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7

Sergeant Elk kam in die Wache und ging sofort zum Privatbüro des Inspektors, wo Mason in einem Sessel saß. Er war zehn Minuten nach seinem Vorgesetzten zur Stelle und legte zwei Gegenstände auf den Tisch.

»Der Nachtwachmann war nicht leicht aufzuwecken. Übrigens ist er der Mann von Mrs. Albert.«

»Ach so, das ist die Frau mit dem Bier?«

Elk nickte.

»Ich fand diese Sachen in dem Hof jenseits der Mauer. Offenbar hat Lamborn sie hinübergeworfen, als er Hartford auf sich zukommen sah. Es ist eine Brieftasche und eine Uhr. Das Glas ist zerbrochen, und die Uhr ist Punkt zehn stehengeblieben. Ein Schweizer Werk. Auf der Rückseite ist der Name eines Juweliers in Melbourne eingraviert.«

Mason betrachtete die Uhr genauer.

»Vorsicht«, warnte Elk, »es ist ein Daumenabdruck auf der Rückseite.«

Der Chefinspektor rückte seinen Stuhl ein wenig zur Seite und winkte dem Sergeanten, sich neben ihn zu setzen.

»Was haben Sie sonst noch gefunden?«

Elk nahm etwas Papiergeld aus der Tasche und legte es auf den Schreibtisch. Dann öffnete er die Brieftasche und zog zwei neue Banknoten zu je hundert Pfund heraus. Auf der Rückseite trugen sie den Stempel der Maida Vale-Filiale der Midland Bank, und darin war ein Datum eingetragen.

»Sie sind gestern ausgegeben worden.«

»Wenn er dort ein Konto hatte --« begann Elk.

»Das hatte er bestimmt nicht. Man hebt keine zweihundert Pfund von seinem Konto ab und trägt sie in der Tasche herum. In London kann man keine Hundertpfundnote wechseln, ohne sich der Gefahr auszusetzen, verhaftet zu werden. Nein, dieses Geld hat jemand anders von seinem Konto abgehoben, um es dem Toten zu geben. Er hatte also kein eigenes Bankkonto, sonst wäre das Geld doch darauf eingezahlt worden, und er war auch kein Kaufmann, sonst hätte er eben ein Bankkonto gehabt.«

»Das klingt ja wie eine Rede von Sherlock Holmes«, brummte Elk.

Er war schon lange im Dienst und fast ebenso alt wie Mr. Mason, aber unglücklicherweise nie befördert worden. Aber Mason hatte ihn gern und ließ ihm viel durchgehen.

»Was steckt denn sonst noch in der Brieftasche?«

»Eine Menge Visitenkarten.«

Der Sergeant nahm sie heraus und legte sie auf den Tisch. Mason prüfte sie sorgfältig. Es waren Adressen aus Birmingham, Leicester und London, aber die meisten stammten von Leuten, die einen dauernden Wohnsitz in Südafrika hatten.

»Sie sind alle neu«, sagte er. »Wahrscheinlich hat sie der Mann auf einer Seereise gesammelt. Merkwürdig, wie leicht Menschen vollständig fremden Personen ihre Karte geben.«

Er drehte mehrere Karten um und entdeckte Bleistiftnotizen darauf. Auf einer stand zum Beispiel: »Zehntausend Pfund jährliches Einkommen«, auf einer andern: »Hat viel Geld durch Diamantenhandel verdient, logiert Ritz, London.«

Mason lächelte.

»Sie können raten, womit der Mann sein Geld verdient hat.«

Er nahm noch eine Karte auf, die auf der Rückseite eine mit Tinte geschriebene Bemerkung trug: »Scheck gesperrt. Adam & Sills.«

»Ich will Ihnen einen Tip geben. Er ist ein Verbrecher und ein Falschspieler. Adam & Sills sind die Rechtsanwälte, die solche Leute verteidigen. Darüber wären wir also im Bilde. Nun handelt es sich noch darum, seinen Namen ausfindig zu machen. Telefonieren Sie mit Scotland Yard. Man soll alle großen und kleinen Hotels in Westend anrufen, ob ein Mann mit dem Vornamen Donald dort abgestiegen ist. Sie werden ja noch herausbringen, woher er gekommen ist...« »Aus Kapstadt«, sagte Elk.

