Frau von Staël
Corinna oder Italien
Frau von Staël

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Fünftes Buch.

Gräber, Kirchen und Paläste.

Erstes Kapitel.

Oswald und Corinna waren Beide voller Befangenheit, als sie sich am folgenden Tage wiedersahen. Corinna hatte zu der Liebe, die sie erweckt, kein Vertrauen mehr. Oswald schien mit sich selbst unzufrieden; er besaß eine gewisse Charakterschwäche, die sich zuweilen gegen seine eigenen Empfindungen, wie gegen eine Tyrannei, aufzulehnen suchte; und so vermieden Beide, der letztverflossenen Tage zu erwähnen. – »Ich schlage Ihnen heute einen recht feierlichen Gang vor, der Sie aber gewiß interessiren wird: lassen Sie uns die Gräber besuchen; gehen wir zur letzten Ruhestätte derer, die einst hier, wo wir jetzt Ruinen bewundern, unter stattlichen Bauwerken wandelten.« – »O, Sie errathen, was meiner Seelenstimmung genehm ist«, sagte Oswald mit so schmerzlichem Nachdruck, daß Corinna schwieg, und nicht gleich ihn wieder anreden mochte. Doch der Wunsch, seinen Trübsinn durch lebhafte Theilnahme an allem Sehenswerthen zu verscheuchen, gab ihr bald den Muth dazu. »Sie wissen, Mylord«, sagte sie; »den Alten fiel es nicht ein, daß der Anblick der Gräber die Lebenden verstimmen könne; sie legten ihre Grabstätten absichtlich an die Heerstraßen, damit das Andenken großer Männer immer gewissermaßen vor Augen stehe und die Jugend in beredtem Schweigen zu Nacheiferung und Ruhmbegier ermahne.« – »Ach, wie beneide ich Jeden, in dessen Leid sich keine Reue mischt!« seufzte Oswald. – »Reue!« rief Corinna, »Sie sprechen von Reue? O, ich bin überzeugt, daß diese bei Ihnen nur eine Tugend mehr ist, eine Gewissenhaftigkeit des Herzens, ein zu hoch gespanntes Feingefühl.« – »Berühren Sie diesen Gegenstand nicht weiter, Corinna«, sagte Oswald; »in Ihrer glücklichen Heimat, da mögen die finstern Gedanken wohl vor des Himmels Bläue entfliehen; ein Schmerz aber, der sich bis auf den Grund unserer Seele grub, hat unser ganzes Dasein auch für immer untergraben.« – »Sie beurtheilen mich falsch«, antwortete Corinna; »wiewohl meine Natur dafür gemacht ist, das Glück voll und groß zu genießen, würde ich doch tiefer leiden, als Sie, wenn –«, sie endigte nicht. »Ich habe keinen andern Wunsch, Mylord«, fuhr sie dann fort, als, Sie ein wenig zu zerstreuen; mehr hoffe ich nicht.« – Die sanfte Antwort rührte Lord Nelvil, und als er jetzt so viel Schwermuth in diesen Augen sah, die sonst in Leben und Feuer leuchteten, machte er sich den stillen Vorwurf, Corinnens frohe Sorglosigkeit getrübt zu haben; er bemühte sich, ihre Stimmung in den alten Ton zurückzuführen. Aber die Unruhe, welche Corinna über Oswalds Pläne, über die Möglichkeit seiner Abreise empfand, trübte gänzlich ihre gewohnte Heiterkeit.

Sie führte Lord Nelvil vor die Thore der Stadt nach der einstigen Via Appia. Diese die Campagna durchschneidende Straße wurde zu beiden Seiten von Gräbern eingefaßt, deren Trümmer sich unabsehbar, meilenweit hinaus erstrecken. Die Römer duldeten die Beerdigung ihrer Todten nicht innerhalb der Mauern der Stadt; nur die Grabstätten der Kaiser waren ausgenommen. Jedoch erhielt ein einfacher Bürger, Namens Publius Biblius, diese Gunst, als Belohnung seiner verborgenen Tugenden. Die Zeitgenossen ehren diese meist lieber, als alle übrigen.

Um auf die appische Straße zu gelangen, geht man durch das St. Sebastiansthor, früher Porta Capena. Cicero sagt, daß die ersten Gräber, welche man beim Heraustreten aus diesem Thore bemerke, die der Metellus, der Scipionen und der Servilius sind. Das Familiengrab der Scipionen ist denn auch wirklich an dieser Stelle gefunden und seither nach dem Vatikan gebracht worden. So der Asche der Todten einen anderen Ruheplatz anweisen, so die Ruinen aufrühren, das ist fast eine Entheiligung: die Einbildungskraft ist inniger, als man glaubt, mit dem sittlichen Gefühl verwachsen, man sollte sie nicht beleidigen. Unter so vielen, die Aufmerksamkeit fesselnden Gräbern theilt man die großen Namen nach Willkür aus, ohne seine Vermuthungen sicher feststellen zu können; aber eben diese Ungewißheit fordert eine beständige Theilnahme, die es nicht gestattet, vor einem dieser Denkmale mit Gleichgültigkeit zu stehen. Es giebt darunter welche, in denen Landleute ihre Wohnungen aufgeschlagen haben, denn die Römer verwendeten auf die Todtenurnen ihrer Freunde und ruhmgekrönten Mitbürger großen Raum und ziemlich weitläufige Gebäude. Sie hatten nicht jenes dürre Nützlichkeitsprincip, das, um einen Fuß breit Erde mehr anzubauen, das große Gebiet des Gefühls und des Gedankens wüste und unbestellt läßt.

