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An Baile's Strand

Dramatis personae

Ein Irrer

Ein Blinder

Cuchulain (sprich Kuhúllin) König von Muirthemne

Conchubar (sprich Konnatschur) Oberkönig von Ulad

Ein Jüngling, Sohn des Cuchulain und der Aoife (sprich Ihfa)

Könige und Sängerinnen


Eine große Halle zu Dundealgan, nicht »Cuchulains großes altes Haus«, sondern ein Versammlungshaus näher am Meer. Eine große Tür im Hintergrund und in der Türöffnung ein nebliges Licht vom Seenebel. Da sind viele Sessel und eine lange Bank. Einer dieser Sessel, nach dem Vordergrund der Bühne zu, ist höher als die andren. Irgendwo hinten ist ein Tisch mit Ael-Flaschen darauf und Trinkhörnern. Eine kleine Tür ist an der einen Seite der Halle. Ein Irrer und ein Blinder, beide in Lumpen, kommen durch die Tür im Hintergrund. Der Blinde stützt sich auf einen Stab.

Der Irre Wie bist du doch klug ob du auch blind bist! da ist keiner mit zwei Augen im Kopf der so klug wäre wie du. Wer als du hätte daran denken können, daß die Henne ein wenig schläft jeden Nachmittag? ich wäre nie imstande etwas zu stehlen, wenn du mir nicht sagtest, wo ich zu suchen hätte. Und welch ein guter Koch du bist! du nimmst den Vogel aus meiner Hand, nachdem ich ihn gestohlen und gerupft, und legst ihn in den großen Topf dort über dem Feuer und ich kann hinausgehen und wettlaufen mit den Hexen am Saum der Wasser und Appetit bekommen – und habe ich ihn, so wartet drinnen die Henne auf mich, fix und fertig.

Der Blinde fühlt mit dem Stock um sich her Fix und fertig.

Der Irre legt seinen Arm um den Hals des Blinden Komm nun, ich nehme ein Bein und du nimmst ein Bein und wir losen um den Wünsch-Knochen. Ich will dich preisen, ich will dich preisen während wir essen für deine guten Gedanken und für dein gutes Kochen. Niemand in der Welt ist dir gleich, blinder Mann. Komm, komm, wart einen Augenblick. Ich hätte die Tür nicht schließen sollen. Da sind welche die nach mir suchen und ich wünschte nicht daß sie mich nicht fänden. Sag es niemandem, blinder Mann. Da sind welche die hinter mir her sind. Boann selbst aus dem Flusse und Fand aus dem tiefen Meer. Hexen sind sie und sie kommen vorüber im Wind und rufen: »küsse mich, Irrer, küsse mich« das ists was sie rufen. Das ist weit genug. Alle Hexen können jetzt herein. Ich wollte nicht daß sie an die Türe pochten und sagten: »wo ist der Irre? warum hat er einen Riegel vor die Tür gelegt?« vielleicht hören sie das Sieden im Topf und sie kommen herein und sitzen auf dem Boden. Aber wir geben ihnen nichts von dem Vogel. Laß sie zurückgehn zum Meer, laß sie zurückgehn zum Meer.

Der Blinde Betastet mit seinen Händen die Füße des hohen Sessels Ah! dann lauter indem er die Lehne befühlt ah – ah –

Der Irre Warum sagst du »ah – ah?«

Der Blinde Ich kenne den großen Sessel, Heute kommt der Oberkönig Conchubar. Sie haben seinen Sessel herausgebracht. Er will ernstlich Herr werden über Cuchulain von diesem Tage an. Darum kommt er.

Der Irre Er muß ein großer Mann sein um Herr zu werden über Cuchulain.

Der Blinde Das ist er. Er ist ein großer Mann. Er ist über allen andren Königen von Irland.

Der Irre Herr über Cuchulain! ich meinte, Cuchulain könne alles tun was er wolle.

Der Blinde Das konnte er, das konnte er. Doch er ward zu wild und heute kommt Conchubar um ihm ein Gelübde aufzuerlegen das sein Herumschwärmen hemmen und ihn so folgsam wie einen Haushund machen und ihn immer unter Conchubars Hand halten soll. Er wird auf diesem Sessel sitzen und ihm das Gelübde auferlegen.

Der Irre Wie wird er das tun?

Der Blinde Du hast nicht Witz um solche Dinge zu verstehen. Der Blinde hat sich auf den Sessel gesetzt. Er wird auf diesem Sessel sitzen und er wird sagen: »leg ab den Eid, Cuchulain. Ich fordere daß du den Eid ablegst. Tu wie ich dir sage. Was ist dein Geist, verglichen mit dem meinen und was sind deine Schätze, verglichen mit den meinen und wo sind deine Söhne um deine Schulden zu bezahlen und einen Stein über dir aufzurichten wenn du starbst? schwör den Eid, sag ich dir. Schwör einen schweren Eid.«

Der Irre krümmt sich und wimmert Ich will nicht. Ich schwöre nicht. Ich will mein Essen.

Der Blinde Still, still! es ist noch nicht fertig.

Der Irre Du sagtest, es sei fix und fertig.

Der Blinde Sagte ich das? schön, es könnte fertig und doch nicht fertig sein. Die Flügel möchten weiß, die Beine aber noch rot sein. Das Fleisch könnte fest haften an den Knochen und nicht unter die Zähne geraten. Doch glaube mir, Irrer, es wird fertig sein, bevor es dir unter die Zähne kommt.

Der Irre Die Zähne werden mir lang von dem Hunger.

Der Blinde Ich will dir eine Geschichte erzählen – die Könige haben Geschichtenerzähler während sie auf ihr Mittagsmahl warten – ich will dir eine Geschichte erzählen mit einem Kampf darin, eine Geschichte mit einem Kämpen darin und einem Schiff und dem Sohn einer Königin, der den Entschluß gefaßt hat, jemanden zu töten, den du und ich kennen.

Der Irre Wer ist das? wen wird er töten?

Der Blinde Wart nur bis du es hörst. Während du den Vogel stahlst lag ich in einer Grube im Sand und hörte drei Männer kommen mit einem schlürfenden Geräusch. Sie waren verwundet und stöhnten.

Der Irre Weiter. Erzähl mir vom Kampf.

Der Blinde Da war ein Kampf gewesen, ein großer Kampf, ein erschrecklich großer Kampf. Ein junger Mann war an der Küste gelandet, die Wächter der Küste hatten nach seinem Namen gefragt und er hat sich geweigert ihn zu nennen und hat einen getötet und die anderen sind fortgelaufen.