»Das habe ich erwartet. Wie haben Sie das denn erfahren?«

»Seine Schuhe sind noch verhältnismäßig neu, und ich habe das Etikett innen gelesen: Cleghorn, Adderley Street, Kapstadt.«

»Also, dann sagen Sie, er kam aus Südafrika.«

Elk war schon einige Schritte zur Tür gegangen, als Mason ihn noch einmal zurückrief.

»Lassen Sie sich von Scotland Yard auch Namen, Privatadresse und Telefonnummer des Vorstehers der Bankfiliale in Maida Vale geben. Warten Sie doch noch eine Minute und seien Sie nicht so nervös! Sagen Sie auch, daß sie den Mann anrufen und fragen sollen, ob er sich erinnern kann, von welchem Konto zwei Hundertpfundnoten abgehoben wurden.« Er schrieb die Nummern der Scheine auf ein Stück Papier und reichte es Elk. »Wenn möglich, soll er auch angeben, an wen sie gezahlt wurden. Ich glaube allerdings kaum, daß wir das erfahren werden.«

Als Elk seinen Auftrag erledigt hatte und zurückkam, hatte Mason das Kinn in die Hand gestützt und schaute nachdenklich vor sich hin.

»Ich will jetzt Lamborn verhören«, sagte er.

Der Mann wurde aus der Zelle geholt. Er sprach sehr viel und konnte sich gar nicht beruhigen.

»Wenn es noch ein Gesetz in diesem Lande gibt --«, begann er.

»Gibt es nicht«, erwiderte Mr. Mason vergnügt. »Sie haben alle Gesetze gebrochen. Setzen Sie sich, Harry.«

Lamborn warf ihm einen mißtrauischen Blick zu.

»Wollen Sie mich vielleicht wieder durch Ihre Freundlichkeit fangen?«

Mr. Mason stand in dem Ruf, alle Leute sehr sanft zu behandeln. Deshalb hatte schon mancher Übeltäter Vertrauen zu ihm gefaßt und mehr erzählt, als er eigentlich wollte. Später hatte er es dann bitter zu bereuen, wenn er vor Gericht stand.

Mason sah Lamborn freundlich lächelnd an.

»Ich kann nun einmal nicht böse mit euch sein«, sagte er salbungsvoll. »Das Leben ist für uns alle schwer, und ich weiß, wie ihr kämpfen müßt, um euch ehrlich durchzubringen.«

»Das stimmt«, erwiderte Lamborn eisig.

»Sie tun nie etwas Unrechtes, Harry«, Mr. Mason klopfte sanft auf das Knie des Mannes, »wenn Sie der Polizei alles sagen, was Sie wissen. Es ist nicht viel, denn wenn Sie mehr wissen würden, dann brauchten Sie nicht zu stehlen. Aber hier handelt es sich um einen Mord.«

»Es kann doch niemand behaupten, daß ich das getan habe«, sagte Lamborn schnell.

»Das behauptet auch niemand -- im Augenblick wenigstens«, stimmte Mr. Mason freundlich zu. »Aber man kann niemals sagen, wie sich die Sache nachher entwickelt. Sie kennen doch die Leute in Tidal Basin. Die schwören das Blaue vom Himmel herunter für jede Kleinigkeit. Nun wollen wir beide einmal ganz frei und offen miteinander reden.« Er lehnte sich in seinen Stuhl zurück und betrachtete Lamborn mit väterlichem Wohlwollen. »Hartford sah, daß Sie auf den Mann zugingen, Ihre Hand in seine Tasche steckten und seine Brieftasche, vielleicht auch eine Uhr, herauszogen. Als Sie sich entdeckt sahen, warfen Sie beides über die Mauer. Sergeant Elk hat die Gegenstände gefunden. Das stimmt doch, Elk?«

»Ich weiß gar nicht, wovon Sie reden«, erklärte Lamborn.

Mr. Mason schüttelte den Kopf und lächelte traurig.

