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Drittes Kapitel.
Kapitalanhäufung oder produktive und unproduktive Arbeit.

Es gibt eine Art von Arbeit, die dem Werte des Gegenstandes, auf den sie verwandt wird, etwas zusetzt, und es gibt eine andere, die diese Wirkung nicht hat. Die erstere kann, da sie einen Wert produziert, produktive, die letztere unproduktive Arbeit genannt werden Einige französische Autoren von großem Wissen und Scharfsinn haben diese Worte in einem andern Sinn gebraucht. Ich werde im letzten Kapitel des 4. Buches zu zeigen suchen, daß ihre Auffassung unzutreffend ist.. So setzt die Arbeit eines Manufakturarbeiters im allgemeinen dem Werte der Materialien, an denen er arbeitet, den Wert seines eigenen Unterhaltes und des Profits seines Meisters hinzu. Die Arbeit eines häuslichen Dienstboten hingegen setzt zu dem Werte von nichts etwas hinzu. Obgleich der Manufakturarbeiter seinen Arbeitslohn vom Meister vorgeschossen erhält, so macht er ihm in der Tat doch keine Kosten, weil der Wert dieses Lohnes gewöhnlich samt einem Profit in dem vermehrten Werte des Gegenstandes zurückerstattet wird, auf den er seine Arbeit verwendet hat; der Unterhalt eines häuslichen Dienstboten dagegen wird niemals wieder erstattet. Durch Beschäftigung einer Menge von Manufakturarbeitern wird ein Mann reich; er wird arm durch die Beschäftigung einer Menge von häuslichen Dienstboten. Trotzdem hat die Arbeit der letzteren ihren Wert und verdient ihren Lohn so gut wie die der ersteren. Allein die Arbeit des Manufakturarbeiters fixiert und realisiert sich in einem bestimmten Gegenstande oder einer verkäuflichen Ware, die wenigstens noch eine Zeitlang, nachdem diese Arbeit schon vorbei ist, vorhält. Sie ist gleichsam eine bestimmte Menge angesammelter und aufgehobener Arbeit, die, wenn's nötig wird, bei irgendeiner anderen Gelegenheit verwendet werden kann. Dieser Gegenstand, oder, was ganz dasselbe ist, der Preis dieses Gegenstandes, kann später, wenn es nötig ist, eine ebenso große Menge Arbeit in Gang bringen, als diejenige war, die ihn ursprünglich erzeugte. Dagegen fixiert oder realisiert die Arbeit des häuslichen Dienstboten sich durchaus in keinem bestimmten Gegenstande oder in keiner verkäuflichen Ware. Seine Dienste gehen gewöhnlich im Augenblick ihrer Leistung zugrunde und lassen selten eine Spur oder einen Wert zurück, wofür ein gleiches Maß von Diensten später beschafft werden könnte.

Die Arbeit einiger der achtungswerten Klassen der menschlichen Gesellschaft ist gerade so wie die der häuslichen Dienstboten in bezug auf Wert unproduktiv und fixiert oder realisiert sich nicht in einem dauernden Gegenstande oder einer verkäuflichen Ware, die nach vollbrachter Arbeit übrig bleibt und für die sich später eine gleiche Menge Arbeit beschaffen läßt. So sind z. B. der Fürst samt allen Justiz- und Militärbeamten, die unter ihm dienen, die ganze Armee und Flotte unproduktive Arbeiter. Sie sind die Diener des Gemeinwohls und werden aus einem Teile des jährlichen Erzeugnisses anderer Leute Arbeit erhalten. So ehrenvoll, nützlich und notwendig ihr Dienst auch ist, so erzeugt er doch nichts, wofür sich ein gleiches Maß von Diensten später beschaffen ließe. Der Schutz, die Sicherheit und die Verteidigung des Staates, diese Wirkungen ihrer Arbeit für das laufende Jahr, werden im kommenden Jahr seinen Schutz, seine Sicherheit und Verteidigung nicht erkaufen. Zu der nämlichen Klasse müssen sowohl einige der ernstesten und wichtigsten, als auch einige der nichtigsten Berufe gerechnet werden: Geistliche, Juristen, Ärzte, Gelehrte aller Art; Schauspieler, Possenreißer, Musiker, Opernsänger, Operntänzer usw. Die Arbeit der geringsten unter diesen hat einen bestimmten Wert, der sich ganz nach denselben Grundsätzen regelt, die den Wert jeder anderen Art von Arbeit regeln; und die der edelsten und nützlichsten unter ihnen bringt nichts hervor, wofür sich später eine gleiche Menge Arbeit kaufen oder beschaffen ließe. Wie die Deklamation eines Schauspielers, der Vortrag eines Redners oder das Tonstück eines Musikers, so geht ihrer aller Leistung im Augenblicke ihrer Produktion selber zugrunde.

Sowohl die produktiven wie die unproduktiven Arbeiter und die, welche gar nicht arbeiten, empfangen alle in gleicher Weise ihren Unterhalt aus dem jährlichen Erzeugnis des Bodens und der Arbeit des Landes. Dieses Produkt kann, so groß es auch sein mag, doch niemals unbeschränkt sein, sondern muß gewisse Grenzen haben. Je nachdem daher ein kleinerer oder größerer Teil desselben in einem Jahre auf den Unterhalt unproduktiver Arbeitskräfte verwendet wird, wird destomehr in dem einen, und destoweniger in dem anderen Falle für die produktiven übrig bleiben, und das Produkt des nächsten Jahres wird demzufolge größer oder kleiner sein: denn wenn man die freiwillig bescherten Produkte der Erde ausnimmt, ist das gesamte Jahresprodukt die Wirkung produktiver Arbeit.

Obgleich das gesamte Jahresprodukt des Bodens und der Arbeit in jedem Lande ohne Zweifel zuletzt dazu bestimmt ist, die Konsumtion seiner Einwohner zu versorgen und ihnen ein Einkommen zu verschaffen, so teilt es sich doch, wenn es aus dem Boden oder aus den Händen der produktiven Arbeiter kommt, naturgemäß in zwei Teile. Der eine davon, und oft der größere, ist vor allem dazu bestimmt, ein Kapital wieder herzustellen, oder die Lebensmittel, Materialien und fertigen Arbeiten, die einem Kapital entnommen worden sind, zu erneuern, der andere dazu, entweder dem Eigner dieses Kapitals in Form des Profits von seinem Kapital, oder einer andern Person in Form der Rente von seinem Grund und Boden ein Einkommen zu gewähren. So ersetzt ein Teil des Bodenerzeugnisses das Kapital des Pächters, der andere zahlt seinen Profit und die Rente des Grundeigentümers und bildet so für den Eigentümer dieses Kapitals als die Profite seines Vermögens, wie auch für eine andere Person als die Rente seines Grundstücks ein Einkommen. Auf gleiche Weise ersetzt auch von dem Produkte einer großen Manufaktur der eine Teil, und zwar immer der größere, das Kapital des Werksunternehmers, während der andere seinen Profit zahlt und so dem Eigentümer dieses Kapitals ein Einkommen bildet.