Der Irre Das ist genug. Komm jetzt zum Vogel. Ich wollte, er wäre größer. Ich wollte, er wäre so groß wie eine Gans.

Der Blinde Still! ich hab dir nicht alles erzählt. Ich weiß, wer der junge Mann ist. Ich hörte die Männer im Fortlaufen sagen, er habe rotes Haar gehabt und sei aus Aoifes Land gekommen und er käme um Cuchulain zu töten.

Der Irre Niemand vermag das. (Gesungen)

Cuchulain erschlug Fürsten
Fürsten und Söhne von Fürsten
Drachen gar aus dem Wasser
Und Hexen gar aus der Luft
Banachas und Bonachas und Solde vom Gehölz.

Der Blinde Still! still!

Der Irre noch singend

Hexen die stehlen Milch
Fomor der stiehlt die Kinder
Vetteln mit Köpfen wie Hasen
Hasen mit Klauen wie Hexen
Alle auf Stecken reitend

(gesprochen) her aus dem tiefsten bitter schwarzen Nord.

Der Blinde Still, sag ich!

Der Irre Weiß Cuchulain, daß er kommt, um ihn zu töten?

Der Blinde Wie sollte er das wissen, er, mit seinem Kopf in den Wolken? er macht sich nichts aus gewöhnlichen Kämpfen, wie sollte er sich da hinstellen und niemand wäre da als jener junge Mann? wenn es noch eine weiße Hinde wäre, die sich in eine Königin verwandeln könnte vor Morgen –

Der Irre Komm zum Vogel. Ich wollte er wäre so groß wie ein Ferkel, ein Vogel mit Gänseschmalz und so knusprig wie ein Ferkel.

Der Blinde Nur sachte, nur sachte. Ich weiß, wessen Sohn es ist. Ich möchte es keinem sonst sagen aber dir will ich es sagen – ein Geheimnis tut dir besser als dein Mittagsmahl. Du hörst gern Geheimnisse.

Der Irre Sag mir das Geheimnis.

Der Blinde Jener junge Mann ist Aoifes Sohn. Ich bin gewiß, er ist Aoifes Sohn, es überströmt mich ganz daß er der Sohn Aoifes ist. Du hast mich oft von Aoife reden hören, die der große Frauenbesieger Cuchulain im Norden überwand.

Der Irre Ich weiß, ich weiß. Sie ist eine jener bösen Königinnen, die im hungrigen Schottland leben.

Der Blinde Ich bin gewiß, es ist ihr Sohn. Ich war eine lange Zeit in Aoifes Land.

Der Irre Das war, bevor du geblendet wurdest, dafür, daß du einen Fluch auf den Wind legtest.

Der Blinde Da war ein Knabe in ihrem Haus, der ihre eigene rote Farbe an sich trug und jedermann sagte, daß er auferzogen ward um Cuchulain zu töten; denn sie haßte Cuchulain. Sie pflegte einen Helm auf einen Steinpfeiler zu setzen und nannte ihn Cuchulain und ließ ihn danach schleudern. Da ist ein Schritt draußen – Cuchulains Schritt. Cuchulain geht draußen im Nebel an der großen Tür vorüber.

Der Irre Wohin geht Cuchulain?

Der Blinde Er geht um Conchubar zu treffen, der ihm befohlen hat, den Eid zu schwören.

Der Irre Ah, ein Eid, blinder Mann. Wie kann ich mir auf einmal so viele Dinge merken? wer soll einen Eid schwören?

Der Blinde Cuchulain soll Conchubar einen Eid schwören, der Ober-König ist.

Der Irre Was für einen Wirrwarr machst du aus allem, blinder Mann! du erzähltest mir die eine Geschichte und jetzt erzählst du mir eine andere Geschichte ... wie kann ichs begreifen bis zum Schluß wenn du alles verwirrst am Anfang? wart bis ichs herausfinde. Da nun, da ist Cuchulain er zeigt auf den einen Fuß und da ist der junge Mann er zeigt auf den andren Fuß der kommt ihn zu töten und Cuchulain weiß es nicht. Wo aber ist Conchubar? er nimmt den Sack von seiner Seite da ist Conchubar mit all seinen Schätzen – Cuchulain, der junge Mann, Conchubar. – Und wo ist Aoife? er wirft die Mütze in die Höhe da ist Aoife, hoch auf den Bergen im hohen hungrigen Schottland. Vielleicht ist es nicht wahr zuguterletzt. Vielleicht hast du es dir ausgedacht. Du hast mich früher schon oft betrogen mit deinen Lügen. Komm zum Kochtopf, mein Leib ist gezwackt und schimmelig. Willst du daß er knarre wie ein Gattertor?

Der Blinde Ich sage dir, es ist wahr. Und mehr, als daß es wahr ist. Wenn du hören willst was ich sage, wirst du deinen Leib vergessen.

Der Irre Ich will nicht.

Der Blinde Hör. Ich weiß wer des Jünglings Vater ist, aber ich wills nicht sagen. Ich würde mich fürchten es zu sagen. Ah, Irrer, du würdest alles vergessen, wenn du wissen könntest, wer des Jünglings Vater ist.

Der Irre Wer ist es? sag es jetzt rasch oder ich schüttle dich. Heraus damit oder ich schüttle dich. Ein Geräusch von Stimmen in der Entfernung.

Der Blinde Wart, wart. Da kommt jemand ... es ist Cuchulain, der da kommt. Er kommt zurück mit dem Oberkönig. Geh und frag Cuchulain. Er wird es dir sagen. Du wirst dich wenig um den Kochtopf kümmern, wenn du Cuchulain gefragt haben wirst ... Der Blinde geht durch die Seitentür ab.

Der Irre Ich frag ihn. Cuchulain wird es wissen. Er war in Aoifes Land. Geht nach dem Hintergrund. Ich frag ihn. wendet sich um und kommt nach vorn. Doch nein, ich frag ihn nicht, ich möchte mich fürchten. Nach hinten gehend. Ja, ich frag ihn. Welch Harm von einer Frage? der blinde Mann sagte, ich mög ihn fragen. Nach vorn kommend. Nein, nein, ich frag ihn nicht. Er könnte mich töten. Ich habe nur Hühner getötet und Gänse und Ferkel. Er hat Könige getötet. Geht wieder nach hinten fast bis zur großen Tür. Wer sagt daß ich mich fürchte? ich fürchte mich nicht. Ich bin kein Feigling. Ich frag ihn. Nein, nein Cuchulain, ich werde dich nicht fragen.

