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Die, die über mich lachen, werden später über sich weinen!
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Ich bin nicht erstaunt, daß jemand, der abends geröstete Kalbsleber oder Nierndln frißt, mir meine geliebteste Geliebte wegnimmt! Bei weichgekochtem Reis hätte er diese Untat nicht vollführt!
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Symptome von Krankheiten, Haut-Ekzeme, beheben, statt auf die Ur-Ursache des Leidens tiefzubohren, ist ein feiges Manöver, für das die idiotischen Eltern, der idiotische Geliebte (meistens Gehaßte) oder der in Erwerbssorgen sich erschöpfende idiotische, angeblich liebevolle Gatte (er verdient das Geld) den Arzt gern und dankbar bezahlen! Vogel-Strauß-Politik: man sieht nichts mehr von der Erkrankung. Nein, sie hat sich wegen schlechter Behandlung ins Innere zurückgezogen und lauert hier auf Rache in Form von künftigem Krebs usw.! Krankheit ist der Notschrei der beleidigten Natur! Halte ihr nicht den Mund zu! Wenn sie schon so gütig ist, zu schreien und um Hilfe dich anzuflehen!
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Ich sterbe lieber an Diarrhöe als an Verstopfung. Wer das nicht versteht, versteht überhaupt noch nichts! Und vor allem wird er vorzeitig Gott sei Dank elend zugrunde gehen!
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Hippokrates: »Je mehr ihr einen kranken Organismus ernähret, desto mehr schadet ihr ihm!« Denn gerade zur Verarbeitung, Assimilierung fehlt ihm im kranken Zustande die nötige Kraft! Man frißt sich viel mehr zu Tode, als man sich zu Tode sauft! Alkohol ist ein sichtbares, erkennbares, spürbares Gift, aber die Wiener Mehlspeisen sind ein unkenntliches heimtückisches Gift, unter den verräterisch-appetitlichen Namen: Tatschkerln, Fleckerln, Wuchterln, Strudel, Erdäpfelnudel, Rahmstrudel, Dalken, Palatschinken, Omelette.
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Ein Teufelssatz: Was einem schmeckt, kann einem nicht schaden! Richtiger ist, daß, was einem nicht schmeckt, einem nicht schaden kann, denn man läßt es eben stehen!
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Die Katze ist, abgesehen von ihrer genialen Bewegungsanmut, ein Genie: sie heilt sich von jeder Erkrankung, sogar von Vergiftung, durch Aushungern!
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Ich entließ mein Stubenmädchen im Grabenhotel, Risa Schmied, mit folgendem Zeugnis, da sie es vorzog, die Privatwohnung des Grafen Kaltenegg zu betreuen: »Wenn Sie bei uns geblieben wären, hätte ich, als Junggeselle, den Tagen der Vereinsamung, des Alterns, der Krankheit ruhig entgegengeharrt wie ein in Familienliebe Gebetteter! Nein, besser!«
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Gefährlich sind nur die Dinge, die du auf die Dauer verträgst! Ein festes Verhältnis, die Ehe und Mehlspeisen! Fett und die Hure sind ungefährlich!
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Der Patient einer Anstalt ist der »schreckliche Mensch«, der den Arzt Tag und Nacht hindert, ein ungestörtes ödes und friedlich-sattes Familienleben zu führen!
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Wenn die Frauen es einsähen, daß Fasten eine Verjüngungskur sei, würden sie sich zu Tode fasten!
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Hast du schon auf der Wiese, auf der Alm den Duft frischen Kuhdüngers gespürt?! Er gehört gleichsam zum Duft der Erde und der Gräser! Die Kühe haben nicht das Glück, von Menschen-Almen dasselbe zu behaupten! Aber sie werden es einst! Hoffentlich!
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Genieße erst eine Frau, wenn dich die Sehnsucht nach ihr verzehrt! Auch hier gilt das Sprichwort: Hunger ist der beste Koch!
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Hunger ist nicht nur der beste Koch, sondern auch der beste Arzt!
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Nichts ist leichter, als erkannte Wahrheiten predigen. Aber sie nicht zu predigen ist eine feige Gemeinheit!
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»Mein Herr, es ist leichter zu predigen, als es besser zu machen!« »Ja, aber es schlechter machen und das Bessere nicht einmal zu predigen, das ist eine Infamie!«
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Wir sollten nicht so sehr lang leben als kurz sterben wollen!
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Unsere » Apparate« haben eine himmlische Nachsicht. Sie verzeihen uns jahrelang alle unsere Infamien, Unanständigkeiten, Stupiditäten, die wir begehen. Aber endlich remonstrieren sie – – – mit Krankheit! Da sollten wir doch endlich weise aufmerksam werden! Nein, wir rennen zum Arzt!
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Später ist zu spät!
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Man sollte jede ungezogene, lieblose, hartherzige Frau fragen, was sie denn am Abend vorher soupiert habe?! Sagt sie: »Bries mit Spinat«, dann bist du verloren! Gib jede Hoffnung auf! Aber sagt sie: »G'selchtes mit Knödel«, dann rate ihr zu »Bries mit Spinat!« Ein letzter Versuch!
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»Wann soll man also eigentlich essen, Herr von Altenberg, nach Ihrer Ansicht?!« »Erstens lassen Sie das ›von‹ aus, zweitens ist es nicht meine Ansicht, sondern die der Natur selbst, und drittens: erst wenn dir der Gedanke an eine alte Brotrinde das Wasser im Munde sozusagen zusammenlaufen macht!«
»Herr von Altenberg, ist es in › sexuellen Dingen‹ vielleicht ebenso?!?« » Ja, ganz ebenso!«
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Die Kranken sollten die Gesunden internieren, damit diese an ihnen keine Gemeinheiten begehen können!
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Wenn ich die Leute in den Sanatorien so Revue passieren lasse – – – lauter nette, feine, gescheite, ruhige, anständige Menschen! Was macht es, daß sich einer für einen Kaiser hält und eine für eine Fürstin?! Alle sind ganz normal, bis auf eine kleine, unscheinbare fixe Idee. Aber draußen, draußen im Leben, da ist ein jeder voll von fixen Ideen! Der eine hat Ehrgeiz, wozu, weshalb?! Der andere will von einer geliebt werden, die ihn nicht ausstehen kann. Einer stirbt vor Eifersucht wegen einer, die es nicht einmal verdiente, daß man sich ihren Namen, viel weniger ihre Adresse merke. Einer hofft, ewig begehrenswert zu bleiben; eine, ewig taufrisch! Einer glaubt etwas zu sein, weil eine, die nichts ist und noch weniger, auf ihn »fliegt«! Einer läßt sich ein hellblaues Samtgilet machen mit grünen Glasknöpfen. Einer zahlt einer ein Kalbsfilet mit Spargelspitzen und ist überzeugt, bei ihr eine Eroberung gemacht zu haben. Ein anderer zahlt noch mehr und ist noch überzeugter! Die begehrten Frauen fühlen sich wie in einem Irrenhaus. Nur die begehrenden Männer nicht. Die sind zu borniert dazu. Die nehmen alles ernst. Eine junge Dame sagte zu mir: »Daß wir die Männer brauchen, das begreife ich! Als idiotische Wurzen! Aber wozu sie uns brauchen, das kann ich nicht begreifen!«
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Eine angezogene Frau hasse ich wegen ihrer Kompliziertheit, und eine ausgezogene wegen ihrer Primitivität! Wenn man einmal eine angezogene Frau fände, die man sich nicht ausgezogen wünschte, und eine ausgezogene, die man sich nicht angezogen wünschte! – – – Das wäre das Glück!
