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Rehaug

Man sagt, unter Karl dem Großen sei es gewesen. Sicher muß es ein mächtiger, gewaltherrlicher Herr gewesen sein, der damals über das deutsche Land gebot: fest, stark, gestreng, gerecht.

Zur Zeit also eines solchen großmächtigen deutschen Königs lebte tief im deutschen Waldland auf einem weitschauenden, vieltürmigen Edelsitz ein Grafenpaar, das war die Geißel der Gegend, der Schrecken der Bauern, der Hirten Not.

Denn Mann und Frau liebten mehr als alle Lust und Freude der Welt die Jagd. Hörnerschall und Rüdengebell, Hatz und Pirsch, glänzender Troß, gestrecktes Wild in Massen und Massen, das war ihnen Leben und Seligkeit.

Nichts galt ihnen Saatenpracht, nichts blühende Gärten, nichts Herde und Hirt.

Nur Holla und Hussa, Aufwachen schweigender Täler von schmetterndem Waldhornklang, aufgeschreckte Rudel, knackendes Geäst, brechendes Auge und purpurn verebbendes Lebensblut hochgeweiheten Edelwilds.

Querfeldein, durch Korn und Klee, durch Ernte und Saat, querwegs durch Tauf- und Hochzeitszüge brach der schreiende Jagdzug.

Fluch und Jammer der Bauern wimmerte hinter ihm drein.

Aber das jagdtolle Grafenpaar bemerkte das gar nicht.

Wie Sturmkönigs edelherrliche Sippe stoben sie auf ihren starken, roten Pferden unter den krachenden Aesten der Eichen hin, inmitten einer Wolke von Bogenspannern und Falkonieren.

Wenn sie befahlen, mußte der Bauer vom Pflug, der Hirt von der Herde weg, um ihnen den Hirsch, den Bären und die Sau zu hetzen.

Dreiunddreißig große Dörfer gehörten zur Burg und standen in unerbittlicher Jagdfron.

Weidlustige Freunde von fern und nah nahmen als Gäste teil an der wilden Weidwerkslust.

Und nun waren schon sechs ihrer eigenen berittenen, jagdlustlechzenden Söhne im Zuge.

Fünf kleinere spielten noch Jagd und Hatz in Haus und Hof. Da ward dem Grafenpaar als zwölftes Kind noch ein Mädchen geboren.

 

Dies zwölfte Kind wurde Rehaug genannt. Denn als es die Augen aufschlug, sah die jagdfrohe Mutter mit Frohlocken, daß diese Augen braun und samten, sanft und scheu waren, genau wie die eines Rehes.

Rehaug wurde ein feines Kind, liebreizend und immer liebreizender anzusehen und zu leiden, je mehr es erwuchs.

Zierlich und fest waren seine zarten Glieder. Schüchtern-zärtlich, und dabei doch unerschrocken und kühn war seine Art.

Unter dem Schall der Hifthörner erzitterte und erglühte es frühe schon vor Lust, genau wie die Buben. Es hatte früh sein eigenes Pferd, es konnte klettern und springen wie das Eichhorn im Wald.

Wald, Wald, Wald, – das war seine Wonne. Alle Vogelstimmen kannte es, jede Blume, jede Schmetterlingsart.

So recht voll Glück und Sonne, voll Scherz und Lachen war sein kleines Herz.

 

Nun war Rehaug sieben Jahre und sollte bald mit dem großen Troß auf die erste Jagd reiten.

Da lag das Kind einst schlank ausgestreckt im Waldgras und hörte dem Brausen des Herbststurmes zu.

Wie war das doch alles so mächtig und herrlich, dies Auf und Ab, Auf und Ab.

Wie liebte das Kind den starken, lauten, brausenden Sturm. Nie war doch ein häßlicher Ton darin, nie ein unreiner Klang!

Unbewußt empfand dies das Kind.

Da zerriß ein schriller, entsetzlicher Wehelaut die Luft. Ein Schrei der Qual, der Rehaug durch Mark und Bein ging, daß sie selbst am liebsten ihrer Pein Luft gemacht hätte in schrillem Schrei.

