merkte sich das, absonderlich wegen der Ohrfeigen, und sagte nun immerfort: »Einen nach dem andern – einen nach dem andern.« Bald kam er an einem Haufen Leute vorbei, die zusahen, wie einer gehängt wurde. Er ließ sich nicht irre machen und wiederholte fleißig sein: »Einen nach dem andern.«

Die Leute, die das hörten, wurden zornig, verwiesen ihm seinen Mutwillen und sagten: »Du mußt sagen: Gott tröste die arme Seel!«

Der Bube ließ sich nicht zweimal warnen und sagte in einem fort: »Gott tröste die arme Seel – Gott tröste die arme Seel!« Mit diesen Worten ging er seines Weges, und es begegnete ihm bald ein Schinder mit einem krepierten Rosse.

Dieser ward zornig über den Buben seiner gottlosen Rede wegen und prügelte ihn tüchtig durch. Dann gab er ihm Weis und Lehre und sagte: »Du mußt sagen: Das Sauleder stinkt.«

Der Bube merkte sich die Worte fleißig, absonderlich wegen der Prügel, und sagte nun immerfort: »Das Sauleder stinkt – das Sauleder stinkt.«

Da kam des Weges ein Herr mit einer schönen Frau am Arme, und als der die Worte des Buben hörte, ward er krebsrot vor Zorn, wichste ihm mit seinem Stocke ein paar Ordentliche auf und gab ihm dann neue Weis und Lehr, indem er sagte: »Du mußt sagen: Dieses ist ein schönes Ding.«

Der Bube merkte sich die Worte fleißig, absonderlich wegen der Streiche, und sagte immerfort: »Dieses ist ein schönes Ding – dieses ist ein schönes Ding.« Sein Weg führte ihn an einem Schusterhaus vorbei, an dessen Fenster der Meister gerade Schuhe nagelte. Wie dieser den vorbeigehenden Buben ein- um das anderemal sagen hörte: »Dieses ist ein schönes Ding«, ward er neugierig und schaute zum Fenster hinaus. Während er die Augen anderswo als bei der Arbeit hatte, schlug er sich einen Nagel in den Finger. Deshalb wurde er über den armen Buben zornig, lief hinaus und haute ihn tüchtig durch.

Der Bube getraute sich nun nimmer zu sagen: »Das ist ein schönes Ding.« Und weil ihn der Schuster auch nichts anderes dafür gelehrt hatte, so hatte er gar nichts zu sagen, und er wußte nicht, was er in der Apotheke verlangen sollte. Er kehrte also um und schleimtebeeilte sich sich nach Hause zurück, zu Vater und Mutter. Diese verlangten von ihm die Arznei, und weil er keine mitgebracht hatte, so ging die Musik aufs neue los, und der Bube bekam Schläge, daß sich ein Stein über ihn hätte erbarmen mögen.

(389)

Das Pferdeei

Es war mal ein Bauer, der hieß Hans, der ging in die Stadt zu Markte. Und als er da so herumschlenderte, sah er einen Händler sitzen, der hatte ein paar große Kürbisse zu verkaufen; da fragte er ihn: »Bruder, was sind das für Dinger, die du da zu Markte gebracht?«

»Pferdeeier«, antwortete der andre.

»Ei du liebe Zeit«, sagte Hans, »Pferdeeier? Die sind wohl sehr teuer?«

»Nun, bezahlen lassen sie sich schon noch; sieh mal hier das rotbraune, das gibt einen prächtigen Fuchs und kostet nur zehn Taler!«

Das dünkte den Hans nicht allzuviel für einen schönen Fuchs, und schnell borgte er das Geld und kehrte zu dem Händler zurück. Nun wollte er aber auch genau wissen, wie es ausgebrütet werde.

Und der andre sagte ihm, er müsse es selbst ausbrüten und es daure volle vier Wochen; während dieser Zeit dürfe er ja nicht von demselben aufstehen, oder, müsse er es ja einmal tun, so möge er's doch ja recht warm zudecken und solle sich auch lieber die ganze Zeit über von seiner Frau füttern lassen, damit er auch eine recht hitzige Brut habe.

Das prägte sich Hans alles ganz genau ein und eilte nun mit seinem Pferdeei nach Hause, wo er seiner Frau mit großer Freude erzählte, was er für einen schönen Handel gemacht, und gar nicht die Zeit erwarten konnte, bis sie ihm das Nest zurecht gemacht.

Zu dem Ende legte sie sogleich ein paar Bund Stroh im Stall zusammen, machte in der Mitte eine Vertiefung, in welche sie das Ei legte, und nun setzte sich Hans drauf, und seine Frau mußte ihn füttern und noch ein paar Bund Stroh um ihn schütten, damit er nur eine recht hitzige Brut hätte.

Endlich, als aber nun die vierte Woche zu Ende kam, da sprang er auf und horchte an dem Ei und klopfte dran, aber der Fuchs wollte sich noch nicht rühren. Da konnte er seine Ungeduld nicht länger zügeln, nahm das Ei und ging damit hinters Haus, wo ein großer Stein lag, gegen den warf er es. Und da der Kürbis innen schon ganz verfault war, so flogen die Stücke weit umher, und eins davon fiel in ein kleines Gesträuch, in dem grade ein Fuchs lag und schlief; der sprang auf und lief eilig davon.

Da glaubte Hans, es sei sein rotes Fohlen, und rief immer »Hiß! Hiß!« Und meinte: »Wenn's müde ist, wird's schon zurückkommen.«

Aber es kam nicht, und Hans ging endlich betrübt wieder ins Haus und nahm sich vor, wenn er wieder ein Pferdeei kaufe, hübsch im Stall zu bleiben, damit das Fohlen nicht entwischen könne.

(390)

Die alte Slüksche

Die alte Slüksche hatte eine rechte Schnüffelnase und konnte gleich alles riechen, was im Dorfe gebacken oder gebraten wurde.

Nun wohnte da auch ein junger Bauer mit seiner Frau, der fing, da er eines Tages auf dem Felde pflügte, einen Hasen, gab ihn dem Knechte und schickte ihn damit zu seiner Frau, daß sie ihn auf den Mittag traten und zurichten sollte.

Die Frau kriegte den Hasen auch zu Feuer, und als er nun recht briet und brutzelte und schön braun wurde, so hatte es die alte Slüksche gleich gewittert, kam in die Küche und schnüffelte mit ihrer langen Nase um den Braten herum. »Ach Gott, Nachbarin«, sprach sie zu der Bauersfrau, »das riecht mal schön und ist so appetitlich, lasse Sie uns mal ein Stück davon probieren!«

»Nein, nein«, sagte die Frau, »wenn das mein Mann merkt, so kriege ich Schläge.«

»Ach Gott«, sagte die alte Slüksche und hielt ihre Schnüffelnase dicht über den Braten, »nur ein ganz kleines Stückchen, das merkt er ja nicht.«

Da ließ sich die Frau bereden und schnitt ein Stück von dem Braten ab, und das schmeckte so schön, daß sie noch ein zweites Stück abschnitt, und als sie erst in den Geschmack kamen, da verzehrten sie endlich den ganzen Braten.

