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Die Kirchfahrt.

Der Schnee glänzte weiß über das ganze Tal hin und glitzerte unter einem rötlichen, matten Sonnenauge, das eben über den Bergrücken weit unten am südlichen Ende des Tals hervorguckte und bloß Licht, nicht Wärme verbreiten konnte. Es war grimmig kalt am Morgen des ersten Weihnachtsfeiertages. Es knirrte und knarrte vor Kälte, daß man es in allen Hauswänden krachen hörte und der Schnee unter den Kufen knirschte; es war ratsam, die Nase oder die Ohren nicht so weit herauszustecken, daß die Kälte sich festbeißen konnte. Selbst die Elstern saßen oben auf dem Dache der Vorratshäuser und schauerten förmlich vor Kälte, während sie ab und zu mit dem Sterze wippten und am liebsten einen Abstecher auf das Dach des Wohnhauses hinüber gemacht und sich dicht bei der Esse hingesetzt hätten, die immerhin etwas Wärme ausströmte. Von andern Wintervögeln waren nur einige Goldammern im Freien; sie hatten sich tief in die Korngarben verkrochen, die man zu Weihnachten für die Vögel aufgestellt hatte; und sonst noch die Meisen, die in dem dichten Tannengebüsch aus- und einschlüpften. Aber es war ganz still, und die Luft wunderbar frisch und rein – das richtige Weihnachtswetter, wie es auf dem Lande sein soll.

Den Seitenweg vom Hoëlhofe herab fuhr ein Breitschlitten, vom Hoëlfalben selber gezogen, der einen ganzen Kranz von Schellen am Geschirr trug – es sollten heute zwar noch andre Pferde vom Hoëlhofe zur Kirche fahren, die waren jedoch schon früher aufgebrochen. Im Schlitten saß wohlverpackt unter der Pelzdecke ein alter Mann im stattlichen Fahrpelz, dessen Haare nach außen gewendet waren, den hohen Pelzkragen über beide Ohren heraufgeschlagen, so daß man nur ein paar kleine, graue Augen und eine rote Nasenspitze sehen konnte, wie auch, daß er durchaus nicht den schweren Pelz ausfüllte; neben ihm stak eine rote Zipfelmütze gerade in die Höhe, und unter der sah man den oberen Teil eines Knabengesichts mit frischen roten Backen und blauen lachenden Augen, – der Hals und das Übrige verschwanden vollkommen in einem mächtigen blauen, wollenen Schal und unter der Pelzdecke, die er bis über das Kinn heraufgezogen hatte, hinten auf der Pritsche saß der Kraakaaper, der Hoëler Dienstknecht, groß und vierschrötig, einen roten Halsschal über dem Winterüberzieher, und hielt die Zügel mit den großen Fausthandschuhen, die auf der Rückseite mit roten Rosen bestickt waren.

Er sah heute ordentlich mürrisch aus, der Kraakaaper; wenn er auch nicht die Großbäuerin selber kutschieren durfte, wie in der Ordnung war, wenn der Bauer selber mit ausfuhr, so hätten sie ihn doch wenigstens die Sennerin kutschieren lassen können, anstatt solches Pack, wie die beiden hier – und er hieb auf den Gaul ein; es war das beste, möglichst schnell ans Ziel zu kommen, damit er nicht mit all den andern Kirchgängern zusammen traf.

Aber kaum waren sie vom Gutsweg auf die Landstraße eingebogen, da kam es ihnen auch schon wie ein langsames Zittern in der Luft entgegen, und bald darauf hörten sie in der Ferne einen langgezogenen zitternden Ton, der stieg und fiel; da läuteten freilich schon die Kirchenglocken, die heute am Feiertag so ganz anders klangen, als sonst. Der Falbe machte halt, und alle hielten einen Augenblick den Atem an, es klang so wunderbar feierlich, alles war so still, so still, es war, wie wenn dieser ferne, tiefe, langsam dahinschwebende Ton das ganze Tal ausfüllte. Darauf fuhren sie weiter. Aber nun war es freilich zu spät, um den andern Kirchgängern zu entgehen. Denn aus allen Gehöften oben auf der Halde bogen jetzt die Schlitten hinaus auf die verschiedenen Gutswege, breite und schmale Schlitten, alle im Feiertagsputz und mit klingendem Geläute, mit tiefen, feierlichen Schellen und kleinen, wütend tingelnden Stallklingeln, so schrill, daß ihnen der Ton fast wegblieb, und immer, wenn sie durch die Gatter auf die Landstraße hinausbogen, wo sie sich in langen Reihen sammelten, begrüßten sich die Insassen und sahen sich neugierig um, wer wohl heute auf dem Wege zur Kirche wäre; denn sie kannten ja die Pferde wie die Insassen.

