Johann Elias Schlegel
Die stumme Schönheit
Johann Elias Schlegel

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Siebender Auftritt.

Cathrine. Charlotte.

Cathrine. Der dumme Teufel läuft, als würd er weggejagt.
Ich hätt ihn doch so gern ein wenig ausgefragt.
Nun! Jungfer! sitzen sie hier ohne sich zu regen?
Sie werden doch nicht gar was wichtigs überlegen.

Charlotte. Ach! nein! du weißt es ja, ich sitze gern in Ruh,
Und mach ein bischen nur den Fächer auf und zu.

Cathrine. Das wollt ich selber wol; bloß mit dem Fächer spielen,
Nichts denken und nichts thun und kaum sich selber fühlen.
Es wäre wol nicht schlimm, ein steinern Bild zu seyn,
Das sich nicht rühren darf, und sagt nicht ja noch nein.
Doch ist ihr Freyer weg? und wie gefällt er ihnen?

Charlotte. Mir hat der gute Mensch noch toll genug geschienen.
Er spräche gerne viel, doch es will nicht recht fort.

Cathrine. Antworten sie ihm denn?

Charlotte.                                       Ja! dann und wann ein Wort.

Cathrine. Nicht mehr?

Charlotte.                     Wie so? Kann er denn nicht alleine sprechen?
Verlangt er denn, ich soll ihn immer unterbrechen?

Cathrine. Ja! ja! doch ein Gespräch taugt auch den Teufel nicht,
Wo einer stets nur hört, der andre stets nur spricht.
Und seinen ganzen Witz dabey nicht auszuleeren,
Dazu gehört ein Narr, der nichts als sich will hören.

Charlotte. So? und was meynst du denn, das ich ihm sagen kann?

Cathrine. Das, was sie denken.

Charlotte.                                   Nein! das geht gewiß nicht an.

Cathrine. Warum?

Charlotte.               Es schickt sich nicht.

Cathrine.                                                   Was ists denn, das sie denken?

Charlotte. Ich denke, was er mir als Bräutigam soll schenken.

Cathrine. Sie kriegen unverhoft wol einen ganzen Kram.
Die Gräfin, wo ich war, eh ich zu ihnen kam,
Die ward recht schön beschenkt.

Charlotte.                                           Ich will sie noch beschämen.
Wer mich nicht recht beschenkt, den will ich auch nicht nehmen.

Cathrine. Erst kam ein grosser Korb voll Blumen und voll Band.

Charlotte. Auch Spitzen?

Cathrine.                           Freylich ja!

Charlotte.                                               So breit, als meine Hand?

Cathrine. Das wäre sonst nicht schmal.

Charlotte.                                               So breit will ich sie haben.

Cathrine. Recht schön! Darunter lag der schönste Schmuck vergraben.

Charlotte. Und den verlang ich auch.

Cathrine.                                             Nebst einer Uhr dabey.
Auch Dosen.

Charlotte.             Kein Etui?

Cathrine.                                 Nein!

Charlotte.                                           Ich will ihrer zwey.

Cathrine. Hernach ließ sich ein Stoff mit bunten Blumen sehen.

Charlotte. Auf meinem Stoffe soll ein ganzer Garten stehen.

Cathrine. Ein Nachttisch kam zuletzt von Silber.

Charlotte.                                                             Nein! von Gold,
Nicht anders soll er seyn. Ich hätte wol gewollt,
Daß mein Herr Bräutigam das hübsch im voraus wüste.
Wenn ichs ihm aber nur nicht selber sagen müste.

Cathrine. Dazu ist Rath. Ich will zu seinem Diener gehn.

Charlotte. Gut! geh! und giebs ihm ja recht deutlich zu verstehn.


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