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Tierfabeln – Der Fuchs

Wir hoben bereits in einem Artikel: »Volkstümliche Tiernamen aus Ostfriesland« (Ostfr. Jahrbuch (1870), I. 2., S. 102, 103, 113), wiederholt hervor, daß unserm Volk die Tierwelt sehr viel näher stehe, als die Pflanzenwelt. Andere Forscher scheinen dies nicht gefunden zu haben (man vergl.: Abhandlungen des naturw. Vereins zu Bremen. II. 2., S. 223, 227), und teils hierdurch, teils aus höheren Gründen, finden wir uns veranlaßt, den früheren Behauptungen die Beweise nachzufügen. Wenn wir in diesem Buch uns auf ein Minimum von Tiermärchen einschränken, so liegt dies teils an dem uns eng zugemessenen Raume, teils an der geringen Anzahl der uns zustehenden Mußestunden. Wir hoffen jedoch, nach und nach auf diesem Gebiet ein Ganzes schaffen zu können, da wir mit H. Frischbier der Ansicht sind, daß die Ansichten und Meinungen des Volkes über Tier und Pflanze, wie über die Natur und ihre Erscheinungen überhaupt, einer gründlichen Erforschung bedürfen, und glauben, daß die Fülle der in unserm (niedern) Volk lebenden Überlieferungen, wenn erst gesammelt, der Wissenschaft eine willkommene Unterstützung bei Feststellung der charakteristischen Züge des Volks sein wird. Wir bemerken nur noch, daß die von uns mitzuteilenden Erzählungen lediglich Übersetzungen aus der Volks- in die Schriftsprache und dabei authentisch sind.

Der Fuchs heißt außer Voß auch Renke (beide Namen sind hierzulande als Personen- und Familiennamen viel im Gebrauch Renke, Reinke, Renske, Foßke; Renken, Voß, Foß, Vößchen; Reiner, Reinert, Reinart, Reinhart; Reiners u. a. mehr. und beide Benennungen scheinen volkstümlich zu sein. Die Gründe für diese Ansicht mögen hier wegbleiben. Im Sprichwort, im Rätsel, im Reim, in der Fabel, in Märchen und Sage, in alltäglichen Redensarten spielt der Fuchs eine bedeutende Rolle. Er ist eine Tiergröße, damit ist er am schlagendsten gekennzeichnet. In den Erzählungen nimmt er die erste Stelle ein. In ihnen verkehrt er am liebsten mit dem Wolfe, darnach mit den Hühnern, weniger mit dem Hasen. Eine Reihe von Märchen, die sich der Tierfabel stark nähern, führt ihn als Tier, als wirklichen Fuchs, vor; eine Reihe von Sagen dagegen läßt ihn als einen verkappten Bösewicht, als »fuchsigen« Menschen, ja gar als den (oder einen) Teufel erscheinen. Wir nehmen die erste Reihe zunächst, als unserm Zweck entsprechender, hier in Angriff.

Zuvor bemerken wir noch dies: »Die hervorragendste Eigenschaft des Fuchscharakters ist weder seine sprüchwörtlich gewordene List und Tücke, noch die Mordlust, sondern das Mißtrauen und die stete Besorgnis um das eigene werte Ich. Alles andere ist untergeordnet und kommt erst nachträglich und bedingungsweise zum Vorschein.« – Diese von dem Kenner des Fuchses, Tiermaler L. Beckmann, ausgesprochene Neuigkeit scheint in unserm Volke nicht unbekannt zu sein, vielmehr als eine altbekannte Erfahrung in verschiedenen Fuchsgeschichten sowohl bemerkt, als stillschweigend vorausgesetzt zu werden. Das Volk weiß mehr, als man öfter gelten lassen will.

I.

