Autorenseite

 << zurück weiter >> 

Anzeige. Gutenberg Edition 16. Alle Werke aus dem Projekt Gutenberg-DE. Mit zusätzlichen E-Books. Eine einmalige Bibliothek. +++ Information und Bestellung in unserem Shop +++

Zweites Kapitel.
Das Geld als ein besonderer Teil des allgemeinen Vorrats der Gesellschaft, oder die Erhaltungskosten des Nationalkapitals.

In dem ersten Buche ist gezeigt worden, daß der Preis der meisten Waren in drei Teile zerfällt, deren einer die Arbeitslöhne, ein anderer die Kapitalprofite und ein dritter die Rente des Bodens bezahlt, die notwendig waren, um sie zu erzeugen und auf den Markt zu bringen; daß es zwar einige Güter gibt, deren Preis nur aus zweien dieser Teile, aus den Arbeitslöhnen und den Kapitalprofiten besteht, und einige wenige, bei denen er überhaupt nur von einem, den Arbeitslöhnen gebildet wird, aber daß der Preis jeglicher Ware notwendig in den einen oder den anderen oder in alle dieser drei Teile zerfällt, da jeder seiner Teile, der nicht auf Rente oder Löhne entfällt, notwendigerweise irgend jemandes Profit sein muß.

Da dies, wie bemerkt wurde, in bezug auf jede einzelne Ware für sich genommen der Fall ist, so muß es auch in bezug auf alle Waren, die das jährliche Gesamterzeugnis des Bodens und der Arbeit jedes Landes sind, der Fall sein, wenn man sie zusammenfaßt. Der ganze Preis oder Tauschwert dieses Jahreserzeugnisses muß in dieselben drei Teile zerfallen und sich auf die einzelnen Einwohner des Landes entweder als ihr Arbeitslohn oder als ihr Kapitalprofit oder als ihre Grundrente verteilen.

Obgleich indes der ganze Wert des jährlichen Boden- und Arbeitserzeugnisses in jedem Lande sich so auf die einzelnen Bewohner verteilt und ein Einkommen für sie darstellt, so können wir doch, wie bei der Rente eines Privatgutes auch bei dem Einkommen all der Einwohner eines großen Landes zwischen dem Rohertrag und dem Reinertrag unterscheiden.

Der Rohertrag eines Privatgutes begreift dasjenige in sich, was von dem Pächter gezahlt wird, der Reinertrag das, was für den Grundeigentümer nach Abzug der Wirtschafts- und Reparaturkosten und aller anderen notwendigen Lasten übrig bleibt, oder was er, ohne seinem Gute zu schaden, zu dem für seine unmittelbare Konsumtion bestimmten Vorrat schlagen, oder für seine Tafel, seine Dienerschaft, für den Schmuck und die Einrichtung seines Hauses, für seine privaten Vergnügungen und Genüsse ausgeben kann. Sein wirklicher Wohlstand richtet sich nicht nach seinem Roh-, sondern nach seinem Reinertrage.

Das Roheinkommen aller Einwohner eines großen Landes begreift das gesamte Jahresprodukt ihres Bodens und ihrer Arbeit in sich, der Reinertrag, was ihnen nach Abzug der Unterhaltskosten, erstens ihres stehenden und zweitens ihres umlaufenden Kapitals, übrig bleibt, oder dasjenige, was sie, ohne ihr Kapital anzugreifen, zu dem für ihre unmittelbare Konsumtion bestimmten Vorrat schlagen oder auf ihre Lebensmittel, Bequemlichkeiten und Genüsse verwenden können. Auch ihr wirklicher Wohlstand richtet sich nicht nach ihrem Roh-, sondern nach ihrem Reineinkommen.

Die ganze Ausgabe für den Unterhalt des stehenden Kapitals muß offenbar von dem Reineinkommen der Gesellschaft ausgeschlossen werden. Weder die zur Erhaltung ihrer nützlichen Maschinen und ihres Handwerkszeugs, ihrer gewinnbringenden Gebäude usw. nötigen Materialien, noch das Produkt der Arbeit, die nötig ist, um diese Materialien zur passenden Gestalt zu verarbeiten, kann einen Teil davon ausmachen. Der Preis dieser Arbeit kann allerdings einen Teil davon bilden, wenn die so beschäftigten Arbeiter den ganzen Wert ihres Lohnes zu ihrem für die unmittelbare Konsumtion bestimmten Vorrat schlagen können. Bei anderen Arten der Arbeit aber kommt sowohl der Preis als das Produkt zu diesem Vorrat, der Preis zu dem der Arbeiter, das Produkt zu dem anderer Leute, deren Lebensunterhalt, Bequemlichkeiten und Genüsse durch die Arbeit jener Arbeiter vergrößert worden.

Der Zweck des stehenden Kapitals ist der, die Produktivkräfte der Arbeit zu vermehren oder eine gleiche Zahl Arbeiter instand zu setzen, eine weit, größere Menge Arbeit zu bewältigen. Auf einem Gute, wo alle nötigen Gebäude, Zäune, Abzugsgräben, Verbindungswege usw. in vollkommenster Ordnung sind, wird eine gleiche Zahl von Arbeitern und Arbeitstieren ein weit größeres Produkt hervorbringen, als auf einem von gleicher Ausdehnung und gleicher Bodengüte, das aber nicht mit derselben Ausrüstung versehen ist. In Manufakturen wird eine gleiche Zahl Hände, die durch die besten Maschinen unterstützt wird, eine weit größere Menge Güter zustande bringen, als wenn ihr nur unvollkommene Werkzeuge zu Gebote stehen. Die Ausgaben, die für stehendes Kapital irgendwelcher Art zweckmäßig gemacht werden, werden immer mit großem Profit wiedererstattet und vermehren das Jahresprodukt um einen weit größeren Wert, als der ist, den die Erhaltung solcher Verbesserungen erheischt. Doch fordert diese Erhaltung immer einen gewissen Teil jenes Produktes. Eine bestimmte Menge von Materialien und die Arbeit einer bestimmten Anzahl von Arbeitsleuten, die unmittelbar dazu hätte dienen können, Nahrung, Kleidung, Wohnung, den Unterhalt und die Genüsse der Gesellschaft zu vermehren, werden so zu einer anderen Beschäftigung gebraucht, die zwar höchst vorteilhaft, aber doch von jener sehr verschieden ist. Aus diesem Grunde werden denn auch alle Fortschritte in der Mechanik, die eine gleiche Zahl von Arbeitern in den Stand setzen, eine gleiche Menge Arbeit mit wohlfeileren und einfacheren Maschinen als bisher üblich herzustellen, immer als vorteilhaft für jede Gesellschaft betrachtet. Eine bestimmte Menge von Materialien und die Arbeit einer bestimmten Anzahl von Arbeitsleuten, die früher dazu gebraucht wurden, eine zusammengesetztere und kostspieligere Maschine zu versorgen, kann dann dazu angewendet werden, die Größe des Arbeitsergebnisses zu vermehren, zu dessen bloßer Herstellung diese oder eine andere Maschine behilflich ist. Der Unternehmer mancher großen Manufaktur, der jährlich tausend Pfund braucht, um seine Maschinen imstande zu halten, wird, wenn er diese Ausgabe auf fünfhundert erniedrigen kann, natürlich die übrigen fünfhundert dazu verwenden, eine größere Menge von Materialien zu kaufen und sie durch eine größere Zahl von Leuten verarbeiten zu lassen. Daher wird die Größe dieses Arbeitsergebnisses, zu dessen bloßer Herstellung seine Maschinen behilflich waren, natürlich vermehrt werden, und damit der Vorteil und Genuß, den die Gesellschaft aus dieser Arbeit ziehen kann.

Die Ausgaben für den Unterhalt des stehenden Kapitals in einem großen Lande lassen sich sehr wohl mit denen für Reparaturen auf einem Privatgute vergleichen. Die Reparaturausgaben können oft nötig sein, um das Produkt des Gutes und folglich den Roh- und den Reinertrag des Grundeigentümers zu erhalten. Können sie jedoch durch eine angemessenere Leitung vermindert werden, ohne eine Verminderung des Produktes herbeizuführen, so bleibt zumindest der Rohertrag derselbe, der Reinertrag aber wird jedenfalls größer.

Wenngleich die Gesamtausgabe für den Unterhalt des stehenden Kapitals notwendig von dem reinen Einkommen der Gesellschaft auszuschließen ist, so ist das bei der für den Unterhalt des umlaufenden Kapitals nicht der Fall. Von den vier Teilen, aus denen dieses letztere Kapital zusammengesetzt ist, dem Gelde, den Lebensmitteln, den Materialien und den fertigen Sachen, werden die drei letzteren, wie schon bemerkt wurde, regelmäßig aus ihm herausgenommen und entweder zum stehenden Kapital der Gesellschaft oder zu ihrem für die unmittelbare Konsumtion bestimmten Vorrat geschlagen. Jeder Teil dieser konsumierbaren Güter, der nicht zum Unterhalt des ersteren gebraucht wird, geht ganz in den letzteren über und bildet einen Teil des Reineinkommens der Gesellschaft. Daher nimmt der Unterhalt jener drei Teile des umlaufenden Kapitals über das hinaus, was zum Unterhalte des stehenden Kapitals nötig ist, keinen Teil des jährlichen Produktes aus dem Reineinkommen der Gesellschaft heraus.

Das umlaufende Kapital einer Gesellschaft ist in dieser Beziehung von dem eines Individuums verschieden. Das eines Individuums ist gar nicht in der Lage, einen Teil seines reinen Einkommens zu bilden; dieses muß ganz aus seinen Profiten bestehen. Obgleich nun aber das umlaufende Kapital jedes Individuums einen Teil von dem der Gesellschaft bildet, der das Individuum angehört, so ist es darum doch einigermaßen in der Lage, auch einen Teil ihres reinen Einkommens zu bilden. Dürfen auch nicht alle Güter in eines Kaufmanns Laden zu seinem für die unmittelbare Konsumtion bestimmten Vorrat, so können sie doch zu dem anderer Leute geschlagen werden, die ihm regelmäßig ihren Wert samt seinen Profiten aus einem von anderen Fonds herrührenden Einkommen erstatten, ohne dadurch eine Verringerung seines oder ihres Kapitals herbeizuführen.

Folglich ist das Geld der einzige Teil des umlaufenden Kapitals einer Gesellschaft, dessen Unterhalt eine Verminderung ihres reinen Einkommens bewirken kann.

Das stehende Kapital und jener Teil des umlaufenden Kapitals, der in Geld besteht, haben, soweit sie das Einkommen der Gesellschaft betreffen, eine große Ähnlichkeit miteinander.

1. Wie jene Maschinen und jenes Handwerkszeug usw. einen gewissen Aufwand, sowohl zu ihrer Aufstellung als zu ihrem Unterhalt erfordern, einen Aufwand, der zwar in beiden Fällen einen Teil des Roheinkommens ausmacht und dennoch ein Abzug vom Reineinkommen der Gesellschaft ist, so muß auch der Geldvorrat, der in einem Lande umläuft, einen gewissen Aufwand, zunächst für seine Ansammlung und dann für seine Erhaltung erfordern, ein Aufwand, der zwar in beiden Fällen einen Teil des Roheinkommens der Gesellschaft ausmacht, aber dennoch ganz genau so ein Abzug von ihrem reinen Einkommen ist. Eine gewisse Menge von sehr wertvollem Material, Gold und Silber, und von sehr sorgfältiger Arbeit wird, statt daß sie den zur unmittelbaren Konsumtion bestimmten Vorrat, die Lebensmittel, Genüsse und Annehmlichkeiten der einzelnen vermehrt, zur Erhaltung jenes großen aber kostspieligen Verkehrsmittels gebraucht, durch das jeder einzelne in der Gesellschaft seine Lebensmittel, Genüsse und Annehmlichkeiten in dem ihm entsprechenden Verhältnis regelmäßig zugeteilt erhält.

2. Wie die Maschinen und das Handwerkszeug usw., die das stehende Kapital eines einzelnen oder einer Gesellschaft ausmachen, weder einen Teil ihres Roh- noch ihres Reineinkommens bilden, so bildet das Geld, durch dessen Vermittlung das gesamte Einkommen der Gesellschaft regelmäßig unter alle ihre einzelnen Glieder verteilt wird, doch selbst keinen Teil dieses Einkommens. Das große Rad der Zirkulation ist von den Gütern, die durch seine Vermittlung umlaufen, ganz verschieden. Das Einkommen der Gesellschaft besteht lediglich aus diesen Gütern, und nicht aus dem Rade, das sie zum Umlaufen bringt. Bei einer Berechnung des Roh- oder Reineinkommens einer Gesellschaft müssen wir jederzeit von ihrem ganzen Jahresumlauf an Geld und Gütern den gesamten Wert des Geldes abziehen, von dem auch kein einziger Pfennig je einen Teil eines der beiden bilden kann.

Nur die Zweideutigkeit der Sprache kann diese Behauptung zweifelhaft oder paradox erscheinen lassen. Wenn sie entsprechend erklärt und verstanden wird, so ist sie so gut wie selbstverständlich.

Wenn wir von einer bestimmten Summe Geldes sprechen, so meinen wir zuweilen nur die Metallstücke, aus denen sie zusammengesetzt ist; zuweilen sehließen wir dabei aber auch eine dunkle Beziehung zu den Gütern ein, die dafür eingetauscht werden können, oder zu der Kaufkraft, die der Besitz jener Summe verleiht. So wollen wir, wenn wir sagen, daß der Geldumlauf Englands auf 18 Millionen berechnet werde, nur den Betrag der Metallstücke ausdrücken, die einige Schriftsteller zusammengerechnet, oder von denen sie vielmehr angenommen haben, daß sie in dem Lande umlaufen. Wenn wir aber sagen, ein Mann sei 50 oder 100 £ im Jahre wert, so wollen wir gewöhnlich nicht nur den Betrag der Metallstücke, die alle Jahre an ihn bezahlt werden, sondern den Wert der Güter ausdrücken, die er im Jahre kaufen oder verzehren kann. Wir wollen gewöhnlich bestimmen, wie er lebt oder leben sollte, d. h. Quantität und Qualität von Bedarfs- und Genußgütern, die er sich seinen Verhältnissen nach gestatten darf.

Wenn wir mit einer bestimmten Summe Geldes nicht nur den Betrag der Metallstücke, aus denen sie besteht, ausdrücken wollen, sondern in diesen Ausdruck auch noch eine dunkle Beziehung auf die Güter einschließen, die dafür eingetauscht werden können, so ist der Wohlstand oder das Einkommen, den sie in diesem Falle bezeichnet, nur dem einen dieser beiden Werte, die so, etwas zweideutig mit einem und demselben Wort getroffen werden, gleich, und zwar dem letzteren eher als dem ersteren, dem Geldeswert eher als dem Gelde.

So kann jemand, wenn eine Guinee sein wöchentliches Einkommen bildet, im Laufe der Woche damit eine bestimmte Menge Lebensmittel, Genüsse und Annehmlichkeiten kaufen. Je nachdem diese Menge groß oder klein ist, ist es auch sein wirklicher Reichtum, sein wirkliches wöchentliches Einkommen. Sein wöchentliches Einkommen ist bestimmt nicht gleichzeitig der Guinee und dem, was damit gekauft werden kann, gleich, sondern nur dem einen oder dem anderen dieser beiden gleichen Werte, und zwar dem letzteren eher als dem ersteren, dem Guineewert eher als der Guinee.

Wenn so jemandem sein Einkommen nicht in Gold, sondern in einer wöchentlichen Anweisung auf eine Guinee gezahlt würde, so würde sein Einkommen gewiß nicht eigentlich aus dem Stück Papier, sondern aus dem, was er dafür haben könnte, bestehen. Eine Guinee läßt sich als eine Anweisung auf eine bestimmte Menge von Bedarfs- und Genußgütern ansehen, die auf alle Geschäftsleute in der Nachbarschaft ausgestellt ist. Das Einkommen der Person, an die sie ausgezahlt wird, besteht nicht sowohl aus dem Goldstück, als aus dem, was sie dafür kaufen kann, oder aus dem, was sie dafür eintauschen kann. Könnte es gegen nichts eingetauscht werden, so würde es, wie eine Anweisung auf einen Bankrotten, nicht mehr Wert haben, als das unnützeste Papier.

Obgleich das wöchentliche oder jährliche Einkommen all der verschiedenen Einwohner irgendeines Landes ihnen auf die gleiche Weise ausgezahlt werden kann und wirklich auch oft in Geld ausgezahlt wird, so muß doch ihr wirklicher Reichtum, das wirkliche wöchentliche oder jährliche Einkommen von ihnen allen zusammengenommen, stets in dem Maße groß oder klein sein, als die Menge der konsumierbaren Güter es ist, die sie alle mit jenem Gelde kaufen können. Das ganze Einkommen von ihnen allen zusammengenommen ist offenbar nicht gleichzeitig dem Gelde und den konsumierbaren Gütern gleich, sondern nur dem einen oder dem anderen dieser beiden Werte, und zwar dem letzteren eigentlich mehr als dem ersteren.