»O weh«, sprach da die Frau, »was soll ich nun sagen, wenn mein Mann zu Hause kommt und findet den Braten nicht.«

»Och«, sagte die alte Slüksche, »wenn er fragt, so sagt nur, Ihr wüßtet von nichts; er möchte wohl geträumt haben.« Damit wischte sie ihr Maul und ging weg.

Den Mittag, da der Bauer zu Hause kam und die Frau ihm sein gewöhnliches Essen vorsetzte, fragte er, wo denn der Hase wäre, den sie ihm auf den Mittag hätte zurichten sollen.

»Ich habe keinen Hasen gesehen«, antwortete die Frau und stellte sich ganz verwundert.

»Ei!« sprach der Mann, »ich habe dir doch diesen Morgen durch den Knecht einen Hasen geschickt und dabei sagen lassen, du solltest ihn auf den Mittag zurechtmachen, und nun weißt du von nichts?«

»Ach Mann, das hat dir die Nacht wohl nur geträumt; besinne dich nur recht, so wird es dir wohl einfallen.«

»Es ist doch sonderbar«, dachte der Bauer, »daß man so lebhaft träumen kann; meinte ich doch, ich hätte meiner Frau einen leibhaftigen Hasen geschickt, und nun ist es doch nur ein Traum gewesen.«

Eine Zeit danach trug es sich zu, daß der Bauer auf dem Felde eine Wachtel fing; da schickte er sie durch den Knecht zu seiner Frau und ließ ihr sagen, sie sollte die Wachtel auf den Mittag braten und zurechtmachen.

Die Frau kriegte das Wachtelchen auch gleich in die Pfanne, und als es nun recht briet und brutzelte, so hatte es die alte Slüksche mit ihrer Schnüffelnase gleich gewittert und kam in die Küche geschlichen, und als sie da das Wachtelchen so schön braun in der Pfanne liegen sah, sprach sie zu der jungen Frau: »Ach Gott, Nachbarin, das riecht so schön und ist so appetitlich; lasse Sie uns doch ein Stückchen davon probieren.«

»Ach nein!« sagte die Frau, »wenn das mein Mann merkt, so kriege ich Schläge.«

»Ach, nur ein kleines bißchen«, sprach die alte Slüksche, »das merkt er ja nicht.«

Da ließ sich die Frau bereden und schnitt dem Wachtelchen erst ein Bein ab und dann das andere, und endlich verzehrten die beiden das ganze Wachtelchen, daß nichts davon überblieb.

»O weh«, sprach da die Frau, »was fange ich nun an, wenn mein Mann zu Hause kommt und findet das Wachtelchen nichts«

»Och«, sagte die alte Slüksche, »wenn er fragt, so sagt nur, das möchte ihm wohl geträumt haben.« Damit wischte sie ihr Maul und ging weg.

Den Mittag, da die Frau ihrem Manne sein gewöhnliches Essen brachte, fragte er, wo denn das Wachtelchen wäre, das er ihr diesen Morgen geschickt hätte.

»Du hast wohl wieder geträumt«, sprach die Frau und tat ganz verwundert, »ich habe kein Wachtelchen gesehen.«

»Ei!« sagte der Bauer, »es ist doch sonderbar, daß man so lebhaft träumen kann.« – Aber diesmal hatte er doch gemerkt, daß ihn seine Frau zum besten hatte, und dachte: »Warte nur, dich will ich anführen«, schnitt sich drei Haselstöcke und brachte sie heimlich in die Kammer.

»No ja«, dachte die Frau, die es gesehen hatte, »nun geht's mir aber schlecht.« Sie wußte sich aber doch zu helfen.

In der Abendzeit, während ihr Mann nicht zu Hause war, ging sie zu der alten Slükschen und sagte zu ihr: »Wißt Ihr was? Ihr könntet diese Nacht wohl mal bei meinem Manne in der Kammer schlafen.«

»Liebend gern«, sagte die alte Slüksche, »das will ich wohl tun.« Und den Abend ging sie hin und legte sich in der Frau ihr Bett.

Bald danach kam der Bauer, der meinte, seine Frau läge da im Bette, im Dunkeln hereingeschlichen, schnitt ihr die Haare ab und prügelte sie so lange, bis die drei Haselstöcke in Stücken waren. Dann gab er ihr noch einen Schub, daß sie aus der Türe flog.

Am andern Morgen aber brachte die Bauersfrau ihrem Manne ganz vergnüglich den Kaffee. Sprach der Mann: »Nun Frau, wie haben die Schläge geschmeckt?«

»Welche Schläge?«

»Nun, die mit den drei Haselstöcken.«

»Ich glaube gar, du hast wieder geträumt; ich hab keine Schläge gekriegt.«

»So? Dann habe ich dir auch wohl die Haare nicht abgeschnitten? Setz mal gleich deine Mütze ab!«

Das tat die Frau, und da sah der Bauer, daß sie noch alle Haare auf dem Kopfe hatte. »Hol mich der Kuckuck«, rief er da, »nun sehe ich doch wohl ein, daß alles nur ein Traum gewesen ist.«

Die alte Slüksche mit der Schnüffelnase hatte aber noch lange einen blauen Buckel zu tragen und schnüffelte so bald nicht wieder.

(391)

Die dümmste Frau

Es war einmal ein Schlachter, der machte Bankrott. Da sagte er zu seiner Frau: »Nun will ich graben und auf Tagelohn arbeiten.« Als er aber ein paar Tage gegraben hatte, da waren ihm seine Hände wund, und er sprach zu seiner Frau: »Ich muß nur wieder schlachten.«

Er ging also aufs Land, sich ein Kalb zu kaufen, und als er in ein Dorf kam, fragte er, ob sie nicht ein Kalb zu verkaufen hätten.

»Nein«, sagten die Leute, »wir haben nichts; aber hier nahebei wohnt ein Müller, der hat fünf Ochsen.«

Da sagte der Schlächter: »Die kann ich auch brauchen«, und ging nach der Mühle.

Als er nun nach der Mühle kam, war der Müller nicht zu Hause. Der aber hatte, als er ausging, zu seiner Frau gesagt: »Wenn da jemand kommen sollte und wollte auf die Ochsen handeln, so kannst du sie nur für fünfzig Taler das Stück losschlagen; für weniger aber sind sie nicht feil.«

Nun kam der Schlächter; er fragte die Frau, ob sie nicht die Ochsen verkaufen wollte?

»Ja«, sagte sie, »für fünfzig Taler das Stück, für weniger aber nicht.«

Der Schlachter war's zufrieden und wollte so viel geben. »Aber«, sagte er, »ich habe jetzt nicht so viel bar Geld bei mir; wenn ich alle fünf auf einmal nehme, so können wir's ja so abmachen, daß ich zwei gleich mitnehme und dafür die drei übrigen Ihr so lange zum Pfände lasse, bis ich komme und das volle Kaufgeld bringe.«

Die Frau sagte, daß er's machen könnte, wie's ihm eben paßte, und war froh, einen so schnellen und vorteilhaften Handel abgeschlossen zu haben.

