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Einleitung.
Sueton und seine Schriften.

I.
Lebensumstände.

Wir wissen sehr wenig von Suetons Leben, aber selbst das Wenige reicht hin, um das Bild des Mannes erklärend zu vervollständigen, wie es uns aus seinen erhaltenen Schriften und namentlich aus der bedeutendsten derselben, aus diesen zwölf Kaiserbiographien entgegentritt.

In der brudermörderischen Schlacht bei Bedriacum, infolge deren Kaiser Otho nach einer Regierung von drei Monaten Thron und Leben verlor (16. April 69 n. Chr.), focht in dem römischen Heere, das sich für den blasierten kaiserlichen Feigling so heldenmütig schlug und für ihn, der die Schlacht nicht einmal mitgekämpft hatte, sogar noch weiter zu fechten bereit war, auch ein Offizier mit Namen Suetonius Lenis, Tribun bei der dreizehnten Legion, die unter ihrem Legaten Vedius Aquila dem Otho gegen Vitellius aus Pannonien zu Hilfe gezogen war. Dieser Suetonius Lenis, einer von den Legionstribunen, die »Engstreifige« ( angusticlavii) hießen, weil sie, im Gegensätze zu den Tribunen aristokratisch-senatorischer Abkunft, die im breiten Purpurstreif ( latus clavus) einherstolzierten, nur eine schmale Purpurborte als Auszeichnung trugen, war der Vater unseres Schriftstellers, welche? letztere uns diese Notiz selbst aufbewahrt hat. Vgl. Leben Othos, Kap. 10. Suetonius Lenis war ein Mann plebejischer Abkunft, und die Männer dieses Namens, die wir aus der Zeit von Nero bis Hadrian kennen: wie der Finanzverwalter der kleinen Stadt Cäre, Gajus Suetonius Claudianus, und ein Subalternoffizier unter Kaiser Antoninus, erscheinen gleichfalls als Leute geringen Standes und bescheidener bürgerlicher Stellung. Nur einer macht davon eine Ausnahme. Es ist der berühmte Feldherr und Konsular Gajus Suetonius Paullinus, der, aus Pisaurum gebürtig, schon unter Kaiser Claudius das römische Heer in Afrika befehligte und dort als der erste römische Feldherr bis zum Nigerflusse vordrang, dann unter Nero in Britannien mit Glück kommandierte und endlich nach der Schlacht von Bedriacum, wo er gleichfalls für Otho gefochten hatte, das Ende eines ruhmvollen Lebens durch Selbsterniedrigung entehrte. Man hat diesen berühmten Feldherrn früher irrtümlich für den Vater unseres Schriftstellers gehalten; – aber es ist mehr als fraglich, ob er überhaupt auch nur ein Verwandter der Familie war, der Suetonius Lenis, der Vater des Kaiserbiographen, angehörte.

Der Legionstribun scheint ein Mann gewesen zu sein, der von der Pike auf gedient hatte. Er war ein treuer Anhänger Kaiser Othos, war Augenzeuge von dessen letzten Lebensstunden, und ihm verdankt Sueton die genauen Einzelheiten über diese, ja sogar die wörtliche Mitteilung jenes Aufrufs, mit dem Otho die Ausführung seines Selbstmords um einige Stunden verschob. Leben Othos, Kap. 10 und 11. Er war so glücklich, dem grausamen Vitellius zu entgehen, der unter den Anhängern Othos und zumal unter den Offizieren von dessen Heere ein blutiges Strafgericht hielt. Die Legion, bei der er stand, fiel deshalb auch später sofort dem Vespasian zu, als sich der Aufstand gegen den Schlemmer Vitellius erhob, und focht für den ersteren in der Schlacht bei Cremona. Ob aber Suetons Vater an dieser Schlacht noch teilgenommen hat, ist nicht bekannt und nicht wahrscheinlich, da es der Sohn sonst wohl erwähnt haben würde.

Dieser, mit vollem Namen Gajus Suetonius Tranquillus geheißen, war vielleicht noch nicht geboren, als sein Vater in der Schlacht bei Bedriacum stritt. Es existiert nämlich keine Angabe seines Geburtsjahres, aber wir sind berechtigt anzunehmen, daß es in die ersten Regierungsjahre Vespasians, etwa auf das Jahr 69 oder 70 unserer Zeitrechnung, jedenfalls nicht viel früher fällt. Er selbst erzählt uns, daß er »ein junger Mensch« ( adolescens) war, als zwanzig Jahre nach Neros Tode jener falsche Nero auftrat, dessen Auslieferung von den Parthern Domitian nur mit Mühe erlangte. Nero, Kap. 57. Das geschah im Jahre 88 n. Chr. Nun schwankt zwar der Begriff eines »jungen Menschen«, eines adolescens, bei den Römern auf eine merkwürdige Weise; denn wir finden diese Bezeichnung bei den alten Schriftstellern gleichmäßig auf das Lebensalter vom siebzehnten bis zum vierzigsten Jahre angewendet. Da aber Sueton an einer andern Stelle von einer Tatsache, die in die letzte und schlimmste Periode von Domitians Regierung gehört, die Bezeichnung braucht, daß er als ein »ganz junger Mensch« ( adolescentulus) Augenzeuge davon gewesen sei Domitian, Kap. 12., so ist es erlaubt, anzunehmen, daß er im Jahre 88 höchstens ein Zwanzigjähriger gewesen sein wird.

So fiel seine Knabenzeit in die glückliche Periode der beiden ersten Kaiser des neuen Regentenhauses der Flavier, dessen Erhebung auf den Thron er später mit den Worten preisen durfte Vespasian, Kap. 1.: »sie sei trotz der Tyrannei Domitians ein Glück für das Römische Reich gewesen«. Seine Jünglingsjahre verlebte er unter Domitian, der anfangs ebensowenig das Ungeheuer von Grausamkeit und Habsucht war, dessen Ermordung später der Senat und alle Gebildeten und Vornehmen bejubelten, und seine Mannesjahre bis zum späten Alter genossen das Glück, das nach seinem eigenen Ausdrucke »eine Reihe edler, uneigennütziger und gerechter Regenten, Nerva, Trajan und Hadrian, dem Römischen Reiche schenkten«. Domitian, Kap. 23. Vespasian hatte, neben der Sorge für die finanzielle, militärische und administrative Hebung des zerrütteten Staates, auch für die Pflege der Wissenschaften und Künste viel getan. Er zuerst hatte eine Art Universität zu Rom durch Anstellung vom Staate besoldeter Lehrer der Rhetorik und der Wissenschaften gegründet (Vespasian, Kap. 18), ein Umstand, der ohne Zweifel auch dem jungen Sueton zugute kam, der, wie es scheint, von Jugend auf in Rom lebte Seine Familie wird gleichfalls dort ansässig gewesen sein; ja, sie scheint sogar, wenn auch in untergeordneten Verhältnissen, vielleicht in irgendeinem kleinen Dienste am Hofe beschäftigt gewesen zu sein. Denn Sueton erzählt (Caligula, Kap. 19) daß er als Knabe von seinem Großvater etwas über Caligula erzählen hörte, das jener »aus den intimeren Hofkreisen« erfahren hatte. und da seine Bildung erhielt.

So finden wir ihn unter der zwanzigjährigen Regierung Trajans, der im Jahre 98 den Thron bestieg, als einen bescheidenen und geachteten Gelehrten in dem literarischen Freundes- und Bekanntenkreise des jüngeren Plinius, der um einige Jahre älter als Sueton und ihm zugleich an Rang, Stellung und Einfluß weit überlegen war. Dieser Plinius, dem wir fast alles verdanken, was wir Persönliches über Sueton wissen, erscheint in seinen bekannten Briefen an seine Freunde als eine Art »Vater Gleim« der damaligen schriftstellerisch produzierenden Welt. Der vielseitig gebildete, reiche, vornehme, bei dem Kaiser hochangesehene Mann, der das Konsulat bekleidet und Provinzen regiert hatte, war zugleich ein leidenschaftlicher Freund und Förderer aller möglichen literarischen Bestrebungen. An der Seite seiner viel jüngeren Frau, der überaus liebenswürdigen Calpurnia, die selbst an der Literatur den lebendigsten Anteil nahm, – ein Anteil, der namentlich ihrem Manne zugute kam, für dessen Produktionen in Poesie und Prosa sie eine schwärmerische Verehrung hegte, – war sein Haus der Mittelpunkt aller damaligen Schriftsteller, Dichter und Schöngeister, die nicht nur in literarischen Dingen, sondern auch, wenn es not tat, in ihren persönlichen Verhältnissen, durch Geldunterstützung oder durch Empfehlungen beim Kaiser, von seiten des freigebigen, wohlwollenden und einflußreichen Mannes mannigfache Förderung erhielten.

