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Den Spott zum Schaden
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Andreas Strobl

Predigten
1698-1708

Ein reicher Geizhals verbirget seinen Schatz unter sein Haus-Altärlein

Lächerlich ist anzuhören, was einsmals einem reichen Geizhals widerfahren. Dieser Geld-Lümmel hatte nach und nach einen großen Schatz von Talern und Dukaten zusammengeschunden, und war sein größte Freud auf der Welt. Nun stund er aber in Sorgen und wußte nicht, wo er dies sein Geld sollte hinlegen oder eingraben, daß ihm niemand darüber käme, weilen er wußte, daß auch oftermal dem Hausgesind und nächsten Verwandten nicht zu trauen, auch kein Gschloß so stark und gut, welches nicht könne zerbrochen oder aufgesperret werden. Spintisierte derowegen Tag und Nacht darüber, und machte ihm viel hundert Mucken, wo er doch seinen Schatz sollte hinlegen. Endlich fallet ihm ein und resolviert sich, solchen an ein so vorteilhaftiges Ort zu tun, allwo es kein Mensch entrauen oder argwohnen möchte, daß ein Geld darin verborgen war. Er hatte in seinem Haus ein kleines andächtiges Kapellel und Haus-Altärlein. »Dahinein«, gedacht er, »will ich meinen Schatz verbergen.«

Zu diesem Ziel und End laßt er alldort das Grab Christi zurichten, nach dem Modell und Form des wahren Heiligen Grabs, in welchem Christus der süßeste Heiland gelegen ist. »Da«, gedacht er bei sich selbst, »wird mein Geld am sichersten sein.« Tut darauf ein Truhen voller Gold und Silber dort hineinsetzen; und damit niemand einigen Argwohn eines verborgenen Schatzes haben sollte, ließ er außen her an dies Grab hinan schreiben: »Hic jacet Christus sepultus. Da lieget Christus begraben.«

Dieses Grab tat der reiche Hudler den Tag hinum öfter als vormalen mehr goldselig als gottselig besuchen, welches einer aus seinen Dienern vermerket. Dieser ging einsmals dahin vor selbige Kammertür, hielt die Ohren heimlich hinzu, schauet auch zum Schlüsselloch hinein, höret das Geld klingen und siehet, daß er anstatt der BettergrällelPerlen des Rosenkranzes Dukaten und Taler durch die Hand laufen lasse. Schöpfet darauf den Argwohn, daß er gewiß da sein Schatz verborgen habe, gehet derowegen, als sein Herr einsmals ausgereist, hinein, durchsuchet den Altar und das Grab und findet alldort die Schatz-Truhen. Entdecket solches hernach den andern Dienern, seinen Kameraden, beratschlaget sich mit ihnen, was zu tun. Wurden aber bald eins, eröffnen die Kammer und das Grab samt der Truhen, nehmen alles Geld heraus, löschen hernach den vorigen Grab-Titel aus, schreiben anstatt der vorigen diese Wort hinan: »Surrexit, non est hic. Er ist auferstanden und ist nicht hier.«

(232)

Hofnarr eines Fürsten verwundert sich über die lange Nase eines Edelmanns

Übermäßige große und lange Nasen stehen weder Mann noch Weibern wohl an. Dergleichen große und dicke lange Nasen hat gehabt jener Edelmann, welcher von seinem Fürsten neben anderen Hofherrn zur angestellten Mahlzeit eingeladen worden. Als diesen der Hofnarr des Fürsten unter anderen Gästen dort bei der Tafel sitzen gesehen und dessen große und pfündige rote Nasen erblicket, hat er sich lächelnd darüber verwundert, sagend: »Das ist ein Nasen! potz tausend allemodi! das ist ein Nasen!« Über welches der Edelmann sich von Herzen geschämt. Der Fürst aber schaffet den Narren gleich von Stund an hinweg.

Über ein Weil aber kommt der Narr wieder, wollte die alte Scharten ausschleifen, und weilen er gehört, daß er wegen Meldung der großen Nasen bei seinem Fürsten ziemlich eingebiest, stehet er vor dem Tisch und sagt: »Ei, das ist ein schöns Näsel, ein schöns kleines Näsel!« Der Edelmann wurde noch mehr hierdurch disgustiert.

Der Narr mußte sich wiederum fortpacken, kommt doch bald wiederum und gedenkt bei sich selbst: »Ich hab grob eingebiest, da ich gesagt, er hab ein große Nasen, und hab nicht recht gered't, da ich gesagt, er hab ein kleine Nasen; was muß ich dann tun?« Steht derowegen vor dem Tisch, deutet auf den Edelmann, sagend: »Der hat gar kein Nasen.«Worüber großes Gelächter entstanden und der gute Edelmann ziernlichermaßen beschimpft worden.

(233)


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