Als nun ihr Mann nach Hause kam, fragte er sie gleich: »Na, hast du die Ochsen verkauft?«

»Jawohl«, sagte die Frau, »alle fünf auf einmal an einen Schlachter aus der Stadt, das Stück für fünfzig Taler und um keinen Schilling weniger.«

»Das ist ein guter Handel«, dachte der Mann, aß erst ein wenig, und nachdem er gegessen, verlangte er das Geld zu sehen.

Da antwortete die Frau: »Das Geld habe ich noch nicht bekommen, der Schlachter aber wird es in vierzehn Tagen bringen, wenn er die drei letzten Ochsen abholt; die hat er so lange zum Pfand hier gelassen, zwei hat er gleich mitgenommen.«

»Nun«, sagte der Mann, »da ist doch auf Gottes weiter Welt kein dümmeres Frauenzimmer, als du bist«, und er ward ärgerlich genug. »Ich will noch vierzehn Tage warten, aber kommt binnen der Zeit der Schlachter nicht, so reise ich weg und komme in meinem Leben nicht wieder, wenn ich nicht eine dümmere finde, als du bist.« – Der Müller wartete nun noch vierzehn Tage; aber wer nicht kam, das war der Schlachter; der Müller reiste also fort.

Er war nun schon ziemlich lange gereist, und nirgends in der Welt hatte er noch eine dümmere Frau gefunden als die, welche er zu Hause gelassen. Endlich aber kam er bei einem Schlosse an, wo eine verwitwete Gräfin wohnte; da sprang der Müller immer hoch auf und gaffte in den Himmel. – Die Gräfin ward ihn vom Fenster aus gewahr und schickte gleich ihre Kammerjungfer hinunter, ihn zu fragen, was er doch da vorhätte oder was ihm fehle.

Der Müller sagte: »Wir haben eben im Himmel einen Tanz gehalten, da kam ich der Luke zu nahe und bin heruntergefallen; nun kann ich gar nicht den rechten Sprung wieder kriegen, um hinauf zu kommen. Ich muß nur weiter gehn und suchen, ob ich nicht anderswo die rechte Fährte wiederfinde.« Er tat nun, als wenn er fortginge, und dabei sah er noch immer in den Himmel.

Aber die Kammerjungfer hatte der Gräfin kaum die Nachricht von dem Müller gebracht, so kam diese selber ihm nachgelaufen und fragte, wenn er aus dem Himmel gefallen sei, ob er denn auch ihren verstorbenen Mann kennte.

»Ach ja«, sagte der Müller, »den kenne ich ganz gut, ich habe noch eben mit ihm getanzt.«

»Wenn das ist, lieber Mann«, sagte die Gräfin, »so kann Er mir auch wohl sagen, ob mein seliger Herr noch Seine großen Stiefel trägt mit den goldenen Sporen und seinen grünen Rock?«

Da antwortete der Müller: »Gnädige Frau, der gnädige Herr hat neulich die goldenen Sporen aus Not verkaufen müssen, die Stiefel hat er noch, aber sie sind schon ganz entzwei, den grünen Rock trägt er auch noch, aber da guckt der Ellenbogen schon heraus.«

»Gott sei mir gnädig«, rief die Gräfin, »das ist ja eine Schande, wie schlecht es ihm. da geht. Höre Er, Er könnte mir einen großen Gefallen tun, wenn Er für den seligen Herrn etwas Zeug zu einem neuen Rock mitnehmen wollte. Mein Sohn trägt gerade noch ebensolche. Ich will Ihm dann auch noch vierhundert Dukaten mitgeben und ein bißchen Gutes zu essen und trinken.«

Der Müller sagte, daß er das alles herzlich gern besorgen wolle; und die Gräfin gab ihm nun alles mit auf den Weg. »Das wäre doch eine, wie ich sie suchte«, sagte er und ging fort.

Bald darauf aber kam der Junker zu Hause und fand seine Mutter ganz traurig und in großer Betrübnis. Er fragte sie nach der Ursache.

»Ach«, sagte die Gräfin, »da war hier eben ein Mann aus dem Himmelreich, der hat mir so schlechte Nachricht vom seligen Papa gebracht; der hat seine goldenen Sporen schon aus Not verkauft, seine Stiefel sind entzwei und sein Rock ist zerrissen; ich habe nun dem Mann etwas Zeug und vierhundert Dukaten mitgegeben; es tut mir wirklich so herzlich leid um den seligen Papa.«

Der Sohn sah gleich, wie es damit wäre, ließ schnell seinen Schimmel satteln und jagte dem Müller nach.

Es dauerte nicht lange, so merkte der Müller, daß einer hinter ihm drein käme. Verstecken konnte er sich nirgends; aber da begegnete ihm eine alte Frau. Die fragte er, was er ihr geben sollte, wenn sie ruhig eine Zeitlang, ohne ein Wort zu sprechen, unter seinem Mantel auf der Erde sitzen wollte. Die Frau verlangte fünf Taler, aber der Müller gab ihr zehn, wenn sie nur genau das tun wollte, was er verlange. Das versprach sie und kroch unter den Mantel.

Nach einem Augenblick so war der Junker auf dem Pferde bei ihnen und fragte den Müller, ob er einen Mann habe eilig vorüberlaufen sehen.

Da sagte der Müller: »Ja, vor einer Viertelstunde ging hier einer rasch vorüber, und zuweilen lief er sogar. Er nahm den Weg da quer übers Moor; aber wenn Ihr nur auf meinen Bienenkorb hier sehen und die Bienen mir hüten wolltet, so lange bis der ausgeflogene ganze Schwarm drinnen ist, so wollte ich den Mann Euch bald wieder einbringen.«

Der Junker versprach ihm noch ein gutes Trinkgeld obendrein, stieg ab und wollte die Bienen hüten; der Müller aber saß schnell auf und jagte mit dem Schimmel davon. Da sah der Junker bald, daß es kein Bienenkorb, sondern eine alte Frau wäre, und nun ging er nach Hause ohne den Schimmel. – Und als ihn seine Frau Mutter fragte, ob er denn den Mann gefunden, so sagte er: »Ja, ich habe ihn bald gefunden und habe ihm auch noch den Schimmel mitgegeben, damit er eher hinkommt.«

Der Müller aber reiste wieder zu seiner Frau. Und als er bei ihr ankam mit dem Schimmel und mit den vierhundert Dukaten und mit dem Zeug zu einem neuen grünen Rock und mit all dem guten Essen und Trinken, das er dem seligen Herrn nach dem Himmel hatte mitnehmen sollen, da sagte er zu ihr: »Nun will ich bei dir bleiben, denn ich habe doch eine dümmere gefunden, als du bist, und habe sogar noch mehr verdient, als alle fünf Ochsen wert sind.«

(392)

Die Sündflut

Es war einmal ein Bauer, der ging zur Kirche. Der Herr Pastor predigte über die Sündflut und daß Noah in einem Kasten sich gerettet, er ermahnte auch seine Zuhörer zur Wachsamkeit.