Zu den letzteren gehörte nun auch unser Suetonius Tranquillus, der sich jenem Kreise, in dem ein Tacitus, neben Martial, Silius Italicus und anderen die hervorragendste Größe bildete, ebensosehr durch die Bescheidenheit und Liebenswürdigkeit seines Charakters als durch höchst umfassende und gründliche historisch-antiquarische und literaturgeschichtliche Studien empfohlen hatte. Unter Plinius Briefen, die für die Kenntnis des literarischen Lebens jener Zeit eine Hauptquelle bilden, sind mehrere auch an Sueton gerichtet, während wir in anderen interessante Bemerkungen und Urteile über den sittlichen und literarischen Charakter sowie über persönliche Eigenheiten des Mannes finden. Zugleich beweisen diese Briefe, mit welcher liebenswürdigen Sorgfalt sich der Briefsteller des ebenso unpraktischen als gelehrten Sueton annahm. So schreibt Plinius einmal an einen Freund wegen eines kleinen Grundstücks nahe bei Rom, das Sueton zu kaufen beabsichtigte, und bittet ihn, den Unterhändler bei diesem Geschäft zu machen und dafür zu sorgen, daß jener dies nicht zu teuer kaufe. Plinius, Briefe I, 24. Sueton wird in diesem Briefe als Hausfreund und engerer Genosse ( contubernalis) von Plinius literarischem Kreise bezeichnet und folgende Charakteristik von ihm gegeben: »Bei diesem Gründstückchen ist vieles, was den Geschmack meines guten Suetonius anlockt: die Nähe der Stadt, der bequeme Weg, die Einfachheit der Landhauses, der geringe Umfang des Ackerguts, dessen Bewirtschaftung mehr eine Erholung als eine von Studien wesentlich abziehende Beschäftigung gewährt. Auch ist ferner für diese Herren Stubengelehrten, wie er einer ist, ein Stückchen Erde überflüssig ausreichend, wo sie eben nur ihren Kopf erleichtern, ihre Augen erfrischen, durchs Feld schlendern und immer und immer wieder denselben Fußpfad abwandeln, all ihre Weinstöckchen einzeln kennen und ihre Bäumchen zählen können. Ich schreibe Dir diese Dinge so ausführlich, damit Du siehst, wie sehr er es mir und ich es Dir danken würde, wenn Du die Freundlichkeit hättest, ihm das Gütchen, das alle diese erwünschten Eigenschaften besitzt, für einen mäßigen Preis, so daß er das Geschäft nicht zu bereuen hätte, zu erwerben.«

Aus einem andern Briefe, der der Zeit nach früher geschrieben scheint, ersehen wir, daß Sueton seine Laufbahn als Rechtsanwalt und Redner bei öffentlichen Prozessen begonnen haben muß. Auch dieser Brief ist interessant für die Charakteristik unseres Schriftstellers; denn wir sehen aus ihm, daß Sueton, der mit so großer Gewissenhaftigkeit alle möglichen Wunderzeichen, Träume und Vorbedeutungen in seinen Kaiserbiographien aufzählt, auch für sich selbst im Leben überaus abergläubisch war. Sueton hatte nämlich an Plinius die schriftliche Bitte gerichtet, seinen Einfluß dahin anzuwenden, daß ein gerichtliches Plaidoyer, das er zu halten hatte, auf einen andern Tag verschoben werde, weil er einen unheilverkündenden Traum gehabt habe. Der aufgeklärtere Plinius tadelt ihn zwar um seiner abergläubischen Furcht willen und verweist ihn auf sein eigenes Beispiel, erbietet sich jedoch am Schlusse des Briefes, wenn jener durchaus auf seinem Willen bestehe, »eine Wendung ausfindig zu machen«, die ihm Aufschub verschaffe. Plinius, Briefe I, 18. Wichtiger war ein anderer Dienst, den der unermüdliche Plinius, dieses Muster eines Freundes seiner Freunde, dem unbemittelten, ja nach römischen Begriffen fast dürftigen Gelehrten leistete. Er erwirkte ihm nämlich durch direkte Verwendung beim Kaiser Trajan das sogenannte »Recht der drei Kinder« ( jus trium liberorum), womit nicht geringe Vorteile und Vergünstigungen, namentlich auch privatrechtlicher Art, z. B. für Annahme von Erbschaften, verbunden waren. Vgl. Paulys Realenzyklopädie, Bd. IV, S. 659 ff. und 980. Auch dieser Brief ist so wichtig für die Charakteristik Suetons, daß er hier eine Stelle finden mag. Er datiert aus den Jahren 103-104 n. Chr., während deren Plinius als Prokonsul die Provinzen Bithynien und Pontus verwaltete, und lautet wie folgt: »Ich habe, gnädigster Herr, den Suetonius Tranquillus, einen überaus rechtschaffenen, verständigen und gelehrten Mann, nach langjähriger Beobachtung seines Charakters und seiner Studien in meinen näheren Umgangskreis ausgenommen und ihn infolgedessen um so mehr schätzen gelernt, je näher ich ihn kennen lernte. Für diesen Mann ist »das Recht der drei Kinder« aus zwei Gründen eine Notwendigkeit. Einmal nämlich befindet er sich in dem Falle, Freunde zu haben, die ihn gern testamentarisch bedenken möchten Was ihm nichts half, da seine Ehe kinderlos war und er also ohne kaiserliche Begünstigung solche Erbschaften gesetzlich nicht antreten konnte. und zweitens ist seine Ehe bisher leider kinderlos gewesen; und so ist er daraus angewiesen, von Deiner Gnade durch meine Vermittelung das zu erlangen, was ihm sein widriges Geschick versagt hat. Ich weiß, gnädiger Herr, daß ich eine große Gnade erbitte. Aber ich erbitte sie von Dir, der mir fortdauernd Beweise seiner reichen Nachsicht mit allen meinen Wünschen gewährt. Wieviel mir diesmal an der Erfüllung meiner Bitte liegt, kannst Du auch daraus abnehmen, daß ich dieses Gesuch aus der Ferne an Dich richte, was ich, wenn die Sache mich in geringerem Grade interessierte, nicht tun würde.« Der Kaiser willfahrte dem Gesuche in einem noch vorhandenen Antwortschreiben, und Sueton sah dadurch seine äußere Lage und Stellung wesentlich verbessert. Auch die Stelle eines Militärtribunen verschaffte ihm derselbe unermüdliche Freund durch Verwendung bei Neratius Marcellus, irgendeinem der römischen Militärgouverneure; und als Sueton, dem sein Vorsatz, in den Militärdienst zu treten, wieder leid geworden sein mochte, diese Stelle auf seinen Verwandten Silvanus zu übertragen wünschte, willfahrte ihm Plinius auch hierin mit großer Bereitwilligkeit. Plinius, Briefe I, 8.

So lebte denn Sueton, geteilt zwischen seinem Berufe als gerichtlicher Redner und seinen gelehrten Studien, das stille, fleißige Leben eines Stubengelehrten, eines sogenannten »Grammatikers«, d. h. wie wir sagen würden, eines gelehrten Literaten, der über seinen Büchern und seinen historisch-archäologischen Studien mannigfaltigster Art jeden Gedanken an eine öffentliche Laufbahn als Soldat und Staatsbeamter vergaß. Wir sahen, wie Plinius die Lebensweise des braven » dominus scholasticus«, des stubengelehrten Pedanten, mit leiser, gutmütiger Ironie zeichnet, er, der doch selbst ein Stück von solchem pedantischen Stubengelehrten war. Sueton aber übertraf ihn darin offenbar noch bei weitem. Er besaß zugleich, was in damaliger Zeit eine Seltenheit war, wenig oder gar keine Eitelkeit, als Schriftsteller öffentlich aufzutreten, und wir finden, daß Plinius, der in gewohnter Weise von seinem Schützling und dessen literarischen Arbeiten zum voraus viel Redens gemacht hatte, zuletzt in dem Falle war, dem letzteren ernstlich vorzustellen, daß es endlich an der Zeit sei, durch Herausgabe eines und des andern Werks die rühmenden Verheißungen seines Freundes und Gönners zu bewahrheiten. »Mache endlich«, so schreibt er an ihn Plinius, Briefe V, 11., »die Verheißungen wahr, die ich in meinen »Hendekasyllaben Ebenda IV, 14; VII, 4. Diese »Hendekasyllaben« waren Gedichte heiteren und ernsten, auch literarischen Inhalts. gegeben habe, in denen ich mich dafür verbürgte, daß unsere gemeinsamen Freunde Deine Schriften bald empfangen würden. Man spricht täglich von ihnen, ja man fordert sie lebhaft, und Du läufst wirklich Gefahr, daß man Dich zuletzt gerichtlich belangt. Ich bin doch auch im Herausgeben von Schriften ein Zögerer, aber Du hast denn doch durch Dein Aufschieben über mein Zögern und Zaudern den Sieg davongetragen. Mache also jetzt damit ein Ende, sonst nimm Dich in acht, daß nicht eben jene verheißenen Schriftwerke, deren Herausgabe Dir meine Hendekasyllaben mit ihren Freundlichkeiten nicht abzuschmeicheln vermögen, Dir durch Spottverse abgenötigt werden. Dein Werk ist abgeschlossen und vollkommen ausgearbeitet; es kann durch die Feile jetzt nicht mehr gewinnen, sondern nur noch verlieren. Gönne mir also das Vergnügen, den Titel Deines Buches bei den Buchhändlern aushängen zu sehen; gönne mir die Freude zu hören, daß die Bände meines lieben Tranquillus abgeschrieben, gelesen, verkauft werden!«