Derjenige Teil des jährlichen Boden- und Arbeitsproduktes eines Landes, der ein Kapital wiedererstattet, wird niemals unmittelbar dazu verwendet, anderen als produktiven Arbeitskräften Unterhalt zu gewähren. Er zahlt nur den Arbeitslohn für produktive Arbeit. Der, welcher die unmittelbare Bestimmung hat, entweder als Profit oder als Rente ein Einkommen zu bilden, kann sowohl produktiven als unproduktiven Arbeitskräften Unterhalt gewähren.

Von jedem Vorrat, den man als ein Kapital verwenden kann, erwartet man immer, daß er samt einem Profit wiedererstattet werde. Man wendet ihn daher so an, daß man nur produktive Arbeitskräfte damit unterhält; und hat er einem als Kapital gedient, so bildet er ein Einkommen für diese. Verwendet man aber irgendeinen Teil davon zum Unterhalt unproduktiver Arbeitskräfte irgendwelcher Art, so wird dieser Teil in demselben Augenblick aus dem Kapital genommen und in den für unmittelbare Konsumtion bestimmten Vorrat eingereiht.

Unproduktive Arbeiter und solche, die überhaupt nicht arbeiten, finden ihren Unterhalt in einem Einkommen: entweder, erstens, aus demjenigen Teile des jährlichen Produktes, der ursprünglich dazu bestimmt ist, für gewisse Personen als Grundrente oder als Kapitalprofit ein Einkommen zu bilden, oder, zweitens, aus demjenigen Teile, der zwar ursprünglich die Bestimmung hat, ein Kapital wieder zu erstatten und nur produktiven Arbeitern Unterhalt zu gewähren, trotzdem aber, wenn er in deren Hände gekommen ist, soweit er ihren notwendigen Lebensbedarf übersteigt, zum Unterhalt produktiver oder unproduktiver Arbeitskräfte irgendwelcher Art verwendet werden kann. So kann nicht nur der große Grundeigentümer oder der reiche Kaufmann, sondern selbst der gemeine Arbeitsmann, wenn sein Lohn ausreichend ist, einen häuslichen Dienstboten halten, oder er kann manchmal in ein Schauspiel oder Puppenspiel gehen, und so sein Teil zum Unterhalt einer Klasse von unproduktiven Arbeitern beitragen; oder er kann Abgaben bezahlen und auf diese Weise einer anderen, zwar achtbareren und nützlicheren, aber dennoch ebenso unproduktiven Klasse Unterhalt gewähren. Kein Teil des jährlichen Produktes jedoch, der ursprünglich die Bestimmung hatte, ein Kapital wiederzuerstatten, gelangt jemals dazu, unproduktive Arbeitskräfte zu unterhalten, ehe er nicht die ganze, von ihm abhängige produktive Arbeit oder alles, was er bei der gewählten Art, das Kapital anzulegen, in Gang bringen kann, wirklich in Gang gebracht hat. Der Arbeiter muß seinen Lohn durch getane Arbeit verdient haben, ehe er einen Teil davon so verwenden kann. Auch ist dieser Teil gewöhnlich nur gering. Es ist nur sein Spar-Einkommen, wovon produktive Arbeiter selten viel haben. Trotzdem haben sie gewöhnlich etwas, und bei der Abgabenzahlung kann die Größe ihrer Anzahl einigermaßen die Kleinheit ihres Beitrages ausgleichen. Es sind also die Grundrente und die Kapitalprofite überall die Hauptquellen, aus denen unproduktive Arbeitskräfte ihren Unterhalt empfangen. Dies sind die beiden Einkommensarten, von denen ihre Eigner gewöhnlich am meisten zu sparen haben. Sie können beide produktive und unproduktive Arbeitskräfte irgendwelcher Art unterhalten. Sie scheinen jedoch für die letzteren einige Vorliebe zu haben. Der Aufwand eines großen Herrn gibt gewöhnlich mehr müßigen als erwerbtätigen Leuten Nahrung. Der reiche Kaufmann unterhält zwar mit seinem Kapital nur erwerbstätige Leute, aber mit seinem Aufwande, d. h. mit der Verwendung seines Einkommens, setzt er gewöhnlich ganz dieselben Leute in Nahrung wie der große Herr.

Daher hängt das Verhältnis von produktiven und unproduktiven Arbeitskräften in jedem Lande gar sehr von dem Verhältnis ab, das zwischen demjenigen Teil des jährlichen Produktes besteht, der, einmal dem Grund und Boden oder den Händen der produktiven Arbeiter entnommen, zur Wiedererstattung eines Kapitals bestimmt ist, und demjenigen, der entweder als Rente oder als Profit ein Einkommen bilden soll. Dies Verhältnis ist in reichen Ländern ein ganz anderes als in armen.

So ist gegenwärtig in den reichen Ländern Europas ein sehr großer, oft der größte Teil des Bodenproduktes dazu bestimmt, das Kapital des reichen und unabhängigen Pächters wiederzuerstatten, das Übrige dazu, seine Profite und die Rente für den Grundeigentümer zu zahlen. Dagegen reichte in früherer Zeit, während der Vorherrschaft der Feudalität, ein sehr kleiner Teil des Produktes schon hin, das auf die Kultur verwendete Kapitel wiederzuerstatten. Es bestand gewöhnlich in ein Paar Stück elenden Viehes, das ganz von dem freiwilligen Ertrag unkultivierten Landes lebte und das daher als ein Teil dieses freiwilligen Ertrages angesehen werden konnte. Außerdem gehörte es gewöhnlich dem Grundeigentümer und war von ihm den Bebauern des Landes nur geliehen. Ihm gehörte eigentlich auch der ganze Rest des Produktes, sei es als Rente für sein Land, oder als Profit jenes armseligen Kapitals. Die Bebauer des Landes waren gewöhnlich Leibeigene, deren Personen und Güter ebenfalls sein Eigentum waren. Die, welche nicht Leibeigene waren, waren Lehnsleute, die der Gutsherr nach Willkür hinaussetzen konnte, und obgleich die Rente, die sie bezahlten, dem Namen nach oft wenig mehr als ein Erbzins war, so bildete sie in Wirklichkeit das ganze Produkt des Bodens. Ihrem Herrn stand zu allen Zeiten im Frieden ihre Arbeit und im Kriege ihr Dienst zu Gebote. Obgleich sie von seinem Hause abseits wohnten, waren sie doch ebenso von ihm abhängig wie seine Dienerschaft, die darin wohnte. Nun gehört aber doch das ganze Bodenprodukt ohne Zweifel demjenigen, der über die Arbeit und die Dienste derer, die es unterhält, verfügen kann. Bei dem gegenwärtigen Stande der Dinge in Europa übersteigt der Anteil des Grundeigentümers selten ein Drittel, oft nicht ein Viertel von dem ganzen Produkte des Bodens. Dennoch ist die Grundrente in allen kultivierten Teilen des Landes seit jenen alten Zeiten um das Dreifache und Vierfache gestiegen, und dieses Drittel oder Viertel von dem Jahresprodukte ist, wie es scheint, drei- oder viermal größer, als damals das Ganze war. Unter den Fortschritten der Kultur vermindert sich die Rente im Verhältnis zu dem Produkte des Bodens, obgleich sie im Verhältnis zu dessen Ausdehnung wächst.