Unfern der appischen Straße liegt ein Tempel, welchen die Republik der Ehre und Tugend errichtete; ein anderer, jenem Gotte geweiht, der Hannibals Umkehr veranlaßte; weiterhin die Quelle der Egeria, wo Numa von der Gottheit aller guten Menschen, dem in der Einsamkeit befragten Gewissen, sich Raths erholte. Es hat den Anschein, als ob in diesem Bereich nur die Gräber, wo hohe Tugend schläft, noch vorhanden wären. Aus den Jahrhunderten des Verbrechens findet sich kein Denkmal in der Nähe dieser großen Todten; ein ehrender Zwischenraum scheidet sie von der übrigen Welt, und ungestört walten erhabene Erinnerungen über ihnen.

Der Anblick der römischen Campagna ist von besonderer Eigenthümlichkeit. Gewiß ist sie in sofern eine vollständige Einöde zu nennen, als es dort weder Bäume, noch Wohnungen giebt. Aber der Boden ist mit üppiger, sich ewig erneuernder Vegetation bedeckt, und diese wuchernden Pflanzen ranken sich um die Grüfte, schmücken ihr verfallendes Gemäuer und scheinen allein zur Ehre der Todten da zu sein. Es ist, als verschmähe hier die stolze Natur allen Anbau von Menschenhand, seit ein Cincinnatus nicht mehr den Pflug leitet, der ihren Schooß durchfurchte; ungepflegt läßt sie ein freies Wachsthum gedeihen und will den Lebenden die Verwendung dieser Schätze nicht mehr gestatten. Wohl müssen diese unkultivirten Flächen Ackerbauern, Staatsökonomen und allen solchen mißfallen, welche die Erde mit berechnendem Gewinneseifer immer nur für das Bedürfniß der Menschen ausnützen wollen; träumerische Seelen aber, die über den Tod nicht weniger als über das Leben nachdenken, versenken sich gern in die Betrachtung dieser Umgegend von Rom, der die neuere Zeit auch nicht eine ihrer Eigentümlichkeiten geraubt hat, und verweilen gern auf einem Boden, der seine Todten so treu umfangen hält, der sie liebevoll mit nutzlosen Blumen zudeckt, und sie einhüllt in rankendes Grün, das sich der Erde dicht und liebkosend anschmiegt, als könne es sich nicht von der theuren Asche trennen.

Oswald gestand, daß man an dieser Stätte mehr ausruhen könne, als irgendwo sonst; die Seele leidet hier weniger durch die, vom Schmerz ihr immer wieder vorgehaltenen Bilder; man wähnt, die holde Freude an dieser Luft, dieser Sonne, diesem Grün mit den Dahingegangenen zu theilen. Corinna beobachtete, welch tiefen Eindruck dies Alles auf Lord Nelvil machte, und schöpfte daraus für ihn Hoffnung zum Besseren. Zwar bildete sie sich nicht ein, Oswald trösten zu können, und sie hätte auch nicht einmal gewünscht, den Kummer um den verlorenen Vater aus seinem Herzen zu bannen; aber es kann selbst der größeste Schmerz etwas Süßes und beinahe Wohltuendes haben, auf das man solche Unglückliche hinweisen muß, die bisher nur des Leides Bitterkeit empfanden; es ist die einzig mögliche Weise, ihnen wohlthätig zu sein.