Als der Bauer nun nach Hause ging, so dachte er über die Predigt nach. Das Ding ging ihm gewaltig im Kopfe herum. »Wie«, dachte er bei sich, »wenn nun abermals eine Sündflut käme?« Dann sagte er laut: »Dat schall mi nich beschuppen.« – Er nahm seinen großen Backtrog, befestigte an jedem Ende einen Strick und zog ihn nun mit Hilfe seines Knechts auf den Boden, wo er die beiden Stricke um zwei Hahnenbalken schlang, so daß der Backtrog in freier Luft schwebte. Darauf trug er Butter, Brot, Wurst, Schinken und Speck hinein, und aus Vorsicht, daß ihn das vielleicht zur Nachtzeit plötzlich anschwellende Wasser im Bette nicht überraschte, schlief er jede Nacht oben in seinem Backtrog.

Der Bauer hatte aber eine hübsche Frau, die es nicht wenig verdroß, jede Nacht allein zu sein. Auf der Nachbarschaft wohnte ein Schmied. Der erriet sehr bald ihre Gedanken und hoffte, das Spiel zu gewinnen. Er besuchte in der nächsten Nacht die Frau, allein trotz aller Bitten konnte er es nicht weiter bringen, als daß er ihr die Hand küssen durfte. Damit war er schlecht zufrieden. Doch er kam in der nächsten Nacht wieder, und auch in der dritten, aber konnte es immer nicht weiter bringen als bis zum Handkuß. Da ging er ganz erbittert weg und dachte sich zu rächen.

Am nächsten Abend kam er wieder, und als sie ihm abermals bloß die Hand zum Kuß reichte, zog er schnell ein glühend Eisen hervor, das er in der linken Hand hinter dem Rücken gehalten hatte, und verbrannte der armen Frau die ganze Hand, indem er sprach: »Betrügst du mich, betrüge ich dich.« Da fing die Frau gar ängstlich an zu schreien: »Wasser! Wasser!«

Sie meinte wegen ihrer verbrannten Hand; aber der Mann oben im Backtrog meinte, daß die Sündflut käme und seine Frau schon ertrinken wollte, schnitt die Stricke ab, damit sein Schiff flott würde, und der Backtrog fiel – und fiel durch die Luke auf die Diele, und der Bauer, der darin war, brach den Hals.

(393)

Der Edelmann und der Bauer

Dar is mal 'n Eddelmann weß, dee hett twee Schimmels halt, un 'n Buurn is dar weß, dee hett uk twee Schimmels hatt. Nu hett de Eddelmann so geern all veer Schimmels hebb'n wullt, un de Buur hett uk so geern all veer hebb'n wullt. Do maakt se sick af, se wullt sick wat vertell'n, un dee denn toeers seggt: Dat 's Lögen, dee hett verspelt.

Nu geiht't Vertell'n je los. Toeers kümmt de Eddelmann. He hett Roben hatt, seggt he, op sien'n Kamp, un dar is een so 'n grot Röw mank weß, dee hebbt söben Mann to Wag' bohr'n müßt.

»Oha«, seggt de Buur, »dat wer awer 'n Röw!«

»Nu hebbt se ehr je hen to Huus föhrt«, seggt de Eddelmann, »un hebbt ehr aflad't. Un nu hebbt se 'n öl Sog' hatt, dee hett dar ümmer vun freten. Do hebbt se de Sog' mal verlarn hatt un hebbt dar ümmerlos nah söcht. Un do hebbt se ehr toletzt in de Röw funn'n. Dar hett se sick so wiet rinfreten hatt un hett dar mit veerteihn Farken in seten.«

»Oha«, seggt de Buur, »dat wer awer 'n Röw!« Nu kümmt de Buur je an 'e Reehg'. Em hett dröömt, seggt he, he wer dotbleben un wer in 'n Himmel kam'n. Do hadd' dar linker Hand den Eddelmann sien Mudder seten und hadd' Gös' hott, un rechter Hand hadd' den Eddelmann sien Vadder seten un hadd' Swien hött.

»Dat 's Lögen!« seggt de Eddelmann.

»Ja«, seggt de Buur, »Lögen schüllt 't uk sien, all veer Schimmels sünd mien.«

Nu is de Eddelmann je so falsch weß op den Buurn, dat dee all veer Schimmels kregen hett, un he luur't dar ümmer op, wo he em dat mal trüchbetahl'n kann.

Nu geiht he mal in 't Holt op 'e Jagd, de Eddelmann. Do springt dar 'n Hasen vor em op, un de Eddelmann schütt achter den Hasen her. De Has' springt dör 'n Knick un löppt nah de Koppel rop, wo de Buur grad' bie to harken is, un dat liek up den Buurn to. Do nimmt de Buur sien'n Harkenstöl un leggt so op den Hasen an, as wenn he em dotscheeten will. Un bootz! fall't de Has' vor em hen un is dot.

Do meent de Buur, he hett em dotschaten. Un he besücht sien'n Harkenstöl un seggt: »Dööwel! Dat hadd' 'ck ne dacht, dat dat dar ruutgahn hadd'!«

Nu ward de Eddelmann je schimpen un seggt to den Buurn, dar mutt he Straf för hebb'n, dat he em den Hasen dotschaten hett. Un he schall nah 'n Sloß henkam'n un schall Prügels hebb'n.

As de Buur nu ringeiht nah 'n Sloß, do kümmt he dör so 'n siden Gang hendör, dar hebbt Specksieden un Wüß hängt. Do kümmt he gau bie un kriggt sick 'n Siet Speck heraf, un dee stickt he sick op 'n Puckel ünner 'n Kittel. Un do geiht he dar je hen, wo he sien Prügels hebb'n schall.

As he nu wa' ruutkümmt, do luurt de Eddelmann all op em un freit sick. Un do sucht he, dat de Buur so 'n dicken Puckel hett. Do meent he, de Puckel is em swull'n vun de Prügels. Un do seggt he: »Na, heß nu nog'?«

»Ja«, seggt de Buur, »so vel heff ick, dat ick un mien Fruu un Kinner dar 'n veer Weken vun leben künnt.«

De Eddelmann hett de Prügels meent, un de Buur hett dat Speck meent.

(394)

Der Bauer und der Professor

Dar is mal 'n Buurn weß, dee is mit 'n Föhr Holt to Stadt. Un do verköfft he dat eers op een Sted' un naher op 'n anner Sted' un kriggt sien Holt je duwwelt betahlt. Do högt he sick je, wat he eenmal för 'n kloken Mann is.

