Joseph Christian Freiherr von Zedlitz
Soldatenbüchlein
Joseph Christian Freiherr von Zedlitz

 << zurück weiter >> 

Anzeige. Gutenberg Edition 16. Alle Werke aus dem Projekt Gutenberg-DE. Mit zusätzlichen E-Books. Eine einmalige Bibliothek. +++ Information und Bestellung in unserem Shop +++

Die Wiener Freiwilligen.

»Die Wiener Gesellen will ich sehn,
Die lustigen, die flinken,
Die in die Schlacht so wacker gehn,
Im Kugelregen singend stehn
Wie muntre Finken.«

Der Marschall kam, da fand der Held,
Wie eben erst vom Schneider
Mit schönen Mänteln schmuck im Feld
Die Wiener Burschen aufgestellt.
Woher die Kleider?

Es grüßten jubelnd ihre Reihn
Den heißgeliebten Alten.
Der Marschall frug: »Was soll das seyn?
Die Czakos kenn' ich noch allein,
Nicht die Gestalten.«

Da trugen sie dem Marschall vor,
Wie's war mit der Bescherung,
Und wie die Garderob' im Corps,
Sparsam und schlecht bestellt zuvor,
Bedurft' Vermehrung.

»Die Citadini zogen her,
Gekleidet wie zum Tanze;
Uns hielt nicht Naht und Faden mehr,
Und Staub und Regen hat uns sehr
Getrübt am Glanze.«

»Wir griffen an, es kracht der Stutz:
Da liefen flugs die Bangen
Und warfen weg Gewehr und Putz;
Die Mäntel sind zur Flucht nichts nutz,
Man bleibt dran hangen.«

»Und weil wir All' in Lumpen schier,
Und der Feldmarschall heute
Parade hält, so tauschten wir
Zu Ehren ihm die Kleider hier,
Und wurden Leute.« –

Der Marschall lächelt: »Wiener Blut,
Ihr seyd vom alten Kerne,
Von Herz und Seele brav und gut,
Geht's gut, geht's schlecht, stets froh der Muth,
So mag ich's gerne.«

»Oft sah ich, wie Ihr selbst in Noth,
Doch ohne viel zu fragen,
Gefangnen mitgetheilt das Brod,
Und manchen Feind, verletzt zum Tod,
Der Schlacht enttragen,«

»Und waren Eure Mäntel schlecht,
Und nahmt Ihr jenen Gecken,
Die sich mit Euch des Kampfs erfrecht,
Die ihren, und sie sind Euch recht,
So bleibt drin stecken.«


 << zurück weiter >>