René Schickele
Meine Freundin Lo
René Schickele

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Der Zug fuhr weiter, der Beamte, der mit einem Luftsprung die einzige Gaslaterne gelöscht hatte, hob sich kunstfertig auf den letzten Wagen. Ich wartete, bis auch der an mir vorbeigepoltert war, dann sah ich den schwarzen Hügel hinauf, der mit dem silbernen Saum seiner Bäume 109 den Himmel abschnitt. Die Gärten waren von weißen Lichtflecken überstreut. Ihr ungewisser Glanz ließ das Dunkel, auf dem sie wie Mondspähne saßen, tief und geheimnisvoll erscheinen, die Villen ragten aus versunkenen Wäldern. Ein weißer Gartenweg zwischen zwei dunkeln Baumgruppen blitzte wie ein Luftsteg. Aber die rote Sonne dieser schönen Unterwelt, nach der ich aussah, fehlte. Sonst stand sie reglos in der Mitte des Hügels und breitete einen Glanz um sich, der wie feine gelbe Asche auf den nächsten Bäumen lag. Das Fenster, hinter dem ich so oft auf Lo gewartet hatte, hinter dem sie heute auf mich wartete, war nicht erleuchtet. Sie schlief schon, und ich war enttäuscht.

Oder aber, sie war erst im Begriff sich auszuziehen. Eine Riesenesche verdeckte das Fenster ihres Schlafzimmers, ich konnte von hier aus nicht sehen, ob noch Licht brannte. . . . »Bitte, bleib noch ein wenig auf,« bäte ich, »Cunin hat gesprochen, nicht wahr, das ist interessant? Hör zu. . . .« Ich hatte mich in diesen Tagen um Menschen 110 und Vorkommnisse aufgeregt, die mich angriffen, ohne mir in der darauf folgenden Erschöpfung das geringste Wohlgefühl oder auch nur eine tröstliche Erinnerung zurückzulassen. Vielleicht lag das daran, das ich alles für wertlos hielt und selbst zeitweilige Ergriffenheiten als ein unfruchtbares Feuer empfand, wenn Lo nicht daran teil hatte. Das war Lärm, das war Kampf, das waren verzerrte Hinterhältigkeiten. . . .

Lo!

Mühelose!

Unbekümmerte!

Gerade! . . .

Mit großen Schritten eilte ich den Berg hinauf.

Sie käme mir wahrscheinlich doch in ihrem grünen Hauskleid entgegen, um mir auf der Treppe zu leuchten. Sie hatte den Zug kommen hören. Ich sehnte mich, mit meinen Augen eine von Los einfachen menschlichen Bewegungen zu sehen, mit meinen Händen ihre Güte zu fühlen. »Erzähle,« murmelte ich, »erzähle, Lo, wie 111 geht es dir? Was hast du heute abend getrieben?«

Lo war nicht da. Auf der untersten Treppenstufe lag neben einer brennenden Kerze ein Zettel, darauf stand: »Lösche die Kerze und hole mich bei Variot ab.«

Ich suchte lange zwischen den blühenden Kastellen, deren Mauern die hundert verschlungenen Wege der auf der Höhe versunkenen Gartenstadt bilden. Manchmal bellten viele Hunde gleichzeitig und so wütend, daß ich mir vorkam wie ein Dieb, ein Verbrecher, wie irgendein Wild, das in dem unentwirrbaren Labyrinth gehetzt wurde. Dann war es wieder still um mich, still wie der bestirnte Himmel. Ich konnte ohne andre Furcht meinen glühenden Gedanken nachhängen und Lo bestürmen, Lo quälen, bis ich am Ende einer Gasse vor einem Tor stand, gegen das gleich von der andern Seite ein zu Raserei erwachter Hund anrannte. Nun fiel wieder der ganze Chor ein. . . . Ich wurde vorsichtiger, ich ging bis zur Hauptallee zurück, die zur Terrasse von Meudon führt und überlegte. – 112 Langsam drang ich in das Gewirr der Gassen vor.