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Nur die sehnen sich nach dem Unbewußten zurück, denen das Bewußtsein nur die Erkenntnis gebracht hat, daß sie Esel waren und geblieben sind!
»Heute besuchte mich um fünf Uhr abends im Café die ›vollkommenste Frau‹ dieser Erde! Fräulein Mitzi Thumb.«
»Oh, die habe ich schon zwei Jahre vor dir auf dem Lido, Hotel Exzelsior, entdeckt. Bilde dir also darauf nur nichts ein!«
»Entdeckt, entdeckt?! Wie hast du das bewerkstelligt?! Worin hat sich dein Entdecken geäußert?!?«
»Geäußert?! Es hat sich ganz einfach darin geäußert, daß ich sie gesehen habe, in ihrem seidenen Badetrikot mit dem roten Lackgürtel, und entzückt war über ihre Vollkommenheit!«
»Das also heißt du: entdecken!? Du hast es bei dir behalten, hast deine Begeisterung hinuntergeschluckt, die andern absichtlich nichts davon merken lassen, vor allem jene Frau nicht, mit der dich zu verhalten dein elender feiger Selbsterhaltungstrieb dich zwingt! Du hast nichts für diese entdeckte Vollkommenheit getan, hast schief weggeschaut von dieser Pracht, die dir deine armseligen Kreise nur stören könnte! Weißt du, was das heißt: entdecken?!? Entdecken heißt ein Tamtam schlagen für eine, daß alle unbedingt aufhorchen müssen; es heißt: sich für sie einsetzen, so daß alle andern bleich werden, krank und giftig-bösartig; schreien, weinen und dichten, alle andern verleugnen, demütigen, auslöschen und vernichten! Das heißt: eine Besondere, Einzigartige, Vollkommene entdecken!«
»Peter, du bist der Ausrufer in der Praterbude des Lebens! Dazu gibt sich nicht ein jeder her. Es ist ein Beruf wie ein anderer. Aber die Nerven muß man dazu haben. Du hast sie!«
»Es heißt, die Blinden sehend, die Tauben aufhorchend, die Stumpfen fühlend, die Geizigen verschwenderisch machen! Es heißt, es unbedingt riskieren, daß diese entdeckte Göttin sich denen zuwende, die ohne dich sie nie, nie › erkannt‹ hätten. Es heißt, dich von ihr allzubald mißhandelt und beiseitegestellt zu sehen, diese einzige Dankbarkeit, die die Entdeckte dir zu spenden hat! Entdecker Schicksal haben, schmähliches, das heißt: entdecken!«
Im »Tabarin« gaben die Herren für Blumen aus für das Fräulein Paula:
Lila gefüllte Nelken: 20 Kronen.
Ceriserote Rosenknospen: 30 Kronen.
Mimosa pudica, Büsche: 10 Kronen.
Weiß-grüne Schneeballen, Büsche: 10 Kronen.
»Der Diener soll mir s' ins Auto nachtragen, gib ihm 3 Kronen! Aber vorn, daß die Leut' es seh'n!«
Am nächsten Morgen sagte das aschblonde wunderbare siebzehnjährige Küchenmädchen zu mir: »Schneeglöckerln gibt's schon, Jessas, wie bei uns in ›Steinhaus‹, beim Waldsumpf, aber teuer sein s' noch, 30 Heller das Büscherl!«
Einem zwölfjährigen Mädchen, das im Stabilimento angestellt war für eine Lire täglich, und das außerdem bildhübsch war, kaufte ich im Lauf der Saison dreimal zwölf Abonnementkarten für das Meerbad. »Ja«, sagte die Geschäftsdame, bei der sie angestellt war, »Sie verführen mir dieses Kind! Es soll arbeiten, nicht baden und sich amüsieren! Wenn Sie immer gebadet hätten, statt zu arbeiten, wären Sie auch nicht das geworden, was Sie heute sind!«
»Ich habe nie gebadet und noch weniger etwas gearbeitet!«, erwiderte ich. »Weshalb soll dieses arme Kind zusehen, wie alle diese wertlosen Frauen im Meere baden und sich vergnügen?!?«
»Ja, mein lieber Herr, sie haben eben das Geld dazu!«
Einige Wochen später traf ich das Kind. »Eine Freundin von mir hat, denken Sie, ein Tramwayabonnement! Sie rutscht hin und her!«
»Nun, du kannst auch eins haben!«
Eine Woche später: »Denken Sie, im vorigen Jahr erhielt ich eine Schachtel Aquarellfarben samt Pinseln und Zeichenalbum! Aber jetzt ist es schon ganz aufgebraucht!«
Ich kaufte ihr natürlich neue. Sie war ganz entzückt. Eine Woche später sagte sie: »Oh, jetzt kommt der Winter, da ist es kalt. Meine Mama, meine gute Mama braucht ein warmes Tuch zum Ausgehen. Auch unser Klavier ist verstimmt, soll repariert werden, und Anne-Maria hat einen Zahn zum Plombieren.«
»Kind«, sagte ich, »ich bin erstaunt, daß du alle diese Dinge gerade mir erzählst!?«
»Ja, Sie alter Esel, wem soll ich sie denn erzählen als dem, der mich gern zu haben scheint und mich für bildhübsch hält?!? Soll ich sie vielleicht dem erzählen, der mich für einen ekelhaften kleinen zudringlichen Fratzen hält? Der gibt doch gewiß nichts her!?«
»Du hast recht!«, sagte ich, und bezahlte ihr noch den Klavierstimmer und den Zahn ihrer Schwester!
(Ein Gespräch mit einer süßen Amerikanerin)
»Peter, warum heißt das Café von meine berühmte Mann, Arkitekt Loos, Cäpüä?!?«
»Das kann man nicht erklären!«
»Old idiot!«
»Als nämlich die römischen Legionen – – –«
»Peter, don't be foolish, what's that, Legionen?!«
»Hööö – – – die Soldaten, die Offiziere – – –.«
»Ah, the officers – – –!« Das verstand sie.
