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Der Knappe und sein Gefährte.

Der Sturm schlug lauter an die Fenster der Mühle. Er strich heftiger an den Mauern vorüber. Die hohen Tannen beugte er, als wenn sie brechen sollten. Er trieb keinen Regen mehr, aber den Schnee desto dichter und wilder. Die großen, schweren Flocken erfüllten und verfinsterten die Luft, daß man keine zehn Schritte weit sehen konnte.

Hören konnte man noch weniger in dem Heulen und Brausen rund umher.

»Besser hätten wir es wohl nicht treffen können,« sagte von zwei Männern, die eilig, aber dennoch vorsichtig durch das Unwetter schritten, der Eine zu dem Andern.

Sie gingen ohne Pfad, in der tiefen Finsterniß mitten, in der Haide. Sie kannten gleichwohl den Weg, den sie zu nehmen hatten, wenigstens der Eine, der vorn ging; er schritt sicher einher, ohne anzuhalten, ohne sich zu besinnen, ohne sich nur einmal umzusehen Er hatte auch gesprochen.

Sein Begleiter folgte ihm schweigend.

Sie gingen Beide schweigend weiter, jeder ein Grabscheit und eine Hacke tragend.

Nach einer Weile machte der Erste Halt.

»Hörtest Du nichts?«

»Ich höre nur den Sturm.«

»Es war mir, als wenn ich Stimmen gehört hätte.«

»Wer wollte an dem späten Abend in solchem Wetter durch die Haide gehen?«

»Gehen wir doch! Aber laß uns horchen.«

Sie hörten nichts.

»Es war nichts. Gehen wir weiter.«

»Haben wir noch weit?« fragte der Zweite.

»Wir sind bald da.«

Sie gingen noch ein paar hundert Schritte, dann hörten sie wirklich ein Geräusch.

»Was ist das?« fragte der Zweite, der auch gefragt hatte, ob sie noch weit hätten.

»Die Mühle,« antwortete der Andere. »Der Wind schlägt an die Fenster und fährt durch die Mühlenräder. Es klingt sonderbar genug.«

»Aber man sieht nichts.«

»Kann man durch den dichten Schnee sehen?«

»Auch kein Licht.«

»Desto besser, wenn sie drinnen Alle zu Bett wären. Aber die Mühle liegt in der Tiefe. Laß uns hingehen, wir wollen nachsehen, ob sie auf sind.«

Sie schritten näher an die Mühle hinan.

Das Haideland, in dem sie bisher gingen, lag hoch. Es war nach allen Seiten flach. Nur rechts von ihnen zog sich dunkel eine lange, gleichmäßige Erhöhung hin, wie ein Wall oder eine Mauer. Sie war mehr als Manneshoch. Man konnte in der Finsterniß ihr Ende nicht absehen

»Das ist der Damm des schwarzen Moores?« fragte der Zweite der beiden Männer.

»Ja.«

»Da ist unsere Arbeit?«

»Ja, aber mehr nach links, vor uns. Der Damm hat hier gleich eine Biegung, daran müssen wir vorbei.«

Sie waren dem Damm näher gekommen und gingen wenige Schritte an ihm entlang. An seiner andern Seite hörten sie das Plätschern von Wellen, die an ihn heran schlugen

»Das Wasser ist wild!«

»Und hoch. – Aber geh' hier vorsichtig, wir sind an der Mühle.«

Sie waren in einem schmalen Pfade, der sich senkend, in eine Schlucht zu führen schien.

Von dort unten, aus der Tiefe herauf, tönte auch das Brausen des Windes, der an die Fenster schlug und durch die Räder fuhr.

»Da unten liegt die Mühle?«

»Da unten.«

Sie stiegen den Pfad hinunter und befanden sich wirklich in einer sehr engen Schlucht, die von zwei steilen Wänden eingeschlossen, fast einem Hohlwege glich.

Hart an der einen lag die Mühle und das Wohnhaus des Müllers; der obere Stock des Wohnhauses überragte die Wand. Aus einer Thür, die dort angebracht war, gelangte man vermittelst einer schmalen, etwa sechs Fuß langen hölzernen Brücke unmittelbar zugleich in's Freie und auf die Höhe. Der Müller hatte da einen kleinen Garten angelegt.