Im Spätherbst kommt der Wolf zum Fuchs und fragt diesen, ob er nicht Rat wisse, wie man zu einem Fleischvorrat für den Winter komme. »För de starke Wulf«, höhnt der Fuchs, »is 't ja man 'n Bigahn (Bagatell, Kleinigkeit), üm an 'n fette Oss to raken, man für mi hollt sturder.« Wenn ich Deine Stärke besäße, würde ich mich nicht in dieser kalten Herbstzeit (bi dit kolle natte Wär) auf dem Felde umhertreiben, sondern mich längst in meine Höhle zurückgezogen haben un an mien Fettpoten sugen. Heute morgen auf einer kleinen Jagdpartie habe ich auf den Weidelanden nicht weniger als sieben krepierte Pferde angetroffen, und wenn man die bei der Höhle hätte, so könnte man halt (jochen) im nächsten Frühjahr den Schmerbauch lüften. Hier hinter dem Walle, zum Exempel, liegt auch so 'n alter Gaul.« – Der Wolf springt mit einem Satz auf den Wall und sieht des Fuchses Angabe bestätigt. – »Bevor Du aber an die Arbeit (bi 't Ansläpen) gehst«, bemerkte der Fuchs, »will ich Dir noch einen guten Rat geben, wie Du den Fleischklumpen (dat Hopenstück) am bequemsten fortschaffen kannst: Du bindest Deinen Schwanz an den Schweif des Pferdes und ziehst dann dieses so langsam fort.« – Der Wolf geht auf den Vorschlag ein und der Fuchs schlingt aus beiden Schwänzen einen kunstgerechten Knoten. Der Gaul aber hat nur geruht, und als der Wolf den ersten Zug tut, springt er plötzlich auf und zieht den armen Sünder im Galopp mit sich fort. Der Fuchs, dem der Zustand des Pferdes bekannt war, steht auf dem Walle und ruft dem Wolfe zu: »Olle! Olle! schla(ge) Klauen in d' Grund!« – »De Düfel mag Klauen in d' Grund schlaan«, brüllt der Wolf verzweifelnd, »wenn m'n nich Himmel noch Eer'(de) mehr sehn kann!«

II.

Einmal kommt der Wolf, gänzlich ausgehungert, zum Renke und fragt diesen, ob er nicht eine ordentliche Mahlzeit für ihn zu bekommen wisse? »Frag dar günt de olle Mähre«, entgegnet der Fuchs, »wat se för hör Fahl (Füllen) fraggt (d. h. um welchen Preis es zu Kauf sei)?« – »Du hast gut reden«, meint der Wolf, »wie aber kann man das erfahren?« – »Dat steit groot un breet unner hör Achterhoof (Hinterhuf) schräfen«, sagt der Fuchs im gleichgültigsten Tone und wendet sich ab. Der Wolf, ohne etwas Arges dabei zu denken, schenkt dem Kumpan Glauben und macht sich auf den Weg, den Preis des Füllens von den Hinterhufen der Stute zu lesen. Als diese den Wolf erblickt, kehrt sie ihm nach Pferdeart das Hinterteil zu, mit der Brust (Bug) ihr Füllen deckend. Der Wolf hält dies für ein gutes Zeichen und glaubt, die Stute biete ihr Füllen zum Kauf an. Er nähert sich also den Hinterhufen auf Nasenlänge und schnüffelt wacker, um die Stute zum Aufheben der Füße zu veranlassen. Diese aber schlägt ihm den Preis dermaßen ins Gedächtnis, daß er betäubt zu Boden fällt. Bald darauf kommt der Fuchs wie zufällig vorbei und sieht den Wolf daliegen, wie er alle Viere von sich streckt. »Nu, Ohmke!« höhnt der Fuchs, »schlöppst Du all na de gode Mahltied?« – »Renke! Renke!« erwidert vorwurfsvoll der Zerschlagene in Jammerlauten, »ick hebb 'n Schlag hadd, dat sück 'n Steen över mi verbarmen schull un Du driffst Dien Güchel (Gibel, Spott) mit mi?« – »Ja, so geet een dat, wenn m'n gien schräfen Schrift kann (kennt)«, spottet der Fuchs und geht vorüber.

III.

