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Zwölftes Kapitel.

Erzählung von Allan Fairford.

(Fortsetzung.)

Mr. Maxwell von Summertrees hatte nicht so bald das Zimmer verlassen, als Mr. Crosbie ängstlich nach allen Seiten hinblickte, seinen Stuhl dicht an den seines Nachbars rückte, und mit leiser Stimme, daß die kleinste Maus, die über den Boden laust, nicht erschreckt worden wäre, ihm in's Ohr zu wispern begann.

»Mr. Fairford,« sagte er, »Ihr seid ein guter Junge, und was noch mehr ist, Ihr seid meines alten Freundes Sohn. Euer Vater ist Jahre lang der Agent dieser Stadt gewesen, und hat etwas in unserem Rathe zu sagen; so sind Verbindlichkeiten zwischen uns entstanden, bald auf der einen, bald auf der andern Seite, aber Verbindlichkeiten sind da. Ich bin ein schlichter Mann, Mr. Fairford, doch ich hoffe, Ihr versteht mich.«

»Ich glaube, Ihr meinet es gut mit mir, Mr. Crosbie,« erwiderte Fairford; »und sicherlich könnt Ihr Eure Güte bei keiner besseren Gelegenheit zeigen.«

»Das ist's, ja das ist eben der Punkt, wohin ich wollte, Mr. Allan; denn außerdem, daß ich, wie es meiner Stellung zukömmt, ein standhafter Freund der Kirche und des Königs bin, womit ich die jetzigen Anordnungen in der Kirche und dem Staate meine, so könnt Ihr, wie ich sagte, immer rechnen auf meinen besten – Rath.«

»Ich hoffe auch auf Eure Hülfe und Mitwirkung,« sagte der Jüngling.

»Gewiß, gewiß. Nun, Ihr seht, es kann einer die Kirche lieben, ohne eben auf ihren äußerlichen Schmuck besonders bedacht zu sein, und es kann einer den König lieben, ohne zu verlangen, daß die unglücklichen Leute, die vielleicht einen andern König mehr lieben, ihn immer auf der Zunge haben sollen. Ich habe Freunde und Verbindungen unter ihnen, Mr. Fairford, wie Euer Vater Clienten haben mag, sie sind Fleisch und Blut wie wir, diese armen Jacobiten, Söhne Adams und Eva's doch immer, und darum, – ich hoffe, Ihr versteht mich – ich bin ein offener, schlichter Mann.«

»Ich fürchte, ich verstehe Euch nicht so ganz,« sagte Fairfort»; »und wenn Ihr mir irgend etwas im Geheim zu sagen habt, mein theurer Mr. Crosbie, so würdet Ihr besser thun, schnell damit herauszurücken, denn der Laird muß seinen Brief in wenigen Minuten fertig haben.«

»Geht nicht so schnell, der Pate ist zwar gleich im Kopfe fertig, aber seine Feder läuft nicht so schnell über das Papier, als sein Jagdhund über die Ebene von Tinwald. Ich gab ihm vorhin eine Stichelrede, wenn Ihr es bemerkt habt; ich kann manches zu Pate – in – Peril sagen, indeß er ist meiner Frau naher Verwandter.«

»Aber Euer Rath, Mr. Crosbie,« sagte Allan, welcher begriff, daß der würdige Richter, wie ein scheues Pferd, vor seinem eigenen Vorsatz zurückbebte, gerade wenn er sich ihm nähern zu wollen schien.

»Nun, Ihr sollt ihn haben in schlichten Worten, denn ich bin ein schlichter Mann. – Seht, ich will annehmen, irgend ein Freund wie Ihr selbst, wäre im tiefsten Loche des Nith, und Ihr strengtet Euch an, um Euer Leben zu retten. Nun seht, so ist der Fall; ich kann Euch nicht wohl helfen, ich bin ein dicker, kurzarmigter Mann, und kein Schwimmer, was würde es nun nützen, wenn ich Euch nachspränge?«

»Ich verstehe Euch, glaube ich,« sagte Allan Fairford. »Ihr glaubt, Darsie Latimer sei in Lebensgefahr.«

»Ich, ich sage gar nichts darüber, Mr. Allan; aber wenn er es wäre, was ich durchaus nicht glaube, so fließt ja kein Tropfen Blut von ihm in Euren Adern, Mr. Allan.«

»Aber hier bietet mir Euer Freund Simmertrees einen Brief an diesen Redgauntlet an, was sagt Ihr dazu?«

»Ich, Mr. Allan, ich sage ganz und gar nichts dazu, aber Ihr wißt nicht, was es heißt, einem Redgauntlet in's Gesicht zu sehen; versucht es nur einmal mit meiner Frau, die nur eine von ihnen im vierten Grade ist, ehe Ihr es mit dem Laird selber wagt, sagt nur einmal etwas von der Revolution, und seht, wie sie Euch anblickt.«

»Die Schüsse von dieser Batterie überlasse ich Euch alle, Mr. Crosbie, aber sprecht Euch aus, wie ein Mann, glaubt Ihr, Summertrees meine es ehrlich mit mir?«