Jäh sprang sie auf.

Sie wollte zuerst fliehen, aber eine größere Gewalt als die des Abscheues zwang sie, dem mißtönenden Geschrei angespannt zu lauschen, ja, ihm schließlich mitleidig forschend nachzugehen.

Was sie sah, war wohl nur ein alltägliches Bild aus dem Treiben der damaligen Jagd.

Eine starke Hirschkuh befand sich im Kampf mit ihren Verfolgern. Sie stand hochaufgerichtet im ohnmächtigen Fluchtversuch, den sanften Kopf mit dem Ausdruck der wildesten Qual zurückgeworfen.

Ein Dutzend Rüden hingen mit den scharfen Zähnen an ihrem Hals, von dem ein Bach von Blut herniedertropfte.

 

Von dieser Stunde an war Rehaug nicht mehr das frohe Kind. Es war alles anders.

Sie hat viel nachgedacht, viel gefragt, nachdem sie erst sehr lange geschwiegen.

Das meiste verschwieg sie auch jetzt.

Sie ritt mit auf die Jagd, kühn und gewandt, aber voll Schaudern.

Nicht die Lust des Jägers empfand sie, sondern die Not des Wildes.

Sie sah mit den Augen des Rehes. Ihr Herz klopfte mit dem Herzen des flüchtenden Hirsches.

Sie wand sich oft in Qual und Weh, und doch zwang es sie, dabei zu sein, mitzureiten, die Not der Kreatur zu wissen und zu fühlen.

Das Elternpaar freute sich der unerschrockenen kleinen Reiterin.

Halb verlegen, halb überlegen hatten sie die forschenden Fragen des Töchterchens niedergesprochen:

Wild und Wald sei für den Menschen da, und der Bauer für den Herrn.

 

Allein und zu Fuß schlich Rehaug nach den großen Jagdtagen in den Wald.

Sie hatte nicht umsonst die Sehschärfe der Waldkreatur, sie sah und kannte alle Fährten, sie hatte sich genau gemerkt, nach welcher Richtung ein getroffenes Tier entflohen war. Sie erspähte die halbgetrockneten Schweißspuren im dichtesten Moos, im wirrsten Farnkraut.

In seinem Wundbette fand sie das verblutende Reh; sie fand die verwaisten Kitzchen am fiebernden Ruf, denn die Jäger der damaligen Zeit wußten nichts von Schonung, setzten auch zur Zeit der tragenden Mütter und säugenden Jungen die Jagd nicht aus.

Da war Rehaug die kleine Mutter der hungernden Tierwaisen. Sie kam heimlich mit Milch und Brocken, mit Salben und feinem Zeug. Sie kam im harten Winter mit Kastanien und Nüssen, mit Rüben und Korn zu ihren Pfleglingen. Sie lernte verbinden und heilen.

Jahrelang trieb sie es so.

Ihre Eltern ließen sie gewähren. Sie wußten nicht mehr ganz den Ton zu finden zu ihrem still gewordenen, ernsten, wunderlichen Kind.

Die Jagdleidenschaft des Paares nahm nicht ab mit den Jahren, sondern wurde immer wilder und ungebändigter.

Brausende, prunkende Festgelage folgten jedem der tollen Gejaide.

 

Als Rehaug dreizehn Jahre alt war, kam aber all die Herrlichkeit plötzlich zu Fall.

Dreißig Dörfer waren klagbar geworden bei dem Herrscher des Deutschen Reiches gegen den grausamen Jagdgrafen.

Die Härte, der Frevel, mit denen er auf Kosten seiner Hörigen das Weidwerk betrieb, überstiegen alles Maß.

Der Feldbau verwahrloste, das Bauernvieh verdarb, Hunger und Not war in den Hütten, und der Jagdgraf sah es nicht.

Ueber Kirchhöfe war die wilde Jagd dahingejagt, Begräbnisse störend, Kinder hatte sie niedergeritten, Greise überrannt, mitten in der Andacht heiliger Feste war sie durch die neuen Christuskirchen dröhnend hindurchgeprescht.

