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Den Spott zum Schaden
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Verfasser unbekannt

Lyrum Larum Lyrissimum
1701

Der schwerhörige BauerÜberschrift vom Herausgeber

Es war ein Bauer, der hörete nicht wohl. Derselbe hatte zu Bingen am Rhein ein paar Sau eingekauft, denn er sollte bald Hochzeit machen. Als er nun dieselben heimtrieb, begegnete ihm sein Junker und sprach zu ihm: »Grüß dich Gott, Peter!« Der Bauer antwortete: »Junker, ich komm von Bingen.« Der Junker sagte: »Was gelten die zwo Sauf« Der Bauer antwortete: »Bis Sonntag über vierzehn Tag, ob Gott will.«

Der Junker sagte: »Wann willst du Hochzeit halten?« Der Bauer sagte: »Sieben Gulden, weniger ein Ort.« Der Junker sagte: »Man scheiß dir in den Hals, du tauber Esel!«

Der Bauer sagte:»Und Euch desgleichen, lieber Junker, wir dürften beide wohl Glück haben.« Vermeinte, der Junker wünsche ihm Glück zur Hochzeit.

(247)

Sprüche beim FischgerichtÜberschrift vom Herausgeber

Drei Edelleute reiseten miteinander und kamen unterwegs zu einem Soldaten. Sie kauften miteinander einen großen Fisch, gaben ihn dem Soldaten zu tragen und ließen selbigen nachmals in dem nächsten Wirtshaus zurichten, mit der Bedingung, daß ein jeder ein Stück nehmen und einen Spruch dazu sagen sollte.

Der Stück aber waren nur drei, und sagte der erste: »Was dem Haupt gebühret, das gehört nicht für andere Glieder!« Nahm damit den Kopf.

Der zweite sagte: »Die Tugend stehet in der Mitten!« Und nahm das Mittelstück.

Der dritte sagte: »End gut, alles gut!« Und nahm das Schwanzstück.

Der Soldat sah, daß nichts auf ihn kam, nahm derohalben die Schüssel, goß ihnen die Brüh ins Gesicht und sagt: »Ich bespreng euch mit Isoppen!«

(248)

Der weintaufende BauerÜberschrift vom Herausgeber

In Hessen war ein Bauer, so seiner Sauferei wegen überall berühmt war. Dieser hatte sich einst so voll gesoffen, daß er sich im Kot herumwälzete wie eine Sau. Da ihn aber einer fragte, was er da im Kot suchte, sprach er: »Ich suche meine fünf Sinne, die ich zuvor versoffen habe.«

Eben dieser Weinsack sollte einmal rheinischen Wein in Hessen führen, soff aber unterwegs etliche Eimer mit guten Gesellen aus dem Faß heraus. Des andern Tages fuhr er an einen Brunnen, willens, das Faß mit Wasser vollzufüllen.

Als ihn nun einer darauf ertappte und fragte, was er machte, gab er zur Antwort: »Ich stehe hier an Gottes Statt und will Wasser zu Wein machen.«

(249)

Ein ZusammenstoßÜberschrift vom Herausgeber

Es trug ein Bauer- eine große Bürd Heu, daß er kaum gehen konnte. Weil er nun über den Markt ging, da ihm viel Leut begegneten und er sie nicht alle sehen konnte, rief er laut: »Weichet, weichet!«

Eines reichen Mannes Sohn aber wollte nicht ausweichen, also stieß er ihn mit der Bürd Heu – doch wider seinen Willen in den Kot, daß er ziemlich parfümiert wurde.

Dieser verklagte den Mann. Der Bauersmann aber schwieg still und antwortete nichts auf die Anklag.

Der Richter sagte: »Was wollen wir mit dem Mann anfangen? Er kann ja nicht reden.«

»Ja«, sagte der Jüngling, »auf dem Markt konnte er wohl reden, dann er überlaut geschrien: ‚Weichet, weichet!‘«

»Nun wohlan«, sagte der Richter, »hat er dies gesagt, so hat er nicht schuld, sondern Ihr, daß Ihr nicht gewichen seid.«

Mußte also dieser Stölzling den Spott zum Schaden haben.

(250)


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