»Verweilen wir hier an diesem Grabmal«, sagte Corinna, »dem einzigen, das fast noch ganz erhalten ist. Es ist nicht das eines berühmten Römers, sondern der jungen Cäcilia Metella, deren Vater es ihr errichten ließ.« – »Glücklich die Kinder, welche in den Armen ihrer Eltern sterben«, sagte Oswald, »und an dem Herzen dessen, der ihnen das Leben gab, auch den Tod empfangen; so verliert selbst dieser seinen Stachel.« – »Ja«, entgegnete Corinna weich, »glücklich Alle, die nicht Waisen sind. Sehen Sie, man hat auf diesem Grabmal Waffen abgebildet, obwohl es das einer Frau ist; doch die Grabstätten der Heldentöchter dürfen sich mit den Trophäen der Väter schmücken; Unschuld und Tapferkeit vereinigen sich schön. Eine Elegie des Properz schildert besser als irgend ein Schriftstück des Alterthums diese Würdighaltung des römischen Weibes, die reiner noch und mehr voller Ehrfurcht ist, als selbst der verehrende Glanz, mit dem das ritterliche Mittelalter seine Frauen umgab. Cornelia, die in ihrer Blüthe starb, sagt dem Gatten die rührendsten Abschieds- und Trostesworte, und man fühlt in solcher Sprache die ganze Achtbarkeit und Heiligkeit der Familienbande. Der edle Stolz eines fleckenlosen Lebens malt sich in dieser majestätischen Dichtkunst der Lateiner, einer Dichtkunst, die strenge und vornehm ist, wie die Herren der Welt. »Ja«, sagt Cornelia, »kein Flecken hat mein Leben verdunkelt; rein habe ich gelebt, von der Fackel Hymens bis zur Todesfackel!«Anmerkung der Autorin: Augustus ist zu Nola gestorben, als er nach den Bädern von Brundusium reiste, die ihm verordnet waren; doch verließ er Rom schon sterbend. »Welch schönes Wort!« rief Corinna, »welch erhabenes Bild! und wie beneidenswerth ist das Loos einer Frau, die sich so die vollkommenste Einheit in ihrem Geschick erhalten konnte, und die nur eine Erinnerung mit in das Grab nimmt! Sie genügt auch für ein Leben.« –

Während Corinna diese letzten Worte sprach, hatten sich ihre Augen mit Thränen gefüllt; ein grausamer Argwohn bemächtigte sich Oswalds. »Corinna!« rief er, »Corinna, hat Ihre reine Seele sich denn etwas vorzuwerfen? Wenn ich über mich bestimmen konnte, wenn ich mich Ihnen antragen dürfte, würde ich in der Vergangenheit keine Nebenbuhler haben? Würde ich auf meine Wahl stolz sein dürfen? Würde Eifersucht nicht mein Glück beunruhigen?« – »Ich bin frei, und liebe Sie, wie ich niemals liebte«, antwortete Corinna; »was wollen Sie noch mehr? Ist es nöthig, mich zu dem Bekenntniß zu verurtheilen, daß, ehe ich Sie kannte, mich die Sehnsucht zu lieben, über das Interesse, welches man mir abgewann, vielleicht hat täuschen können? Und giebt es für die Verirrungen, in welche das Gefühl, oder vielmehr ein eingebildetes Gefühl uns hineinzog, nicht göttliche Nachsicht im Menschenherzen?« – Bescheidenes Erröthen lag auf ihrer Stirn und ihren Wangen. Oswald schwieg in heftiger Bewegung. In Corinnens Zügen war ein Ausdruck von Reue und Schüchternheit, der es ihm unmöglich machte, sie strenge zu beurtheilen, und es schien ihm, als ob der Himmel selbst sie mit verklärendem Strahl umgebe und sie frei spreche. Er ergriff ihre Hand, drückte sie an sein Herz und kniete vor ihr nieder, ohne zu sprechen, ohne etwas zu versprechen, aber mit einem Liebesblick, der Alles hoffen ließ.

»Glauben Sie mir«, sagte Corinna, »es ist besser, für die Zukunft keine Pläne zu machen. Die glücklichsten Stunden des Lebens sind immer noch die, welche ein gnädiger Zufall uns gewährt. Ist denn dies ein Ort – hier diese Stätte der Todten, – um an Künftiges zu denken?« – »Nein!« rief Lord Nelvil, »nein, ich glaube an keine Zukunft, die uns scheiden könnte. Diese vier Tage der Trennung haben mich nur zu wohl gelehrt, daß ich nur noch in Ihnen lebe.« – Corinna antwortete nichts auf dieses beglückende Wort, aber sie bewahrte es heilig in ihrem Herzen. Stets fürchtete sie, durch ein Gespräch über das eine Gefühl, das sie jetzt ausschließlich beschäftigte, Oswald auf eine Darlegung seiner Zukunftspläne hinzuleiten, ehe längere Gewohnheit ihm das Scheiden unmöglich mache. Oft sogar lenkte sie seine Aufmerksamkeit absichtlich auf äußere Gegenstände; wie jene Sultanin in dem arabischen Mährchen, die durch tausend verschiedene Erzählungen die Theilnahme des Geliebten zu fesseln suchte, um die Entscheidung ihres Schicksals bis zu dem Momente hinauszuschieben, wo die Anmuth ihres Geistes den Sieg davon getragen haben würde.

Zweites Kapitel.