Er hat Fürsten geschlagen
Fürsten und Söhne von Fürsten
Drachen gar aus dem Wasser
Und Hexen gar aus der Luft
Banachas und Bonachas und Holde vom Gehölz.

Der Irre geht durch die Seitentür ab, die letzten Worte sagt er schon draußen. Cuchulain und Conchubar kommen durch die große Tür im Hintergrund, während sie noch draußen sind erhebt sich Cuchulains Stimme im Zorn. Er ist ein dunkler Mann, etwas über 40 Jahre alt. Conchubar ist viel älter und trägt einen langen Stab, kunstvoll geschnitzt oder mit einem kunstvollen goldnen Griff.

Cuchulain Weil Männer ich ohn dein Geheiß erschlug
Und andren Gaben bot nach eignem Willen
Um ein paar Nichtigkeiten mehr, legst du
Hier diesen Eid mir auf und jetzt – und jetzt
Fügst du noch einen Kiesel zu dem Haufen
Dein Diener muß ich sein, beinah dein Sklav
Weil hier ein junger Bursch aus Aoifes Reich
Schutzlos die Küste fand.

Conchubar Er kam an Land
Dieweil du fern warst außer Sicht und Ruf
Bei Jagd und Tanz mit deinen Schwarmgesellen.

Cuchulain Man jagt ihn fort. Ich dulde keine Fessel.
Ich will Tanz, Jagd und Streit und Liebeswerbung
Wo immer und wann immer mirs gefällt.
Gab dir die Zeit nicht Wasser in dein Blut
Du hättests nie erdacht.

Conchubar Vererben möcht ich
Ein Land in starker Ordnung meinen Kindern.

Cuchulain Und ich muß fügsam sein in allen Dingen,
Tun wie du willst, hingehn wo dirs beliebt,
Kommen auf deinen Ruf, am Ratstisch sitzen
Bei mißgeformten Leibern alter Männer,
Ich dessen Name Schutz war diesem Land,
Ich der in früher Zeit Maeve von Cuachan
Vertrieben und die nördlichen Piraten
Die hundert Fürsten Sorchas und die Fürsten
Fort aus dem Garten in dem Ost der Welt.
Muß ich der dir den Thron erhielt, als alle
Dich von ihm stießen, dir Gehorsam schwören
Wie irgend solch ein Fürst der Viehzucht treibt?
Hat Feuers Glut die Lenden mir gefleckt
Hat meine Hand Geschick nur in der Asche
Mit einem Stock zu zeichnen? bin ich denn
So träg und schlaff, daß ich die Peitsche brauche
Eh ich dir dien?

Conchubar Die Peitsche nicht, Cuchulain,
Doch täglich sagen meine Kinder mir:
»Den Mann hier zu ertragen wird uns schwer,
Wo ist uns Sicherheit mit diesem Mann
Den niemand bindet, leitet oder kauft?
In seiner Gnade sind wir, wenn du gingst
Er brennt die Erde als wär er ein Feuer
Und Zeit berührt ihn nicht.«

Cuchulain Und schöner so
Wird noch das Lied und fügen soll ich mich
Dem Kind etwa, dem du den Thron verleihst.
So wie dir selber!

Conchubar Sehr gewiß. Ich bin
Der Ober-König – und dies sei mein Sohn
Und du bei aller Wildheit deines Blutes,
Ob auch dein Vater aus der Sonne kam,
Bist nur ein kleiner Fürst und wiegst nur leicht
In jedem Ding was Regiment betrifft
Wenn du gewogen wirst mit meinen Kindern.

Cuchulain Gut, daß wir frei aussprechen unsren Sinn
Denn starben wir, so wird man von uns reden
In vielen Ländern, wir in jüngren Tagen
Sahn einer Feuerwolke gleich die Himmel
Brüten ob dieser Welt und da wir mehr sind
Als Menschen sonst, seit sich die Wolke hob,
Sollten wir wahrer sein. Nun, Conchubar,
Ich mag nicht deine Kinder – denn sie haben
Nicht Mark noch Kern im Leib und liegen sanft,
Wo du und ich hart liegen.

Conchubar Du verhöhnst sie
Weil du nicht Kinder hast vom eignen Blut.

Cuchulain Sehr glücklich bin ich daß ich hinter mir
Kein bleich Gespenst noch menschlich Blendwerk lasse
Zu schweben und zu wispern in den Gängen
Darin ich lacht und sang.

Conchubar Das ist nicht wahr,
Wie du auch prahlst mit Wahrheit zwischen uns,
Denn niemand ist, der Haus und Land besitzt
Das angehört dem nämlichen Geschlecht
Und seinen Namen trug jahrhundertlang,
Der nicht unselig wurde wenn er wüßte,
Daß es in eines Fremden Hand geriet,
Wie deines wird.

Cuchulain Die meisten fühlen so,
Doch unsre Namen dauern auf der Harfe.

Conchubar Du spielst mit Gründen wie ein Mann des Rechts
Und legst kein Herz hinein. Ich weiß dein Denken,
Wir schliefen doch im gleichen Bett und tranken
Vom gleichen Kelch. Ich kenn dich bis zum Kern.
Dich hört ich weinen, ja, im tiefsten Schlaf
»Mir ward kein Sohn« – und das so bitterlich,
Daß ich auf meine Kniee sank und flehte,
Dies möge sich dir ändern.

Cuchulain Denn du hieltest
Mich für so lenkbar wie die andren, hätt ich
Nur ihren Antrieb – doch das ist nicht wahr.
Bei mir bedarf es eines mächtgern Grundes,
Als eines der im Abguß mich verdarb,
Denn mir ward jener weiße Falk der Luft,
Der, wie man sagt hier, diesen Leib erzeugte
Aus einer Sterblichen.

Conchubar Jetzt so wie immer
Verlachst du jede sinngemäße Hoffnung
Und wünschest nichts, wenn nicht Unmögliches.
Welch Aug das jemals auf das Kind geblickt,
Genügte solchem Sinn?

Cuchulain Vererben wollt ich
So Haus wie Namen keinem, der den Kampf
Mit mir nicht wagt.

Conchubar Da du schnellfüßig bist
Und jedes allgemeine Los verschmähst
Was greifst du auf den Hügeln nicht nach einer
Tochter der Luft oder am Strand nach einer
Die Tochter ist des Landes-unterm-Meer?

Cuchulain Ich lästre nicht.