Leider hat Plinius nicht an ein achtzehnhundert Jahre später lebendes Publikum gedacht, denn er sagt nicht, was uns zu wissen von so großem Interesse gewesen wäre, um welches Werk oder um welche schriftstellerischen Arbeiten seines Freundes es sich hier handelt. Jedenfalls aber waren es nicht die Kaiserbiographien. Denn diese schrieb Sueton aller Wahrscheinlichkeit nach in viel späterer Zeit, als Plinius bereits gestorben war und dessen Schützling sich unter Hadrian in einer Stellung befand, die ihn weit über die Lage eines bescheidenen Privatgelehrten zu Rang und Einfluß emporgehoben hatte. Trajans Nachfolger, der vielseitig gebildete, mit der Literatur sehr befreundete Kaiser Hadrian Vgl. die vortreffliche Monographie von Ferd. Gregorovius (1851, bz. 1884) über Hadrian und mein Buch Torso (1854), Teil II S. 350; 362 ff., war nämlich aufmerksam geworden auf den grundgelehrten, fast in allen Fächern des Wissens und namentlich in allen historisch-antiquarischen Dingen, auf die bekanntlich auch Hadrian sehr viel Wert legte, überaus bewanderten Schriftsteller, der zugleich durch knappe Klarheit und Einfachheit seines Stils sich auszeichnete und als ein überaus redlicher Charakter allgemeine Achtung genoß. Er berief ihn an seinen Hof und vertraute ihm eine Stelle an, zu der Sueton wie wenige geschickt war: die Stelle eines magister epistolarum, eines Staats- und Kabinettssekretärs, wie wir es nennen mögen. Merkwürdig genug sollte in dieser Stellung der ehrliche dominus scholasticus noch auf seine alten Tage in eine intime Familienintrige des kaiserlichen Hauses verwickelt werden, die mit seiner Entlassung aus dem Amte endete. Der bekannte Geschichtschreiber Spartianus Zu Ende des 3. Jahrhunderts unserer Zeitrechnung., der Biograph des Kaisers Hadrian, erzählt nämlich, daß Hadrian sich bewogen fand, eine große Anzahl seiner ersten Hofbeamten, und unter diesen namentlich den Präfekten der Leibwache Septitius Clarus und den Kabinettssekretär ( magister epistolarum) Suetonius Tranquillus, aus ihren Stellungen zu entfernen, »weil sie sich am Hofe seiner Gemahlin Sabina, ohne seine Autorisation, gewisse Freiheiten genommen hatten, die den Respekt vor der Etikette des kaiserlichen Hauses verletzten«. Septitius Clarus gehörte, wie Suetonius, zu dem näheren Freundeskreise des Plinius, der ihm auch die Sammlung seiner Briefe widmete, von denen mehrere an ihn gerichtet sind, und ihn in anderen als einen »schlicht ehrlichen, geraden, einfach wahren und zuverlässigen Charakter«, also ganz von der Art und dem Charakter des Sueton, schildert Plinius. Briefe I, 1; I, 15; VII, 28; VIII, 1; II, 9. Die Ungnade beider Männer, die deren Entfernung vom Hofe veranlaßte, fällt in das Jahr 121 n. Chr. Geburt. Vgl. Tillemont. Histoire des Empereurs I, II, S. 238. Sie hatte übrigens keine weiteren Folgen, und namentlich scheint unser Sueton, der damals etwa gegen 55 bis 56 Jahre alt war, unangefochten seinen gelehrten Studien weiter gelebt und ein hohes Alter erreicht zu haben. Vgl. Fronto, Briefe an Mark Aurel I, 10. S. 108 der Frankfurter Ausgabe (1816).

In seiner Stellung als Staatssekretär, als der er die Eingaben der fremden Gesandten und deren Beantwortung zu besorgen, bei Appellationen und Anfragen höherer Beamten die Verhandlungen zu protokollieren, die Bescheide darauf anzufertigen und überdies noch die gesamte persönliche Korrespondenz des Kaisers zu leiten hatte, scheint er nun die Materialien zu seinem biographischen Geschichtswerke gesammelt oder doch wesentlich vervollständigt zu haben. Denn daß die Herausgabe dieses Werkes in seine späteste Lebenszeit und jedenfalls erst nach seiner Entfernung aus dem Staatsdienste fällt, wenn sie nicht vielleicht gar erst nach seinem Tode erfolgte, dafür scheinen mir mehrere Umstände zu sprechen. Zunächst die vorsichtig zögernde Bedenklichkeit des Autors, die wir in Bezug auf öffentliches literarisches Hervortreten bereits aus Plinius kennen gelernt haben. Sodann der Inhalt und die Beschaffenheit des Werkes selbst, zu dem er sehr viele Materialien erst in einer Zeit zusammenbringen konnte, wo ihm seine amtliche Stellung und sein nahes Verhältnis zum Kaiser die freieste Benutzung aller Archive und Staatsdokumente, selbst solcher, die zu der geheimsten Geschichte der früheren Regenten gehörten, möglich machten. Es kann sein, daß er die Ausarbeitung schon früher begann; ja, es ist sogar wahrscheinlich, daß er die ersten Abschnitte des Werkes herausgab, während er noch im Amte war, wofür der Umstand angeführt werden kann, daß die der ersten Biographie vorgesetzte, jetzt in den Handschriften nicht mehr vorhandene Widmungseinleitung nach dem Zeugnisse eines späteren Schriftstellers Laurentius Lydus (unter Kaiser Justinian) in seinem Werke » Über die römischen Magistrate« II, 6. an seinen oben genannten Freund Septitius Clarus gerichtet war. Arbeiten wie diese pflegten überhaupt nicht selten in einzelnen Abteilungen ( volumina) nacheinander publiziert zu werden; und so glaube ich, daß wenigstens die beiden ersten Biographien zu einer Zeit herausgegeben worden sind, wo sowohl Sueton als Septitius noch in ihren Ämtern waren. Denn der letztere wurde in der jetzt verlornen Widmungseinleitung als Präfekt der Leibwache bezeichnet, und was unsern Autor selbst betrifft, so zeigt eine Stelle in der Biographie Augusts – der einzigen, in der unser Schriftsteller seiner persönlichen Verhältnisse zum Kaiserhofe gedenkt –, daß Sueton damals noch in sehr freundlichen Beziehungen zu Hadrian stand. Er erzählt dort nämlich Leben Augusts, Kap. 7., daß er so glücklich gewesen sei, ein kleines Erzbild von alter Arbeit, ein Porträtbild des Kaisers Augustus aus dessen Knabenzeit, aufzutreiben, das ihm, dem leidenschaftlichen Antiquar, hauptsächlich wegen einer alten, halbverlöschten Inschrift interessant war, durch die der Beweis geführt wurde, daß Augustus in seiner Jugend wirklich den von vielen bezweifelten Beinamen Thurinus geführt habe. Dies kostbare Altertum verehrte er, wie er weiter erzählt, dem Kaiser zum Geschenk, und er fügt hinzu, »daß dieser« – der bekanntlich ein großer Freund alter Kunstwerke und antiquarischer Seltenheiten war Vgl. Torso, Teil II. S. 380. – »es unter die Schutzgötter seiner Hauskapelle aufgenommen habe, wo es mit ihnen gleiche Verehrung genieße«.

II.
Suetons Schriften.

Ehe wir über Wert und Bedeutung des einzigen vollständig erhaltenen Schriftwerks von Sueton uns aussprechen, müssen wir das im vorigen aus den vereinzelten Notizen gewonnene Charakterbild des Menschen und Schriftstellers durch einen Blick auf seine übrigen, bis auf wenige vielfach entstellte und zerrissene Bruchstücke verloren gegangenen, zahlreichen schriftstellerischen Arbeiten vervollständigen.

Sie zeigen uns alle mehr oder weniger den eigentlichen Grammatiker und Antiquar, den Gelehrten vom Fach, dem es um möglichst ausgebreitetes Wissen von interessanten Einzelheiten, zumal biographischer Art, von charakteristischen Notizen aus der Literaturgeschichte, aus dem sozialen Leben, den Einrichtungen, Sitten und Bräuchen vergangener Zeiten, sowie um Berichtigung von literarischen und antiquarischen Irrtümern und um philologische und historisch-antiquarische Spezialforschungen zu tun ist. Sueton erscheint hier recht eigentlich als ein »küriöser« Autor, wie unsere Vorfahren sich auszudrücken pflegten, und zugleich als ein »kurioser« im Sinne der römischen Bezeichnung, die unter einem scriptor curiosus einen Schriftsteller verstand, der in seinen Forschungen großen Fleiß und Gewissenhaftigkeit, mitunter freilich auch bis zur Pedanterie gesteigert, bewährte und dessen Stärke jedenfalls nicht in der Unterscheidung des Wesentlichen und Unwesentlichen, noch weniger in irgendeinem Streben nach künstlerischer Bewältigung und Gestaltung des Stoffes bestand.

Als Suetons Hauptwerk ist seine Literaturgeschichte in Biographien anzusehen, die den Titel » Von berühmten Männern« führte und aus vier Abteilungen bestand, deren eine die » Grammatiker«, eine andere die » Rhetoriker«, eine dritte die » Redner« und eine vierte die » Dichter« behandelte. Dieses umfassende Werk, das im Altertum großes Ansehn genoß und wahrscheinlich dem Kirchenschriftsteller Hieronymus, der zur Zeit des Kaisers Theodosius sein gleichbetiteltes Werk über berühmte Vorkämpfer des Christentums in der Literatur schrieb, zum Vorbilde diente S. Chr. F. Bähr, Die geistlichen Dichter und Geschichtschreiber Roms, Karlsruhe 1836, S. 117. war, wie man glaubt, noch im fünfzehnten Jahrhundert handschriftlich in Italien vorhanden, wo es durch einen Schriftsteller Sicconius Polentanus, der es benutzt hatte, absichtlich vernichtet worden sein soll.