Wenn wir daher auch oft das Einkommen einer Person mittels der Metallstücke ausdrücken, die ihr alle Jahre gezahlt werden, so geschieht es deshalb, weil der Betrag dieser Stücke den Umfang ihrer Macht zu kaufen bestimmt, d. h. den Wert der Güter, die sie alle Jahre verzehren kann. Wir sehen ihr Einkommen immer so an, als bestehe es in ihrer Macht, zu kaufen oder zu konsumieren, und nicht in den Stücken, die es vermitteln.

Wenn dies schon bei einem einzelnen genügend klar ist, so ist es dies noch mehr bei einer Gesellschaft. Der Betrag der Metallstücke, die jährlich an einen einzelnen gezahlt werden, ist oft ganz genau seinem Einkommen gleich und darum auch der kürzeste und beste Ausdruck für dessen Wert. Aber der Betrag der Metallstücke, die in einer Gesellschaft umlaufen, kann niemals dem Einkommen aller ihrer Glieder gleich sein. Da dieselbe Guinee, mit der heute das Wocheneinkommen des einen bezahlt wird, morgen den eines anderen, und übermorgen den eines Dritten bezahlen kann, so muß der Betrag der Metallstücke die jährlich in irgendeinem Lande umlaufen, stets einen weit geringeren Wert haben als die sämtlichen Geldeinkommen, die im Jahre damit bezahlt werden. Aber die Kaufkraft, oder die Güter, die nach und nach mit diesen sämtlichen Geldeinkommen, so wie sie nach und nach ausbezahlt werden, gekauft werden können, muß stets genau denselben Wert haben, wie diese Einkommen, wie ihn ja auch das Einkommen der einzelnen Personen haben muß, denen sie ausbezahlt werden. Dieses Einkommen kann daher nicht aus jenen Metallstücken bestehen, deren Betrag so weit hinter seinem Werte zurückbleibt, sondern aus der Kaufkraft, den Gütern, die mit ihnen nach und nach, so wie sie von Hand zu Hand umlaufen, gekauft werden können.

Mithin bildet das Geld, das große Rad der Zirkulation, das große Mittel des Verkehrs, gleich allen anderen Mitteln des Handels keinen Teil im Einkommen der Gesellschaft, der es angehört, obgleich es einen Teil, und zwar einen sehr wertvollen Teil ihres Kapitals bildet; und obgleich die Metallstücke, aus denen es besteht, während ihres jährlichen Umlaufes an jedermann das Einkommen verteilen, das ihm zukommt, so machen sie selbst doch keinen Teil dieses Einkommens aus.

3. und letztens haben die Maschinen und das Handwerkszeug usw., die das stehende Kapital bilden, die weitere Ähnlichkeit mit jenem Teil des umlaufenden Kapitals, der in Geld besteht, daß so, wie jede Ersparnis bei den Ausgaben für Aufstellung und Erhaltung jener Maschinen, welche die Produktivkräfte der Arbeit nicht vermindert, eine Vergrößerung des Reineinkommens der Gesellschaft bedeutet, so auch jede Ersparnis bei den Ausgaben für Ansammlung und Erhaltung jenes Teils des umlaufenden Kapitals, der in Geld besteht, eine Vergrößerung ganz derselben Art bedeutet.

Es ist deutlich genug und ist zum Teil auch schon auseinandergesetzt worden, wie jede Ersparnis bei den Ausgaben für Erhaltung des stehenden Kapitals eine Vergrößerung des Reineinkommens der Gesellschaft ist. Das ganze Kapital eines Unternehmers jeder Arbeit zerfällt notwendig in sein stehendes und sein umlaufendes. Bleibt sein ganzes Kapital dasselbe, so muß notwendig der eine Teil um so größer werden, als der andere kleiner wird. Das umlaufende Kapital bestreitet die Materialien und den Arbeitslohn, und bringt das Unternehmen in Gang. Daher muß jede Ersparnis bei den Ausgaben für den Unterhalt des stehenden Kapitals, welche die Produktivkräfte nicht vermindert, den Fonds, der das Unternehmen in Gang bringt, und folglich auch das Jahresprodukt des Bodens und der Arbeit, das wirkliche Einkommen einer jeden Gesellschaft, vergrößern.

Die Ersetzung des Gold- und Silbergeldes durch Papier ersetzt ein sehr kostspieliges Verkehrsmittel durch ein weit weniger kostbares und manchmal ebenso geeignetes. Der Umlauf wird durch ein neues Rad bewirkt, das billiger herzustellen und zu erhalten ist als das alte. Wie aber dieser Vorgang vor sich geht und wie er dazu führt, entweder das Roh- oder das Reineinkommen der Gesellschaft zu vergrößern, ist gar nicht so deutlich und mag daher eine weitere Erläuterung finden.

Es gibt mehrere verschiedene Arten von Papiergeld; doch sind die umlaufenden Noten der Banken und Bankiers die Art, die am besten bekannt ist und sich auch für den Zweck am besten zu eignen scheint.

Wenn die Leute in einem bestimmten Lande genug Zutrauen zu dem Vermögen, der Rechtschaffenheit und der Klugheit eines einzelnen Bankiers haben, um zu glauben, daß er stets bereit sein werde, auf Verlangen so viel von seinen Noten, als ihm zu irgendeinem Zeitpunkt voraussichtlich präsentiert werden, auszuzahlen, so erhalten diese Noten dieselbe Gangbarkeit wie Gold- und Silbergeld, infolge des Zutrauens, daß jederzeit solches Geld dafür zu haben ist.

Ein bestimmter Bankier leiht an seine Kunden seine Noten zu einem Betrage von, wie wir annehmen wollen, 100 000 £. Da diese Noten den ganzen Dienst des Geldes tun, so bezahlen ihm seine Schuldner dieselben Zinsen, als ob er ihnen ebensoviel Geld geliehen hätte. Diese Zinsen sind die Quelle seines Gewinnes. Wenn auch einige dieser Noten fortwährend zu ihm zurückkommen und Zahlung fordern, so verbleibt doch ein Teil davon monate- und jahrelang in seinem Umlaufe. Hält er daher gewöhnlich Noten im Betrag von 100 000 £ in Umlauf, so mögen doch 20 000 £ in Gold und Silber oft ein hinlänglicher Vorrat sein, um den gelegentlichen Ansprüchen zu entsprechen. Bei diesem Vorgang verrichten also 20 000 £ in Gold und Silber dieselben Funktionen, die sonst 100 000 £ hätten verrichten können. Mittels seiner Noten im Betrage von 100 000 £ können dieselben Tauschgeschäfte gemacht, kann dieselbe Menge konsumierbarer Güter im Umlauf erhalten und an ihre eigentlichen Konsumenten verteilt werden, wie durch einen gleichen Wert an Gold- und Silbergeld. Daher können auf diese Art und Weise 80 000 £ in Gold und Silber von der Umlaufsumme des Landes gespart werden, und wenn zur selben Zeit mehrere Operationen derselben Art von vielen einzelnen Banken und Bankiers gemacht werden, so läßt sich der ganze Umlauf mit dem fünften Teil des Goldes und Silbers bewirken, das sonst nötig gewesen wäre.

Wir wollen annehmen, daß z. B. das ganze umlaufende Geld eines bestimmten Landes sich zu einer bestimmten Zeit auf eine Million Sterling belaufe, wobei diese Summe hinreichend sei, um das ganze Jahresprodukt seines Bodens und seiner Arbeit in Umlauf zu bringen. Wir wollen weiter annehmen, daß nach einiger Zeit verschiedene Banken und Bankiers Noten, die auf den Inhaber lauten, im Betrage von einer Million ausgeben, indem sie, um den gelegentlichen Ansprüchen zu genügen, 200 000 £ in ihren Kassen zurückbehalten. Es würden also 800 000 £ in Gold und Silber und 1 000 000 in Banknoten, oder 1 800 000 £ in Papier und Geld zusammen, in Umlauf bleiben. Das jährliche Produkt des Bodens und der Arbeit hätte aber nur 1 000 000 zum Umlauf und zur Verteilung an seine eigentlichen Konsumenten erfordert, und dieses Jahresprodukt kann nicht sofort durch jene Bankoperationen vermehrt werden. Eine Million wird daher hinreichend bleiben, um es auch nachher in Umlauf zu halten. Da die zu kaufenden und zu verkaufenden Güter genau dieselben sind wie früher, wird auch dieselbe Menge Geldes hinreichend sein, sie zu kaufen und zu verkaufen. Der Umlaufskanal, wenn ich mich dieses Ausdrucks bedienen darf, wird genau derselbe bleiben wie vorher. Eine Million war nach unserer Annahme hinreichend, diesen Kanal zu füllen; was daher über diese Summe hinaus in ihn gegossen wird, kann sich nicht in ihm halten, sondern muß überfließen. 1 800 000 £ sind nun hineingegossen. Es müssen daher 800 000 £ überfließen, da diese Summe über das hinausgeht, was im Umlauf des Landes aufgenommen werden kann. Obgleich jedoch diese Summe im Lande nicht aufgenommen werden kann, so ist sie doch zu wertvoll, als daß man sie müßig liegen lassen dürfte. Sie wird daher ins Ausland geschickt werden, um die gewinnreiche Beschäftigung zu suchen, die sie im Lande nicht finden kann. Das Papier kann aber nicht ins Ausland gehen, weil es in bestimmter Entfernung von den Banken, die es ausgeben, und von dem Lande, in dem die Barzahlung gesetzlich erzwungen werden kann, bei gewöhnlichen Zahlungen nicht angenommen werden wird. Es wird also Gold und Silber im Betrage von 800 000 £ ins Ausland geschickt werden, und der heimische Umlaufskanal bleibt, statt mit der Million Metall, die ihn früher füllte, mit einer Million Papier gefüllt.

Obgleich aber eine so große Menge Gold und Silber auf diese Weise ins Ausland geschickt wird, so darf man doch nicht glauben, daß es für nichts dahin geschickt werde, oder daß seine Eigentümer den fremden Völkern damit ein Geschenk machen. Sie vertauschen sie vielmehr gegen fremde Güter dieser oder jener Art, um entweder die Konsumtion anderer fremder Länder, oder die ihres eigenen Landes damit zu versorgen.

Wenn sie jene Menge dazu anwenden, in dem einen fremden Lande Güter zu kaufen, um die Konsumtion eines anderen damit zu versorgen, d. h. wenn sie sie im sogenannten Zwischenhandel anwenden, so ist jeder Profit, den sie machen, ein Zuwachs zum Reineinkommen ihres eigenen Landes. Er ist wie ein neuer Fonds, der zur Führung eines neuen Gewerbes geschaffen wurde: das heimische Geschäft wird nun mit Papier betrieben, und Gold und Silber sind in einen Fonds für jenes neue Gewerbe verwandelt.

Wenn sie jene Menge dazu anwenden, fremde Güter für die heimische Konsumtion zu kaufen, so können sie entweder, erstens, solche Güter kaufen, von denen sich annehmen läßt, daß sie von müßigen Leuten, die nichts produzieren, konsumiert werden, z. B. fremde Weine, fremde Seide usw., oder sie können, zweitens, einen neuen Vorrat von Materialien, Werkzeugen und Lebensmitteln kaufen, um damit einem Zuwachs von gewerbtätigen Leuten, die den Wert ihrer eigenen, jährlichen Konsumtion mit einem Profit wieder erzeugen, Unterhalt und Beschäftigung zu geben.

Soweit sie auf die erste Weise angewendet wird, befördert sie die Verschwendung, vermehrt den Aufwand und die Konsumtion, ohne die Produktion zu vergrößern oder einen dauernden Fonds zur Aufrechterhaltung jenes Aufwandes herzustellen, und ist für die Gesellschaft in jeder Beziehung schädlich.

Soweit sie auf die zweite Weise angewendet wird, befördert sie die Gewerbetätigkeit, und obwohl sie die Konsumtion der Gesellschaft vergrößert, sorgt sie doch für einen ständigen Fonds zur Unterhaltung dieser Konsumtion, indem die Konsumierenden den ganzen Wert ihrer jährlichen Konsumtion mit einem Profite wiedererzeugen. Das Roheinkommen der Gesellschaft, das jährliche Produkt ihres Bodens und ihrer Arbeit, wird um den ganzen Wert vermehrt, den die Arbeit jener Arbeiter zu den Materialien hinzufügt, an denen sie arbeiten, und das Reineinkommen um so viel, als von diesem Werte übrig bleibt, nachdem man das für die Erhaltung der Werkzeuge und Geräte ihres Gewerbes Notwendige abgezogen hat.

Es scheint nicht nur wahrscheinlich, sondern fast unvermeidlich zu sein, daß der größte Teil des Goldes und Silbers, welches durch diese Bankoperationen ins Ausland getrieben und zum Ankauf fremder Waren für die inländische Konsumtion gebraucht wird, zum Ankauf von solchen dieser zweiten Art dient und dienen muß. Wenn auch mancher einzelne seinen Aufwand mitunter bedeutend vermehrt, obwohl sein Einkommen sich ganz und gar nicht vermehrt, so können wir doch sicher sein, daß keine ganze Klasse oder Art von Menschen so handeln wird; denn wenn auch nicht das Betragen jedes einzelnen immer von den Regeln gewöhnlicher Klugheit geleitet wird, so bestimmen diese doch stets das der Mehrzahl jeder Klasse und Art. Nun kann aber das Einkommen der müßigen Leute, wenn man sie als eine Klasse oder Art ansieht, nicht im geringsten durch jene Bankoperationen vermehrt werden. Mithin kann ihr Aufwand im allgemeinen dadurch nicht vermehrt werden, obgleich es bei einigen einzelnen unter ihnen so sein mag und zuweilen auch wirklich geschieht. Da also die Nachfrage der müßigen Leute nach fremden Gütern dieselbe oder beinahe dieselbe bleibt wie vorher, so wird wahrscheinlich nur ein sehr kleiner Teil des Geldes, das durch jene Bankoperationen ins Ausland getrieben und zum Ankauf fremder Waren für die inländische Konsumtion gebraucht wurde, zum Ankaufe solcher Waren für deren Gebrauch verwendet worden. Sein größter Teil wird naturgemäß zum Unterhalt der Gewerbetätigkeit dienen und nicht zur Unterstützung des Müßiggangs.

Wenn wir die Menge von Gewerbtätigkeit zusammenrechnen, die das umlaufende Kapital einer Gesellschaft beschäftigen kann, so dürfen wir nur diejenigen seiner Teile berücksichtigen, die aus Lebensmitteln, Materialien und fertigen Gegenständen bestehen; der andere, der aus Geld besteht und nur dazu dient, die drei ersteren in Umlauf zu setzen, muß jederzeit in Abzug gebracht werden. Um die Gewerbtätigkeit in Gang zu setzen, sind drei Dinge erforderlich: Materialien, die bearbeitet werden müssen, Werkzeuge, um sie zu bearbeiten, und der Lohn und das Entgelt, um derentwillen die Arbeit getan wird. Das Geld ist weder ein Material, das bearbeitet wird, noch ein Werkzeug, womit man arbeitet; und obgleich der Lohn des Arbeiters gewöhnlich in Geld ausgezahlt wird, so besteht doch sein wirkliches Einkommen, gleich dem aller anderen Leute, nicht aus Geld, sondern aus Geldeswert, nicht aus den Metallstücken, sondern aus dem, was dafür zu haben ist.

Die Menge von Gewerbtätigkeit, die irgendein Kapital zu beschäftigen vermag, muß offenbar der Zahl von Arbeitern gleich sein, die es mit Materialien, Werkzeugen und einem der Natur der Arbeit angemessenen Unterhalt versorgen kann. Geld kann dazu nötig sein, um die Materialien, die Werkzeuge und den Unterhalt der Arbeiter zu kaufen. Aber die Menge von Gewerbtätigkeit, die das ganze Kapital unterhalten kann, ist gewiß nicht beiden, nämlich sowohl dem Gelde, das kauft, als auch den Materialien, Werkzeugen und Unterhaltsmitteln, die gekauft werden, gleich, sondern nur dem einen oder dem anderen dieser beiden Werte, und zwar dem letzteren eigentlich mehr als dem ersteren.

Wenn Papier an die Stelle des Gold- und Silbergeldes tritt, so kann die Menge der Materialien, Werkzeuge und Unterhaltsmittel, die das ganze umlaufende Kapital verschaffen kann, um den ganzen Wert des Goldes und Silbers, das gewöhnlich zu deren Einkauf diente, wachsen. Der ganze Wert des großen Umlaufs- und Verteilungsrades kommt zu den Gütern hinzu, die mittels seiner umlaufen und verteilt werden. Die Operation gleicht gewissermaßen der eines großen Fabrikunternehmers, der infolge einer Vervollkommnung im Maschinenwesen seine alten Maschinen aufgibt und die Differenz zwischen ihrem Preise und dem der neuen Maschinen zu seinem umlaufenden Kapital schlägt, zu dem Fonds, aus dem er Materialien und Löhne für seine Arbeiter bestreitet.