In den reichen europäischen Ländern werden jetzt große Kapitalien im Handel und in den Manufakturen verwendet. Bei dem alten Zustande dagegen erforderten der geringe Handel, der betrieben wurde, und die wenigen einfachen und rohen Manufakturen, die im Gange waren, nur sehr kleine Kapitalen. Sie müssen jedoch sehr große Profite abgeworfen haben; der Zinsfuß stand nirgends unter zehn Prozent, und ihre Profite müssen bedeutend genug gewesen sein, um diesen hohen Zins zu erschwingen. Gegenwärtig ist in den kultivierten Teilen Europas der Zinsfuß nirgends höher als sechs Prozent, und in manchen der kultiviertesten ist er so niedrig, daß er nur vier, drei oder zwei Prozent beträgt. Obgleich derjenige Teil des Einkommens, den die Landesbewohner aus den Kapitalprofiten beziehen, in reichen Ländern immer weit größer ist als in armen, so ist er es doch deshalb, weil das Kapital weit größer ist; im Verhältnis zu dem Kapital sind die Profite gewöhnlich weit geringer.

Es ist also derjenige Teil des jährlichen Produktes, der die Bestimmung hat, sobald er aus dem Boden oder aus den Händen der produktiven Arbeiter kommt, ein Kapital zu ersetzen, in reichen Ländern nicht nur weit größer als in armen, sondern er steht auch in einem viel weiteren Verhältnis zu dem, der unmittelbar dazu bestimmt ist, als Rente oder als Profit ein Einkommen zu bilden. Die Fonds, die zum Unterhalt produktiver Arbeit bestimmt sind, sind in den ersteren nicht nur weit größer als in den letzteren, sondern stehen auch in einem viel weiteren Verhältnisse zu denen, die, zwar ebensogut produktiven als unproduktiven Leuten Unterhalt geben können, gewöhnlich aber eine Vorliebe für die letzteren haben.

Das Verhältnis dieser verschiedenen Fonds zueinander bestimmt notwendig in jedem Lande den allgemeinen Charakter der Einwohner in Beziehung auf Fleiß oder Müßiggang. Wir sind gewerbtätiger als unsere Vorfahren, weil gegenwärtig die zum Unterhalt der Gewerbtätigkeit bestimmten Fonds in Vergleich zu denen, die voraussichtlich auf den Unterhalt des Müßiggangs verwendet werden, weit größer sind, als sie vor zwei- oder dreihundert Jahren waren. Unsere Voreltern gingen aus Mangel an hinlänglicher Aufmunterung zur Gewerbtätigkeit müßig. Es ist besser, sagt das Sprichwort, umsonst zu spielen, als umsonst zu arbeiten. In Handels- und Manufakturstädten, wo die unteren Volksklassen hauptsächlich infolge von Kapitalsanlagen Unterhalt finden, sind sie im allgemeinen gewerbtätig, nüchtern und befinden sich wohl, wie in vielen englischen und den meisten holländischen Städten. In solchen Städten, die hauptsächlich von einer beständigen oder zeitweiligen Hofhaltung leben, und wo die unteren Volksklassen ihren Unterhalt überwiegend infolge Ausgeben von Revenuen finden, sind sie im allgemeinen müßig, liederlich und arm, wie in Rom, Versailles, Compiegne und Fontainebleau. Nimmt man Rouen und Bordeaux aus, so findet sich nur sehr wenig Handel oder Industrie in den französischen Parlamentsstädten, und die unteren Volksklassen, die hauptsächlich von dem Aufwande leben, den die Mitglieder der Gerichtshöfe und diejenigen machen, die hinkommen, um vor diesen ihre Prozesse zu führen, sind im allgemeinen müßig und arm. Rouens und Bordeaux' großer Handel scheint ganz und gar die Wirkung ihrer Lage zu sein. Rouen ist notwendigerweise der Stapelplatz fast aller Güter, die entweder aus fremden Ländern oder aus den französischen Seeprovinzen dem Verbrauch der großen Stadt Paris zugeführt werden. Ebenso ist Bordeaux der Stapelplatz der Weine, die an den Ufern der Garonne und ihrer Nebenflüsse, in einem der reichsten Weinländer der Welt, wachsen, dessen Weine sich am meisten zur Ausfuhr eignen und dem Geschmacke der ausländischen Nationen am besten zusagen. So vorteilhafte Lagen ziehen infolge der Verwendungsmöglichkeiten, die sie ihm gewähren, notwendig ein großes Kapital an, und die Verwendung dieses Kapitals ist der Grund der Gewerbtätigkeit in diesen beiden Städten. In den übrigen französischen Parlamentsstädten scheint nur wenig mehr Kapital veranlagt zu werden, als ihr eigener Bedarf notwendig fordert, d. h. nur wenig mehr, als das kleinste Kapital, das dort verwendet werden kann. Dasselbe läßt sich von Paris, Madrid und Wien sagen. Unter diesen drei Städten ist Paris die bei weitem gewerbtätigste; aber Paris ist auch selber der Hauptmarkt für alle dort bestehenden Manufakturen, und der eigene Bedarf der Stadt bildet den Hauptzweck des in ihr betriebenen Handels. London, Lissabon und Kopenhagen sind vielleicht die einzigen drei europäischen Städte, die sowohl beständige Sitze einer Hofhaltung sind, als auch zugleich als Handelsstädte angesehen werden können, d. h. als Städte, deren Handel sich nicht bloß auf ihren eigenen Bedarf, sondern auch auf den anderer Länder und Städte erstreckt. Die Lage von all den dreien ist außerordentlich vorteilhaft, und befähigt sie natürlich dazu, die Stapelplätze für einen großen Teil der Güter zu sein, die für den Bedarf entlegener Orte bestimmt sind. In einer Stadt, wo große Revenuen ausgegeben werden, ist es wahrscheinlich schwieriger, ein Kapital für andere Zwecke als für die Versorgung dieser Stadt selbst anzulegen, als in einer solchen, wo die unteren Volksklassen keinen anderen Unterhalt haben, als den, welchen sie infolge der Anlage eines solchen Kapitals beziehen. Es ist wahrscheinlich, daß der Müßiggang der meisten, die von dem Ausgeben von Revenuen leben, die Gewerbetätigkeit derer schwächt, die infolge Anlage eines Kapitals Unterhalt finden müßten, und es weniger vorteilhaft macht, ein Kapital hier anzulegen als anderwärts. In Edinburgh gab es vor der Union wenig Handel und Gewerbtätigkeit. Als sich aber das schottische Parlament nicht mehr dort versammelte, und die Stadt aufhörte, die notwendige Residenz des hohen und niederen schottischen Adels zu sein, entwickelte sich in ihr einigermaßen Handel und Gewerbtätigkeit. Doch ist sie noch immer der Sitz der höchsten Gerichtshöfe Schottlands, der Zollämter, Akzisen usw. Es werden daher auch immer noch ansehnliche Revenuen dort ausgegeben. An Handel und Gewerbetätigkeit steht es weit hinter Glasgow zurück, dessen Einwohner hauptsächlich infolge der Kapitalsanlagen leben. Die Bewohner eines großen Dorfes sind manchmal, wie man öfter bemerkt hat, nachdem sie in der Manufaktur ziemliche Fortschritte gemacht hatten, müßig und arm geworden, weil ein großer Herr in ihrer Nachbarschaft seinen Wohnsitz nahm.

