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Der Feldmarschall.

Laut in Franzila der Jubel
Schallt' aus Cronstedts Lagerrunde;
Von dem Sieg bei Siikajoki
Kam am Abend her die Kunde.
Und man trank in weiten Kreisen
Für sein Vaterland, das hehre,
Für des Glückes ersten Schimmer,
Für die eingelöste Ehre.

Zwei berühmte Veteranen,
Obristlieutnants alle beide,
Alter Christjernin und Lode
Saßen hier beisammen heute.
Ihnen gleich, an ihrer Seite
Aminoff sein Haupt erhebet,
Und ein Kreis von jüngern Kämpfern
Diese fröhlich hier umgebet.

Und man plauderte beim Glase,
Redte frei und unverlegen;
Keiner braucht' in solchem Kreise
Band auf seine Zunge legen;
Alle Schwächen des Befehles
Konnte ungerügt man klandern,
Und von Namen, die man nannte,
Klang des Marschalls unter Andern.

Aflecht der voran im Kampfe
Schloß bei Rewolaks sein Leben,
Redet munter: »Hoch für Klingspor!
Brüder, er sich ändert eben,
Lustig wird es sein zu sehen
Wie die Stirn er hoch jetzt traget;
Durch das Land er hat getrabet,
Endlich nun zu stehen waget«.

Ihn der Adjutanten einer,
Lieutnant Reiher, unterbrochen:
»Wer es sagt, daß Klingspor stehn bleibt,
Hat verdammt verrückt gesprochen,
Adlercreutz es war und Herzen,
Die uns aus der Schandeck' zogen;
Der Feldmarschall wie gewöhnlich,
War zum Teufel längst geflogen«.

Major Furumark sich äußert:
»Es der König war der fehlte,
Der in Gnaden in dem Spiele
Diesen lump'gen Trumf erwählte«.
Ladau spricht: »Du bist verwerflich
Unsers Marschalls Werth zu messen,
Du das Herz hast, er den Magen,
Du kannst sterben, er nur essen«.

Ehrnroth sprach: »laßt uns bedenken,
Wo er glänzt' in seinen Tagen;
Es ist nicht in Magazinen
Daß man lernt der Ehre Fragen.
Klingspors Heldenbahn ihm wies der
Kommisariaten-schlüssel,
Ist's ein Wunder, daß er liebet
Nicht den Streit jetzt, nur die Schüssel?«

Tigerstedt, der finn'sche Junge,
Der in Aflechts Spur sich wagte,
Biß die Zähne hart zusammen
Und brach aus in Gram und sagte:
»Das ist wahr, er ist ein Fremdling,
Ist nicht unsern Au'n entsprungen,
Er versteht nicht unsre Sitten,
Nicht die Sprache unsrer Zungen;

Doch dies Land mit Scheer' und Inseln,
Unser Land hat er gesehen,
Sah, wie wir, von unsern Bergen
Diese tausend, tausend Seen.
Ohne Gott und ohne Liebe
Man den Menschen nennen sollte,
Der entzückt nicht bis zum Tode
Dieses Land vertheid'gen wollte«.

Christjernin sah auf zu Lode:
»Hörst du, Bruder, wohl die Jungen?
Klingspor wieder wie gewöhnlich
Ward zum Ziele ihrer Zungen.
Glücklich mögen wir uns preisen,
Wenn wir fallen, wenn wir sterben;
Das ist anders, als hier unsers
Armen Marschalls Loos zu erben«.

Alter Lode, barsch zu schauen,
Bei den Reden still gesessen;
Nun ward roth er im Gesichte,
Richtet stolz sich auf indessen;
Leert sein Glas bis auf die Neige,
Stellt es auf den Tisch gar kräftig,
Und den Hut unter dem Arme,
Nahm das Wort er bös' und heftig.

»Fort ich geh' aus dieser Gilde,
Andern möcht's hier wohlbekommen.
Klingspor hört man immer klandern,
Wo sie nur beisammen kommen.
Der Feldmarschall, der Feldmarschall,
Andres giebt's nicht zu berühren;
Schande ist's daß tapfre Männer
Solchen Mann im Munde führen.«


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