Conchubar Doch unsre Fürstinnen
Mißachtest du und du begehrst kein Kind
Aus ihrem Schoß.

Cuchulain Das hab ich nicht gesagt.

Conchubar Ah! ich entsinne mich, ich hört dich prahlen,
Wenn dir das Ael im Blut war, daß dort eine
In Schottland war wo du den Krieg gelernt,
Das Antlitz blaß wie Stein, rotbraun das Haar,
Und daß ob du schon andre Frauen geliebt,
Ein Sohn von jenem wilden Lagerweib
Dir lieber wär als jeder Fürstin Kind.

Cuchulain Du nanntest sie ein »wildes Lagerweib«
Denn weil du unter Spinnrädern gelebt
Willst du kein Weib bei dir, das dir nicht sagte
»Ah wie so klug!« »was essen wir zu Abend?«
»Was zieh ich an, dir zu gefallen, Herr?«
Und solch Gesumm umweht dich Tag und Nacht
Beständiglich. Ein wildes Lagerweib!
Doch ich verfall dem Ärger um ein Nichts.
Du sahst sie nie. Ah! Conchubar, hättest du's –
Dies lachend-stürmisch-hohe Haupt zurück
Geworfen – und am Ohr die Bogensehne
Oder am Herd mit diesem ernsten Blick
Des guten Rates voll als wär es Wein,
Oder wenn Liebe rann durch alle Fibern
Des wilden Leibs – ob sie auch kinderlos,
Wer war so schön sonst, Fürstin oder Freier,
Wer so geschaffen, Fürsten zu gebären?

Conchubar Ein jedes Wort treibt dich nur immer weiter
Von einem das Gewicht hat. Jenes Weib –
Denn ich weiß wohl, s'ist Aoife die du rühmst –
Haßt dich zurzeit und ungesponnen bleibt
Nicht eine List die Schlinge werden könnte
Um deinen Hals – und müßig bleibt kein Heer
Dies Land hier zu verderben, dem du dienst.

Cuchulain Mich wunderts nicht, mich wunderts nicht so viel.
Ich kannte Liebe stets nur als den Kuß
Im Schlachtgewühl, als schwierigen Vergleich
Von Öl und Wasser, Licht und dunkler Nacht,
Hügel und Höhle, die heißfüßige Sonne,
Der kalte Mond gleitend auf glattem Fuß –
Eintracht von kurzer Dauer zwischen Gegnern
Die sich gehaßt dreimal so lang als dieses
Lang-währenden Bodens Alter.

Conchubar Hör mich an.
Aoife bekriegt uns und die Feinde wachsen
Mit jedem Tag und schlagen an die Wälle
Mit größerer Wut, und du in diesen Wällen
Wirst täglich wilder, dennoch, wenn ich dir
Von diesen Dingen sprech, flieht deine Laune
Dahin wie eine Schwalbe vor dem Wind.

Vor der Tür im blauen Licht des Seenebels sind viele alte und junge Könige, darunter sind drei Frauen, zwei davon tragen eine Schale mit Feuer. Die dritte wirft während des Folgenden von Zeit zu Zeit duftende Kräuter in das Feuer, sodaß es aufflackert in hellerer Flamme.

Blick auf die Tür und wer sich dort versammelt –
Bejahrte Räte, Helfer meiner Herrschaft
Und jüngre Fürsten, Tänzer, Harfenspieler,
Genossen deinem Rausch – und alle diese
Sind hier gehalten von der einen Furcht.
Wirst du dich binden lassen in die Pflicht
Damit dies Land gesichert sei? du bist
Nur halb ein Fürst und ich nur halb, ich brauche
Dein brennend Herz und deiner Hände Macht
Und du mein Wissen.

Cuchulain geht zur Tür
Nestlinge hohen Nests,
Falken die mir gefolgt sind in die Luft
Und in die Sonne sahn, hinweg von hier
Und in den Wind noch einmal! dieser König
Will, daß ich mich gelobe seinem Dienst
Und da ich seinem Lied seit früh gelauscht
Hab ich genug davon. Lauft in den Stall
Und spannt die Pferde an den Wagenbaum
Und sendet Boten zu den Harfenspielern.
Wir finden einen ebnen Platz im Wald
Und tanzen eins.

Ein junger König Cuchulain, schwör den Eid.
Wir alle hier begehren daß du schwörst.

Cuchulain Ihr wollt den Eid? sind alle gleichen Sinns?

Die Könige Ja, ja, ja, ja!

Ein junger König Gehorch dem Ober-König.

Conchubar Sie alle scheuen diese Wildheit jetzt.
Da sie in Pflicht sind.

Cuchulain Seid ihr so vertauscht
Oder ward ich gefährlicher zurzeit?
Das aber ist es nicht. Ich faß es ganz.
Ihr seid vertauscht. Ihr habt jetzt Weib und Kind
So könnt ihr dem nicht folgen der da lebt
So wie ein Vogel fliegt von Baum zu Baum. –
Jetzt sollte Zeit ins Blut mir Wasser tun
Und seine Wildheit löschen denn vertauscht
Ward alles – außer ihm. Gebt welchen Eid
Ihr wollt: Mond, Sonne, Wasser, Licht und Luft
Wie bindend auch, gleichviel.

Conchubar Schwör auf dies Feuer,
Das man von deinem Herd und meinem nahm,
Die alten Männer seien meine Zeugen
Die jungen – deine. Die das Feuer tragen
Mögen die Schwellen dieses Hauses läutern
Mit Feuers Welle und das Haustor schließen
Nach dem Gebrauch und jenen Reimspruch singen,
Der von den alten Richtern auf uns kam
Und auslöscht Hexenkunst. Dieweil der wilde
Wille des Manns durch Eid sich binden läßt
Und nicht des Weibs – wehrt der Gesang dem Willen
Des Weibs, wo er am wildesten erscheint
In den Bildwandlern, reitend auf dem Wind.
Er hat seinen Thron bestiegen.

Die Frauen Sie singen sehr leise nach den ersten wenigen Worten, so daß die anderen
die Worte übertönen.