So fand ich Variots Wohnung. Die beleuchteten Fenster taten mir wohl. Ich verzieh Lo, daß sie mich eifersüchtig gemacht hatte. Ich fühlte mich in der Lage, Variot unter aufrichtigen Freundschaftsbezeigungen zu begrüßen. Sein Arbeitszimmer war gemütlich, die Lampe hatte sogar einen blauen Seidenschirm. Auf weißlackierten Stühlen saßen wache Menschen, sie würden laut sprechen und mich anlächeln, wenn ich einträte. Lo würde da sein und im Zimmer herumgehen. Das war die Hauptsache. . . . Ich trug eine religiöse Achtung vor dem Schlaf in mir. Es bedurfte einer gewaltsamen Überwindung, bevor ich jemand weckte, und auch dann blieb ich mir bewußt, daß ich eine Art Körperverletzung beging. Und ich hätte Lo wecken müssen. Gut, daß sie zu Variot gegangen war. . . .

Der Schein der Lampe auf dem Schreibtisch bildete einen Trichter gelben Lichts, der sich mit der Fröhlichkeit eines hellen 113 Blumenstraußes aus dem bläulichen Halbdunkel des Zimmers hob. Es roch leise nach einer guten Zigarette und nach Los Parfüm. Auf einem runden Tischchen lag, zwischen halbgeleerten Teetassen, ein Haufen roter, gelbgeflammter Tulpen, und Los großer Hut mit den gelben Rosen auf dem weißlackierten Stuhl gefiel mir. Das Manuskript, das Variot auf einen andern Stuhl geworfen hatte, als er aufstand und rief: »Laß uns ein wenig in den Park gehn!« . . . war auf den Boden gefallen. . . . Sollte ich warten, bis die beiden zurückkämen? Ich versuchte es. Aber der Tee war kalt, das Manuskript nicht spannend genug. Ich ging in den Garten hinunter und rief. Da niemand antwortete, folgte ich dem Weg, der unter dichten Bäumen zu einem Holzgitter führte. Dahinter begann der Park von Meudon.

Die Tür stand offen, ich trat in den Wald hinaus. . . . Jetzt ging ich auf einem nachgiebigen Pfad, unter hohen Bäumen, die sich hie und da in schwindelhafter Höhe vor einem Stückchen Himmel 114 öffneten. Vor mir in der Ferne war ein mattes Leuchten wie von einem See. Der Pfad führte geradenwegs hinein. Es war die große Rasenfläche der Terrasse, und ganz am Ende, an der Balustrade, die an den fernen, unter Sternen glitzernden Lichtern von Paris entlang führte, standen zwei Gestalten: eine schmale, weißgekleidete, und neben ihr eine dunklere, schwere, die sich, der andern zugewandt, an die Balustrade lehnte.

Variot mußte mich gesehen haben. Er warf den Arm hoch, und im selben Augenblick wandte sich Lo um. Ich sah, wie sie ihm schnell die Hand reichte. Sie lief, ich lief ihr entgegen, sie ließ sich in meine Arme fallen, sie küßte mich, drückte sich an mich, und: »Komm,« sagte sie außer Atem, »komm schnell, ich hab so lang gewartet. Wenn wir nicht gleich entwischen, kommt er doch noch dazu.« Hand in Hand eilten wir durch den dunkeln Wald. Manchmal stolperten wir über den Pfad ins Unterholz hinein. Dann umarmten wir einander, und ich mußte 115 Lo auf den Pfad zurückziehen, weil sie zitterte vor Glück und sich in einem Taumel von Lachen und schmachtendem Ernst im Kreise drehte.

Wir brauchten lange, um durch den Wald zu finden. Denn als wir endlich an der Gittertür zum Garten angelangt waren, sahen wir einen dunkelen Punkt in den weißen Waldsaum eindringen, und Lo rief entrüstet: »Er hat mir geschworen, zwanzig Minuten zu warten!«

Ich holte Los Hut und Handschuhe und die Tulpen. Ich behielt den Hut, Lo nahm die Tulpen in den Arm. So. Jetzt schnell.