Somit scheint das Verhältnis zwischen Kapital und Einkommen überall das Verhältnis zwischen Gewerbefleiß und Müßiggang zu bestimmen: wo Kapital vorherrscht, waltet Fleiß, wo Einkommen, Müßiggang. Jede Vermehrung oder Verminderung des Kapitals strebt naturgemäß dahin, die wirkliche Menge Gewerbefleiß, die Zahl produktiver Arbeitskräfte und folglich den Tauschwert des jährlichen Boden- und Arbeitsproduktes des Landes, den wirklichen Wohlstand und das wirkliche Einkommen aller seiner Bewohner zu vermehren oder zu vermindern.

Kapitalien werden durch Sparsamkeit vermehrt und durch Verschwendung und unkluges Betragen vermindert.

Was jemand von seinem Einkommen spart, das legt er zu seinem Kapital und verwendet es entweder selbst, indem er einer weiteren Zahl von produktiven Arbeitskräften Unterhalt gibt, oder setzt andere Leute instand, das zu tun, indem er es ihnen gegen Zinsen, d. h. für einen Anteil am Profit leiht. Wie das Kapital eines einzelnen nur dadurch vermehrt werden kann, was er von seinem jährlichen Einkommen oder seinen jährlichen Gewinnsten spart, so kann auch das Kapital einer Gesellschaft, das mit dem aller ihrer Mitglieder gleichbedeutend ist, nur auf dieselbe Weise vermehrt werden.

Sparsamkeit, und nicht Gewerbfleiß ist die unmittelbare Ursache von Kapitalvermehrungen. Gewerbfleiß schafft zwar die Sachen herbei, welche die Sparsamkeit aufhäuft; aber soviel der Fleiß auch erwürbe, das Kapital würde doch, wenn die Sparsamkeit es nicht zurücklegte und sammelte, niemals größer werden.

Indem die Sparsamkeit den zum Unterhalt produktiver Arbeitskräfte bestimmten Fonds vergrößert, bewirkt sie, daß auch die Zahl derjenigen Arbeitskräfte wächst, deren Arbeit den Wert der von ihnen bearbeiteten Sache vermehrt. Sie bewirkt also, daß der Tauschwert des jährlichen Boden- und Arbeitsproduktes eines Landes zunimmt. Sie setzt eine vermehrte Menge Gewerbfleiß in Gang, der dem jährlichen Produkte einen vermehrten Wert gibt.

Was im Jahre gespart wird, wird ebenso regelmäßig verzehrt, als was im Jahre ausgegeben wird, und das fast in der nämlichen Zeit; allein es wird von einer anderen Sorte Menschen verzehrt. Derjenige Teil seines Einkommens, den ein reicher Mann in einem Jahre ausgibt, wird in den meisten Fällen von müßigen Gästen und häuslichen Dienstboten aufgezehrt, die nichts zum Ersatz für ihren Verzehr zurücklassen. Derjenige Teil, den er in einem Jahre spart, wird, da er um des Gewinnes willen sofort als Kapital angelegt wird, zwar ebenso, und fast in der nämlichen Zeit, aber von einer anderen Sorte Menschen verzehrt, nämlich von Arbeitern, Manufakturleuten und Handwerkern, die den Wert ihres jährlichen Verzehrs samt einem Profit reproduzieren. Nehmen wir an, sein Einkommen sei ihm als Geld ausbezahlt worden. Hätte er nun das Ganze ausgegeben, so würde die Nahrung, Kleidung und Wohnung, die für das Ganze zu haben gewesen wäre, unter die erstere Sorte Menschen aufgeteilt worden sein. Sparte er dagegen einen Teil davon, so würde, da dieser Teil um des Profits willen sofort von ihm selbst oder von einem anderen als Kapital angelegt worden wäre, Nahrung, Kleidung und Wohnung, die sich dafür kaufen ließen, notwendig an die letztere Sorte kommen. Der Verzehr ist derselbe, aber die Verzehrer sind andere.

Durch das, was ein genügsamer Mensch jährlich spart, gewährt er nicht nur einer vermehrten Zahl von produktiven Arbeitskräften für das gegenwärtige oder folgende Jahr Unterhalt, sondern errichtet gleich dem Gründer einer öffentlichen Werkstatt, so zu sagen, einen ewigen Fonds zum Unterhalt einer gleichen Zahl für alle kommenden Zeiten. Freilich ist die stete Verteilung und Bestimmung dieses Fonds nicht immer durch ein positives Gesetz, durch ein Treuhandrecht oder eine Unveräußerlichkeitsurkunde gesichert. Allein sie findet stets ihren Schutz in einem sehr mächtigen Prinzip, in dem offenen und klaren Interesse jedes einzelnen, dem je ein Teil davon zufallen soll. Es kann kein Teil davon später zum Unterhalt anderer als produktiver Arbeitskräfte verwendet werden, ohne daß derjenige, der es so von seiner eigentlichen Bestimmung ablenkt, einen offenbaren Verlust erleidet.

Der Verschwenderische lenkt es so ab: Indem er seine Ausgaben nicht nach seiner Einnahme richtet, greift er sein Kapital an. Gleich demjenigen, der die Einkünfte einer frommen Stiftung profanen Zwecken zuwendet, zahlt er den Lohn des Müßiggangs aus denjenigen Fonds, welche die Genügsamkeit seiner Vorfahren sozusagen dem Unterhalte des Gewerbfleißes gewidmet hatte. Indem er die zur Beschäftigung produktiver Arbeit bestimmten Fonds verringert, verringert er notwendigerweise auch, so weit es von ihm abhängt, die Menge derjenigen Arbeit, die den bearbeiteten Gegenständen einen höheren Wert gibt, und folglich den Wert des jährlichen Boden- und Arbeitsproduktes des ganzen Landes, den wirklichen Wohlstand und das wirkliche Einkommen seiner Bewohner. Wenn die Verschwendung einiger nicht durch die Genügsamkeit anderer ausgeglichen würde, so würde das Betragen jedes Verschwenders, der den Müßiggänger mit dem Brote des Fleißigen füttert, nicht nur ihn selbst zum Bettler machen, sondern auch sein Land verarmen lassen.

Wenn die Ausgaben des Verschwenders auch ganz auf inländische und nicht auf fremde Waren weggingen, so würden ihre Wirkungen in bezug auf die produktiven Fonds der Gesellschaft doch ganz dieselben sein. Es würde dennoch alle Jahre eine bestimmte Menge an Nahrung und Kleidung, die produktive Arbeitskräfte hätte unterhalten sollen, zum Unterhalt unproduktiver verwendet. Und folglich würde jedes Jahr eine Verringerung dessen eintreten, was sonst der Wert des jährlichen Produktes vom Boden und von der Arbeit des Landes gewesen wäre.

Man könnte allerdings sagen, daß, da diese Ausgaben nicht für ausländische Güter gemacht werden und keinerlei Ausfuhr von Gold und Silber verursachen, dieselbe Menge Geldes im Lande bleiben würde wie früher. Aber wäre die Menge Nahrung und Kleidung, die so von unproduktiven Arbeitskräften verzehrt wurde, auf produktive verteilt worden, so hätten diese den vollen Wert ihrer Konsumtion samt einem Profit reproduziert. Es würde in diesem Falle gleichfalls dieselbe Menge Geldes im Lande geblieben sein, und es hätte außerdem zugleich eine Reproduktion eines gleichen Wertes verzehrbarer Güter stattgefunden: es hätte zwei Werte statt eines gegeben.