»Als die römischen Offiziere in Cäpüä zu lange verweilten – – –«
»Peter, idiot, what's that › verweilten‹?!«
»They were staying there too long time – – –.«
»Aha!«
»wurden sie unfähig – – –«
»What's that › unfähig‹?!«
»They could not more – – –.«
»Aha!«
»They could not more go in the war, sie konnten nicht mehr in den Krieg ziehen!«
»What's for connex with the coffeehouse of my grand Dolf?!?«
»Wer dort sitzt, fühlt sich so wohl, daß er nicht mehr kann gehn anderswohin!«
»Ah, my Dolf is de greßte Arkitekt von de ganze Welt!«
»Zerspring!«
Ich schrieb in der Zeitung über die süße Tänzerin Hedi Weingartner, sie repräsentiere in allem und jedem die herzige Wienerin. Der Schluß lautete: »Und dennoch, bei aller Lustigkeit, innerlich dennoch tief traurig! Worüber?! Fraget Franz Schubert und Hugo Wolf!«
Mein junger Zimmerkellner sagte zu mir: »Jessas, das war wieder schön, was Sie über die Wienerin g'schrieben haben. Und die G'schicht' mit dem Herrn Wolf und dem andern Herrn!«
»Wie ist das?!«, fragte ich.
»No, die zwei Herren, die das arme Madl steh'n g'lassen haben!«
»Nein, das sind zwei längst verstorbene berühmte Wiener Liederkomponisten, die äußerlich lustig und in ihren Liedern dennoch tieftraurig gewesen sind!«
»Aha ... so ist das aufzufassen! Herr von Altenberg, aufrichtig gesprochen, meine Auffassung g'fallt mir besser!«
Wenn meine Träne von allen agnosziert wird als ihre Träne, wenn mein Lächeln von allen agnosziert wird als ihr Lächeln, wenn meine Eifersuchtsqualen zugleich von allen als ihre Eifersuchtsqualen gefühlt, gelitten werden, ich also nur das tönende Herz aller, leider Stummen, bin, indem ich es sage, mitteile, hoffentlich aber ohne Reim, so bin ich ein lyrischer Dichter! Der lyrische Dichter unterscheidet sich von dem lyrischen Menschen überhaupt nur dadurch, daß er aussagt, was dieser verschweigt!
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Die Liebe: Ich habe für eine bestimmte junge Künstlerin eine direkt mystische Verehrung. Ich habe daher mein allerschönstes P.-A.- Kollier, Glas, Holz, Seide, arbeiten lassen und werde es ihr zum Selbstkostenpreis überlassen!
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La forme littéraire de son esprit était – – – la lettre!«
La forme littéraire de son esprit était: la conversation!
La forme littéraire de son esprit était, de mettre la main tendrement sur les genoux d'une dame pendant le souper!
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»Sie ist fast die ganze Hälfte des Jahres so nett zu mir – – –!«
Ja, sechs Wochen vor Weihnachten, sechs Wochen vor ihrem Geburtstag, sechs Wochen vor ihrem Namenstag und sechs Wochen vor deinem Besuch in ihrem Seebad. Macht schon ein ganzes halbes Jahr!
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Ein glückliches Paar: Er tut, was sie will – – – und sie tut, was sie will.
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Im Augenblick, da man eine Frau » sein eigen« nennt, ist sie es schon nicht!
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Auch der Hund ist nur wertvoll, weil er sich nach uns sehnt, wenn wir nicht da sind. Ein Hund, der sich nicht nach uns sehnt, ist ein Hund!
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»Langweilen Sie sich nie mit dieser Person, Herr Peter?!«
»Nein, sie mit mir!«
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»Was spricht man mit so einem Mädchen den ganzen Abend?!«
»Dasselbe, was man mit der Antilope, der Gazelle und dem Kolibri spricht! Man bewundert sie!«
»Und das genügt Ihnen?!«, sagen immer diejenigen, denen etwas noch viel weniger Wichtiges genügt!
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Würde! Würde ist nichts anderes, als so viel zu können, daß man's nicht mehr nötig hat, es zu zeigen!
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Frauen nehmen uns drei Viertel unserer Lebensenergien weg. Wenn wir sie aber nicht hätten, hätten wir überhaupt keine Lebensenergien. Freilich, es gibt noch andere Stimulantien unserer Maschinerie: Eitelkeitsbefriedigungen, Ehrgeiz und Geldsucht. Aber das sind Phantome. Der Leib der Frau ist leider eine Tatsache!
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Tränen eines Mannes wirken nicht, weil die Frau sie nach ihren eigenen billigen taxiert!
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Es gibt keinen größeren Gegensatz als die Beurteilung einer Liebesangelegenheit von Seiten des Beteiligten und von Seiten des Unbeteiligten. Der eine hat die Gerechtigkeit des Herzens, der andere die Ungerechtigkeit objektiver Beurteilung.
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Eine Dame war unliebenswürdig gegen mich. Ich sagte: »Nehmen Sie einen Suppenlöffel voll Cortex Rhamni Frangulae!«
»Wird es mir nützen?!«, sagte sie.
»Nein, mir!«
Der befreite Mensch ist stets liebenswürdig, ja sogar zu Gnaden geneigt. Der andere ist mißmutig, geizig, lieblos!
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»Was wirst du tun, wenn du mich verlierst?!«
»Dann suche ich mir eine Wertvollere!«
»Da bleibe ich lieber bei dir!«
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Einer sagte: »Sehen Sie, Peter, wie ich Ihre Lehren strikte befolge!« Und ließ sich zwei Portionen Gervais zum Souper geben. Er vermischte sie mit dem schwerstverdaulichen Öl, Paprika und Senf! »Sonst hat das öde Zeug ja gar keinen pikanten Geschmack!«, sagte er.
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»Haben Sie denn so viele Erfahrungen?!«, sagte eine Dame schnippisch zu mir. »Erfahrungen nicht, aber Erfahrung!«
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Dialog
»Weshalb, Peter, sitzt Herr L. so weit weg von mir?!«
»Vielleicht nicht weit genug!«
»Und wenn er am Ende der Welt säße, säße er mir noch immer näher als du neben mir!«
»Ja, aber er könnte dann eben doch nicht deinen süßen Atem beim Sprechen spüren!«
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Ich, zu meinem Lohndiener: »Sie, wie gefällt Ihnen denn meine neue Freundin?!?«
»Herr von Altenberg, ich bin nicht maßgebend. Aber unser Portier, der doch ein verheirateter Mann ist, hat g'sagt: › Da saget i auch net nein‹!«
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»Pétère, Sie ärgern uns oft, aber langweilig sind Sie nie! Die anderen sind sehr nett zu uns, aber langweilig!«
»Welche also würden Sie vorziehen?!«
»Die Netten!«
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Sie war eine junge arme Kassierin in einem »Tschecherl«.
Sie hatte nur eine Leidenschaft, vielmehr eine Sehnsucht – – – edle Zigaretten.
Ich schenkte ihr welche.
Eines Tages küßte ich sie, berührte sie zärtlich.
Sie ließ es sich gefallen.
