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Vorwort

Mit Genehmigung des Grafen Hermann Keyserling schicke ich seine Kritik dieses Buches der deutschen Ausgabe als Einleitung voraus.

 

Wells behandelt das Problem der Rettung unserer Kultur und kommt zum Ergebnis, dass wir Westländer entweder untergehen oder aber uns zu einer höheren Einheit zusammenschliessen müssen. Er geht von der These aus, dass die Grundursache des heutigen Chaos darin besteht, dass unser politischer Organismus den neuen Lebensbedingungen in keiner Weise mehr angepasst sei. Bei der Schnelligkeit der modernen Verkehrsmittel, der wechselseitigen ökonomischen Abhängigkeit, der bald alles Leben gefährdenden Vernichtungskraft der modernen Kriegsmittel seien die bisherigen Staatsgrenzen unhaltbar; entweder sie würden aufgehoben oder aber mir müssen alle miteinander zugrunde gehen. Und die einzige zweckmässige politische Zusammenfassung sieht Wells schon heute – alle Zwischenglieder überspringend – im Weltstaat. Der Schwierigkeiten, die seiner Konstituierung entgegenstehen, ist Wells sich wohl bewusst. Er glaubt weder an den Völkerbund, noch an irgend ein ähnliches Palliativ. Belehrt durch die Kriegserfahrungen, will er die Schwierigkeiten nicht von aussen, sondern von innen her überwinden: durch Erziehung zu einem Weltbürgertum, demgegenüber der bisherige Patriotismus ebenso selbstverständlich verschwände, wie der regionale Patriotismus im Nationalstaat aufgegangen ist. – Auf die vorgeschlagenen Mittel, z. B. das einer neuen Bibel, will ich hier nicht näher eingehen. Ich persönlich glaube weniger als Wells an die Allmacht der Beeinflussung durch die Schulerziehung, weil letztere im ganzen doch nur »Wissen« einflösst und »Verstehen« allein innerlich verwandelt. Aber sicher kommen für eine fernere Zukunft auch Wells' Heilmittel in Frage; es gibt keines, das alles zu leisten vermöchte, jedwedes muss angewandt werden, und es schadet auch nichts, wenn das Äussere dem Inneren zeitweilig vorauseilt. Eins steht jedenfalls fest: Wells' Grundgedanke, dass unser politischer Organismus den neuen Verhältnissen nicht mehr angepasst sei, und dass, solange solche Anpassung nicht eintrete, Katastrophe auf Katastrophe erfolgen müsse, ist wahr. Der Nationalstaat als letzte Synthese ist unhaltbar geworden


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