Ich schlug das Tor mit einem lauten Schlag hinter uns zu. Lo blieb lachend stehen.

»Du, wir sind in Sicherheit. Küß mich.«

Ich zog sie schnell mit mir fort. Ich war entsetzt.

»In Sicherheit? Nicht bevor, wir aus den Gassen heraus sind. Er kennt sich 116 hier großartig aus. Wir nicht. Er fängt uns spielend. Und dann –«

Lo wurde böse:

»Und was dann?«

Variot hatte sie zum Tee eingeladen. Sie war mit ihm gegangen, weil sie nichts besseres zu tun wußte.

»Es ist mein Fehler, ich langweile mich, wenn du nicht da bist.«

Sie hatte Variot noch einmal den Kopf zurechtgesetzt, und er war sehr anständig gewesen.

»Wenn du kommst, habe ich ihm gesagt, ginge ich gleich mit dir fort, und er sollte sich überhaupt klarmachen, daß wir einander möglichst für uns allein haben wollten.«

Es versüßt die Liebe, daß andre für sie hingerichtet werden. Aber auf der Allee angelangt, warf Lo die Tulpen weg und schlang die Arme um mich:

»Ich bin es leid,« sagte sie klagend. »Ich will nur dich. Dich. Wir wollen uns verstecken. Ich will niemand mehr sehen. . . .«

117 Wir gingen nebeneinander her und sanken von einer Umarmung in die andre.

Und wir hatten Einfälle, wir lachten, wir erfanden kleine Spiele. Es war eine warme Nacht. Wir blieben lange in unserm Garten. Wir . . . schworen uns . . . Treue. Wir waren von Sinnen!

»Lo,« bat ich, »laß mich dich immer behalten. . . . Immer sollst du mich liebhaben! Sag, glaubst du? Glaubst du? . . .«

»Ja,« flüsterte sie heftig mit zurückgeworfenem Kopf und sah mich mit Augen an, die vor Glück erstarrt schienen. »Ja.«

Ich bestürmte sie: »Sprich, sag etwas!« Sie sah mich immer mit demselben starren Blick an. . . .

»Fühlst du denn nicht . . .« begann sie. Aber Lo verstand sich nicht darauf, ihre Liebe zu sagen.

Ich nahm sie fester in die Arme:

»Sprich!«

Da wurde ihr Blick unsicher, sie barg den Kopf an meiner Brust und beichtete zögernd:

118 »Ich glaube, daß ich dich immer lieb behalte.«

»Du willst niemand mehr lieben? . . . Lo!«

Sie küßte mich lange.

»Lo!« flehte ich.

Sie schüttelte feierlich den Kopf:

»Niemand.«

Vier Wochen lang führten wir ein leidenschaftliches, zurückgezogenes Leben. An vielen Tagen sahen wir keinen anderen Menschen, als die Frau aus dem Dorf, die Lebensmittel und Zeitungen brachte. Sie kam morgens und abends. Lo zog sich mit ihr in die Küche zurück und hörte bald ein Stück Lebensgeschichte der Alten, bald den aufregenden Bericht des letzten Ereignisses im Dorfe an. Ich durchflog unterdessen die Zeitungen und bereicherte meine Verachtung für die öffentlichen Angelegenheiten. Wenn die Alte fort war, teilte ich Lo die wichtigsten Nachrichten aus den fünf Weltteilen mit, und sie erzählte, was sich im Leben der Alten oder, seitdem, drunten im Dorf ereignet hatte. 119 Manchmal schien uns das derart außerordentlich, daß wir auf das flache Dach des Hauses stiegen, um uns das Dorf anzusehen.