In der Nähe der appischen Straße ließen sich Oswald und Corinna das Columbarium zeigen, wo die Sklaven mit ihren Gebietern vereinigt sind, wo in ein und demselben Grabe Alles, was unter dem Schutze eines einzigen Herrn oder einer Herrin lebte, sich um diese versammelt hat. Livia's Frauen zum Beispiel, die sich der Pflege ihrer Schönheit widmeten, für sie gegen die Zeit kämpften, und den Jahren noch einige ihrer Reize abzustreiten suchten, umgeben in kleinen Aschengefäßen das größere ihrer Herrin. Eine Versammlung von Urnen geringer Todten um die eines Vornehmen gruppirt, der nicht minder schweigt, als sein Gefolge. Nicht weit davon liegt ein Acker, wo die ihren Gelübden untreuen Vestalinnen lebendig begraben wurden: ein auffallendes Beispiel von Fanatismus in einer sonst duldsamen Religion.

»Ich werde Sie nicht in die Katakomben führen«, sagte Corinna zu Lord Nelvil, »obgleich ein sonderbarer Zufall diese unter die appische Straße legte, so daß also Grüfte auf Grüften ruhen. Jene Zufluchtsstätte der verfolgten Christen hat etwas so Finsteres und Entsetzliches, daß ich mich nicht entschließen kann, noch einmal dahin zurückzukehren: denn ich empfand dort keine süße Schwermuth, wie an freier Grabesstätte, dort liegt der Kerker neben der Gruft, des Lebens Noth neben den Schrecken des Todes. Sicherlich fühlt man ehrfurchtsvolle Bewunderung für jene Menschen, die allein durch die Kraft ihrer glaubensvollen Begeisterung das unterirdische Leben ertrugen, und sich freiwillig von der Natur und dem Sonnenlicht schieden; indeß, es ist beklommen dort unten, und das Kennenlernen dieser Gewölbe kann dem Gemüthe keine Wohlthat sein. Der Mensch ist ein Glied der Schöpfung; er muß mit dem Ganzen des Weltalls in sittlichem Zusammenhange stehn, muß sich einreihen können in des Schicksals herkömmliche Ordnung; und gewisse furchtbare und gewaltsame Ausnahmen mögen wohl den Verstand überraschen, aber sie erschrecken die Einbildungskraft dergestalt, daß die Grundstimmung der Seele dabei verloren geht. Sehen wir uns lieber die Pyramide des Cestius an; die Protestanten, welche in Rom sterben, werden Alle im Kreis um diese Pyramide begraben, es ist eine holde, duldsame und gönnerische Freistätte.« – »Ja«, sagte Oswald, »dort haben auch mehrere meiner Landsleute ihr letztes Bette gefunden. Gehen wir dorthin; vielleicht fügt es sich wenigstens auf diese Weise, daß ich Sie nie zu verlassen brauche.« – Corinna erbleichte, und ihre Hand, die in Lord Nelvils Arm lag, zitterte. »Ich bin wohler, viel wohler, seit ich Sie kenne«, sagte er. Und ihr Gesicht leuchtete wieder in der liebevollen Freundlichkeit, die der gewöhnliche Ausdruck desselben war.

Cestius stand den Spielen der Römer vor; in der Geschichte findet sich sein Name nicht, dies Grabmal aber hat ihn verherrlicht. Die steinerne Pyramide, welche seine Asche birgt, bewahrt seinen Tod vor Vergessenheit, während diese sein Leben völlig zudeckt. Aurelian fürchtete, man könne sich dieser Pyramide als einer Festung zur Belagerung Roms bedienen, und ließ sie deshalb mit in die Mauern hineinziehen, die heute noch vorhanden sind; und, wie Sie sehen, nicht als Ruinen, sondern als Ringmauer des modernen Rom. Man sagt, die auf einem Scheiterhaufen sich erhebende Flamme sei Vorbild für die Pyramidenform gewesen; gewiß ist, daß diese symbolische Form das Auge fesselt, und jeder Landschaft, der sie angehört, einen malerischen Charakter verleiht. Der Pyramide des Cestius gegenüber liegt der Monte Pestaccio, in dessen äußerst kühlen Grotten man während des Sommers Festlichkeiten veranstaltet. In Rom trübt der Anblick der Gräber nicht die frohe Festesstimmung. Auch die Pinien und Cypressen, welche man hie und da in Italiens lachenden Fluren sieht, erwecken feierliche Erinnerungen, und dieser Gegensatz macht dieselbe Wirkung, wie etwa die folgenden Verse des Horaz, die man inmitten von heitern, alle irdischen Freuden preisenden Gedichten antrifft: »Dellius, wir müssen sterben ...... diese Gefilde verlassen, die Behausung und die liebliche Gefährtin.«

Anmerkung des Verlages: – – moriture Delli – – – – – –
– – – – – – – – – – – – Linquenda tellus et domus et placens Uxor.

Die Alten, sie fühlten es immer, daß die Vorstellung des Todes ihre Süßigkeit habe; die Liebe und die Feste rufen das in die Erinnerung, und der Gedanke an die Kürze des Lebens steigert die fröhliche Lebenslust.

