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Jus primae noctis.

Es war drei Tage später.

Die zur Vermählung der schönen Herrin der Quinta de los dias entretenidos, der Villa der angenehmen Tage, bestimmte neunte Stunde des Abends nahte heran. Vor der Veranda des weitläufigen Hauses waren von den Soldaten, von den Vaqueros, Peonas und schwarzen Sklaven der großen Estancia Ehrenpforten, geschmückt mit den köstlichen Manioks, den Suchils und hundert andern der lieblichen wilden Blumen dieser Zone errichtet, und hohe Mastbäume, von deren Spitzen die blau-weiße Flagge von Buenos-Ayres und die roten Bänder der Liberalos wehten.

Zwischen diesen Bäumen und Bogen und den Säulen der offenen Veranda hingen Guirlanden bunter Papierlaternen, des Beginns der Erleuchtung harrend; große Haufen gefällter Pfirsichbäume, des kostbaren Brennstoffes dieses Landes lagen aufgeschichtet, um mit ihren Flammen zur Erleuchtung zu dienen und die Mosquitos abzuhalten. Eines dieser Feuer brannte bereits in der Mitte der weiten, von hohen Kastanienbäumen umgebenen Piazza, die sich vor dem Hauptgebäude den leichten Abhang hinabdehnte, während hinter dem Hause, durch Opuntienkaktushecken verbunden und eingezäunt, sich die Wirtschaftsgebäude, die Ställe und die Hütten der Diener und Sklaven hinzogen. An seiner Flamme wurde an einem Pfahl von Eisenholz ein ganzer Ochse zum großen Vergnügen der umhertanzenden und das Feuer schürenden Neger gebraten; denn heute an dem Festtag ruhte die Peitsche des Aufsehers, und die Aussicht auf die unbeschränkte Mahlzeit und der Tanz hielt ihre unermüdlichen Beine und Zungen in Bewegung. Die Frauen, mit ihren kleinen Kindern rittlings auf der Hüfte, und die Schar der größeren, die sich mit den zahlreichen Hunden der Estancia balgten, durch Geschrei und Schläge in Ordnung haltend, kochten und buken in großen Töpfen und Pfannen den Reis oder mit Öl und Hammelfett gesättigte Maiskuchen. In großen Kreisen lagerten die Vaqueros und Peons, die Hirten und Diener des Guts, die Saltadores und Matadores, die Arbeiter der großen Schlächtereien, umher, ebenso zahlreiche Gauchos und Milizsoldaten, trinkend und spielend. Der Maté, der berauschende Paraguaythee, aus Kürbisschalen massenweise getrunken, die Cana, Rum, Arak und Mesral, Branntwein aus den Wurzeln der Aloe. die in großen Kalebassen für den allgemeinen Gebrauch umherstanden, hatten bereits ihre Wirkung gethan; außerdem herrschte seit dem Pamperos noch immer jene ihm vorangehende oder nachfolgende eigentümliche Schwüle der Luft, die auf die Nerven der Eingeborenen einen so merkwürdigen Einfluß übt, ihre Leidenschaftlichkeit bis zum höchsten Grade steigernd, so daß unter ihrer Herrschaft Blutthaten und wilde Ausbrüche des Zorns überaus häufig sind.

Das Bild, das die Piazza unter diesen Umständen darbot, war ein äußerst buntes und bewegtes. An die Stämme der umliegenden Bäume gebunden, standen einige Pferde der Gauchos, deren etwa an hundert auf dem weiten Platz zerstreut sein mochten, während die meisten in dem Korral oder umzäumten Platz hinter der Villa untergebracht waren. Die Mehrzahl der wilden Reiter, in ihrer malerischen Landestracht, den weiten weißen, nach unten zu mit Franzen besetzten Hosen, dem um die Schenkel gewundenen, grellgefärbten Zeugstück, das um den Leib von einem Gürtel festgehalten wird, und den Poncho in leuchtenden Farben über der Schulter, den Kopf mit herabhängendem Hut oder der roten spitzen Mütze bedeckt, war eifrig mit dem Spiel beschäftigt, dem die Bewohner des spanischen Amerika leidenschaftlich ergeben sind. Von Zeit zu Zeit unterbrach ein wilder Fluch oder kurzer Streit die espàda, malilla oder das basto und monte, Kartenspiele, von denen namentlich das letztere, ein Hazardspiel, beliebt ist. zornige Augen glühten, Messer blinkten, bis sich andere dazwischen warfen, oder ein Kabo Wachtmeister. mit schweren Strafen die Streitsüchtigen bedrohte. Andere tanzten nach dem Klange einer Mandoline mit den ländlichen Chinas, Grisetten. die so kokett den seidenen Rebozo um Kopf und Schultern zu schlingen wissen.

