Joseph Christian Freiherr von Zedlitz
Soldatenbüchlein
Joseph Christian Freiherr von Zedlitz

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Vicenza.

In Vicenza manchen Tag
Harret schon ein Heer gerüstet,
Dem es sehr nach Kampf gelüstet;
Das gelobt, mit einem Schlag
Die Barbaren zu vernichten,
Und St. Marco aufzurichten.

Schwarze Bärte, Heldengang,
Und die Mäntel kühn geschwungen,
Und viel kühner noch die Zungen,
Dolch im Gürtel, spitz und lang,
Grimme Kalabreserhüte, –
Seht da Welschlands stolze Blüthe!

Schweizer, die um guten Sold,
Ohne viel »für wen« zu fragen,
Ihre Haut zu Markte tragen,
Deren Vaterland das Gold,
Wollen Oestreichs Scepter brechen,
Doch es bleibt bei dem Versprechen.

»Kommt Radetzky, geht's ihm schlecht;«
So die tapfern Welschen prahlen:
»Er soll uns die Zeche zahlen,
Wann er sich des Kampfs erfrecht
Mit Italiens hohem Muthe,
Der nur lechzt nach deutschem Mute.«

»Wißt, Vicenza ist so fest,
Daß der Feind des Himmels Zinnen
Eher möcht' im Kampf gewinnen,
Als er hier sich baut ein Nest;
Mit Gestein und heißem Oele
Grüßt ihn jede Fensterhöhle.«

»Auf den nahen Bergen stehn,
Rings umschanzt mit Bastionen,
Batterien; die Kanonen
Hin nach allen Seiten sehn;
Pfähle, Gräben, Wolfsgehege
Sperren allwärts Weg' und Stege.« –

»Von der Höh' ein Blockhaus droht,
Hinter dessen festen Mauern
Unsre Feuerschlünde lauern
Dem, der naht, zum sichern Tod;
Eine grimmige Hyäne
Fletscht es die metallnen Zähne.«

So die Welschen. – Da herein
Athemlos ein Bote dringet,
Der des Angriffs Kunde bringet. –
»Wie, Radetzky sollt' es seyn?
Ei, der müßte Flügel haben,
Liegt bei Mantua begraben.« –

»Horcht doch auf, hört Ihr denn nicht
Wie der Donner der Kanone
Noch erdröhnt von Curtatone?«
Doch war's wie der Bote spricht:
Oestreichs scharfe Waffen blinken,
Drohend seine Farben winken.

Hei, Vicenza, aufgemacht!
Nah' heran schon Schützen springen,
Bald wird ihrer Hörner klingen
Lustig rufen in die Schlacht!
Wie's so frisch mit einemmale
Wimmelt, wogt und glänzt im Thale!

Und die Welschen werden bleich,
Eben noch so todesmuthig!
»Heute wird der Boden blutig,
Ist die That den Worten gleich.
Heute werden wir erfahren,
Ob der Muth bei Euren Schaaren!«

Seht, schon steht das welsche Heer
Mächtiger Barbarensieger,
Achtzehntausend kühne Krieger,
Hinter hoher Mauern Wehr,
Ueber die hinaus die Spitzen
Nur der Bajonette blitzen.

Und durch's Thal im Morgenglühn
Ziehn heran mit festem Tritte,
Tapfre Führer in der Mitte,
Oestreichs Bataillone kühn;
Mit entschloss'nem Muthe, schweigend,
Höh' um Höh' im Sturm ersteigend.

Jener Mann von festem Stahl,
Culloz,Generalmajor und Divisions-Commandant. führet, die am Morgen
Er dem Feinde klug verborgen,
Jetzt heran mit einemmal;
Läßt aus SchneidersOberlieutenant vom 4. Artillerie-Regiment. Feuerschlünden
Seinen Siegertritt verkünden.

Bald ist er den Berg heran.
»Vorwärts, vorwärts, kühne Streiter,
Weicht nicht, frisch nur immer weiter!
Fest geschlossen Mann an Mann,
Ohne Schuß vom Parapette,
Weist sie mit dem Bajonette!«

Stürmend jetzt die Jäger nahn,
Jene »Zehnten,« die so wacker
Auf Lucia's Todtenacker
Wunder vor dem Heer gethan;
Vorn Held Kopal, bis die Wellen
Roth aus breiter Wund' ihm quellen.

Doch sein Tod hält sie nicht auf:
Später ist es Zeit zu trauern,
Erst erklommen Wall und Mauern,
Immer vor im raschen Lauf!
LammerOberlieutenant im 10. Jägerbatallion. stürmt auf hundert Schritte
Und JablonskyHauptmann im 10. Jägerbataillon. vor der Mitte.

Sind die Ersten auf dem Wall,
Alle Höhen sind erklommen,
Und das Blockhaus ist genommen!Nebst dem 10. Jägerbataillon von den böhmischen Infanterie-Regimentern Latour Nr. 28 und Reisinger Nr. 18.
Und der Feinde dichter Schwall
Weicht; doch frische Schaaren kommen
Und der Kampf ist neu entglommen.

Noch aus hundert Schlünden kracht
Donner feindlicher Geschütze,
Und die rochen Todesblitze
Flammen durch den Rauch der Schlacht,
Schlagen in die dichten Glieder,
Reißen Reih' um Reihe nieder.

Und manch tapfrer Führer sinkt;
KavanaghOberst des ungarischen Infanterie-Regiments E.H. Franz Carl Nr. 51. schon nah' dem Munde
Der Kanon', au« deren Spunde
Eben jetzt die Flamme blinkt,
Ist zerstückt, zerstäubt, verschwunden –
Seine Spur wird kaum gefunden!

Bis der grünen Steiermark
Flinke Bursche vorwärts dringen,
Sich zur Höh' wie Adler schwingen,
Todesmuthig, heldenstark.
ReischachOberst des steirischen Infanterie-Regiments Prochaska Nr. 7. führt sie. – Sie sind oben!
»Meine Steirer muß ich loben!«

»Rührt die Trommel, schlaget Sturm!
Frisch heran von allen Seiten,
Um den Preis des Siegs zu streiten!
Von Vicenza's höchstem Thurm
Soll man noch vor Abend sehen
Oestreichs stolze Fahnen wehen!«

Auch der tapfre TaxisGeneralmajor Fürst Wilhelm Taxis. fällt,
Und die Todten liegen dichter,
Und die Heldenschaar wird lichter,
Die im Kugelregen hält.
»Von der Ruhmesstraße blutig
Weiche nicht, mein Oestreich muthig.« – –

Sieg! Sieg! Sieg! in wilder Hast
Fliehn Abbati, Literati,
Possidenti, Avvocati,
Crociati
sonder Rast,
Des gesammten Welschlands Wehre,
All' Gesindel ohne Ehre!

Held Durando ruft: Pardon!
Fünfzehntausend Feinde legen
Uns zu Füßen ihre Degen,
Ziehn gesenkten Haupts davon –
Glücklich, daß sie nur gefangen,
Nicht, wie sie's verdient, gehangen!


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