Corinna und Lord Nelvil nahmen ihren Rückweg längs den Ufern des Tiber. Früher war dieser Fluß von Schiffen bedeckt, von Palästen umrändert; früher galten selbst seine Ueberschwemmungen für Weissagungen: er war das prophetische Wasser, die schützende Gottheit Roms.Anmerkung der Autorin: Plin. hist. natur. l. III. Tiberis ... quamlibet magnarum navium ex Italo mari capax, rerum in toto orbe nascentium mercator placidissimus, pluribus prope solus quam ceteri in omnibus terris amnes, accolitur, aspiciturque villis. Nullique fluviorum minus licet, inclusis utrinque lateribus: nec tamen ipse pugnat, quanquam creber ac subitis incrementis, et nusquam magis aquis quam in ipsa urbe stagnantibus. Quin imo vates intelligitur potius ac monitor, auctu semper religiosus verius quam saevus. Jetzt sollte man glauben, er fließe in einem Schattenreiche; so einsam ist er, so bleiern die Farbe seiner Wogen! Man hat einst die reichsten Kunstschätze, die wundervollsten Statuen in den Tiber geworfen, – sie liegen alle noch in seinen Fluthen. Wer weiß, ob man nicht, um sie zu suchen, dem Laufe des Flusses künftig einmal ein anderes Bette giebt? Wenn man bedenkt, daß die Meisterwerke des menschlichen Genius hier vielleicht nahe vor uns liegen, daß ein schärferes Auge sie unter den Wassern vielleicht entdecken könnte, empfindet man eine Regung, die sich in Rom unter verschiedener Gestalt unaufhörlich erneuert, und welche dem Gedanken beredte Unterhaltung an Gegenständen gewährt, die in ihrer natürlichen Einfachheit anderswo stumm sind.

Drittes Kapitel.

Raphael sagte, das neue Rom sei fast ganz aus Trümmern des alten erbaut; und gewiß ist, daß man hier nicht einen Schritt thun kann, ohne auf Bruchstücke und Ueberbleibsel aus dem Alterthum zu stoßen. Man erkennt die »ewigen Mauern«, wie Plinius sie nennt, durch alle Veränderungen der letzten Jahrhunderte heraus; fast sämmtliche Gebäude Roms haben ein historisches Gepräge und meistens ist die Physiognomie des Zeitalters, dem sie angehören, unverkennbar. Seit den Etruskern bis auf unsere Tage, seit jenen Völkern also, welche, älter selbst als die Römer, durch Dauerhaftigkeit ihrer Arbeit und Seltsamkeit der Entwürfe den Egyptern ähnlich waren, bis hinab zu dem manierirten Bernini und den ebenso gekünstelten, italischen Dichtern des siebzehnten Jahrhunderts, findet man zu Rom die Schöpfungen des menschlichen Geistes in dem verschiedenen Charakter der Kunst, der Bauwerke und Denkmale dargestellt. Das Mittelalter und das glanzvolle Jahrhundert der Mediceer treten uns in ihren Werken entgegen, und solches Studium der Vergangenheit, an Gegenständen ausgeführt, die sich jetzt noch unserer Anschauung darbieten, hilft uns in den Geist der Zeiten eindringen. Man glaubt, daß Rom einst einen besonderen Namen hatte, der nur einigen Eingeweihten bekannt war; aber auch jetzt noch ist das Geheimniß dieser Stadt wohl den Wenigsten geoffenbart. Sie ist nicht schlechthin eine Anhäufung von Gebäuden, sie ist vielmehr eine durch mannigfache Sinnbilder verdeutlichte, unter verschiedenen Gestalten dargestellte Weltgeschichte.

Corinna kam mit Lord Nelvil überein, daß sie zuerst die Gebäude des modernen Rom in Augenschein nehmen, und seine wundervollen Bildwerke und Gemäldesammlungen für spätere Zeit sich vorbehalten wollten. Vielleicht wünschte Corinna, ohne sich davon Rechenschaft zu geben, das eben, was man in Rom unerläßlich sehen muß, so weit als möglich hinauszuschieben; denn wer verließe es je, ohne den Apoll von Belvedere und die Bilder Raphaels bewundert zu haben? Diese Sicherheit, wie schwach sie auch war: daß Oswald noch nicht abreisen könne, that ihr wohl. Geziemt es einem edlen Stolz, wird man fragen, den Geliebten mit andern Mitteln festhalten zu wollen, als mit der Liebe, die man für ihn hegt? Ich weiß es nicht; aber je mehr man liebt, je weniger vertraut man dem Gefühl, das man einflößt, und welches auch die Veranlassung sei, die uns des Geliebten Gegenwart sichert, man nimmt sie immer mit Freude auf! In eine gewisse Art von Stolz mischt sich oft viel Eitelkeit; und wenn so allgemein bewunderte Vorzüge, wie die Corinnens, einen wahren Vortheil bieten, so ist es der, daß sie gestatten, seinen Stolz mehr in das selbstempfundene, als in das bei Andern hervorgerufene Gefühl zu setzen.