Dieser Verlust ist um so beklagenswerter, als dadurch für unsere Kenntnis der alten Literaturgeschichte eine unausfüllbare Lücke gerissen ist, die nur zum allergeringsten Teil ergänzt wird durch die verstümmelten und zum größten Teil sogar durch fremde Zutat entstellten Fragmente des Originalwerks, die sich unter dem Titel: » Von berühmten Grammatikern«, » Von ausgezeichneten Rhetoren«, sowie in einigen kurzen Biographien einzelner römischer Dichter, wie des Terenz, Horaz, Persius, Lukan, Juvenal und Plinius, erhalten haben. Diese Biographien, namentlich die des Horaz und Terenz, so verstümmelt sie sind, zeigen doch in Stil, Ton und Manier der Behandlung sowie in gelehrter Quellenforschung ganz den Charakter und die Art des Verfassers der vorliegenden Kaiserbiographien.

Von allen übrigen Schriften Suetons dagegen, deren Titel wir kennen, besitzen wir auch nicht einmal mehr irgendwelche Bruchstücke. Aber die Titel selbst bezeichnen alle ein und dieselbe oben geschilderte Richtung unseres Autors. Da finden wir Schriften » Über die Spiele und Schauvorstellungen der Griechen«; » Über die Schauspiele und über die Knabenspiele bei den Römern«; » Über das römische Jahr«; » Über Rom und seine Bräuche und Sitten«; » Über die Könige«; » Über die Genealogie berühmter römischer Familien«; » Über Tracht und Kleidung«; » Über körperliche Gebrechen«; » Über verschiedene Flüche und unglückbedeutende Ausdrücke und ihren Ursprung« und » Über die Einsetzung der kaiserlichen Hofämter«. So übersetze ich den bei Priscian allein vorkommenden Titel De institutione officiorum, den E. Egger ( Examen critique des historiens anciens de la vie et du règne d'Auguste, Paris 1844, S. 265) nicht zu erklären wagt. Wir finden eine Verteidigung Ciceros und seiner Schrift vom Staate gegen einen gewissen Didymus, eine Schrift über See- und Flußhäfen, und wieder andere über »kritische Zeichen«, deren sich die alten Grammatiker bedient haben, u. dgl. m. Mehrere dieser Sachen mögen vielleicht nur Teile gelehrter Kollektaneen gewesen sein, die von ihm unter dem Titel »Buntes Allerlei« ( De rebus variis) bei einem alten Schriftsteller zitiert worden sind. Aber allen gemeinsam ist doch das Gepräge des sich für alles interessierenden Grammatikers, des Sammlers von Merkwürdigkeiten, des Antiquars und Polyhistors, der minutiöse Spezialuntersuchungen über alles mögliche um ihrer selbst willen liebt.

Und dies Gepräge, das so vollkommen mit den uns anderweitig bekannten Zügen von Suetons Persönlichkeit im Einklang steht, trägt auch das für uns wichtigste seiner Werke, die Sammlung der

III.
Zwölf Kaiserbiographien.

Um dieses Geschichtswerk richtig zu beurteilen, muß man vor allen Dingen den Wert, den es durch seinen außerordentlichen Reichtum an interessanten Notizen zur Geschichte der zwölf ersten Kaiser wie zur Kultur und Sittengeschichte der ganzen römischen Welt für uns hat, unterscheiden von der Schätzung, die es – an und für sich betrachtet – verdient. Der erstere kann, wie wir zeigen werden, nicht hoch genug angeschlagen werden; die letztere dagegen wird nach vielen Seiten hin überaus gering ausfallen müssen. Die Vermischung dieser beiden verschiedenen Standpunkte bei der Beurteilung des Suetonschen Werkes ging aus jener einseitigen Überschätzung des Altertums und der alten Schriftsteller hervor, die diese sozusagen in Bausch und Bogen bewundert und als Muster verehrt wissen wollte. Es ist dies eine Überschätzung, die dem Ansehen des Altertums und seiner Literatur bei allen Unbefangenen vielleicht mehr geschadet hat als alle Angriffe der Nützlichkeitsprediger auf die klassischen Studien. Denn indem man das Mangelhafte, ja Unbedeutende über Gebühr gepriesen und schon durch die Bezeichnung »klassisch« dem anerkannt Vortrefflichen und Bedeutenden gewissermaßen gleichgestellt sah, ward man zuletzt selbst an dem letzteren oder doch wenigstens an dem Urteile derer irre, die hier in letzter Instanz ein zureichendes Urteil haben sollten. Von der Notwendigkeit, jene beiden Standpunkte streng auseinanderzuhalten, liefern nun Suetons Kaiserbiographieen einen augenfälligen Beleg.

Dieser Mann besaß, wie eine genaue Kritik seines Werkes zeigen wird, alle Eigenschaften und Voraussetzungen, welche für eine Arbeit wie die seine unentbehrlich sind: gewissenhafte Genauigkeit und gründlichen Fleiß der Detailforschung und des Quellenstudiums, strenge Wahrheitsliebe und Ehrlichkeit, kühle Unparteilichkeit des Urteils, umfassende Kenntnisse der Literatur und Geschichte, der Sitten und Bräuche, der Verfassung, Gesetzgebung und Religion seines Volkes. Er befand sich ferner in Lebensverhältnissen, die ihm die Benutzung aller, auch der geheimsten Quellen zu seinem Werke möglich machten, und er scheute keine Anstrengung, um sie gründlich für seine Zwecke auszubeuten. Dazu gesellte sich ein wohlgepflegtes Talent für einfachen, klar bezeichnenden Stil und sprachlichen Ausdruck, fern von Schwung und Pathos, aber auch fern von jeder rhetorischen Übertreibung. Allein bei dem allem fehlte ihm eins, was allein erst den Historiker oder, wie hier, den historischen Biographen macht: die Kraft schöpferischer Gestaltung. Und nicht nur dies allein. Er besaß nicht nur keinen Funken des künstlerischen Elementes, wodurch allein erst die obengenannten Eigenschaften und die durch sie gewonnenen Ergebnisse wahrhaft verwertet und zu einem Ganzen verarbeitet werden können, – ihm fehlte auch jedes Bedürfnis und Interesse, ja jeder Begriff eines solchen Ganzen in einem Grade, wie er in der gesamten historischen Literatur des Altertums vielleicht nicht zum zweiten Male vorkommt. Seine Weise der Geschichtschreibung und der historischen Biographie bildet ein Genre für sich; sie ist Original und hat weder Vorgänger, noch, soweit wir sehen können, Nachfolger gehabt. Aber diese Originalität ist die schlimmste Eigenschaft seines Werks. Es ist die Originalität des Anekdotensammlers, des »in sein Museum gebannten« Stubengelehrten, der »vieles weiß und alles wissen möchte«, für dessen eifriges aber pedantisches Interesse das Einzelne alles und das Ganze nichts ist. Sueton wäre ein unschätzbarer literarischer Gehilfe gewesen für einen jener großen römischen Historiker früherer Zeit, für einen Sallust, einen Asinius Pollio, einen Messala Corvinus und andere, die nach einem reichen und bewegten Leben sich der Geschichtschreibung zuwandten. Denn in jenen Zeiten war die Geschichtschreibung noch ein Vorrecht für Männer solchen Schlages, für jene fürstengleichen römischen Aristokraten, die Konsulate bekleidet, Heere geführt und Provinzen, größer als große Königreiche unserer Zeit, fast unumschränkt regiert und verwaltet, kurz, die ein geschichtliches Leben gelebt und historische Taten getan hatten, ehe sie den Griffel in die Hand nahmen, um historische Ereignisse und Charaktere zu schildern. Das gelehrte Material dazu beschafften ihnen zum Teil literarische Hilfsarbeiter, wie es für einen Sallust und Pollio Vgl. Sueton in der Schrift »Von berühmten Grammatikern«, Kap. 10. der gelehrteste Grammatiker jener Zeit, Atejus Capito, genannt der Philologe, tat, der im Laufe eines langen, studienfleißigen Lebens eine Kollektaneensammlung wissenswürdiger Notizen von nicht weniger als achthundert Bänden zusammengearbeitet hatte. Aber daß ein solcher Mann, ein Stubengelehrter ohne eigene geschichtliche Lebenspraxis, ohne Rang und Ansehen, damals selbst als Geschichtschreiber aufgetreten wäre, dazu fehlte viel; und als es zuerst geschah, als der Erzieher des großen Pompejus, ein Mann von reicher Gelehrsamkeit und bedeutendem Talent, aber doch immer nur ein Grammatiker, ein »Stubengelehrter«, der freigelassene Lucius Otacilius Pilitus, sich unterfing, eine historische Biographie des Pompejus und dessen Vaters zu schreiben, da brachte dies fast eine literarische Revolution hervor. S. Cornelius Nepos bei Sueton in der Schrift »Von berühmten Rhetoren«, Kap. 3. Denn damals galt noch für die Geschichtschreibung derselbe Grundsatz, den achtzehnhundert Jahre später Voltaire in den Worten aussprach: » C'est à un homme d'état, à un philosophe, à écrire l'histoire, parce qu'il faut connaître les hommes pour les peindre, et participer au gouvernement, ou avoir des qualités propres à ce gran métier, pour en développer les ressorts.«

Von allem dem ist bei Sueton nichts zu finden. Er war ein Mann von geringer Herkunft und geringem Vermögen, der kein tätiges Leben als Staats- und Kriegsmann geführt, sondern stets in seinen antiquarischen Studien vergraben gesessen hatte; ein stiller, zurückgezogener, etwas weltfremder und pedantischer Gelehrter und als solcher selbst von dem gutherzigen und mit Komplimenten so freigebigen Plinius durchaus nicht mit den ersten literarischen Größen seiner Zeit auf eine Stufe gestellt. Er war eine bescheidene literarische Persönlichkeit zweiten und dritten Ranges jener Zeit, dazu in solchem Grade ohne alle Welt- und Menschenkenntnis, daß es ihm selbst nicht einmal gelang, sich in seiner Stellung an dem Hofe eines Kaisers wie Hadrian zu behaupten, mit dem er doch so manche Berührungspunkte gemeinsamer Neigung besaß. Und dieser Mann unternahm es, die Lebens- und Charakterbilder der wunderbarsten und rätselhaftesten Erscheinungen aufzustellen, die die gesamte Geschichte auszuweisen hat! Er unternahm es, eine Aufgabe zu lösen, für die kaum das Genie eines Tacitus ausreichte! Was Wunder also, wenn die großen psychologischen Rätsel, die hier vorliegen, durch ihn nur noch rätselhafter geworden sind? Und sie sind es in der Tat, trotz des unzähligen Kleinkrams an einzelnen Charakterzügen und pikanten Anekdoten, an Mitteilungen aus dem Bereiche der intimsten Lebensgewohnheiten und Eigenheiten, die wir ihm verdanken; sie sind es durch die von ihm befolgte Methode der Darstellung.