Es ist vielleicht unmöglich, das Verhältnis anzugeben, in dem das umlaufende Geld eines Landes zu dem gesamten Werte des durch seine Vermittlung umlaufenden Jahresproduktes steht. Es wurde von verschiedenen Autoren auf ein Fünftel, ein Zehntel, ein Zwanzigstel und auf ein Dreißigstel dieses Wertes veranschlagt. So eng aber auch das Verhältnis ist, in dem das umlaufende Geld zu dem gesamten Werte des Jahresproduktes steht, so muß es doch, da nur ein Teil und oft nur ein kleiner Teil dieses Produktes zum Unterhalt der Gewerbtätigkeit bestimmt ist, zu diesem Teile immer in einem recht ansehnlichen Verhältnis stehen. Wenn daher durch die Stellvertretung des Papieres das zum Umlauf erforderliche Gold und Silber vielleicht auf ein Fünftel seiner früheren Menge beschränkt wird, so muß dadurch, falls nur der Wert des größeren Teils der übrigen vier Fünftel zu den Fonds hinzukommt, die zum Unterhalt der Gewerbtätigkeit bestimmt sind, die Menge dieser Gewerbtätigkeit und folglich der Wert des jährlichen Boden- und Arbeitsproduktes einen sehr beträchtlichen Zuwachs erfahren.

Eine Erscheinung dieser Art ist in den letzten 25 oder 30 Jahren in Schottland durch die Errichtung neuer Bankgesellschaften in fast jeder größeren Stadt und sogar in manchen Landstädtchen eingetreten. Die Wirkungen waren genau die oben beschriebenen. Das Geschäft des Landes wird fast ganz mittels des Papiers dieser Bankgesellschaften geführt, mit dem gewöhnlich Käufe und Zahlungen aller Art gemacht werden. Silber sieht man, außer beim Wechseln einer Zwanzigschillingsnote, nur selten, und Gold noch seltener. Obgleich das Verfahren aller jener Gesellschaften nicht einwandfrei gewesen ist und daher eine Parlamentsakte nötig gemacht hat, durch die es geregelt wurde, so hat das Land doch offenbar aus ihrem Geschäfte großen Vorteil gezogen. Ich habe versichern hören, daß der Handel in der Stadt Glasgow sich in etwa fünfzehn Jahren seit der Errichtung der dortigen Banken verdoppelt habe, und daß der Handel Schottlands seit der Errichtung der beiden öffentlichen Banken in Edinburgh, deren eine, die die Bank von Schottland heißt, durch eine Parlamentsakte 1695, und die andere, die die königliche Bank heißt, durch einen königlichen Freibrief 1727 gegründet wurde, um mehr als das Vierfache gestiegen sei. Ob der Handel Schottlands im ganzen oder der Stadt Glasgow im besonderen wirklich während einer so kurzen Zeit in einem so großen Maße zugenommen hat, will ich nicht behaupten. Hat aber einer von ihnen in diesem Maße zugenommen, so scheint dieser Erfolg zu groß zu sein, als daß er allein einer solchen Erscheinung zugeschrieben werden könnte. Daß aber der Handel und die Gewerbtätigkeit Schottlands innerhalb dieses Zeitraums sehr erheblich zugenommen, und daß die Banken zu dieser Zunahme erheblich beigetragen haben, kann nicht bezweifelt werden.

Der Wert des Silbergeldes, das in Schottland vor der Union von 1707 umlief, und das unmittelbar nachher zum Zweck einer Umprägung in die Bank von Schottland gebracht wurde, betrug 411 117 £ 10 s. 9 d. Über die Goldmünzen war keine Aufstellung zu finden, doch geht aus den alten Berichten der schottischen Münze hervor, daß der Wert des jährlich gemünzten Goldes den des Silbers etwas überstieg Siehe Ruddimans Vorrede zu Andersons Diplomata etc. Scotiae.. Es gab damals recht viele Leute, die, weil sie nicht an die Zurückzahlung glaubten, ihr Silber nicht in die Bank nach Schottland brachten, und außerdem gab es einiges englisches Geld, das nicht eingefordert wurde. Darum kann der Gesamtwert des Goldes und Silbers, das vor der Union in Schottland umlief, nicht auf weniger als eine Million Sterling veranschlagt werden. Sie scheint fast den ganzen Umlauf dieses Landes ausgemacht zu haben; denn obgleich der Umlauf der Bank von Schottland, die damals keine Rivalin hatte, ein ansehnlicher war, so scheint er doch nur einen sehr geringen Teil des Ganzen ausgemacht zu haben Gegenwärtig kann der ganze Umlauf Schottlands auf nicht weniger als zwei Millionen veranschlagt werden, wovon der Teil, der aus Gold und Silber besteht, sich höchstwahrscheinlich nicht auf eine halbe Million beläuft. Obgleich aber das umlaufende Gold und Silber Schottlands in diesem Zeitraum eine so große Verringerung erfahren hat, so scheint doch sein wirklicher Reichtum und sein wirkliches Gedeihen durchaus nicht gelitten zu haben. Sein Landbau, seine Manufakturen und sein Handel, das Jahresprodukt seines Bodens und seiner Arbeit, haben sich im Gegenteil offenbar gehoben.

Hauptsächlich durch Diskontieren von Wechselbriefen, d. h. durch Vorschießen von Geld auf sie, bevor sie fällig sind, geben die meisten Banken und Bankiers ihre Noten aus. Sie ziehen stets von jeder Summe, die sie vorschießen, die gesetzlichen Zinsen bis zum Verfallstage des Wechsels ab. Die Bezahlung des Wechsels erstattet der Bank, sobald er fällig ist, den Wert dessen, was vorgeschossen wurde samt einem reinen Profit an den Zinsen zurück. Der Bankier, der dem Kaufmann, dessen Wechsel er diskontiert, nicht Gold und Silber, sondern seine eigenen Noten vorschießt, hat den Vorteil, daß er um einen größeren Betrag, um den ganzen Wert seiner Noten, von denen er aus Erfahrung weiß, daß sie gewöhnlich in Umlauf bleiben, diskontieren kann. Er ist dadurch instand gesetzt, an einer um so viel größeren Summe einen reinen Zinsgewinn zu machen.

Der schottische Handelsverkehr, der gegenwärtig nicht sehr groß ist, war noch unbedeutender, als die beiden ersten Bankgesellschaften gegründet wurden; und diese Gesellschaften selbst würden nur geringen Zuspruch gehabt haben, wenn sie ihr Geschäft auf das Diskontieren von Wechseln beschränkt hätten. Daher erfanden sie eine andere Methode, ihre Noten auszugeben, das Eröffnen von laufenden Rechnungen, wie sie es nannten, d. h. Kredit-Geben für eine bestimmte Summe (z. B. für zwei oder dreitausend £) an eine Person, die zwei Leute von unzweifelhaftem Kredit und gutem Landbesitze zu Bürgen dafür stellen konnte, daß alles Geld, welches ihr innerhalb der Summe vorgeschossen würde, für die der Kredit bewilligt wurde, auf Verlangen samt den gesetzlichen Zinsen zurückgezahlt werden sollte. Kredite dieser Art werden, wie ich glaube, allgemein von Banken und Bankiers in allen Teilen der Welt bewilligt. Aber die bequemen Bedingungen, unter welchen die schottischen Bankgesellschaften die Rückzahlung annehmen, sind, soviel ich weiß, ihnen eigentümlich und waren vielleicht die Hauptursache des ausgebreiteten Geschäftes dieser Gesellschaften und des Vorteils, den das Land davon hatte.

Wer einen solchen Kredit bei einer dieser Gesellschaften hat und z. B. tausend Pfund von ihr borgt, kann diese Summe stückweise, zu zwanzig und dreißig Pfund jedesmal, zurückzahlen, indem die Gesellschaft einen entsprechenden Teil von den Zinsen der ganzen Summe von dem Tage an abrechnet, an dem eine dieser kleinen Summen eingezahlt wurde, bis am Ende die ganze Summe auf diese Weise zurückgezahlt worden ist. Daher finden es alle Kaufleute und fast alle Geschäftsleute bequem, solche Rechnungen bei ihnen zu haben, und haben so ein Interesse, das Geschäft dieser Gesellschaften zu fördern, indem sie deren Noten bereitwillig bei allen Zahlungen annehmen und indem sie alle anderen, auf die sie einen Einfluß haben, aufmuntern, dasselbe zu tun. Die Banken schießen ihren Kunden, wenn sie sich um Geld an sie wenden, dieses gewöhnlich in ihren eigenen Noten vor. Diese geben die Kaufleute an die Manufakturisten für Güter in Zahlung, die Manufakturisten an die Pächter für Materialien und Lebensmittel, die Pächter an ihre Grundherren als Rente, die Grundherren bezahlen damit wieder die Kaufleute für die Genuß- und Luxusartikel, mit denen diese sie versorgen, und die Kaufleute bringen sie wieder in die Banken zurück, um ihre Rechnung zu berichtigen, oder das, was sie etwa geborgt haben, zurückzuzahlen; und so wird fast das ganze Geldgeschäft des Landes mittels der Noten fortgeführt. Darauf beruht das große Geschäft jener Gesellschaften..

Mittels dieser laufenden Rechnungen kann jeder Kaufmann, ohne unklug zu handeln, ein größeres Geschäft treiben, als er es sonst tun könnte. Wenn zwei Kaufleute, der eine in London, der andere in Edinburgh, gleiche Kapitalien in denselben Geschäftszweig gesteckt haben, so kann der Edinburgher Kaufmann, ohne unklug zu handeln, ein größeres Geschäft treiben und mehr Leuten Beschäftigung geben als der Londoner Kaufmann. Der Londoner Kaufmann muß sich immer eine ansehnliche Geldsumme, entweder in seinem eigenen Geldschrank, oder in dem seines Bankiers, der ihm keine Zinsen dafür gibt, bereit halten, um stets für die Güter, die er auf Kredit kauft, Zahlung leisten zu können, sobald sie verlangt wird. Nehmen wir an, diese Summe belaufe sich gewöhnlich auf 500 £. Der Wert der Güter in seinem Warenlager muß nun immer um 500 £ kleiner sein, als er sein könnte, wäre er nicht genötigt, eine solche Summe unbeschäftigt liegen zu lassen. Wir wollen ferner annehmen, daß er gewöhnlich seinen ganzen Vorrat, oder Güter im Werte seines ganzen Vorrats einmal im Jahre absetzt. Dadurch, daß er gezwungen ist, eine so große Summe unbeschäftigt liegen zu lassen, muß er im Jahre für 500 £ weniger Güter verkaufen, als er sonst verkaufen könnte. Seine jährlichen Profite müssen um das geringer sein, was er mit dem Verkauf von Gütern im Werte von weiteren 500 £ hätte machen können; und die Zahl der Leute, die er zur Verarbeitung seiner Güter für den Markt gebraucht, muß um so viel kleiner sein, als mit weiteren 500 £ hätten beschäftigt werden können. Der Edinburgher Kaufmann dagegen läßt kein Geld unbeschäftigt liegen, um solchen gelegentlichen Ansprüchen an ihn zu genügen. Wenn gerade welche an ihn kommen, so befriedigt er sie aus seiner Rechnung bei der Bank und erstattet nach und nach die geborgte Summe mit dem Gelde oder Papiere wieder, das aus dem gelegentlichen Verkauf seiner Güter eingeht. Er kann daher, ohne unklug zu handeln, mit dem nämlichen Kapital zu allen Zeiten eine größere Menge von Gütern in seinem Warenlager haben als der Londoner Kaufmann und kann daher nicht nur für sich einen größeren Gewinn ziehen, sondern auch einer größeren Zahl von gewerbfleißigen Leuten, die diese Güter für den Markt verarbeiten, ständig Beschäftigung geben. Daher der große Vorteil, den das Land aus diesem Geschäfte gezogen hat.

Man sollte allerdings glauben, daß die Leichtigkeit des Wechseldiskontierens den englischen Kaufleuten einen Vorteil biete, der den laufenden Rechnungen der schottischen Kaufleute gleichkomme. Aber man darf nicht vergessen, daß die schottischen Kaufleute ihre Wechsel ebenso leicht diskontieren können wie die englischen und außerdem noch den Vorteil ihrer laufenden Rechnungen haben.

Das Papiergeld aller Art, das in einem Lande mit Leichtigkeit umlaufen kann, kann den Wert des Goldes und Silbers, dessen Stelle es einnimmt oder das, bei Annahme eines gleichen Handelsverkehrs, irgendwo umlaufen würde, falls es kein Papiergeld gäbe, nicht übersteigen. Sind z. B. Zwanzigschillingnoten das niedrigste Papiergeld, das in Schottland kursiert, so kann die Summe dieser Umlaufsmittel, die mit Leichtigkeit umlaufen können, die Summe des Goldes und Silbers nicht übersteigen, die dazu nötig wäre, um die jährlichen Tauschgeschäfte im Werte von zwanzig Schilling und darüber, die in diesem Lande gemacht zu werden pflegen, zu bewirken. Würde das umlaufende Papier einmal diese Summe übersteigen, so müßte der Überschuß, da er weder ins Ausland geschickt, noch in der inneren Zirkulation verwendet werden könnte, sofort zu den Banken zurückkehren, um gegen Gold und Silber ausgetauscht zu werden. Viele Leute würden sofort merken, daß sie mehr von diesem Papier haben, als zur Führung ihrer heimischen Geschäfte notwendig ist, und würden, da sie es nicht ins Ausland schicken könnten, sogleich Zahlung dafür von den Banken fordern. Wäre dieses überflüssige Papier in Gold und Silber verwandelt, so könnten sie leicht Verwendung dafür finden, indem sie es ins Ausland schicken; sie könnten aber keine dafür finden, solange es die Gestalt des Papieres behielte. Mithin würde sofort ein Ansturm auf die Banken entstehen, und zwar wegen des ganzen Betrages dieses überflüssigen Papiers, und wenn diese Schwierigkeit oder Abgeneigtheit zu zahlen zeigten, wegen eines weit größeren Betrages; denn der Lärm, den das hervorbrächte, würde den Ansturm notwendigerweise vermehren.

Außer den Kosten, die jedem Handelszweige gemeinsam sind, z. B. Kosten für Hausmiete, Lohn der Dienerschaft, der Schreiber, der Buchhalter usw., bestehen die besonderen Kosten einer Bank vornehmlich in zwei Dingen: erstens in den Kosten, die es verursacht, zu allen Zeiten zur Befriedigung der gelegentlichen Forderungen seitens der Noteninhaber eine große Summe Geldes, deren Zinsen verloren gehen, in ihrer Kasse liegen zu haben, und zweitens in den Kosten, die es macht, diese Kasse, so rasch als sie durch Befriedigung der gelegentlichen Forderungen geleert wird, wieder zu füllen.

Eine Bankgesellschaft, die mehr Papier ausgibt, als in der Zirkulation des Landes gebraucht werden kann, und dessen Überschuß stets zur Zahlung an sie zurückkehrt, müßte die Menge Gold und Silber, die sie zu allen Zeiten in ihren Kassen behält, nicht nur entsprechend jener übermäßigen Zunahme ihrer Zirkulation, sondern in einem weit größeren Verhältnisse vermehren, da ihre Noten weit schneller zu ihr zurückkehren, als es dem Überschuß ihrer Anzahl entspricht. Eine solche Gesellschaft müßte also ihren erstgenannten Kostenaufwand nicht nur nach Verhältnis dieser erzwungenen Zunahme ihres Geschäftes, sondern in einem weit größeren Verhältnis vermehren.

Auch müssen die Kassen einer solchen Gesellschaft, wenngleich sie weit mehr gefüllt werden sollten, sich doch weit schneller leeren, als wenn ihr Geschäft in verständigere Grenzen eingeschränkt wäre, und müssen nicht nur einen stärkeren, sondern auch einen dauernderen und ununterbrochenen Kostenaufwand nötig machen, um wieder gefüllt zu werden. Auch kann die Barschaft, die auf diese Weise fortwährend in so großen Mengen aus ihren Kassen gezogen wird, in dem Umlaufe des Landes nicht verwendet werden. Sie kommt an die Stelle eines Papieres, von dem schon weit mehr da ist, als in diesem Umlauf verwendet werden kann, und es ist ihrer daher gleichfalls weit mehr da, als verwendet werden kann. Weil man aber diese Barschaft nicht wird müßig liegen lassen wollen, so muß sie in der einen oder anderen Gestalt ins Ausland geschickt werden, um dort diejenige vorteilhafte Verwendung zu finden, die sie zuhause nicht finden kann; und diese stete Ausfuhr von Gold und Silber muß notwendig den Kostenaufwand der Bank noch mehr vergrößern, indem sie auch die Schwierigkeit vergrößert, neues Gold und Silber zur Füllung ihrer Kassen, die sich mit ungeheurer Schnelligkeit leeren, aufzutreiben. Daher muß eine solche Gesellschaft nach Verhältnis dieser erzwungenen Zunahme ihres Geschäftes den zweiten Kostenaufwand noch mehr vermehren als den ersten.

Wir wollen annehmen, daß alles Papier einer einzelnen Bank, das der Umlauf des Landes mit Leichtigkeit aufnehmen und gebrauchen kann, gerade 40 000 £ beträgt, und daß diese Bank, um den gelegentlichen Forderungen zu entsprechen, zu allen Zeiten 10 000 £ in Gold und Silber in ihren Kassen halten muß. Sollte es diese Bank versuchen, 44 000 £ in Umlauf zu setzen, so würden die 4000 £, die über das hinausgehen, was der Umlauf mit Leichtigkeit aufnehmen und gebrauchen kann, meist ebenso schnell zu ihr zurückkehren, als sie ausgegeben worden sind. Um also den gelegentlichen Forderungen zu entsprechen, müßte diese Bank zu allen Zeiten nicht nur 11 000 £, sondern 14 000 £ in ihren Geldschränken halten. Sie würde auf diese Weise nichts an den Zinsen der den Umlauf übersteigenden 4000 £ gewinnen, und würde den ganzen Kostenaufwand für ein fortwährendes Ansammeln von 4000 £ in Gold und Silber verlieren, die beständig ebenso schnell aus ihren Kassen herausgehen würden wie sie hineingebracht wurden.