»Ehrlich, er kommt gerade, ehrlich? Ich bin ein schlichter Mann, Mr. Fairford, aber Ihr sagt ehrlich

»Ich sagte so,« erwiderte Allan, »und es ist für mich von Wichtigkeit, es zu wissen, und für Euch, es mir zu sagen, wenn dem so ist, denn wenn Ihr es nicht thut, so seid Ihr ein Mitschuldiger des Mords vor der That, und zwar unter Umständen, die die Sache einem vorbedachten Morde nahe bringen.«

»Mord! Wer spricht denn von Mord,« sagte der Richter, »das ist nicht zu fürchten, Mr. Allan, nur wenn ich an Eurer Stelle wäre, um ganz offen zu sprechen,« hier näherte er seinen Mund dem Ohre des jungen Rechtsgelehrten, und nach einem nochmaligen heftigen Geburtsschmerze ward er endlich von folgendem Rathe glücklich entbunden: »Thut einen Blick in Pate's Brief, ehe Ihr ihn abgebt.«

Fairford erschrak, blickte ihm starr in's Gesicht und schwieg, während Mr. Crosbie mit der Selbstgefälligkeit eines Menschen, der es endlich über sich vermocht hat, sich mit eigener Aufopferung einer schweren Pflicht zu entledigen; er nickte und winkte dann Allan zu, um seinem Rathe mehr Nachdruck zu geben, stürzte dann ein großes Glas Punsch hinab, und schloß mit dem Seufzer eines Menschen, der von einer drückenden Last befreit ist: »Ich bin ein gerader Mann, Mr. Fairford.«

»Ein gerader Mann!« sagte Maxwell, der in dem Augenblick in's Zimmer trat, den Brief in der Hand; »ich hörte nie von Euch diesen Ausdruck, als wenn Ihr gerade einen lustigen Streich zu vollbringen hattet.«

Mr. Crosbie sah etwas dumm aus, und der Laird von Summertrees sah Allan Fanford scharf und argwöhnisch an, dieser aber hielt den Blick mit advokatenmäßiger Unerschrockenheit aus. – Es entstand eine augenblickliche Pause.

»Ich versuchte,« sagte Mr. Crosbie, »unsern jungen Freund von seinem unbedachten Zuge abzuhalten.«

»Und ich,« sagte Fairford, »bin entschlossen, ihn zu unternehmen. Ich vertraue mich Euch an, Mr. Maxwell, ich verlasse mich, wie ich vorhin sagte, auf das Wort eines Edelmanns.«

»Ich leiste Euch Gewähr für alle ernsthafte Folgen, auf einige Unbequemlichkeiten aber müßt Ihr Euch gefaßt machen.«

»Diesen will ich mich unterziehen und der Gefahr muthig entgegentreten.«

»Wohlan denn,« sagte Summertrecs, »Ihr müßt nach –«

»Ich will Euch allein lassen, meine Herren,« sagte Mr. Crosbie aufstehend, »wenn Ihr mit Eurer Sache fertig seid, so findet Ihr mich am Theetisch meiner Frau.«

»Und ein vollendeteres altes Weib hat nie am Theetisch gesessen,« sagte Maxwell, als jener die Thüre zumachte; »das letzte Wort trifft ihn, spreche es wer es will, »und doch, weil er ein schlangenglatter Kerl ist, weil er auf eine gute Weise von sich selber zu sprechen versteht, gute Verbindungen hat, und besonders weil man noch nie ausfinden konnte, ob er Whig oder Tory ist, hat man ihn schon zum dritten Mal zum Richter gemacht! Doch zur Sache. Dieser Brief, Mr. Fairford (hier übergab er ihm denselben versiegelt), ist, wie Ihr seht, an Mr. H...... von B...... überschrieben, und enthält Eure Beglaubigung bei diesem Herrn, der auch unter seinem Familiennamen Redgauntlet bekannt ist; man adressirt aber selten die Briefe an ihn unter diesem Namen, weil er in einer gewissen Parlamentsakte auf eine etwas gehässige Weise erwähnt ist; ich zweifle nicht, daß er Euch wegen der Sicherheit Eures Freundes beruhigen, und ihn in kurzer Zeit in Freiheit setzen wird, vorausgesetzt nämlich, daß er wirklich sich in seinem Gewahrsam befindet. Die Hauptsache aber ist, seinen Aufenthaltsort zu entdecken, und bevor ich Euch diese nothwendige Nachweisung ertheile, müßt Ihr mich auf Euer Ehrenwort versichern, daß Ihr Niemand weder mündlich noch schriftlich von der Unternehmung, die Ihr vorhabt, in Kenntniß setzen werdet.«

»Wie, Sir!« antwortete Allan, »könnt Ihr erwarten, daß ich Niemand von dem Wege, den ich einschlagen will, in Kenntniß setzen werde, damit man im Falle eines Unglücks weiß, wo ich bin, und in welcher Absicht ich diesen Weg einschlug?«