Überdies kann nicht lange dieselbe Menge Geldes in einem Lande bleiben, in dem der Wert des jährlichen Produktes abnimmt. Der einzige Gebrauch des Geldes ist, verzehrbare Güter in Umlauf zu bringen. Mittels des Geldes werden Nahrungsmittel, Materialien und fertige Waren gekauft und verkauft und an ihre eigentlichen Konsumenten verteilt. Mithin muß sich die Menge Geldes, die man in einem Lande jährlich brauchen kann, nach dem Wert der verzehrbaren Güter richten, die jährlich dort umlaufen. Diese müssen entweder das unmittelbare Boden- und Arbeitsprodukt des Landes selbst, oder sonst etwas darstellen, was mit einem Teile dieses Produktes gekauft worden ist. Darum muß ihr Wert geringer werden, wenn der Wert dieses Produktes geringer wird, und zugleich verringert sich auch die Menge Geldes, die dazu dient, sie in Umlauf zu setzen. Allein man wird das Geld, das durch diese jährliche Verringerung des Produktes jährlich aus dem heimischen Umlauf verschwindet, nicht müßig liegen lassen. Das Interesse seines jeweiligen Besitzers fordert, daß er es anlege. Wenn sich ihm aber zuhause keine Gelegenheit dazu bietet, so wird er es trotz aller Gesetze und Verbote ins Ausland schicken und zum Ankauf verzehrbarer Güter gebrauchen, die zuhause von einigem Nutzen sein können. Dessen jährliche Ausfuhr wird auf diese Weise eine Zeitlang die jährliche Konsumtion des Landes über den Wert seines eigenen jährlichen Produktes hinaus etwas verstärken. Was in den Tagen seines Wohlseins von seinem jährlichen Produkte gespart und zum Ankauf von Gold und Silber verwendet worden war, wird nun in der Not eine kurze Zeitlang dazu dienen, seine Konsumtion zu stützen. In diesem Falle ist die Ausfuhr von Gold und Silber nicht die Ursache, sondern die Wirkung seines Verfalls und kann sogar eine kurze Zeitlang das Elend dieses Verfalls erleichtern.

Dagegen muß aber die Menge des Geldes in jedem Lande naturgemäß zunehmen, wenn der Wert des jährlichen Produktes zunimmt. Ist der Wert der verzehrbaren Güter, die in der Gesellschaft während eines Jahres umlaufen, größer, so erfordert er auch eine größere Summe Geldes, um sie umlaufen zu lassen. Es wird daher ein Teil des vermehrten Produktes dazu verwendet werden, die ergänzende Menge Gold und Silber, die notwendig ist, um den Rest im Umlauf zu erhalten, zu kaufen, wo sie gerade zu haben ist. In diesem Falle wird der Zuwachs jener Metalle die Wirkung und nicht die Ursache des öffentlichen Wohlstandes sein. Gold und Silber werden überall auf die nämliche Weise gekauft. Die Nahrung, Kleidung und Wohnung, das Einkommen und der Unterhalt all derer, deren Arbeit oder Kapital dazu dient, die Metalle aus den Bergwerken auf den Markt zu bringen, ist der Preis, den man sowohl in Peru als in England für sie bezahlt. Ein Land, das diesen Preis zahlen kann, wird niemals lange ohne die ihm erforderliche Menge jener Metalle sein, und niemals wird ein Land wiederum lange eine Menge davon behalten, die es nicht braucht.

Worin wir daher auch den wirklichen Wohlstand und das wirkliche Einkommen eines Landes finden mögen, sei es, wie die gesunde Vernunft zu behaupten scheint, in dem Werte seines jährlichen Boden- und Arbeitsproduktes, oder sei es, wie das allgemeine Vorurteil annimmt, in der Menge edler Metalle, die darin umlaufen, von beiden Gesichtspunkten aus erscheint jeder Verschwender als ein Feind der Öffentlichkeit, und jeder sparsame Mensch als ein Wohltäter der Öffentlichkeit.

Die Wirkungen der Unklugheit sind oft dieselben wie die der Verschwendung. Jedes unbesonnene und unglückliche Projekt in der Landwirtschaft, im Bergbau, in der Fischerei, im Handel und in den Manufakturen bewirkt gleicherweise eine Verminderung der Fonds, die zum Unterhalt produktiver Arbeit bestimmt sind. Obgleich nämlich bei jedem solchen Projekte das Kapital nur von produktiven Arbeitskräften konsumiert wird, muß doch, weil diese wegen der unklugen Art, in der sie beschäftigt werden, nicht den vollen Wert ihrer Konsumtion reproduzieren, immer eine Verminderung dessen eintreten, was sonst der produktive Fonds einer solchen Gesellschaft gewesen wäre

Freilich kann nur selten der Fall vorkommen, daß die Lage einer großen Nation durch die Verschwendung oder Unklugheit einzelner sehr verschlechtert wird, da die Vergeudung oder Unbesonnenheit der einen stets durch die Sparsamkeit und Besonnenheit anderer mehr als ausgeglichen wird.

Was die Vergeudung betrifft, so ist der Trieb, der zum Ausgeben verleitet, die Begierde nach augenblicklichen Genüssen, die, so heftig und unwiderstehlich sie auch zuweilen sein mag, doch gewöhnlich nur kurz und gelegentlich auftritt. Dagegen ist der Trieb, der zum Sparen treibt, das Verlangen nach Verbesserung unserer Lage, ein Verlangen, das zwar gewöhnlich ruhig und leidenschaftslos ist, uns aber von der Wiege an begleitet und bis zum Grabe nicht wieder verläßt. In der ganzen Zeit zwischen diesen beiden Endpunkten gibt es vielleicht keinen einzigen Augenblick, wo ein Mensch so ganz und gar mit seiner Lage zufrieden wäre, daß er nicht den Wunsch hegen sollte, sie irgendwie zu verändern oder zu verbessern. Das Mittel, durch welches die meisten Menschen ihre Lage zu verbessern streben und wünschen, ist eine Vergrößerung ihres Vermögens. Es ist dies das gewöhnlichste und natürlichste Mittel; und die sicherste Art, wie sie ihr Vermögen vergrößern können, ist die, daß sie einen Teil dessen, was sie entweder regelmäßig und alle Jahre, oder bei außerordentlichen Gelegenheiten erwerben, sparen und aufhäufen. Obgleich also der Trieb zum Ausgeben sich bei fast allen Menschen in gewissen Fällen, und bei einigen Menschen in fast allen Fällen geltend macht, so scheint doch bei den meisten Menschen, wenn man ihr ganzes Leben zusammen nimmt, der Trieb zur Sparsamkeit nicht nur zu überwiegen, sondern sogar ganz besonders zu überwiegen.

Was die Unklugheit betrifft, so ist die Zahl kluger und glücklicher Unternehmungen überall weit größer, als die unkluger und unglücklicher. Trotz aller unserer Klagen über die Häufigkeit der Bankerotte bilden die Unglücklichen, die dies Mißgeschick trifft, doch nur einen sehr kleinen Teil der Gesamtzahl derjenigen, die sich mit dem Handel und allen anderen Geschäftsarten abgeben, vielleicht nicht viel mehr, als einen unter tausend. Der Bankerott ist vielleicht das größte und niederdrückendste Unglück, das einen unschuldigen Menschen treffen kann. Daher wenden die meisten genügende Vorsicht an, ihn zu verhüten. Manche hüten sich freilich nicht vor ihm, wie sich manche auch nicht vor dem Galgen hüten.