Zu einer Zeit hatten Wolf und Fuchs eine Herde Gänse eingetrieben, das Vieh gerupft, gesengt, gebraten und geschmaust und auch noch einen Rest behalten. Nach dieser vollkommenen Sättigung machte der Wolf den Vorschlag, die letzten ihres Stammes für den Winter aufzuheben, nachdem sie vorher in Spickbrüste und Gänseschmalz eingeteilt worden seien. Zum Überfluß fügte er noch bei: Nur die größte Not soll uns treiben dürfen, diese Vorräte anzutasten. – Der Fuchs nickte zustimmend; und der Ohm Isengrimm durfte Gänsebrüste und Schmalz voneinander scheiden. Die zubereiteten Vorräte wurden teils in der gemeinsamen Wohnung, teils, und zwar der bauchige und gefüllte Schmalztopf (Fettpott) insbesonders, in einer entlegenen Erdhöhle (Hohle) untergebracht. Renke sah spöttisch drein, als der Ohm den Schatz vor Dieben sicherte und meinte: »Wenn d'r anners nicks van blifft, is de Pott ook 'n Andenken!« – Der Winter kam, und mit ihm zog der Mangel auch in die Fuchshöhle ein. Renke, als behender Jägersmann, wußte sich lange oben zu halten und fing bald hier ein Häschen, dort einen Sperling, da ein blindes Huhn, gönnte jedoch Ohm Isengrimm auch nicht die Faser von seinen Leckerbissen, und der Wolf litt entsetzlichen Hunger. Dazu höhnte ihn der Fuchs und schalt ihn einen Nimmersatt, dem selbst die größten Vorräte nicht genügten. Als aber die Beute selbst dem Fuchs ausging und der Winter schneidender auftrat, riet der Fuchs bei sich, wie er an das Schmalz kommen möchte. Bald wußte er Rat. Er trat vor den Wolf und sprach: »Mein Vetter, der lange Ülk, hat ein Kind bekommen, das soll den Nachmittag getauft werden und ich muß Pate stehen (Vadder staan). Sei ohne Sorge, wenn ich deshalb erst spät in der Nacht sollte heimkehren.« Und damit drehte er dem Betrogenen den Rücken zu und trat den Weg zur Vorratshöhle an. Hier tat er sich gütlich und kam spät nach Hause; machte auch dem Wolf eine umständliche Schilderung des Taufschmauses, so daß diesem die Zähne wässerten, und antwortete auf die Frage: »Wat hett dat Kind för'n Nam' krägen?« – mit großer Ruhe: »Hutof.« – »Hutof? Hutof?« brummelte der Wolf, »dat mag de Olle weten, so 'n Nam' heff 'k mien Läfdags nich hört.« – Nicht lange hernach »wat 't dat olle Spill wär in 'e Sack« und diesmal war die Taufe bei dem Vetter »blaue Marder«. Hier erhielt das Kind den Namen »Halfut«. Der Wolf war kaum noch am Leben. Schon am nächsten Tage eilte der Fuchs, den Rest zu fressen, und meldete dem Wolfe als Taufname des jüngsten Erdenbürgers: »Schrabbupbaam«. – Dann waren die Festtage zu Ende. Mit Ruhe sah der Fuchs dem kommenden Auftritt entgegen. Gleichgültig hörte er den Wolf von der aufs höchste gestiegenen Not reden, nicht ohne herbe Vorwürfe ließ er es endlich zu, daß die Vorratskammer geöffnet wurde. – Der Wolf stürzte sich mit Gier auf den Fettopf, – er war leer, nur noch Spuren des Inhalts wiesen auf die gefüllte Vergangenheit zurück. »Well hett dat daan?« begann der Wolf zu toben, »dat hett de Minsk nich daan, de harr uns ook de Pott nich staan laten! Dat hett ook gien gode Fründ daan, de harr uns d'r wat in laten! Dat hett nümms daan, as een, de 't weten dee!« – »Nu denn, Ohm!« sagte Renke, »denn is de Pott ook 'n Andenken.« – »Dat hest Du daan«, eiferte der zornige Wolf weiter, »un ick bigah 'n Unglück, wenn Du nich leejst; Du hest 't daan, un de dree Kinner Hutof, Halfut un Schrabbupbaam schölen hier woll to Döpe hollen wäsen.« – »Wenn ich nicht Deinen Hunger mit in Anschlag brächte, würde ich Deine sinnlosen Vorwürfe gebührend widerlegen«, sagte Renke, »doch jetzt behaupte ich ihnen gegenüber, daß Du der Freßwanst bist; Du hast mich um das Fett betrogen, Du hast heimlich den Topf geleert.« – Der Wolf erstaunte ob dieser Anschuldigung, doch der Fuchs ließ ihn nicht zu sich selbst kommen und redete, höhnte, schimpfte in flutender Weise auf den Ohm Nimmersatt, so daß dieser, ohnehin schon mürbe und sinnenlahm, um des lieben Friedens willen stille schwieg. Doch das war nicht das einzige, was der Fuchs zu erreichen strebte. Er wollte, daß der Wolf sich für den schuldigen Teil erklären solle. »Um den Schuldigen zu entdecken«, begann der Fuchs wieder, »oder vielmehr, um meine Unschuld glänzend darzutun, mache ich den Vorschlag: wir gehen jetzt nach Hause. Dort zünden wir ein großes Feuer an, setzen uns ganz nahe an dasselbe, daß uns die Hitze zu durchdringen vermag, und wem dann das flüssig gewordene Gänseschmalz zum Hintern heraus bratet, der ist unbedingt der Schuldige.« Der Wolf ließ auch dies über sich ergehen und folgte dem Voranschreitenden langsam nach. Dieser zündete ein loderndes Feuer an und beide setzten sich nieder. Die Wärme indessen bewirkte, daß der Wolf alsbald in Schlaf geriet. Das hatte der Fuchs beabsichtigt und erwartet, ging zum Schmalztopf, kratzte die Fettreste zusammen, schmierte sie dem Schlafenden unter den Schwanz und jubelte innerlich des gewonnenen Sieges. Als endlich der Wolf erwachte, die gegenseitige Besichtigung beantragte, dieselbe erfolgte und er nun den Kürzern zog, meinte er: »Wenn 't anners west harr, harr 't 'n Wunner west! Up 'n anner Mal schall ick mi gien Fettpott för d' Winter sparen!«