Wir waren fast immer im Garten, den die Bäume auf allen Seiten vor fremden Blicken schützten. Das Tor blieb geschlossen, es mochte noch so heftig geläutet werden. Packte uns aber die Neugierde, oder läutete einer gar so hartnäckig, so sagten wir nachgebend: »Gut, laß uns sehen, wer läutet.« Wir sprangen dann die Treppen hinauf in Los Zimmer und stellten uns auf einen Stuhl, um durch die Gardine hindurch ungesehen zu erspähen, wer nach uns verlangte. »Aha,« sagten wir, »der und der,« und gingen befriedigt unter unsere sicheren Bäume zurück. Jeder derartige Versuch, bei uns einzudringen, entflammte unsere Liebe von neuem. . . . Wenn es regnete, zogen wir uns auf die Veranda zurück und sahen zu. Hielt der Regen an, so daß unser Interesse sich mangels körperlicher Bewegung zu erschöpfen drohte, brachen wir gut 120 verpackt auf und marschierten nach Sèvres oder St. Cloud. Wir ließen uns im besten Hotel ein Zimmer geben und trockneten uns an einem eigens für uns angebrannten Holzfeuer. Es war sehr angenehm, langgestreckt vor dem Kamin zu sitzen und zu fühlen, wie die Beine allmählich warm und trocken wurden. Lo vergaß nie, für solche Ausflüge ihre schönsten Strümpfe anzuziehen. Nachher speisten wir im Restaurant des Hotels zu Abend. Wir saßen an einem kleinen, sorgfältig gedeckten Tisch, es waren Blumen da, die Musik spielte. Wenn der Kaffee gebracht wurde, steckte Lo sich einige Nelken in den Gürtel, weil ich es lebensermunternd fand, daß Frauen Blumen im Gürtel tragen, wir rückten ein wenig vom Tisch ab und lauschten der Musik.

Wir kamen wie von einer Reise nach Hause zurück.

Es kam vor, daß die Versicherung der Reisebureaus in den Zeitungen, daß die freie Natur den menschlichen Organismus stärke, und der Anblick eines 121 Ozeandampfers im Inseratenteil ihre Wirkung auf uns nicht verfehlten. Dann unternahmen wir Ausflüge, wo man eine Stunde in der Eisenbahn fährt und zwei Stunden zu Fuß geht. Das Schönste war, die alten Herrenhäuser am Rand wunderbarer Waldungen zu bewundern, wie wir sie nie in solcher Nähe von Paris vermutet hätten. Vor ihnen dehnten sich Wiesen aus, auf denen Kühe weideten, in einem abgezäunten Teil sprangen junge Pferde. Das alles gehörte wohl Herren, die es sich leisten konnten, in einer halbstündigen Automobilfahrt Paris und seine knallenden Feuerwerke mit dieser fernen Einsamkeit zu tauschen. Lo wußte, daß es solche Häuser zu mieten gab. Wir legten unsere Einkünfte zusammen und überzeugten einander, daß wir sehr wohl ein kleines Herrenhaus am Waldrand mit Wiesen und einigen Kühen mieten könnten. Die Kühe müßten wir ja kaufen. Aber dafür gäben sie Milch, und die Milch schickte man nach Paris, mit den Eiern, jungen Hühnern, Gänsen und Kaninchen. Die Landwirtschaft müßte 122 eben soviel einbringen, daß wir davon ein bescheidenes Automobil mieteten. . . . Wir rechneten. Die Lebensmittel wurden täglich teurer und die Automobile billiger. Lo wollte die Zeitungsfrau beauftragen, einen Wohnungsanzeiger mitzubringen, ich gleich am Abend telephonisch in einer Automobilfabrik die nötigen Erkundigungen einziehen. Der Gründlichkeit halber sollte außerdem ein Mietsbureau beauftragt werden, eine Liste mietbarer Landgüter mit allen Angaben über Größe, Lage, Wirtschaftsbetrieb, Einkünfte usw. aufzustellen.

Wenn Cunin sich mit seiner Frau anmeldete, benachrichtigten wir Variot und Bertrand. Die Zeitungsfrau schickte uns ihre Schwester, die Köchin bei Mac Mahon gewesen war. Es gab drei Gänge, Champagner und deutsche Zigarren. Die Köchin wurde beim Dessert hereingerufen und beglückwünscht. Sie mußte sich an den Tisch setzen und ein Glas Champagner trinken. Frau Cunin liebte und achtete sie, weil sie alle Menüs aus Mac Mahons Zeit auswendig wußte und ihr, durch 123 Schmeicheleien mürbe gemacht, die kostbarsten Rezepte ins Ohr raunte.