Große Nationen werden niemals durch private, wohl aber zuweilen, durch öffentliche Verschwendung und Unklugheit arm. Das ganze, oder fast das ganze Staatseinkommen wird in den meisten Ländern dazu verwendet, unproduktive Arbeitskräfte zu unterhalten. Dahin gehören die Leute, aus denen sich ein zahlreicher und glänzender Hofstaat, eine große Geistlichkeit, große Flotten und Armeen zusammensetzen, die in Friedenszeiten nichts hervorbringen, und in Kriegszeiten nichts erwerben, wodurch die Kosten ihres Unterhalts selbst während der Dauer des Krieges gedeckt würden. Da Leute dieser Art selbst nichts hervorbringen, so werden sie durch die Erzeugnisse von anderer Menschen Arbeit erhalten. Werden sie daher bis zu einer überflüssigen Anzahl vermehrt, so können sie in einem Jahre so viel von diesem Erzeugnisse verzehren, daß nicht genug übrig bleibt, um die produktiven Arbeiter, die dieses im nächsten Jahre reproduzieren sollen, zu unterhalten. Das Produkt des nächsten Jahres wird also kleiner sein, als das des vorhergehenden, und dauert der Übelstand fort, so ist das Produkt des dritten Jahres noch kleiner als das des zweiten. Diese unproduktiven Arbeitskräfte, die nur mit einem Teile des Spar-Einkommens unterhalten werden sollten, können so viel von dem gesamten Einkommen verzehren, und dadurch so viele zwingen, ihre Kapitalien, ihre für den Unterhalt produktiver Arbeit bestimmten Fonds anzugreifen, daß alle Sparsamkeit und Klugheit der einzelnen nicht imstande sein kann, die Verwüstung und Verminderung der Erzeugnisse wieder gut zu machen, die durch jene gewaltsame und erzwungene Schmälerung herbeigeführt wird.

Doch ist jene Sparsamkeit und Umsicht in den meisten Fällen, wie die Erfahrung zeigt, hinreichend, um nicht nur die Verschwendung und Unklugheit einzelner, sondern auch die öffentliche Unmäßigkeit der Regierung auszugleichen. Die gleichmäßige, beständige und ununterbrochene Anstrengung von jedermann, seine Lage zu verbessern, der Trieb, der sowohl den öffentlichen und nationalen als auch den privaten Reichtum ursprünglich erzeugt, ist oft mächtig genug, um trotz der Unmäßigkeit der Regierung und der größten Irrtümer der Verwaltung den natürlichen Fortschritt zum Besseren lebendig zu erhalten. Wie der unbekannte Trieb des tierischen Lebens, so stellt auch er oft trotz der Verstörtheit ja sogar der albernen Vorschriften des Arztes Gesundheit und Kräfte des Körpers wieder her.

Das jährliche Produkt von dem Boden und der Arbeit einer Nation kann in seinem Werte nicht anders vermehrt werden, als wenn entweder die Zahl ihrer produktiven Arbeiter oder die Produktivkräfte der bis dahin beschäftigten Arbeiter vermehrt werden. Die Zahl ihrer produktiven Arbeiter kann, wie von selbst einleuchtet, nur dann ansehnlich zunehmen, wenn eine Zunahme von Kapital oder der zu ihrem Unterhalt bestimmten Fonds zustande kommt. Die Produktivkräfte derselben Zahl von Arbeitern können nur dann zunehmen, wenn entweder die zur Erleichterung und Abkürzung der Arbeit dienenden Maschinen und Werkzeuge vermehrt und verbessert werden, oder wenn eine geeignetere Ein- und Aufteilung der Arbeit zustande kommt. In beiden Fällen ist fast immer ein Zusatz-Kapital erforderlich. Nur mittels eines Zusatz-Kapitals wird es dem Unternehmer möglich, seine Arbeiter mit besseren Maschinen zu versorgen oder eine geeignetere Geschäftsteilung unter ihnen einzuführen. Wenn die zu verrichtende Arbeit aus einer Zahl von Teilen besteht, so erfordert es ein weit größeres Kapital, jeden Mann beständig auf eine Art zu beschäftigen, als wenn jedermann gelegentlich bei jedem Teil der Arbeit beschäftigt wird. Vergleichen wir daher den Zustand einer Nation in zwei verschiedenen Perioden und finden wir, daß ihr jährliches Boden- und Arbeitsprodukt in der letzteren ersichtlich größer ist als in der ersteren, daß ihre Ländereien besser angebaut, ihre Manufakturen zahlreicher und blühender und ihr Handel ausgedehnter sind, so können wir sicher sein, daß ihr Kapital zwischen diesen beiden Perioden sich vergrößert, und durch das kluge Betragen der einen mehr hinzugefügt haben muß als durch die Unklugheit anderer Privatpersonen oder die Unmäßigkeit der Regierung davon verloren gegangen ist. Wir werden aber finden, daß dies in allen einigermaßen ruhigen und friedlichen Zeiten bei fast allen Nationen der Fall gewesen ist, selbst bei denen, die sich nicht gerade der klügsten und sparsamsten Regierungen zu erfreuen hatten. Freilich müssen wir, um uns hierüber ein richtiges Urteil zu verschaffen, den Zustand des Landes in ziemlich voneinander entlegenen Perioden betrachten. Der Fortschritt geschieht oft so allmählich, daß nicht nur keine Verbesserung in nahe aneinander liegenden Perioden zu bemerken ist, sondern daß auch dadurch, daß manche Gewerbszweige oder manche Gegenden des Landes in Verfall geraten, was wohl manchmal vorkommt, obwohl das Land im allgemeinen den größten Wohlstand aufzuweisen hat, oft die Vermutung entsteht, daß der Reichtum und die Gewerbtätigkeit des ganzen im Abnehmen sei.

Das jährliche Boden- und Arbeitsprodukt Englands z. B. ist gewiß weit größer, als es vor etwas mehr als einem Jahrhundert, zur Zeit der Restauration Karls des Zweiten, war. Obgleich, wie ich glaube, jetzt wenig Menschen hieran zweifeln, so vergingen doch in dieser Zeit kaum fünf Jahre, ohne daß ein Buch oder Pamphlet erschien, das geschickt genug geschrieben war, um sich beim Publikum Ansehen zu verschaffen, und das sich zu zeigen bemühte, daß der Volkswohlstand in rascher Abnahme begriffen, das Land entvölkert, der Ackerbau vernachlässigt, die Manufakturen in Verfall seien und der Handel darniederliege. Auch waren diese Schriften nicht immer Parteipamphlete, elende Ausgeburten der Falschheit und Käuflichkeit. Manche davon waren vielmehr von sehr aufrichtigen und sehr einsichtsvollen Leuten geschrieben, die nur schrieben, was sie glaubten, und es aus keinem anderen Grunde schrieben, als weil sie es glaubten.