Nu sitt dar Studenten vor 't Weertshuus, de drinkt dar Beer. Do seggt he to de Studenten: »Jungs«, seggt he, »nu seggt mi mal, wo geiht dat eenmal to, dat ji hier in de Stadt so lang' nah Schol gähn möt? Wilk vun juu hebbt je all örntli so 'n bäten Bartwarks ünner de Nes'. Bie uns«, seggt he, »op'n Dörp'n, wenn de Jungs kunfermeert sünd, denn sünd se dar je mit liekut, mit dat öl Quälkram.«

»Ja«, seggt de Studenten, »in de Stadt, dar möt se mehr lehrn äs op'n Lann'. Darför sünd se denn uk je so veel klöker naher.«

»Och, ji grön'n Bengels«, seggt he, »wat ji juu inbild't! Ick bün klöker äs ji. Ich bün noch klöker äs juun Professer.«

Oho, seggt se un lacht, denn schall he man mal mitkam'n nah ehr'n Professer; denn schall he dat wull to sehn kriegen.

»Ja, man to!« seggt de Buur.

De Studenten drinkt ehr Beer je ut, un de Buur geiht mit ehr.

As se bie den Professer sien Huus kaamt, do geiht de een Student eers mal rop un seggt den Professer Bescheed, dat dar 'n Buurn is nedd'n, dee will klöker wesen äs he is.

Ja, denn schüllt se man mal mit em rop kam'n, seggt de Professer.

As de Studenten mit den Buurn rin kaamt, »na«, seggt de Professer to em, »und Sie wollen klüger sein als ich?«

»Ja, dat bün ick uk«, seggt de Buur.

»Ja, wollen wir mal fünf Taler wetten?« seggt de Professer.

»Ja, man to!« seggt de Buur.

De Professer leggt fif Daler op 'n Disch, un de Buur sett dar fif Daler gegen.

»Na«, seggt de Professer, »dann sagen Sie mir mal, wie hieß Jesus seine Mutter»«

»Dee hett Maria heeten«, seggt de Buur.

»Ja, die Frage war zu leicht«, seggt de Professer, »ich will Ihnen eine andere vorlegen.«

»Nee, holt puß!«seggt de Buur. »Nu bün ick an de Reehg'. Nu segg'n Se mi mal, wo hett mien öl Grotmöhm heeten?«

»Ja, mein lieber Mann, wie kann ich das wissen?«

»Ja, dat heff ick je seggt«, seggt de Buur, »ick bün klöker äs Se. Mien Grotmöhm heet Else Katrin, un de teihn Daler sünd mien.« Un darmit raakt de Buur sick dat Geld vun'n Disch, un datut de Dör herut.

(395)

Der Neujahrsglückwunsch

Dor sünd eens twee Eddellüüd' wäst. De een het sien Buern got hollen, un de anner – dee het dree Buern hatt –, dee het se slicht hollen. As nu Niejohr rankümmt, het de ierst Eddelmann den annern to Gast laden, un äs se bie Disch sitten, kamen den Eddelmann sien Buern an un wünschen em 'n fröhliches Niejohr.

Dit geföllt jo den annern, un he seggt to sien Buern, dat nächste Johr süllen se dat bie em ok maken.

Na ja. Niejohr kümmt wedder ran, un de tweet Eddelmann het jo nu ok sien Nahwers to Gast laden.

De dree Buern hebben dat so unnereenanner afräd't: De ierst will den Spruch herbäden, de beiden annern soelen blot seggen: »De gnädig Fruu ok« un »de Gesellschaft ok«.

As nu de Buern ringahn willen nah de Stuw', hackt de ierst Buer mit sien Stäwel – dee sünd intwei wäst – an den Süll fast un sleiht jo nu pardautz rin nah de Stuw'. Dor denkt he nich an sienen Spruch un röppt: »Hal di de Deuwel!«

»De gnädig Fruu ok!« röppt dor de tweet.

»Un de ganze Gesellschaft!«

Dat is de Buern ehr Niejohrsglückwunsch wäst.

(396)

Der tote Hund

Een Herr kümmt eens bie sienen Scheper antorieden un süht, dat dee wat in sienen Sack het. Den Herrn is dat verdächtig, un he fröggt den Scheper, wat he dorin hadd'.

Sienen dodigen Hund, seggt de Scheper.

De dodig Hund künn em doch nicks nützen.

»Oh, Herr, wenn he nich bitt, so schuugt he doch«, anwuurt't de Scheper.

Denn süll he em mal utschürren, he wull em sehn.

Ja, dat künn he jo don. – De Scheper schurrt den Hund ruut ut 'n Sack. Dat Pierd verfihrt sick, springt bie Siet un smitt den Herrn af.

»Sehn Se woll«, het de Scheper wedder seggt, »wenn he nich bitt, so schuugt he doch.«

(397)

Der faule Mäher

Een Buer het so 'n faulen Knecht hatt, den het he eens mit twee Arbeitslüüd' to 'n Meinen up 't Feld schickt.

As se nu een Swadd afmeiht hebben, seggt de Knecht: »So, nu will'n w' man ierst 'n bäten Frühstück äten!«

As se dormit fardig sünd, drieben de annern an, nu müßten se woll wedder meihen.

»Nee«, seggt de Knecht, »will'n 't man ierst 'n bäten sacken laten.«

So blifft dat den ganzen Dag bie. »Dat will ick woll up mi nähmen«, seggt de Knecht.

As dat Abend is, packt he sick sien Kiep vull Pierd'dung, un se gähn af. As se bie den Buern kamen, seggt de Knecht, he hadd' 'n groten Schatz funnen, de ganze Kiep wir vull Gold.

Dor seggt de Euer, dat wull he hebben.

Nee, seggt de Knecht, dat gew' he nich ruut.

Dor fängt de Euer an to schimpen: Wat up sienen Acker funnen wir, dat wir sien, he süll dat nu up de Städ' hergäben.

Dor seggt de Knecht, wenn de Euer em dat nähmen wull, denn wull he, dat dat ganze Gold in de Kiep to Pierd'dung würd un dat all dat Kuurn up 'n Feld, wat se afmeiht hadden, wedder upstünd' bet up dree Swadd.

De Buer find't jo nu ok den Pierd'dung in de Kiep un schickt de Diern ruut, se sall nahsehn, ob dat Kuurn ok wedder upstahn wir.

De Diern löppt immer de dree Swadd entlang un vertellt naher den Buern: »De dree Swadd heff ick noch redd't, rögen deden s' sick ok all. Oewer all dat armer Kuurn stund' wedder upricht't dor.«

(398)

Jochem Ochs

Es waren einmal ein Paar Bauersleute, die hatten keine Kinder, und so sehr sie auch den lieben Gott darum baten, er schenkte ihnen keins. Da kalbten eines Tages zwei schöne Kühe des Bauern zu gleicher Zeit, und als er die Kälberchen so ansah, kam ihm der Gedanke: »Wie war's, wenn du die Tierchen an Kindes Statt annehmen würdest!«Er rief Muttern herbei, und da diese sich mit der Sache einverstanden erklärte, so wurde Kindelbier gefeiert, und die beiden Kälber wurden Jochem und Krischan genannt.