Dann sagte sie: »Schade, jetzt schmecken mir diese feinen Zigaretten nicht mehr so gut. Bisher habe ich sie umsonst gehabt!«
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Frau Vallière, die mich zu einer achttägigen Autofahrt durch das »Val Sugana« eingeladen hatte, sagte mir beim Abschiede in Mestre, aus dem Waggonfenster heraus: »Sagen Sie mir, bitte, etwas Liebes, das ich mir mitnehmen kann in meine Tage!«
»Gnädige Frau, ich habe acht Tage lang es nicht gespürt, daß ich in Gesellschaft einer fremden Dame reise!«
»Danke!«
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Ich habe eine Freundin, die immer eine Ausrede hat, um dazubleiben; und eine, die immer eine Ausrede hat, um nicht dazubleiben. Jetzt denke ich in einem fort nach, welche mich weniger stört!?
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Aphorismen sind das, woraus, wenn es einem anderen einfällt, er einen langen Essay macht! Gott sei Dank fällt es ihm aber nicht ein!
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Meine Gedanken sind gut! Gebt ihr die guten Taten dazu! Damit das Ganze einen Sinn habe!
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Der Dumme hat eine Ausrede für sich. Daß er dumm ist. Das ist das Gefährliche. Daß man es für eine Entschuldigung hält. Es ist – – – eine Anklage!
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Die Roheit der Menschen zeigt sich nicht erst im Krieg, sondern bereits im privaten friedlichen Verkehre!
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Der Hochstand der Chirurgie beweist nur den Tiefstand der » internen Medizin«! Statt zehn Jahre vorher den Krebs zu diagnostizieren und zu heilen, operiert man den bereits unheilbar gewordenen zehn Jahre später!
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Alles kann man in der Welt, nur das eine nicht: einem Mädel, dem man einmal zwanzig Kronen geschenkt hat, ein nächstes Mal zehn Kronen geben. Das kann man nicht!
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Es ist das Schrecklichste, mit einer dummen Frau Konversation zu führen. Nicht weil sie dumm ist! Sondern weil man ihr ununterbrochen beweisen muß, daß man sie für gescheit hält!
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Aus Mangel an Gesprächsstoff begeht man die gemeinsten Taktlosigkeiten und Indiskretionen.
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Es gibt Männer, die eine so blöd perfide Idee von »Freiheit« haben, daß sie eine Frau direkt auf »Hur« studieren lassen!
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»Peterl, wir freu'n uns schon so, was Sie über den ›Lido‹ wieder Nettes z'samm'schreib'n werden, in Ihrer Fasson!?«
»Ich werde schreiben, daß ich zu wenig schöne Füß' und zu viele ›Busen‹ gesehen habe!«
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Eine Frau ist immer zu alt, und nie nie zu jung!
Das Gesetz schreibt uns vor: von vierzehn an! Aber das Gesetz ist nicht von Künstlern entworfen. Unser Geschmack sagt: In jedem Alter, wenn du nur sehr schön bist! Freilich heißt es da wie in der Bibel: »Er hatte ein Auge auf sie geworfen!« Aber wirklich nur das Auge, dieses ideale Lustorgan!
Lebens-Leitmotiv
»Wer die Natur liebhat, die schönen Wälder, die schönen Berge, die schönen Almen, die schönen Bäche, die schönen Primeln, die schönen Frauen, die schönen Kinder, die schönen Pferde, die schönen Hunde, die schönen Katzen, dem kann nicht viel Böses passieren in diesem sonst ziemlich dürftigen und belanglosen Erdentale! Die schönen Austern, den schönen Kaviar nicht zu vergessen!
Semmeringlandschaft beim Orthof
Man verliert sein Herz an so vieles, da kann man es doch auch einmal an etwas gewinnen!
Der Schwarzaviadukt
Dem Semmering zu! Um diese Gefühle könnt ihr mich wirklich alle beneiden! Aber wenn man das kann, ist man ja selber schon beneidenswert!
In der Eng
Immer ahnte, befürchtete man, erhoffte man Kreuzottern, diese schönen Teufelinnen – – – – nie kamen sie! O ja, in anderer Form! Und ebenso schön von der Natur ausstaffiert! Kreuzottern kann man geschickt packen, daß sie einem nichts tun können! Und wenn sie beißen, kann man es durch Alkoholrausch unschädlich machen!
Das Erzherzog-Karl-Ludwig-Schutzhaus auf der Raxalpe
Die Menschen, die hier sind, sind hier wegen echter wirklicher Angelegenheiten, wegen Schneefeldern, Zirbelholz und Bergsturm!
In der Kirche von Maria-Schutz
Hier betete ich oft für meine kleine Heilige, die damals zwölfjährige Klara Panhans, dort, wo der Bergquell dem Altar entspringt! Eine englische Dame sagte gestern zu mir: »Peter, wie kommt es, daß man erst nach acht Jahren Ihre Briefe, Ihre Tränen, Ihre Verzweiflung versteht?!« Ich erwiderte: » Gut Ding braucht Weile!«
Partie bei Klamm im Frühling
Im Frühling ist alles grün – lila – rosig – duftig. Mehr kann man nicht aussagen darüber. Weshalb also reimen und dichten?!
Semmeringlandschaft vom Eselstein
»Hier kenne ich jeden Steig!«, sagte der Tourist. »Hier kenne ich jeden Grashalm!«, sagte der Dichter.
Gefräßiges Volk, Ziegen
Ziegenkäse war mein Lieblingskäse. Molkenkäse auf dem Lakaboden. Er ist verschwunden aus der Welt. Er war zu einfach, zu billig, zu gesund!
Orthofstraße gegen den Feuchter
Sie gingen selbander. Er sagte: » Jetzt erst liebe ich dich ganz!« Sie erwiderte: » Jetzt erst liebe ich die Natur ganz!«
Bei der Bob-Bahn auf dem Semmering
Hier frieren »Aristokraten« stundenlang, zum Pläsier! Leider bekommen sie keine Frostbeulen! Sie genießen sogar die Kälte! Schade!
Zuschauer
Überall gibt es Zuschauer. Das heißt Leute, die sich für etwas interessieren, wofür sie sich gar nicht interessieren!
Das Palace-Hotel im Winter
Wenn ich nur den Unterschied wüßte zwischen Winter und Sommer auf dem Semmering!? Im Winter trägt Kl. P. Winterloden und im Sommer Sommerloden! Alles andere ist doch gleichgültig!
Auf der Kampalpe
Diese Kühe stören mich nicht! Sie suchen sich ihr Fressen selber!
»Hochverehrter Meister!
Glauben Sie meiner Freundin, der Karoline, kein Wort! Sie hat sich alles zusammengestellt, um Ihr edles Dichterherz zu täuschen! Sie ist gar nicht beim ›Roten Kreuz‹ als Abwaschmadl! Das will sie Ihnen nur patzig vormachen! Auch weiß sie daher gar nicht, ob die verwundeten Soldaten sich nach vielen Zigaretten sehnen. Das ist gemacht, um Ihnen, verehrter Meister, Zigarettengeld herauszulocken! Wohin das Geld marschieren wird, kann man sich denken. Bitte mir dieses Schreiben nicht übelzunehmen. Aber einen Dichter wie Sie so anzuschmieren! Da ließe ich mir eher die Hände abhacken.