»Abfütterung« nannten wir diese Festlichkeiten. Wir waren unerbittlich. . . .

Aber Cunin gefiel uns. Seine gute Laune blieb sich immer gleich, er hatte eine Art, die bösartige Nervosität seiner Frau unschädlich zu machen, die ihn selbst in einen wahrhaft bewundernswerten Seiltänzer der Höflichkeit und seine Frau gleichzeitig in die Spenderin eines leisen, innerlichen Humors verwandelte, dessen Wärme die Gespräche munter gedeihen ließ. Sogar Lo begann sich an sie zu gewöhnen, obwohl Frau Cunin sie zu oft ihrer Vorurteilslosigkeit versicherte; worauf Lo unweigerlich antwortete: »Wir sehen es ja, da sie hierherkommen.« Sie bekriegte Frau Cunin nicht mehr. Wo sie früher boshaft gewesen wäre, lächelte sie jetzt liebevoll, und am Blick, den sie und Cunin dann wechselten, sah man, daß sie Freunde waren. Überdies machte Frau Cunin Fortschritte. Wir wußten, daß sie, die einzige Tochter eines Stahlfabrikanten, 124 Emile aus Liebe geheiratet hatte Niemand zweifelte daran, um so weniger, als Emile zu ihren Beteuerungen nickte und ihr, wenn sie sich bei der Schilderung der ersten Schwierigkeiten aufregte, beschwichtigend die Hand küßte. Wir verstanden, warum sie trotz Paris und der gottlosen Gesellschaft, in der sie verkehrten, fromm blieb und ihren beiden Kindern kein anderes hinzufügte. »Ich habe die Förderung des Nachwuchses nicht in mein politisches Glaubensbekenntnis aufgenommen,« erklärte Cunin, wahrscheinlich nur, damit man erfuhr, daß seine Gattin das im Interesse der völkischen Wehrkraft bedauerte. Sie durfte jedesmal eine Viertelstunde allein von ihren Kindern erzählen, bis Cunin den entstehenden Zweifeln an deren Klugheit schnell mit einer besser gewählten Anekdote wehrte, über die auch Lo entzückt sein konnte. Allmählich verzichtete Frau Cunin darauf, sich uns des längeren anzuvertrauen, und faßte sich absichtlich kürzer. Sie hielt uns für genügsam unterrichtet. . . . Der Zigarrenrauch schläferte sie ein, und dann blieb 125 nur Bertrand ihr noch treu. Weil ihr Mann sich immer besser unterhielt und sie doch jederzeit aufmerksam bedient sein mußte, widmete er sich ihr ganz. Er brachte sie zum Lachen. Er entsetzte sie mit Schilderungen aus dem geheimen Leben der großen Schauspielerinnen, mit Verbrechen, in denen sie wie in einem Vexierbild die rächerische Hand der Vorsehung suchte. Es stimmte sie traurig, daß sogar Monarchen sich in einem gewissen Pariser Milieu vergessen haben sollten. Bertrand arbeitete fieberhaft, um ihre Aufmerksamkeit zu fesseln, denn, als er sich einmal kurze Zeit von ihr abgewandt hatte, um der Unterhaltung zu folgen, hatte er sie nachher fast wecken müssen. . . . Dafür war er ihr dankbar, und er verließ sie nicht. Sie sollte sich keinen Augenblick langweilen. Eine so wohlerzogene, feinhäutige Frau mußte es gut haben, und da sonst keiner ihr im rechten Augenblick eingoß und das Obst reichte und keiner sie interessieren konnte, so war eben er dafür da. Er hätte übrigens nicht geduldet, daß ein 126 andrer ihn ersetzte. Wenn er ihr beim Aufbruch der Gesellschaft in den Mantel half, waren seine Kräfte erschöpft. Aber er strahlte. . . .


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