Mit den merkwürdigsten unter den zahlreichen Kirchen Roms fingen Corinna und Lord Nelvil ihre Reise wieder an; all jene Gotteshäuser sind mit prachtvollen alten Bruchstücken ausgeschmückt; aber der Beschauer steht trotz seiner Bewunderung dieser edlen Marmorsteine, dieser, den Heidentempeln geraubten Ornamente oft mit düsterem Sinnen vor ihnen. Säulen von Porphyr und Granit waren in Rom in solchem Ueberflusse vorhanden, daß man wenig Werth darauf legte, und sie verschwendete. In St. Johann von Lateran, einer durch die darin abgehaltenen Concilien berühmten Kirche, findet sich eine solche Menge von Marmorsäulen, daß man viele derselben mit Gyps bewarf, um Pfeiler daraus zu machen; so hatte das Uebermaß dieser Reichthümer gegen dieselben gleichgültig gemacht!

Ein Theil dieser Säulen stammt aus dem Grabmal Hadrians, ein anderer aus dem Kapitol; diese letzteren zeigen an ihren Capitälen noch die Figur der Gänse, die das römische Volk retteten; theils tragen sie gothische Ornamente, theils sind sie mit arabischem Geschmack verziert. Die Urne Agrippa's bewahrt die Asche eines Papstes; denn selbst die Todten haben andern Todten Platz gemacht, und die Gräber mußten fast ebenso oft, als die Wohnungen der Lebenden, ihren Herrn wechseln.

Nahe der Laterankirche ist die heilige Treppe, die, wie es heißt, von Jerusalem nach Rom gebracht worden ist. Nur mit den Knieen darf man sie berühren. Stiegen doch selbst Cäsar und Claudius die Stufen, welche zum Tempel des Jupiter Capitolinus führten, knieend hinan. Neben St. Johann von Lateran zeigt man auch die Kapelle, wo Constantin getauft sein soll. In der Mitte des Platzes steht ein Obelisk, der aus der Zeit des trojanischen Krieges stammt und also wohl das älteste Denkmal der Welt sein mag; ein Obelisk, den selbst der barbarische Kambyses so respektirte, daß er um seinetwillen dem Brande einer Stadt Einhalt thun ließ, und für welchen ein König das Leben seines einzigen Sohnes als Pfand setzte. Mit staunenerregenden Mitteln haben ihn die Römer aus der Tiefe Egyptens nach Italien geschafft; der Nil mußte seinen Lauf ändern, damit er ihn hole und bis ans Meer bringe. Die diesen Obelisk bedeckenden Hieroglyphen haben all diese Jahrhunderte hindurch ihr Geheimniß bewahrt und bieten bis auf den heutigen Tag den gelehrtesten Nachforschungen Trotz. Indien, Egypten, die Vorzeit der Vorzeit würden uns vielleicht durch diese Zeichen offenbart sein. Der wunderbare Zauber Roms liegt nicht allein in der wirklichen Schönheit seiner Denkmale, sondern auch in dem Nachdenken, das sie anregen; und dieses sich in den Geist der Dinge Hineinleben nimmt zu mit jedem Tage, mit jeder neu erworbenen Kenntniß. Eine der sonderbarsten Kirchen Roms ist die von St. Paul. Ihr Aeußeres gleicht einer schlecht gebauten Scheune, während ihr Inneres durch achtzig Säulen von so schönem Marmor, von so vollendetem Styl geschmückt wird, daß man sie einem, durch Pausanias beschriebenen Tempel der Athener zugehörig glaubt. Cicero sagt: »Wir sind von den Spuren der Geschichte umgeben.« Wenn er das damals schon sagen durfte, was sollen wir heute sagen?

In ganz unglaublicher Weise findet man die Säulen, Standbilder und Basreliefs des alten Rom an die Kirchen der modernen Stadt verschwendet; in einer derselben, St. Agnes, dienen umgekehrte Basreliefs als Treppenstufen, ohne daß man sich auch nur die Mühe gegeben hätte, nachzusehen, was sie vorstellen. Welch überraschenden Anblick böte jetzt das alte Rom, wenn man Säulen, Marmor und Statuen an der Stelle gelassen hätte, wo man sie gefunden! Dann stände wohl fast noch die ganze alte Stadt; aber würden die Menschen unserer Tage es wagen dürfen, in ihr umher zu wandeln?

