Rudolf Stürzer
Die Lamplgasse
Rudolf Stürzer

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Der Liebe Not und Leid.

Wieder saßen sie beisammen beim abendlichen Jour.

Die Blumenmacherin berichtete: »A Baron is er, der Bartete, ja, auf die Schleifn von sein Kranz is gstandn: Franz von Salus – i bin 's erst net irrganga, aber wia-r-i die Rechnung gschriebn hab, is ma aufgfalln – und zahlt hat er glei, bei Heller und Pfennig – die Fräuln Tini war so freundli und hat 's einkassiert – – Lang warn S' drobn, Fräuln Tini – Sie habn ma ja no gar nix d'rzählt, wia 's war, Sie habn S' so eilig ghabt . . .«

Das Rot im Antlitz der kleinen Üppigen ward um einen Schatten tiefer. Nur zögernd berichtete sie: »Ja, er war recht lieb, er hat mich um allerhand gfragt – und dann hat ein Diener den Tee hereinbracht und ich hab gehn wolln, aber er hat gsagt: Nur dableibn, Sie müssn jetzt mittrinken, eine kleine bescheidene Jause – nur nicht schenirn – ja – und dann hat er mir die Wohnung zeigt . . .«

»Ja, gengan S', was S' net sagn!«

»Das Schlafzimmer hat er Ihnen auch zeigt?«

»Aber Frau Wotruba!«

Die Blumenmacherin drohte schalkhaft: »Fräuln Tini, da heißt 's acht geben!«

81 Die Kleine wurde ganz Purpur, aber im raschen Verfolg eines aufblitzenden Gedankens warf nun Herr Janko plötzlich die Frage hin: »Wo is denn Fräuln Wetti, siech i schon ganzn Wochn net?«

Nun war das ersehnte Stichwort für Frau Hammerer gefallen; mit einem feinen Lächeln auf den blauroten Lippen sprach sie: »Ja, Herr Janko, die werdn S' nicht mehr da sehn – ja, die is weg vom Engl . . .«

Vergessen war Baron und Schlafzimmer – die Wetti weg vom Engel!

Herr Janko sah verblüfft aus, unverkennbare Enttäuschung in den scharfen Zügen.

»Ja, heut Vormittag, auf Knall und Fall, no vorn Essn« – berichtete Frau Hammerer mit erkünstelter Sachlichkeit. »Genau so wie bei der Fanni und bei der Zilli – i hab mir 's ja glei denkt, wia s' auf amal angfangt hat, saure Gurken zum essen und Russn und Ostseeharing – so fangt 's bei ana jedn an, ja, da hab i glei gwußt, wiaviel 's gschlagn hat, aber i hab nix gsagt, es geht mi nix an, i bin ja ka Tratschn . . .«

Frau Wotruba war begeistert: »Ja, was sagt denn der alte Engl zu sein kraupertn Mistbuabn? No, der sollt mir ghörn, den nehmat i mir z' leichn, dem treibat i 's aus!«

Frau Hammerer blieb sachlich: »Mein Gott, i sag, wer net will, halt net still – d' Madln selber san schuld, da können die Männer nix dafür –«

Vor dem Schlafengehen aber sagte sie beim Zusammenlegen der grünen Bettdecke mit einem Blick aus dem Augenwinkel zu dem nachdenklich vor sich hinstarrenden Herrn Janko: »Ja, so sind s' alle, die Madln, schlecht und vadurbn, 82 a orndlicher Mann muaß ja an Grausn kriagn, wia 's die Madln heutingtags treibn – – – für die Fräuln Tini möcht i aa net mei Hand ins Feuer legn, mir scheint, da brandlt 's aa . . .«

»Von mir aus sull brandln – i geh schlafn, gute Nacht.«

Frau Hammerer sah dem Scheidenden mit stillem Triumphe nach, hielt die grüne Bettdecke noch einige Augenblicke lang auf dem Arme und zischelte dann befriedigt vor sich hin: »Na wart, Krowot, jetzt spielst di nimmer lang!«

 


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