Ergebenst Theresia.
p. s. können mir Herr Dichter bis übermorgen 5 Kronen borgen?!«
Kaum hatte ich diesen Brief gelesen, so erschien Karoline und erzählte mir von ihrer Stellung als Abwaschmadl und von den nach Zigaretten schmachtenden verwundeten Soldaten.
Ich schenkte ihr neun Kronen für dreihundert Sportzigaretten.
Dann zeigte ich ihr den Brief der Freundin.
Sie sagte: »So a Mistviech! Gönnt mir nicht die warme Jacken, jetzt wo der Winter anfangt! Sagen S' aufrichtig, is dös nicht auch ein gutes Werk?!«
»Gewiß!«, erwiderte ich unenttäuscht.
An – – –.
Der Mond schimmert mystisch-weiß auf die nächtlichen Wiesen – – –.
In Carrara schimmern die riesigen Marmorblöcke, ausgehauen aus Felsen für ewige Denkmäler – – –.
Weiß schimmert der Bergbach an der braunen Schleuse herunter – – –.
Weiß schimmert das englische Batisthemd – – –.
Und der weiße Kandiszucker in Kinderhändchen – – –.
Weiß schimmern die Lämmerwölkchen am blauen Junihimmel – – –.
Weiß schimmert die Seele einer Heiligen – – –.
Aber so weiß wie deine Knie schimmert nichts!
Die Geliebte, in gesunden und in kranken Tagen, nämlich in unseren!
In gesunden Tagen fällt es uns mehr oder weniger leicht, ihr es ununterbrochen zu beweisen, daß sie die Sonne unseres Seins, unser Labsal, unsere einzige Stütze, unsere Errettung sei! Aber in kranken Tagen spießt es sich, obzwar sie malheureuserweise gerade in diesen als Rettungsengel, Betreuerin, Helferin, ideale Stütze eine Rolle spielen möchte! Gerade jetzt soll ihr, muß ihr der arme Kranke, der nur absolute Ruhe, Schlaf, Darmfunktion, Konzentration auf das eigene geschwächte Ich brauchte, beweisen, daß sie ihm unentbehrlich sei, und muß sich oft stundenlang vom Brechen und Scheißen zurückhalten; aus Angst, sie zu enttäuschen!
Was nützt es, daß sie bleich und selbstlos erklärt, sie wolle für ihn die niedrigsten Dienste verrichten?! Von ihr es anzunehmen, stört ihn, hindert ihn, demütigt ihn, macht ihn unglückseliger, als er so schon ist!
Sie sitzt stundenlang an seinem Bette, betreut seinen Schlaf, macht dabei hundert unwillkürliche und willkürliche Geräusche, die ihn aufschrecken, jedenfalls die Tiefe des Schlummers, die absolute Sorgenlosigkeit, das gänzliche regenerierende Versinken beträchtlich verhindern! Ein Kavalier mit Magen- und Darmkatarrh ist eine Unmöglichkeit! Und kein Kavalier sein, ist aber eine ebensolche Unmöglichkeit! Uns es aber erleichtern, scheint eine noch größere Unmöglichkeit zu sein für » liebende Frauen«!!!
Anno Domini 1914.
Wehe dem Luxus!
Ich weiß es nicht, ob diese bedrängten Kriegszeiten euch noch helfen können, Frauen! Ob ihr nicht durch diese feige schändliche Verwöhnung durch die Männer, die von euch irgendwie (!?) abhängig sind, schon endgültig in eurer Psyche ruiniert, verkümmert, zerrüttet seid! Aber wenn noch ein Funke »idealen Lebens« in euch Irregeleiteten, durch Mannes Schwäche (angeblich Kraft), schlummert, so beweist es nun, indem ihr euch jegliches Unnötigen sogleich entäußert, und es erfasset, daß ihr das Glück, die Gnade der Selbstlosigkeit, die aller Religionen einzig wertvoller Kern ist, jetzt wieder erringen könnt, und, wenn auch mais un peu tard, in Betätigung umsetzen könnt! Eine richtig, zart, schmackhaft, billig gekochte, nahrhafte, leichtverdauliche Suppe ist wertvoller als alles, was ihr von Dichtern und Künstlern falsch aufgeschnappt habt! Ihr habt euch geschmückt mit den wirklichen Geistern frech naseweis ausgerupften Federn! Ihr habt es stets ausgenützt, daß der Mann euch braucht! Aber dienen, helfen, fördern, stärken habt ihr nicht erlernt! Sondern schwächen!!! Erlernt?! Es liegt von jeher in euch!
Der Mann hat nachgegeben, nachgegeben, immer, immer, man weiß warum! Und ihr, angeblich Zartestes in der Welt, habt das nur ausgenützt! Ungezogen, frech und unreligiös!
Ein zart und besonders zubereitetes Gemüse ist wertvoller als alle eure feigen Träumereien, für die Welt! Für den Mann vor allem, diesen Geist, diese Kraft des Lebens! Daß man euch in dieser Weltmaschine »Mann« als Tonikum, als Belebendes, braucht, soll eure demütige sanfte Ehre sein! Nicht eure freche Überhebung! Jedes zarte Rädchen in dieser kompliziert-genialen Maschinerie » Mann« sei sich seines Anteiles am Ganzen froh-dankbar bewußt! Aber zu sagen, zu denken, zu empfinden: etsch, wenn ich stehen bleibe und mich versage, ist der ganze Krempel hin und wertlos – – – das ist eine Gemeinheit! Wehe dem Mann, der wirklich davon abhängt – – – er sterbe, als ein Unnötiger! Als einer, der seine Pflicht als Herr der Welt versäumt, verletzt hat!
Baron T. fand bei ihr eines Tages einen kleinen Notizzettel:
»Ich muß für einen Moment hinaus, heißt auf französisch: je dois aller faire pipi. Der Peter sagt, die Französin mache kein Geheimnis daraus, sie will dem Mann nicht einreden, sie sei ein bedürfnisloser Engel! Aber auf deutsch trau ich mich doch nicht, also muß ich mir's jetzt französisch einlernen!«
Sahest du heute, ängstlichen Blickes, in meinen Augen die Gespenster der Entfremdung, Mädchen – – –?!
Und sahest mich an, flehentlichen Blickes,
und konntest nicht sprechen, was du so gern sprechen wolltest,
und konntest dich nicht rühren und mir um den Hals fallen?!
Und bliebest
verbittert stehen, wie umgewandelt
von meiner Ungnade,
erbittert über das Schicksal und die Welt?!
Siehe, so, so bin ich einst gestanden vor jener –.
Und weil ich weiß,
wie es tut,
nehm' ich dich also wieder in Gnaden auf, Mädchen!
Verwöhnt sein, ist das schreckliche Unglück der schönen Frauen. Infolgedessen haben sie nichts von ihrem Leben, sondern nur noch Neid, Eifersucht, Eitelkeit. »Ich bin es so gewöhnt«, ist der tückischste Mord an der Seele. Denn siehe, sie wünscht stets und stets überrascht zu werden!