Der wahre historische Biograph läßt den Charakter und die ganze Gestalt der von ihm zu schildernden Persönlichkeit vor unseren Augen entstehen. Er verfolgt ihn von seiner Geburt, ja von seinen Familientraditionen an durch alle Stadien seiner Entwickelung, er zeigt ihn im Zusammenhange mit seiner Zeit, seinen Verhältnissen, seiner Umgebung in den verschiedenen Perioden seines Lebens. Die Darstellung, stetig fortschreitend und überall die ineinanderlaufenden Fäden aufzeigend, getragen von einer festen sittlichen Grundanschauung, gefördert durch die Kraft und Schärfe psychologischer Einsicht und erhoben durch einen sichern Überblick über das Ganze der Zeit, der die zu schildernde Persönlichkeit angehört, gelangt so, selbst bei mäßiger Begabung des Autors, zu dem Hauptziele biographischer Geschichtschreibung: dem Leser die historische Persönlichkeit begreiflich zu machen, sie als Ganzes vor ihn hinzustellen und bei den größten inneren Widersprüchen in dem historischen Charakter jedenfalls die Möglichkeit in ihrem Nebeneinanderbestehen zu erklären. So läßt Suetons Zeitgenosse Plutarch in seinen Biographieen das Bild seiner Helden vor uns entstehen, und es gelingt ihm, uns jeden in seiner Einheit als ein geschlossenes organisches Ganze, als eine in ihrer historischen Persönlichkeit scharf umrissene Gestalt vorzustellen. In dem Brennspiegel seiner Darstellung wird der Strahl jedes einzelnen Zuges zu einem zündenden Fokus versammelt, aus dem das Charakterbild mit der Stärke des Feuerfunkens in die Seele des Lesers dringt. Mag seine Darstellung oft überwiegend panegyrisch gefärbt, sein Urteil unrichtig, mögen seine Biographieen zuweilen historischen Romanen ähnlich sein: aber diese Romane haben ihre richtigen Verhältnisse, ihren natürlichen Fortschritt des Interesses, ihre wahren Peripetieen, ihren Abschluß und ihre sittlichen Grundgedanken. Die Weltgeschichte wird zerstückelt, zerstört, wenn man will; aber die Geschichte der großen Menschen bleibt bestehen; sie hat immer ihr Ensemble, ihren philosophischen Wert. Egger, Examen critique des historiens anciens etc., S. 267.

Wie aber verfährt Sueton? Seine Manier hat nichts gemein mit den biographischen Charakteren geschichtlicher Größen, wie sie sein Zeitgenosse Plutarch geliefert, aber auch nichts mit der großen historischen Darstellungsweise, mit der chronologischen Anordnung, der glänzenden Schilderung, dem rhetorischen Schwunge, den tiefsinnigen Reflexionen, den zusammenfassenden Übersichten, wie wir sie in den unsterblichen Geschichtswerken eines zweiten Zeitgenossen des Sueton, wie wir sie bei Tacitus finden. Unser Antiquar hat sich über die Kaiser, die er schildern will, Kollektaneen angelegt, die ein Dutzend und mehr Rubriken haben: eine für die Geburt und Abstammung, eine andere für die körperliche Beschaffenheit, eine dritte für ihre häuslichen Gewohnheiten, eine vierte für die Ämter, die sie bekleidet haben, und für die Reihenfolge, in der es geschehen ist, eine fünfte für ihre Tugenden, eine sechste für ihre Laster und so ähnlich andere: für ihr Verhalten gegen Freunde, gegen Feinde, gegen Verwandte, gegen Frau und Kinder, für die Studien und Lieblingsbeschäftigungen, die sie getrieben haben, für die Vergnügungen oder Ausschweifungen, denen sie ergeben gewesen sind, und nebenbei auch für die Gesetze und Einrichtungen, die sie begründet, und die Kriege, die sie geführt haben oder führen ließen, nicht zu vergessen das Kapitel von den »Vorzeichen«, »Orakelsprüchen« und »Wunderzeichen«, die ihre Geburt, ihre Throngelangung und schließlich ihren Tod prophezeit und vorbedeutet haben! Den Inhalt nun dieser verschiedenen Rubriken reiht er in buntester Aufeinanderfolge aneinander, ohne allen und jeden chronologischen oder sonstigen Zusammenhang. Er selbst spricht sich mehrmals über seine Methode aus. S. Leben Augusts, Kap. 9 u. 61; Tiber 42; 61; Nero 19. Sein alleiniger Zweck ist äußere Übersichtlichkeit. Sein Leser soll aus einem Kapitel sehen können, wieviel Frauen und Kinder ein Kaiser gehabt oder wieviel Mahlzeiten er täglich zu sich genommen, in einem andern die Kriege aufgezählt finden, die er geführt, in einem dritten die guten Taten, die er getan, in einem andern alle Schandtaten und Laster, die er verübt oder die man ihm nachgesagt hat. Es ist, als hätte er ein Handbuch für Examinanden schreiben wollen, denen ein geistloser Examinator vereinzelte Tatsachen abfragt; so macht er Abteilungen und Unterabteilungen ins unendliche. Er isoliert nicht nur seine Personen von der Welt, inmitten deren sie gelebt haben; nein, er zerbricht und zerstückelt auch die lebendige Einheit in unzählige kleine Teilchen, um sie in seine Fächer einzureihen, und auf ihn paßt, als wenn er dazu gesessen hätte, das Mephistophelische Bild:

»Wer will was Lebendigs erkennen und beschreiben,
Sucht erst den Geist herauszutreiben;
Dann hat er die Teile in seiner Hand,
Fehlt, leider! nur das geistige Band.«

Das geistige Band! Kein Atom davon ist in diesen Suetonschen Biographieen zu finden, und man kann sagen, er hat dafür gesorgt, daß es unherstellbar bleiben wird. Denn er hat sozusagen von jedem Gesamtbilde die Farben mit allen ihren Nuancen sorgfältig verwischt und selbst die Konturen der Zeichnung bis zur Unkenntlichkeit zerstört, um dafür die Namen der Hauptfarben und die Zenti- und Millimeter der Größe und des Umfangs einzelner Glieder uns zu überliefern. Darum ist es auch eine Unmöglichkeit, aus seinen Schnitzeln, die man von allen Ecken her zusammensuchen muß, ein Gesamtbild des von ihm zerstörten Ganzen herzustellen. Denn es fehlt bei ihm so gut wie jeder chronologische Anhalt, und wir tappen selbst über das Vorher und Nachher der Begebenheiten und Taten, der Charakterzüge und Eigenheiten, mit sehr geringen Ausnahmen, in fortwährendem Dunkel. Wir stoßen ferner überall auf Lücken, weil alles, was seinen Helden nicht ganz direkt angeht und sich nicht bequem in eine jener Rubriken unterbringen läßt, für eine biographische Methode wie die Suetonsche so gut wie nicht vorhanden ist. So würde z. B. aus der Biographie Augusts kein Mensch erfahren, daß Mäcenas und Agrippa, deren Namen kaum erwähnt werden, die beiden Schwingen des Augustus für seinen Flug zur Höhe des Weltbeherrschers gewesen sind; und daß ein Horaz, Virgil und Livius unter ihm ihre unsterblichen Werke schufen, würde uns, wenn wir es sonst nicht wüßten, völlig unbekannt geblieben sein. Ferner leuchtet von selbst ein, daß bei einer Methode wie die Suetons neben der Verwirrung und den Lücken des Inhalts auch unaufhörliche Wiederholungen in ermüdender Weise zutage treten müssen, wovon sich jeder Leser bei der flüchtigsten Durchmusterung überzeugen kann.

Nach allen diesen Seiten hin betrachtet sind die Suetonschen Kaiserbiographieen von sehr untergeordnetem Range, ja geradezu von einer Armseligkeit an Geist und Talent, von der wir heutzutage bei irgendwelchem namhaften Schriftsteller kaum einen Begriff haben. Der subalternste Autor unserer Zeit würde sich schämen, dergleichen historische »Biographieen«, z. B. der letzten preußischen und französischen Könige, zu schreiben, und selbst ein Autor wie der Geschichtschreiber der deutschen Höfe, Vehse, steht in bezug auf jene oben erwähnten Mängel trotz seiner zerfahrenen Komposition noch über dem Verfasser der zwölf Kaiserbiographieen, dem er doch in jeder andern Hinsicht so tief untergeordnet ist.