Hätte jede einzelne Bankgesellschaft sich stets auf ihr eigenes Interesse verstanden und es verfolgt, so hätte die Zirkulation niemals mit Papiergeld übersättigt werden können. Aber nicht immer verstand sich jede einzelne Bankgesellschaft auf ihr eigenes Interesse oder verfolgte es, und die Zirkulation wurde oft mit Papiergeld übersättigt.

Durch Ausgabe einer zu großen Menge Papier, dessen Überschuß stets zurückkehrte, um gegen Gold und Silber ausgetauscht zu werden, sah sich die Bank von England viele Jahre hindurch genötigt, jährlich zwischen 800 000 £ und einer Million, oder im Durchschnitt 850 000 £ Gold prägen zu lassen. Um dieser starken Ausmünzung willen war die Bank oft genötigt (weil seit einigen Jahren die Goldmünzen stark abgenutzt und verschlechtert waren), Goldbarren zu dem hohen Preise von 4 £ für die Unze zu kaufen, die sie bald darauf als Münze zu 3 £ 17 s. 10½ d. die Unze wieder ausgab, wobei sie auf diese Weise, bei der Ausprägung einer so großen Summe zwischen 2½ und 3% verlor. Obgleich also die Bank keinen Schlagschatz zahlte, obgleich die Regierung eigentlich die Kosten der Ausprägung trug, so ersparte diese Liberalität der Regierung der Bank doch keineswegs den Kostenaufwand.

Die schottischen Banken sahen sich infolge eines gleichen Übermaßes genötigt, mit einem Kostenaufwande, der selten unter 1½ bis 2% betrug, beständig Agenten in London zu halten, um Geld für sie zu sammeln. Dies Geld wurde in Wagen hingeschickt und mit einem weiteren Kostenaufwand von ¾%, oder von 15 s. auf 100 £ versichert. Die Agenten waren nicht immer imstande, die Kassen ihrer Auftraggeber so rasch zu füllen, wie sie geleert wurden. In diesem Falle griffen die Banken zu dem Auskunftsmittel, auf ihre Korrespondenten in London Wechsel in der Höhe der Summen auszustellen, die sie brauchten. Wenn hernach jene Korrespondenten wieder Wechsel zwecks Bezahlung dieser Summe samt Zinsen und Provision auf sie ausstellten, so hatten manche unter diesen Banken, gedrückt durch die Not, in die sie durch ihren übermäßigen Umlauf gekommen waren, zuweilen keine andere Möglichkeit, die Tratte zu zahlen, als die, daß sie eine zweite Anzahl von Wechseln entweder auf dieselben oder auf andere Korrespondenten in London ausstellten; und so machte eine und dieselbe Summe, oder vielmehr Wechsel von ein und derselben Summe, mitunter mehr als zwei oder drei Reisen, wobei die Schuldnerbank immer die Zinsen und Kommission auf die ganze sich häufende Summe zu bezahlen hatte. Selbst solche schottische Banken, die sich niemals durch eine besondere Unvorsichtigkeit bemerkbar machten, sahen sich manchmal in die Notwendigkeit versetzt, dieses verderbliche Auskunftsmittel anzuwenden.

Das Goldgeld, das von der Bank von England oder von den schottischen Banken im Austausch gegen denjenigen Teil ihres Papieres gezahlt wurde, der über das hinausging, was die Zirkulation des Landes gebrauchen konnte, wurde, da es auch darüber hinausging, was in dieser Zirkulation gebraucht werden konnte, bald in Gestalt von Münzen ins Ausland geschickt, bald eingeschmolzen und in Barrengestalt hinausgeschickt, und bald eingeschmolzen und zu dem hohen Preise von 4 £ für die Unze an die Bank von England verkauft. Es waren nur die neuesten, schwersten und besten Stücke, die mit aller Sorgfalt ausgesucht und verschickt oder eingeschmolzen wurden. Zuhause und solange sie die Geldgestalt behielten, hatten diese schweren Stücke keinen höheren Wert als die leichten; sie hatten ihn aber, wenn sie entweder ins Ausland geschickt oder zuhause zu Barren eingeschmolzen wurden. Die Bank von England fand zu ihrem Erstaunen, daß trotz ihrer jährlichen großen Ausprägung alle Jahre wieder derselbe Mangel an Barschaft sich zeigte, der im vorhergehenden Jahre stattgehabt hatte, und daß, trotz der großen Menge guter und neuer Münzen, die von der Bank in jedem Jahre ausgegeben wurde, der Zustand der Münzen, statt immer besser zu werden, mit jedem Jahre immer schlechter wurde. Man fand sich mit jedem neuen Jahre in die Notwendigkeit versetzt, beinahe die nämliche Menge Gold ausmünzen zu müssen, die man im Vorjahre ausgemünzt hatte, und dabei wurden die Kosten dieser großen jährlichen Ausprägung durch das fortwährende Steigen des Goldbarrenpreises, wegen der fortwährenden Abnutzung und Beschneidung des Geldes, von Jahr zu Jahr größer. Die Bank von England ist, wie man zu beachten hat, dadurch, daß sie ihre eigenen Kassen mit Barschaft füllt, indirekt genötigt, das ganze Königreich damit zu versorgen, in das das Geld aus jenen Kassen auf die mannigfaltigste Weise fortwährend abfließt. So viel Geld daher auch immer nötig war, diesen übermäßigen Umlauf des schottischen und englischen Papiergeldes aufrecht zu erhalten, und so große Lücken auch dieser übermäßige Umlauf in der dem Königreiche nötigen Barschaft hervorbrachte, so war die Bank von England doch genötigt, für Vorrat zu sorgen. Zweifellos bezahlten die schottischen Banken sämtlich ihre eigene Unklugheit und Unbesonnenheit sehr teuer; aber die Bank von England bezahlte nicht nur ihre eigene, sondern auch die noch weit größere Unklugheit fast aller schottischen Banken sehr teuer.

Die Spekulationswut einiger verwegener Projektenmacher in beiden Teilen des vereinigten Königreichs trug die erste Schuld an diesem übermäßigen Umlauf von Papiergeld.

Was eine Bank einem Handel- oder Gewerbetreibenden irgendwelcher Art mit Sicherheit vorschießen kann, ist weder das ganze Kapital, mit dem er sein Geschäft führt, noch auch ein bedeutender Teil dieses Kapitals, sondern nur derjenige Teil davon, den er sonst unbeschäftigt in barem Gelde bei sich liegen haben müßte, um gelegentliche Forderungen befriedigen zu können. Wenn das Papiergeld, das die Bank vorschießt, niemals diesen Wert übersteigt, so kann es niemals den Wert des Goldes und Silbers übersteigen, das notwendigerweise im Lande umlaufen würde, wenn es kein Papiergeld gäbe: es kann niemals die Menge übersteigen, die der Umlauf des Landes mit Leichtigkeit aufnehmen und gebrauchen kann.

Wenn eine Bank einem Kaufmann einen wirklichen Wechsel, der von einem wirklichen Gläubiger auf einen wirklichen Schuldner ausgestellt ist, und der, sobald er fällig wird, von diesem Schuldner wirklich bezahlt wird, diskontiert, so schießt sie ihm nur einen Teil des Wertes vor, den er sonst unbeschäftigt und in barem Gelde bei sich liegen lassen müßte, um gelegentliche Forderungen befriedigen zu können. Die Bezahlung des Wechsels am Verfallstage erstattet der Bank den Wert dessen, was sie vorgeschossen hat, samt Zinsen wieder. Die Kassen der Bank gleichen, sofern sie ihre Geschäfte auf solche Kunden beschränkt, einem Teich, aus dem zwar stets ein Strom ausfließt, in den aber auch ein anderer einmündet, der dem ausfließenden ganz gleich ist, so daß der Teich ohne weitere Vorsorge und Bemühung immer gleich oder beinahe gleich voll bleibt. Die Kassen einer solchen Bank wieder zu füllen kann nur wenig oder gar keinen Kostenaufwand verursachen.

Ein Kaufmann kann, ohne daß er sein Geschäft zu übertreiben braucht, oft in die Lage kommen, eine Summe baren Geldes nötig zu haben, selbst wenn er keine Wechsel zu diskontieren hat. Wenn eine Bank, die seine Wechsel diskontiert, ihm in solchen Fällen vielleicht auch noch diese Summe auf seine laufende Rechnung vorschießt und unter den leichten Bedingungen der schottischen Bankgesellschaften eine teilweise Rückzahlung erlaubt, je nachdem aus dem gelegentlichen Absatz seiner Güter Geld einkommt, so enthebt sie ihn gänzlich der Notwendigkeit, einen Teil seines Kapitals unbeschäftigt in barem Gelde bei sich liegen zu haben, um damit gelegentliche Forderungen befriedigen zu können. Gelangen solche Forderungen an ihn, so kann er sie aus seiner Rechnung vollständig befriedigen. Doch sollte die Bank, wenn sie mit solchen Kunden Geschäfte macht, sehr genau darauf achten, ob innerhalb eines kurzen Zeitraumes (z. B. von vier, fünf, sechs oder acht Monaten) die Summe der Rückzahlungen, die sie von ihnen empfängt, der Summe der Vorschüsse, welche sie ihnen zu machen pflegt, vollkommen gleich ist oder nicht. Wenn die Summe der Rückzahlungen einzelner Kunden innerhalb eines so kurzen Zeitraumes der Summe der Vorschüsse meistenteils gleich ist, so kann die Bank ohne Gefahr fortfahren, mit solchen Kunden Geschäfte zu machen. Denn wenn auch der Strom, der in diesem Falle fortwährend aus ihren Kassen hinausfließt, sehr stark ist, so muß der, welcher wieder fortwährend hineinfließt, wenigstens ebenso stark sein, so daß wahrscheinlich die Kassen ohne weitere Vorsorge und Bemühung gleich oder beinahe gleich voll sein, und kaum jemals noch einen außerordentlichen Kostenaufwand zu ihrer Wiederfüllung erfordern werden. Wenn dagegen die Summe der Rückzahlungen bei anderen Kunden in der Regel weit hinter den Vorschüssen zurückbleibt, die die Bank ihnen gibt, so kann sie nicht mit Sicherheit ihr Geschäft mit ihnen fortsetzen, wenigstens dann nicht, wenn jene ihre Art des Geschäftsbetriebs nicht ändern. Der Strom, der in diesem Falle fortwährend aus ihren Kassen hinausfließt, muß weit stärker sein, als der, welcher immer wieder hineinfließt, so daß die Kassen, wenn sie nicht durch einen großen und beständigen Kostenaufwand wieder gefüllt werden, bald gänzlich erschöpft sein müssen.

Deshalb waren die schottischen Bankgesellschaften lange Zeit hindurch sehr darauf bedacht, von allen ihren Kunden oftmalige und regelmäßige Rückzahlungen zu fordern, und ließen sich mit niemand, so groß auch sein Vermögen oder sein Kredit sein mochte, näher ein, wenn er nicht, wie sie es nannten, oftmalige und regelmäßige Geschäfte mit ihnen machte. Durch diese Bedachtnahme erreichten sie, abgesehen davon, daß sie meist vollständig den außerordentlichen Kostenaufwand zur Füllung ihrer Kassen ersparten, zwei andere sehr wesentliche Vorteile:

Erstens waren sie durch diese Bedachtnahme instand gesetzt, sich über die guten oder schlechten Verhältnisse ihrer Schuldner zureichende Kenntnis zu verschaffen, ohne daß sie sich deshalb nach einem anderen Zeugnis umzusehen brauchten, als dem, welches ihnen ihre eigenen Bücher boten: denn die Menschen sind meistenteils in ihren Rückzahlungen in dem Maße regelmäßig oder unregelmäßig, als ihre Verhältnisse gut oder schlecht sind. Ein Privatmann, der sein Geld vielleicht an ein halbes Dutzend oder Dutzend Schuldner ausleiht, kann die Aufführung und Lage jedes einzelnen von ihnen entweder selbst oder mittels seiner Agenten beobachten und beständig und sorgfältig untersuchen lassen. Aber eine Bankgesellschaft, die vielleicht an fünfhundert Leute Geld ausleiht, und deren Aufmerksamkeit stets auf ganz andere Dinge gerichtet ist, kann sich über die Aufführung und die Verhältnisse ihrer meisten Schuldner weiter keine Kenntnis verschaffen, als die, welche ihr ihre eigenen Bücher bieten. Diesen Vorteil hatten wahrscheinlich die schottischen Bankgesellschaften im Auge, als sie oftmalige und regelmäßige Rückzahlungen von ihren Kunden verlangten.

Zweitens sicherten sie sich durch diese Bedachtnahme gegen die Möglichkeit, mehr Papiergeld auszugeben, als der Umlauf des Landes mit Leichtigkeit aufnehmen und gebrauchen konnte. Wenn sie bemerkten, daß die Rückzahlungen eines Kunden in den meisten Fällen innerhalb eines kurzen Zeitraumes den Vorschüssen, die sie gemacht hatten, völlig gleich kamen, so konnten sie sicher sein, daß das Papiergeld, das sie ihm vorgeschossen hatten, niemals die Menge Gold und Silber überstiegen hatte, die er sonst hätte bei sich behalten müssen, um gelegentlichen Forderungen entsprechen zu können, und daß folglich das Papiergeld, welches sie durch seine Vermittlung in Umlauf gebracht hatten, niemals die Menge Gold und Silber überstiegen hatte, die in dem Lande umgelaufen sein würde, wenn es dort kein Papiergeld gegeben hätte. Die Häufigkeit, Regelmäßigkeit und Höhe seiner Rückzahlungen zeigte hinlänglich, daß die Höhe ihrer Vorschüsse zu keiner Zeit jenen Teil seines Kapitals überstiegen hat, den er sonst hätte unbeschäftigt und in barem Gelde zurückbehalten müssen, um gelegentlichen Forderungen zu entsprechen, d. h. um sein übriges Kapital in steter Beschäftigung zu erhalten. Denn nur dieser Teil seines Kapitals ist es, der in kleinen Zeiträumen fortwährend zu dem Geschäftsmanne in Geldgestalt, sei es Papier oder Münze, zurückkehrt, und in derselben Gestalt, fortwährend wieder von ihm weggeht. Hätten die Vorschüsse der Bank diesen Teil seines Kapitals für gewöhnlich überschritten, so hätte die rechtmäßige Höhe seiner Rückzahlungen in kleinen Zeiträumen die rechtmäßige Höhe ihrer Vorschüsse nicht ausgleichen können. Der Strom, der mittels seiner Geschäfte fortwährend in die Kassen der Bank zurücklief, hätte dem Strome nicht gleich sein können, der mittels derselben Geschäfte beständig herausfloß. Die Vorschüsse an Bankpapier würden dadurch, daß sie die Menge Gold und Silber, welche er ohne jene Vorschüsse zur Befriedigung gelegentlicher Forderungen hätte bei sich halten müssen, überstiegen, bald die ganze Menge Gold und Silber übersteigen, die (bei Annahme eines gleich großen Handelsverkehrs) im Lande umgelaufen wäre, falls es kein Papiergeld gegeben hätte, und konnten folglich die Menge übersteigen, die der Umlauf des Landes mit Leichtigkeit aufnehmen und gebrauchen konnte: dann würde der Überschuß dieses Papiergeldes sofort zur Bank zurückgekehrt sein, um gegen Gold und Silber eingetauscht zu werden. Diesen zweiten Vorteil begriffen vielleicht die verschiedenen schottischen Bankgesellschaften nicht so gut wie den ersten, obgleich er ein ebenso greifbarer ist.

