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Die Insel Tenerife.

Als ich vor 24 Jahren zum ersten Mal nach Tenerife kam, wurde diese Insel nur von ganz wenigen deutschen Reisenden besucht. Die Canarischen Inseln waren damals noch wenig in Deutschland bekannt, was wohl in erster Linie darauf zurückzuführen ist, daß es damals eine bequeme und direkte Reiseverbindung von Deutschland nach den Inseln noch nicht gab. Erst nachdem die Woermann-Linie, die Hamburg-Südamerikanische Dampfschifffahrts-Gesellschaft, die Hamburg-Amerika Linie und in den letzten Jahren auch die Deutsche Ost-Afrika-Linie und der Norddeutsche Lloyd sowie die Hugo Stinnes Linien die Inseln durch große und schnelle, nach Afrika und Südamerika fahrende Passagierdampfer regelmäßig anlaufen lassen, ist die Reise nach Tenerife so bequem geworden, daß alle Jahre eine größere Anzahl Deutscher den Winter hier verbringt. Und das mit Recht, denn es gibt wohl kaum einen anderen Platz, dessen Klima geeigneter wäre, Erholungsbedürftigen in den Wintermonaten eine Zuflucht zu gewähren. Während an der Riviera zwischen Sonne und Schatten, Tag- und Nachttemperatur stets große Differenzen bestehen, die dem Erholungsuchenden oft gefährlich werden, sind diese Temperaturschwankungen hier wesentlich geringer, sodaß eine Rücksichtnahme auf sie kaum nötig ist, was den Rekonvaleszenten den Aufenthalt besonders angenehm macht. Aber auch für Vergnügungsreisende und Touristen bietet ein Aufenthalt auf Tenerife so viel Schönes, daß derselbe nicht genug angeraten werden kann.

Wenn ich vorher die Güte des hiesigen Klimas als besonders geeignet für Erholungsbedürftige hervorgehoben habe, so mag manch einer daraus ableiten, daß die Mehrzahl der Wintergäste aus mehr oder weniger Schwerkranken besteht, die hier Linderung ihrer Leiden suchen. Im besonderen bin ich häufiger der Ansicht begegnet, daß das große Hotel in Orotava, das Grand Hotel Taoro, vorübergehend auch Humboldt-Kurhaus genannt, nichts weiter als ein Sanatorium für Lungenkranke sei. Dies ist ganz und garnicht der Fall. Natürlich werden unter den hiesigen Wintergästen stets auch eine Anzahl sein, die Tenerife eines Lungenleidens wegen aufsuchen, Schwerkranke sieht man dagegen sehr selten, was wohl in erster Linie darauf zurückzuführen ist, daß die Reise für einen Schwerkranken doch recht weit und daher beschwerlich ist. Ich möchte an dieser Stelle auch dringend davon abraten, Schwerkranke, d. h. alle, die einer besonderen Pflege bedürfen, ohne Pflegerin nach Tenerife zu senden. Da es irgendwelche Krankenhäuser zur Aufnahme von Lungenkranken nicht gibt, müssen dieselben in den Hotels untergebracht werden, in denen sie meistens sehr ungern gesehene Gäste sind, die man nur zu oft versucht, durch unaufmerksame Bedienung wieder los zu werden, ein Umstand, der natürlich sehr unangenehm empfunden werden kann.

Nachdem ich bisher hauptsächlich von Tenerife als Kurort gesprochen habe, möchte ich nun noch auf einige die Touristen besonders berührende Fragen eingehen.

Wie schon eingangs erwähnt, lassen die nachstehend aufgeführten Reedereien regelmäßig große, mit allen Bequemlichkeiten eingerichtete Passagierdampfer von Hamburg bzw. Bremen nach Tenerife laufen:

Woermann-Linie, Deutsche Ost-Afrika-Linie, Hamburg-Amerika Linie, Norddeutscher Lloyd, Hamburg- Südamerikanische Dampfschifffahrts-Gesellschaft, Hugo Stinnes Linien, Oldenburg-Portugiesische Dampfschiffs-Rhederei, Roland-Linie. Auch von Amsterdam laufen die schönen Dampfer des Holl. Lloyd und von Genua die großen Dampfer der Navigazione Generale Italiana regelmäßig die Canarischen Inseln an.

Wegen der genauen Abfahrtstage von Hamburg, Bremen und den in Frage kommenden holländischen, belgischen, englischen oder französischen Häfen wende man sich am besten direkt an die einzelnen Gesellschaften. Bemerkt sei noch, daß die ausgehenden Dampfer von Mitte September bis Mitte November in der Regel sehr stark besetzt sind, da um diese Zeit die Überseer, die den Sommer in Deutschland verbracht haben, nach Afrika bzw. Südamerika zurückzureisen pflegen. Die Hamburg-Südamerikanische Dampfschifffahrts-Gesellschaft läßt ihre Dampfer deshalb in diesen Monaten Tenerife meistens nicht anlaufen, dagegen bietet sie in den Wintermonaten Januar bis April durch ihre großen prächtigen Dampfer der »Cap«-Klasse Gelegenheit, vor Tenerife, Bilbao noch Vigo, Coruña und vor allem Lissabon zu sehen.

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Brandung in Orotava

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Palmenallee zum Badestrand in Orotava.