Sie wuchsen und gediehen, daß es eine Freude war, die Sache mit anzusehen. Doch Jochem. schien der Bäuerin besser geraten zu wollen als Krischan; deshalb hing ihr Herz an ihm. Und als die Tiere drei Jahre alt geworden waren und der Bauer sie vor den Pflug spannen wollte, sprach sie darum: »Wie kann ein Vater seinen Kindern so tun; Und wenn es noch Krischan wäre! Aber Jochem ist zu gut zum Ziehen.«

Doch der Bauer dachte: »Wenn's auch deine Söhne sind, lernen müssen sie etwas«, wischte aus dem Auge eine Träne und fuhr mit den Ochsen zu Acker.

Als er die erste Furche gezogen hatte und den Pflug umdrehen wollte, sah er am Grenzrain unter dem Baume fünf junge Herren sitzen, die taten sich gütlich bei Brot, Braten und Wein.

»Heda, Bauer«, rief einer von ihnen, »will Er auch ein Glas Wein mittrinken?«

»Recht gern, liebe Herren«, antwortete der Bauer, ging hin und trank einen guten Schluck; dann fuhr er fort: »Was habt Ihr denn für ein Handwerk gelernt?«

»Wir sind Studenten«, sagten die Herren.

»Ach, das ist gewiß ein schönes Leben!« meinte der Bauer.

»Ja, das ist es«, sprachen die Studenten, »es ist sogar das schönste Leben!«

»Ich bin wohl schon zu alt dazu?« fragte der Bauer weiter; und als die Studenten gesagt hatten, mit ihm ginge es nicht mehr, fuhr er fort und sprach: »Was meint Ihr aber, werte Herren, sollten meine beiden angenommenen Söhne das Studieren wohl noch lernen? Von Jochem hält Mutter immer so große Stücke und meint, es sei Sund' und Schande, daß er in dem Pflug gehen und den Acker bestellen müsse. Krischan ist nicht so gut geraten.«

Als die Studenten merkten, daß es dem Bauer Ernst sei mit seiner Rede, sprachen sie zu ihm: »Ei, warum sollte Jochem nicht ein Student werden können, wir sind es ja auch!«

»Nun, dann nehmt ihn gleich mit!« antwortete der Bauer froh.

»Nein, lieber Bauer, so geht das nicht«, entgegneten die Studenten, »erst müssen wir sehen, ob auf der hohen Schule auch noch Platz für ihn ist. Und dann kostet das Studieren Geld. Vierhundert Taler und einen Wispel Kartoffeln und einen Wispel Gerste muß Er schon daran wagen.«

»Das will ich gerne tun«, versetzte der Bauer.

Da sprachen die Studenten, sie würden ihm schreiben, wenn Jochem ankommen könne, sagten ihm Lebewohl, drückten ihm auch noch zum Abschied die Hand, und dann machten sie, daß sie in die Stadt zurückkamen. Dort setzten sie einen großen Brief auf, darin schrieben sie dem Bauern, Jochem sei angenommen und könne ein Student werden, er möge ihn nur bald bringen.

Da spannte der Bauer den großen Wagen an und lud einen Wispel Gerste und einen Wispel Kartoffeln darauf, dann steckte er vierhundert Taler in die Tasche und fuhr in die Stadt; Jochem und Krischan trotteten hinterher.

»Guten Tag, Ihr Herren«, sagte er zu den Studenten, »hier ist mein Jochem! Den Krischan habe ich auch mitgebracht, damit sich das arme Kind nicht zu sehr nach Muttern bangt.«

»Hat Er auch das Geld nicht vergessen?« sprachen die Studenten.

»Wie werd ich das Lehrgeld zu Hause lassen!« antwortete der Bauer und zählte die vierhundert Taler auf den Tisch. Darauf wurden der Wispel Gerste und der Wispel Kartoffeln abgeladen; und nachdem der Bauer sich noch schön bei den Studenten bedankt hatte, daß sie Jochem auf die hohe Schule verholfen, und als er erfahren hatte, übers Jahr könne er einmal nachfragen, was aus seinem Jungen geworden sei, stieg er wieder in den Wagen und fuhr auf das Dorf zurück.

Die Studenten aber verkauften Jochem und Krischan an den Schlächter und die Gerste an den Bierbrauer, die Kartoffeln behielten sie für sich; von den vierhundert Talern jedoch und dem Gelde, das sie für die Ochsen und die Gerste bekommen hatten, lebten sie ein ganzes Jahr hindurch lustig in Saus und Braus.

Als das Jahr zu Ende gegangen war, sprach der Bauer wieder in der Stadt vor, um seine Kinder zu besuchen.

»Er ist ein gutes Vierteljahr zu spät gekommen«, sagten die Studenten, »Krischan hat die Stadtluft nicht vertragen können und ist gestorben.«

»Ach, was frag ich nach Krischan«, antwortete der Bauer, »was mein Jochem macht, will ich wissen!«

»Der hat schon ausstudiert«, erwiderten die Studenten, »und ist in der nächsten Stadt Bürgermeister geworden.« Das sagten sie aber, weil dort wirklich ein Bürgermeister war, der Jochem Ochs hieß.

»Und das schreibt mir der Schlingel nicht einmal!« rief der Bauer voll Zorn. »Hab ich das schwere Geld an ihn gewagt, und nun ist er so! Na, warte nur, Junge, dir werd ich's besorgen!«

Dann lief er spornstreichs nach Hause, nahm einen neuen Strang mit sich und die gute dreifachgeflochtene und mit schwarzem Leder überzogene Peitsche und ging damit in die Stadt, wo Jochem Ochs Bürgermeister war.

»Wohnt der Schlingel, der Bürgermeister Jochem Ochs, hier?« fragte er den Nachtwächter, als er zum Rathaus gekommen war.

»Ist Er des Teufels!« antwortete der Nachtwächter. »Wenn das unser Bürgermeister hört, so läßt er Ihn in Ketten legen und bringt Ihn an den Galgen.«

»Das fehlte noch gerade!« schalt der Bauer, stieß den Nachtwächter beiseite und ging die Treppe hinauf in des Bürgermeisters Zimmer. Da saß er und hatte ein Paar große Vatermörder umgebunden und fuhr den Bauer strenge an, daß er so ohne weiteres in sein Zimmer gedrungen sei.

Doch der Bauer verstand keinen Spaß. »Du nichtsnutziger Lümmel!« rief er zornig. »Kannst du deinem alten Vater, der dich studieren ließ, nicht einmal einen guten Morgen bieten?« Dann warf er dem Bürgermeister den neuen Strang über den Nacken, zog ihn vom Stuhle herab und schlug mit der dreifach geflochtenen Peitsche auf ihn ein, daß ihm Hören und Sehen verging. »Jetzt kommst du mit nach Hause; und da mag Mutter sagen, was sie will, du wirst wieder vor den Pflug gespannt ! Vierhundert Taler für ihn bezahlt, und dann schreibt er noch nicht einmal und wird Bürgermeister und bietet seinem alten Vater keinen guten Morgen!« Und indem er das sprach, schlug er unaufhörlich auf ihn ein.

