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[Vorworte]

Geleitwort zur Jubiläumsausgabe

Taneras Kriegsschilderungen sind volkstümlich geworden. Packend und anziehend ist die Darstellungsweise. Tanera schreibt Erzählungen aus der Kriegsgeschichte, keine fachwissenschaftlichen Werke. Um Auffassung und Stimmung der damals Lebenden zu beleuchten, läßt er dazwischen Personen aller Grade redend auftreten. So entrollt sich fesselnd das Gesamtbild vom Kriege. Deutsch-vaterländischer Sinn durchzieht die Schilderungen, das völkische Bewußtsein, das Heldenhafte wird hervorgehoben, die Opferfreudigkeit für das Vaterland, der kriegerische Geist wird begeisternd angefacht, die Hemmungen der damaligen Zeit werden drastisch vorgeführt.

Diesen volkstümlichen Charakter suchte ich bei der Durchsicht des Buches, behufs Herausgabe der Jubiläumsausgabe, zu wahren, und habe z. B. selbst einzelne Berichte über Vorgänge, welche die neueste Geschichtsforschung in das Reich der Legende verweist, beibehalten, da sie den Geist der damaligen Zeit kennzeichnen. Dagegen wurden mehrfache Kürzungen und tatsächliche Berichtigungen vorgenommen.

Unlängst haben französische Schriften den Zukunftskrieg gegen Deutschland leidenschaftlich besprochen, um das gallische Nationalgefühl auf das äußerste Maß der Spannung zu bringen. Setzen wir ihnen die ruhige Entschlossenheit entgegen, das Vaterland würdig unserer Vorfahren zu verteidigen, lernen wir aus der Kriegsgeschichte, was nötig ist zur Behauptung unserer Stellung unter den Völkern, zur Bewahrung unserer Unabhängigkeit, verlassen wir uns auf unsere eigene Kraft.

Die Kriege 1813-1815 haben unser Vaterland vom fremden Joche befreit, haben den deutschen Geist wieder auf den Schild gehoben, haben Preußen das geschichtliche Recht und die geistige Kraft zur Erringung der führenden Stellung in Deutschland gegeben. Sie waren das Vorspiel zum Kriege 1870-71, der uns die deutsche Einigkeit gebracht hat. Solange wir diese als hohes Gut bewahren und sittliche Mächte unser Volk beherrschen, werden wir unüberwindlich sein.

München, im Juni 1912.
K. Freiherr von Lupin.

Vorwort zur ersten Auflage

Heute, wo wir mit berechtigtem Stolze darauf zurückschauen können, daß wir mit unserem Blute auf den Schlachtfeldern Frankreichs in den Jahren 1870/71 das Deutsche Reich endgültig geschaffen haben, wo in uns unauslöschlich die Überzeugung ruht, daß unser geliebtes deutsches Vaterland, geeinigt unter der Führung der Kaiser aus dem Hause der Hohenzollern, – so Gott will – einer glücklichen Zukunft entgegengeht und allen etwa drohenden Stürmen gewachsen ist –, da versenkt man den geistigen Blick gerne in jene Zeit, in der nach langer Zerrissenheit zum erstenmal wieder der deutsch-nationale Gedanke sich Bahn brach, in der sich unser Volk aus tiefer Erniedrigung erhob und in edlem Zornesmute die unwürdigen Fesseln von sich schleuderte.

Wir erkennen dabei, welcher außerordentlichen Opferwilligkeit, besonders von seiten Preußens und seines Volkes, es bedurfte, zu solchem Ziele zu gelangen; wir sehen nicht nur, daß Jünglinge und Männer freudig ihr Leben für das Vaterland hingaben, sondern auch, wie Mädchen und Frauen, Kinder und Greise alles daransetzten, den Sieg der Ihrigen zu unterstützen und, soweit es in ihren schwachen Kräften stand, beizutragen, die geliebte deutsche Heimat vom welschen Joche zu befreien.

Kurz, das Jahr 1813, der Krieg für die Befreiung Deutschlands, lehrt auch der jetzigen Generation, was wahre Vaterlandsliebe zu leisten imstande ist, und bestärkt uns dadurch in dem, was allein unsere gegenwärtige Stellung im Kreise der Nationen erhalten kann, im Wahlspruch: »Allzeit treu zu Kaiser und Reich.«

Die Kriegsjahre von 1814 und 15 bilden den Schluß der Befreiungskriege. Der Feldzug von 1814 in Frankreich ist der Vorläufer unseres großen Krieges von 1870/71, ein Vergleich der beiden Feldzüge ist für das deutsche Volk überaus lehrreich; erschließt sich doch eine volle Würdigung der Jahre 1870/71 erst dem, der auch den Verlauf des Feldzugs von 1814 kennt! Der kurze Feldzug von 1815 nahm einen so dramatischen Verlauf und ist für das preußische Heer so ehrenvoll gewesen, daß seine Geschichte immer und immer wieder gelesen zu werden verdient. Unbefangener noch als die Zeitgenossen sind wir heute imstande, uns über die herrlichen Taten, die damals geschehen sind, und insbesondere an den prächtigen Heldengestalten eines Blücher und Gneisenau zu erfreuen, – heute, wo wir besitzen, was die Mitkämpfer und Zeitgenossen von 1813, 1814 und 1815 umsonst ersehnten oder nur im Lied besingen konnten:

ein großes und mächtiges deutsches Vaterland!

Berlin, im Februar 1891.
Tanera, Hauptmann z. D.


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