Wenn wir uns so über den objektiven Wert des Suetonschen Werkes verständigt haben, können wir um so bereitwilliger auch die Vorzüge anerkennen, die diesen Kaiserbiographieen für uns eine so außerordentliche Wichtigkeit verleihen.

Es ist wahr, Sueton gibt nur unverarbeitete Einzelheiten und Notizen; aber seine Nachrichten sind Resultate eines Quellenstudiums, wie es vielleicht in der ganzen uns erhaltenen späteren römischen Literatur an Umfang, Sorgfalt und Genauigkeit einzig dasteht. Er hat sich keines von allen den Hilfsmitteln entgehen lassen, die ihm seine Lebensverhältnisse, seine Verbindung mit der ersten literarischen Gesellschaft in Rom, die reichen Schätze der öffentlichen und Privatbibliotheken, die historischen Monumente und Sammlungen aller Art darboten. Die Protokolle der Senatsverhandlungen und Volksversammlungen, die Genealogieen und Stammbäume, wie die Leichenreden der großen Familien, die politischen und biographischen Memoiren, die ganze Literatur bis auf die anonymen Spottgedichte und Flugblätter, die Tageblätter, die zahlreichen Brief- und Anekdotensammlungen, die Archive des Palatiums, sogar die handschriftlichen Hinterlassenschaften der Kaiser, das alles hat er durchforscht und durchstöbert und mit Bienenfleiß für seine Zwecke benutzt. Aber nicht nur die schriftliche, auch die mündliche Tradition hat er auf das emsigste ausgebeutet, zumal für die späteren Kaiser, wo die gleichzeitigen schriftlichen Überlieferungen aus begreiflichen Gründen sich spärlicher vorfanden. Diese mündlichen Überlieferungen beginnen schon bei Tiberius. Für Caligula kann er sich schon auf seinen eigenen Großvater in dieser Hinsicht berufen. Caligula, Kap. 19. Von Nero ab tritt sein Vater als Zeuge vieler Ereignisse ein und für Domitian die eigene Erinnerung seiner Jugend an die schreckliche Zeit dieses Tyrannen. Über den Reichtum an historischen Quellenschriftstellern, die Sueton, wie wir aus ihm selbst ersehen, benutzte, mag man die Schriften von Schweiger und Krause nachlesen. F. A. L. Schweiger, De fontibus atque auctoritate vitarum XII imperatorum Suetonii, Göttingen 1830. – A. Krause, De Suetonii Tranquilli fontibus et auctoritate, Berlin 1831. Aus der letzteren ersieht man, daß die Zahl der Schriftsteller, die er allein für die Lebensabrisse des Cäsar und Augustus als Zeugen aus eigener Lektüre anführt, nicht weniger als achtunddreißig beträgt. Dazu kommen noch überaus zahlreiche Stellen, an denen er seine Quellen, ohne die Namen der Schriftsteller zu nennen, nur mit Ausdrücken wie: »einige melden, – schreiben, – glauben, – erzählen« usf. zitiert. Unter den von ihm mit Namen angeführten historischen Schriftstellern befinden sich fünf, die wir nur durch seine Erwähnung kennen; und wenn wir unter denen, die er nennt, den und jenen Schriftsteller vermissen, so mögen wir getrost annehmen, daß er sie nichtsdestoweniger gelesen und exzerpiert hat. Für die Biographie Cäsars hat Krause a. a. O. S. 27 ff. an zweiundzwanzig Schriftsteller, für das Leben Augusts noch fünfzehn andere namhaft gemacht, von denen es wahrscheinlich sei, daß Sueton sie benutzt habe. Für Tiberius werden die ausdrücklich von ihm angeführten Quellen sehr viel seltener, und die allgemeine Berufung auf »Schriftsteller, die die Sache so oder so berichten, diese oder jene Ansicht hegen,« wird immer häufiger. Der Grund ist einfach. Es war nicht viel von gleichzeitigen Autoren über Tiber Geschriebenes vorhanden. Seine und seiner Nachfolger Regierung war nicht dazu angetan, zur Geschichtschreibung zu ermuntern, die doch immer eine Kritik der kaiserlichen Regierung sein mußte. Gar manches gleichzeitige Geschichtswerk war staatspolizeilich vernichtet worden; anderes an Memoiren, Tagebüchern, Briefen und sonstigen historischen Aufzeichnungen hatte die Furcht der Verfasser selbst oder ihrer Erben unterdrückt und beseitigt. Die Preßprozesse hatten schon unter Augustus gegen das Ende seiner Regierung begonnen, sehr gefährlich zu werden. Man s. Egger a. a. O. S. 67 ff. Unter Tiber wurden sie der Schrecken der Literatur. Die historischen Werke eines Titus Labienus, Cremutius Cordus, Cassius Severus und viele ähnliche sah das römische Volk auf seinem Forum vom Henker in die Flammen werfen; die Verfasser traf das Beil oder ewiges Exil. Durfte doch selbst ein Prinz des kaiserlichen Hauses, der gelehrte spätere Kaiser Claudius, nicht die nächstvergangene Zeitgeschichte nach seiner Überzeugung schreiben und wandte sich der ältesten Geschichte zu, weil man ihn für die neuere unter strenger Zensur hielt. S. Sueton, Claudius, Kap. 41. Auch unter Domitian war Geschichtschreibung ein gefährlich Ding, da selbst verdeckte Anspielungen einem Schriftsteller wie Hermogenes den Hals kosteten. Domitian, Kap. 10-13. Aber wenn auch die Tyrannei die größten Anstrengungen machte, alle gegen sie gerichteten Zeugnisse der Literatur zu unterdrücken und nur den Schmeichlern in Versen und Prosa das Wort zu gestatten, so hat sie dennoch ihr Ziel nicht erreicht. Sie hat nur die Schande und den Abscheu ihres Gedächtnisses noch vermehrt; ja, die großen Meister der Tyrannei, die Tiberius und Caligula, Nero und Domitian, haben recht eigentlich durch ihre Verfolgung der historischen Literatur mit dazu beigetragen, ihre Persönlichkeiten zu den grausigen Zerrbildern zu machen, als die sie bei Sueton und Tacitus dastehen. Ihre eigenen Denkwürdigkeiten und sonstigen Schriften sind verloren, wie fast alle Werke ihrer schmeichelnden Historiographen, von denen Vellejus Paterculus uns einen Begriff geben kann. Erhalten sind fast nur die Schriften der Geschichtschreiber, deren Seele mit Abscheu erfüllt war gegen die Entwürdigung der menschlichen Natur durch die Tyrannei, die sie in der Person jener Herrscher verkörpert erblickten.

Sueton aber war nicht bloß ein fleißiger, er war auch ein kritischer Quellenforscher, der für das, was ihm wichtig schien – oft ist es freilich höchst unwichtig – eine sehr bedachtsame Kritik anzuwenden verstand. Krause hat das in seiner angeführten Schrift vielfach nachgewiesen. Für Cäsars Leben vergleiche man in dieser Beziehung: Kap. 9; 14; 30; 33; 52; 78; 86. – Für Augustus: Kap. 3; 10; 16; 17; 57; 69; 88. – Für Tiber: Kap. 9; 10; 54; 72; 5; 21; 68 u. a. – Für Caligula: Kap. 8. – Für Claudius: Kap. 21; 27. – Für Neros Biographie: Kap. 38; 39; 52. Vgl. mit Tacitus, Annalen XIV, 16; XV, 38. Wenn Sueton merkwürdigerweise unter allen Schriftstellern, deren Namen er als Gewährsmänner nennt, keinen einzigen Griechen namhaft macht, so hatte er dazu seine guten Gründe. Denn das, was sie zu überliefern wußten, fand er ohne allen Zweifel genauer und besser in seinen einheimischen Quellen. Aber gelesen hat er sie nichtsdestoweniger auch Vgl. Leben Cäsars, Kap. 52; Krause S. 28., und nicht Plutarch hat ihn, sondern er hat die Biographieen Plutarchs vor Augen gehabt S. Krause a. a. O. S. 6., der schon in den ersten Regierungsjahren Trajans als ein Siebziger starb.