IV.

Einmal fällt der Wolf in eine Wolfsgrube hinein und sitzt gefangen. Er tobt hin und her, und zieht der Lärm einen alten Mann herbei: »Habt Erbarmen mit mir«, jammert der Gefangene, »und setzt mich in Freiheit, ich will's Euch lohnen.« – »Nur mit Deinem Pelze kannst Du lohnen«, versetzt der Alte. – »O nein!« berichtigt der Wolf, »selbst Könige und Fürsten lohnen nicht höher, als ich Euch lohnen werde«, und fleht noch mehr, denn zuvor. Dies klingt dem Alten in die Ohren und er hilft dem Wolf. Dieser, als er oben ist, springt mit einem Satz auf den Alten, ihn zu würgen. »Halt!« ruft der Alte, »ist das der Lohn?« – »Ja natürlich!« versetzt der Wolf, »Undank ist der Welt Lohn.« – Der Alte will dies nicht zugeben und sagt: »Das Urteil kann nicht so ohne weiteres gesprochen und vollzogen werden, da Du und ich beide gegnerische Parteien sind«, und bringt das erste ihnen begegnende Tier als Richter in Vorschlag. Der Wolf geht darauf ein, und sie setzen gemeinsam ihren Weg fort, auf welchem ihnen ein altes abgelebtes Roß (Harse; »krackige Harse« sagte ein Erzähler) begegnet, dem sie den Streitfall zum Urteil vorlegen. »Der Wolf ist im Recht«, sagt das Pferd; »denn Undank ist der Welt Lohn. Ich habe mit verdoppelter Kraft die schwere Sommerarbeit leisten müssen, bin dabei alt und schwach geworden, und nun ich nicht mehr zum Vollen arbeiten kann, bekomme ich nicht einmal das Winterfutter mehr und kann sehen, wie ich durchkomme, bis mich Hunger und Elend töten werden.« – »Da sieh!« sagt der Wolf zum Alten: »jetzt müßt Ihr heran.« – Doch der Geängstete protestiert und ruft noch ein Tier zum Richter auf. Nochmals willigt der Wolf ein und sie gehen weiter. Da begegnet ihnen der Fuchs. Auch diesem trägt man die Sache vor, und der Wolf fragt: ob es nicht richtig geurteilt sei, daß er seinen Retter fressen müsse? – »Hm!« sagt der Fuchs, der den Alten kennt und von ihm noch manche Henne zu ergattern hofft: »Da muß ich aber erst sehen, wo Du denn gesessen hast.« – Mitsammen wandern sie zur Grube und der Alte sagt: »Hier ist das Loch.« – »Nun zeige mir aber auch, wie Du eigentlich drin saßest«, spricht der Fuchs zum Wolfe. Dieser springt jetzt hinein und der Alte muß die Bohlen genau so auf die Falle legen, wie sie lagen, als er den Wolf zuerst drin antraf. »Saß er so drin?« fragt der Fuchs jetzt den Alten. »Ja, ja!« sagt dieser, »so saß er drin.« – »Gut!« spricht der Fuchs in ernstem Richtertone, »dann laß ihn so sitzen!«

V.
Wo de Voss de Wulf in d' Pütt kriggt.

Zuerst abgedruckt in Dunkmann's: Ostfriesischer Volksbote für 1886. Von W. J. Willms.