»Und könnt Ihr erwarten, erwiderte Maxwell in dem nämlichen Tone, »daß ich meines Freundes Sicherheit nicht blos in Eure Hand, sondern in die irgend eines Menschen legen werde, den Ihr zu Eurem Vertrauten wählen möchtet, und der diese Kenntniß zu seinem Verderben anwenden könnte? Nein, nein, ich habe mein Wort für Eure Sicherheit verpfändet, und Ihr müßt mir das Eurige geben, diese Sache geheim zu halten; Ihr kennt das Sprichwort: was dem einen recht, ist dem andern billig.«

Allan Fairford konnte sich nicht verhehlen, daß diese Verpflichtung zum Geheimniß der ganzen Verhandlung einen neuen verdächtigen Anstrich gab; da er aber bedachte, daß die Freiheit seines Freundes von der Annahme dieser Bedingung möglicher Weise abhinge, leistete er das Versprechen, mit dem Entschlusse, es zu halten.

»Und nun, Sir,« sagte er, »wohin soll ich mit diesem Briefe gehen? Ist Mr. Herries zu Broken-Burn?«

»Nein, und ich glaube, er wird auch nicht wieder dorthin kommen, bis die Sache mit den Stecknetzen vertuscht ist, auch möcht' ich es ihm nicht rathen; die Quäker mit aller ihrer Ehrbarkeit können ihren Groll so lange behalten, als andere Leute; und ob ich gleich nicht die Klugheit des Mr. Crosbie besitze, der nicht wissen will, wo sich seine Freunde im Unglücke aufhalten, damit man ihn nicht vielleicht auffordern möchte, zu ihrer Befreiung mitzuwirken, so halte ich es doch weder für nöthig, noch für klug, mich nach Redgauntlets Fahrten zu erkundigen, sondern ich wünschte, mir vollkommene Freiheit zu bewahren, daß ich auf Befragen antworten kann, ich wüßte nichts davon. Ihr müßt jetzt nach Annan zu dem alten Tom Trumbull gehen, den die Leute Tom Turnpenny nennen, und dieser weiß entweder wo Redgauntlet ist, oder kann Euch einen klugen Rath geben. Ihr müßt aber wissen, daß der alte Turnpenny Euch auf keine Frage der Art Antwort gibt, wenn Ihr nicht das Erkennungswort aussprecht, indem Ihr ihn nach dem Stande des Mondes fragt; wenn er antwortet: nicht Licht genug, um eine Ladung an's Land zu bringen; dann sagt Ihr: Zum Henker denn alle Kalender von Aberdeen! Dann wird er frei mit Euch sprechen. Nun aber möcht' ich Euch rathen, keine Zeit zu verlieren, denn die Parole wird oft gewechselt, und nehmt Euch unter diesen Mondlichtburschen in Acht, denn Rechte und Rechtsgelehrte stehen nicht hoch in ihrer Gunst.«

»Ich will im Augenblick abreisen,« sagte der junge Advokat, »ich will nur erst bei M. Crosbie und seiner Gemahlin mich verabschieden, und dann so bald hinwegreiten, als der Hausknecht in Georgs Gasthof satteln kann; was die Schmuggler betrifft, so bin ich weder Zollaufseher, noch Accisebeamter, und wie der Mann, der dem Teufel begegnete, habe ich ihnen nichts zu sagen, wenn sie mir nichts sagen wollen.«

»Ihr seid ein wackerer, junger Mann,« sagte Summertrees, augenblicklich mit wachsender Vorliebe, da er an Allan eine Raschheit und Verachtung der Gefahr bemerkte, die er vielleicht von seinem Aussehen und Gewerbe nicht erwartet hatte; »ein recht wackerer, junger Mann in der That! Und es ist fast Schade – –« Hier hielt er plötzlich inne.

»Was ist Schade?« fragte Fairford.

»Es ist fast Schade, daß ich nicht selbst mit Euch gehen, oder Euch wenigstens einen vertrauten Führer geben kann.«

Sie gingen nun mit einander in das Schlafzimmer des Mr. Crosbie, denn in diesem Zufluchtsorte servirten in jener Zeit die Damen den Thee, wenn das Gesellschaftszimmer von der Punschbowle eingenommen war.

»Ihr seid ja recht mäßig gewesen, meine Herren,« sagte Mrs. Crosbie; »ich fürchte, Summertrees, daß mein Herr Gemahl Euch ein schlechtes Gebräu vorgesetzt hat; Ihr seid sonst nicht gewohnt, die Punschbowle so bald im Stich zu lassen. Euch sage ich nichts, Mr. Fairford, denn Ihr seid noch zu jung, um lange fort zu zechen; doch ich hoffe, Ihr werdet der feinen Welt in Edinburg nicht sagen, daß Mr. Crosbie Euch den Becher vor dem Munde wegnahm, wie es in dem Liede heißt.«

»Ich bin Ihrem Herrn Gemahl und Ihnen, Madame, sehr verbunden für Ihre Güte,« erwiderte Allan; »die Wahrheit aber ist, ich habe noch einen langen Ritt vor mir diesen Abend, und je bälder ich zu Pferde bin, desto besser.«

»Diesen Abend?« fragte Mr. Crosbie ängstlich; »wäre es nicht besser, morgen früh bei Tage weg zu reiten?«

»Mr. Fairford wird eben so gut in der Abendkühle reiten,« sagte Summertrees, indem er Allan das Wort aus dem Munde nahm.

