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Lieutnant Zidén.

Es war der tapfre Lieutnant Zidén,
Der hatt' eine eigne Sitt',
Allein er wollt' vor der Fronte gehn:
»Vorwärts meine Wasajungen,
Nun gilt es! nun folget mit«.

Voran wollt' er gehn in jeder Gefahr,
Sein Volk sollt' bleiben ihm nah'.
Gott gnade dem, der hier langsam war,
Sobald der Lieutnant gerufen:
Vorwärts, ihr Männer, Hurrah!

Auf eigene Art er unterwies
Die kleine, muthige Schaar,
Ertrug nicht Poßen und Exercice:
»Dicht nach auf den Fersen, Bursche!«
Sein Aufbruchs-signal es war.

Und vorwärts sah er, zurück er nicht sah,
Als so er sucht die Gefahr,
Wie dicht auf der Spur sein Trupp war da,
Dies hatte er selten bemerkt,
Bis mitten im Kampf' er war.

Erst als des Feindes Schaar er ereilt
Zu schlagen anfing und hau'n,
Er sah sich um, wie flink sie geeilt,
Die lieben Wasajungen,
Wie nah' sie waren zu schaun.

Und traf's sich dann, daß er bei sich schaut
Sein ganz Commando hier.
Da war es herrlich, da schrie er laut:
»Hurrah! das war flink Manövre,
Jetzt sind wir Herren wir!«

Doch ging sein Trupp, wenn er selbst gerannt,
Und kam er vor ihm zum Schlag;
»Gott sich erbarme, solch eine Schand'!
Nun sind sie gegangen wie Kröten,
Nun blieben sie wiederum nach«.

Ihm folgte, als erst der Krieg fing an,
Ein Haufen von funfzig Mann,
Allmählig doch die Zahl zerrann,
Nur zwanzig Wasajungen
Führt jetzt im Heer er an.

Doch ob mit mehr oder wen'ger hier,
D'rauf pflegte er nicht zu sehn,
Er folgte der alten Kriegsmanier:
»Dicht nach auf den Fersen, Bursche,
Nun gilt's zu eilen, laßt's gehn!«

Es war im Kampf bei der Wirta Brück',
Da ward dem Helden sein Grab,
Da kam es an auf den Augenblick,
Fahlander, Malm und Duncker
Sie sprengten zum Ufer hinab.

Dort stand Tutschkoff mit eintausend Mann,
Ihr Corps mocht' sechshundert sein.
»In drei Kolonnen wir rücken an«,
Schrie laut Obrist Fahlander,
»Wer kommt zuerst von den drei'n?«

Die Worte hörte Lieutenant Zidén,
Potz tausend, das merkte man!
»Vorwärts«, so rief er, »nun gilts zu gehn
Hurrah, meine Wasajungen,
Laßt sehen wer laufen kann!«

Es war gewiß nicht die erste Weil'
Er so ermuntert die Leut',
Doch nie noch hatte in solcher Eil',
So blind er jemals gestürmet
Dem Feind entgegen, als heut'.

Eh' irgend Einer drauf los noch haut,
Drei tiefe Wunden er spürt;
Da bricht ihm die Kraft, zurück er schaut,
Schaut welche Hülfe er hatte,
Wie tapfer die Bursche marschirt.

Er sank zur Erde, er sah und sah;
Es war wie verzaubert, nein!
Sein alter Korp'ral ihm zur Seite lag,
Sein einziger Wasajunge,
Wo konnten die Andern sein?

Es kam die Kolonne, sie kam ganz nah',
Sein Blick sich heftet an ihr:
»Mein Volk wird sich finden im Haufen da?«
Vergebens, er sah nicht einen,
Der Langmuth verließ ihn hier.

»Jetzt kommen die Andern siegend gerannt,
Die Meinigen nirgends ich sah;
Gott sich erbarme, solch eine Schand'!
Nun sind sie gegangen wie Kröten,
Nun blieben sie wiederum nach.«

Dies hörte sein alter Korporal,
Schlug sterbend sein Auge auf:
»Halt ein, Herr Lieutenant, die Red' diesmal,
Nicht ziemt's von Schande zu sprechen,
Euch folgte ein tapferer Hauf«.

»Gott geb's daß Alle, wie wir, rückten an,
Dann würd' nicht so Mancher beweint;
Nun sind wir gefallen zum letzten Mann,
Denn voran war der Wasahaufen,
Und Feuer auf uns gab der Feind.«

»Ihr saht Herr Lieut'nant, zurück nicht mehr,
Nachdem Ihr gerufen voran;
Wir hörten den Ruf, und folgten hierher,
Und zurück blieb keiner bevor
Er fiel auf der Ehre Bahn.«

Da erhob der Lieut'nant nochmals den Arm,
Wo er saß auf dem Sande im Blut,
Es strahlt sein Antlitz, die Brust noch warm
Stieg hoch in der Todesstunde,
Er schwenkt den verschlissenen Hut:

»Und fielen vor edlen Wunden sie nur,
Eh' jemand ereilte sie hier;
Und waren sie vorn in des Lieut'nants Spur?
Hurrah, das war flink Manövre,
Nun sterben wie Herren wir!«


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