Es wird immer viel davon gesprochen, daß es außerordentlich schwierig sei, von den Canarischen Inseln wieder fort zu kommen. Dies trifft nur im beschränkten Maße zu und ist meistens eigne Schuld der Reisenden. Dasselbe, was über die ausgehenden Dampfer mit Bezug auf die Monate September, Oktober und November gesagt wurde, gilt für die heimgehenden Dampfer in der Zeit von Anfang April bis Ende Mai. In dieser Zeit reisen die Überseer nach Europa und sind deshalb die von den Inseln noch zur Verfügung stehenden freien Plätze immerhin beschränkt. Dennoch haben, abgesehen vom Frühjahr 1911, wo die Schiffe wegen der Krönung des Königs von England sehr überfüllt waren und im Frühjahr 1924, wo die englische Kolonial-Ausstellung viele Überseer nach London zog, in der Regel immer noch eine größere Anzahl Reisender auf jedem heimfahrenden Dampfer untergebracht werden können. Die eventuell freien Plätze werden allerdings meist schon lange vorher vergeben und es empfiehlt sich deshalb, gleich bei Ankunft sich bei der betreffenden Agentur für die Rückfahrt vormerken zu lassen. Wer im März nach den Inseln fährt und schon im April oder Mai zurück muß, versteife sich nicht darauf, mit einem Dampfer zurückfahren zu müssen, auf dem ihm eine Rückfahrtsermäßigung zusteht. Es gibt von den Canarischen Inseln so außerordentlich viele Gelegenheiten nach Deutschland zurückzukehren, daß es auch in den Monaten März, April und Mai für einzelne Reisende, die schnell nach Deutschland zurück müssen, immer möglich gewesen ist, eine passende Gelegenheit zu finden. Wer dagegen in den genannten Monaten mit einer größeren Anzahl von Freunden, von denen jeder eine Außenkabine für sich allein beansprucht, auf einem ganz bestimmten Schiffe die Heimreise antreten zu müssen glaubt, der muß sich allerdings darauf gefaßt machen, daß die Innehaltung des Reiseplanes unter Umständen schwierig sein wird. Seit etwa einem Jahre fahren von hier aus stets am Wochenende ganz leidlich eingerichtete spanische Postdampfer nach Cadiz oder Sevilla. Da die Fahrt nur 2½ Tage dauert und man von Cadiz in etwa 3 Tagen Deutschland mit der Eisenbahn erreichen kann, so wird durch diese Dampfer eine weitere sichere Rückreisegelegenheit geboten.

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Kathedrale in Villa Orotova

Wegen der schlechten Verbindung, die zwischen den Canarischen Inseln und Madeira besteht, ist im besonderen im Frühjahr davon abzuraten, den Besuch von Madeira mit dem der Canarischen Inseln zu verbinden, da um diese Zeit die gelegentlich zwischen Madeira und den Inseln verkehrenden Dampfer mit Reisenden nach England und Deutschland voll besetzt sind. Wenn die Schiffe stärker besetzt sind, müssen die freien Plätze natürlich in erster Linie für die Reisenden nach Europa freigehalten werden. In Madeira liegen die Verhältnisse dazu ähnlich wie auf den Canarischen Inseln, und wer seine Reise dort unterbricht, tut es auf seine eigne Verantwortung und ohne daß eine Garantie übernommen werden kann, daß der nächste Dampfer Platz für die Weiterreise hat. Für Touristen, deren Reisezeit sehr genau bemessen ist und denen ein Verzicht auf die Ermäßigung bei der Rückfahrt aus wirtschaftlichen Gründen nicht möglich ist, empfiehlt es sich deshalb, ihre Reise so einzurichten, daß die Rückreise nicht in die Zeit von Mitte März bis Ende Mai fällt. Es sei hier besonders darauf hingewiesen, daß ein Ausflug nach den Canarischen Inseln auch in den Sommermonaten durchaus empfohlen werden kann. Da die Inseln im Nordost-Passatwinde liegen, wird es hier auch im Sommer bei weitem nicht so warm wie in Spanien, Italien und Griechenland.

Für denjenigen, der Tenerife seiner Gesundheit wegen aufsucht, sei hier bemerkt, daß das Klima der auf der Südseite der Insel gelegenen Orte Santa Cruz und Guimar, welche weit mehr Sonnenschein als die Orte auf der Nordseite haben, manchem zuträglicher ist. Den Touristen bietet aber jedenfalls die landschaftlich schönere und abwechselungsreichere Nordseite der Insel, namentlich das Orotava-Tal, weit mehr.

Wer nun für mehrere Monate nach Tenerife kommt, hat ja genügend Zeit, an der Hand der vorhandenen Reisehandbücher die ihm lohnend erscheinenden Ausflüge zu machen. Anders die Touristen, deren Zeit beschränkt ist und die deshalb über die einzelnen Ausflüge nicht erst an Ort und Stelle genügend Auskünfte einziehen können. Diesen will ich in nachstehendem einige Fingerzeige geben, wie sie in kurzer Zeit möglichst viel von der Insel sehen können. Ich sehe davon ab, jede Tour in allen Einzelheiten zu beschreiben, doch wird sich jeder Reisende an der Hand der von mir gemachten Angaben durch seinen Wirt gut auf den Weg bringen lassen können, auch bleibt es jedem unbenommen, sich die Ausflüge mit Hilfe der vorhandenen Reisebücher weiter auszuarbeiten.

An dieser Stelle will ich auch noch kurz einiges über die zweckmäßige Reiseausrüstung einfügen. Wie aus dem nachfolgenden Aufsatz über das Klima der Insel ersichtlich, entsprechen die Temperaturen der Wintermonate etwa der in Deutschland vom Mai und Juni. Man wird also, abgesehen von den Monaten August, September und Oktober, in denen es auch auf den Inseln recht warm werden kann, mit der in Deutschland üblichen Sommerkleidung vollständig auskommen. Will man für ganz heiße Tage eine leinene oder seidene Jacke mitnehmen, so wird diese Vorsicht namentlich in den erwähnten Sommermonaten August – Oktober nicht ganz unangebracht sein. Wer Reittouren ins Land unternehmen will, tut gut, Reithosen und Gamaschen mitzunehmen. Verwöhnten Reitern, die viele Reitausflüge zu unternehmen beabsichtigen, sei auch die Mitnahme eines Sattels empfohlen, der zum mindesten mit Schwanzriemen, besser aber mit Hintergeschirr versehen sein muß, damit der Sattel auch auf sehr steilen Wegen nicht aus seiner Lage kommt.