Und heute bekamen sie allerdings etwas zu sehen, worüber sie sich schon wundern durften, je weiter sie ihres Weges zogen. Dort sahen sie Opsals Braunen mit dem Bauer und der Bäuerin, dort war Nermos Rappe mit der Sennerin, dort Berges Brauner mit der Tochter, da der und dort der, und dort war Hoëls Falber –? Wer in aller Welt war denn aber das, der heute mit ihm fuhr? Einer im Pelz? Ja, waren denn Fremde nach Hoël zu Besuch gekommen? Oder war es vielleicht doch nicht der Hoël-Falbe? Doch, natürlich war er's, dort saß ja der Kraakaaper hinten auf der Pritsche und kutschierte! Und sie drehten sich um und guckten, drehten sich wieder um – die ganze Reihe hinab waren alle Köpfe in Bewegung, und aller Augen saßen wie auf Stielen, um nur wegzukriegen, wer das wohl sein könnte. Bald hielten sie ihre Gäule zurück, damit der Hoël-Falbe näher herankommen oder vorbeifahren sollte; aber da hielt der Kraakaaper seinen Gaul ebenfalls zurück – bald fuhren sie zur Seite, damit ein Hintermann vorbeifahren und es ihnen erzählen konnte, aber alles half nichts. So ging es eine Weile, alle voraus fahrenden nach rückwärts gewendet, die hinterher fahrenden alle mit langen Hälsen sich zur Seite hinausbiegend, und Kraakaaper war so wütend, daß er die ganze Zeit nur immer auf die Straße hinunter starrte. Endlich fand einer von den Hintermännern einen Vorwand, an ihm vorbeizufahren, und mehrere folgten seinem Beispiel.

Mit einem kurzen Seitenblick entdeckten sie nun, wer es war; und war das Erstaunen vorher groß gewesen, so wurde es nun nicht geringer, als die ganze lange Reihe nach und nach zu wissen bekam, daß es Ola Stubsveen, der Armenhäusler auf dem Hoëlshofe, und Jens Perhus, der Armenhäuslerjunge ebenda, waren, die heute wie richtige Großbauern im Pelz zur Kirche fuhren. Wohl wußten sie, daß Peter Hoël auf mancherlei verfallen konnte, daß er aber so weit gehen konnte und seinen Armenhäusler und Armenhäuslerjungen, ausgerechnet am Weihnachtstag, im Breitschlitten und vom besten Gaul zur Kirche fahren ließ, so etwas war denn doch noch nicht in der Gemeinde vorgekommen! Wollte Peter Hoël sie vielleicht allesamt zum Narren haben?

Es waren wirklich diese beiden, die in dem Breitschlitten saßen und zur Kirche fuhren, und das war folgendermaßen zugegangen:

Im Frühling war's, da war Jens Perhus als Armenhäuslerjunge nach Hoël gekommen, und da war er acht Jahre alt. Er kam eines morgens in aller Frühe, und als er an den Frühstückstisch herangetreten war, machte er freilich große Augen. Einen so großen Tisch hatte er überhaupt noch nie gesehen, und auch noch nicht so viel Gesinde – das war allerdings ganz anders großartig als daheim auf Perhus, von wo er kam. Hier litten sie nicht Hunger, schien es. Es war ihm zwar etwas bange gewesen, als er von Hause fort sollte, und es war ja auch sehr schwer gewesen, die Mutter verlassen zu müssen; aber das hier ließ sich doch besser an, als er erwartet hatte. Denn sowohl Peter Hoël selbst, wie auch die Großbäuerin waren ungemein freundlich zu ihm gewesen. Er hatte es gar nicht beachtet, daß er seinen Platz am untersten Ende des Tisches neben dem Armenhäusler Ola Stubsveen angewiesen bekommen hatte.