Mr. Crosbie sagte nichts mehr, und auch seine Frau that leine Frage, und bezeugte kein Erstaunen über die plötzliche Abreise ihres Gastes.

Nachdem Allan seinen Thee getrunken hatte, nahm er mit den gewöhnlichen Höflichkeitsäußerungen Abschied. Der Laird von Summertrees schien jede fernere Mittheilung zwischen ihm und Crosbie absichtlich zu verhindern, und blieb auf dem Treppenabsatze müssig stehen, während sie sich verabschiedeten; er hörte Crosbie fragen, ob Allan bald zurückzukommen gedenke, worauf der Letztere erwiderte, daß sein Aufenthalt ungewiß sei; auch war er Zeuge, wie sie sich beim Abschied wärmer als gewöhnlich die Hand drückten, und Mr. Crosbie mit zitternder Stimme seinem jungen Freunde sagte: »Gott segne Euch, und gebe Euch Glück.« Maxwell ging mit Fairford bis in den Gasthof, ob er gleich allen Versuchen einer nähern Erkundigung nach den Angelegenheiten Redgauntlets widerstand, und ihn auf Tom Trumbull wegen den besonderen Umständen, deren Kenntniß ihm nöthig scheinen mochte, verwies.

Endlich wurde Allans Klepper vorgeführt, ein Thier mit langem Hals und hohen Füßen, beschwert mit ein paar Satteltaschen, die des Reiters Reisegarderobe enthielten. Stolz hinsehend auf seine geringen Habseligkeiten, und keineswegs beschämt über eine solche Art zu reisen, die ein neuer Mr. Silberstimme für die größte Herabwürdigung ansehen würde, nahm Allan Fairford von dem alten Jacobiter Pater in Peril Abschied, und machte sich nach dem königlichen Flecken Annan auf den Weg. Seine Betrachtungen während des Ritts waren nicht die angenehmsten. Er konnte sich nicht verhehlen, daß er ein wenig gar zu keck sich in die Gewalt geächteter und verzweifelter Menschen gebe, denn mit solchen nur konnte vermuthlicher Weise ein Mann in Redgauntlets Lage verbündet sein. Auch an andern Ursachen zu Befürchtungen fehlte es nicht. Allans scharfer Beobachtung waren verschiedene Zeichen von Einverständniß zwischen Mr. Crosbie und dem Laird von Summertrees nicht entgangen, und es war offenbar, daß des Herrn Richters günstige Gesinnung für ihn, die er für aufrichtig und gut gemeint hielt, nicht fest genug war, um dem Einfluß der Verbindung zwischen seiner Frau und seinem Freunde Widerstand zu leisten. Mr. Crosbie's Lebewohl war wie Macbeths Amen im Halse stecken geblieben, und schien anzuzeigen, daß er mehr befürchte, als er zu äußern sich erkühnte.

Dies alles zusammengenommen, dachte Allan mit ziemlicher Aengstlichkeit an Shakespeare's berühmte Zeilen:

– »Ein Tropfen
Im Ocean sucht einen andern Tropfen.
«

Beharrlichkeit war aber ein starker Zug in des jungen Rechtsgelehrten Charakter. Stets und auch jetzt war er einem hitzigen Pferde ganz unähnlich, welches vor Mittag durch zu große Anstrengung am Morgen ermüdet. Im Gegentheil schienen seine ersten Bemühungen zur Erreichung seines Vorhabens nicht hinreichend, und erst die Schwierigkeiten des Unternehmens schienen seinem Geiste die nöthige Kraft zu geben, sie zu bekämpfen und zu besiegen. Wenn er darum auf seiner Ungewissen und gefährlichen Bahn etwas ängstlich vorwärts schritt, so darf man darum doch nicht glauben, daß er auch nur mit einem Athemzug an die Möglichkeit gedacht habe, seine Untersuchung aufzugeben, und Darsie Latimer seinem Schicksale zu überlassen. Ein Ritt von ein paar Stunden brachte ihn zwischen acht und neun Uhr nach der kleinen Stadt Annan, die an beiden Ufern des Solway liegt. Die Sonne war untergegangen, aber der Tag noch nicht zu Ende. Als er im ersten Gasthofe des Ortes abgestiegen war, und sein Pferd gut versorgt sah, ließ er sich sogleich zu Mr. Maxwells Freund, dem alten Tom Trumbull weisen, mit dem Jedermann wohl bekannt schien. Er bemühte sich, von dem Knaben, der ihm zum Führer diente, etwas über des Mannes Lage und Gewerbe herauszubringen; aber die allgemeinen Ausdrücke: »ein recht ordentlicher Mann« – »ein recht wackerer Mann«, – »wohlgelitten unter den Leuten«; dieß und anderes war Alles, was man aus ihm herausbringen konnte, und als Fairford die Nachforschung mit bestimmteren Fragen fortsetzen wollte, machte der Knabe denselben ein Ende, indem er an die Thüre des Mr. Trumbull klopfte, dessen bescheidene Wohnung ein wenig von der Stadt entfernt, und beträchtlich näher an der See war. Es stand in einer kleinen Reihe Häuser, die nach der Seeseite hinabliefen, und Gärten und andere Bequemlichkeiten hinter sich hatten. Man hörte innen einen schottischen Psalm singen, und der Knabe sagte: »Sie sind am Abendsegen,« und gab zu verstehen, daß man sie vor Endigung des Gebets nicht einlassen würde.