Der Bürgermeister schrie, als wenn er am Spieße stäche, aber es kam niemand, ihm zu helfen; und da der Bauer immer von vierhundert Talern redete, die er für ihn ausgegeben, rief er in seiner Angst: »Ich will Euch ja gerne die vierhundert Taler wiedergeben.«

»Das ist etwas anderes«, antwortete der Bauer, »dann magst du meinetwegen im Amte bleiben; aber mein Sohn bist du nicht mehr.«

Der Bürgermeister war froh, daß ihm der Bauer den Strang abnahm und die Peitsche in Ruhe ließ, lief zum Geldschrank und zahlte die vierhundert Taler auf den Tisch. Der Bauer strich das Geld ein, gab ihm noch zu guter Letzt einen Hieb mit der Peitsche, daß er daran denken konnte, und ging, ohne ein Wort zu sagen, aus dem Rathaus heraus und kehrte auf seinen Hof zurück.

»Mutter«, sagte er, als er dort war, »wenn ein Ochse erst ein großer Herr wird, dann kennt er seinen eigenen Vater nicht mehr. Unser Jochem ist Bürgermeister geworden, trägt zwei Vatermörder und bot mir nicht einmal einen guten Morgen. Aber ich habe ihm die Peitsche zu schmecken gegeben; da rückte er wenigstens die vierhundert Taler heraus.«

»Das ist doch noch ein Trost, Vater«, antwortete die Bäuerin, »aber soviel weiß ich, wir lassen nie wieder einen Ochsen studieren und Bürgermeister werden.«

(399)

Wie der Schulze in Teterow gepredigt hat

As eis dei Preisters so knapp wiren, doon kemen dei Tetrowschen moeglich in dei Klemm. Denn ehr ull Paster wir dotbläben, un sei künnen narends ein'n annern herkriegen. Tauletzt föl ehr in, sei wullen den Schulten tau'n Preister maken. Un dei deer dat uck.

As hei nu sien erst Prädigt hullen harr, kem em tau Uhren, dat dei Buern nich recht darmit taufräden wiren. – »Is mien Prädigt denn nich gelihrt naug'?« frög' hei sienen Nahwer.

»Nee«, seggt dei, »so äs ick hüürt heff, fahlen dar latiensche Wüürd' mang.«

»Ja«, seggt dei Schult, »denn möt ick mi man eis nah 'n Köster maken, ob dei kein weit. Ick heff kein up Lager.«

Dei Köster wüßt twarst uck kein, säd' oewer tau em: »Kumm man mit nah 'n Hult, dar ward'n wi woll weck finnen!«

Sei wiren noch nich wiet gahn, doon säd' dei Schult: »Wat is denn dat von 'n hohgen Boom?«

»Jetzüh!« seggt dei Köster: »Dar hebben wi ja all ein: Hohg'boomus!«

Dat duert nich lang', doon platzt dei Schult wedder ruut: »Dar is ja 'n Kraihgennest up dei Eik!«

»Kraihgennestus!« säd' dei Köster.

Ein End' wierer, dar leg' ein afräten Schauhschlarm. »Kiek«, seggt dei Schult, »ein afräten Schauhschlarm!«

»Schauhrietrantus!« föl em dei Köster in't Wuurt.

Am letzten End' kemen sei an ein lütt Huus. Vor dei Dör spalten dei Gören un steken darbie den Hund in 'n Sack. »Wat maken dei dar?« reep dei Schult.

»All wedder ein«, seggt dei Köster: »Kruupindeisacktus! Un nu hest naug' Wüürd'!« Un doon gingen sei nah Huus.

Den Schulten danzten sien Wüürd' den ganzen Dag in'n Kopp rüm, un hei künn gar nich uthullen, bet dei Sünndag kem. As hei nu endlich dar wir un dei Lüüd' nah dei Kirch gingen, stund' dei Köster all an dei Kirchendör: »Hüüt riet't man Näs' un Muul up«, säd' hei tau jederein'n, »hüüt ward 't juuch woll gefallen!«

Dei Schult deer ja nu uck, wat hei künn. Un as hei ball tau End'n wir mit dei Prädigt, doon smeet hei sich in dei Bost un schreeg' mit luure Stimm: »Hohg'boomus, Kraihgennestus, Schauhrietrantus, Kruupindeisacktus. Amen!«

As hei nu von dei Kanzel runner wir, kloppten em dei Buern up dei Schullern un säden: »Süh, Vaddermann, so 'n Prädigt laten wi uns gefallen!«

(400)

Vom Teufel, der den heiligen Geist aufgefressen hat

Ein Pastor, der in seiner Gemeinde wenig beliebt war, versuchte lange Zeit vergeblich, sich die Zuneigung seiner Gemeindemitglieder zu verschaffen. Endlich glaubte er, ein wirksames Mittel dazu gefunden zu haben. Am folgenden Sonntag wollte er eine Predigt über des Teufel und über den heiligen Geist halten, und beide sollten der Gemeinde dann in leibhaftiger Gestalt erscheinen. Er rief den Küster zu sich und wies diesen an, am nächsten Sonntag einen schwarzen Kater und eine weiße Taube mit in die Kirche zu nehmen; während der Predigt solle er beide freilassen, und zwar zuerst den Kater bei den Worten: ‚Der Teufel komme über euch!‘ und dann die Taube bei den Worten: ,Der heilige Geist komme über euch!'

Der Küster kam dem Wunsche des Pastors nach. Er verschärfte sich einen pechschwarzen Kater und eine weiße Taube, sperrte beide in einen Deckelkorb und nahm sie am nächsten Sonntag mit in die Kirche.

Der Pastor betrat nach der Liturgie die Kanzel, um die Predigt: zu halten. Da er von der Wirksamkeit seines Mittels überzeugt war, begann er mit sicherer Stimme und in eindringlichem Tone von der Macht des Teufels zu sprechen. Als er dann an die Stelle kam: »Der Teufel komme über euch!«, siehe, da sprang plötzlich zum großen Entsetzen der Gemeinde ein feister, schwarzer Kater durch das Gotteshaus.

Der Pastor hielt mit der Predigt einen Augenblick inne, damit die Wirkung um so größer sei; dann ging er zum zweiten Teile über, der vom heiligen Geist handelte. Mit beredten Worten sprach er von der Wirksamkeit des heiligen Geistes, des von Gott gesendeten Trösters, und schloß mit den Worten: »Der heilige Geist komme über euch!« Nun sollte die Taube erscheinen; sie blieb aber unsichtbar. Der Pastor wiederholte daher mit nachdrücklicher Stimme die Worte: »Der heilige Geist komme über euch!« Als sich aber auch jetzt noch keine Taube sehen ließ, wendete er sich mit verwunderter Miene nach der Seite hin, wo der Küster saß.

Dieser verstand seinen Vorgesetzten und versetzte: »Ach, Herr Paster, de Düwel het den heiligen Geist upfräten!«

So war denn auch dieses Mittel des Pastors, sich beliebt zu machen, fehlgeschlagen.