Das jährliche Boden- und Arbeitsprodukt Englands war hinwiederum gewiß zur Zeit der Restauration weit größer, als wir es etwa hundert Jahre früher, beim Regierungsantritt Elisabeths annehmen können. Und auch damals war das Land, wie wir allen Grund zu glauben haben, in der Kultur weit mehr vorgeschritten als etwa ein Jahrhundert früher, gegen den Schluß der Bürgerkriege zwischen den Häusern York und Lancaster. Selbst damals aber war es wahrscheinlich in einer besseren Lage, als es bei der normannischen Eroberung gewesen war, und bei der normannischen Eroberung in einer besseren als während der Verwirrung der sächsischen Heptarchie. Sogar in dieser frühen Zeit aber war das Land sicherlich kultivierter als bei dem Einfalle des Julius Cäsar, als seine Bewohner sich fast in gleichem Zustande befanden wie die Wilden Nordamerikas.

Dennoch gab es in jeder dieser Perioden nicht nur viel private und öffentliche Verschwendung, viele kostspielige und unnötige Kriege und großen Mißbrauch des jährlichen Produktes, von welchem man unproduktive statt produktive Arbeitskräfte unterhielt, sondern auch manchmal in der Zerrüttung der bürgerlichen Unruhen eine so absolute Vernichtung und Zerstörung des Kapitals, daß man annehmen könnte, es wurde nicht nur, wie es auch wirklich geschah, die natürliche Anhäufung des Reichtums aufgehalten, sondern es müßte auch das Land am Ende der Periode ärmer gewesen sein, als es zu deren Beginn war. Wie viele Unordnungen und Unglücksfälle traten nicht in der glücklichsten aller dieser Perioden, in der Zeit seit der Restauration, ein, von denen man, wenn man sie hätte voraussehen können, nicht bloß die Verarmung, sondern das gänzliche Verderben des Landes erwartet haben würde: das Feuer und die Pest in London, die beiden Kriege mit Holland, die Unruhen der Revolution, der Krieg in Irland, die vier kostspieligen französischen Kriege 1688, 1702, 1742 und 1756, und dazu die beiden Rebellionen von 1715 und 1745. Im Laufe der vier französischen Kriege kontrahierte die Nation eine Schuld von mehr als 145 000 000, ungerechnet die anderen außerordentlichen jährlichen Ausgaben, die sie verursachten, so daß man das ganze auf nicht weniger als 200 000 000 veranschlagen kann. Ein so großer Teil vom jährlichen Boden- und Arbeitsprodukte des Landes ist seit der Revolution bei verschiedenen Gelegenheiten auf den Unterhalt einer außerordentlichen Zahl von unproduktiven Arbeitskräften verwendet worden. Hätten jene Kriege nicht einem so großen Kapital diese besondere Richtung gegeben, so würde natürlich der größte Teil davon auf den Unterhalt produktiver Arbeitskräfte verwendet worden sein, deren Arbeit den ganzen Wert ihrer Konsumtion samt einem Profite zurückerstattet hätte. Der Wert des jährlichen Boden- und Arbeitsproduktes des Landes wäre dadurch mit jedem Jahre stark gestiegen, und jedes Jahres Zunahme würde die des folgenden Jahres noch vergrößert haben. Es würden mehr Häuser gebaut, mehr Ländereien kultiviert und andere, die bereits kultivierter waren, besser angebaut worden sein, man hätte mehr Manufakturen errichtet, und die bereits errichteten weiter ausgedehnt; und es ist wahrscheinlich nicht leicht, sich auszumalen, bis zu welcher Höhe der wirkliche Wohlstand und das wirkliche Einkommen des Landes sich in dieser Zeit erhoben hätte.

Mußte aber auch die Verschwendung der Regierung ohne Zweifel den natürlichen Fortschritt Englands zu Wohlstand und Kultur verzögern, so konnte sie ihn doch nicht verhindern. Sein jährliches Boden- und Arbeitsprodukt ist gegenwärtig ohne Zweifel weit größer als es zur Zeit der Restauration oder Revolution war. Deshalb muß das auf die Kultur dieses Bodens und den Unterhalt dieser Arbeit jährlich verwendete Kapital gleichfalls weit größer sein. Mitten unter den Geldeintreibungen der Regierung ist dieses Kapital durch die Sparsamkeit und Klugheit von Privatpersonen, durch ihre allgemeine, stete und ununterbrochene Anstrengung, ihre eigene Lage zu verbessern, still und allmählich gewachsen. Gerade diese Anstrengung, die durch das Gesetz geschützt und durch die Freiheit, sich auf die vorteilhafteste Weise zu betätigen, ermöglicht war, hat den Fortschritt Englands zu Reichtum und Kultur beinahe in allen früheren Zeiten frisch erhalten und wird, das steht zu hoffen, dies auch in allen künftigen Zeiten tun. Sowie jedoch England niemals mit einer sehr sparsamen Regierung gesegnet gewesen ist, so ist die Sparsamkeit auch zu keiner Zeit eine charakteristische Tugend der Engländer gewesen. Es ist daher die höchste Frechheit und Anmaßung von Königen und Ministern, daß sie über die Sparsamkeit der Privatleute zu wachen, und deren Ausgaben durch Aufwandgesetze oder durch Verbote der Einfuhr fremder Luxuswaren einzuschränken vorgeben. Sie sind selbst immer und ohne Ausnahme die größten Verschwender in der Gesellschaft. Mögen sie doch auf ihren eigenen Aufwand achten, und den Privatleuten getrost den ihrigen überlassen. Stürzt ihre eigene Unmäßigkeit den Staat nicht ins Verderben, so wird die ihrer Untertanen es gewiß nicht tun.

Wie Sparsamkeit das öffentliche Kapital vergrößert, und Verschwendung es verkleinert, so vergrößert weder noch verkleinert es die Lebensweise derjenigen, deren Ausgaben ihr Einkommen gerade aufzehren, ohne dieses zu vermehren oder anzugreifen. Doch scheinen manche Arten von Ausgaben mehr zu dem Anwachsen des öffentlichen Reichtums beizutragen, als andere.

Das Einkommen eines Privatmannes kann entweder für Dinge ausgegeben werden, die man sofort verbraucht und bei denen die Ausgabe des einen Tages die eines anderen weder erleichtern noch unterstützen kann, oder es kann für Dinge ausgegeben werden, die dauerhafter sind, sich daher anhäufen lassen, und bei denen die Ausgabe jedes Tages, wenn es dem Eigentümer gefällt, die des folgenden erleichtern oder unterstützen und ihre Wirkung erhöhen kann. Ein reicher Mann kann z. B. entweder sein Einkommen auf eine verschwenderische und kostspielige Tafel, auf den Unterhalt einer großen Zahl von häuslichen Dienstboten und auf eine Menge Hunde und Pferde verwenden, oder er kann, indem er sich mit einem einfachen Tische und wenigen Bedienten begnügt, den größten Teil davon zur Ausschmückung seines Hauses oder seiner Villa, zu nützlichen oder schönen Gebäuden, zu nützlichen oder schönen Gerätschaften, zur Sammlung von Büchern, Statuen und Gemälden verbrauchen, oder zu nichtigeren Dingen, wie Edelsteinen, allerlei Spielzeug und sinnreichem Kram, oder auch, was das Läppischeste ist, zur Sammlung einer großen Garderobe schöner Kleider, wie der Günstling und Minister eines großen Fürsten, der vor einigen Jahren starb. Wenn von zwei Menschen mit gleichem Vermögen der eine sein Einkommen hauptsächlich auf jene, der andere das seinige auf diese Art ausgebe, so würde die Machtfülle desjenigen, der seinen Aufwand hauptsächlich in dauerhaften Waren anlegen würde, in stetem Wachstum sein, indem der Aufwand jedes Tages etwas dazu beitrüge, die Wirkung des Aufwandes des folgenden Tages zu unterstützen und zu erhöhen; dagegen würde die Machtfülle des anderen am Ende des Zeitraumes nicht größer sein als am Anfang. Auch würde der erstere am Ende des Zeitraums der reichere Mann von beiden sein: er würde einen Vorrat von Gütern irgendwelcher Art haben, der, wenn er auch nicht soviel wert wäre, als er gekostet hat, doch immer etwas wert sein würde. Von dem Aufwande des letzteren bliebe hingegen keinerlei Spur zurück und die Ergebnisse einer zehn- oder zwanzigjährigen Verschwendung wären so vollständig ausgetilgt, als hätten sie niemals existiert.