An der andern Wand, zwischen ihr und den Mühlengebäuden, zog der Weg sich hin, der zur Mühle führte, ein schmaler Fahrweg, eben breit genug für ein Fuhrwerk. Hinter der Mühle war er einige Schritte breiter, zum Umdrehen der Wagen, die zur Mühle kamen und in demselben Wege wieder zurück mußten.

Dreißig Schritte oberhalb der Gebäude, zunächst dem Wohnhause endete die Schlucht, oder fing sie an, wie man will. Der Damm des schwarzen Moores zog sich dort quer vorüber und hinter ihm dehnte in einem ungeheuren, runden Kessel, von dem Umfange einer Stunde das sogenannte schwarze Moor sich aus. Es war ein Landsee, gespeis't von vielen Bächen und Quellen. In Regenzeiten, besonders im Herbst und im Frühjahr, stieg sein Wasser hoch, und es wurde der Umgegend gefährlich; daher war es mit jenem hohen weiten Damm umgeben.

Die größte Gefahr drohte der Mühle.

Nur wenige Schritte von ihm entfernt, tief unter dem Wasser liegend, in der engen Schlucht eingeschlossen, waren, wenn der schützende Damm einmal durchbrochen wurde, die Gebäude unrettbar verloren, mit Allem, was darin war, und sich nicht früh genug retten konnte. Eine Rettung war fast nur möglich durch jene Thür in dem oberen Stock des Wohnhauses, die über die kleine Brücke aus der Schlucht in das Gärtchen führte.

So hatte, als vor einundzwanzig Jahren der jetzt aus dem Zuchthause entlassene oder entsprungene Brandstätter aus Haß und Rache den Damm durchstochen, das wüthende Wasser beinahe in wenigen Minuten Haus und Mühle nieder gerissen, und nur der Müller, sein Weib und sein eines Kind hatten das nackte Leben retten können, sein Knabe hatte mit der Magd in den Fluthen den Tod finden müssen.

Es ist noch Eins zu bemerken. Der Bach, der die Mühle trieb, fiel an der Seite des schwarzen Moores in die Schlucht hinab. Er war in einem überwölbten Kanal unter dem Wohnhause hergeleitet, um dann die Räder der unterhalb liegenden Mühle zu treiben.

Die beiden Männer, die in die Schlucht, den Mühlengrund, hinab gestiegen waren, hatten in dem schmalen Fahrwege Halt gemacht und waren ungefähr zwanzig Schritte von der Mühle entfernt. Sie schauten und horchten nach dieser hin.

»Es ist Alles still!«

»Aber da oben brennt ein Licht.«

»Das einzige im Hause. Es ist in der Stube der ältesten Tochter, die immer in die Nacht hinein wacht.«

»Die Andern wären also zu Bett?«

»Wie gewöhnlich um diese Zeit. Wir können ruhig an's Werk gehen.«

Der Eine der fremd oder fremder war, hatte, trotz der Dunkelheit, sich unterdeß umgesehen.

»Höre, Konrad,« sagte er, »wenn der Damm entzwei ist, so rettet hier keiner das Leben.«

»Meinetwegen,« war die kurze Antwort.

Wie häßlich hätte man den rothhaarigen Bösewicht finden müssen, wenn man in der tiefen Finsterniß sein Gesicht hätte sehen können!

Sie stiegen wieder den Pfad hinauf, den sie gekommen waren. Unterwegs aber sprach der Knappe zu seinem Gefährten weiter:

»Ja, meinetwegen mögen sie Alle umkommen. Sie hassen mich Alle. Und ist keiner mehr da, so kann keiner auf mich rathen.«

»Aber wenn Andere auf Dich riethen?« sagte sein Begleiter.

»Man wird an den Brandstätter denken. Und wer kann mir am Ende etwas beweisen?«

»Dem Brandstätter wird man noch weniger beweisen können.«

»Er hat den Verdacht gegen sich.«

»Wenn er nun aber zu Hause wäre, und sein Bruder könnte beschwören, er sei in der Nacht zu Hause gewesen?«

»Sein Bruder kann nicht beschwören, er ist ein bestrafter Dieb. Aber ich bin ehrlich und ehrlicher Leute Kind.«

»Und ich?« fragte der Andere.