Dieses Feuer treibe aus
Die Bildwandler die dem Haus
Eines Königs Unheil bringen
Bis Verfall droht allen Dingen.
Namen, die ein Mann hielt wert
Als die Schwelle und den Herd
Stehn im Winde und vertreiben
Die Fraun die unerreichbar bleiben,
Aus Gemüt und Sinn geschwind
Denn sie sind nur Wirbelwind.
Siechtum einem Prinzen quillt
Aus viel leichtem Thongebild
Aufgepflanzt im Wellenlaufen,
Dann aus der Gestalten Haufen
Bilden sie die Form von Hunden
Bis er stirbt an seinen Wunden
Ob der Tausch auch nur ein Schein,
Zauber flößen sie ihm ein
Daß er folgt mit Wunschgebärden,
Leibern, die nie müde werden
Sanfte Ölung überzieht
Ihre Leiber Glied für Glied
Wunderkraft zu Saft geronnen
Aus dem Lendenfett gewonnen
Von dem Einhorn ungezähmt.
Dreifach doch ist der verfehmt
Ausgehöhlt, zerknickt, verloren,
Den zur Jagd sie sich erkoren
Höchstens Küsse letzen ihn,
Und sie flüstern: »fürderhin
Süß erscheinen mag das Hassen.«
Jene Hände die ihn fassen
Wilden Griffs mühn sich nur grad
An der Liebe glühndem Rad
Bis der Baß nach oben steigt.
Drum auf diesen Kelch geneigt
Laßt die Schwerter satt sich trinken
Von dem Hausgebräu – dann winken
Ganz allein als Herrn geehrt
Nur die Schwelle und der Herd.

Cuchulain spricht während sie singen
Ich schwör und wahr den Eid und bin fortan
Was euch gefällt, Nestlinge, meine Küchlein.
Doch glaubte ich, ihr rühmtet jedes Leben
Das unsre Pulse rascher schlagen macht,
Wenn auch für kurze Dauer, und euch gelte
Ein frei Geschenk mehr als ein abgedrungnes. –
Doch das ist jetzt vorbei. – Ich wills auch halten,
Nie gab ich ein Geschenk und nahms zurück.
Und bricht das wilde Pferd den Wagenbaum
Wird es bestraft. Kommt dies auch in den Eid?

Zwei der Frauen, in dem sie fortfahren zu singen, kauern vor ihm nieder, halten die Schale über ihren Häuptern. Er streckt seine Hände aus über die Flamme.

Gehorsam schwör ich Conchubar in allem
Und Beistand seinen Kindern will ich halten.

Conchubar Wie diese Flammen eins sind, sind wir eins:
Ich geb mein Wissen, nehme deine Kraft.
Nun streckt die Schwerter in die Glut und fleht
Daß sie bewahren mögen Herd und Schwelle
In treuem Dienst.

Die Könige knieen in einem Halbkreis vor den zwei Frauen und Cuchulain der sein Schwert in die Flamme hält. Sie alle halten die Spitzen ihrer Schwerter über die Flamme. Die dritte Frau ist im Hintergrund neben der großen Tür.

Cuchulain Ihr reinen, glänzenden
Die ihr mehr seid als Gattin, Freund, Geliebte,
Gebt steten Willen uns, Hoffnung unlöschbar
Und Schwertes Freundschaft! –

Der Gesang wird lauter und die letzten Worte ertönen deutlich. Es wird laut an die Tür gepocht und man hört den Ruf: »öffnet! öffnet!«

Conchubar Irgend ein Fürst, der sich am Weg verspätet.
Öffnet die Tür denn alle sollen wissen
Daß sich durch Eid in Pflicht Cuchulain gab
Und daß die Schwerter von der Flamme trinken.

Die dritte Frau öffnet die Tür und ein Jüngling tritt ein mit gezogenem Schwert.

Jüngling Ich bin aus Aoifes Land.

Die Könige stürzen auf ihn zu. Cuchulain wirft sich dazwischen.

Cuchulain Die Schwerter fort.
Er ist allein. Aoife ist weit entfernt.

Jüngling Ich kam allein hierher in eure Mitte
Dies Schwert zu messen an Cuchulains Schwert.

Conchubar Und bist du edel? wenn von niedrem Blut
Kannst du dein Schwert nicht messen an dem seinen,
Als in der Schlacht.

Jüngling Mein Name ist geheim
Durch eines Eides Kraft, doch er ist edel.

Conchubar Nicht deinen Eid, den Namen möcht ich kennen.
Du kannst nicht sprechen im Versammlungshaus
Wenn niedren Bluts.

Erster alter König Antwort dem Ober-König!

Jüngling Ich gebe nur des Falken Probe – daß er
Kein Sperling ist!
Er schweigt einen Augenblick, spricht dann zu allen.
Doch, Fürsten, seht mich an.
Ich auch bin jenen alten Bluts und trage
Die Zeichen in den Knochen und am Leib.

Cuchulain Des Falken graue Feder sagt genug
Und adlig redest du. Gebt mir den Helm.
Sind sie nicht müde, Kämpfer auszusenden? …
Dies Schwert und diesen Gurt! … Gruß diesem Kampf!
Der Oberkönig schenkt mir seine Weisheit,
Doch schläfrig ist der Falk, bis seine Liebste
Unter den Eichen schreit oder er sieht
Den Feind wie einen Fleck unter der Sonne.
Was ist ihm Weisheit, wenn dies klare Auge
Nah über ihm brennt in der hohen Luft?
Blickt scharf auf den Jüngling, kommt die Stufen herab und faßt ihn an der Schulter.
Hierher ins Licht! zu Conchubar
Die gleiche Farbe selbst
Wie ihre ist, davon ich eben sprach.
Ganz gleich bis auf ein Haar. Zum Jüngling
Du kommst vom Norden
Wo's viele gibt mit solcher Haaresfärbung –
Rot-braun, hellrötlich-braun. Tritt näher, Knabe,
Noch einen Blick. Da ist noch Ähnlichkeit
In andrem – blaß, das Antlitz blaß wie Stein.
Was kamst du her? fürchtest du nicht den Tod?

Jüngling Mein Tod und Leben sind in Götterhand.

Cuchulain Das sind nur Worte, Worte, Jünglingsrede.
Ich bin ihr Pflug, ihr Karst, ja – ihre Kraft,
Denn er der diesen Leib im Licht gezeugt
Aus einer Sterblichen (und sagen hört ich
Es schien daß er den Mond im Lauf besiegt)
Nachfolgen muß er stets durch öden Himmel
Wo er so glücklich liebte. Träg nur wird er
Den Baum zerbrechen der so süß gepflanzt.
Zeig diesen Arm. Ich seh ihn, wenn ichs will.
Er hatte gute Eltern, jener Arm
Doch gleicht er diesem nicht.

Jüngling Du spottest mein,
Du hältst mich nicht für wert im Kampf zu stehn.
Doch hadern will ich nur mit Messers Mund.

