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Mittel, Kinder dumm zu machen

I.

Gib ihnen derbe Maulschellen, wenn sie etwas versehen!

In einem gewissen Hause war die gewöhnliche Strafe, die für jedes Versehen der Kinder bestimmt war, ein paar tüchtige Maulschellen. Wenn Kaspar oder Georg etwas nicht nach der Eltern Willen machten, so war die gewöhnliche Drohung: Wart', ich will dir ein paar ins Gefräße geben, daß dir Hören und Sehen vergehen soll.

Und bei dieser Drohung blieb es nicht, sie wurde täglich, wenigstens einigemal, so nachdrücklich in Erfüllung gesetzt, daß die Kinder oft etliche Minuten wie betäubt dastanden, besonders wenn der Vater über sie kam. Denn da dieser nervige Arme und kraftvolle Hände hatte, so schlug er damit die Kinder so stark auf die Köpfe, daß sie oft vor ihm umhertaumelten.

Durch diese heftige Erschütterung wurde nach und nach das ganze Gehirn in Unordnung gebracht. Kaspar und Georg wurden die größten Dummköpfe. Die Augen starrten geradeweg, und der Mund stand ihnen fast immer offen. Von mutwilligen Leuten wurden sie beständig mißhandelt, die sich um die Wette bemühten, ihnen die ungereimtesten Erzählungen glaubhaft zu machen, und sich alsdann daran belustigten, wenn diese auf das zuversichtlichste nacherzählten, daß der Türke Konstantinopel weggenommen, oder Meister Friedrich einen Kobold im Springeisen gefangen habe.

Wer nun seinen Gefallen an Dummköpfen hat, der beliebe seine Kinder auf diese Art zu erziehen; er wird davon gute Wirkung spüren. Probatum est. Lat: Es ist bewährt.


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