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Botanischer Garten in Orotava

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Icod de los vinos

Nach der Ankunft in Sta. Cruz ordne man zunächst seine Rückfahrt, indem man bei der Agentur derjenigen Linie, deren Dampfer man zur Rückreise benutzen will, seinen Platz bestellt. Auch seine Geldgeschäfte ordne man am besten gleich in Santa Cruz. Der Vertreter der deutschen Reedereien, Herr Jacob Ahlers, hat sein Kontor in der Straße am Hafen (Calle de la Marina No. 31). Er steht mit fast allen größeren deutschen Banken in Geschäftsverbindung, sodaß Reisende, die sich durch ihre Bank bei der Firma Jacob Ahlers in Tenerife Geld anweisen lassen, ihre Passage und Geldangelegenheiten gleichzeitig in kürzester Zeit erledigen können. Falls noch Zeit übrig bleibt, ist eine Fahrt mit Wagen nach dem Fischerdorf San Andrés zu empfehlen. (Hin und zurück zwei bis drei Stunden. In San Andrés nur ein sehr ärmliches Gasthaus.) Die Straße nach San Andrés ist verhältnismäßig schmal und hat viele scharfe Biegungen, bei denen die Bergwände den weiteren Teil der Straße verdecken. Ich empfehle deshalb, diesen Ausflug im Wagen und nicht im Automobil zu machen.

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»Rambla de Castro«

Oberhalb vom Hotel Quisisana sind auf Wasserleitungswegen auch einige recht hübsche Spaziergänge zu machen. Reisenden, die für Kirchenbauten Interesse haben, sei ein Gang durch die Kathedrale de la Concepción und durch die Kirchen von San Francisco und von Pilar empfohlen.

Ein Besuch des städtischen Museums zeigt manche interessante Funde aus der Guanchenzeit. Mumien, Skelette und Hausgerät.

Vermittels der in großer Anzahl vorhandenen Automobile lassen sich auch die größeren Ausflüge ins Innere der Insel von Sta. Cruz aus ausführen.

Nachstehend nenne ich eine größere Anzahl von Ausflügen mit kurzen Bemerkungen, auch über die Fahrtdauer mit Automobilen.

Laguna. Etwa 550 m über dem Meere auf einer Hochebene gelegen. Mit Automobil auf der nach dem Norden der Insel führenden Landstraße in 30 Minuten zu erreichen. Sehenswert sind mehrere alte Kirchen mit schönen geschnitzten Altären und Kanzeln. Man versäume auch nicht, den Säulenhof des Instituto Provincial (einer unserem Gymnasium entsprechenden Schule) und den hinter dem am Eingang der Stadt gelegenen Priester-Seminar (seminario) stehenden, angeblich 4000 Jahre alten Drachenbaum zu besichtigen. Um die Stadt Laguna herum gibt es eine Reihe besonders im Frühjahr und Sommer sehr hübscher, blumenreicher Feldwege.

Von Laguna aus ist mit dem Automobil in weiteren 15 Minuten der Lorbeerwald von Las Mercedes zu erreichen, ein für Picknicks besonders beliebter Ausflugsort. Bei trockenem Wetter und demzufolge guter Beschaffenheit der im Bau befindlichen Straße nach Taganana kann man auf dieser noch bis auf den Kamm des Anagagebirges fahren, d. h. bis zur Ermita del Carmen, die in weiteren 15 Minuten Fahrt erreicht wird. Von der Ermita del Carmen geht die im Bau befindliche Straße nach Taganana, das zu Fuß in 2–3 Stunden zu erreichen ist, bald in einen Saumtierpfad über. Es sei aber jedem empfohlen, dem Weg nach Taganana wenigstens 20 Minuten bis zum Cruz de Afur zu folgen. Der Weg, der auf dem Kamm des Gebirges entlang führt, bietet die schönsten Ausblicke in die wildzerklüfteten Täler des Anagagebirges.

Durchreisende, deren Dampfer sich nur 3–4 Stunden im Hafen aufhalten, können den Ausflug bis zum Cruz de Afur, wenn sie sich in Laguna nicht aufhalten, sehr gut in der zur Verfügung stehenden Zeit ausführen.

Von Laguna führt die Landstraße durch die Hochebene nach Tacaronte, das nach 20 Minuten Fahrt erreicht wird. Auf der Fahrt wird bei schönem Wetter das mächtige Pik-Massiv zur linken Hand sichtbar (nach etwa 10 Minuten). Die Landschaft, die besonders im Frühjahr mit Blumen bedeckt ist, ist sehr reizvoll und erinnert an Thüringer Landschaftsbilder. Laguna und Tacaronte sind auch mit der elektrischen Straßenbahn in 1 Stunde, resp. 1 Stunde 30 Minuten von Sta. Cruz zu erreichen. Die Bahn ist jedoch in recht schlechtem Zustand, sodaß deren Benutzung nicht gerade genußreich ist.

Ab Tacaronte geht die Landstraße an der Nordküste der Insel entlang und bietet mit dem zur rechten Hand befindlichen freien Meer sehr abwechslungsreiche Bilder. Auf dem Wege nach Puerto Cruz (Puerto Orotava), dem Winterkurort, werden folgende Ortschaften berührt: La Mantanza, Victoria, Sta. Ursula. Kurz nach Sta. Ursula zweigt eine Straße ab, nach der Villa Orotava, welche Stadt von Tacaronte in etwa 30 Minuten erreicht wird. La Villa Orotava ist ebenso wie La Laguna Wohnsitz der alten spanischen Großgrundbesitzerfamilien und beide Städte haben viele alte hübsche Familienhäuser und Kirchen. Von der Villa Orotava erreicht man den Hafen Orotava nach 15–20 Minuten Fahrt.