Cuchulain Hinweg dein Schwert, ich spotte nicht. Ich wünschte
Du wärst mein Freund, sei's um dein heißes Herz
Und kaltes Aug – sonst aber kann ich dir
Den Grund nicht sagen. Zu Conchubar
Ihre Wildheit hat er.
Wer sonst ist wild, gleich dieser blassen Frau!
Doch will ich ihn behalten, Conchubar,
Daß er mein Angedenken zu ihr bringe
Wenn der Tag schwindet. – Du wirst bei uns bleiben,
Wir jagen wilde Stiere und den Hirsch
Und zünden Feuer, wenn wir müde wurden
Im Wald, am Wasser oder wo am Berg
Wo die Bildwandelnden des Morgens sind.
Der Ober-König dort wollt mich verspotten
Weil ich kein Weib mir unter ihnen nahm. –
Was sinkt dein Haupt? ein gutes Leben ist's:
Das Haupt wird stolzer in der Dämmrung Licht,
Die Freundschaft wärmer im Geraun der Nacht
Wo Schaum woll-weiß an karge Haseln schlägt.
Doch ich kann sehn, es braucht nicht Worte mehr
Und Freund wirst du mir sein von diesem Tag.

Conchubar Er nahte nicht von selbst, die Fürstin Aoife
Hat ihn gesandt und er lud uns zum Kampf,
Da er Kampf bot dem ersten unter uns.

Cuchulain Gut, gut, was sonst?

Conchubar Du denkst, dies sei sonst nichts
Und daß ein Traumbild, leichter als die Luft,
Die Laune eines Augenblicks mehr gelte.
Denn weil du keinem deine Macht vererbst
Denkst du nicht so wie ich, der einen Thron
Nachläßt, zu hoch für Schimpf.

Cuchulain Laß deine Kinder
Ihr Erbe neu aufmauern, wie wirs taten
Und sich mehr Muskel schaffen. – Gaben biet ich,
Nur wünsch ich auch von dir – den Armring, Knabe.
Doch kämpfen laß uns wenn du älter bist.

Jüngling Freund wär ich keinem Mann so gern wie dir,
Des Name weit hingeht über die Welt
Als wärs der Wind – doch Aoife möchte dann
Mich Feigling nennen.

Cuchulain Gaben geb ich dir
Daß Aoife wisse und ihr Volk es wisse
Du kamst von mir. Zeigt einen Mantel.
Mein Vater gab mir dies.
Im Morgengraun entstieg er, mich zu prüfen,
Der kalten Finsternis des reichen Meers.
Zum Kampfe lud er mich, doch eh mein Schwert
An seines rührte, nannt er seinen Namen
Und gab mir dies und schwand. Er ward gewebt
Von Frauen aus dem Lande-unterm-Meer
Aus dem Gevließ der See. O! sage ihr
Ich hatte Furcht, sag ihr was dir gefällt.
Nein, sag, ich hörte einen Raben krächzen
Nach Norden zu vom Haus und war erschreckt.

Conchubar Die Hexenzunft der Luft hat ihn verwirrt.

Cuchulain Nicht Hexenkünste. Er gleicht einer Frau
Die mir gefiel.

Conchubar Die Hexenzunft der Luft
Kann durch ein Blatt uns die Erinnrung stören.
Sie laufen auf dem Wind und schleudern Zauber,
Der uns zerstört, aus dem unsichtbarn Wind.
Sie lernten in der Schule solche Kunst.

Cuchulain Nein – da ist nichts was ungewöhnlich wär
Unschuldig ist der Wind. – Den Armring, Knabe.

Ein König Gewährst du's mir, nehm ich die Forderung an.

Andrer König Nein, König, ich! denn diese wilde Aoife
Raubte die Sklaven mir.

Andrer König Nein, mir gewährs.
Sie trug Zerstörung mir in Haus und Herd.

Andrer König Ich fordre diesen Kampf.

Andre Könige Und ich! ich! ich!

Cuchulain Zurück! zurück die Schwerter! Schwerter fort!
Kein Lebender soll einen Kampf bestehn
Den ich verwarf. Laegaire, hinweg dein Schwert!

Jüngling Nein, laß sie kommen. Wenn ihr Wunsch es will,
So fecht ichs aus mit ihrer zwei zugleich.

Cuchulain Du sprichst wie ichs in deinem Alter tat.
Doch bist du hier mein Gast, wer etwa dich
Bekämpfen will, der kämpfe erst mit mir.
Stumpf sind sie, stumpf. Wer unter euch träf gern
Zieht das Schwert
Den alten Pfeifer, Flüstrer, den Strandläufer,
Die Schneide hier die grau ist wie die Flut,
Die Maus hier, nagend am Gebälk der Welt
Die, die – ich träf sie, Knabe, all in Waffen,
Ward mir ein Sohn gleich dir. Er würd mich rächen
Wenn ich standhielt zum letztenmal den Männern
Denen ich Väter, Brüder, Söhne schlug
Im Dienst von Conchubar, wenn die vier Gaue
Gleich Raben sich versammelt um sie her.
Doch brauch ich keinen Rächer. Du und ich
Wir gössen sie gleich Wasser aus der Schüssel.

Jüngling Wir wollen bei einander stehn fortan.
Hier ist der Ring.

Cuchulain Wend um und nochmals um.
Doch ich zuerst, weil ich der Ältre bin.
Breitet den Mantel aus.
Neun Fürstinnen des Landes-unterm-Meer
Die woben ihn aus dem Gevließ der See
Und stickten lange. Knabe, hätte ich
Gekämpft mit meinem Vater, wär ich tot,
Wie ich gewiß, wenn ich mit einem Sohn
Den Kampf begönne, tödlich wär für ihn,
Denn weit fern sind die alten Feuerquellen
Und jeden Tag bleibt weniger Glut im Blut.

Conchubar Nicht mehr davon. Ich will nicht diese Freundschaft.
Cuchulain ist mein Mann und ich verwehrs.
Er soll nicht gehen unbekämpft, ich selbst –

Cuchulain Ich will dies nicht.

Conchubar Befehlen willst du mir?

Cuchulain ergreift Conchubar
Rühr dich nicht Ober-König. Ich halte dich.

Conchubar Zauber hat dich verrückt.

Die Könige rufen
Ja, Zauber, Zauber!

Erster alter König Ein Zauber störte dir den Sinn, Cuchulain.
Das Haupt des Jünglings glich dem einer Frau
Die dir gefiel. Dann jählings legtest du
Die Hände an den Ober-König selbst!