Als indessen Fairford seine Aufforderung mit dem Knopfe seiner Reitpeitsche wiederholte, hörte das Singen auf, und Mr. Trumbull selbst kam, das Psalmbuch in der Hand und den Zeigefinger zwischen den Blättern, heraus, um nach der Ursache einer Unterbrechung zu so ungewöhnlicher Zeit zu fragen.

Das Aeußere dieses Mannes zeigte keineswegs den Vertrauten verzweifelter Menschen, und den Genossen von Geächteten in ihren ungesetzlichen Unternehmungen. Es war eine lange, dünne, beinigte Gestalt mit weißem Haare, das auf allen Seiten glatt herabgekämmt war; dabei eine eisengraue Gesichtsfarbe, und die Züge, oder vielmehr, wie Quin von Macklin sagte, »das Tauwerk seines Gesichts« paßte so sehr zu seinem frommen und fast ascetischen Ausdruck, daß kein Platz übrig blieb, um rücksichtslose Keckheit oder schlaue Verstellung zu bezeichnen; kurz Trumbull schien ein vollkommenes Exemplar eines starren, alten Covenanters, der nur das sagte, was er für richtig hielt, nach keinem andern Grundsatz, als nach dem der Pflicht handelte, und wenn er irrte, so geschah es mit der vollen Ueberzeugung, daß er Gott mehr diente, als den Menschen.

»Verlangt Ihr etwas von mir, Herr?« sagte er zu Fairford, dessen Führer bereits den Rückzug angetreten hatte, gleichsam um dem Tadel des strengen, alten Mannes zu entgehen: »Wir waren beschäftigt, und es ist Samstag Abend.«

Allan Fairfords vorgefaßte Meinungen kamen durch das Aeußere und das Benehmen dieses Mannes so in Verwirrung, daß er einen Augenblick ganz verdutzt dastand, und einem Geistlichen, der eben von der Kanzel stieg, eben so wohl ein sonderbares Erkennungswort zugeraunt hätte, als dem achtungswerthen Familienvater, der gerade in seinem Gebet für und mit den Gegenständen seiner Sorge unterbrochen worden war. Hastig schloß er, Mr. Maxwell habe einen übelangebrachten Scherz ausgesprochen, oder vielleicht sei er an die unrechte Person gewiesen worden; er fragte daher, ob er mit Mr. Trumbull spreche.

»Mit Thomas Trumbull,« antwortete der alte Mann; »was ist Euer Begehren, Herr?« und sein Auge blickte wieder auf das Buch mit dem Seufzer eines Heiligen, der sich nach seiner Auflösung sehnt.

»Kennt Ihr Mr. Maxwell von Summertrees?« sagte Fairford.

»Ich habe von einem solchen Edelmann auf der Landseite gehört, habe aber keine Bekanntschaft mit ihm,« antwortete Mr. Trumbull; »er ist, wie ich hörte, ein Papist, denn die Hure, welche auf den sieben Hügeln sitzt, hört noch nicht auf, den Becher ihrer Greuel auf diese Gegenden auszugießen.«

»Doch hat er mich hierher gewiesen, mein guter Freund,« sagte Allan. »Ist noch ein Anderer Eures Namens in der Stadt Annan?«

»Nein,« erwiderte Mr. Trumbull, »seit mein würdiger Vater das Zeitliche gesegnet; er war wirklich ein helles Licht. – Ich wünsche Euch guten Abend, Herr.«

»Haltet noch einen einzigen Augenblick,« sagte Fairsord, »hier handelt sich's um Tod und Leben.«

»Nichts Anderes, als die Last unserer Sünden hinzuwerfen, wo sie liegen sollte,« sagte Thomas Trumbull, im Begriff, dem Frager die Thüre vor der Nase zuzuschließen.

»Kennt Ihr,« sagte Allan Fairford, »den Laird von Redgauntlet?«

»Jetzt schütze mich der Himmel vor Verrath und Empörung!« rief Trumbull aus, »junger Herr, Ihr werdet unverschämt, ich lebe hier unter meinen eigenen Leuten, und habe keinen Verkehr mit Jacobiten und katholischen Pfaffen.«

Er schien im Begriff, die Thüre zu schließen, schloß sie aber nicht, ein Umstand, der der Bemerkung Allans nicht entging.