Der Kaiser sollte Recht sprechen.

Weil der Kläger so viele und so einmütig zeugende waren, ließ der den Angeklagten samt seiner ganzen Sippe durch strengen Befehl zu sich an den Hof entbieten.

Der Jagdgraf mit seiner Gemahlin, seinen elf Söhnen und seiner Tochter kam. Mit geringem Gefolge und doch in sich selber voll um so größerer Macht und Pracht ritten sie alle in den Schloßhof.

Großmächtig in seinem gewaltigen Trotz und seiner Körperstärke stand das Grafenpaar, von den zwölf prachtvollen Kindern umgeben, inmitten von Hofstaat und Hofgesinde vor dem kaiserlichen Thron.

Dem Kaiser schlug das Herz hoch vor heimlichem Gefallen.

Hand in Hand stand das reckenhafte Paar. Des Mannes mächtige Augen blitzten wie blaue Edelsteine. Wie Flammen schlug der stolzen Frau das feuerfarbene Haar aus der weißen Stirn den Rücken herunter.

Schwer ward es dem kaiserlichen Herrn, den im voraus gegen die Beklagten vorhandenen Unmut jetzt aus seines Herzens Tiefe zutage zu fördern.

Bestand er doch selber aus lauter Stolz und Kraft, und liebte er doch selber die Jagd fast wie sein Leben.

Eine Lust sei es gewesen, erzählt sein Geschichtsschreiber, – denn der Kaiser muß ja doch Karl der Große gewesen sein! – ihn am Morgen zur Jagd ausreiten zu sehen.

»Es ist früher Morgen. Die Rosse scharren und wiehern vor dem Palast. Karl tritt heraus, mit ihm sein Jagdgefolge. Ueber die Stirn der Königin leuchtet das goldene Diadem. Hinter den Beiden her reiten die Schwestern, alle verschieden, aber alle gleich kostbar geschmückt, mit Hermelin und Purpurseide, mit Perlen und edlen Steinen, mit Goldfäden im freiwallenden Mädchenhaar.

Durch das geöffnete Tor sprengt der Zug dahin. Hörnerklang erfüllt die Flur.

Nach der Jagd wird an der Quelle gegessen und getrunken, wo ein prächtiges Zeltlager aufgeschlagen ist. Die Diener schaffen die erlegten Eber heim, und fröhliche Geselligkeit beendet den Tag.«

 

Als ein solcher Jagdfreund nahm der Kaiser auch in seinem Herzen zunächst für die Beklagten lebhaft Partei. Aber Recht mußte Recht bleiben!

Und Recht ging allen anderen Regungen vor.

Nie durfte er willkürliche Landverwüstungen dulden, nie, daß der Wohlstand des Bauernstandes zugrunde getrampelt wurde vom Hochmut der Herrenleute.

Er wollte dem Grafen gar wohl und versuchte, die Kläger, die durch zehn mächtige Bauern vertreten waren, zum Nachgeben zu zwingen.

Die jedoch blieben hartnäckig bei ihrer Anklage, und der Edelgeborene gab stolz und verachtungsvoll, ohne sich mit einem Wort zu verteidigen, alles zu, was sie gegen ihn vorbrachten.

So blieb nur eine Schlußfolge, da Gefängnis und Tod ausgeschlossen war, wie des Kaisers Wille es beim ersten Anblick der edlen Herrengestalten von vornherein beschlossen hatte – – –: Landesverweisung, Verstoßung in die Fremde, in die Elende.

Das war immer noch eine so grausame Strafe, daß des Kaisers ganze Menschlichkeit sich dagegen aufbäumte.

Wer in die Elende verbannt wurde, nahm kein Gut mit, keinen Deut seiner Habe, durfte nie wieder heimkehren zum heimischen Herd.

Schutz-, recht- und besitzlos hätten die beiden Vornehmen mit ihren Kindern über die Landesgrenze ins Ungewisse, Unbekannte wandern müssen.

Dagegen krampfte sich des Kaisers Herz.

Und er fand einen Ausweg in folgender Gestalt.