Cuchulain … Die Hände an den Ober-König selbst?

Conchubar Hexen wohl gleiten ob uns in der Luft!

Cuchulain Ja, Hexen – Hexenkunst! Hexen der Luft!
Zum Jüngling
Was tatest du? was trieb dich zu dem Werk?
Hinaus, hinaus! denn Schwert nun gegen Schwert!

Jüngling Doch … doch ich tat es nicht.

Cuchulain Fort, sag ich, fort!

Der Jüngling geht hinaus gefolgt von Cuchulain. Die Könige folgen ihnen mit verwirrten Rufen und Worte lassen sich im Lärm kaum unterscheiden. Einige rufen: »rascher, rascher,« »warum so lang in der Tür,« »wir kommen zu spät,« »begannen sie den Kampf ?« und so weiter, und einer ruft etwa »ich sah ihn kämpfen mit Ferdia!«ihre Stimmen übertönen einander. Die drei Frauen bleiben allein.

1. Frau Ich hab gesehn, ich sah!

2. Frau Was rufst du laut?

1. Frau Die All-Lebendigen zeigten mir was kommt.

3. Frau Wie? wo?

1. Frau Hier in der Asche in der Schale.

2. Frau Dieweil du sie in deinen Händen hieltst?

3. Frau Sprich rasch!

1. Frau Ich sah Cuchulains Dachfirst flammen
Die Wände splitterten und wurden schwarz.

2. Frau Cuchulain ging zu sterben aus.

3. Frau O! o!

2. Frau Wer dachte wohl daß ein so Großer je
Das Ende fänd von so ruhmlosem Schwert!

1. Frau Das Leben treibt vom blinden Mann zum Irren
Dem Ende zu und keiner kennt sein Ende.

2. Frau Kommt, laßt uns sehn, wie diese Größe lischt.

Die beiden anderen gehen zur Tür, bleiben aber einen Augenblick klagend auf der Schwelle stehen.

1. Frau Kein Jammern jetzt, denn Jammer sollt ihr brauchen
Und schlagen an die Brust wenn dies zu Ende.

Die Frauen gehen ab. Geklirr von Schwertern während des Folgenden von Zeit zu Zeit. Der Irre tritt ein, den Blinden mit sich ziehend.

Der Irre Du hast ihn gegessen, du hast ihn gegessen! du ließest mir nichts als die Knochen. Er wirft den Blinden neben dem großen Sessel nieder.

Der Blinde O daß ich eine solche Qual erleiden muß! o es schmerzt überall! o ich bin
in Stücke gerissen! so also dankst du mir für alles Gute, das ich dir getan.

Der Irre Du hast ihn gegessen! du hast mir Lügen erzählt. Ich hätte wissen sollen, daß du ihn gegessen, als ich deinen trägen schläfrigen Gang sah. Lieg dort bis die Könige kommen. O ich will Conchubar und Cuchulain und allen Königen von dir erzählen.

Der Blinde Was wär aus dir geworden ohne mich, du ohne deinen Witz? wenn ich nicht für dich sorgte, wie bekämst du Nahrung und Wärme?

Der Irre Du sorgst für mich? du bleibst in Sicherheit und schickst mich aus in jede Art von Gefahr. Du schicktest mich die Klippe hinab nach Möveneiern dieweil du deine blinden Augen in der Sonne wärmtest – und dann verspeistest du alles was zur Nahrung taugt. Du ließest mir die Eier, die weder Ei noch Vogel sind. Der Blinde versucht aufzustehen, der Irre legt ihn wieder nieder. Bleib jetzt ruhig bis ich die Tür schließe. Da ist ein Lärm draußen, ein großer störender Lärm, sodaß ich mich selbst nicht hören kann. Schließt die große Tür. Warum können sie nicht still sein? warum können sie nicht still sein? Der Blinde versucht zu entkommen. Ah, du möchtest fort, möchtest du? folgt dem Blinden und bringt ihn zurück. Lieg dort! lieg dort! nein, du sollst nicht fort! lieg dort bis die Könige kommen. Ich will ihnen alles von dir erzählen. Ich will alles erzählen. Wenn du sitzest und dich wärmst, wenn du mich ein Reisigfeuer zu machen geheißen, dieweil ich es anblase mit meinem Mund. Läßt du mir nicht immer die Windseite am Busch, wenn es weht und die Regenseite, wenn es regnet?

Der Blinde O guter Irrer! hör mir zu. Denk wie ich für dich gesorgt habe. Ich habe dich an manch warmen Herd geführt, wo es ein gutes Willkommen für dich gab, aber du wolltest dort nicht bleiben – du wandertest immer umher.

Der Irre Das letzte Mal, da du mich hinbrachtest, war es nicht ich der fort wanderte, sondern sie jagten dich fort weil du die Speise aus dem Topf nahmst, da niemand hinsah. Halte dich still, jetzt.

Cuchulain stürzt herein
Zauberei! es gibt keine Zauberei auf der Erde oder unter den Hexen der Luft, die diese Hand nicht brechen kann.

Der Irre Hör mir zu, Cuchulain. Ich verließ ihn, da er den Vogel über dem Feuer drehte. Er aß ihn ganz auf, obgleich ich ihn gestohlen. Er ließ mir nichts als die Federn.

Cuchulain Füllt mir ein Horn mit Ael!

Der Blinde Ich gab ihm was er am liebsten hat. Du weißt nicht wie eitel dieser Irre ist. Er hat nichts so gern als eine Feder.

Der Irre Er ließ mir nichts als die Knochen und Federn. Nichts als die Federn, obgleich ich ihn gestohlen hatte.

Cuchulain Gebt mir das Horn! Streit auch hier! trinkt was ist da zwischen euch, was einen Streit wert ist? heraus damit!

Der Blinde Was täte er ohne mich? ich muß immer denken, denken, wo es Speise gibt für uns zwei, und wenn wir sie haben, und wenn der Mond voll ist, oder zur Zeit der Flut, läßt er das Kaninchen in der Schlinge bis es voll Maden ist, oder läßt die Forelle aus seinen Händen zurück in den Strom schlüpfen.

Der Irre Hat zu singen begonnen während der Blinde sprach

Als du eine Eichel warst im Wipfel
Da war ich ein Adlerhahn
Jetzt seit du ein dürrer alter Span
Bin ich noch ein Adlerhahn.

Der Blinde Hör ihn nur. Das ist die Art von Gespräch, die ich erdulden muß, tagaus tagein.