»Du, Andreas, bekommst morgen Deine fünfzig Thaler, die ich Dir versprochen habe, und hast nur zu schweigen und Dich um nichts weiter zu bekümmern.«

Sie hatten wieder die Höhe erreicht und standen unmittelbar an dem Damm, der sich neben ihnen umbog, um dann in gerader Linie quer vor dem Mühlengrunde sich herzuziehen.

»Steigen wir hinauf,« sagte der Knappe, »hier ist der Pfad, der hinaufführt, folge mir.«

Der Damm war stark und fest gebaut und wohlerhalten, denn der alte Müller Leuthold, dessen Wohlstand, Lehen und der Seinigen Leben von dem Damm abhing, hatte dafür gesorgt.

Er war an fünfzehn Fuß hoch und die Breite betrug unten beinahe das Doppelte. Dann lief er auf beiden Seiten schräg aufwärts, und oben an seiner Krone war er noch neun bis zehn Fuß breit. Da oben war er meist mit Weiden bewachsen.

Der Knappe Konrad führte seinen Begleiter Andreas oben etwa zwanzig Schritte weit zwischen den Weiden, dann machte er Halt.

»Hier ist die Stelle, wo wir graben müssen.«

Der Verbrecher hatte die passendste Stelle zu seiner bösen That ausgesucht.

Sie standen gerade vor der Mitte der Schlucht. Weiden, die sie beim Graben hindern mußten, waren nicht da, wohl aber, um sie bei ihrer Arbeit zu verbergen, zu beiden Seiten umher. Sie bedurften indeß kaum eines verbergenden Schutzes, denn die vollste Finsterniß umgab sie, die dichten Schneeflocken hüllten sie vollends gegen jedes spähende Auge in ein undurchdringliches Dunkel. Sie sahen nichts, man konnte auch nichts von ihnen sehen.

»Wir haben auch das Geräusch unserer Arbeit nicht zu fürchten,« sagte der Knappe, »in dem Sturm hört uns Einer nicht, der zehn Schritte von uns steht. Sehen wir zu, wo wir am besten anfangen.«

Sie wandten sich nach der Seite des Moores. Hier sahen sie nur die dunkle, wogende Wassermasse. Sie war hoch gestiegen und dicht an ihren Füßen, die sie fast bespülte. Wenn eine Welle von dem Winde gepeitscht wurde, schlug sie über die Böschung hinüber und ihr Schaum bespritzte die Weiden, die oben standen.

»Es ist ein gut Stück Arbeit,« sagte der Gefährte des Knappen, indem er die obere Breite des Dammes gemessen hatte.

»In einer Stunde können wir fertig sein,« erwiderte der Knappe.

»Das Erdreich ist von dem Regen aufgelockert, beginnen wir daher hier, an dem äußersten Rande des Dammes und graben hier eine Rinne, drei Fuß breit ist genug. Das Wasser, wenn es einmal darin ist, reißt sie in einer Minute sechs, acht, zehn Fuß breiter. An's Werk! Zuerst lockern wir mit den Hacken noch mehr den Boden auf. – Und nun den Mund zu und die Ohren offen; es könnte doch Jemand kommen, und wir müssen Alles hören!«

Sie legten die Grabscheite neben sich, und nahmen Jeder seine Hacke zur Hand. So wollten sie beginnen, in den Boden einzuhauen.

»Halt!« rief auf einmal leise der Knappe. »Was ist das?«

Sie standen an dem äußeren, von dem Moore abgewandten Rande des Dammes, nach der Seite der Mühle hin. Dort mußten sie, wie der Knappe gesagt hatte ihre Arbeit beginnen, um sie nach der inneren, der Wasserseite, hinzuführen. So war die Gegend zwischen ihnen und der Mühle frei; nur die Finsterniß lag darüber.

In der Finsterniß erschien plötzlich ein Licht und bewegte sich in der Nähe der Mühle, dann nahete es sich ihnen.