Was ihr gewohnt wird, macht sie leblos, tot. Sie hört allmählich auf zu funktionieren, wird starr, hart, sogar bösartig. Ein gütiger Blick zu ungewohnter Gelegenheit! Und die Seele errötet dir vor Freude. Das, was sie stets bekommt und stets, läßt sie bleich. Und dennoch wäre es tiefste Kultur, das Gute, das man hat, stets zu empfinden als eine Gnade Gottes! Dazu sollte man ein Kind erziehen, daß es in jeder Schachtel seine besonderen Schätze hat und daß ein Pfirsich ist wie Feiertag! Schöne Frauen haben nichts von ihrem Leben. Sie sind zu sehr daran gewöhnt, schön zu sein!
Wenn eine Häßliche acht Tage lang schön sein könnte! Eine Schöne viele Tage unscheinbar! Ein Bettler vierzehn Tage lang reich! Ein Reicher hie und da bettlerisch! Um aus Gewohntem Schätze auszulösen für die Seele, muß man schon fast der Weltgeist selber sein!
Wenn Leute »gesellig« zusammenkommen, so muß irgend etwas vorgehen. Und zwar vor allem irgend etwas, was alle interessiert und niemanden direkt angeht! Also der Mord des Herzens! Oder man muß wichtigen Dingen ein Mäntelchen von Scherz und Ironie umhängen! Damit alle sie vertragen. Wirkliche Leiden schont man zwar. Tod eines Nächsten, Verarmung, Krebserkrankung. Aber was sind wirkliche Leiden?! Sind nicht alle leidensvollen Leiden wirkliche?! Selbst wenn der Gerichtshof der Nebenmenschen sie nicht als solche anerkennt?! Einmal sagte mir jemand: »Mein Herr, es ist ein wenig langwierig, auf die endliche Anerkennung seiner unheilbaren Krankheit von seiten seiner Freunde zu warten!«
Ich traf eine sehr reiche Dame, die zu mir sagte: »Ich bin jetzt sehr beschäftigt in einem Säuglingsspitale. Säuglinge sind schon eine ziemlich peinliche Sorge für Mütter. Aber für Fremde?! Nicht?! Was ist Ihre Meinung?!«
Ich erwiderte, ich wüßte ihr einen guten Ausweg. »Verkaufen Sie Ihre fünf großen berühmten modernen Gemälde, die für das Glück der Menschen keinerlei Bedeutung haben, und stellen Sie mit dem Erlös zehntausend gelernte Säuglingspflegerinnen durch ein Jahr an, um Sie zu ersetzen!«
»Sie Anarchist!«, sagte sie.
»Ja, ich wünsche, daß die Lüge ermordet werde!«
Kriegshymnen san net schlecht. Gar net schlecht!
So Worttrompeten, Wortetrommeln, Wortgeratter: Auf in den Kampf, auf in den Tod! Zum Siege!
Doch schmerzlicher dient man dem Vaterlande mit einem Leberschuß, einem Schuß in der Niere, in der Nabelgegend!
Man muß es dann nämlich
tragen, Jahre lang,
auch wenn die Kriegsbegeisterung
vorbei ist,
und
Nüchternheiten einziehn in die Seelen!
Nüchtern berauscht sein, das war ewig
die Devise
meines Herzens! Künstlertum im
Leben!
Nicht berauscht berauscht und nicht nüchtern nüchtern!
Sondern nüchtern berauscht! Begeisterung in heiligen Friedenszeiten!
Der Krieg begeistert jeden schon von selbst!
Was braucht man da noch Trommeln und Trompeten?!?
Jedoch im heiligen Frieden wird wieder alles
schlapp und
müde,
und trottet fort in
schäbigem Geleise!
In
Friedenszeiten, Dichter, Philosophen,
rufet die Menschen
wach und
auf
zu Lügelosigkeit, Einfachheit, Askese und
vornehmer Gesinnung
durch und
durch!
Auf daß ein nächster Krieg
unmöglich
werde und sein
Schreckenslärm,
und ebenso
Kriegshymnen-Blech!
Das mit der Anständigkeit ist auch so eine Sache! Es haben nämlich beide Teile anständig zu sein, in gleicher Art und Weise. Sonst kommt einer der Teile zu kurz dabei. Und das ist unanständig. Weil es schwächt! Alles, was schwächt, ist unanständig, sowohl von seiten desjenigen, der schwächt, als auch ganz besonders von seiten desjenigen, der sich schwächen läßt! Denn das ist dumm, inferior, und daher ebenfalls unanständig! Ich habe nur anständig zu sein dem wirklich Anständigen gegenüber! Sonst ist Kriegszeit der Seele!
Man muß Buch führen über alle Anständigkeiten und alle Unanständigkeiten seiner Nebenmenschen, sowohl der Völker, Staaten als auch einzelner, sogar sogenannter Liebespaare, eine gerecht reinliche, wahrhaftige Buchführung! Um nicht in seelischen oder anderen Bankrott zu geraten und Konkurs ansagen zu müssen seiner für den Kampf ums Dasein notwendigen Lebensenergien! Ich kannte einen Mann, der zwei Jahre lang »Buch führte« über alle Gemeinheiten, vor allem unnötigen Grausamkeiten seiner süßen Geliebten. Eines Abends las er ihr ruhig und gemessen eine Stunde lang das ganze Register vor, und schmiß sie hinaus!
Sie sagte weinend: »Hätt'st mir dös früher g'sagt, hätt'st es nicht anwachsen lassen!«
Wie kann man noch lieben, wenn man nicht mehr liebt?! Wie macht man das in seiner Seele aus?!
Da mußt du den Philister fragen! Der kann es!
Seine gestorbene Seele wird ersetzt durch die lebendige Verpflichtung!
Es ist ein Kunststück, eine Zauberei, ein Über-, ein Widernatürliches, jedoch er bringt's zustande!
Freilich, frage mich nicht, wie es dann in der verschanzten Festung seiner Seele ausschaut!
Sie ist zerschossen, kein Stein mehr auf dem Stein, ein Chaos!
Er hat
kapituliert, dem
Feinde sich ergeben »Verlogenheit«,
ohne es zu wissen!
Er glaubt, er habe seine Pflicht getan!
Wahrhaftigkeit jedoch besiegt unerbittlich im Lauf der Zeit jede noch so gut verschanzte Festung » Lebenslüge«! Sie muß kapitulieren! Und wenn er auch nur zuckerkrank, herzkrank wird davon!
Mittendrin in diesem Weltsturm sitze ich krank in meinem Zimmerchen und überdenke, überschaue die Sünden, nein, die Irrtümer der Menschheit! Denn die große Sünde ist – – sich irren! Sich nicht irren ist allein sündelos! Neid, Eitelkeit, Eifersucht, Eigendünkel, falscher Ehrgeiz beherrschten die Welt! Ein Irrtum des Lebens!
Werdet einfach!
