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Fabeln aus Europa außerhalb Deutschlands
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Der Fuchs und der Bär

Aus Siebenbürgen

Der Fuchs und der Bär hatten einmal einen großen Durst. Da sprach der Fuchs: »Ich weiß in einem Keller guten Wein, willst du, so gehen wir in der Abenddämmerung hin und holen ihn.« Dem Bären war das ganz recht, und als es Abend wurde, gingen sie hin. Damals aber hatte dieser auch einen so langen, ja noch einen längeren Schwanz als der Fuchs – und warum sollte er ihn auch nicht gehabt haben, er ist ja größer und stärker?

»Gevatter, Ihr seid stark!« sprach der Fuchs, »lasset Euren Schwanz zum Kellerfenster hinein, dann keule ich die Spitze fest ins Faßloch ein und Ihr zieht das Faß hinaus!«

So geschah es; als aber der Fuchs fertig war, rief er: »Nun wartet, bis ich hinauskomme, daß ich auch ziehen helfe«, und sprang hinaus. »Nun drauf los jetzt, Gevatter!« Der Bär zog, daß er fast keine Luft mehr bekam, doch das Kellerfenster war zu klein, und das Faß ging nicht hinaus, aber bei seiner gewaltigen Kraft brach der Bär die Mauer mit dem Fasse durch. Das gab ein fürchterliches Gerumpel. Der Wirt im Hause erwachte, sah hinaus und rief seine Leute gleich zusammen; sie eilten mit Stangen und Stöcken hinaus, dem Bären und Fuchs nach, diese waren schon im Feld, der Fuchs voran, der Bär mit dem Faß Wein am Schwanz hinterher. Als er aber über einen Graben sprang, fiel das schwere Faß hinunter und nahm ihm ein Stück vom Schwanz mit, doch war er froh, daß er von den Nacheilenden in den nahen Wald entkommen konnte. Seit der Zeit hat der Bär einen Stumpfschwanz.

 


 


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