»Verdammt,« sagte der Knappe. »Wenn der Müller Verdacht bekommen hätte und hier nachsehen wollte! Die Nachricht von der Rückkehr des Brandstätter ergriff ihn. Wahrhaftig, das Licht kommt auf den Damm zu. Es ist eine Laterne. Es sind zwei Menschen dabei. Sicher der Müller und Stephan. Möchte sie Beide der Teufel holen. Sie werden hierher kommen, um nachzusehen ob der Damm in Ordnung ist.« –

»Was machen wir da?« fragte der Gefährte des Knappen

Der Knappe hatte über etwas gebrütet.

»Andreas, mir kommt ein Gedanke.«

»Was ist's, Konrad?«

»Hast Du Muth, Mensch?«

»Wenn Du das nicht wüßtest, hättest Du mich nicht gedungen.«

»Höre! Wir verstecken uns in den Weiden, halten unsere Hacken schlagfertig und lassen sie heran kommen. Einen Menschen hier zu treffen, daran werden, daran können sie nicht denken. Sind sie bei uns, so nimmt Jeder seinen Mann, den, der ihm am nächsten ist. Die Hacke ihm in den Kopf, ihn dann den Damm hinunter in das Moor geworfen! Was meinst Du, Andreas? Du sagst nichts?«

»Nein,« sagte der Andere.

»Du willst nicht? Du hast keinen Muth?«

»Du hast mich dazu nicht gedungen.«

»Es ist eine leichtere Arbeit.«

»Aber es ist ein Mord.«

»Und das Andere nicht, wenn das Wasser sie Alle begräbt?«

»Da haben wir nur das Wasser los gelassen. Was dann kommt, steht in Gottes Hand.«

Es war eine eigenthümliche Logik. – Die Verbrecherwelt hat in Vielem ihre besondere Logik. Nicht blos die gewöhnliche Verbrecherwelt; auch die andere, die höhere, die nicht dem Strafgesetze zu verfallen pflegt.

»Du willst nicht, Andreas?« fragte der Knappe noch einmal.

»Für kein Geld in der Welt.«

»So komm.«

»Wohin?«

»Zurück können wir nicht; wir würden den Beiden geradezu in die Hände rennen. Wir müssen weiter.«

»Wohin?«

»Dort links; den Damm hinunter, nach dem Mühlbache zu.«

»Aber wenn wir verfolgt werden? Wir können nicht über den Bach.«

»Aber hindurch, Bursch. Hast Du Hacke und Spaten? Wenn hier etwas gefunden würde, es wäre Alles vorbei.«

»Ich habe sie.«

»Fort!«

Sie eilten, ungesehen in der Finsterniß und ungehört in dem Sturme, auf der Höhe des Dammes nach links.

Rechts, hinter ihnen erschien oben auf dem Damme das Licht.

Schon nach dreißig Schritten machte der Knappe Halt.

»Hier müssen wir hinunter, da unten ist der Bach. Aber wir sind hier sicher. Sollte man uns auch verfolgen, wir sind im Augenblicke in dem Wasser und drüben. Der Bach ist nicht tief. Wir wollen hier horchen.«

Das Licht war auf dem Damme langsam und vorsichtig näher gekommen. Nach einer Weile bewegte es sich nicht weiter. Es mußte an derselben Stelle sein, wo die Beiden hatten graben wollen.

»Ah, sie haben die rechte Stelle getroffen. Welch' ein Glück, daß unsere Hacken noch keinen Hieb gethan hatten. Es ist nichts zu sehen. Sie werden beruhigt zurück kehren und wir können ohne alle weitere Störung zu Ende arbeiten.«

Es war so, wie der Knappe sagte.

Das Licht bewegte sich auf dem Damme hin und her, bald hoch gehalten, bald dicht unten am Boden. Ohne Zweifel wurde die Beschaffenheit des Bodens, und ob sich nichts Verdächtiges zeige, auf das sorgfältigste untersucht. Man ging dann noch etwa fünf Schritte weiter vor.

Die Suchenden sprachen dabei.