(401)

Der Pastor und der BürgermeisterÜberschrift vom Herausgeber

Dor was mal ees een Paster, dee besöcht eenen Schwerkranken, um em to trösten. As se nu beid' in 't Vertelln kamen wiren, säd' de Kranke to'n Paster, em harr de letzte Nacht dröömt, he wir storben, un doon wir he an de Himmelsdör kamen un Petrus harr em fragt, wer he wir und wat he wull. He harr antwuurt't, ob woll de Paster so un so dor wir, un dorbie harr he den Paster sienen Namen nennt. Oewer Petrus harr seggt, in'n Himmel wiren oewerhaupt keene Pasters.

Oewer disse Red' ärgert sich de Paster natürlich nich wenig. He stund' baff up un ging fuurt. As he in't Wirtshuus kem, truff he dor den Burgemeister un verteilt den', wur em dat gähn wir.

Donn ging de Burgemeister nah den Kranken hen un fohrt em hart an, wur he den Paster so wat seggen künn.

»Je«, säd' de Kranke, »he hett mi jo nich to End' vertellen laten.«

»Na, wat is denn noch wiere passiert?« frog' de Burgemeister.

De Kranke säd': »As ick in'n Himmel nich rinlaten würd, ging ick nah de Höll, un äs de Düüwel mi ankamen sehg', begrüßt he mi all von wieden as ollen Bekannten un makt mi de Puurt glieks apen. As ick intreden wir, sehg' ick dor 'n Stohl stahn un dacht so bie mi: ‚Dor kannst du di jo 'n bäten verpusten.‘ Denn ick was von den wieden Weg sihr möd' worden. Mit eenmal oewer kreeg' ick 'ne bannige Uhrfieg', un de Düüwel schull up mi los: ‚Wur kannst du di up den' Burgemeister sienen Stohl setten!‘«

Donn harr de Burgemeister ok sien Deel weg un künn jo nu ok afgahn.

(402)

Kopfarbeit ist hartÜberschrift vom Herausgeber

»Es der Harr Pastor ze Huus? Ich sollt im Jet bestelle«, fragte ein Bauer des Pastors Köchin.

»Ja«, antwortete diese, »er sitzt droben auf seinem Studierzimmer; aber es ist heut Samstag, da studiert er seine Predigt, und dann darf ihn niemand stören.«

»Wat«, sagte der Bauer, »es dann dat esu en harde Arbeit, wa' mer een Prädig mäht?«

»Das versteht ihr dummen Bauern nicht«, erwiderte die Köchin, »weil ihr nur mit den Händen arbeitet; der Herr Pastor aber muß mit dem Kopf arbeiten.«

»Do hat Ehr Räch dren«, sagte der Bauer, »esu en Kopparbeit es jet Hardes; dat sihn ich wall an mingen Oss, wann ich plöge.«

(403)

KopfarbeitÜberschrift vom Herausgeber

Ein Bäuerlein fuhr für seinen Pastor einen Karren Holz und verlangte dafür einen Taler.

»Einen Taler? Das ist zu viel!« sagte der Pastor.

»Wat, zo vill?« erwiderte das Bäuerlein. »Ehr loßt Üch jo 'nen Daler för en Leichprädig bezahle, die doch gar kein Möh mäht.«

»Ja, Mann Gottes, das ist auch Kopfarbeit.«

»Kopparbeit?« rief das Bäuerlein. »Meint Ehr dann, mingen Oss dät de Kar m'em Stäzz träcke?«

(404)

Geistliche GemeinsamkeitÜberschrift vom Herausgeber

Ein Pastörchen in der Eifel besaß neben dem Nieschen – seiner braven Köchin – und anderen guten Dingen auch eine Kuh, die er zuweilen in seinem Gartenbungert grasen ließ.

Eines Tages aber war die Kuh auch in sein KappusfeldKohlfeld geraten, worüber sich das Nieschen sehr ärgerte. Es sagte daher zum Herrn Pastor: »Lot doch Öhre Koh nit esu eröm laufe! Se veruenet Üch noch Öhre ganze Garde.«

»Do haß de Räch«, erwiderte dieser, »äwwer Niesche, sag doch nit immer Öhr Koh, Öhre Garde; daför sin mer doch zu lang beienander, sag leewer uns Koh, unse Garde. Dat hört sich och vill besser an.«

Dies beherzigte das Nieschen auch; denn kurze Zeit darauf, als der geistliche Herr, der sich nach einigen gemütlichen Fläschchen mit ein paar Konfratern aus der Nachbarschaft auf einen Augenblick absentiert hatte, wieder ins Zimmer trat, flüsterte sie ihm vorwurfsvoll ins Ohr: »Äwwer, Harr Pastor, mäht doch uns Knöpp zo!«

(405)

Mißglückte ÜberführungÜberschrift vom Herausgeber

Es war einmal eine vornehme Frau, die war überaus eifersüchtig auf ihren Mann. Sie glaubte aber auch, Grund dazu zu haben, denn sie hatte erlauscht, daß wiederholt an ganz bestimmten Abenden leise Tritte nach der Kammer ihrer Dienerin gingen, und gerade an solchen Abenden, wo ihr Eheherr vorgab, einen kranken Freund besuchen zu müssen. – Ein solcher Abend war es auch, als der Mann zärtlich Abschied nahm und ihr eine recht gute Nacht wünschte.

Als er, mit dem Hausschlüssel versehen, die Wohnung verlassen hatte, da sprach die Frau zu ihrer Dienerin: »Gehe und lege dich rasch in mein Bett, ich will mich in das deinige legen!« Und so geschah es auch; die Frau legte sich in das Bett ihrer Dienerin, und die Dienerin legte sich in das Bett ihrer Herrin.

Als nun diese eine Zeitlang gelegen, da hörte sie auch den leisen Tritt ihres Eheherrn herannahen; die unverschlossene Kammertür wurde vorsichtig geöffnet und mit dem Schieber wieder verschlossen. Was da weiter geschah, konnte wegen der Dunkelheit nicht gesehen werden. Die Frau aber hatte ihren Mann auf frischer Tat ertappt und fing an, ihm eine tüchtige Strafpredigt zu halten.

»Härrjeses, sinn Sie et, Madam?« rief der Diener Franz. »Han ich doch glich da Lavendel geroche.«

(406)

Der ScheidungsgrundÜberschrift vom Herausgeber

Eine Frau wollte sich von ihrem Mann scheiden lassen und ging deshalb zum Advokaten. »Aus welchem Grunde»«fragte dieser.

»Well ich in nit mih ligge kann.«

»Dat es keine Grund. Hat Ehr dann nicks anders? Schleiht ha Üch?«

»Enä.«

»Es hü v'leech 'ne Söffer?«

»Dat künnt ich nit sage.«

»'ne Verschwender?«

»Och nit.«

»Un wie steiht et dann met der eheliche Treu?«

»Met der eheliche Treu?« rief die Frau. »Harr Dokter, jitz ha' mer et. Unser Kleinste es, nit vun im.«

(407)


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