Wie die eine Art des Aufwandes für den Wohlstand eines Privatmannes günstiger ist, als die andere, so ist sie es auch für den einer Nation. Die Häuser, Gerätschaften und Kleidungsstücke der Reichen werden nach kurzer Zeit den unteren und mittleren Volksklassen nützlich. Sie können sich sie kaufen, wenn die oberen Klassen ihrer müde werden, und so steigert sich allmählich das allgemeine Behagen des ganzen Volkes, wenn jene Art des Aufwandes unter den reichen Leuten allgemein wird. In Ländern, die lange reich gewesen sind, findet man oft die unteren Volksklassen im Besitz von Häusern und Gerätschaften, die noch gut und vollkommen brauchbar sind, die aber für ihren Bedarf weder gebaut noch gefertigt sein konnten. Was früher ein Sitz der Familie Seymour war, ist jetzt ein Gasthaus an der Straße nach Bath. Das Hochzeitsbett Jakobs des Ersten von Großbritannien, das ihm die Königin als ein würdiges Fürsten-Geschenk aus Dänemark mitgebracht hatte, war vor wenigen Jahren die Zierde einer Bierschenke in Dunfermline. In manchen alten Städten, mit denen es entweder lange Zeit nicht vorwärts ging, oder die etwas in Verfall geraten sind, findet man manchmal kaum ein Haus, das für seine gegenwärtigen Bewohner gebaut sein könnte. Tritt man dann in ein solches Haus, so findet man häufig manche vortreffliche wenn auch veraltete Gerätschaften, die noch ganz gut zu gebrauchen sind und die ebensowenig für die jetzigen Besitzer gemacht sein können. Stattliche Paläste, herrliche Landhäuser, große Sammlungen von Büchern, Statuen, Gemälden und anderen Sehenswürdigkeiten sind oft nicht bloß für die Nachbarschaft, sondern für das ganze Land, dem sie gehören, ein Schmuck und eine Ehre. Versailles ist ein Schmuck und eine Ehre für Frankreich, Stowe und Wilton für England. Italien genießt noch immer durch seinen zahlreichen Besitz an solchen Denkmälern eine gewisse Verehrung, obgleich der Wohlstand, der sie hervorbrachte, in Verfall gekommen, und obgleich der Genius, der sie schuf, erloschen zu sein scheint, vielleicht deshalb, weil er nicht mehr dieselbe Beschäftigung fand.

Auch ist der Aufwand, der für dauerhafte Waren gemacht wird, nicht nur der Anhäufung, sondern auch der Sparsamkeit günstig. Sollte jemand darin je zu weit gegangen sein, so kann er leicht wieder einlenken, ohne sich dem Tadel der Leute auszusetzen. Die Zahl seiner Dienerschaft sehr zu verringern, statt eines sehr üppigen Tisches einen einfachen einzuführen, seine Equipage wieder aufzugeben, nachdem man sie einmal gehabt hat, das sind Veränderungen, die der Beobachtung der Nachbarn nicht entgehen können, und von denen man glaubt, daß sie ein Zugeständnis vorhergegangener Unklugheit in sich schließen. Darum haben wenige von denen, die einmal so unglücklich gewesen sind, in dieser Art von Aufwand zu weit zu gehen, später den Mut, wieder einzulenken, und warten, bis Ruin und Bankerott sie dazu zwingt. Hat dagegen jemand für Gebäude, Gerätschaften, Bücher oder Gemälde je zu viel Geld ausgegeben, so läßt sich noch nicht auf eine Unklugheit schließen, wenn er sein Verfahren ändert. Diese Dinge sind derart, daß weitere Ausgaben oft durch frühere Ausgaben unnötig gemacht werden; und wenn jemand plötzlich innehält, so scheint er das nicht deshalb zu tun, weil er die Grenzen seines Vermögens überschritten, sondern weil er seiner Neigung Genüge getan hat.

Zudem geben die Ausgaben, die für dauerhafte Arbeiten gemacht werden, gewöhnlich einer größeren Menge Menschen Unterhalt, als die, welche auf die verschwenderischste Gastfreundschaft gewendet werden. Von zwei- oder dreihundert Pfund Lebensmitteln, die manchmal bei einem großen Feste aufgetragen werden, wird die Hälfte vielleicht auf den Misthaufen geworfen, und ein großer Teil jedenfalls verwüstet und mißbraucht. Wären dagegen die Kosten dieser Vergnügung dazu angewendet worden, Maurern, Zimmerleuten, Tapezierern, Mechanikern usw. Arbeit zu geben, so würde eine Menge Lebensmittel von gleichem Werte unter eine noch größere Zahl von Menschen verteilt worden sein, die diese groschen- und pfundweise gekauft und auch nicht eine Unze davon verloren oder weggeworfen hätten. Überdies unterhält dieser Aufwand auf die eine Art produktive, und auf die andere Art unproduktive Arbeitskräfte. Auf die eine Art vermehrt er also den Tauschwert des jährlichen Boden- und Arbeitsproduktes des Landes, auf die andere vermehrt er ihn nicht.

Dennoch möchte ich bei alledem nicht so verstanden werden, als ob ich meinte, daß die eine Art des Aufwandes allezeit einen liberaleren und edleren Geist anzeige als die andere. Wenn ein Mann von Vermögen sein Einkommen hauptsächlich in Gastfreundschaft aufgehen läßt, so teilt er das meiste davon mit seinen Freunden und Gefährten; wenn er es aber dazu anwendet, solche dauerhaften Sachen zu kaufen, so gibt er oft das ganze für seine eigene Person aus und läßt keinem anderen etwas ohne Bezahlung zukommen. Es zeugt also die letztere Art des Aufwandes zumal dann, wenn sie auf törichte Gegenstände gerichtet ist, z. B. auf den kleinlichen Zierrat in Kleidung und Gerätschaften, auf Juwelen, Tand und Läppereien, oft nicht nur von einer kindischen, sondern von einer niedrigen und selbstischen Veranlagung. Alles, was ich sagen will, ist dies, daß die eine Art des Aufwandes mehr zum Wachstum des öffentlichen Reichtums beiträgt, da sie immer zu einer Aufhäufung wertvoller Waren führt, da sie der privaten Sparsamkeit und folglich dem Wachstum des öffentlichen Kapitales günstiger ist und weit eher produktive als unproduktive Arbeitskräfte unterhält.


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