»Es sind der Müller und der Stephan,« flüsterte der Knappe seinem Begleiter zu. »Aber ich verstehe kein Wort von dem, was sie sprechen. Verstehst Du etwas?«

»Nein.«

Das Licht entfernte sich wieder eben so ruhig und langsam und verschwand von der Höhe.

»Wir haben gewonnen Spiel!« frohlockte der Knappe Konrad. »Kehren wir zu unserer Arbeit zurück.«

Das Licht war auch in dem Mühlengrunde verschwunden; der Müller und sein Knappe Stephan mußten wohl in das Haus zurück gekehrt sein.

»Beginnen wir,« sagte der Knappe Konrad zu seinem Begleiter, als sie zu der Stelle zurück gekehrt waren

Sie schlugen die Hacken in die Erde ein. Es machte wenig Geräusch in dem aufgeweichten Boden, unter dem Anschlagen der Wellen an der anderen Seite des Dammes, unter dem Brausen des Windes auf allen Seiten

»Uns hört Niemand, wir sind völlig sicher bei der Arbeit; sie fördert sich auch in der weichen Erde. In einer Stunde können wir fertig sein. Dann liegen sie Alle im tiefsten Schlafe. Sie hatten nichts gefunden und werden sich jetzt unbesorgt nieder legen.«

Die Arbeit förderte sich und in einer Stunde konnte sie beendigt sein. Es war dann auch mit allen den armen Menschen zu Ende, die in der Mühle schliefen.

Aber die Verbrecher wurden noch einmal unterbrochen.

Der Wind wehte ihnen von der Haide her Töne zu, über die sie nicht sogleich in's Klare kommen konnten.

»Was ist denn das wieder?«

»Es kommt näher.«

»Halten wir ein mit der Arbeit.«

»Es sind Pferde.«

»Zwei Reiter kommen durch die Haide.«

»Wohin können die wollen?«

»Das klirrt wie Waffen.«

»Wenn es Gensdarmen wären!«

»Und sie kommen wahrhaftig hierher.«

»Es können nur Gensdarmen sein, die den Brandstätter suchen.«

»Und wenn sie ihn suchen, werden sie auch hier auf dem Damm nachsehen, ob er nicht schon da gewesen sei.«

»Das ist eine verdammte Geschichte. Sie würden unsere Arbeit finden, es ist schon ein großes Loch da, wir können es nicht wieder zu machen. Sie würden die ganze Nacht Wache halten und für uns wäre Alles vorbei.«

»Aber sie reiten vorüber.«

»Ja, zur Mühle, um den Müller zu wecken; er soll ihnen suchen helfen, weil sie kein Licht bei sich haben.«

»Es wird so sein. Machen wir uns davon.«

»Nicht eher, als bis wir Gewißheit haben. Wir können ihnen immer sicher entkommen. Durch den Bach verfolgen sie uns nicht, und die Haide ist groß und die Finsterniß dicht. Sie sprechen mit einander; laß uns horchen.«

»Es sind Gensdarmen, ich kenne die Stimme des Einen. Es ist der Buchholzer.«

»Kannst Du verstehen, was sie sprechen?«

»Kein Wort in dem Sturm.«

»Sie reiten in den Mühlengrund!«

»Siehst Du, sie wollen zu dem Müller.«

»Sie scheinen wirklich an der Mühle zu halten«

»Horch, sie pochen an die Thür. Noch einmal.«

»Die Thür wird aufgemacht.«

»Es spricht Jemand mit ihnen.«

»Verdammt, daß man kein Wort verstehen kann.«

»Machen wir uns davon.«

»Warten wir noch einen Augenblick.«

»Die Thür wird wieder zugemacht.«

»Sie reiten wieder ab.«

»Aber sie kommen nicht zurück, nicht zu uns. Sie reiten weiter.«

»Was mögen die gewollt haben?«

»Was geht es uns an; zu uns kommen sie nicht. Frisch wieder an die Arbeit. Zum dritten Male wird uns keiner stören. In einer Stunde sind wir fertig. Es ist jetzt halb zehn; also um halb elf. Dann liegen sie Alle im tiefsten Schlafe.«

Sie machten sich wieder frisch an die Arbeit.



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