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Sie brachten Rutland in ein kleines vergittertes Zimmer, fragten ihn, ob er essen wollte. Er winkte ab. Da ließen sie ihn allein und faßten vor der verschlossenen Tür Posten.

Rutland wanderte auf und nieder, wie er in seiner Bibliothek in London auf und nieder geschritten war und die Spukgestalten der Vergangenheit niedergetrampelt hatte. Jetzt waren sie lebendigstes Leben geworden, das nach seinem Leben griff.

Nein, er konnte diese Frau, die Mutter seines Kindes – seit Muriel in dem Zeugenkasten stand, sah er immer wieder die tragischen Augen der kleinen Esta vor sich –, er konnte seinem Kinde nicht auch noch diese Bürde mit ins Leben geben. Die Mutter als meineidige Ehebrecherin vor den Augen der ganzen Welt am Pfahl der Schande! Unmöglich!

Er ging auf und nieder und grübelte mit aller Kraft seines Gehirns, gepeitscht von der drängenden Notwendigkeit des Augenblicks, und fand einen Plan. Einen kühnen Plan von unerhörtem Scharfsinn, von tiefster Menschenkenntnis und voll des Glaubens an das Gute, das im letzten Winkel jedes Frauengemütes schlummert. Ein Plan, den ihm seine Liebe zu Angelita und die Verehrung ihres Geschlechtes bescherte. Er wußte, er würde ihr martervolle Stunden bereiten. Doch es mußte sein – um seines Kindes willen, für dieses kleine Geschöpf, das ihm nahestand wie sie.

Er ließ Filbert rufen. Besprach mit ihm die Idee. Der betroffene Verteidiger äußerte lebhafte Bedenken. Es war ein verwegenes psychologisches Wagnis. Wenn es nur nicht fehlschlug! Doch für alle Fälle blieb ihm ja die zweite Instanz. Mit Widerstreben fügte er sich dem Wunsche seines Mandanten. – – – – –


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