In durchgehender Fahrt ist Puerto Orotava von Sta. Cruz aus in 1½ Stunden zu erreichen, sodaß auch der Besuch von Orotava Durchreisenden, deren Dampfer sich 4–5 Stunden in Sta. Cruz aufhalten, sehr empfohlen werden kann. Kurz nach der Ortschaft Sta. Ursula senkt sich die Hauptstraße in das Orotavatal hinab, dem Hauptproduktionsgebiet für Bananen, über das man vom Automobil aus einen guten Überblick gewinnt.

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Straße durch den Lorbeer-Wald von Las Mercedes

Durchs Orotavatal, ohne die Villa Orotava und den Hafen Orotava zu berühren, geht es weiter über Realejo, La Rambla, Icod, Garachico, Daute, Los Silos nach Buenavista. Icod wird von Sta. Cruz in 2 Stunden und Buenavista in 2½ Stunden im Automobil erreicht. Landschaftlich besonders schön ist die Fahrt zwischen Realejo und La Rambla und zwischen Icod und Garachico. Von Laguna kann man auch in der Richtung des Mercedes-Waldes und über Tegueste, Tejina durchs Valle de Guerra nach Tacaronte fahren. Der Weg ist etwa 20 Minuten länger als der direkte Weg, ist aber sehr abwechslungsreich und empfiehlt sich besonders an sehr windigen Tagen, da er geschützter ist. Von Tejina kann man auch noch die Fahrt auf der sehr hübschen Straße nach Punta del Hidalgo fortsetzen, wohin man von Laguna aus etwa 1 Stunde fährt.

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Taganana

Automobilomnibusse verkehren zwischen Sta. Cruz im Norden und Arico im Süden der Insel und Buenavista sowie zwischen Puerto Orotava und Villa Orotava einerseits und Realejo Alto andererseits. Die von Puerto Orotava abfahrenden Omnibusse können Touristen, welche im oberen Teil des Orotavatales wandern wollen, zur leichteren Erreichung ihrer Ziele empfohlen werden.

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Das Orotava-Tal vom Garten des Grand Hotel Taoro gesehen

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Straßenbilder aus Villa Orotava

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Hotel Martianez unter welchem sich der Badestrand befindet

Als Spaziergänge möchte ich den Besuchern von Orotava folgende empfehlen:

Durch das kleine Hafenstädtchen Puerto Cruz gelangt man an seiner Ostgrenze auf einen unten am Meer entlang führenden Landweg, der später in Windungen in einen etwas höher gelegenen Landweg mündet, der in gleicher Richtung wie der untere Weg weiterläuft. Diesem oberen Weg folgt man 200-300 Meter und biegt dann linker Hand in eine Pflanzung »La Gorgorana« ein. Der diese durchquerende Weg mündet auf die von Sta. Cruz nach Icod führende Landstraße. Auf ihr kann man nach Puerto Cruz zurückkehren oder seinen Weg nach Realejo Bajo und Realejo Alto fortsetzen. Letzteres Dorf ist ganz besonders malerisch gelegen und das Kirchlein ist eines der ältesten, von den spanischen Eroberern gebauten Gotteshäuser. Von Realejo Alto führt eine sehr abwechslungsreiche Landstraße nach Puerto Cruz zurück. Nach Realejo Alto wandert man etwa 2 Stunden und, wenn man von dort nicht mit dem Auto oder Omnibus nach Puerto Cruz zurückfährt, muß man mit weiteren l½-2 Stunden Weges rechnen.

An der Westgrenze von Puerto Cruz führt ein Landweg durch den Barranco Martianez gleich ziemlich stark steigend auf die nach Sta. Cruz und nach der Villa Orotava führende Landstraße. Nach 20 Minuten Wanderung linker Hand der schöne Botanische Garten. Schon nach einer Wanderung von etwa 10 Minuten biegt von der Landstraße linker Hand ein Feldweg ab, der durch die Pflanzung »La Paz« führt. Unterhalb des Feldweges das malerische kleine Herrenhaus mit schönem Garten. Vom Herrenhaus führt eine Zypressen-Allee auf eine Fels-Terrasse, von welcher sich ein herrlicher Blick auf den unten liegenden kleinen Ort Puerto Cruz und den weiten Ozean bietet. Der lohnende Besuch des Herrenhauses und seines Gartens ist meistens nur mit besonderer Erlaubnis möglich, die aber stets bereitwillig von den Besitzern, der Familie Cologan in der Villa Orotava, gegeben wird. Wanderungen nach dem Botanischen Garten und »La Paz« beanspruchen einschließlich Aufenthalt etwa 2 Stunden.

Lohnend ist es, dem durch die Pflanzung »La Paz« führenden Landweg zu folgen. Er führt immer hart am Meere entlang, kreuzt schließlich, sich senkend, den das Gelände tief durchschneidenden Barranco Llarena und führt hinter diesem, schmäler werdend, durch Bananen-Pflanzungen hindurch – man muß etwas Obacht auf den Weg geben und rechtzeitig nach oben abbiegen – auf einen nach oben führenden Landweg, der am westlichen Eingang des Orotava-Tales, wo die Landstraße den Barranco Llarena schneidet, in eben diese Landstraße mündet, auf der man nach Puerto Cruz zurückkehrt. Die Rundtour nimmt etwa 3-3½ Stunden Zeit in Anspruch. Die Wanderungen durch die Pflanzungen werden kaum verwehrt werden, solange man nicht in die Bananenbeete hineintritt und Blumen an den Wegen pflückt, was oft nicht gern gesehen wird.