»Mr. Redgauntlet heißt auch manchmal Herries von Birrenswork; vielleicht kennt Ihr ihn unter diesem Namen?«

»Freund, Ihr seid unhöflich,« antwortete Mr. Trumbull; »ehrliche Leute haben genug zu thun, einen Namen unbefleckt zu erhalten. Ich kenne Niemanden, der zwei führt. Guten Abend, Freund.«

Er war wirklich im Begriff, jetzt dem Besucher ohne weitere Ceremonie die Thüre vor der Nase zuzuschließen, als Allan, der doch bemerkt hatte, daß der Name Redgauntlet ihm nicht so ganz gleichgültig sei, ihn einen Augenblick aufhielt, und mit leiser Stimme sagte er: »Wenigstens könnt Ihr mir sagen, wie der Mond steht?«

Der alte Mann erschrak, als wäre er verzückt, und ehe er antwortete, schaute er den Frager mit einem scharfen, durchdringenden Blicke an, der zu sagen schien: »Seid Ihr wirklich im Besitz dieses Schlüssels zu meinem Vertrauen, oder sprecht Ihr aus bloßem Zufall so?«

Diesem scharfen, forschenden Blicke antwortete Fairford durch ein Lächeln des Einverständnisses.

Die eisenharten Muskeln in des alten Mannes Gesicht wurden nicht milder, als er in einem gleichgültigen Tone das Gegenzeichen gab: »Nicht hell genug, um eine Ladung an's Land zu bringen.«

»Zum Henker denn alle Kalender von Aberdeen!«

»Und zum Henker denn alle Narren, die ihre Zeit vorderben,« sagte Thomas Trumbull. »Konntet Ihr mir das nicht gleich anfangs sagen? Und wir stehen auf der offenen Straße da, kommt herein.«

Er zog den Fremden in den dunkeln Eingang des Hauses, und schloß die Thüre sorgfältig, dann steckte er seinen Kopf in ein Zimmer, aus welchem ein Gemurmel tönte, das die Anwesenheit der Familie darin verkündigte, und sagte laut: »Ein Werk der Nothwendigkeit und Barmherzigkeit, – Maleachi, nimm das Buch – ihr werdet sechs Doppelverse vom 119. Psalm singen, und aus den Klageliedern lesen. Und du, Maleachi,« sagte er in einem leisern Tone, »du wirst ihnen schon etwas vorpredigen, daß es dauert, bis ich wiederkomme, sonst gehen mir die unvorsichtigen Bursche aus dem Hause, und in den Schenken umher, verlieren ihre kostbare Zeit, und versäumen vielleicht die Morgenfluth.«

Eine unverständliche Antwort von innen zeigte Meleachi's Bereitwilligkeit an, dem Befehle zu gehorchen, und Mr. Trumbull murmelte so etwas vor sich hin, als er die Thüre schloß: »Festgebunden, festgebunden!« drehte den Schlüssel herum, und steckte ihn in die Tasche; dann bat er seinen Gast, auf seine Tritte zu merken, um kein Geräusch zu machen, führte ihn durch das Haus und zu einer Hausthüre hinaus in einen kleinen Garten. Hier führte sie ein gepflasterter Weg, ohne daß sie von einem Nachbar gesehen werden konnten, zu einer Thüre in der Gartenmauer, welche geöffnet wurde, und ein geheimer Eingang in einen Stall von drei Abtheilungen war; in einer derselben stand ein Pferd, welches bei ihrem Eintritte wieherte. »Husch, husch!« rief der alte Mann, und unterstützte sogleich seine Ermahnungen zum Schweigen dadurch, daß er eine Handvoll Hafer in die Krippe warf, und das Pferd verwandelte bald den Erkennungslaut ihrer Gegenwart in den gewöhnlichen des Zermalmens seines Futters.

Da es fast ganz dunkel geworden war, schloß der alte Mann mit weit mehr Behendigkeit, als man von seiner starren Figur hätte erwarten sollen, die Fensterläden in einem Augenblick, brachte Phosphorus und Zündhölzchen herbei, und zündete eine Stalllaterne an, die er auf den Futterkasten stellte, und wandte sich dann zu Fairford. »Wir sind hier allein, und da schon einige Zeit verstrichen ist, so seid so gütig, mir Eure Botschaft zu sagen. Ist es ein Handelsgeschäft oder etwas Anderes?«

»Mein Geschäft bei Euch, Mr. Trumbull, ist, von Euch zu verlangen, mir die Mittel anzugeben, wie ich diesen Brief von Mr. Maxwell von Summertrees an den Laird von Redgauntlet überliefern kann?«

»Hum – schönes Geschäft! Pate Maxwell ist doch noch immer der alte – immer Pate – in – Peril, Craig – in – Peril, soweit ich ihn kenne. Laßt mich seinen Brief sehen.«

Er untersuchte ihn mit vieler Sorgfalt, wandte ihn hin und her, und betrachtete besonders das Siegel sehr aufmerksam. »Alles ist richtig, wie ich sehe; er hat die besonderen Kennzeichen, ihn möglichst bald zu befördern. Ich segne meinen Schöpfer, daß ich kein großer Mann oder eines großen Mannes Genosse bin, und so denke ich bei diesen Zeilen an nichts Anderes, als sie auf dem Geschäftsweg zu befördern. Ihr seid wohl in dieser Gegend ganz fremd, vermuthe ich?«

Fairford antwortete bejahend.