Müßig auf den Ellbogen gestützt, die Cigarette von Maisstroh rauchend, schaut eine Gruppe hier dem Tanze zu, einige Schwarze trippeln vergnügt dahinter von einem Bein aufs andere und kichern vor Vergnügen wie Tolle; bescheiden und ängstlich besorgt, keinem der »Señores« zu nahe zu kommen, stiehlt sich einer jener armen Rasse, der ursprünglichen Besitzer des Landes, der verachteten Indios manos, Zahme Indianer – solche, die unter den Weißen als Arbeiter leben, im Gegensatz zu den Indios bravos, den wilden freien Stämmen, der Pampas und der Sierra. durch das Gewühl, selbst von dem Neger verächtlich über die Achsel angesehen, um das kleine Häuflein der Seinen zu erreichen, die dort am Ende des Platzes unter den hohen Blütenstengeln der Agaven ihre Mascada Wörtlich: Kauen. halten, indem sie mit tierischer Gefräßigkeit den Teig aus Zucker, Wasser und den fortgeschütteten Yerbablättern kauen, aus denen die weißen Männer ihren Maté bereitet haben, und der ihr Lieblingsgenuß ist.

La-Muerte, trotz seiner schwarzen Farbe eine angesehene Person als Majordomo und Liebling der Haciendera, streicht umher, überall zum Trinken und zur Lust ermunternd, die Haussklaven anhaltend, Getränke und Speisen herbeizuschaffen, und sich mit komischer Würde das Ansehen als Ordner und Leiter des Festes gebend.

Das Fest scheint dem Schwarzen viel Kopfzerbrechen und nicht wenig Sorge zu verursachen; denn bei all seinem Bemühen, den Cavalleiros vom Sattel und Lasso gegenüber die Honneurs des Hauses in würdiger Weise und dem Rang und Reichtum seiner Gebieterin entsprechend zu machen, kann er doch eine gewisse Unruhe nicht verbergen.

Seit dem Abend am Meeresstrande hat sich Aniella Crousa zurückgezogen in ihren Gemächern gehalten. Statt, wie sonst, mit der Ungebundenheit und Freiheit eines jungen Füllens über Hügel und Ebene zu schweifen, hatte sie die Quinta seit jenem Abenteuer nicht verlassen, und wenn er ihr zufällig in seinem Hausdienst begegnete, erschien sie ihm zerstreut und nachdenkend, ja, die Fragen, die er ihr über das zu bereitende Hochzeitsfest that, schien sie mit offenbarem Widerwillen zu beantworten, während sie bisher die Verheiratung als eine gleichgültige, einmal fest bestimmte Sache behandelt hatte.

Nur als ihr alter Hüter und Vertrauter ihr mitteilte, daß ihr Gast und Milchbruder Manuelo mit den Unidados verschwunden sei, und in seiner aphoristischen Weise ihr die Meinung andeutete, daß der Gambusino sich den Verteidigern seines Landes gegen die Liberalos angeschlossen habe und vielleicht gar feindliche Absichten gegen die Quinta unterstützen könne, funkelten ihre Augen, und sie wandte sich ohne Antwort ab.

Am Morgen war der Oberst de Gondra von Buenos-Ayres zurückgekehrt, und mit der Gewalt, die er in dem Hause übte, das er bereits als das seine betrachtete, hatte er die Befehle erteilt, sofort die getroffenen Vorbereitungen zu vollenden, damit die Hochzeitsfeier noch an demselben Abend erfolgen könne. Seitdem hatte La-Muerte die Señorita nicht wieder gesehen und alle Hände voll mit der Ausführung der ihm obliegenden Geschäfte zu thun.