Anfangs war es still am Tische. Dann aber hörte er, wie der Kraakaaper, der weit oben am Tische saß, sich räusperte und nach ihm hinunter schielte. Die andern sahen auf und folgten seinem Blick, sahen dann wieder den Kraakaaper an, als ob sie erwarteten, daß er etwas sagen sollte.

Er räusperte sich noch einmal, und darauf kam es:

Na, nun wären wir ja zum Sommer Mannsleute genug auf dem Hoëlhofe, nachdem wir zwei Armenhäusler gekriegt haben. Wenn du nur dabei auf deine Kosten kommst, Peter Hoël; denn der neue da kann wohl noch andres kauen als Milchbrei?

Jens sah zur Seite und bemerkte nun, daß Ola Stubsveen Milchbrei aß, weil er das harte Fladenbrot nicht beißen konnte. Er bemerkte auch, daß er mit merkwürdig scheuem Blick aufsah. Die andern kicherten. Kraakaaper fuhr fort:

Aber du weißt ja, so gefährlich ist's nicht mit dem Essen; auf den Lohn kommts an. Stelle nur eine ordentliche Forderung, Junge!

Jens wußte nichts zu antworten und sah sich nur hilflos um mit unstetem Blick. Peter Hoël sah das und sagte gutmütig:

Ach, darüber werden wir schon einig werden, Jens wird schon keine unbilligen Forderungen an mich stellen.

Du mußt dir beim Ola Rats holen, fuhr der Kraakaaper fort, der weiß, wie's sein soll! Er hat als Jahreslohn Holz zu drei Beilschäften aus der Scheunenwand, und da kannst du dich nicht mit weniger begnügen, als mit dem Quieken des Schweins, wenn wir's zu Weihnachten abstechen. Oder was meinst du, Ola?

Die Andern lachten. Ola's Mundwinkel begannen unsicher zu zucken, und seine grauen Bartstoppeln zitterten; dann sagte er mit leiser, zitteriger Stimme:

Ich habe viele Beilschäfte abgenutzt, bis ich – weiter kam er nicht; seine Stimme versagte ihm.

Jens sah wieder zu ihm hin. Er dauerte ihn, weil er so alt aussah. Und im selben Augenblick ging ihm auch erst auf, daß sie beide zu allerunterst saßen, daß sie nicht wie die andern waren und die Geringsten hier am Tische, mit denen die andern ihren Schabernack treiben durften. Da bekam er eine unwiderstehliche Lust, dem Alten beizustehen, und er sagte:

Wenn du, Kraakaaper, erst einmal so viele Beilschäfte abgenutzt hast, wie er, da glaub ich, kannst du nicht einmal mehr Brei kauen, – aber du überarbeitest dich wohl nicht, kann ich mir denken.

Jetzt war es der Kraakaaper, den die andern auslachten, und er stand in heller Wut vom Tische auf; aber von dem Augenblick an bestand eine unzertrennliche Freundschaft zwischen den beiden Armenhäuslern Jens und Ola, und es fügte sich auch so, daß die beiden eine Schlafkammer zusammen bekamen.

Und Jens hatte das nicht zu bereuen. Denn Ola wußte so unglaublich viel von früheren Zeiten zu erzählen, sowohl aus der Zeit, wo er als Knecht beim alten Pfarrer gewesen war – demselben, der noch immer Gemeindepfarrer war, – wie auch aus der Zeit lange, lange zuvor, damals als er noch Ziegenhirt war und sogar Bären gesehen hatte; und je mehr er erzählte, um so besser wurde sein Gedächtnis, und er konnte gar nicht mehr fertig werden mit Erzählen, ja schließlich besann er sich gar auf alte Weisen von Rittern und Kobolden und Prinzessinnen, die wunderlichsten Dinge, die man hören konnte. Aber dann hatte auch Jens einiges zu erzählen; denn er konnte in Büchern und Zeitungen lesen –, er wußte von Leuten, die in der Luft fliegen konnten, und von Schiffen, die ganz unter dem Wasser liefen, ohne daß auch nur ein Tropfen Wasser in sie eindrang, ja sogar von etwas, was noch merkwürdiger war, – mancherwärts konnten die Leute sich unterhalten und ganz deutlich ihre Worte verstehen, obwohl sie viele Meilen von einander entfernt waren.