Wenn ihr jetzt, jetzt nicht es erkennt, daß jeglicher Luxus überflüssig, traurig, lächerlich, schändlich und vom Satan ist, daß die Welt und ihr unnütz euch groß getan habt mit Überflüssigem, wann, wann werdet ihr es dann noch jemals erkennen?!
Werdet einfach!
Gesundheit, Reinheit des Leibes und der Seele werde euer einziger Luxus!
Und Luxus werde eure Schande! Ich habe am » Lido« die häßlichsten Füße und Fußzehen erblickt und die schönsten zartesten Strümpfe und Schuhe! Betrügerinnen!
Ihr seht, der Tand hat euch nicht vorwärtsgebracht, ein Welten-Brand vernichtet gleichsam alle Seidenfetzen und Reiherfedern der Erde, alle Pelze und Perlenketten!
Werdet einfach!
Jetzt, jetzt könnt ihr mithelfen, indem ihr den Mann, der ewig Wichtigeres zu schaffen hat, von nun an und für immer entlastet von unnötigen Ausgaben! Hygiene und Diätetik, diese Sparer und Mehrer menschlicher Lebensenergien, seien euer Luxus! Auch im Blechlavoir kann man rein werden, mit Schwamm und billigster Kernseife! Eure Wände seien getüncht, eure Fenster bei Tag und Nacht geöffnet, euer Lager hart-gesund, eine Art idealer Pritsche, bester Loden und bester Flanell ersetzen euch die verbrecherischen Pelze!
Werdet einfach!
Es gibt einen Genuß der Einfachheit! Es gibt einen Stolz, es gibt eine Ehre des einfachen Lebens. Jeder helfe jetzt mit, die Welt zu reinigen von düsteren, grausamen, heimtückischen, teuflischen Vorurteilen. Tod dem Überflüssigen, es belastet, raubt Kräfte, schwächt, verhindert und zerstört!
Werdet einfach!
Es gibt schöne junge Geschöpfe, die man natürlich sogleich haben, genießen möchte! Die Zärtlichkeit kommt von unten und bleibt unten. Aber es gibt solche, für die man sogleich die besorgte und übertriebene Zärtlichkeit einer Mama für ihr zartes Baby empfindet! Die Zärtlichkeit ist eben sogleich hinauf gestiegen, ins Herz, und noch höher hinauf, ins Gehirn! Dorthin, wo das »Göttliche« wohnt, das Unzerstörbare! Nenne es »Impotenz«, mich kannst du nicht schrecken! Ja, man zieht den Genuß von tausend Stunden dem Genuß einer Stunde vor!
Als Pía Doré das gedruckt gelesen hatte, sagte sie: »Also wirklich, Sie möchten mich auch gar nicht ein ganz klein bißchen ›haben‹?!«
»Prenez moi dans votre chambre!«, sagte er zu der Vergötterten zum ersten Male, um Mitternacht.
»Pas aujourd'hui!«
Wie, also doch morgen, übermorgen, in acht Tagen, in zwei Monaten, also überhaupt irgend einmal?! Aber da hatte er diese Allergeliebteste ja schon bereits in Besitz genommen durch diesen Ausspruch! Die goldenen schimmernden Tore zur Seligkeit standen offen, er erschaute bereits ihre körperliche geliebte Herrlichkeit! Er war von nun an ein gesalbter König. Was ist dagegen dieses armselige Wörtchen: »Komm!« Und wenn sie es auch gar nie, gar nie sagen würde später, seine Hochzeitsnacht war: »Pas aujourd'hui!« Der Hoffnungsstrahl!
Es ist also
nicht wahr, was ich
durch Jahre glaubte,
daß du im heiligen Frieden von Wald und unbetretenen Wiesen und Bergbach-Urwaldufern dich
verlörest?!
Ein Offizier, der vorüberkam, machte dich erröten,
und
kaum vermochtest du dein Köpfchen
nicht zu wenden,
um es zu erleben, daß er
dir nachschaut!
Was ist es also mit deinen Sommerbriefen
voll von Buchenwäldern, Birken, Kuckucksruf,
gefangenem Igel und Sammlung merkwürdiger Kieselsteine im Bachbett?!
Sich verlieren! Du tiefste Weisheit einer Frauenseele, eines Frauenleibes!
Jedoch an was, an wen?!
Es ist die erste Landpartie und auch die letzte!
Nur einmal stört man mir mein stummes Zwiegespräch mit der Natur!
Sie fragen mich, weshalb ich plötzlich von Ihnen abgefallen sei?! Erstens ist es gar nicht so plötzlich. Nichts ist plötzlich, alles ist allmählich. Es scheint nur plötzlich. Und zweitens: weil Sie eine abfällige Bemerkung darüber gemacht haben, daß ich 56jähriger mit meiner fünfzehnjährigen braunlockigen Freundin, die kurze Kleider trägt und aussieht Gott sei Dank wie dreizehn, eingehängt, mittags, also im vollsten, strahlendsten Tageslichte, über den Graben gehe!? Ich finde, es sollten sich alle jene eher schämen, die mit älteren, aus dem Leim gegangenen, wenig begehrenswerten Damen öffentlich sich noch zeigen!
Ja, ich gebe es zu, daß Frühlingsvollkommenheit, braune natürliche Locken, unbeschreibliche adelige kindliche Anhänglichkeit, der mysteriöse Anflug eines Busens, absolute Fettlosigkeit, eine Käthchen-von-Heilbronn-Seele und dabei tiefste Geistigkeit mich nicht abschrecken, mit einer so gearteten Person öffentlich in vollem Sonnenlichte Arm in Arm zu gehen!
Ich, gnädige Frau, bin von Ihnen nicht abgefallen!
Frau Ernst gewidmet
Immer
rekonstruiere ich mir wieder
seine Leiden – – – wie er dalag auf finsterem kaltem nassem Felde,
mit seiner Schußwunde!
Weshalb tue ich es?!?
Um nicht die
Qual zu haben,
ruhig zu werden,
obzwar die
schwache armselige Seele stets wieder nach
Beruhigung drängt!
Wenn er aus seiner Ohnmacht erwachte,
dachte er an
mich. Nein, er dachte:
»Wann, wann wird jemand kommen, mich verbinden?!«
Dem fremden Retter harrte er entgegen.
Als
keiner kam,
da dachte er an
mich!
O sei gesegnet, Schicksal,
daß ich wenigstens
einen Augenblick lang ihm noch
etwas war!