Wenn die kreditwürdigen Gewerbetreibenden irgendeines Landes teils durch die Bequemlichkeit des Wechseldiskonts und teils durch die der laufenden Rechnungen der Notwendigkeit enthoben werden können, einen Teil ihres Kapitals unbeschäftigt und in barem Gelde bei sich liegen zu haben, um gelegentliche Forderungen zu befriedigen, so können sie billigerweise keinen weiteren Beistand von den Banken und Bankiers erwarten, weil diese um ihres eigenen Interesses und ihrer Sicherheit willen nicht weiter gehen können als bis zu diesem Punkte. Eine Bank kann um ihres eigenen Interesses willen einem Gewerbetreibenden nicht das umlaufende Kapital, mit welchem er sein Geschäft führt, ganz oder auch nur teilweise vorschießen, weil, wenn auch das Kapital stets in Geldgestalt zu ihm zurückkehrt und in derselben Gestalt von ihm weggeht, doch das Wiedereingehen des Ganzen von dem Weggehen des Ganzen zu entfernt ist, und die Summe seiner Rückzahlungen nicht in so kleinen Zeiträumen, als sie den Erfordernissen einer Bank entsprechen, die Summe der Vorschüsse wettmachen könnte. Noch weniger aber könnte eine Bank es unternehmen, ihm einen bedeutenden Teil seines stehenden Kapitals vorzuschießen, z. B. des Kapitals, das der Unternehmer eines Eisenwerkes zur Herstellung seiner Schmiede und Schmelzhütte, seiner Werkstätten und Magazine, der Wohngebäude für seine Arbeiter usw. braucht; des Kapitals, das der Unternehmer eines Bergwerks dazu braucht, die Schächte abzuteufen, Maschinen zum Auspumpen des Wassers aufzustellen, Wege und Fahrstraßen zu machen usw.; des Kapitals, das der Mann, welcher die Kultur von Ländereien unternimmt, zur Urbarmachung, Dränierung, Einzäunung, Düngung und Beackerung wüster und unbebauter Felder, zu Wirtschaftsgebäuden mit all ihrem notwendigen Zubehör an Ställen, Speichern usw. braucht. Das Wiedereingehen des stehenden Kapitals ist in fast allen Fällen ein weit langsameres als das des umlaufenden, und solche Ausgaben machen sich, selbst wenn sie mit der größten Klugheit und Umsicht besorgt worden sind, doch erst nach einem Zeitraum von vielen Jahren wieder bezahlt, ein Zeitraum, der aber viel zu lang ist, um den Erfordernissen einer Bank zu entsprechen. Handeltreibende und sonstige Unternehmer können ohne Zweifel bei großem Vermögen einen sehr beträchtlichen Teil ihrer Projekte mit geborgtem Gelde ausführen. Indes müßte, um ihrer Gläubiger willen, ihr eigenes Kapital in diesem Falle groß genug sein, um, wenn ich so sagen darf, das Kapital dieser Gläubiger sicherzustellen, oder um es höchst unwahrscheinlich zu machen, daß diese Gläubiger einen Verlust erleiden würden, selbst wenn der Erfolg des Projektes weit hinter den Hoffnungen der Unternehmer zurückbleiben sollte. Aber selbst wenn diese Vorsicht gebraucht wird, sollte doch das Geld, das geborgt wird, und das man erst nach mehreren Jahren zurückzuzahlen beabsichtigt, nicht von einer Bank, sondern auf Obligationen und Hypotheken von Privatleuten geborgt werden, die von den Zinsen ihres Geldes zu leben wünschen, ohne daß sie sich die Mühe nehmen, das Kapital selbst zu beschäftigen, und die aus diesem Grunde ihr Kapital gern an solche Leute von gutem Kredit ausleihen, die es wahrscheinlich jahrelang stehen lassen. Freilich wäre eine Bank, die ihre Gelder, ohne die Kosten für Stempelpapier und Notariatsgebühren beim Ausstellen von Obligationen und Hypotheken ausleiht und die Rückzahlung unter den leichten Bedingungen der schottischen Bankgesellschaften annimmt, zweifellos ein sehr willkommener Gläubiger für solche Handeltreibende und Unternehmer. Allein solche Handeltreibende und Unternehmer wären sicherlich sehr ungeeignete Schuldner für eine solche Bank.

Es ist jetzt mehr als fünfundzwanzig Jahre her, daß das von den verschiedenen schottischen Bankgesellschaften ausgegebene Papiergeld so viel, oder eher noch etwas mehr betrug, als der Umlauf des Landes mit Leichtigkeit aufnehmen und gebrauchen konnte. Schon damals also hatten diese Gesellschaften den schottischen Handeltreibenden und anderen Unternehmern allen Beistand geleistet, den Banken und Bankiers, soweit es sich mit ihren Interessen verträgt, leisten können. Sie hatten sogar etwas mehr getan. Sie hatten das Geschäft etwas übertrieben und sich Verluste, oder wenigstens jene Profitminderung zugezogen, die in diesem besonderen Geschäftszweige bei der geringsten Geschäftsübertreibung unfehlbar eintritt. Jene Handeltreibenden und anderen Unternehmer wünschten, nachdem sie von den Banken und Bankiers so viel Beistand erhalten hatten, noch mehr zu erhalten. Die Banken, scheinen sie gedacht zu haben, könnten ihren Kredit auf jede gewünschte Summe ausdehnen, ohne dabei andere Kosten zu haben, als die für einige Ries Papier. Sie klagten über die Engherzigkeit und Furchtsamkeit der Direktoren jener Banken, die, wie sie sagten, ihre Kredite nicht im Verhältnis zum Umfange des Handels im Lande ausdehnten, und verstanden ohne Zweifel unter dem Umfange jenes Handels den Umfang ihrer eigenen Projekte, die darüber hinausgingen, was sie mit ihrem eigenen Kapital oder mit dem bestreiten konnten, was sie auf Grund ihres Kredits in der üblichen Weise auf Obligationen und Hypotheken bei Privatleuten borgen konnten. Die Banken, scheinen sie gedacht zu haben, wären durch ihre Ehre verpflichtet, das Fehlende herzugeben, und sie mit allem Kapital zu versehen, das sie zu ihren Geschäften haben wollten. Die Banken waren jedoch anderer Meinung, und da sie sich weigerten, ihre Kredite so weit auszudehnen, so nahmen manche dieser Geschäftsleute ihre Zuflucht zu einem Mittel, das eine Zeitlang ihren Zwecken, wenn auch mit weit größeren Kosten, doch eben so wirksam diente, als es die größte Ausdehnung der Bankkredite vermocht hätte. Dies Mittel war kein anderes, als der wohlbekannte Notbehelf der Wechselreiterei, ein Notbehelf, den unglückliche Geschäftsleute bisweilen ergreifen, wenn sie am Rande des Bankrotts stehen. Diese Art, Geld aufzubringen war in England längst bekannt, und soll während des Verlaufes des letzten Krieges, wo die hohen Geschäftsgewinnste eine starke Versuchung zur Übertreibung des Geschäfts boten, in sehr großem Ausmaße angewendet worden sein. Aus England kam sie nach Schottland, wo sie entsprechend dem sehr beschränkten Handelsverkehr und dem sehr mäßigen Kapital des Landes bald in einem weit größeren Ausmaße betrieben wurde, als es je in England geschehen war.

Der Vorgang bei der Wechselreiterei ist allen Geschäftsleuten so wohl bekannt, daß es vielleicht für überflüssig gehalten werden könnte, sie näher zu erklären. Da indes dieses Buch manchem in die Hand kommen kann, der kein Geschäftsmann ist, und da selbst von Geschäftsleuten die Folgen dieses Mittels auf das Bankgeschäft vielleicht nicht allgemein verstanden werden, so will ich versuchen, es so deutlich zu erklären, als ich es vermag.

Die Gebräuche der Kaufleute, die aufkamen, als die barbarischen Gesetze Europas die Einhaltung ihrer Verträge noch nicht erzwangen, und die in den beiden letzten Jahrhunderten unter die Gesetze aller europäischen Nationen aufgenommen worden sind, gaben den Wechselbriefen so außerordentliche Vorrechte, daß auf sie weit eher Geld geliehen wurde, als auf jede andere Art von Verschreibung, zumal wenn sie in einer so kurzen Zeit, wie zwei oder drei Monate vom Tage der Ausstellung zahlbar gemacht sind. Wenn der Akzeptant den Wechsel am Verfallstage nicht zahlt, sobald er ihm präsentiert wird, so wird er in dem Augenblicke bankrott. Der Wechsel wird protestiert und geht an den Aussteller zurück, der, wenn er nicht sofort zahlt, gleichfalls bankrott wird. Wenn der Wechsel, bevor er an die Person kommt, die ihn dem Akzeptanten zur Zahlung präsentiert, durch die Hände einiger anderer Personen gegangen ist, die sich nacheinander dessen Wert in Geld oder Waaren geliehen haben und, um auszudrücken, daß jeder von ihnen der Reihe nach diesen Wert erhalten habe, alle in ihrer Reihenfolge indossiert, d. h. ihre Namen auf die Rückseite des Wechsels geschrieben haben, so wird jeder Indossant dem Eigner des Wechsels für diesen Wert verantwortlich, und wird, falls, er die Zahlung unterläßt, von diesem Augenblicke an gleichfalls bankrott. Sollten auch Aussteller, Akzeptant, Indossanten des Wechsels, jeder für sich, Personen von zweifelhaftem Kredit sein, so gewährt doch die Kürze des Termins dem Eigner des Wechsels eine gewisse Sicherheit. Denn mag es auch sehr wahrscheinlich sein, daß sie sämtlich bankrott werden, so ist es doch ein Zufall, wenn sie es alle in so kurzer Zeit werden. Das Haus ist baufällig, sagt ein müder Wanderer zu sich selbst, und wird nicht mehr sehr lange stehen; aber es ist ein Zufall, wenn es heute Nacht einfällt, und ich will es daher wagen, heute Nacht darin zu schlafen.

Nehmen wir an, der Kaufmann A. in Edinburgh zieht einen Wechsel auf B. in London, zahlbar zwei Monate nach Ausstellung. Eigentlich schuldet B. in London dem A. in Edinburgh nichts, aber er ist damit einverstanden, den Wechsel des A. unter der Bedingung zu akzeptieren, daß er vor dem Zahlungstage einen andern Wechsel für dieselbe Summe samt Zinsen und Provision auf A. in Edinburgh ziehen darf, gleichfalls zwei Monate nach Ausstellung zahlbar. B. zieht also wieder vor Ablauf der ersten zwei Monate diesen Wechsel auf A. in Edinburgh, der wieder vor Ablauf der zweiten zwei Monate einen gleichfalls zwei Monate nach Ausstellung zahlbaren zweiten Wechsel auf B. in London zieht; und vor dem Ablauf der dritten zwei Monate zieht wieder B. in London einen andern Wechsel auf A. in Edinburgh, gleichfalls zwei Monate nach Ausstellung zahlbar. Dieses Verfahren ging manchmal nicht nur einige Monate, sondern einige Jahre hintereinander fort, indem der Wechsel immer unter Aufhäufung von Zins und Kommission für alle früheren Wechsel an A. in Edinburgh zurückkehrte. Die Zinsen betrugen fünf Prozent im Jahre, und die Kommission war niemals weniger als ein halbes Prozent bei jeder Ausstellung. Da diese Kommission sich mehr als sechsmal in jedem Jahre wiederholte, so mußte alles Geld, das A. durch dieses Mittel aufbringen mochte, ihn notwendig etwas mehr als acht Prozent im Jahre, ja zuweilen viel mehr kosten, wenn entweder der Preis der Kommission stieg, oder er gezwungen war, Zins auf die Zinsen und die Kommission der früheren Wechsel zu zahlen. Dieses Verfahren nannte man: Geld durch Zirkulation aufbringen.

In einem Lande, wo die gewöhnlichen Kapitalprofite bei den meisten kaufmännischen Unternehmungen zwischen sechs und zehn Prozent geschätzt werden, mußte es schon eine äußerst glückliche Spekulation sein, deren Ertrag nicht nur die außerordentlich großen Kosten, die das Borgen des dazu nötigen Geldes verursachte, sondern auch noch einen guten Überschuß als Profit für den Unternehmer abwerfen konnte. Dennoch sind große und weitaussehende Projekte unternommen und mehrere Jahre hindurch fortgeführt worden, ohne daß ihnen ein anderer Fonds zugrunde lag als der, den man mit jenen enormen Kosten aufgebracht hatte. Die Projektanten hatten ohne Zweifel in ihren goldenen Träumen die klarste Vorstellung dieses großen Profits. Ich glaube aber, daß sie bei ihrem Erwachen entweder am Schlusse ihrer Unternehmungen, oder sobald sie nicht mehr imstande waren, sie fortzuführen, sehr selten das Glück hatten, ihn zu finden Die Im Texte beschriebene Art war keineswegs die gewöhnlichste oder die kostspieligste, mit der jene Abenteurer zuweilen Geld durch Zirkulation aufbrachten. Es geschah häufig, daß A. in Edinburgh den B. in London dadurch instand setzte, den ersten Wechsel zu zahlen, daß er wenige Tage vor der Verfallzeit einen zweiten Wechsel mit drei Monaten Frist, auf den nämlichen B. in London zog. Diesen an seine eigene Ordre zahlbaren Wechsel verkaufte A. in Edinburgh al pari, und kaufte mit deren Wert Wechsel auf London, die auf Sicht an die Ordre von B. zahlbar waren, dem er sie mit der Post zuschickte. Gegen das Ende des letzten Krieges stand der Wechselkurs zwischen Edinburgh und London oft drei Prozent zum Nachteil Edinburghs, und jene Wechsel auf Sicht mußten den A. oft dieses Aufgeld kosten. Dieses Verfahren, wenigstens viermal im Jahre wiederholt und mit einer Kommission von wenigstens einem halben Prozent für jede Wiederholung belastet, muß den A. damals wenigstens vierzehn Prozent im Jahre gekostet haben. Ein andermal setzte A. den B. dadurch instand, den ersten Wechsel zu zahlen, daß er wenige Tage vor der Verfallzeit einen zweiten zweimonatlichen Wechsel nicht auf B., sondern auf eine dritte Person, z. B. auf C. in London zog. Dieser zweite Wechsel wurde an die Ordre von B. ausgestellt, der ihn, da er von C. akzeptiert worden war, bei einem Bankier in London diskontierte; A. aber setzte den C. dadurch instand zu zahlen, daß er wenige Tage vor der Verfallzeit einen dritten Wechsel wieder auf zwei Monate entweder auf seinen ersten Korrespondenten B. oder auf eine vierte oder fünfte Person z. B. D. oder E. zog. Dieser dritte Wechsel wurde an die Ordre von C. ausgestellt, der ihn, sobald er akzeptiert worden war, auf dieselbe Weise bei einem Bankier in London diskontierte. Da solche Operationen wenigstens sechsmal im Jahre wiederholt wurden, und jedesmal mit einer Provision von wenigstens einem halben Prozent für jede Wiederholung, sowie auch mit den gesetzlichen Kosten von fünf Prozent belastet waren, so mußte diese Art, Geld aufzubringen, ebenso wie die im Texte beschriebene, A. etwas mehr als acht Prozent gekostet haben. Weil jedoch der Wechselkurs zwischen Edinburgh und London gespart wurde, war sie etwas weniger kostspielig als die im ersten Teil dieser Note erwähnte, doch erforderte sie dann einen soliden Kredit bei mehr als einem Londoner Hause, ein Vorteil, den viele jener Abenteurer sich nicht immer zu verschaffen imstande waren..

Die Wechsel, die A. in Edinburgh auf B. in London zog, diskontierte er regelmäßig zwei Monate vor der Verfallzeit bei einer Bank oder einem Bankier in Edinburgh, und die Wechsel, die B. in London wieder auf A. in Edinburgh zog, diskontierte dieser ebenso regelmäßig bei der Bank von England oder bei anderen Bankiers in London. Was auf solche umlaufende Wechsel vorgeschossen wurde, das wurde in Edinburgh in Papier der schottischen Banken, und in London, wenn sie an der Bank von England diskontiert wurden, in Papier dieser Bank vorgeschossen. Wenn auch die Wechsel, auf die dieses Papier vorgeschossen wurde, sämtlich in ihrer Reihenfolge bezahlt wurden, sobald sie fällig waren, so wurde doch der Wert, der auf den ersten Wechsel wirklich vorgeschossen worden war, den Banken, die ihn vorgeschossen hatten, niemals wirklich bezahlt, weil immer, ehe ein Wechsel fällig war, ein anderer Wechsel zu einem etwas höheren Betrag ausgestellt wurde, und die Diskontierung dieses anderen Wechsels unumgänglich nötig war, damit der bald fällige Wechsel gezahlt werden konnte. Diese Zahlung war also durchaus fictiv. Der Strom, der mittels dieser umlaufenden Wechsel einmal aus den Kassen der Banken zum Herausfließen gebracht worden war, wurde niemals durch einen anderen Strom ersetzt, der wirklich in sie zurückfloß.

Das auf diese umlaufende Wechsel ausgegebene Papier belief sich in manchen Fällen auf den ganzen Fonds, der zur Führung eines großen und weitausblickenden Unternehmens im Landbau, im Handel oder in den Manufakturen bestimmt war, und nicht nur auf den Teil davon, den der Unternehmer, wenn es kein Papiergeld gegeben hätte, unbeschäftigt und in barem Gelde hätte bei sich behalten müssen, um gelegentliche Forderungen zu befriedigen. Folglich überstieg der größte Teil dieses Papiers den Wert des Goldes und Silbers, das im Lande umgelaufen wäre, wenn es kein Papiergeld gegeben hätte. Es war also in größerer Menge vorhanden, als der Umlauf des Landes mit Leichtigkeit aufnehmen und gebrauchen konnte, und kehrte aus diesem Grunde sofort zu den Banken zurück, um gegen Gold und Silber ausgetauscht zu werden, das diese dann auftreiben mußten, wo sie konnten. Es war ein Kapital; das jene Projektenmacher höchst schlau aus den Banken zu ziehen gewußt hatten, nicht nur ohne daß diese davon wußten oder damit richtig einverstanden waren, sondern manchmal vielleicht, ohne daß diese die leiseste Ahnung davon hatten, daß sie es wirklich vorgeschossen hatten.