Ich bitte hier einschalten zu dürfen, daß der Spanier dem Fremden im allgemeinen sehr freundlich entgegenkommt, solange er bescheiden auftritt und nicht als ein Recht beansprucht, was ihm aus Entgegenkommen gern gewährt wird. Man vermeide das Betreten der Privatgärten. Wenn dies auch einzelnen Besuchern gern gestattet wird, so kann der zu häufige Besuch der Gärten für die die Häuser bewohnenden Familien doch leicht zu einer Belästigung werden.

Zwei weitere hübsche Landwege führen vom mittleren und oberen Stadtteil der Villa Orotava nach Realejo. Beide Wege laufen etwa parallel. Der obere führt über die Ortschaften La Perdoma und Cruz Santa, der untere, der eben unterhalb der schönen Kathedrale aus der Stadt herausführt, schneidet die nach Realejo Alto führende Landstraße eben oberhalb der Stelle, wo sie von der nach Icod führenden Landstraße abzweigt. Beide Wege beanspruchen eine Zeit von 1½-2 Stunden und bieten sehr hübsche Ausblicke auf das Orotavatal. Da, wie bereits erwähnt, Omnibusverbindungen von Puerto Cruz sowohl nach der Villa Orotava wie nach Realejo vorhanden sind, lassen sich diese Spaziergänge ohne großen Kosten- und Kräfteaufwand ausführen.

Sehr hübsch ist auch ein Landweg, der etwas oberhalb des Kirchleins von Realejo Alto in den Barranco Godines hineinbiegt und über Tigaiga und La Coronela nach Realejo Bajo führt. Zeit etwa drei Viertelstunden, während der direkte Weg von Realejo Alto nach Realejo Bajo kaum mehr als 20 Minuten beansprucht.

Auf der Fahrt von Puerto Cruz nach Icod liegt etwa auf ½ des Weges der sehr hübsche Landsitz Rambla de Castro. Das von schönen Palmen umstandene Landhaus bietet einen malerischen Anblick und vom unteren Teil des Gartens hat man von einer Fels-Terrasse aus einen sehr hübschen Blick auf die ganze Nordküste der Insel und das sie wild umbrandende Meer.

Eben bevor man mit dem Auto nach Icod hineinfährt, biegt eine im Bau begriffene Landstraße nach La Guancha ab. Sie ist soweit fertiggestellt, daß man von ihrem heutigen Endpunkt in ¾stündiger Wanderung den für Picknicks sehr geeigneten sehr schönen Pinienwald der Familie Castro (Pinar de Castro) erreichen kann. Icod läßt sich auch von Realejo Alto aus mit Maultier über Icod de Alto und La Guancha in 3½ Stunden erreichen. Beide Orte liegen auf dem von der Ladera de Tigaiga begrenzten Hochplateau etwa 500 Meter über dem Meere. Der Landweg kreuzt den vorerwähnten Pinienwald.

Auch die Stadt Villa Orotava, die ebenso wie Laguna Wohnsitz der alt eingesessenen Familien ist, bietet Reisenden, die Interesse für Architektur haben, manches hübsche Straßenbild. Besonders erwähnt seien zwei in der oberen Stadt stehende Häuser mit sehr schön geschnitzten Balkonen und der reizende Blick vom Hospital auf das Orotavatal.

Mit Maultieren läßt sich von der Villa Orotava aus eine Reihe schöner Tagestouren machen. Da die nach den Cañadas führende, im Bau begriffene Landstraße diesen Herbst voraussichtlich bis Agua Manza fertiggestellt sein wird, so kann ein Teil der Ausflüge zwecks Kräfteersparnis auch von Agua Manza, bis wohin man dann mit dem Automobil fahren kann, begonnen werden.

Diese Straße nach Agua. Manza wird eine der schönsten der Insel werden; erinnert die durchfahrene Landschaft, die mit alten Kastanienbäumen und in ihrem oberen Teil mit Pinien bestanden ist, doch lebhaft an Tirol. Von Puerto Cruz wird man auf der immer scharf bergan führenden Straße mit dem Auto bis Agua Manza etwa drei Viertelstunden fahren.

Von Agua Manza kann man entweder in westlicher Richtung über La Florida nach der Villa Orotava wandern (etwa 3 Stunden) oder in östlicher Richtung durch den Monte Verde (Grüner Wald) und über Palo Blanco nach Realejo Alto gehen (etwa 4 Stunden).

Der Monte Verde ist ein mit hoher Baumheide, die gelegentlich von Lorbeerbäumen unterbrochen wird, bestandenes Gelände. An der oberen Grenze geht der Baumwuchs in Codeso über, ein im April-Mai prächtig weißblühender Geißklee, zur Familie der Schmetterlingsblütler zählend. Auch die Baumheide ist zu dieser Zeit mit weißem Blütenschnee bedeckt, sodaß in diesen Monaten eine Wanderung durch den Monte Verde ein hoher Genuß ist.

Für alle über Agua Manza hinausgehenden Ausflüge empfiehlt es sich, einen Führer mitzunehmen. Sofern man selbst zu Fuß wandert, kann das Packtier des Führers Frühstück und Mäntel tragen.

Unternehmenderen Reisenden, die auch ein bescheidenes Nachtquartier nicht scheuen, sei in den Monaten April bis Dezember vor allen Dingen eine Besteigung des Pico del Teide empfohlen. Ich schlage folgende Reiseeinteilung vor: Mittags von der Villa Orotava auf dem Camino de Chazna und über Fuente del Dornajito, Los Llanos de la Maja nach den Cañadas. Etwa 1 Stunde oberhalb der Fuente del Dornajito unter schönen großen Escobon-Bäumen geeigneter Frühstücksplatz. Erstes Nachtquartier in der Höhle von Diego Hernandez. (Eine mit einer Tür zu verschließende leere Felsenhöhle, in der man sich das Lager mit Retamazweigen und Decken bereiten muß.)