»Sie haben gesehen, wie der Mann umfiel; und ihn für betrunken gehalten. Dann sind Sie zu ihm gegangen und haben ihm Brieftasche und Uhr abgenommen.«

»Ich verstehe wirklich nicht, was Sie wollen«, entgegnete Lamborn schnell. »Ich bin vollkommen unschuldig.«

»Nun, dann muß ich einmal deutlicher mit Ihnen sprechen. Sie haben seine Brieftasche und seine Uhr gestohlen!« »Das ist eine verdammt gemeine Lüge!« rief Lamborn heftig.

Mr. Mason seufzte und warf Elk einen verzweifelten Blick zu.

»Was soll man nun mit einem solchen Mann anfangen?« fragte er.

»Ich brauche Ihre Teilnahme und Ihr Mitgefühl nicht«, erwiderte Lamborn undankbar. »Es sind schon so viele ins Gefängnis gekommen, weil sie sich von Ihnen auf diese Weise haben fangen lassen. Ich sah, wie der Mann umfiel, und ich sprang hin, um ihm zu helfen!«

»Aha, Erste Hilfe bei Unglücksfällen! Sie haben ja in Dartmoor gelernt, wie man sich dabei benehmen muß, Also, nun kommen Sie zur Sache, Harry. Sie können mir eine Menge Mühe sparen, wenn Sie mir die Wahrheit sagen.«

»Ich --«, begann Lamborn.

»Warten Sie einen Augenblick.« Mr. Masons Geduld war erschöpft, und er sprach etwas schärfer. »Wenn Sie mir die Wahrheit sagen, werde ich keine Anklage gegen Sie erheben. Sie gehen als Kronzeuge straflos aus ...«

»Hören Sie einmal, Mr. Mason, für was für einen Kerl halten Sie mich denn eigentlich?« rief Lamborn hitzig. »Man hat mich einfach skandalös behandelt, seitdem ich hier auf die Wache gebracht worden bin. Sie haben mich ganz nackt ausgezogen und mir meine Kleider weggenommen. Die Leute hier benehmen sich wie die wilden Waldaffen und haben keinen Funken von Anstand! Diese alten Fetzen haben Sie mir gegeben! Und warum haben sie meine Kleider weggenommen? Damit sie mir etwas in die Tasche stecken können, was ich nachher gestohlen haben soll! Oh, ich kenne diese schuftigen Polizeibeamten!«

Mason seufzte.

»Wenn Sie etwas mehr Verstand hätten, würden Sie nicht solchen Unsinn reden«, sagte er dann ärgerlich. »Sie armseliger Lügner, begreifen Sie denn nicht, daß man Ihre Kleider auf Blutspuren prüft, und daß man auch Ihre schmutzigen Hände aus demselben Grund untersucht hat? Sie sind verhaftet worden unter dem Verdacht, einen Mord begangen zu haben! Glauben Sie vielleicht, ein Mann von meinem Rang würde hier sitzen, wenn er nicht guten Grund dazu hätte? Sagen Sie jetzt die Wahrheit: Haben Sie den Mann bestohlen, als er am Boden lag oder nicht? Ich betone noch einmal, daß Sie nicht weiter verfolgt werden, wenn Sie die Wahrheit sagen. Sie begreifen es zwar nicht, aber es ist meine Pflicht, es Ihnen mitzuteilen. Die schnelle Aufklärung des Falles kann davon abhängen, daß Sie freiwillig zugeben, die Brieftasche aus seinem Rock genommen zu haben, während er auf dem Boden lag. Auf die Uhr kommt es weniger an.«

»Ich habe es nicht getan!« sagte Lamborn laut. »Das müssen Sie mir erst beweisen!«

Der Chefinspektor gab es auf.

»Führen Sie ihn ab, bevor ich mich selber vergesse!«

Elk nahm Lamborn am Arm und brachte ihn fort.

»Sie Dummkopf!« sagte er. »Warum haben Sie es denn nicht eingestanden!«

»Warum ich es nicht eingestanden habe?« ereiferte sich Lamborn. »Ich möchte wissen, wieviel sie mir dafür wieder aufpacken würden!«

Gleich darauf erhob man die Anklage gegen ihn, stellte die üblichen Fragen und brachte ihn in seine Zelle zurück. Elk ging wieder zum Chefinspektor und meldete ihm, welche Auskunft inzwischen von Scotland Yard gekommen war.