»Ja, ich habe nie eine bessere Wahl treffen sehen. – Ich muß Einen rufen, der Euch Anleitung gibt, was Ihr thun sollt. – Halt, ich glaube aber, wir müssen zu ihm gehen. – Ihr seid mir sehr wohl empfohlen, Freund, und ohne Zweifel aus guten Gründen; Ihr sollt daher auch mehr sehen, als ich sonst auf dem gewöhnlichen Geschäftswege einem zeige.« Mit diesen Worten setzte er die Laterne auf den Boden neben den Pfosten eines der kleinen Ställe, drückte an einer kleinen Feder, die denselben aus dem Boden festhielt, und schob nun den Pfosten auf die Seite, und enthüllte eine kleine Fallthüre. »Folgt mir,« sagte er, und stieg in das unterirdische Behältniß hinab, wohin diese geheime Oeffnung führte.

Fairford stieg ihm nach, nicht ohne Befürchtungen mancherlei Art, aber immer entschlossen, sein Abenteuer zu verfolgen.

Die Treppe war nicht über sechs Fuß tief, und führte in einen engen Gang, der dazu eingerichtet schien, jeden Andern auszuschließen, der auch nur einen Zoll dicker, als sein Führer war. Ein kleiner, gewölbter Raum von ungefähr acht Fuß in's Gevierte, empfing sie am Ende dieses Gangs. Hier ließ ihn Mr. Trumbull allein, und kehrte für einen Augenblick zurück, um, wie er sagte, die verborgene Fallthüre zu schließen. Fairford sah sein Weggehen nicht gerne, da er in völliger Dunkelheit zurückblieb; außerdem wurde ihm noch das Athmen erschwert durch einen starken, erstickenden Geruch geistiger Getränke und anderer Gegenstände, deren Ausdünstung nicht sehr angenehm für die Lunge, aber desto stärker waren. Er war deßhalb sehr froh, wie er Mr. Trumbull zurückkommen hörte, welcher noch einmal an seiner Seite eine starke, obwohl enge Thüre in der Mauer öffnete, und Fairford in ein ungeheures Magazin führte, wo Fässer mit geistigen Getränken und andern verbotenen Artikeln aufgehäuft waren. Am Ende dieser Reihe wohl ausgestatteter, unterirdischer Gewölbe befand sich ein Licht, das auf ein leises Pfeifen zu flackern, und sich gegen sie zu bewegen anfing. Eine undeutliche Gestalt, welche eine dunkle Laterne mit abgewendetem Lichte trug, näherte sich ihnen, und Trumbull fragte sie: »Warum seid Ihr nicht zum Gebet gekommen, Hiob, und es ist doch Samstag Abend?«

»Swanston befrachtete die Jenny, Sir, und ich blieb da, um ihm die Waaren herauszugeben.«

»Richtig, – ein Werk der Nothwendigkeit auf dem Geschäftswege. Segelt die tanzende Jenny mit der Fluth?«

»Ja, ja, Sir; sie segelt nach – – –«

»Ich fragte Euch nicht, wohin sie segle, Hiob,« sagte der Alte, ihn unterbrechend. »Ich danke meinem Schöpfer, ich weiß nichts von ihren Aus- und Eingängen. Ich verkaufe meine Artikel mit Prosit, und im ordentlichen Geschäftswege, und wasche über Alles meine Hände in Unschuld. Was ich aber zu wissen wünsche, ist, ob der Herr, welcher der Laird der Solway-Seen heißt, eben jetzt auf der andern Seite des Ufers ist?«

»Ja, ja,« sagte Hiob, »der Laird ist so etwas, was in mein Geschäft gehört, Ihr wißt's – ein wenig Contreband, oder so; es gibt ein Statut über ihn – aber das macht nichts; nach der Geschichte mit des Quäkers Fischnetzen drüben hat er sich aus dem Staube gemacht; denn er hat ein redliches Herz, der Laird, und hat es immer redlich mit dem Lande gemeint. Aber wie! ist denn auch Alles sicher hier?« So sprach er, und wandte plötzlich die Lichtseite der Laterne gegen Allan Fairford, welcher bei dem vorübergehenden Lichte, das sie auf ihren Träger warf, eine große Gestalt, über sechs Fuß hoch, erblickte, mit einer rauhhaarigen Mütze auf dem Kopfe, und mit Zügen, die ganz zu seiner großen Gestalt paßten; auch glaubte er Pistolen in seinem Gürtel zu bemerken.