Morgens um 8 Uhr über La Fuente de la Grieta, nach dem Unterkunftshaus »Alta Vista«. Von da zu Fuß auf den Pik und zwar so zeitig, daß man den Sonnenuntergang von der Pikspitze aus betrachten kann.

Am nächsten Morgen von Alta Vista zurück über El Portillo, Icod del Alto oder Palo Blanco nach Puerto Orotava 7 bis 9 Stunden. Der Ausflug auf den Pik kann auch in 2 Tagen gemacht werden, ist dann aber sehr anstrengend, auch ist die Wahrscheinlichkeit, daß die Touristen unter der Bergkrankheit zu leiden haben, bedeutend größer.

Schlüssel zum Unterkunftshaus von Alta Vista besorgt der Führer. Verpflegung wird vom Hotel gestellt, und da es auf einer Höhe von fast 3800 Metern besonders nachts sehr kalt wird, sei nur noch die Mitnahme wärmster Kleidung und wollener Schlafdecken empfohlen. Wird der Ausflug in 2 Tagen gemacht, so muß man damit rechnen, täglich 9–10 Stunden im Sattel sitzen zu müssen, was bergab noch anstrengender als bergauf ist.

Sehr empfehlenswert ist auch ein Ritt über den Gebirgspaß von Pedro Gil nach dem auf der Südseite gelegenen größeren Orte Guimar. Statt über den Pedro Gil kann man auch etwas westlicher über den Monte Izaña, woselbst sich ein großes spanisches aerologisches Observatorium befindet, nach Guimar reiten. Diese Ritte beanspruchen ohne Rast 6–8 Stunden. In dem Observatorium werden Deutsche stets außerordentlich freundlich aufgenommen.

In Guimar wird unter dem Namen »Pension Stritter« von dem Ehepaar Stritter eine kleine deutsche Familien-Pension geführt. Guimar, das etwa 300 Meter über dem Meere liegt, hat ein sonnigeres und anregenderes Klima als Orotava, und sehr Ruhe und Erholung bedürftigen Reisenden kann deshalb ein längerer Aufenthalt bei Familie Stritter empfohlen werden. Da die gebotene Verpflegung gut, aber einfach ist, so wird man auch entsprechende Preisvereinbarungen treffen können.

Guimar liegt an der auf der Südseite der Insel entlang führenden Landstraße. Auf ihr ist Sta. Cruz in 1¼ Stunden zu erreichen. In entgegengesetzter Richtung ist sie heute bis Arico fahrbar, doch hofft man, sie in weiteren 2 Jahren bis Granadilla fertigstellen zu können. Auf dem Wege dahin werden die kleinen Orte Escobonal, Fasnia, Arico, El Lomo, El Rio berührt. Alle machen einen sehr ärmlichen Eindruck und die fast baumlose Landschaft hat einen wüstenartigen Charakter.

In den Wintermonaten, in denen es gelegentlich auch hier regnet, werden hier viel Tomaten und Kartoffeln gebaut. Letztere oft in der Weise, daß die Äcker mit einer 30 cm dicken Schicht bimssteinartiger Asche bedeckt werden, welche zwar den Regen durchläßt, aber die Verdunstung der Erdfeuchtigkeit verhindert und so bei geringsten Niederschlägen die Ernte sichert. Diese Kulturform, von den Engländern »dry farming« genannt, findet man auf der ganzen Süd- und der noch regenärmeren Ostseite der Insel.

Granadilla, das wieder über mehr Quellwasser verfügt, macht einen etwas wohlhabenderen Eindruck. Neben Mandel- und Feigenbäumen sieht man hier viele sehr schöne Apfelsinenbäume. Heute ist Granadilla auf Maultierrücken von Arico aus in 4–5 Stunden zu erreichen. Der Weg führt durch viele tiefe Barrancos und ist sehr monoton. Eben oberhalb der Kirche von Granadilla liegt ein kleines sauberes Gasthaus mit 3–4 Zimmern. Die Kost ist spanisch, aber gut.

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Der Pico del Teide mit dem inzwischen abgebrochenen Haus de Observatoriums

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Unterkunftshütte am Pico del Teide

Von Granadilla wird eine Landstraße nach Vilaflor, der höchstgelegenen Ortschaft der Insel, gebaut. Etwa 1200 Meter über dem Meere. Die Straße soll Ende dieses Jahres fertiggestellt werden, sodaß man in einigen Jahren also Vilaflor im Automobil von Sta. Cruz aus erreichen können wird. Vilaflor ist ein sehr malerisch gelegener kleiner Ort. Eben oberhalb der Stadt bei San Roque ist ein kleines Gasthaus mit 4–5 Zimmern, in dem man bei bescheidenen Ansprüchen recht gut wohnen kann. Vilaflor wird wegen seines einzig schönen Klimas viel als Sommerfrische aufgesucht und die eben oberhalb des Ortes beginnenden, allerdings etwas lichten Pinienwälder bieten Erholungsbedürftigen schöne Spaziergänge und Rastplätze.

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Vilaflor

Von Vilaflor aus kann man über den Guajara-Paß durch das den Pik umgebende Ringgebirge Las Cañadas nach der Villa Orotava reiten. Der Ritt beansprucht mit einer Rast in den Cañadas 10–12 Stunden.