 

Von den Klägern selber sollte die Lossprechung kommen.

Erbarmende Fürbitte sollte von ihnen und ihren Angehörigen eingeholt werden.

Der Kaiser erließ folgendes Machtwort:

Eines von des Grafen stolzem Kinderdutzend sollte sich in die Heimat begeben, während das Grafenpaar bei halbstrenger Gefangenhaltung am Hof in Gewahrsam blieb.

Dieser Sendbote sollte Fürsprache einholen.

Fänden sich dreißig und dazu noch drei, die für den Grafen bäten, so sollte ihm verziehen sein. Das Los sollte unter den Grafenkindern entscheiden, wer da ziehen sollte.

Ehe es aber geworfen ward, stand Rehaug schon mit kühner Bitte vor des Kaisers Thron.

Sie wollte ziehen. Sie wußte, was sie sagen wollte, sie wußte, wie sie die Herzen wohl gewinnen könnte.

So sicher und bescheiden bat sie, daß der Kaiser ihr die Bitte gern gewährte, gar fröhlich im Sinn. In jedem Dorfe einer würde sich für diese Edlen doch finden.

Er sah nicht, wie Mann und Frau sich nach aufgehobener Verhandlung noch fester an den Händen faßten.

Sehr stolz, ganz hoffnungslos blickten sie einander an. Sie hatten an keinen in Mitleid gedacht, nun würde auch keiner in Mitleid ihrer gedenken.

 

Rehaug aber ritt auf ihrem weißen Pferde ganz mutig und wohlgemut in die Heimat zurück.

Was sie den Bauern sagen wollte, hatte sie ihrem eigenen Herzen so oft gesagt, daß es ihr nicht fehlen konnte.

Seit ihr damals die Augen aufgegangen waren, hatte sie ihre Eltern ohne Unterlaß im stillen Herzen verteidigt, alles zum besten gewandt.

Sie waren ja gut, sie waren nur so stark und so froh, so wild, so wild! Sie waren voll herrlicher Güte gegen ihre Kinder, und es hätte ihnen nur jemand sagen müssen, daß die Hörigen ihrer Dörfer auch ihre Kinder wären.

Bisher hatte Rehaug sich's nicht gewagt, aber nun würde ja alles anders werden.

Sie hatten es Rehaug mit einem freilich hoffnungslosen Lächeln beim Abschied versprochen, wenn sie je wieder heimkämen, sollte es so sein.

Rehaug ritt Tage und Nächte, einen Tag weniger als auf dem Hinwege.

Ihr todmüdes Schimmelchen führte sie in den Stall.

Dann ging sie selbst ihren Bittweg, von einem Dorf ins andere.

 

Es hat keiner ihren Bitten Gehör gegeben. Seit über zwanzig Jahren hatte sich der harte Zorn angestaut.

Die Bauern blieben hart wie Stein. Keiner glaubte an bessere Zukunft.

Rehaug kam auf die verlassene Burg zurück.

Was tun?

 

Ihr Pferd hatte sich die Hufe blutig gelaufen, sie konnte es nicht zum Rückritte gebrauchen.

Es war auch kein anderes Pferd mehr auf der Burg, da sie ja zu vierzehn hinausgeritten waren.

So machte sich Rehaug zu Fuß auf den Weg.

Heimlich schlich sie aus der Burg, damit es niemandem vom Gesinde einfiele, sie zu geleiten.

Allein wollte sie wandern nach der Kaiserpfalz.

War's ihr doch, als ginge sie in den Tod, da sie gezwungen war, den liebsten Menschen das grausame Nein zu überbringen.

Nicht einer! Nicht einer!

Und wie hatte sie gefleht!

Schweren, müden Schrittes, gesenkten Hauptes, schauernd vor den Rätseln und Schmerzen der Welt, ging sie hin durch den einsamen hohen Wald, der Sonne nach.

Da weckte eine leise, sanfte Berührung sie auf aus ihrem trostlosen Sinn.

Ein Reh war's.

Ein Reh rieb das Gehörnchen sanft an ihrem Arm.