Heute am Graben, in der Septembersonne, sah ich einen alten Hausierer mit Patentkleiderhaken, die riesig praktisch und billig waren und die viele Leute gekauft hätten, wenn sie nicht das Mißtrauen gehabt hätten, betakelt zu werden. Neben ihm saß seine herrliche braune Enkelin von vierzehn Jahren. Infolgedessen kaufte ich fünf Kleiderhaken à 70 Heller. Die Kleine war glückstrahlend über das Riesengeschäft. »Soll meine Enkelin sie irgendwohin zu Ihnen bringen, was brauchen Sie selbst zu gehn und zu schleppen?!«
Ich zögerte einen Augenblick, dann sagte ich: »Nein, danke!«
Auf dem Wege betete ich: »Du braune süße Herrlichste, mögest du nie es glauben, daß mit einem alten Hausierer-Großvater öffentlich zu stehen eine Schande sei! Mögest du stets es glauben, daß fünf Kleiderhaken zu 70 Heller ein glänzendes Geschäft sind; und mögest du nie einem Manne Waren ins Zimmer bringen, der dich so lieb hat wie ich!«
An Fräulein ...: Glauben Sie mir, Sie irren sich, ich kann Ihnen wirklich gar nichts bieten! Denn das Bieten hängt nicht vom Reichtum des Gebers, sondern vom Reichtum des Nehmers ab!
— — — — —
Ich bin keine Krücke für die Lahmen, ich bin ein Flügel für die Gehenden, daß sie schweben können!
— — — — —
Sie fragen mich: »Soll man also seine zärtlich Geliebte eigentlich nicht liebhaben?!« O ja, aber immer noch mehr die huschende Smaragdeidechse, die tirilierende Lerche, den schweigenden Wald!
— — — — —
Zum Dichten gehört vor allem Gedächtnis! Man muß nämlich an alle schönen und alle häßlichen, an alle gemeinen und alle ungemeinen, an alle lächerlichen und an alle tragischen Dinge des Lebens zugleich denken können!
Lieber Herr ...
ich wende mich an Sie als einen, gleich Ihrem Bruder ..., intelligenten und vor allem höchst entwicklungsfähigen Menschen! – Nemo nascitur Caesar, sed crescit! –
Sie werden es daher am allerbesten einsehen, welche großen, in Ziffern gar nicht auszudrückenden Vorteile für Ihre innere – und das ist ja das einzig Wichtige im Leben – Entwicklung – Auffassung, Erkenntnis, Durchdringung des sonst ziemlich komplizierten und verworrenen, ja oft unentwirrbaren Daseins – gerade Ihr Nahverkehr mit mir Ihnen unwillkürlich und von selbst bietet! Ja, ich habe ein Anrecht kraft meiner Persönlichkeit, die mit ihren Gedanken und Gefühlen nicht feig zurückhält wie viele andere, mich als einen modernen Sokrates, einen » Jugendbildner« zu betrachten, der peripatetisch – bei mir sitzt man sogar bequem und sauft Bier – den Schülern und Freunden unwillkürlich die Erkenntnis, die Weisheit des Lebens zwanglos beibringt! Für diese Lektionen will ich Ihnen, einem Lieblingsschüler, und weil schon Ihr jüngerer Herr Bruder seit Monaten meine Schule frequentiert mit gutem Erfolge und mir sogar schon infolge meiner Lehren das geliebte Fräulein B. weggeschnappt hat, für 25 Kronen monatlich, ebenfalls ein kleines monatliches Fixum von 25 Kronen berechnen. In Anbetracht der riesigen Vorteile für Ihr ganzes geistig-seelisch-ökonomisch-sexuelles Leben, also für Ihre Gesamtentwicklung, geradezu ein Schandlohn!
Und bei dem allem, bedenken Sie, bekommen Sie bei mir alles so mühelos! Wie gesagt, bei Sokrates mußte man mit dem alten Esel herumgehen, peripatetisch! Bei mir sitzen Sie, soupieren in aller Ruhe, trinken, rauchen, und, hast Du nicht gesehen, auf einmal, ein unscheinbarer Anlaß, breche ich los und ergieße ein Füllhorn nie gehörter Weisheiten über die erschreckten aufgestörten und indignierten Zuhörer! Nehmen Sie sich davon heraus, was Ihnen für Ihre geistig-seelisch-sexuelle Entwicklung wertvoll erscheint, überhören Sie den Quatsch, und zahlen Sie pünktlich und mit Freuden 25 Kronen pro Monat! Ein Minimum geradezu für das, was dafür geboten wird!
Ihr P. A.
Das braune süße junge Küchenmädchen ging rasch an meinem Zimmer vorüber. Ich sagte: »Sie sind heute blaß, Katharina!«
»Ja, soll man vielleicht rosig sein bei diesen Zeiten?!«
»Was haben Sie?!«
»Ich habe in der Zeitung heute gelesen, daß mein Geliebter verwundet ist!«
»Wohin gehen Sie jetzt?!«
»Jetzt gehe ich Kaffee kochen, bis zehn abends. Da muß man doch wenigstens die ganze Zeit aufpassen, daß er nicht zu schwach und besonders nicht zu stark wird!«
»Katharina, mit Ihnen zugleich trauern Tausende!«
»Wenn ich nur wüßt', wohin sie ihn angeschossen haben!? Daß er nicht zuviel leidet. Ich wär' schon damit zufrieden, wenn's in die Arme oder in die Beine gegangen wäre!«
Sie beginnt zu weinen und sagt: »Fremde Menschen belästigen mit seinen Sachen! Das auch noch! Adieu, Herr Peter! Wie kommen denn Sie dazu?! Bitte um Entschuldigung!«
Hungern, hungern, wenn man weiß, man wird dann fein zu essen bekommen, ein Glück! Essen, essen, wenn man ausgehungert ist, ein Glück, ein Glück! Aber gegessen haben, satt sein, ein Unglück! In dieser Situation befinden sich alle Glücklichen! Daher sind sie unglücklich!
— — — — —
Ich habe viele Freunde, aber wenig Brüder! Freunde sind die, die das noch verstehen, was sie verstehen können an mir! Aber Brüder sind die, die auch das noch an mir verstehen, was sie nicht mehr verstehen können!
— — — — —
Heute, 17. Dezember 1914, ½6 abends, wurde mir im Café meine geliebte goldene Uhr gestohlen. Ich annoncierte sogleich im N. W. T.: »Welche meiner zahlreichen Verehrerinnen erwünscht sich die Ehre, mir auf den Weihnachtstisch einen Ersatz für die gestohlene zu legen?!« Ich erhielt 173 wundervolle Uhren. Die schönste behielt ich, den Erlös für die anderen widmete ich den Waisen weiblichen Geschlechtes gefallener Helden! Das Ganze war aber nur, wie im Kino, ein Traum. Bis auf die eine gestohlene Uhr. Die ist Wirklichkeit.
Bei 22° Kälte auf dem Semmering, vor drei Jahren, war mir warm. Jetzt ist mir kalt bei 14° über Null.
Man altert.
Sie erzählte mir, ein Herr habe sie in der Tramway angesprochen.
»War er wenigstens elegant?!«, fragte ich gleichgültig.
Man altert.
Geld blieb aus, und ich tobte nicht Tag und Nacht über die Ungerechtigkeit der Welt!
Man altert.
Ich hatte ein Bläschen auf der Zunge und dachte an Krebs!
Man altert.
Ich dachte an die Jugendzeit: Gott sei Dank, daß diese Periode von schamloser Stupidität und frecher Lebensunweisheit vorüber ist!