Wenn zwei Leute, die fortwährend aufeinander ziehen und wieder zurückziehen, ihre Wechsel stets bei demselben Bankier diskontieren, so muß er sogleich entdecken, wie es mit ihnen steht, und deutlich sehen, daß sie ihr Geschäft nicht mit irgendeinem eigenen, sondern mit dem Kapital treiben, welches er ihnen vorschießt. Diese Entdeckung ist jedoch durchaus nicht so leicht, wenn sie ihre Wechsel bald bei dem einen, und bald bei dem anderen Bankier diskontieren, und wenn die nämlichen zwei Leute nicht immer aufeinander ziehen, sondern gelegentlich mit einem großen Kreise von Projektenmachern abwechseln, die es für sich vorteilhaft finden, einander in dieser Art, Geld aufzubringen, beizustehen, und es daher möglichst schwierig machen, den Unterschied zwischen einem wirklichen und einem fiktiven Wechsel zu erkennen, d. h. zwischen einem Wechsel, der von einem wirklichen Gläubiger auf einen wirklichen Schuldner gezogen ist, und einem Wechsel, für den es eigentlich keinen anderen wirklichen Gläubiger gibt, als die Bank, die ihn diskontierte. Und keinen anderen wirklichen Schuldner als den Projektenmacher, der sich das Geld zunutze machte. Hat auch ein Bankier die Entdeckung gemacht, so kann er sie doch bisweilen zu spät machen und kann finden, daß er die Wechsel dieser Projektenmacher bereits in so großem Umfange diskontiert hat, daß er jene durch die Weigerung, sie ferner zu diskontieren, notwendig bankrott machen würde und sich, indem er sie verdirbt, vielleicht sein eigenes Verderben bereiten kann. Daher mag er es für seine eigene Wohlfahrt und Sicherheit nötig finden, noch einige Zeit in dieser gefährlichen Lage zu verbleiben, indem er sich allerdings nach und nach zurückzuziehen sucht und deshalb täglich mehr und mehr Schwierigkeiten mit dem Diskontieren macht, um jene Projektenmacher allmählich zu zwingen, sich entweder an andere Bankiers zu wenden, oder auf andere Arten Geld aufzubringen, so daß er selbst, so bald als möglich, aus jenem Kreise herauskommt. Die Schwierigkeiten, welche die Bank von England, die die angesehensten Bankiers in London, und die sogar die klügeren schottischen Banken nach einiger Zeit, und als sie alle schon zu weit gegangen waren, demgemäß beim Diskontieren zu machen begannen, schreckte jene Projektenmacher nicht nur auf, sondern brachte sie in die höchste Wut. Sie nannten ihre eigene Not, deren unmittelbare Ursache zweifellos diese kluge und notwendige Zurückhaltung der Banken war, die Not des Landes, und diese Not des Landes, sagten sie, habe man nur der Unwissenheit, Kleinmütigkeit und schlechten Aufführung der Banken zu verdanken, die den kühnen Unternehmungen derjenigen, die sich anstrengten, das Land zu verschönern, zu fördern und zu bereichern, keine genügend reichliche Unterstützung zuteil werden ließen. Es sei, schienen sie zu glauben, die Pflicht der Banken, auf so lange Zeit und in so großem Umfange zu leihen, als sie zu borgen wünschten. Die Banken aber schlugen den einzigen Weg ein, auf dem es für jetzt möglich war, ihren eigenen Kredit und den des Landes zu retten, indem sie sich so weigerten, denjenigen ferner Kredit zu geben, denen sie schon so viel gegeben hatten.

Mitten in diesem Lärm und dieser Not wurde in Schottland eine neue Bank errichtet zu dem ausdrücklichen Zwecke, der Not des Landes abzuhelfen. Das Vorhaben war edel, aber die Ausführung war unklug, und das Wesen und die Ursachen der Not, der es abzuhelfen gedachte, hatte man wohl nicht richtig verstanden. Diese Bank zeigte sich freigebiger als irgendeine je gewesen war, sowohl bei der Bewilligung von laufenden Rechnungen als beim Diskontieren von Wechseln. In betreff der letzteren scheint sie fast keinen Unterschied zwischen wirklichen und gerittenen gemacht, sondern beide gleichmäßig diskontiert zu haben. Es war der eingestandene Grundsatz dieser Bank, auf jede vernünftige Sicherheit hin das ganze Kapital für jene Art von Aufwendungen vorzustrecken, welche die langsamsten und entferntesten Rückflüsse gewähren, etwa wie die Aufwendungen für Grund und Boden. Solche Aufwendungen zu fördern, wurde als der hauptsächlichste der gemeinnützigen Zwecke bezeichnet, deretwegen sie gegründet worden war. Durch ihre Freigebigkeit bei Bewilligung von laufenden Rechnungen und beim Diskontieren von Wechseln gab sie ohne Zweifel eine große Menge ihrer Banknoten aus. Da diese Banknoten aber, zu ihrem größten Teil dasjenige Maß überstiegen, das der Umlauf des Landes mit Leichtigkeit aufnehmen und gebrauchen konnte, so kehrten sie zu ihr fast ebenso schnell, als sie ausgegeben worden waren, zurück, um gegen Gold und Silber eingetauscht zu werden. Ihre Kassen waren niemals ordentlich gefüllt. Das Kapital, das durch zweimalige Zeichnung für diese Bank gezeichnet worden war, betrug 160 000 £, von denen nur 80% eingezahlt wurden. Diese Summe sollte in mehreren Terminen eingezahlt werden. Ein großer Teil der Aktionäre ließ sich, sobald sie die erste Einzahlung geleistet hatten, ein Konto bei der Bank eröffnen, und die Direktoren die sich verpflichtet fühlten, ihre eigenen Aktionäre mit derselben Freigebigkeit zu behandeln, mit der sie gegen alle anderen Leute verfuhren, erlaubten vielen von ihnen, auf diese Rechnung so viel zu borgen, als sie in allen folgenden Terminen einzuzahlen hatten. Mithin brachten solche Einzahlungen nur soviel in die eine Kasse, als einen Augenblick vorher aus der anderen genommen worden war. Aber wären die Kassen dieser Bank auch noch so gut gefüllt gewesen, so hätte sie ihr übermäßiger Umlauf doch schneller leeren müssen, als sie durch irgend anderes als das verderbliche Mittel wieder gefüllt werden konnten, nämlich auf London zu ziehen und den Wechsel am Verfallstage samt Zinsen und Kommission durch eine neue Tratte auf denselben Platz zu bezahlen. Da ihre Kassen so schlecht gefüllt waren, soll sie schon innerhalb weniger Monate nach Beginn des Geschäftes zu diesem Notbehelf gezwungen gewesen sein. Die Besitzungen der Aktionäre dieser Bank waren mehrere Millionen wert, und durch ihre Unterschrift auf dem Gründungsabkommen oder -vertrag der Bank für alle ihre Verpflichtungen richtig verpfändet. Mittels des großen Kredits, den ein so bedeutendes Unterpfand ihr notwendig gab, war sie trotz ihres zu freigebigen Vorgehens imstande, das Geschäft mehr als zwei Jahre fortzuführen. Als sie es einstellen mußte, hatte sie etwa 200 000 £ in Banknoten in Umlauf. Um den Umlauf dieser Noten, die fortwährend ebenso schnell zu ihr zurückkehrten, als sie ausgegeben worden waren, aufrecht zu erhalten, war es fortwährend üblich gewesen, Wechsel auf London zu ziehen, deren Zahl und Wert in einemfort wuchs, und bei Einstellung des Geschäfts mehr als 600 000 £ betrug. Es hatte also die Bank in etwas mehr als zwei Jahren an allerlei Leute über 800 000 £ zu 5% vorgeschossen. Bei den 200 000 £, die sie in Banknoten in Umlauf setzte, können diese fünf Prozent vielleicht als reiner Gewinn betrachtet werden, von dem nur die Verwaltungskosten abzuziehen sind. Dagegen zahlte sie auf die mehr als 600 000 £, für die sie fortwährend Wechsel auf London zog, mehr als acht Prozent an Zinsen und Kommission und verlor folglich an mehr als drei Vierteln ihres ganzen Geschäfts über drei Prozent.

Die Operationen dieser Bank scheinen gerade das Gegenteil der Wirkung hervorgebracht ZU haben, die ihre Stifter und Leiter beabsichtigt hatten. Diese scheinen beabsichtigt zu haben, die kühnen Unternehmungen, denn als solche betrachteten sie sie, die zu jener Zeit in verschiedenen Teilen des Landes betrieben wurden, zu unterstützen und zugleich dadurch, daß sie das gesamte Bankgeschäft an sich zogen, alle übrigen schottischen Banken, besonders die in Edinburgh errichteten, deren Rückständigkeit beim Wechseldiskontieren Mißfallen erregt hatte, zu verdrängen. Ohne Zweifel gewährte diese Bank jenen Projektenmachern eine Zeitlang Unterstützung und setzte sie instand, ihre Projekte etwa zwei Jahre länger zu verfolgen, als es ihnen sonst möglich gewesen wäre; aber sie setzte sie dadurch auch nur instand, sich umso tiefer in Schulden zu stürzen, so daß, als das Verderben kam, es sowohl sie als ihre Gläubiger um so schwerer betraf. Statt daher der Not abzuhelfen, welche jene Projektenmacher über sich und über ihr Land gebracht hatten, machten die Operationen dieser Bank sie in Wirklichkeit mit der Zeit noch drückender. Es wäre für die Projektenmacher selbst, für ihre Gläubiger und für ihr Land weit besser gewesen, hätten die meisten unter ihnen zwei Jahre früher als sie es taten, einhalten müssen. Dagegen brachte die zeitweilige Unterstützung, welche diese Bank jenen Projektenmachern gewährte, den übrigen schottischen Banken eine wirkliche, dauernde Hilfe. Alle, die sich mit Wechselreiterei abgaben, und bei denen die übrigen Banken sich mit dem Diskontieren zurückhielten, nahmen ihre Zuflucht zu dieser neuen Bank, wo sie mit offenen Armen aufgenommen wurden. Dadurch wurde es jenen übrigen Banken möglich, mit Leichtigkeit aus dem verderblichen Kreise herauszukommen, aus dem sie sich sonst nicht hätten loslösen können, ohne einen ansehnlichen Verlust, ja vielleicht sogar Schaden an ihrem Kredit zu riskieren.

Mit der Zeit haben also die Operationen dieser Bank die wirkliche Not des Landes, die sie zu erleichtern gedachte, vermehrt und tatsächlich ihre Mitbewerber, die sie zu stürzen vorhatte, von einer wirklich großen Not befreit.

Es war bei Eröffnung dieser Bank die Meinung vieler Leute, daß sie ihre Kassen, so schnell sie auch geleert würden, leicht wieder würde füllen können, indem sie auf den Kredit derjenigen, denen sie ihr Papier vorgeschossen hätte, Geld aufbrächte. Ich glaube aber, daß die Erfahrung sie bald überzeugt hat, daß diese Methode, Geld aufzubringen, für ihren Zweck viel zu langsam war, und daß die Kassen, die von vorn herein so schlecht gefüllt waren, und sich so schnell leerten, durch kein anderes als durch das verderbliche Mittel wieder gefüllt werden konnten, Wechsel auf London zu ziehen und sie, wenn sie fällig wurden, durch andere Tratten auf denselben Platz samt gehäuften Zinsen und Kommission zu zahlen. Wenn sie aber auch durch diese Methode so schnell hätten Geld aufbringen können, als sie es brauchten, so mußten sie doch durch jede solche Operation einen Verlust erleiden, statt einen Profit zu machen, so daß sie sich mit der Zeit als eine Handelsgesellschaft zugrunde richten mußten, wenn auch vielleicht nicht so schnell, als bei der kostspieligeren Wechselreiterei. Sie hätten nichts an Zinsen für das Papiergeld gewinnen können, da es darüber hinausging, was der Umlauf des Landes aufnehmen und gebrauchen konnte und ebenso schnell, als es ausgegeben worden war, an sie zur Einwechselung gegen Gold und Silber zurückkehrte, zu dessen Bezahlung sie stets Geld borgen mußten. Im Gegenteil, der ganze Kostenaufwand für dieses Borgen, für die Anstellung von Agenten, um sich nach Leuten umzusehen, die Geld zu verleihen hatten, für die Unterhandlung mit diesen Leuten und für die Ausfertigung der Obligationen oder Verschreibungen mußte auf sie fallen und sich so als reiner Verlust am Ende ihrer Rechnung darstellen. Das Vorhaben, ihre Kassen auf diese Weise zu füllen, läßt sich mit dem eines Mannes vergleichen, der einen Teich hat, aus dem fortwährend ein Strom herausfließt, und in den keiner wieder hineinfließt, der sich aber vornimmt, ihn dadurch immer gleichmäßig voll zu erhalten, daß er eine Menge Leute anstellt, die fortwährend mit Eimern nach einer mehrere Meilen entfernten Quelle gehen und Wasser zutragen, um ihn wieder zu füllen.

Hätte sich diese Operation aber für die Bank als eine Handelsgesellschaft nicht nur ausführbar, sondern auch gewinnbringend gezeigt, so würde doch das Land keinen Vorteil daraus haben ziehen können; es hätte im Gegenteil einen sehr beträchtlichen Verlust dadurch erleiden müssen. Diese Operation konnte nicht im mindesten die Menge des auszuleihenden Geldes vermehren. Sie konnte diese Bank nur zu einer Art von allgemeinem Leihinstitut für das ganze Land machen. Wer Geld borgen wollte, hätte sich an diese Bank wenden müssen, statt an die Privatleute, die ihr Geld geliehen hatten. Aber eine Bank, die vielleicht an fünfhundert verschiedene Personen, über deren größten Teil ihre Direktoren sehr wenig wissen können, Geld ausleiht, ist schwerlich in der Wahl ihrer Schuldner vorsichtiger, als ein Privatmann, der sein Geld an wenige Leute verleiht, die er kennt, und auf deren verständiges und ordentliches Betragen er mit gutem Grund vertrauen zu können glaubt. Die Schuldner einer solchen Bank, wie die, von deren Vorgehen ich hier berichtet habe, waren wohl meistenteils chimärische Projektenmacher, Wechselreiter, die das Geld zu ausschweifenden Unternehmungen brauchten, welche sie mit all der Hilfe, die man ihnen gewähren konnte, doch kaum auszuführen vermochten, und die, wenn sie ausgeführt worden wären, doch nie die Kosten wieder eingetragen hätten, die sie tatsächlich verursacht hatten, und niemals einen Fonds aufbringen würden, aus dem sich eine eben so große Menge Arbeit erhalten ließe, als auf sie verwendet worden war. Dagegen verwenden die verständigen und ordentlichen Schuldner von Privatleuten das geborgte Geld viel wahrscheinlicher zu verständigen Unternehmungen, die ihren Kapitalien angemessen sind, die, wenn sie auch weniger ins Großartige und Wunderbare gehen würden, doch mehr Solides und Gewinnbringendes haben würden, die alle für sie gemachten Aufwendungen mit reichem Profit zurückerstatten würden und die dadurch einen Fonds aufbringen würden, aus dem eine weit größere Menge Arbeit erhalten werden könnte, als auf sie verwendet worden war. Folglich würde der glückliche Ausfall jener Operation, ohne im geringsten das Kapital des Landes zu vergrößern, nur einen großen Teil davon aus klugen, gewinnreichen Unternehmungen in unkluge und unvorteilhafte übertragen haben.

Es war die Ansicht des berüchtigten Law, daß die schottische Industrie aus Mangel an Geld darniederliege. Er schlug vor, diesem Geldmangel durch Errichtung einer Bank besonderer Art abzuhelfen, die, – so scheint er es sich vorgestellt zu haben – Papier im Betrage des gesamten Wertes aller Ländereien des Landes ausgeben könnte. Als er dieses Projekt zum ersten Male vorbrachte, hielt das schottische Parlament es der Annahme nicht für wert. Später nahm es der Herzog von Orleans, damaliger Regent von Frankreich, mit einigen Abänderungen auf. Der Gedanke, daß es möglich sei, das Papiergeld fast bis zu jedem Betrage zu vermehren, war der wirkliche Grund des sogenannten Mississippiunternehmens, vielleicht des ausschweifendsten Bank- und Börsenprojekts, das die Welt jemals gesehen hat. Die verschiedenen Operationen dieses Unternehmens hat Du Verney in seiner Prüfung der politischen Reflexionen über Handel und Finanzen von Du Tot so vollständig, so klar und mit soviel Ordnung und Genauigkeit auseinandergesetzt, daß ich nicht darüber berichten werde. Die Prinzipien, nach denen es gegründet wurde, hat Law selbst in einer Abhandlung über Geld und Handel, die er in Schottland veröffentlichte, als er sein Projekt zum ersten Male vortrug, auseinandergesetzt. Die glänzenden, aber phantastischen Ideen, die in diesen und einigen anderen Büchern über dieselben Prinzipien vorgetragen werden, machen immer noch auf viele Leute Eindruck und haben vielleicht zum Teil jene Ausschreitung im Bankgeschäfte mit veranlaßt, über die man jüngst sowohl in Schottland wie auch an anderen Orten Klage geführt hat.

Die Bank von England hat den größten Bankumlauf in Europa. Sie wurde auf Grund einer Parlamentsakte durch einen gesiegelten Freibrief, datiert vom 27. Juli 1694, als Körperschaft gegründet. Damals schoß sie der Regierung die Summe von 1 200 000 £ gegen eine Annuität von 100 000 £, oder 96 000 £ jährlicher Interessen (nach dem Zinsfuß von 8 %) und 4000 £ für die jährlichen Verwaltungskosten vor. Wir können uns vorstellen, daß der Kredit der neuen, durch die Revolution eingesetzten Regierung sehr gering gewesen sein muß, wenn sie genötigt war, zu einem so hohen Zinsfuß Geld aufzunehmen.