»Die beiden Banknoten wurden von dem Konto eines Mr. Louis Landor gezogen. Er wohnt in Teign Court, Maida Vale. Landor ist Amerikaner oder hat jedenfalls lange in Amerika gelebt. Er ist Ingenieur und ziemlich reich. Heute morgen hat er noch dreitausend Pfund abgehoben, weil er ins Ausland gehen will.«

»Glückliche Reise«, meinte Mason ironisch.

Er schaute auf die Dolchscheide, die vor ihm lag, und zeigte mit dem kleinen Finger auf das. Monogramm, das auf einer kleinen goldenen Platte eingraviert war.

»L.L. -- das kann Leonard Lowe heißen. Andererseits spricht nichts dagegen, daß es Louis Landor bedeutet.«

»Wer ist denn Leonard Lowe?« fragte Elk verständnislos.

»Den gibt es nicht«, erklärte sein Vorgesetzter geduldig. »Hören Sie, Elk, der Aufenthalt in Tidal Basin scheint Ihren Verstand nicht gerade geschärft zu haben. Ich werde Sie in der nächsten Zeit wieder nach dem Westen versetzen lassen.«

Er stand auf und ging mit schweren Schritten durch das Amtszimmer zu dem kleinen Raum, in dem Lorna Weston auf einem Feldbett lag. Ihr Gesicht war bleich, und auch ihre Lippen zeigten keine Farbe.

»Sie sieht aus, als ob sie tot wäre«, meinte Mason.

Dr. Marford seufzte und schaute auf seine Uhr.

»Vielleicht geht es meinen anderen Patientinnen ebenso«, sagte er müde. »Ich weiß nicht, ob Sie sich für den Unterschied zwischen Leben und Tod interessieren, Mr. Mason, aber in diesem Augenblick wartet eine Frau auf mich ...«

»Ja, ja«, unterbrach ihn der Chefinspektor in guter Laune. »Wir haben nichts vergessen. Sie haben mir das ja schon vorher gesagt, und ich habe angeordnet, daß die Hebamme Sie hier benachrichtigt. Im Moment sind Sie hier wichtiger.«

Er schaute besorgt auf die reglose Gestalt, hob die Decke ein wenig und griff nach ihrer Hand.

»Ist sie Morphinistin?« fragte er.

Dr. Marford nickte.

»Ich fand eine Spritze in ihrer Handtasche. Rudd hält es für besser, daß sie in ein Krankenhaus oder zu einer Unfallstation gebracht wird.«

Mason gab seine Zustimmung nur widerwillig. Diese Frau war die Hauptzeugin, und er ließ sie nur ungern aus den Augen.

Rudd trat mit wichtiger Miene zu ihnen.

»Ich habe ein Bett im Zentralkrankenhaus bestellt. Natürlich sagten sie mir zuerst, sie könnten niemand mehr aufnehmen, aber als ich dann meinen Namen nannte...« Er lächelte und schaute Marford gönnerhaft an. »Wenn Sie gekommen wären, mein lieber Junge, wäre der Bescheid sicher anders ausgefallen.«

»Ich hätte gar nicht lange gefragt, sondern wäre einfach mit der Kranken hingefahren. Dann wäre ihnen nichts anderes übriggeblieben, als ein Bett für sie bereitzustellen.«

Dr. Rudd war ärgerlich.

»Ja, ja, aber so macht man das nicht. Es gibt doch auch in unserem Beruf gewisse Höflichkeitsformen, an die man sich halten muß. Und der Chefarzt ist ein Freund von mir.« Er beschäftigte sich nicht mehr mit Marford und wandte sich an Mason. »Ich habe auch einen Krankenwagen bestellt, er wird gleich kommen.«

»Haben Sie den Mann noch einmal untersucht?« fragte der Chefinspektor.

