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I. Das Leben Salzmanns

In Sömmerda bei Erfurt kündet nahe der Kirche ein Denkmal davon, daß hier am 1. Juni 1744 Christian Gotthilf Salzmann als Sohn eines Predigers geboren ist. 12 Jahre hat er in der kleinen thüringischen Stadt eine glückliche Jugend verlebt. Vater und Mutter fanden in der Erziehung ihrer Kinder ihr bestes Glück. Die Mutter brachte ihm im 5. Lebensjahre nach der damals üblichen Buchstabiermethode das Lesen bei; der Vater begann wenig später mit dem lateinischen Sprachunterricht. In diesem frühen Alter lernt Salzmann nach seinem eigenen Zeugnis das Latein mit eben dem Vergnügen und der Leichtigkeit wie vorher die Verschen aus dem ABC-Buche. Als er später in die Ortsschule eintritt, ist er seinen Mitschülern in allen geistigen Dingen weit voraus; dagegen fühlt er sich beschämt, daß er an Körperkraft an körperlicher Gewandtheit weit hinter ihnen zurücksteht. Das erscheint ihm schon jetzt als ein schwerer Mangel seiner Erziehung; er wird diese Erfahrung nicht vergessen. Der traurige Religionsunterricht in Kirche und Schule, den Salzmann erlebt, wird für ihn später der Anlaß werden, sich mit der Methodik des Religionsunterrichts besonders eingehend zu beschäftigen. »In der Schule« sagte er, »wurde eigentlich gar kein Religionsunterricht erteilt; denn das Auswendiglernen von Sprüchen ohne alle Erklärung kann doch nicht Religionsunterricht heißen«. Nie wird er vergessen, daß er manche Stellen aus Bibel und Gesangbuch, die nach Sprache und Inhalt ganz unkindlich waren und ohne jede Erklärung auswendig gelernt werden mußten, ganz falsch verstand. So hatte er aus dem alten Erfurter Gesangbuch die Stelle lernen müssen: »Den alten Menschen kränke, daß er neu leben mag«. Als nun die alte, von ihm sehr geliebte Großmutter eines Tages ruhig an ihrem Spinnrade saß, trat Gotthilf, mit einer Rute bewaffnet, in die Stube und begann sie zu schlagen. Der erschrockene Vater riß ihm die Rute aus der Hand und fragte entrüstet: »Wie kannst du deine gute Großmutter schlagen?« Der Knabe erwiderte gelassen: »Es steht ja im Gesangbuche. Ich habe die Großmutter gekränkt, damit sie neu leben soll.« 1756 kommt Salzmann auf das Gymnasium in Langensalza, dem er einen Teil seiner recht gründlichen Bildung verdankt. Da Salzmanns Vater inzwischen nach Erfurt versetzt ist, nimmt er schon nach 2 Jahren seinen Sohn wieder zu sich, der jetzt durch Privatunterricht und durch den Besuch einiger Vorlesungen auf der damals noch bestehenden Erfurter Universität seine Schulbildung zum Abschluß bringt. Mit 17 Jahren bezieht Salzmann dann als Student der Theologie die Universität in Jena. Von dem geräuschvollen und oft rohen studentischen Treiben jener Zeiten hält sich Salzmann zurück; seine Erholung sucht er in der Natur. Seine Freude an der Natur wird hier in der reizvollen Umgebung Jenas neu belebt, und es erwacht in ihm die Vorliebe für die Naturwissenschaften. »Die innige Freude, welche bei meinen Spaziergängen durch das Rauhtal (bei Jena) sich regte und zu genauerer Betrachtung und Beobachtung der mich umgebenden Naturgegenstände hinleitete, war mir bis dahin unbekannt geblieben.« Eine Sammlung inländischer Schmetterlinge und anderer Insekten, die er damals anlegte, wurde die erste Grundlage zu dem Naturalienkabinett in Schnepfental.

Nach dreijährigem Studium kehrte Salzmann in das Elternhaus zurück. Bis zu seiner Einberufung ins Pfarramt 1768 arbeitet er hier weiter an seiner Bildung, unterstützt seinen Vater in seinen Amtsgeschäften und unterrichtet seine jüngeren Brüder.


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