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[Vorwort]

Hier soll nicht gemeint sein, daß das Betörende abendlicher Flöte, von rötlichen Hügeln fallend, in diesen sieben Erzählungen gleich den sieben Tönen des Pan aufgefangen sei. Weil keiner Kunst vergönnt sein wird, den goldnen Hintergrund mythischer Zeiten noch einmal emporzuzaubern, in denen nur eine brüderliche Grenze zwischen Gott und Mensch und Tier verlief.

Hier soll nur gemeint sein, daß die Siebenzahl der Schicksale gleich der jener Töne untereinander verbunden sei, derart, daß sie wohl für sich allein ein Besonderes des Tones, der Färbung, der schmerzlichen Wirkung darstellen, aber daß sie auf der anderen Seite auch nicht den Ursprung aus dem dunkel Tönenden des gleichen Instrumentes verhehlen können, das unter Gottes Hand aus stummer Form ein Schicksal wird.

Hier sollte offenbar werden, wie das scheinbar Ruhende und des Lebens in irgendeiner Form Gewisse von spielender und übergeordneter Hand berührt und erweckt wird, zum Tönen erweckt, das immer, in menschlicher Gebundenheit, ein Tönen der Klage wird, nicht des Schmerzes, aber jener rätselvollen Klage, mit der Pan durch die abendlichen Wälder geht, um Gras und Baum und Tier aus gebundenem Dasein des Schweigens zu lösen.

Und es sollte auch offenbar werden, daß die aus sieben Tönen geschlungene Melodie, wiewohl im Kreis der Liebe verharrend, von Gott bis zu dem Dunklen seines Gegenbildes zu reichen vermag, vom Hauptmann, der an Christo stirbt, bis zu dem Verstoßenen der Erde, der an der Schlange stirbt.

Und es sollte von dem Kinde Pans, als von einem nicht nur äußerlichen Mittelpunkt, ein Kreis der sieben Töne sich gütig und umfassend um diese beiden schlingen wie um alle die anderen, denen aus der ›panischen‹ Sehnsucht nach den letzten Dingen ein gerechtes und unantastbares Schicksal erwuchs.

Ernst Wiechert


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