»Welchen Mann?« Dr. Rudd runzelte die Stirne. »Ach so, Sie meinen den Toten? Ja. Sergeant Elk war dabei und hat ihn durchsucht. Ich habe ein oder zwei Entdeckungen gemacht, die Ihnen vielleicht nützlich sein werden. Zum Beispiel hat er eine Beule an der linken Kinnseite.«

Mason nickte.

»Er hat sich doch an einer Schlägerei beteiligt. Dr. Marford hat das beobachtet.«

Rudd wurde in diesem Augenblick fortgerufen und entfernte sich mit einer Entschuldigung.

Die Frau auf dem Bett gab noch immer kein Lebenszeichen von sich, und Marford zeigte Mason zwei kleine Einstiche am linken Unterarm.

»Sie sind erst vor kurzem gemacht worden. Aber sonst habe ich keine Anzeichen dafür gefunden, daß sie Morphinistin ist. Ich kann keine anderen Einstiche finden, und die Tatsache, daß das Morphium eine fast tödliche Wirkung auf sie hat, weist eigentlich darauf hin, daß sie das Betäubungsmittel erst seit kurzer Zeit nimmt.«

»Wann wird sie wohl wieder zum Bewußtsein kommen?«

»Das kann ich nicht sagen. Augenblicklich ist sie nicht in der Verfassung, daß man ihr Belebungsmittel geben könnte. Aber vielleicht wissen die Leute im Krankenhaus besser Bescheid.«

»Waren Sie schon einmal in eine Mordaffäre verwickelt?«

»Nein, es ist das erstemal.« Marford lächelte.

»Warum üben Sie eigentlich Ihre Praxis in einer so traurigen Gegend aus, Doktor? Können Sie Ihre Klinik nicht in einer schöneren Umgebung aufmachen, wo es nicht so schmutzig ist?«

Marford zuckte die Schultern.

»Das ist mir gleich. Ich brauche für mich persönlich sehr wenig, und hier ist meine Tätigkeit am nötigsten. Ein Krankenhaus muß da stehen, wo es gebraucht wird. Und ich habe keine Sehnsucht nach vornehmen Leuten, die langweilen mich nur.«

»Haben Sie sich eine Theorie über diesen Mord zurechtgelegt?«

Mason sah den Arzt freundlich an, aber Marford antwortete nicht sofort.

»Ja«, sagte er nach einer Pause. »Meiner Meinung nach ist das Ganze ein Racheakt. Der Mann wurde nicht aus Habgier ermordet; sein Tod sollte wahrscheinlich ein Unrecht ausgleichen, das er einmal begangen hat. Die Tat war auch nicht von langer Hand vorbereitet; sie wurde in dem Augenblick verübt, in dem sich eine günstige Gelegenheit bot.«

Mason schaute ihn verwundert an.

»Wie kommen Sie denn darauf?«

»Ich denke es mir nur«, erwiderte Marford lächelnd. »Sonst müßte man annehmen, daß jemand diesen Mann in der bestimmten Absicht hergelockt hatte, ihn zu töten. Es hätte aber ein großangelegter Plan dazu gehört, ihn ausgerechnet in diese Gegend, zu bringen.«

Mason stand mit gespreizten Beinen vor ihm und hatte die Hände in die Hüften gestemmt.

»Sie sind doch nicht etwa einer der Amateurdetektive, von denen man soviel liest? Ein Mann, der die Polizei im neununddreißigsten Kapitel beschämt, weil er allein die richtige Spur verfolgt hat?« Er klopfte Marford unerwartet auf die Schulter. »Aber was Sie gesagt haben, klingt sehr vernünftig. Nicht jeder Arzt denkt so sachlich und ruhig wie Sie. Sie haben ganz recht. Ihre Theorie stimmt mit der meinen vollkommen überein. Schalten Sie eigentlich die Möglichkeit, daß Lamborn den Mann ermordet haben könnte, vollständig aus?«

»Ja. Das kommt gar nicht in Frage«, erklärte Marford mit Nachdruck.

Mason nickte.

»Im Vertrauen kann ich es Ihnen ja sagen -- nach Dr. Rudds Ansicht ist Lamborn der Mörder.«

»Er hat noch eine andere Theorie -- ich wundere mich, daß er noch nicht mit Ihnen darüber gesprochen hat.«


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