Die Paläste der Großen sind von ungemeiner Ausdehnung, in oft sehr schönem und immer großartigem Styl; aber der Schmuck ihres Innern ist selten von gutem Geschmack, und es sind hier auch nicht annähernd jene eleganten Wohnungen zu finden, wie sie anderswo die Verfeinerung des gesellschaftlichen Lebens geschaffen hat. Die weiten Säle der römischen Fürsten liegen wüst und schweigend da; ihre trägen Bewohner ziehen sich in einige kleine, unbemerkte Zimmer zurück, und lassen die Fremden jene prachtvollen Gallerien, wo sich die schönsten Gemälde aus der Zeit Leo's X. vereinigen, ungehindert durchstreifen. Die römischen Großen sind jetzt dem pomphaften Luxus ihrer Vorfahren ebenso fern, als diese selbst es den strengen Tugenden der römischen Republik waren. Noch mehr geben die Landhäuser ein Bild der Vereinsamung, ein Bild von der Gleichgültigkeit, mit welcher ihre Besitzer inmitten des köstlichsten Aufenthaltes der Welt leben. Man lustwandelt in diesen endlosen Gärten, ohne sich's einfallen zu lassen, daß sie einen Herrn haben. Das Gras wächst in den Alleen; dagegen aber sind in eben diesen verlassenen Alleen die Bäume künstlich nach altfranzösischem Geschmack verschnitten: welche sonderbare Grillenhaftigkeit liegt in solchem Vernachlässigen des Nothwendigen und solcher Sucht nach abgeschmacktester Nutzlosigkeit. Aber man wird in Rom und den meisten andern Städten Italiens von der Neigung der Italiener zu überladenen Zierrathen recht oft so peinlich überrascht. Sie, die doch unaufhörlich die Einfalt der Antike vor Augen haben, sie lieben mehr das Glänzende, als das Gediegene und Bequeme; und besitzen überhaupt in jeder Beziehung die Vortheile und die Nachtheile einer nicht in gesellschaftliche Formen gefügten Lebensweise. Ihr Luxus ist mehr für die Fantasie, als für eigentlichen Genuß berechnet. Gesondert, wie sie sich von einander halten, haben sie den Geist der Spötterei nicht zu fürchten, der selten bis in die häuslichen Geheimnisse dringt; und wenn man den Contrast zwischen dem Aeußeren und dem Innern der Paläste sieht, könnte man oft mit Recht sagen, daß die meisten der italienischen Großen ihre Wohnungen einrichten, um das Erstaunen der Vorübergehenden zu erregen, aber nicht, um Freunde darin zu empfangen.

Nachdem sie die Paläste und Kirchen durchwandert hatten, führte Corinna den Freund nach der Villa Mellini. Von ihrem einsamen Garten aus, der keinen anderen Schmuck hat, als prachtvolle Bäume, sieht man in der Entfernung die Kette der Apenninen. Die Durchsichtigkeit der Luft färbt diese Berge, bringt sie einander näher und zeichnet sie dennoch auf eigenthümlich malerische Weise scharf von einander ab. Oswald und Corinna verweilten hier einige Zeit, um sich an dem zauberischen Himmel und dem Frieden der Natur zu erfreuen. Von diesem wunderbaren Frieden, dieser tiefen Ruhe macht man sich keine Vorstellung, wenn man nicht in südlichen Gegenden gelebt hat. An heißen Tagen ist nicht ein Hauch in der Luft zu fühlen; die zartesten Grashalme sind vollkommen unbeweglich; selbst die Thiere theilen die von dem schönen Wetter hervorgerufene, träge Erschlaffung; keine Fliege summt, kein Vogel singt, kein Wesen treibt sich noch mit irgendwelchen Bestrebungen umher, die ja alle so zwecklos und überflüssig scheinen; Alles schläft bis zu dem Augenblick, wo Sturm und Leidenschaft die gewaltige Natur erwecken, und diese nun mit Ungestüm aus ihrer Ruhe aufsteht.

Es giebt in den Gärten Roms eine große Anzahl immer grüner Bäume, welche die Milde des Klimas, die den Winter hinwegzutäuschen weiß, darin noch unterstützen. Breit und buschig gegipfelte, nahe bei einander stehende Pinien von eigenthümlicher Schönheit bilden eine Art von Ebene in den Lüften, deren Wirkung reizend ist, wenn man hoch genug steht, sie zu übersehen. Die niedern Bäume wachsen unter dem Schutz dieses grünen Gewölbes. Nur zwei Palmen finden sich in Rom, beide in Klostergärten; die eine, auf einer Anhöhe stehende, dient aus der Ferne als Gesichtspunkt, und mit Vergnügen sieht man diesen Abgesandten Afrika's in den verschiedenen Bildern Roms immer wieder auftauchen, – dieses Kind eines noch glühenderen als des italienischen Südens, das uns so viel neue Vorstellungen giebt.