So plauderten die zwei den ganzen Sommer über von all dem Seltsamen, was früher einmal gewesen und was heutzutage vor sich ging, waren sie nicht bei einander, so fühlten sie sich nicht wohl. Wenn Jens die Stallkuh in den Wald hinauf zu treiben oder sonst einen Auftrag auszurichten hatte, beeilte er sich, was er konnte, um nur wieder zu Ola heim zu kommen; aber gleichwohl stand Ola oft lange und schaute nach der Richtung aus, woher er Jens erwartete, und konnte gar nicht begreifen, wo er so lange blieb. Und Ola wurde so lebhaft und redselig, wie er lange Zeit nicht gewesen, er fühlte sich gar nicht mehr überflüssig; ja, es konnte sogar geschehen, daß, wenn Kraakaaper einmal ausfällig wurde, sie beide, er und Jens, ihm so scharf antworteten, daß er den Mund halten mußte.

Als der Herbst heranrückte, wollte Ola gern in den Kuhstall ziehen. Peter Hoël gefiel das nicht; Ola aber meinte, diese Ofenwärme wäre bloß elender Kram; man könne sie nie ordentlich gleichmäßig halten, und er habe alle seine Tage im Winter im Kuhstall gelegen. Da wurde es denn auch so, und die zwei zogen hinunter in ein Kämmerchen, das für sie an dem einen Ende des Stalls eingerichtet worden war.

Späterhin im Herbst ereignete sich etwas, wodurch Ola ein ganz andrer wurde. Da kam ein Mann ins Dorf, der umherzog und Erbauungsstunden hielt, auf der Gitarre spielte und dazu sang. Eines Abends kam er auch nach Hoël. Kraakaaper, der so etwas nicht leiden konnte, sagte da zu ihm, sintemal er so schön spielen könne, wäre es das Beste, er ginge in den Kuhstall; dort wäre einer, der zu seiner Musik singen könne. Das tat denn der Mann auch, und er machte dem Ola ordentlich die Hölle heiß. Er sagte, in seinem Alter solle er an andres denken, als weltliche Lieder zu singen und Märchengeschichten zu erzählen. Darin mußte ihm der Ola schon Recht geben, obwohl der alte Pfarrer gesagt hatte, dabei wäre eigentlich nichts Böses. Das käme daher, sagte der Mann, weil weder der Pfarrer noch sonst jemand in der Gemeinde den wahren Glauben hätten. Uber er solle wissen, daß nun ein neuer Prediger gekommen sei, der das besser wisse, – und er predigte lange und schön und führte auch Bibelstellen an.

Ola verstand keinen Muck von dem allen; aber es kam mit einem Mal eine solche Unruhe über ihn, und er konnte die ganze Nacht keinen Schlaf finden. Und bei der einen Nacht blieb es nicht. Es war, als wäre Finsternis rings um ihn, alle Erinnerungen kamen ihm nach und nach wie abhanden, er vermochte nicht mehr zu denken und mußte gleichwohl unausgesetzt denken; es war, als lauere irgend etwas Bösartiges ihm auf, aber es war ihm unmöglich, herauszufinden, wo es war und was es eigentlich war. Aber er fühlte bei sich selbst, daß es ein Mittel gab, das helfen würde, das war etwas – etwas, was der alte Pfarrer gesagt hatte, aber er konnte sich nicht darauf besinnen, was es war, und von der Zeit an gingen seine Gedanken in einem immer engeren und engeren Kreise; er lag Tag und Nacht, schwitzte und kämpfte; er mußte herausfinden, was der alte Pfarrer gesagt hatte.

Er redete in der Zeit fast überhaupt nicht mehr. Der Einzige, der noch hie und da ein Wort aus ihm herausbringen konnte, war Jens, und der war denn auch beständig um ihn.