Wichtiger aber ist Suetons Verhältnis zu Tacitus. Wunderbar genug nennt keiner von beiden Schriftstellern den andern. Und doch waren sie Zeitgenossen, lebten in demselben literarischen Kreise, waren sie beide mit Plinius befreundet. Aber Tacitus war der bedeutend ältere von beiden. Er war ein Vierziger, als Trajan den Thron bestieg, während Sueton kaum das dreißigste Jahr erreicht hatte; und die Werke des ersteren, des vornehmen Staatsmannes, des gewesenen Konsuls, waren bereits die Bewunderung der römischen Welt, als der letztere noch in der Dunkelheit eines bescheidenen Gelehrten lebte, wie wir ihn aus den Schilderungen des Plinius kennen gelernt haben. Auch verleugnet dieser letztere gegen Sueton nie die herablassende Gönnermiene, während er sich seinem Tacitus immer nur in tiefster Ehrfurcht naht. Suetons Kaiserbiographieen traten viel später ans Licht als alle Werke des großen römischen Historikers, und zahlreiche Beweise sprechen dafür, daß Sueton sie vor Augen hatte, als er seine biographischen Skizzen verfaßte. Nicht nur, daß er viele Züge mit fast denselben Worten wie Tacitus erzählt Man sehe Krause a. a. O. nach Paldamus., er kritisiert und berichtigt ihn auch, aber immer im stillen und ohne ihn zu nennen. Ich halte das für einen Zug liebenswürdiger Bescheidenheit, der ganz zu dem Charakter Suetons paßt; denn andere Gründe, seinen großen Zeitgenossen nicht zu nennen da, wo er ihn verbesserte und ergänzte, konnte er schwerlich haben, er, der auf Namhaftmachung und wörtliche Anführung seiner Quellen sonst ein so großes Gewicht legt, während Tacitus mit beidem sehr sparsam ist. Es ist daher charakteristisch, daß Sueton für ein Witzwort über Caligulas Charakter, das er fast mit denselben Worten wie Tacitus erzählt, den Namen dessen, von dem es herrührte, ausläßt, weil Tacitus ihn bereits genannt hatte. Tacitus, Annalen VI, 20; Sueton, Caligula, Kap. 10. Dieselbe liebenswürdige Bescheidenheit verhindert ihn auch, den Tacitus selbst da zu nennen, wo er ihn augenscheinlich berichtigt, wie z. B. im Leben Neros, Kap. 32 (vgl. mit Tacitus, Annalen XV, 15), wo er die Schande der von den Parthern unter das Joch geschickten Legionen des Cäsennius Pätus, die Tacitus nur als einen leeren Zusatz des Gerüchts angeführt hatte, einfach als Tatsache berichtet. Wenn ferner Tacitus von Nero sagt, er habe keinerlei Anlage zur Dichtkunst gehabt, sein Interesse sei bloße Affektation gewesen, und die unter seinem Namen herausgegebenen Gedichte habe er sich eigentlich von anderen machen lassen, so führt dagegen unser gelehrter Grammatiker aus den eigenhändigen Brouillons des kaiserlichen Poeten, die er eingesehen hatte, den Beweis, daß Nero seine poetischen Versuche selbständig gearbeitet habe und keineswegs ohne Anlage gewesen sei ( Sueton, Nero 52, vgl. mit Tacitus, Annalen XIV, 16). Bei einer andern Gelegenheit, wo Tacitus es ungewiß läßt, ob Nero irgendwelche Schuld an jenem furchtbaren Brande gehabt habe, der Rom fast zu drei Vierteilen in Asche legte, zeigt Suetonius dagegen ganz genau und mit Berufung auf »sichere Gewährsmänner«, daß Nero allerdings dabei beteiligt war ( Tacitus, Annalen XV. 38; Sueton, Nero 38).

Aus dieser Gründlichkeit des Quellenstudiums, unterstützt von der Wahrheitsliebe des Autors, resultiert nun eine Zuverlässigkeit der tatsächlichen Angaben, die in der römischen geschichtlichen Literatur fast ohne Beispiel ist. Für das Leben des Augustus hat diese Eigenschaft der französische Gelehrte Egger in seiner mehrgenannten Schrift überzeugend dargetan. Und wo Sueton trotzdem einmal irrt, irrt er doch meistens nur, weil er nicht immer genügend unterscheidet, wieviel z. B. bei der gegen Cäsars und Augustus' Persönlichkeit gerichteten Anklage auf Rechnung des Parteihasses Pompejanischer und Antoniusscher Quellen zu setzen ist. Über seine Wahrheitsliebe ist daher bei den Alten wie bei den Neueren nur eine Stimme, selbst bei denen, die ihm das Prädikat eines Geschichtschreibers absprechen. Wir sahen oben, wie Plinius über seinen Charakter urteilte, und mit diesem Urteil steht die Ansicht aller anderen alten Zeugnisse im Einklange. »Der ehrlichste Schriftsteller« ( candidissimus scriptor) heißt er bei dem Geschichtschreiber Vopiscus (im dritten Jahrhundert nach Christo), und ebenderselbe rechnet ihn zu der Zahl derer, »die bei ihrer Darstellung nicht auf Kunst der Rede, sondern vielmehr lediglich auf Wahrheit gesehen haben«. »Er hat«, sagt der heilige Hieronymus, »das Leben der Kaiser mit derselben Freiheit geschrieben, mit der sie es gelebt haben.« Und so ist es. Von ihm kann das Taciteische » Sine ira et studio« in so viel höherem Maße gelten als von dem großen Historiker selbst, dessen sittliche Empörung ihn nicht selten mit allzugroßer Vorliebe das Schwarze ausmalen ließ. Auch der Umstand, daß Sueton nicht weiter als bis zu Domitian ging und so mit seinen Kaiserbiographieen fern genug von der eigenen Gegenwart blieb, um in keine Verlegenheit mit seiner gewissenhaften Wahrheitsliebe zu kommen, ist bezeichnend für diesen Autor, von dem man wohl sagen darf, daß er in seinem ganzen Werke mit Wissen und Absicht nie etwas Unwahres berichtet hat.

Eigene sittliche Urteile sind bei ihm selten. Er berichtet meist ohne Zusatz von Lob und Tadel das Edelste wie das Gräßlichste, und seine Darstellung ist ruhig, gleichmäßig, wie klares Sonnenlicht. Man kann sagen, daß der Sohn des Lenis (des Sanften) seinen Beinamen Tranquillus, d. i. der » Gleichmütige«, mit der Tat führt. Nur hier und da, bei Caligula oder Nero, entfährt ihm ein Beiwort der Entrüstung, und nur einmal, bei Titus, geht ihm das Herz auf in Bewunderung, Liebe und Mitgefühl. Der tiefe Schmerz und der grimme Zorn eines Tacitus über die menschenentwürdigende Tyrannei sind ihm fremd. Er war zu jung und zu niedrig geboren, um von der Tyrannei eines Domitian persönlich zu leiden und in seiner Seele irgendetwas von dem Gefühl zu empfinden, das einen Plinius den Älteren, der noch die grausen Zeiten eines Caligula und Nero gesehen hatte, den Gedanken aussprechen ließ: »es sei ein Trost für den unvollkommenen Menschen, daß er doch manches besitze, was selbst seinen Göttern versagt sei, wie die Fähigkeit des Selbstmordes, dieses unschätzbare Mittel der Abhilfe gegenüber den schweren Drangsalen des irdischen Daseins«! Plinius, Naturgeschichte II, 7 am Ende. Namque nec mortem sibi potest consciscere (Deus), si velit, quod homini dedit, optimum in tantis vitae poenis. Vgl. Kap. 28, 1 am Ende.

Die genaue Kenntnis der politischen und Literaturgeschichte setzt Sueton bei seinen Lesern voraus. Er schreibt für ein belesenes und mit der Geschichte der letzten Jahrhunderte vertrautes Publikum, dem er seinerseits nur interessante Einzelheiten als Resultate seiner vergleichenden Detailforschung zu bieten hat. Daher der Mangel an chronologischen Haltepunkten in seiner Darstellung, in der uns die statt aller Zeitbestimmung gebrauchten Wendungen »bald darauf«, »einige Zeit später« usf. nicht selten in Verzweiflung setzen, weil darunter bald Tage, bald Jahre, bald selbst Jahrzehnte zu verstehen sind. Sein Hauptaugenmerk war nicht die äußere, sondern die innere Geschichte, das Hof- und Privatleben der Kaiser. Und diese Aufgabe war keine geringe. Bayle im » Dictionnaire« III, S. 657 sagt darüber: »Es ist viel leichter, Materialien zusammenzubringen für die Kriegs- und Staatshistorie als für das Detail der Palastgeschichte, für die Neigungen und Privathandlungen eines Monarchen, für seine Charakteristik als Vater und Gatte, als Bruder und Herr, als Freund und Liebhaber, für seine Launen und Kapricen, seine Ab- und Zuneigungen, seine Lebensweise, Mahlzeiten, Kleidung usw. Ein Sueton unserer französischen Königsgeschichte der letzten 150 Jahre würde einen Buchhändler zum reichen Manne machen.« Sie war aber auch vor allen eine höchst interessante für die Zeit und die Menschen, in der und mit denen Suetonius lebte, für eine Zeit, die mehr und mehr den Sinn für großartige Auffassung der Dinge und für große Interessen verloren hatte. Um so mehr Interesse hatte sie dagegen für »pikanten Skandal« aller Art, und man muß gestehen, daß es Sueton an solchem in seinem Werke nicht hat fehlen lassen. Der menschenscheue Stubengelehrte, der sittlich tadellose Mann hat augenscheinlich eine Art von stillem Behagen daran, die Laster und Ausschweifungen der Weltbeherrscher in einer wahrhaft furchtbaren Nacktheit des Ausdrucks vor die Augen der Welt und an den ewigen Pranger der Geschichte zu stellen. Ja, er erzählt zuweilen dergleichen Dinge selbst da nach, wo ihn ein schärferes Zusehen hätte belehren müssen, daß seine Berichterstatter die Unwahrheit gesagt oder Wahres übertrieben und entstellt hatten. Das sind Schwächen der Zeit, von denen selbst ein Tacitus nicht immer ganz frei geblieben ist, dem bekanntlich der große Tyrann des neunzehnten Jahrhunderts, Napoleon, in seiner berühmten Unterredung mit Wieland vorwarf, daß er die römischen Kaiser ungerecht behandelt habe. Der Haß der Unterdrückten gegen die toten Tyrannen war fanatisch, und der fanatische Haß ist nur zu geneigt, von seinem Gegenstande auch das Entsetzlichste für wahr zu halten und das Unglaublichste zu glauben. Ich habe französische Schmähschriften biographischer Art aus royalistischen Quellen gegen Napoleon III. und seine Familie gelesen, die an Obszönität und nackter Scheußlichkeit des Erzählten den alten Sueton noch übertreffen; und was die von dem Römer berichteten Ausschweifungen eines Nero und Tiber betrifft, so weiß ja der Kenner der neueren Geschichte, wie es im Venusberge Paris zur Zeit der Regentschaft und des fünfzehnten Ludwigs hergegangen ist. Sueton aber befolgte bei seiner Darstellung jene antike Denkweise, die von der Geschichte meinte, ihr erstes Gesetz sei: sie dürfe nichts Falsches sagen, ihr zweites: sie dürfe nichts Wahres verschweigen. Der Jesuit Muret hat ihn wegen jener Nacktheit heftig angegriffen, aber Männer wie Erasmus von Rotterdam und Bayle haben ihm das Wort geredet, und ein französischer Kritiker, La Mothe le Bayer, hat nicht mit Unrecht darauf hingewiesen, daß sich ja eine ähnliche Nacktheit in der Darstellung von sittlichen Greueln auch in der Bibel finde.