»Finden Sie nicht auch«, sagte Corinna, als sie, neben Oswald stehend, den Blick über die Gegend schweifen ließ, »daß in Italien die Natur mehr zu Träumerei und Nachdenken auffordert, als irgendwo sonst? Man möchte wähnen, sie stände hier in näherer Beziehung zum Menschen, und der Schöpfer bediene sich ihrer als einer Sprache zwischen sich und dem Geschöpfe.« – »Gewiß so scheint es auch mir«, entgegnete Oswald, »aber wer weiß, ob es nicht die tiefe Rührung ist, welche Sie in meinem Herzen erwecken, was mich jetzt für alles Große und Schöne so empfänglich macht! Sie erst erschließen mir eine Weise des Nachdenkens, die auch von den äußeren Gegenständen ihren Stoff nimmt. Bis jetzt lebte ich nur mit dem Herzen, Sie haben meine Einbildungskraft erweckt. Aber diese Schönheit des Weltalls, die Sie mich erkennen lehren, wird mir doch nie Schöneres zeigen, als Ihren Blick, nie Süßeres, als Ihre Stimme!« – »Möchte dieses Gefühl, das ich Ihnen heute einflöße, so lange dauern, als mein Leben«, sagte Corinna, »oder möchte wenigstens mein Leben nicht länger dauern, als dies Gefühl!«

Oswald und Corinna beschlossen ihre Reise durch Rom mit der Villa Borghese, von allen römischen Gärten und Palästen derjenige, in welchem die Reichthümer der Natur und der Kunst mit dem gewähltesten Geschmack, dem meisten Glanz zusammengestellt sind. Es giebt dort Bäume von allen Gattungen und viel prächtiges Wasser. Eine Unzahl von Statuen, Vasen, antiken Sarkophagen mischt sich mit der jungen Frische der südlichen Natur. Die Mythologie der Alten scheint wieder verkörpert in unser Leben getreten zu sein. Am Rand der Gewässer ruhen Najaden und Nymphen in einem Hain, der ihrer würdig ist! Gräber unter elyseischen Schatten! Mitten auf einer Insel die Statue des Aeskulap; die der Venus scheint eben aus den Wellen emporzusteigen. Ovid und Virgil könnten an diesem schönen Orte lustwandeln und sich noch im Zeitalter des Augustus glauben. Die in diesem Palast enthaltenen Meisterwerke der Bildhauerkunst verleihen ihm unvergänglichen Glanz. Durch die Bäume hindurch schimmert in der Ferne die Stadt Rom, St. Peter, die Campagna und jene langen Bogengänge, die Trümmer der Wasserleitungen, welche die Gebirgsquellen nach dem alten Rom führten. Hier ist für Alles gesorgt, für den Gedanken, für die Einbildungskraft, für die Träumerei. Die reinste Sinnlichkeit gesellt sich hier zu seelischem Genügen, und giebt so eine Ahnung von vollkommenem Glück. Aber wenn man nun fragt, weshalb dieser entzückende Aufenthalt nicht bewohnt wird, erhält man zur Antwort, daß die schlechte Luft (la cattiva aria) es nicht gestatte, während des Sommers hier zu leben.

Diese ungesunden Dünste sind, so zu sagen, die Belagerer Roms, sie dringen jedes Jahr um einige Schritte weiter vor, und man ist gezwungen, ihrer Herrschaft die reizendsten Wohnplätze zu überlassen. Ohne Zweifel ist der Mangel an Bäumen in der Campagna und um die Stadt herum eine ihrer Ursachen, und vielleicht weihten die alten Römer ihre Wälder hauptsächlich deshalb den Göttinnen, damit sie vom Volke verschont blieben. Nunmehr sind zahllose Waldungen niedergeschlagen; könnte es denn auch wirklich in unsern Tagen noch so geheiligte Orte geben, daß die Habgier sie zu verwüsten unterließe? Die ungesunde Luft ist die Geißel der römischen Einwohner, und sie droht der Stadt mit gänzlicher Entvölkerung; aber sie erhöht noch die Wirkung, welche die, im Umkreise Roms liegenden, wundervollen Gärten hervorbringen: der schädliche Einfluß macht sich durch kein äußeres Anzeichen fühlbar; man athmet eine Luft, die rein und sehr angenehm scheint; die Erde ist lachend und fruchtbar; Abends ruht man in köstlicher Kühle von des Tages brennender Hitze aus: und dieses Alles – ist der Tod!

»Ich liebe solche geheime, unsichtbare Gefahr«, sagte Oswald zu Corinna, »die in Gestalt so milder Wahrnehmungen auftritt. Wenn der Tod nur der Aufruf zu einem glücklicheren Leben ist, wie ich fest glaube, warum sollte der Blumen Duft, der Schatten schöner Bäume, der erquickende Hauch des Abends – warum sollten sie nicht beauftragt sein, uns die Botschaft zu bringen? Freilich muß der Staat nach allen Seiten hin über die Erhaltung der Menschenleben wachen, doch die Natur hat ihre Geheimnisse, welche allein der Gedanke zu durchdringen vermag, und ich begreife leicht, daß Einwohner und Fremde, trotz der Gefahr, welcher sie während des schönsten Theiles des Jahres hier ausgesetzt sind, dieses Aufenthalts nicht müde werden.«


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