Da geschah es eines Tages, ungefähr vierzehn Tage vor Weihnachten, daß er zu Jens sagte:

Ja, wenn erst Weihnachten vorüber ist, dann werde ich wohl abfahren müssen.

Jens kamen die Tränen in die Augen:

Bist du denn so krank?

Ach nein, aber ich habe so das Gefühl.

Gibts denn nichts, was helfen könnte?

Der Alte sann eine Weile nach:

Hm – doch, es gäbe schon etwas – aber –

Ach, sag es doch – ich wills sicher tun, so wahr –

Ach, wenn ich am ersten Weihnachtsfeiertag in die Kirche kommen und unsern alten Pfarrer hören könnte –, aber daran ist ja nicht zu denken.

* * *

Jens begriff es selbst nicht, wie er überhaupt den Mut dazu gefunden hatte, aber ein paar Tage darauf hatte Peter Hoël ihm versprochen, er solle den Falben, den Breitschlitten, den großen Fahrpelz bekommen und den Kraakaaper obendrein als Kutscher – Jens sah, das mit dem Kraakaaper ergötzte den Hoël höchlich; aber erst mußten sie den Doktor zu Rate ziehen und hören, ob er es auch ratsam finde, den alten Knacks in solcher Kälte hinauszulassen. Er durfte Ola nichts verraten, bis der Doktor dagewesen war. Am Tage vor Weihnachten kam der Doktor, und er meinte, es liefe wohl ungefähr auf eins heraus; er könne ebenso gut frische Luft einatmen, wie die Luft im Kuhstall, wenn sie ihn nur so einpackten, daß ihn nicht fröre. Auf dem Heimwege traf Peter Hoël den Pfarrer und erzählte ihm die Geschichte. Der meinte gleichfalls, es könne ihm wohl nichts schaden, und bat sogar, ihn von ihm zu grüßen.

So ging es zu, daß Jens und Ola heute zur Kirche fuhren.

* * *

Als die jubelnden Töne der Weihnachts-Hochmesse verklungen waren, standen sie vor der Kirchhofspforte und warteten; Ola hatte den Pelzkragen niedergeschlagen, er stand strack und füllte den schweren Pelz jetzt viel besser aus.

Der alte Pfarrer ging die Reihen entlang, und alle lüfteten die Pelzmützen. Sie waren schon daran gewöhnt, daß er mit dem einen und dem andern redete, aber sie waren doch nicht wenig erstaunt, als er sich umsah und dann geradewegs auf die beiden zuging und Ola die Hand schüttelte.

Nein, ist das nicht der Ola, den ich hier bei dieser Kälte treffe!

Ja, so ist es wohl. Und Dank fürs letzte Mal.

Danke selber! Und wie gehts denn, Ola?

Oh, nun geht mirs gut.

Und das ist wohl Jens? fuhr der Pfarrer fort, ja, du bist ein braver Junge, und dabei strich er ihm über den Kopf, daß die Zipfelmütze ganz flach gedrückt wurde. Aber Jens wurde deshalb nicht kleiner; wer ihn in dem Augenblick sah, hätte meinen können, er wüchse förmlich.

Ola blieb eine Weile stehen, darauf begann er so laut, daß ihn alle hören konnten:

Ich möchte dir nun noch gern für die schöne Predigt danken. Es war bloß das eine kleine Ding, das ich vergessen hatte: daß, wie du beständig gesagt hast, jeder sich nur an Ihn halten soll, von dem du heute geredet hast, dann können uns alle Prediger gestohlen bleiben.

* * *

An dem Tage geschah es seit langer Zeit zum erstenmal, daß Ola auf Hoël wieder mit am Tische aß; er war genau so wie in alten Tagen. Als die Rede auf die Kirchfahrt kam, sagte er ganz freundlich:

Am schlimmsten wars für Kraakaaper, der heute zwei Armenhäusler zu kutschieren hatte. Aber trotzdem war er die Freundlichkeit selber; hätte ich etwas zu verschenken gehabt, ich hätte es ihm wirklich gegeben.

Das würde ich auch tun, sagte Jens, ich habe aber nur das Quieken des Schweins, und das will er wohl nicht haben?

* * *


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