Süggst Du de Voss spazeeren?
      Wo söötjes he dar geit.
He loppt to mimereeren,
De Weltloop to studeeren
      Un snackt, as he dann deit,
      So in sien Enigheit:

»De Welt is as een Wippwapp,
      't gelt alles up un daal;
Vandage wat mit d' Ribblapp,
Un morgen eet wi Schnippschnapp;
      Vandage sünd wi kahl
      Un mörgen wer rijaal.«

Wat steit de Voss so lurig
      Un kickt de Pütte an?
De Pütte, dat is schnurig
Un ook vor Reink-Ohm kurig:
      An elke Siet darvan
      Dar hangt een Emmer an.

De Voss lett sück verföhren,
      Bloot ut Neesgierigheit,
Dat Dings ins to probeeren,
Vellicht um noch to lehren.
      Süh, wo he in de Emmer geit,
      Wo stolt he mit na unnern dreit!

»De Welt is as een Bumbam,
      Dat Tau hangt in de Lücht.
Woll mennigeen quam up Damm,
Woll mennigeen der of quam.
      Nu fahr ick in de Leegt,
      Gliek geit't wer in de Höcht.«

Wat geit dat moj herunner,
      Dat is een wahre Lüst.
Man nu! – o weh, o Wunner!
De Emmer de blifft unner;
      De Voss, de sitt up't Nüst
      Un hett nu gode Rüst.

De Voss fangt an to trillen,
      Dar unner is't man kolt.
He schudelt sück de Billen
Woll nich alleen ut Grillen.
      He ward benaut un lollt,
      As satt he deep in't Holt.

Wel kummt dar aver d' Acker?
      Paß up! Is dat de Bur?
Nee, 't is de Wulf, de Racker,
De kummt dar van de Backer.
      De Lehrjung stunn up d' Lur
      Un gaff hum een mit d' Schlur.

»Dar unner is't woll tüchtig?«
      Seggt he un kickt in d' Pütt.
»Du büst doch anners flüchtig,
Wat stennst Du nu so düchtig?
      Segg an, wat dat bidütt,
      Dat ick Di finn in d' Pütt?«

De Voss, dat is een Quantje,
      De Wulf, de is man dumm.
»Kumm«, denkt de Voss, »Dat Mantje
Kriggt ook noch 'n Schlick van't Schmantje.
      Vellicht kam ick dör hum
      Um de Gefahr herum.«

»Du willt mi woll bidunnern
      Un meenst, ick weer een Geck.
Man ja! Du wullt di wunnern,
Wenn Du hier quamst na unnern:
      De Aal, so fett as Speck,
      Kruppt mi man so in d' Beck!« –

»Wat Du dar seggst?! hör Vedder,
      Kumm, help mi ook hendaal.
Wies mi man gau de Ledder,
Ick kam all' – Dunnerwedder!
      Sück dicke, fette Aal,
      Dat is een Herrenmahl!«

»Nu holl man up to daven«,
      So seggt de Voss, de Quant,
»Dar hangt 'n Emmer baven,
De brengt Di hier in d' Hafen,
      Man 'k raad Di, bruuk Verstand
      Un fall nich aver d' Rand.«

De Wulf leit sück verföhren,
      Bloot van sien Roppergheit,
Dat Dings gau to probeeren,
Um na de Aal to spören.
      Wo stolt he in de Emmer steit!
      Wo gau he d'rmit na unnern dreit!

Dar unner kummt Biwegen,
      Of dat wol Aal bidütt?
De Voss kummt hum integen
Un geit na baven flegen;
      Un as de Wulf in't Water schütt,
      Do is de Voss all langst ut d' Pütt.

De Wulf fangt an to wüten
      Un baast un davt so luut,
As wull he d' Welt terrieten
Un heel in Plöttjes smieten.
      De Voss, de treckt de Snuut
      Un lacht hum düchtig ut:

»De Welt is as een Wippwapp,
      't geit alles up un daal;
Gliek kriggst Du wat mit d' Ribblapp,
Un mörgen hest wer Schnippschnapp;
      Vandage bist Du kahl,
      Un mörgen wer rijaal.