Wer Interesse daran hat, die ganze Insel kennen zu lernen, dem sei empfohlen, von Vilaflor aus den Ritt über Arona, Adeje, Tijoco, Guia, Chio, Arguayo, Santiago, El Tanque, La Culata nach Icod, Los Silos oder Buenavista fortzusetzen. Der Ritt an der Ostküste entlang ist außerordentlich abwechslungsreich und man kann bei dem fast immer klaren Wetter meistens auch die beiden Nachbarinseln Gomera und La Palma gut, gelegentlich sogar Hierro liegen sehen. Der Blick auf Gomera ist oft so klar, daß man mit einem guten Glas gelegentlich sogar einige Häuser sehen kann. Man reitet zweckmäßigerweise erst bis Adeje (3 Stunden), wo man in dem kleinen Gasthaus Fonda Neutral auf vorherige telegraphische Bestellung ein gutes Frühstück bekommt. Adeje mit seinen meist flachen Häusern macht einen fast maurischen Eindruck. Da sich im sehenswerten Barranco del Infierno sehr ergiebige Wasserquellen befinden, gehört das für Bananenbau sehr geeignete Gelände unterhalb Adeje zu dem wertvollsten der Insel. Nirgends gedeihen auf der Insel die Bananen so gut wie unterhalb Adeje und die größten und schönsten Bananenbüschel stammen aus der der englischen Firma Fyffes gehörenden großen Besitzung Hoya Grande. Hier auf der Ostseite der Insel läßt sich sicher noch viel Wasser durch Stollenbau und Talsperren erschließen und das wegen Wassermangel meist brachliegende Land wird, wenn es erst durch bessere Verkehrswege aufgeschlossen ist, der kaufmännischen und landwirtschaftlichen Unternehmungslust manche Erfolgsmöglichkeit bieten.

Einstweilen sind die Wegverhältnisse aber jämmerlich, wodurch jede großzügige kaufmännische Betätigung gelähmt wird. Der landschaftlich interessante 4stündige Ritt von Adeje nach Guia führt durch etwa zwanzig das Gelände meist tief durchschneidende Barrancos, und man ist froh, wenn man abends im sauberen Gasthof von Guia landet. Von Guia ab ist der Landweg wieder bequemer, wenigstens für die Tiere, da das fortgesetzte Bergauf und Bergab vorläufig aufhört. Schon bald hinter Guia kreuzt man den in den Jahren 1796–98 ins Meer geflossenen Lavastrom, der mehrere Kilometer breit ist und in dessen Mitte etwa das kleine Örtchen Chio liegt. Oberhalb Ohio und zwischen diesem und Arguayo gibt es noch recht hübsche Pinienbestände, die der Landschaft großen Reiz verleihen. Bei Arguayo hat der Weg wieder eine Höhe von etwa 900 Meter erreicht. Er steigt hinter dem Ort noch einige 40 Meter und biegt dann hart nach Norden ins Tal von Santiago ein. Man reitet nun an der das Tal südlich begrenzenden, ziemlich schroff abfallenden Felsenwand langsam zu Tal, wobei man einen ganz herrlichen Blick auf die unten wie Spielzeug ausgebreiteten kleinen Orte Tamaimo, El Retamar und Santiago hat.

In Santiago, das man nach 3stündigem Ritt erreicht, empfehle ich eine kurze Rast zu machen, damit die Führer und die Tiere etwas verschnaufen können. In dem, dem Marques de San Andrés gehörenden verfallenen Gutshof El Patio bekommt man einen recht guten Landwein, Brot oder Gofio, Eier, Ziegenkäse und sehr schöne getrocknete Feigen, also genug, um sich für die letzten 3–4 Stunden stärken zu können.

Gofio ist ein aus geröstetem Korn hergestelltes Mehl und kann wie Hafermehl, als Brei gekocht, gegessen werden. Der Einheimische ißt es aber roh, mit kaltem Wasser angerührt. Das Gofiomehl wird in dieser Form in der Hand zu einer Kugel geknetet und dann wie Brot gegessen. Gofio ist eines der Hauptnahrungsmittel der hiesigen Feldarbeiter, ich finde ihn sehr schmackhaft und rate jedem, einmal einen Versuch zu machen.

Von Santiago, das etwa auf 600 Meter Höhe liegt, steigt der Weg bald wieder auf einen etwas über 1000 Meter hohen Paß, senkt sich aber bald wieder auf eine Höhe von 500–600 Meter. Wir berühren nun die kleinen Orte Herjos, Las Tronqueras, El Granero und Tanque und kommen durch eine sehr abwechslungsreiche Landschaft, die, da sie von den Feuchtigkeit bringenden Passatwinden erreicht wird, wieder einen grünen und saftigen Anblick bietet. Zur rechten Hand haben wir das schöne Gebirgsmassiv des Pico Viejo, das uns schon von Guia aus begleitet. Bald nach El Tanque kreuzen wir abermals einen breiten Lavastrom, der im Jahre 1706 das kleine Hafenstädtchen Garachico verschüttet hat. Im Laufe der 200 Jahre ist der Ort aber wieder aus der Asche erstanden, und kurz bevor wir nach La Culata kommen, haben wir einen herrlichen Blick auf das am Fuße des Lavastromes tief unter uns liegende kleine Städtchen Garachico. Bald nach La Culata kommen wir dann auf die im Bau begriffene Landstrasse, die Icod mit Guia verbinden soll und die uns nach etwa 1stündigem Ritt an das Ziel unseres Rittes, nach Icod führt.

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Landschaft oberhalb Arona

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Landschaft bei Guayero

Von Santiago kann man auch durchs Tenogebirge über Lomo de Masca, Las Lagunetas, Palmar nach Buenavista reiten. Diese Tour, die etwa 3 Stunden beansprucht, ist sehr lohnend und erinnert in vielem an Landschaftsbilder des Anagagebirges.