Während er so hin und her durch die Gruppe der Spielenden, Tanzenden und Trinkenden ging, rollte sein Auge häufig über den Kreis des in die aufsteigenden Abendnebel versinkenden Horizonts, gleich als erwarte er irgend ein Ereignis. Seine lange Lanze lehnte am Eingang des Korrero, in dem sich die Pferde der Gauchos befanden, und wie zufällig hatte er eine Gruppe der ältesten Vaqueros der Estancia dahin zu postieren gewußt, mit denen er sich häufig angelegentlich unterhielt. Bald wieder schaute er nach den Gemächern der Quinta zurück, durch deren geöffnete Jalousieen bereits der Strahl von hundert Kerzen leuchtete.

»Gott segne Deine schwarzes Gesicht, Tio Oheim! Eine Lieblingsansprache. Muerte,« sagte einer der Gaucho, als der Neger an der Spielergruppe vorüberging, »aber caramba! ich meine, es wäre Zeit, daß wir die Feuer ansteckten und uns bereit hielten, auf den Ruf der Glocke in der Kapelle uns einzustellen. Ich hoffe, Du hast mir einen guten Platz bestimmt, von dem ich alles sehen kann.«

»Der Padre sein seit einer Stunde dort, Massa Ruperto,« brummte der Schwarze; »aber tiefe Koronel und seine Alferez Oberst und Leutnants. sein so vertieft in ihr Spiel, taß sie die Hochzeit kanz vergessen.«

» Quien sabe? Unser Koronel ist ein Teufelskerl,« lachte der Gaucho, »und ich glaube, daß Dein Täubchen die Zeit nicht erwarten kann. Ja, ja, Camisas de Britaña, y maridos de España! »Hemden von englischer Leinwand und Ehemänner aus Spanien!« ein beliebtes Sprichwort. Das reinste Blut ist in seinen Adern, er könnte ein Conde Graf. in dem alten Lande sein, wenn er nicht vorzöge, ein freier Porteños Sprich Portenjos, Portenjas: Bewohner von Buenos-Ayres. zu bleiben. Aber zehn Dutzend Teufel bringen ihn nicht fort, wenn er beim Monte sitzt. Nun, füll' einstweilen die Calebasse noch einmal mit Mescal; wir wollen auf die Gesundheit der Braut trinken, so lange sie noch Jungfer ist!«

Der Neger schaute unwillig die Spötter von der Seite an und setzte seinen Weg fort. In der That war die Stunde bereits verstrichen, die zur Einsegnung des Paares angesetzt war, und der Priester harrte schon lange mit den beiden schwarzen Knaben, die er zum Meßdienst in die Chorröcke gesteckt hatte, in der Hauskapelle, wie eine solche in jeder Quinta und größeren Hacienda vorhanden ist.

In dem Augenblick, als der schwarze Majordomus an der Gruppe der Indianos-manos vorüberging, berührte eine Hand die seine, und als er zur Seite schaute, erblickte er einen Jungen in der zerlumpten Tracht der Peons, der ihn unter seinem zerrissenen Strohhut mit schlauem Blinzeln ansah und zur Seite winkte.

Ein einziger Blick genügte, um den Schwarzen den französischen Knaben wiedererkennen zu lassen, der sich unter der Bemannung der Barke befunden, und schnell besonnen, ohne ein Zeichen des Wiedererkennens zu geben, schritt er ihm voraus außerhalb des Lichtkreises des Feuers in den Schatten eines der riesigen Kastanienbäume, welche den Platz umgaben.


Der Saal oder die Halle, in der sich der Bräutigam mit seiner Gesellschaft befand, und deren Fenster bis auf den Boden der Veranda gingen, die vor der ganzen Front des Hauses entlang lief, bot ein ebenso buntes und wildes Bild, als die Piazza vor der Terrasse mit den Gruppen des niederen Volkes. Eine lange reichbesetzte Tafel stand in der Mitte. Auf silbernen Schüsseln luden die Delikatessen des Meeres und des Landes zum Genuß; das Guana-Gelée, jenes ekelhafte und doch so kostbare Gericht aus den großen Eidechsen der Tropen, den Iguanas, Schildkröteneier und Austern in großen Kübeln mit Eis, Suppen von malayischen Vogelnestern und die gesottenen Flossen des Haifisches, der saftige duftige Höcker des Büffels der Pampas und die gepökelten fetten Rinderzungen, die Tamales, die stark mit Piment gemischten Ragouts aus Fleisch und Mais, dazwischen auf silbervergoldeten Schalen die kostbaren Früchte der Tropen, Ananas und Bananen, die köstliche Pompelnuß und der riesige Pfirsich zwischen großen Vasen und Körben mit Blumen, dem wilden Jasmin und Oleander, den lieblichen Kelchen der Taturas und dem Duft der Suchil. In mächtigen Eiskübeln standen die langhalsigen und gewundenen Flaschen mit den köstlichen Weinen der fremden Länder, die die Schiffe aller Nationen nach Valparaiso bringen. Unter ihnen lagen und standen, zum Teil schon geleert, ganze Batterieen des schäumenden Campagners, zwischen den langhalsigen Flaschen des feurigen Refino, des feinen einheimischen Branntweins, um eine große Terrine mit Sangaripunsch, dem kühlen und hitzenden Lieblingsgetränk Westindiens.