Der Irre steckt sich die Federn in das Haar. Cuchulain nimmt eine Handvoll Federn, die der Irre auf der Bank neben sich hat und aus dem Haar des Irren und wischt damit das Blut von seinem Schwert.

Der Irre Er nahm meine Federn um das Blut vom Schwert zu wischen. Es ist Blut was er von seinem Schwert wischt.

Cuchulain Geht zur Tür im Hintergrund und wirft die Federn fort Sie stehen um ihn herum. Sie werden ihn nicht erwecken trotz all seiner Zauberei.

Der Blinde Es ist der junge Kämpe den er getötet hat. Er, der aus Aoifes Land kam.

Cuchulain Er dachte sich zu retten durch Zauberei.

Der Irre Jener Blinde dort sagt, daß er dich töten wollte. Er kam aus Aoifes Land um dich zu töten. Jener Blinde sagt, daß sie ihn jede Kunst der Waffen gelehrt, damit er es tun könne. Ich aber wußte immer, daß du ihn töten, würdest.

Cuchulain zum Blinden Du kanntest ihn also?

Der Blinde Ich sah ihn als ich meine Augen hatte, in Aoifes Land.

Cuchulain Du warst in Aoifes Land?

Der Blinde Ich kannte ihn und seine Mutter dort.

Cuchulain Er wollte eben sprechen als er starb.

Der Blinde Er war einer Königin Sohn.

Cuchulain Welcher Königin? welcher Königin? Er packt den Blinden, der jetzt auf der Bank sitzt. war es Scathach? da waren viele Königinnen. Alle Herrscher dort waren Königinnen.

Der Blinde Nein, nicht Scathach.

Cuchulain Es war also Uathach? sprich! sprich!

Der Blinde Ich kann nicht sprechen, du packst mich zu fest. Cuchulain läßt ihn los. Ich kann mich nicht erinnern wer es war. Ich bin nicht sicher. Es war irgendeine Königin.

Der Irre Er sagte vor einer Weile, der Jüngling sei Aoifes Sohn.

Cuchulain Sie? nein, nein! sie hatte keinen Sohn als ich dort war.

Der Irre Der Blinde dort sagte, dies sei ihr eigener Sohn.

Cuchulain Ich wollte, er wär eines andren Weibes Sohn. Wer war sein Vater? ein Krieger aus Alba? sie war ein verliebtes Weib – ein stolzes blasses verliebtes Weib.

Der Blinde Niemand wußte wessen Sohn es war.

Cuchulain Niemand wußte! wußtest du, alter Horcher an Türen?

Der Blinde Nein, nein, ich wußte nichts.

Der Irre Er sagte vor einer Weile, er habe Aoife sich rühmen hören, daß sie nur einen Geliebten gehabt und das sei der Mann, der sie im Kampf überwunden.

Pause.

Der Blinde Jemand zittert, Irrer! die Bank schüttert. Warum zitterst du? wird Cuchulain uns schlagen? nicht ich sagte es dir, Cuchulain.

Der Irre Es ist Cuchulain, der zittert. Es ist Cuchulain, der die Bank schüttelt.

Der Blinde Es war sein eigner Sohn, den er schlug.

Cuchulain
Sie taten dies, der Winde blasses Volk.
Wo? wo? wo? wo? mein Schwert gegen den Donner!
Doch nein, denn Freunde waren sie mir stets
Fachen sie gern auch in der rauchenden Kohle
Die Flamme an, der Krieg den sie entfachen
Ist voller Glanz und herzerhebendem Stolz –
Nicht diesem gleich. Krieg, den sie lieben, weckt
Die alten Hände und vom Schlaf die Harfen.
Wer tat es dann? du fürchtest dich? sprichs aus!
Denn meinen Schutz verhieß ich dir und will
Dich gut belohnen. Wars Dubthach der Groller?
Er war stets neidisch. Nein, er ist bei Maeve.
Laegaire hat es getan! was sprichst du nicht?
Welch Haus ist dies? Pause.
Nun weiß ich alles wieder.
Er geht zu Conchubars Sessel und schlägt darauf als säße Conchubar noch dort.
Du warst es der es tat – der du dort saßest
Mit deinem alten Szepter, gleich der Elster
Mit dem gestohlnen Löffel. Nein, nicht Elster –
wie eine Made die die Erde frißt!
Nein, dennoch Elster, denn er flog hinweg,
Wohin entflog er?

Der Blinde Er ist vor der Tür.

Cuchulain Dort vor der Türe?

Der Blinde Zwischen Tür und Meer.

Cuchulain Conchubar! Conchubar! das Schwert dir in dein Herz! Er stürzt hinaus. Pause. Der Irre schleicht zur großen Tür und blickt ihm nach.

Der Irre Er geht zum König Conchubar. Sie sind alle um den Jüngling herum. Nein, nein, er steht still. Da will eine große Welle zusammenbrechen und er blickt hin. Ah! jetzt läuft er zum Meer hinab, doch er hebt sein Schwert als ob er kämpfen wolle. Pause. Guter Hieb! guter Hieb!

Der Blinde Was tut er jetzt?

Der Irre O, er kämpft mit den Wellen!

Der Blinde Er sieht König Conchubars Krone auf einer jeden.

Der Irre Da, jetzt schlug er nach einer großen! er hat ihr die Krone abgehauen, er machte den Schaum fliegen. Da wieder, eine andre große!

Der Blinde Wo sind die Könige? was tun die Könige?

Der Irre Sie rufen und laufen zur Küste hinab und das Volk läuft aus den Häusern. Sie alle laufen.

Der Blinde Du sagst, sie laufen aus den Häusern? es wird niemand zurückbleiben in den Häusern. Hör, Irrer!

Der Irre Da, er fiel! er ist wieder auf. Er geht hinaus ins tiefe Wasser. Da ist eine große Welle. Sie ging über ihn hin. Ich kann ihn jetzt nicht sehen. Er hat Könige und Riesen getötet, aber die Wellen bewältigten ihn, die Wellen bewältigten ihn!

Der Blinde Komm her, Irre!

Der Irre Die Wellen bewältigten ihn.

Der Blinde Komm her!

Der Irre Die Wellen bewältigten ihn.

Der Blinde Komm her, sag ich!

Der Irre Geht zu ihm, blickt aber zurück nach der Tür Was gibt es?

Der Blinde Niemand wird in den Häusern sein. Komm hierher, komm rasch! die Öfen werden voll sein. Wir wollen die Hand in die Öfen tun.

Sie gehen ab.


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