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Im Llano de Ucanca

Ein dritter, besonders in seinem letzten Teile außerordentlich hübscher Weg biegt eben vor Herjos in nordöstlicher Richtung nach Los Silos ab. Er ist in seinem letzten Teil recht steil, bietet aber einen bei schönem Wetter bezaubernden Blick auf das dem Tenogebirge vorgelagerte, reich mit Bananen bepflanzte Land von Los Silos und Buenavista (3 Stunden von Santiago).

Da die Landschaft von Guimar bis Granadilla am wenigsten reizvoll ist, wird es sich für viele Reisende empfehlen, den eben von mir beschriebenen Ritt in umgekehrter Richtung, also von Icod, Los Silos oder Buenavista aus beginnend, zu unternehmen. Wer Freude an solchen Maultierritten hat, dem möchte ich empfehlen, einige Zeit in dem kleinen, sauberen Hotel El Drago in Icod Wohnung zu nehmen, um von hier aus die verschiedenen Ritte durchs Tenogebirge nach Santiago zu unternehmen. Ein sehr lohnender Ritt führt auch von Icod über Las Abiertas westlich vom neuesten im Jahre 1909 entstandenen Krater Chinyeiro und westlich von der Montaña de Cebada über Chio nach Guia.

Für alle Touren sind die Führer aus der Villa Orotava am meisten zu empfehlen. Ich nenne in erster Linie José Bethencourt und Feliciano. Sie kennen erstens alle Wege der Insel am besten, sie wissen überall für sich und ihre Tiere Quartier zu finden und schließlich können sie sich am besten mit den Fremden verständigen.

Schließlich werden die Reisenden gern noch einigen Aufschluß über die hiesigen Hotels haben wollen. Ich möchte mich allerdings enthalten, das eine oder andere Hotel zu empfehlen, will aber nachstehend über die hauptsächlichsten Hotels einige Worte sagen, die den Reisenden erleichtern sollen, selbst ihre Wahl zu treffen. Bemerkt sei noch, daß eine Überfüllung einiger Hotels eigentlich nur in der Zeit von Mitte Februar bis Mitte Mai eintritt. In der übrigen Zeit wird der Reisende von Vorherbestellung absehen und seine Wahl an Ort und Stelle treffen können. Die Preise sind nicht als verbindlich anzusehen, da sie nicht nur nach Lage der Zimmer, sondern auch nach Jahreszeiten Schwankungen unterworfen sind. Bei längerem Aufenthalt wird man auch meistens günstigere Preisvereinbarungen treffen können.

Santa Cruz.

Hotel Quisisana.
Mk. 15.– bis 20.–
In freier Lage, die einen Überblick über die Stadt und den Hafen gestattet. Schöne Gärten. Spaziergänge auf dem hinter dem Hotel gelegenen Berge. Einrichtung und Kost sehr gut.
Hotel Pino de Oro.
Mk. 15.– bis 20.–
Oberhalb der Stadt in schönem alten Garten gelegen. Meist von Engländern besucht. – Einrichtung und Kost sehr gut.
Hotel Orotava.
Mk. 10.– bis 15 –
In der Stadt am Hauptplatz gelegen. Von sämtlichen Zimmern Aussicht aufs Meer. Kein Garten. Einrichtung einfach. Kost sehr gut. Viel von Spaniern besucht.
Hotel Olsen.
Mk. 8.50 bis 12.–
In der Stadt gelegen. Einrichtung und Kost einfach, aber gut. Netter Dachgarten.
Hotel Camacho.
Mk. 8.–
In der Stadt nahe der Mole gelegen. Kein Garten. Einrichtung und Kost einfach und gut. Auch viel von Spaniern besucht.
Hotel Victoria. Mk. 8.–
In der Stadt am Hauptplatz gelegen. Kein Garten. Einrichtung und Kost einfach und gut. Auch viel von Spaniern besucht.
Puerto Orotava.
Grand Hotel Taoro.
Mk. 20.– bis 25.–
Über dem Hafen von Orotava in schönem großen Park gelegen. Etwa 120 Zimmer. Vom Badestrand etwa 15–20 Minuten entfernt. Einrichtung und Kost sehr gut.
Hotel Martianez.
Mk. 15.– bis 20.–
An der Außenlinie der Stadt in schönem großen Garten gelegen. Drei Minuten vom Badestrand entfernt. Einrichtung und Kost sehr gut. Etwa 25 bis 30 Zimmer. Der Besitzer und der größte Teil des Personals sind Deutsche.
Hotel Monopol.
Mk. 12.– bis 15.–
In der Stadt am Kirchplatz gelegen. Kleiner Garten und schöner Patio (Innenhof). 15 bis 20 Zimmer. Einrichtung und Kost einfach, aber gut.
Hotel Marquesa.
Mk. 4.50 bis 6.–
Auch am Kirchplatz gelegen, kleiner Garten und Hof. Einrichtung und Kost einfach doch gut, Küche mehr nach spanischer Art. Auch viel von Spaniern besucht.
Villa Orotava.
Hotel Suizo.
Mk. 7.– bis 8.–
An einem freien Platz mit Gartenanlage gelegen. Kein eigener Garten des Hotels. Einrichtung einfach. Kost einfach, doch gut, aber nach spanischer Art. Viel von Spaniern besucht.
Hotel Victoria.
Mk. 7.– bis 8.–
Mit schönem großen Garten. Einrichtung und Kost einfach und nach spanischer Art. Viel von Spaniern besucht.
Guimar.
Pension Stritter.
Mk. 8.–
Familienpension unter deutscher Leitung, netter Garten.
Laguna.
Hotel Aguere.
Mk. 8.– bis 10.–
Altes Patrizierhaus mit schönem Hof. Einrichtung einfach. Küche gut, nach spanischer Art. Von vielen Fremden, aber auch von Spaniern besucht.

Zum Preisvergleich: im Jahr 1925 betrug das Durchschnittseinkommen in Deutschland Mk.1469. Anm. Gutenberg.


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