»De Welt is as 'n Bumbam,
      Dat Tau hangt in de Lücht;
De even noch haast umquamm,
Steit nu wer baven up Damm:
      As Du fohrst in de Leegt,
      Do fohr ick in de Höcht.«

VI. Sprüchwörter vom Fuchs.

  1. De hett lange genog in 'n Rook hang'n, sä de Foss, un beet de Koh den Steert af. (Harlingerland und Wangerland.)
  2. Dat doch de langen Steert' so ut 'e Mode kamen sünd! sä de Foss, do weer em sien in'e Fall besitten blewen. (Harlingerland und Wangerland.)
  3. Wo 't nu wol buten utsütt! sä de Foss, do schurd'e sick achtern 'n Bähnthalm. (Harlingerl. und Wangerland.)
  4. De Foss broot, – bei dichtem, weißem Nebel. (Uplengen und Östringen.)
  5. He luurt as 'n Pinksterfoss.
  6. Dat weer man 'n Overgank, sä de Foss, as hüm 't Fell over d' Ohren trucken was. (Krumhörn und Reiderland. – Var.: Dat is man 'n Afergang, sä de Foss, do trucken se hum de Hut afer d' Ohren.)
  7. De Foss weet mehr as een Gatt (Lock).
  8. He gluumt van unnern up, as 'n Hönerdeef.
  9. Entelk moot de Foss to't Lock herut. (Ähnlich: D'r löppt gien Hund söven Jahr düll.)
  10. Na Lechtm's traut de Foss dat Ihs nich mehr. (Bauern-Witterungsregel.)
  11. Schul! Schul! harr de Foss seggt, harr achtern Benthalm seeten. (Moormerland.)
  12. 't is man min Spaas wäsen, see de Foss, do harr he 'n Blatt vör 'n Appel ankeken. (Jever.)
  13. Wenn keen kummt, will 'k ook keen, see de Foss un schloog mit 'n Steert an 'n Behrboom. (Harlingerland und Jever.)
  14. Se is mi to krumm, see de Foss, do hunk de Wurst an 'n Balken. (Broekmerland, auch Harlingerland.)
  15. Nix vör ungood, see de Foss un beet de Goos den Kopp af. (Harlingerland und Jever.)
  16. Dat sünd alles man Redensarten, see de Foss, de Bur ward mi nich to 'n Goosherder maken. (Daselbst.)
  17. Snacken deist Du good, awer naher büst Du doch een Schelm, see de Foss to 'n Buren. (Daselbst.)
  18. De Been (Beeren, Var.: Wiendrufen) sünt sur, sä de Foss, do hungen se hum to hoch. (Broekmerland.)
  19. De Welt is rund (Var.: De Welt dreit sück in't Runde), sä de Foss, do satt he up 'n Rullfoorsteert. (Daselbst.)
  20. Man mutt de Bur neet wies maken, dat de Foss Eier leggt. (Krummhörn und Emsland.) – (Simrock hat dafür: Man muß nicht einem Jeden sagen, wo der Fuchs Eier legt.)
  21. D'r is alltied Mester över Mester. (Simrock: Es findet oft ein großer Fuchs noch einen größern im Hohl.)
  22. Wat de Welt doch up un daal geit, sä de Foss, do satt he up 'n Püttswengel (Norderland. Var.: Soodswengel – in Harlingerland und Wangerland.)
  23. Renke, wenn 'k wenke, denn pluder mi de Goos; Renke, wenn 'k wenke, denn laat mi hüm los. (Redensart zur Verhöhnung willkürlicher Machtgebote.)
  24. De Foss stellt (stiehlt) neet in d' Naberskupp.
  25. War Rook is, is ook Für, sä de Foss un scheet up't Ihs. (Var.: – Für, harr de Jung seggt, as he 'n frisken Peerkötel upnemen schull.)
  26. Dat ruckt hier na Minsken, sä de Foss, as he in't Kackhüsje raakt was.
  27. Ick fleit di wat, sä de Foss, stook den Stärt tüsken de Beene un kneep ut.

Die unter Nr. 1, 2, 3, 6, 11-19, 22, 25-27 sind sogen. apologische Sprichwörter, welche größtenteils mit Erzählungen in Verbindung stehen und in diesen die Pointe bilden; andererseits in Anwendung auf hierher passende menschliche Verhältnisse kommen. In ihnen gerade enthüllt sich des Volkes tägliches Leben und Treiben, sein Denken und Necken, sein Humor und seine unvergängliche Eulenspiegelei, so frisch, so originell und freilich auch oft so derb, wie es anderswo nicht leicht zu finden sein dürfte. Wir bitten Freunde des Volkstums, uns in Sammlung dieser Volksweisheit unterstützen zu wollen und zugleich den Ort der Habhaftwerdung uns mehr, als bisher geschehen, dabei anzugeben. – Fr. Sundermann.


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