Im Jahre 1697 wurde der Bank gestattet, ihr Kapitalvermögen durch einen neuen Einschuß von 1 001 171 £ 10 s. zu vergrößern. Damals betrug also ihr gesamtes Kapitalvermögen 2 201 171 £ 10 s. Dieser Einschuß soll zur Unterstützung des öffentlichen Kredits gedient haben. Im Jahre 1696 hatten Verschreibungen einen Verlust von 40 50 und 60 Prozent, und Banknoten einen von 20 Prozent erlitten James Postlethwaite's History of the Public Revenue, p. 301.. Während der großen Silberumprägung, die zu jener Zeit vor sich ging, hatte die Bank es für geraten gehalten, die Zahlung ihrer Noten zu unterbrechen, was sie notwendig in Mißkredit brachte.

Auf Grund der siebenten Akte aus dem siebenten Regierungsjahre der Königin Anna lieh und zahlte die Bank der Schatzkammer die Summe von 400 000 £, so daß die Summe, die sie ihr ursprünglich gegen die Annuität von 96 000 £ Zinsen und 4000 £ Verwaltungskosten vorgeschossen hatte, jetzt im ganzen 1 600 000 £ ausmachte. Im Jahre 1708 war mithin der Kredit der Regierung eben so groß, als der der Privatleute, da sie zu sechs Prozent, dem gewöhnlichen, gesetzlichen und marktmäßigen Zinsfuß jener Zeit borgen konnte. Auf Grund derselben Akte tilgte die Bank Schatzscheine im Betrage von 1 775 027 £ 17 s. 10½ d. zu 6% Zinsen und durfte zur selben Zeit Zeichnungen zur Verdoppelung ihres Kapitals auflegen. Es betrug also im Jahre 1708 das Kapital der Bank 4 402 343 £, und sie hatte der Regierung die Summe von 3 375 027 £ 17 s. 10½ d. geliehen.

Durch eine Einberufung von 15% wurden im Jahre 1709 656 204 £ 1 s. 9 d., und durch eine andere von 10% im Jahre 1710 501 448 £ 12 s. 11 d. eingezahlt und zu Kapital gemacht. Infolge dieser beiden Einberufungen belief sich also das Bankkapital auf 5 559 995 £ 14 s. 8 d.

Auf Grund der achten Akte aus dem dritten Regierungsjahre Georgs I. lieferte die Bank 2 000 000 Schatzscheine der Tilgung aus. Sie hatte also zu jener Zeit der Regierung 5 375 027 £ 17 s. 10 d geliehen. Auf Grund der 21. Akte aus dem achten Regierungsjahre Georgs I. kaufte die Bank von der Südsee-Gesellschaft Aktien im Betrage von 4 000 000 £, und im Jahre 1722 wurde durch die Zeichnungen, die sie veranstaltet hatte, um sich zu diesem Kauf zu befähigen, ihr Kapitalvorrat um 3 400 000 £ vermehrt. Zu jener Zeit hatte die Bank also dem Staate 9 375 027 £ 17 s. 10½ d. geliehen, und ihr Kapitalvorrat betrug nur 8 959 995 £ 14 s. 8 d. Bei dieser Gelegenheit überstieg zum ersten Male die Summe, welche die Bank dem Staate geliehen hatte, und für die sie Zinsen empfing, ihren Kapitalvorrat, d. h. die Summe, für die sie den Eigentümern des Bankkapitals eine Dividende zahlte; oder mit anderen Worten, die Bank fing an, außer ihrem Aktienkapital noch ein anderes ungeteiltes zu haben. Sie hat seitdem immer ein ungeteiltes Kapital derselben Art behalten. Im Jahre 1746 hatte die Bank bei verschiedenen Gelegenheiten dem Staate 11 686 800 £ vorgeschossen, und ihr dividendenpflichtiges Kapital war durch verschiedene Einberufungen und Zeichnungen bis auf 10 780 000 £ erhöht worden. Das Verhältnis dieser beiden Summen zueinander ist seitdem dasselbe geblieben. Auf Grund der 25. Akte aus dem vierten Regierungsjahre Georgs III. verstand sich die Bank dazu, der Regierung für die Erneuerung ihres Freibriefes 110 000 £ ohne Zinsen oder Rückzahlung zu zahlen. Diese Summe vergrößerte also keine der beiden andern Summen.

Die Dividende der Bank hat sich entsprechend den Änderungen im Zinsfuß der Zinsen, die sie zu verschiedenen Zeiten für das dem Staate geliehene Geld empfing, sowie entsprechend anderen Umständen geändert. Dieser Zinsfuß fiel nach und nach von acht auf drei Prozent. Seit einigen Jahren ist die Bankdividende fünf und ein halbes Prozent gewesen.

Die Stabilität der Bank von England ist ganz der der britischen Regierung gleich. Alles, was sie dem Staate vorgeschossen hat, muß erst verloren gehen, ehe ihre Gläubiger einen Verlust erleiden können. Keine andere Bankgesellschaft kann in England durch eine Parlamentsakte errichtet werden oder kann aus mehr als sechs Teilnehmern bestehen. Sie handelt nicht nur als eine gewöhnliche Bank, sondern als eine große Staatsmaschine. Sie empfängt und bezahlt den größten Teil Annuitäten, welche den Staatsgläubigern zukommen, sie bringt Schatzscheine in Umlauf und sie schießt der Regierung den jährlichen Betrag der Land- und Malzsteuer vor, die oft erst nach einigen Jahren bezahlt werden. Bei diesen verschiedenen Operationen mag die Bank bisweilen ohne die Schuld ihrer Direktoren durch ihre Verpflichtung gegen den Staat genötigt worden sein, den Umlauf mit Papiergeld zu übersättigen. Sie diskontiert auch kaufmännische Wechsel, und hat bei verschiedenen Gelegenheiten den Kredit der wichtigsten Häuser nicht nur in England, sondern auch in Hamburg und Holland aufrechterhalten. Bei einer Gelegenheit i. J. 1763 soll sie in einer Woche zu diesem Zwecke etwa 1 600 000 £, den größten Teil in Barren, vorgeschossen haben. Ich mache mich jedoch nicht anheischig, die Größe der Summe oder die Kürze der Zeit zu verbürgen. Bei anderen Gelegenheiten sah sich diese große Gesellschaft in die Notwendigkeit versetzt, in halben Schillingen zu zahlen.

Nicht durch Vermehrung des Kapitals des Landes, sondern dadurch, daß ein größerer Teil dieses Kapitals tätig und produktiv gemacht wird, als es sonst wäre, können die verständigsten Bankoperationen den Gewerbfleiß des Landes heben. Derjenige Teil seines Kapitals, den ein Geschäftsmann unbeschäftigt und bar bei sich haben muß, um gelegentliche Forderungen zu befriedigen, ist ein toter Vorrat, der so lange, als er in diesem Zustande bleibt, weder für seinen Eigentümer noch für sein Land etwas produziert. Die verständigen Bankoperationen setzen ihn instand, seinen toten Vorrat in tätigen und produktiven Vorrat zu verwandeln: in verarbeitungsfähige Materialien, in Werkzeuge mit denen man arbeiten kann, und in Lebensmittel und Unterhalt, für die man arbeitet, in einen Vorrat, der sowohl für ihn selbst als für sein Land etwas produziert. Das Gold- und Silbergeld, das in einem Lande umläuft, und durch dessen Vermittlung sein Boden- und Arbeitserzeugnis das Jahr hindurch in Umlauf gesetzt und an die eigentlichen Konsumenten verteilt wird, ist ebenso wie das bare Geld des Geschäftsmannes durchaus ein toter Vorrat. Es ist ein höchst wertvoller Teil vom Kapital des Landes, der für das Land nichts produziert. Indem nun verständige Bankoperationen Papier an die Stelle eines großen Teils dieses Goldes und Silbers setzen, machen sie es dem Lande möglich, einen großen Teil dieses toten Vorrats in tätigen und produktiven Vorrat zu verwandeln, d. h. in einen Vorrat, der für das Land etwas produziert. Das Gold und Silbergeld, welches in einem Lande umläuft, kann sehr wohl mit einer Landstraße verglichen werden, die zwar alles Futter und Korn des Landes in Umlauf und auf den Markt bringt, aber selbst kein Quentchen davon produziert. Indem nun die verständigen Bankoperationen eine Art von Fuhrweg durch die Luft schaffen, wenn ich eine so kühne Metapher gebrauchen darf, setzen sie das Land instand, gleichsam einen großen Teil seiner Landstraßen in gute Weiden und Kornfelder zu verwandeln und dadurch das jährliche Produkt seines Bodens und seiner Arbeit beträchtlich zu vermehren. Doch muß man anerkennen, daß der Handel und das Gewerbe des Landes, wenn sie sich auch etwas vergrößern, doch so lange, als sie so gleichsam auf den Dädalischen Schwingen des Papiergeldes schweben, nicht ganz so sicher sein können, als wenn sie auf der festen Erde des Goldes und Silbers wandeln. Abgesehen von den Unfällen, denen sie durch die Ungeschicklichkeit der Lenker dieses Papiergeldes ausgesetzt sind, sind sie noch anderen ausgesetzt, vor denen sie keine Klugheit oder Geschicklichkeit jener Lenker bewahren kann.

So würde z. B. ein unglücklicher Krieg, in dem der Feind sich der Hauptstadt und folglich auch des Schatzes bemächtigte, auf dem der Kredit des Papiergeldes beruht, eine weit größere Verwirrung in einem Lande hervorbringen, wo der ganze Umlauf durch Papier vermittelt würde, als in einem anderen, wo der größte Teil durch Gold und Silber vermittelt würde. Da das übliche Verkehrsmittel seinen Wert verloren hätte, könnten keine anderen Geschäfte mehr gemacht werden als mittels Tausch oder auf Kredit. Da alle Steuern bisher in Papiergeld bezahlt worden wären, würde der Fürst nicht wissen; womit er seine Truppen bezahlen, oder seine Magazine wieder füllen könnte, und der Zustand des Landes würde weit hoffnungsloser sein, als wenn der größte Teil seines Umlaufs aus Gold und Silber bestanden hätte. Deshalb sollte ein Fürst, der sein Gebiet zu allen Zeiten in möglichst leicht verteidigungsfähigem Stande erhalten möchte, nicht nur jene übermäßige Vermehrung des Papiergeldes verhüten, durch welche die Banken selbst, die es ausgeben, zugrunde gehen, sondern auch jene Vermehrung, die es diesen ermöglicht, den größten Teil des Umlaufs des Landes damit zu bestreiten.

Der Umlauf jedes Landes kann als in zwei verschiedene Zweige geteilt angesehen werden: in den Umlauf zwischen den Geschäftsleuten untereinander, und in den Umlauf zwischen den Geschäftsleuten und Konsumenten. Obgleich dieselben Geldstücke, gleichviel ob Papier- oder Metallgeld, bald in dem einen, bald in dem anderen Umlauf verwendet werden, so erfordert doch jeder, da beide stets zu gleicher Zeit vor sich gehen, einen bestimmten Geldvorrat der einen oder der anderen Art, um fortgeführt werden zu können. Der Wert der zwischen den verschiedenen Geschäftsleuten umlaufenden Güter kann niemals den Wert der zwischen den Geschäftsleuten und den Konsumenten umlaufenden übersteigen, weil alles, was von den Geschäftsleuten gekauft wird, zuletzt dazu bestimmt ist, an die Konsumenten abgesetzt zu werden. Da der Umlauf zwischen den Geschäftsleuten im Großen betrieben wird, so ist für jeden einzelnen Umsatz gewöhnlich eine recht bedeutende Summe nötig; dagegen fordert der Umlauf zwischen den Geschäftsleuten und den Konsumenten, der gewöhnlich im Kleinen vor sich geht, oft nur sehr kleine Summen, indem ein Schilling oder häufig selbst ein halber Penny hinreichend ist. Kleine Summen laufen aber weit schneller als große. Ein Schilling wechselt die Besitzer viel häufiger als eine Guinee, und ein halber Penny häufiger als ein Schilling. Obgleich daher die jährlichen Käufe aller Konsumenten dem Werte nach wenigstens denen aller Geschäftsleute gleich sind, so können sie doch gewöhnlich mit einer weit geringeren Menge Geldes gemacht werden, weil dieselben Stücke wegen des schnelleren Umlaufs weit mehr Käufe der einen Art vermitteln als der anderen.

Das Papiergeld kann nun so eingerichtet werden, daß es sich entweder ganz auf den Umlauf zwischen den verschiedenen Geschäftsleuten beschränkt, oder so, daß es sich auch auf einen großen Teil des Umlaufs zwischen den Geschäftsleuten und den Konsumenten erstreckt. Wo keine Banknoten unter 10 £ in Umlauf gesetzt werden, wie in London, da beschränkt sich das Papiergeld von selbst ganz auf den Umlauf zwischen den Geschäftsleuten. Wenn eine Zehnpfundnote in die Hände eines Konsumenten kommt, ist er gewöhnlich genötigt, sie im ersten Laden, wo er für fünf Schilling etwas kauft, zu wechseln, so daß sie oft schon in die Hände eines Geschäftsmannes zurückkehrt, ehe der Konsument den vierzigsten Teil des Geldes verausgabt hat. Wo dagegen Banknoten in so kleinen Beträgen wie zwanzig Schilling ausgegeben werden, wie in Schottland, da erstreckt sich das Papiergeld von selbst auf einen ansehnlichen Teil des Umlaufs zwischen Geschäftsleuten und Konsumenten. Vor der Parlamentsakte, die dem Umlauf der Zehn- und Fünfschillingsnoten Einhalt tat, füllte es einen noch größeren Teil dieses Umlaufs aus. In Nordamerika wurde Papiergeld gewöhnlich im kleinen Betrage von einem Schilling ausgegeben und füllte fast den ganzen Umlauf dieser Art aus. In Yorkshire wurde es sogar im kleinen Betrage von einem Sixpence ausgegeben.

Wo das Ausgeben von Banknoten für so kleine Beträge erlaubt und gebräuchlich ist, werden viele kleine Leute instand gesetzt und sogar aufgemuntert, Bankiers zu werden. Einem Manne, dessen Fünfpfund-, ja dessen Zwanzigschilling-Note ohne Bedenken von jedermann zurückgewiesen werden würden, gelingt es doch wohl, daß man seine Note annimmt, wenn sie auf so geringe Summen wie ein Sixpence ausgestellt ist. Doch können die häufigen Bankerotte, denen so bettelhafte Bankiers ausgesetzt sein müssen, recht beträchtliche Nachteile und manchmal sogar ein großes Unglück für viele arme Leute herbeiführen, die ihre Noten in Zahlung genommen haben.

Es wäre vielleicht besser, wenn in keinem Teile des Königreichs Banknoten unter fünf Pfund ausgegeben würden. Dann würde sich das Papiergeld wahrscheinlich im ganzen Königreich von selbst auf den Umlauf unter den Geschäftsleuten beschränken, wie das gegenwärtig in London der Fall ist, wo keine Banknoten unter zehn Pfund ausgegeben werden; denn fünf Pfund sind in den meisten Teilen des Königreichs eine Summe, die, trotzdem sie vielleicht wenig mehr als die Hälfte der Gütermenge kaufen kann, doch für ebenso bedeutend gilt, und ebenso selten auf einmal ausgegeben wird, als zehn Pfund in dem verschwenderischen Aufwand Londons.

Wo Papiergeld, das ist zu beachten, fast ganz auf den Umlauf zwischen Geschäftsleuten und Geschäftsleuten beschränkt ist, wie in London, da ist stets Fülle an Gold und Silber. Wo es sich auf einen beträchtlichen Teil des Umlaufs zwischen Geschäftsleuten und Konsumenten erstreckt, wie in Schottland und noch mehr in Nordamerika, vertreibt es das Gold und Silber fast ganz aus dem Lande, indem so beinahe alle gewöhnlichen Geschäfte des inneren Verkehrs mit Papier geführt werden. Die Unterdrückung der Zehn- und Fünfschillingbanknoten half dem Mangel an Gold und Silber in Schottland etwas ab, und die Unterdrückung der Zwanzigschillingnoten würde ihm wahrscheinlich noch mehr abhelfen. In Amerika sollen diese Metalle, seit einige seiner papiernen Umlaufsmittel unterdrückt worden sind, häufiger geworden sein. Auch sollen sie vor der Einführung dieser Umlaufsmittel häufiger gewesen sein.

Wenn auch das Papiergeld fast ganz, auf den Umlauf zwischen Geschäftsleuten und Geschäftsleuten beschränkt wäre, so könnten die Banken und Bankiers doch der Industrie und dem Handel des Landes fast dieselbe Hilfe leisten, wie sie es taten, als Papiergeld fast den ganzen Umlauf ausfüllte. Das bare Geld, das ein Geschäftsmann bei sich haben muß, um gelegentliche Forderungen befriedigen zu können, ist lediglich für den Umlauf zwischen ihm und anderen Geschäftsleuten, von denen er Waren kauft, bestimmt. Er hat es nicht nötig, welches für den Umlauf zwischen sich und den Konsumenten bei sich zu halten, die seine Kunden sind und ihm bares Geld bringen statt welches von ihm zu holen. Wenngleich daher Papiergeld nur für solche Beträge ausgegeben werden dürfte, die es fast ganz auf den Umlauf zwischen Geschäftsleuten und Geschäftsleuten beschränkten, so könnten doch die Banken und Bankiers immer noch teils durch Diskontieren von wirklichen Wechseln und teils durch Kredit auf Kontokorrent imstande sein, die Mehrzahl jener Geschäftsleute der Notwendigkeit zu entheben, einen nennenswerten Teil ihres Kapitals unbeschäftigt und in barem Gelde bei sich zu halten, um gelegentliche Forderungen befriedigen zu können. Sie können immer noch imstande sein, die weitgehendste Hilfe zu leisten, die Banken und Bankiers allen Arten von Kaufleuten angemessenerweise leisten können.

