Autorenseite

 << zurück 

Anzeige. Gutenberg Edition 16. Alle Werke aus dem Projekt Gutenberg-DE. Mit zusätzlichen E-Books. Eine einmalige Bibliothek. +++ Information und Bestellung in unserem Shop +++

Zur Heimat.

Der Heimat zu! Die Anker sind gelichtet.
Das Schiff dem off'nen Meere zugerichtet;
In froher Hoffnung eilt voraus das Herz
Schon heimatswärts.

Die See ist ruhig, glänzend wie ein Spiegel;
Und Wind und Segel leih'n dem Schiffe Flügel.
Es eilt mit frohem Lauf ohn' Rast und Ruh'
Der Heimat zu.

O süße Heimat! Wenn der Pilger müde,
Erquickt ihn schon von fern dein sel'ger Friede;
Es lächelt ihm in Hoffnung lieblich zu
Der Heimat Ruh. – –

Doch wo ist Heimat? Wo der Mutter Walten
Dich lehrte früh die frommen Händchen falten?
Wo du die Frühlingsblumen einst entzückt
Am Weg gepflückt?

Ist's, wo zuerst im Kreise der Genossen
Des Geistes Leben sich dir hat erschlossen?
Wo teurer Lehrer Wort Du eingetauscht
Und froh gelauscht?

Ist's endlich, wo das Amt dir ward beschicken
Des Hauses Glück, des eignen Herdes Frieden,
Der muntern Kinder lieblich blühender Kranz –
Der Liebe Glanz? – –

Wie reich auch Gottes Welt an Heimatfreuden,
Sie nimmer doch uns von dem Heimweh scheiden,
Das wie der Funke in der Asche glüht
Und aufwärts zieht.

Dahin ist meiner Seele Lauf gerichtet.
Der Anker aus der Tiefe ist gelichtet;
Der sengen Heimat Hoffnung zieht das Herz
Schon himmelwärts

Das ist der ew'gen Heimatliebe Siegel,
Daß in des Herzens tiefverborgnem Spiegel
Der Abglanz unvergänglich sich erwies
Vom Paradies.

Und alle Freude, jeder Gottessegen,
Sie machen nur die Flügel schneller regen.
Die Sehnsucht heißer, schneller unsern Blick
Für's ew'ge Glück.

So wie du traust, daß über Thal und Hügel
Und Land und Meere des Allmächtigen Flügel
Zum süßen Heim, zum frohen Willkommstag
Dich treulich trag!

So trau ihm auch, daß zu dem Heimatlichte
Der Ewigkeit den Blick er sicher richte!
Wort, hell wie Gold und süß wie Honigseim:
Beim Herrn daheim!

Fr. Fliedner.


 << zurück