Auf dem weichen Moosboden schien es schon eine ganze Weile neben ihr hergegangen zu sein.

Zutraulich blieb es nun an ihrer Rechten.

Da, o holde Freude, auch zu ihrer Linken schritt im nächsten Augenblicke ein bräunliches Reh.

Es berührte ihr die Hand mit dem kühlen Schnäuzchen, genau wie zum Gruß.

Und freilich, sie kannte es ja auch. Da war noch die lange Narbe am Hals, über die das feine Fell nicht wieder wachsen wollte.

Ein Rüdenzahn hatte sie geschlitzt, und Rehaug hatte sie geheilt.

Nie hatte Rehaug das Tier seitdem wiedergesehen.

O sieh doch, siehe, es brachte zwei Kitzlein mit!

Da! noch ein Reh!

Leise wie Schatten traten noch zwei zwischen den Stämmen der uralten Bäume vor und schmiegten sich an das traurige Kind, als ob sie um seine Schmerzen wüßten.

Ein mächtiger Hirsch brach durch das Eichengestrüpp und fügte sich in den Zug.

Er stieß einen trompetenden Laut aus. Da nahte noch ein zweiter Hirsch, noch ein dritter.

Die Herren des Waldes maßen sich, als hätten sie eigentlich anderes zu tun als miteinander zu wandern. Aber gelassen folgten sie Rehaug.

Und von allen Seiten des Waldes zog der Zug der Tiere immer mehr und mehr andere Tiere an.

Rehaug wußte nicht, wie ihr geschah.

Wollten die Tiere des Waldes, die sie geschützt und gehegt hatte, sie trösten in ihrer großen Not?

 

Der Türmer hatte es erspäht, und es hatte sich wie Lauffeuer am Hofe des Kaisers verbreitet:

Die Grafentochter sei in demselben purpurnen Linnengewand und demselben blauen Haupttuch, in dem sie ausgezogen, von weitem deutlich auf ihrem weißen Tier zu erblicken, und es schreite ein langer Zug hinter ihr her, der in der Entfernung unter den Bäumen noch nicht genau zu unterscheiden sei.

Da wurde die große Hofversammlung wieder zusammengerufen im Königssaal. Das gefangene Grafenpaar mit den elf Söhnen wurde aus seiner leichten Haft entlassen. Der Kaiser saß, der neuen Entscheidung gewärtig, auf seinem Thron.

Noch einmal stieß der Türmer ins Horn.

 

Ja, Rehaug war's wirklich! Rehaug kam!

Nur nicht von ihrem Schimmel, sondern von einer milchweißen Hirschkuh sprang sie herab vor den Toren der Pfalz, und die Fürbitter, die die Grafentochter in den Saal begleiteten, waren, wie die Versammlung staunend erkannte, nicht Menschen. Nein, Hirsche und Rehe waren's, Hase und Häsin, Fuchs und Fähe, der Eber und die Bache mit ihren Frischlingen, Reiher, Trappe und Auerhahn.

Ein Tumult von Stimmen erhob sich, und die Tiere waren, so heißt es, auch nicht stumm.

Sie drängten sich um Rehaug her, und so stand Rehaug wieder, kühn und stumm, die Augen voll heißer Bitte, inmitten ihrer Getreuen vor dem in seiner Herrlichkeit thronenden Herrscher. Der sah groß und froh voll Gnade auf sie nieder.

 

Ja, dreißig und noch drei sind es gewesen, die mit Rehaug in die Kaiserpfalz gezogen sind.

Es wurde genau gezählt. Denn Recht war Recht. Aber es stimmte. Und so galt es auch. Der Kaiser befahl es. Es sollte gelten!

 

Mit kaiserlichem Handschlag voll Gnaden und in besonderer Huld wurde das Grafenpaar mit seinen Zwölfen in die Heimat entlassen. Alle auf ihren schönen Pferden. Nur Rehaug auch jetzt wieder auf ihrer weißen Hinde, dem Zug voran.

Die fürbittenden Tiere haben ihn beschlossen.

Bis der hohe Wald sich auftat und sie, eins nach dem andern, sich darin verloren.


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