Man könnte sagen, es sei eine offenbare Verletzung jener natürlichen Freiheit, die das Gesetz seiner eigensten Aufgabe noch nicht schwächen sondern unterstützen müsse, wenn man Privatleute daran verhindere, die Noten eines Bankiers, die er auf irgendeine Summe ob groß oder klein ausstellt, in Zahlung zu nehmen, sobald sie selbst Lust haben, sie anzunehmen, oder wenn man einen Bankier abhalte, solche Noten auszugeben, obgleich seine ganze Umgebung willens ist, sie anzunehmen. Zweifellos können solche Maßregeln einigermaßen als eine Verletzung der natürlichen Freiheit gelten. Allein die Ausübung der natürlichen Freiheit durch einige wenige Individuen, die die Sicherheit der ganzen Gesellschaft gefährden können, wird durch die Gesetze aller Regierungen eingeschränkt, und muß es werden: das gilt ebensosehr von den freiesten als von den despotischesten Regierungen. Die Verpflichtung, Brandmauern zu errichten, um dem Weitergreifen des Feuers vorzubeugen, ist eine Verletzung der natürlichen Freiheit von ganz derselben Art wie die hier vorgeschlagenen Bankmaßregeln.

Ein Papiergeld, das aus Banknoten besteht, das von Leuten des besten Kredits ausgegeben wird, das auf Verlangen bedingungslos eingelöst werden muß und wirklich immer eingelöst wird, sobald es präsentiert wird, ist in jeder Hinsicht dem Gold- und Silbergelde an Wert gleich, weil zu jeder Zeit Gold- und Silbergeld dafür zu haben ist. Was immer für solches Papier gekauft oder verkauft wird, muß so wohlfeil gekauft oder verkauft werden, als ob es für Gold und Silber geschehen wäre.

Man hat gesagt, die Zunahme des Papiergeldes vermehre dadurch, daß sie die Menge des ganzen Umlaufs vermehre und folglich seinen Wert verringere, notwendigerweise den Geldpreis der Waren. Aber da die Menge Gold und Silber, die aus dem Umlaufsmittel genommen wird, stets der Menge Papier, die hinzukommt, gleich ist, so vergrößert das Papiergeld nicht notwendigerweise die Menge des ganzen Umlaufs. Seit dem Anfange des letzten Jahrhunderts bis auf die gegenwärtige Zeit waren in Schottland die Lebensmittel niemals wohlfeiler als im Jahre 1759, obgleich es damals wegen des Umlaufs von Zehn- und Fünfschillingnoten mehr Papiergeld im Lande gab als jetzt. Das Verhältnis zwischen dem Lebensmittelpreise in Schottland und dem in England ist jetzt dasselbe wie vor der großen Vermehrung der Bankgesellschaften in Schottland. Das Getreide ist in England meist ebenso wohlfeil als in Frankreich, obgleich es in England eine große Menge Papiergeld, und kaum welches in Frankreich gibt. 1751 und 1752, als Hume seine politischen Abhandlungen herausgab, und bald nach der großen Vermehrung des Papiergeldes in Schottland, fand ein sehr merkliches Steigen der Lebensmittelpreise statt, woran wahrscheinlich nicht die Vermehrung des Papiergeldes, sondern die schlechten Zeiten Schuld waren.

Anders freilich würde es mit einem Papiergelde sein, das aus Eigenwechseln bestände, deren sofortige Zahlung irgendwie entweder von dem guten Willen derjenigen, die sie ausgaben, oder von einer Bedingung abhinge, die der Inhaber der Noten nicht immer zu erfüllen imstande wäre, oder deren Zahlung erst nach einer bestimmten Reihe von Jahren gefordert werden könnte, und die in der Zwischenzeit keine Zinsen trügen. Ein solches Papiergeld würde ohne Zweifel mehr oder weniger unter den Wert des Goldes und Silbers sinken, je nachdem die Schwierigkeit oder Unsicherheit einer sofortigen Zahlung für größer oder geringer gälte, oder je nach der größeren oder kleineren Entfernung des Zahlungstermins.

Vor mehreren Jahren beobachteten manche schottische Bankgesellschaften den Brauch, in ihre Banknoten eine, wie sie es nannten, Optionsklausel zu setzen, durch die sie dem Inhaber Zahlung entweder sogleich bei Sicht, oder je nach der Option der Direktoren sechs Monate nach Sicht, samt den gesetzlichen Zinsen für diese sechs Monate, versprachen. Die Direktoren einiger dieser Banken machten zuweilen von dieser Optionsklausel Gebrauch und drohten zu anderer Zeit wieder denen, die für eine große Zahl ihrer Noten Einwechselung in Gold und Silber verlangten, daß sie davon Gebrauch machen würden, bis jene sich mit einem Teil des von ihnen Verlangten begnügten. Die Noten dieser Bankgesellschaften bildeten in jener Zeit den weitaus größten Teil des Umlaufs in Schottland, den diese Unsicherheit der Zahlung natürlich unter den Wert des Gold- und Silbergeldes herabdrückte. Während der Dauer dieses Mißbrauchs (der hauptsächlich 1762, 1763 und 1764 überhandnahm) stand der Wechselkurs zwischen London und Carlisle auf gleich, während der zwischen London und Dumfries bisweilen vier Prozent gegen Dumfries stand, obgleich diese Stadt keine dreißig Meilen von Carlisle entfernt liegt. In Carlisle wurden aber die Wechsel in Gold und Silber bezahlt, während sie in Dumfries in schottischen Banknoten gezahlt wurden, und die Unsicherheit, ob man sie gegen Gold- und Silbergeld werde auswechseln können, drückte sie um vier Prozent unter den Wert dieses Geldes herab. Dieselbe Parlamentsakte, die die Zehn- und Fünfschillingnoten verbot, verbot auch jene Optionsklausel und brachte dadurch den Kurs zwischen England und Schottland wieder auf seinen natürlichen Satz, d. h. auf den, welchen der Gang des Handels und Geldverkehrs jeweilig herbeiführen.

Bei dem Papiergeld von Yorkshire hing die Barzahlung einer so kleinen Summe, wie eines Sixpence, mitunter von der Bedingung ab, daß der Inhaber der Note den Betrag einer Guinee bei deren Aussteller wechseln lasse. Diese Bedingung konnten die Inhaber solcher Zettel oft nur schwer erfüllen, und sie mußte dieses Zahlungsmittel unter den Wert von Gold- und Silbergeld herabdrücken. Deshalb erklärte eine Parlamentsakte alle solche Klauseln für ungesetzlich, und unterdrückte gerade so, wie in Schottland, alle Papiere unter 20 s., die auf den Inhaber lauten.

Das nordamerikanische Papiergeld bestand nicht aus Banknoten, die auf Wunsch an den Inhaber zahlbar waren, sondern aus einem Staatspapiere, dessen Zahlung erst einige Jahre nach seiner Ausstellung gefordert werden konnte; und obgleich die Regierungen der Kolonie den Inhabern des Papieres keine Zinsen zahlten, so erklärten sie es für ein gesetzliches Zahlungsmittel im Betrage des vollen Wertes, zu dem es ausgegeben war, und machten es auch wirklich dazu. Wenn man aber auch die Sicherheit der Kolonie für völlig ausreichend hält, so sind doch z. B. hundert Pfund, die in fünfzehn Jahren zahlbar sind, in einem Lande, wo sechs Prozent Zinsen üblich sind, wenig mehr als vierzig Pfund baren Geldes wert. Es war daher ein Akt so großer Ungerechtigkeit, wie er vielleicht kaum von der Regierung irgendeines anderen Landes, das frei zu sein behauptet, ausgeübt worden ist, einen Gläubiger zu zwingen, jenes Papier als volle Zahlung für eine Schuld von hundert Pfund, die er tatsächlich in barem Gelde niedergelegt hatte, anzunehmen. Es ist offenbar, daß das ganze Verfahren von Anfang an das war, als was es der ehrliche und offene Dr. Douglas uns darstellt, nämlich das Vorgehen eines betrügerischen Schuldners, der seine Gläubiger prellen will. Die Regierung von Pennsylvanien wollte zwar 1722 bei ihrer ersten Papiergeldausgabe ihrem Papiere dadurch gleichen Wert mit Gold und Silber geben, daß sie für alle diejenigen Geldstrafe festsetzte, die in dem Preise ihrer Waren einen Unterschied machten, je nachdem sie sie gegen Koloniepapier, oder gegen Gold und Silber verkauften, eine Maßnahme, die ebenso tyrannisch, aber doch weniger wirksam war als diejenige, welche sie stützen sollte. Ein positives Gesetz kann aber wohl einen Schilling zu einem gesetzlichen Zahlungsmittel für eine Guinee machen, weil es die Gerichtshöfe anweisen kann, den Schuldner, der dieses Äquivalent entrichtet hat, freizusprechen. Aber kein positives Gesetz kann einen Menschen, der Waren verkauft, und dem es freisteht, sie nach seinem Belieben zu verkaufen oder nicht zu verkaufen, dazu zwingen, daß er als deren Preis einen Schilling statt einer Guinee annimmt. Trotz jeder Maßregel dieser Art ergab sich aus dem Wechselkurs mit Großbritannien, daß hundert Pfund Sterling in einigen Kolonien unter Umständen als das Äquivalent von hundert und dreißig Pfund, und in anderen gar als das von elfhundert Pfund Papiergeld galten; dieser Wertunterschied entsprang aus dem Unterschied der in verschiedenen Kolonien ausgegebenen Menge Papiergeldes, und der größeren oder geringeren Wahrscheinlichkeit und Entferntheit seiner schließlichen Einlösung und Wiederbezahlung.

Kein Gesetz konnte also billiger sein, als die in den Kolonien so ungerechterweise gescholtene Parlamentsakte, die erklärte, daß kein in Zukunft ausgegebenes Papiergeld ein gesetzliches Zahlungsmittel sein sollte.

Pennsylvanien war in seiner Papiergeldausgabe immer mäßiger als irgendeine andere von unseren Kolonien. Daher soll sein Papiergeld niemals unter den Wert des Goldes und Silbers gesunken sein, das in der Kolonie vor der Ausgabe des Papiergeldes in Umlauf gewesen war. Vor dieser Emission hatte die Kolonie schon den Nennwert ihrer Münzen erhöht und durch eine Akte ihrer Volksvertretung verordnet, daß 5 s. in der Kolonie für 6 s. und 3 d., und später für 6 s. und 8 d. genommen werden sollten. Mithin stand ein Pfund Koloniegeld selbst zu der Zeit, als das umlaufende Geld Gold und Silber war, mehr als dreißig Prozent unter dem Werte eines Pfundes Sterling, und auch als das umlaufende Geld Papier geworden war, fiel es selten mehr als dreißig Prozent unter diesen Wert. Der Vorwand für die Erhöhung des Nennwertes der Münze war der, daß man der Ausfuhr von Gold und Silber vorbeugen wollte, indem man gleiche Mengen dieser Metalle in der Kolonie größere Summen gelten ließ als in dem Mutterlande. Es fand sich aber, daß der Preis aller Güter aus dem Mutterlande genau in dem Verhältnisse stieg, als jene den Nennwert ihres Geldes erhöht hatten, so daß ihr Gold und Silber ebenso schnell als früher aus dem Lande ging.

Da das Geld jeder Kolonie bei der Zahlung der Provinzialabgaben zum vollen Ausgabewert in Zahlung genommen wurde, so erhielt es durch diesen Gebrauch notwendig einen höheren Wert, als es gemäß der wirklichen oder vermuteten Entfernung seines schließenden Einlösungs- und Wiederbezahlungstermins gehabt hätte. Dieser Zusatzwert war größer oder geringer, je nachdem die Menge des ausgegebenen Papieres mehr oder weniger die Summe überstieg, die bei Zahlung der Abgaben der betreffenden Kolonie, die es ausgegeben hatte, gebraucht werden konnte. In allen Kolonien zusammen überstieg sie sehr beträchtlich die Summe, die auf diese Weise gebraucht werden konnte.

Wenn ein Fürst beföhle, daß ein gewisser Teil der an ihn zu entrichtenden Abgaben in einem bestimmten Papiergeld entrichtet werden sollte, so könnte er dadurch diesem Papiergelde einen bestimmten Wert geben, selbst wenn dessen schließlicher Einlösungs- und Wiederbezahlungstermin ganz von dem Willen des Fürsten abhinge. Wenn die Bank, die dieses Papier ausgäbe, dafür Sorge trüge, daß seine Menge stets etwas geringer wäre, als leicht zu jenem Zwecke verwendet werden könnte, so könnte die Nachfrage danach so stark werden, daß es sogar ein Aufgeld erhielte, d. h. auf dem Markte etwas teurer verkauft würde, als die Menge Gold und Silbergeldes, für die es ausgegeben worden ist. Auf diese Weise begründen manche das sogenannte Agio der Bank von Amsterdam, d. h. den Vorzug des Bankogeldes vor dem kurrenten Gelde, obgleich dieses Bankogeld nicht nach Belieben des Eigentümers aus der Bank genommen werden kann. Die meisten fremden Wechsel müssen, sagen sie, in Bankogeld, d. h. durch eine Übertragung in den Büchern der Bank, gezahlt werden, und die Direktoren der Bank, sagen sie weiter, tragen Sorge, die Gesamtmenge des Bankogeldes stets niedriger zu halten als die Nachfrage für jenen Bedarf. Dies sei der Grund, sagen sie, warum das Bankogeld mit einem Aufgeld verkauft wird, d. h. ein Agio von vier oder fünf Prozent gegen dieselbe Nominalsumme kurrenten Gold- und Silbergeldes des Landes trage. Es wird sich indes später zeigen, daß diese Begründung der Bank von Amsterdam größtenteils chimärisch ist.

Ein Papiergeld, welches unter den Wert des Gold- und Silbergeldes fällt, vermindert dadurch noch nicht den Wert dieser Metalle, oder verursacht nicht, daß gleiche Mengen davon gegen geringere Mengen irgendwelcher anderer Güter in Tausch gehen. Das Verhältnis zwischen dem Werte des Goldes und Silbers und dem irgendwelcher anderer Güter hängt jedenfalls nie von der Natur oder Menge irgendeines bestimmten Papiergeldes ab, das in einem bestimmten Lande umläuft, sondern von dem Reichtum oder der Armut der Bergwerke, die zu einer bestimmten Zeit den großen Markt der handeltreibenden Welt mit diesen Metallen versorgen. Es hängt von dem Verhältnis zwischen der Menge Arbeit ab, die nötig ist, um eine bestimmte Menge Gold und Silber, und der Menge Arbeit, die nötig ist, um eine bestimmte Menge irgendeiner andern Art auf den Markt zu bringen.

Wenn die Bankiers verhindert werden, umlaufende Banknoten, d. h. Noten, die auf den Inhaber lauten, für weniger als für eine bestimmte Summe auszugeben, und wenn sie verpflichtet werden, auf solche Banknoten gleich bei Sicht sofortige und unbedingte Zahlung zu leisten, so kann ihr Geschäft in allen anderen Beziehungen ohne Gefährdung des Publikums vollkommen frei gegeben werden. Die jüngst stattgehabte Vermehrung der Bankgesellschaften in beiden Teilen des vereinigten Königsreichs, die so viele Leute sehr beunruhigt hat, vermehrt gerade die Sicherheit des Publikums, statt sie zu vermindern. Sie zwingt alle Gesellschaften, in ihrem Vorgehen vorsichtiger zu sein, ihren Papiergeldumlauf auf das richtige Verhältnis zu ihrer Kasse zu beschränken und sich dadurch vor jenen arglistigen Bankbestürmungen zu schützen, die ihnen die Nebenbuhlerschaft so vieler Konkurrenten stets zuzuziehen bereit ist. Sie begrenzt ferner den Umlauf jeder einzelnen Gesellschaft auf einen engeren Kreis und beschränkt ihre umlaufenden Noten auf eine kleinere Anzahl. Durch Aufteilung des ganzen umlaufenden Papiergeldes auf eine größere Zahl von Teilen wird das Falliment einer einzelnen Gesellschaft, ein Ereignis, das bisweilen vorkommen muß, dem Publikum weniger schädlich. Auch zwingt diese freie Konkurrenz alle Bankiers zu einer liberaleren Behandlung ihrer Kunden, damit sie ihnen nicht von ihren Rivalen abspenstig gemacht werden. Im allgemeinen ist jeder Geschäftszweig oder jede Arbeitsteilung, wenn sie dem Publikum vorteilhaft sind, dies stets um so mehr, je freier und allgemeiner die Konkurrenz ist.


 << zurück weiter >>