»Ich stehe für diesen Herrn,« sagte Mr. Trumbull: »er muß zum Laird gebracht werden, um ihn zu sprechen.«

»Da muß gut gesteuert werden,« erwiderte der Untergeordnete, »denn ich habe gehört, daß der Laird und seine Leute kaum auf der andern Seite angekommen waren, so kamen auch schon die Landwächter heran, und einige berittene Rothröcke von Carlisle, sie mußten sich zerstreuen. Jetzt sind neue Besen da, um das Land von ihnen rein zu fegen, wie sie sagen, denn der Angriff war ein wenig grob, auch soll ein junger Mensch dabei ertrunken sein; – er war Keiner von des Lairds Leuten, da hat es so viel nicht zu sagen.«

»Still, ich bitte dich, still, Hiob Rutledge,« sagte der ehrliche, friedfertige Mr. Trumbull. »Du solltest dich erinnern, daß ich nichts von euren Zusammenrottungen und Streichen, euren Besen und Gefechten wissen will. Ich lebe hier unter meinen eigenen Leuten, und verkaufe meine Waaren Dem, der auf dem Geschäftsweg zu mir kommt; so wasche ich meine Hände in Unschuld, wie es einem ruhigen Unterthanen und einem ehrlichen Manne zukommt. Ich nehme niemals Bezahlung, außer in baarer Münze.«

»Ja, ja,« murmelte der mit der Laterne; »Euer Hochehrwürden, Mr. Trumbull, versteht den Geschäftsweg.«

»Nun, ich hoffe, Ihr sollt noch eines Tags erfahren, Hiob,« antwortete Mr. Trumbull, »was der Trost eines reinen Gewissens ist, und nicht nöthig zu haben, Aufpasser und Controleure, Accis und Zoll zu fürchten. Das Geschäft ist jetzt, diesen Herrn wegen eines ernsten Geschäfts nach Cumberland zu bringen, und ihm eine Unterredung mit dem Laird der Solway-Seen zu verschaffen. Ich denke, das kann geschehen, und Nanty Ewart, wenn er mit der Brigg bei der Morgenfluth abfährt, ist der Mann, der ihn gut fortbringt.«

»Ja, ja, der ist's freilich; Keiner hat je die Küste, Thal und Hügel, Waide und Pflugland besser gekannt als Nanty; und der kann ihn immer zum Laird bringen, wenn Ihr sicher seid, daß es mit dem Herrn richtig ist. Doch dieß ist seine eigene Sorge, denn wäre er der stärkste Mann in Schottland und der Vorsteher der Aufpasser noch dazu, und hätte er fünfzig Mann hinter sich drein, so möchte ich doch nicht rathen, dem Laird anders, als in Gutem, einen Besuch abzustatten. Was den Nanty betrifft, der ist Wort und Schlag, ein gut Theil tapferer, als Christie Nixon, von dem sie einen so großen Lärmen machen. Ich habe sie Beide in der Arbeit gesehen, bei – – –«

Fairford fühlte sich jetzt aufgefordert, auch etwas zu sagen. Seine Gefühle aber, da er sich so völlig in der Gewalt eines vollendeten Heuchlers und seines Spießgesellen sah, der das Ansehen eines entschiedenen Spitzbuben hatte, verbunden mit dem starken und abscheulichen Dampfe, den sie mit Gleichgültigkeit einsogen, während er ihn fast des Athems beraubte, machte es ihm schwierig, sich zu äußern. Er sagte indessen doch, daß er keine üble Absicht gegen den Laird hätte, wie sie ihn nannten, sondern nur in einem besondern Geschäfte der Ueberbringer eines Briefs von Mr. Maxwell Summertrees an ihn sei.

»Ja, ja,« sagte Hiob, »daß mag Alles recht gut sein, und wenn Mr. Trumbull überzeugt ist, daß es mit der Schrift seine Richtigkeit hat, nun dann wollen wir Euch bei dieser Fluth auf die springende Jenny bringen, und Nanty Ewart wird Euch, das seid versichert, den Weg weisen, wo Ihr den Laird finden könnt.«

»Vor der Hand möchte ich aber in den Gasthof zurückkehren, wo ich mein Pferd gelassen habe,« sagte Fairford.

»Verzeiht,« erwiderte Mr. Trumbull, »Ihr seid nun schon zu weit mit uns bekannt worden; Hiob wird Euch einen Platz anweisen, wo Ihr ruhig schlafen könnt, bis er Euch ruft. Die wenigen Sachen, die Ihr bedürft, will ich Euch bringen, denn die, die auf solche Botschaften ausgehen, dürfen nicht sehr zärtlicher Art sein. Nach Eurem Pferd will ich selbst sehen, denn ein mitleidiger Mensch ist auch mitleidig gegen sein Vieh – das wird auf unserem Geschäftsweg allzuoft vergessen.«

»Wie, Meister Trumbull,« erwiderte Hiob, »Ihr wißt, wenn wir gejagt werden, dann ist die Zeit, die Segel einzuziehen, und dann reiten die Bursche, was das Zeug hält.« – Er hielt in seiner Rede an, da er sah, daß der alte Mann durch die Thüre, durch die er vorher eintrat, verschwunden war, – »so machts der alte Turnpenny immer,« sagte er zu Fairford; »vom ganzen Handel kümmert er sich nur um den Profit, – und zum Teufel, das ist immer noch das Beste an der ganzen Sache. Aber kommt mit mir, mein junger Herr, ich muß Euch jetzt in Sicherheit bringen, bis es Zeit ist, an Bord zu gehen.«


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