Ebenso wie die Wahrheitsliebe und Genauigkeit ist die Kürze und Knappheit der Suetonschen Darstellung eine charakteristische Eigenschaft dieses Autors. Aber diese Kürze und Knappheit umschließen eine sachliche Fülle des Inhalts, wie sie in gleichem Maße kaum bei einem andern alten Schriftsteller angetroffen wird. Man lese z. B. nur die einzige Biographie des Augustus, und man wird erstaunen über die Masse des Tatsächlichen, was daraus für die Kultur- und Sittengeschichte, für Religion und Familienleben zu lernen ist. Ebendeshalb ist auch Sueton ohne erklärende Anmerkungen für den Laien, für den doch Übersetzungen der Alten vorzugsweise bestimmt sind, oft gar nicht zu verstehen, und ich fürchte deshalb minder, daß dafür in der vorliegenden Übersetzung zu viel, als daß zu wenig getan sein dürfte.

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Sueton ist bekanntlich auch einer von den wenigen Schriftstellern jener Zeit, bei denen sich Spuren von dem damals auftretenden Christentum finden. Selbst der Name des Stifters erscheint bei ihm, wenn auch entstellt. Denn es ist wohl kein Zweifel, daß in der vielbesprochenen Stelle im Leben des Kaisers Claudius (Kap. 25) der dort genannte Chrestus auf den Stifter der christlichen Religion zu beziehen ist. Die Lesart Chrestus ist ebenso gewiß die richtige; denn es lag den Abschreibern, von deren Händen unsere Handschriften der Suetonschen Kaiserbiographieen stammen, gewiß viel näher, bei diesem Namen das e in i zu verwandeln, als umgekehrt. Zudem wissen wir aus dem Kirchenschriftsteller Lactantius Göttliche Unterweisungen IV, 7, 5., daß Christus von heidnischen Schriftstellern oft Chrestus genannt wurde, und ein Jahrhundert später als Laktanz faßte der spanische Presbyter Orosius in seiner Kirchengeschichte VIII, 4 und 8. die Stelle des Sueton so auf, daß er sich auf Christus bezog. Zudem war Chrestus ein im Altertum sehr gewöhnlicher Name, daher die Verwechselung um so leichter. Auch erwähnt solche Verwechselung der Kirchenvater Tertullian ausdrücklich, und es ist bekannt, daß dieselbe den Spöttern und Feinden der neuen Religion Veranlassung zu einem Wortwitze bot, mit dem sie die Anhänger derselben »Achrestoi« (ἄχρηστοι), d. i. Taugenichtse, nannten. Der gelehrte Literarhistoriker Christoph August Heumann, der über die Suetonsche Stelle eine eigene Abhandlung geschrieben hat Dissertatio de Chresto Suetonii, qua Christum τὸν ϑεάνϑρωπον intelligi adversus v. c. Anton van Dale defenditur etc. Jena 1709., gibt über die Sache selbst etwa folgende Erklärung. Zu Rom lebte um die Zeit des Tiber und Claudius eine große Menge Juden. Vgl. Sueton, Cäsar Kap. 84; Augustus 79; Tiber 63; Domitian 12. Sie hatten sicher schon unter Tiber Kunde von Christi Auftreten und Neuerungen im Heimatlande, denn viele von ihnen reisten zu bestimmten Zeiten nach Jerusalem. Auch mochten manche dort wohl für die neue Lehre gewonnen worden sein, die sie bei ihrer Rückkehr nach Rom auszubreiten suchten, wodurch dann zwischen ihnen und ihren altgläubigen Volksgenossen wilde Händel in der Hauptstadt entbrannten. Schon Tiber hatte dadurch zu schaffen bekommen, und er griff in seiner Weise zu den härtesten Maßregeln. Er steckte die jungen Mannschaften unter die Legionen, schickte sie in Provinzen, die das rauheste Klima hatten, und verwies die übrigen, sowohl die Juden als die Judenchristen (denn daß diese letzteren unter den » similia sectantes« bei Sueton gemeint sein müssen, ist klar), bei Strafe der Sklaverei aus der Hauptstadt. Sueton, Tiberius 36. Allein diese Strenge hinderte doch nicht, daß unter dem schwächeren und milderen Claudius Juden und Judenchristen wieder zahlreich in Rom waren und ihre Streithändel aufs neue begannen. Es muß dabei zu den greulichsten Szenen blutiger Rauferei gekommen sein, denn die Juden waren fanatisch in Verfolgung ihrer ketzerischen Volksgenossen, und die Apostelgeschichte weiß davon Schlimmes zu berichten. Apostelgeschichte XIII, 50; XIV, 2-5; XVII, 5 und 13; XVIII, 12. Aus der Suetonschen Stelle nun sehen wir, daß es in Rom unter Claudius zu den wildesten Auftritten und blutigsten Tumulten gekommen sein muß und daß sich diese obendrein fortwährend wiederholten. Wenn der römische Schriftsteller dort bloß von »Juden« spricht, so folgt er dabei nur der Weise und Ansicht seiner Zeit, die unter dieser Bezeichnung auch die Christen, zumal die Judenchristen, begriff. S. van Dale, De oraculis II, S. 475. Von der Veranlassung jener blutigen Tumulte wußte Sueton aus seinen Quellen nur so viel, daß dazu Chrestus (er sagt nicht »ein gewisser Chrestus«, sondern Chrestus schlechtweg, d. h. also der bekannte Chrestus) den Anstoß gegeben habe. Er wußte also jedenfalls, daß Chrestus mit seinen Lehren zu diesen Händeln den Hauptanlaß gab, wenn er auch sonst von den Lebensverhältnissen des Stifters der christlichen Religion weiter keine nähere Kunde hatte.

Infolge des Verbannungsediktes, das Claudius gegen die Juden aufs neue erließ, geschah nun eine neue große Auswanderung aus Rom, deren auch der Verfasser der Apostelgeschichte (XVIII, 2) ausdrücklich gedenkt. Wie es indessen scheint, mußten nicht alle Juden, sondern nur die christlichen Neuerer Rom verlassen, doch wurde auch diesen nicht lange darauf die Rückkehr nach Rom wieder gestattet S. Apostelgeschichte, zu Ende; Dio Cassius 60, S. 669 Leonclavius; Paulus, Brief an die Römer XVI, 3., und der Apostel Paulus fand, als er im Jahre 61 nach Rom kam, bereits wieder eine zahlreiche Gemeinde vor.

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Wir haben von dem neuesten Geschichtschreiber der römischen Dinge eine Darstellung der römischen Kaiser zu erwarten, an die sich seit Gibbon kein Historiker mehr gewagt hat. Vielleicht gelingt es Theodor Mommsen, uns die Gestalten eines Tiber, Caligula und Nero zu erklären, die bis jetzt noch als kaum halb gelöste Rätsel dastehen. Die Hoffnung Stahrs ist nicht in Erfüllung gegangen; Mommsen hat den 4. Band seiner »Römischen Geschichte« nicht erscheinen lassen, und inzwischen ist er verstorben. Fast möchte man sagen, daß sie alle in Wahnsinn zugrunde gingen. Denn diesen Menschen warf, wie der tiefsinnige Gregorovius sagte, »der Zufall eines Tages die Welt mit allen ihren Genüssen vor die Füße, und sie wurden darüber sinnlos. Sie hätten die Erde auf einmal ausschlürfen mögen wie ein Ei. Nach den Bürgerkriegen und nach Augustus, der noch in den Formen der alten Republik regiert hatte, trat eine fürchterliche Stille ein in der Weltgeschichte, die wüsteste Pause im Leben der Menschheit, da die Welt unaufhaltsam verrottete. Augustus war groß und glücklich, weil er seine Herrschaft errungen hatte. Seine Nachfolger waren elend, weil sie nichts mehr zu erstreben hatten. Auf einmal in den Besitz eines schon längst eroberten Weltreichs gesetzt, wußten sie nicht, womit sie ihre Tage hinbringen sollten; denn auch der Genuß wird unerträglich, wenn ihn nicht Mühe würzt und Entbehrung unterbricht. Caligula überbrückte im Wahnsinn das Meer, Claudius ward ein Bücherwurm, Nero steckte Rom in Brand und spielte die Zither dazu; er machte Verse und wollte wenigstens als Komödiant und Wagenlenker etwas gelten. In jener Periode allgemeiner Welterschlaffung finden wir Tiberius, Caligula, Claudius und Nero, Dämonen oder Verrückte, weil das Räderwerk der Geschichte stille stand.«

Die folgenden Blätter der Suetonschen Kaiserbiographieen mögen den Leser in den Stand setzen, die Wahrheit dieses Urteils selbst zu prüfen.


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