Die zerbrochenen Flaschen und Gläser, die umherstehenden Kelche und altertümlichen goldenen und silbernen Becher, das ganze Aussehen des Zimmers bewiesen, daß die Gesellschaft, die hier versammelt war, schon seit Stunden sich einer wilden Schwelgerei überlassen.

Ein Teil der langen Tafel war abgeräumt, Schüsseln, Teller und Flaschen auf Nebentische gestellt, die geblümte Damastdecke sorglos zurückgeschlagen, und um die Stelle her drängten sich stehend und sitzend die Anwesenden, mit Leidenschaft dem Lauf des Montespiels folgend, das hier in vollem Gange war.

Am Ende der Tafel saß in seinem breiten Butacas, dem üblichen großen Lehnsessel des spanisch-kreolischen Mobiliars, der künftige Hausherr, eine große hagere Gestalt, mit kräftiger Adlernase und funkelnden, Leidenschaftlichkeit spiegelnden Augen. Oberst oder Coronel Adeodato de Gondra war ein Mann von einigen dreißig Jahren und nicht unschönem Äußern, obschon der eben erwähnte Ausdruck seiner grauen Augen seiner oberen Gesichtsbildung bedeutenden Eintrag that. Die Schläfen waren schmal, die Stirn von dicken Adern durchzogen, und die halb unter einem spanischen Spitzbart versteckte Form des Kinns und des gekniffenen Mundes verriet mehr wilde Grausamkeit, als die männliche Tugend des Mutes.

Der Oberst trug das Kostüm der Caraccas, dem er etwas Uniformartiges zu geben versucht hatte; statt der bunten Schärpe trug er eine breite mit Perlen und Edelsteinen gestickte Koppel über der Schulter, an der ein langer spanischer Stoßdegen mit Korbgriff hing; den Federhut und den Arm zierte das breite rote Band der Föderalen mit Rosas Bild und der Aufschrift »Föderation oder Tod!« und »Tod den wilden Unitariern!«

Den gleichen Parteischmuck trugen sämtliche Anwesende in der auffallendsten Weise an ihrer, die bunteste Mannigfaltigkeit des Gauchos-, des Caraccas- und mexikanischen Kostüms repräsentierenden Kleidung, die meisten von ihnen überdies auf den Ärmel ihrer Jacken gestickt das Bild der mazorca oder Maiskolbe, oder gar eine solche in Natur am kostbaren Strohhut als Zeichen, daß sie dem furchtbaren Klub der Mazorcas angehörten, der Henkersknechte des Diktators, und von ihm zur Ausführung seiner Verfolgungen gegründet.

Ähnliche Bänder, Schärpen und Fahnen mit dem Bildnis des Gewalthabers und den wahnsinnigsten blutdürstigsten Inschriften waren überall an den Wänden und Fenstern angebracht.

Vor dem Bräutigam lag ein Haufen von großen Gold- und Silbermünzen, goldene Dublonen, amerikanische Dollars, spanische Piaster und englische Sovereigns, mit jenen Bankzetteln, von denen der Diktator bei jeder politischen Bewegung neue Massen nach Gutdünken ausgab, ohne je über den Zustand der Bank Rechnung zu legen.

Aber mit jedem Albur, jeder neuen Taille des Monte, verminderte sich sichtlich der Gold- und Silberhaufen und strömte der Kasse des Bankhalters zu, der in fortwährendem Glück bereits kolossale Summen um sich her gehäuft hatte.

Der Bankier war ein Offizier der Miliz, ein Mann von vierzig Jahren, ein Kreole mit einem leichten Schatten des indianischen Bluts, von kräftigem gedrungenem Wuchs, die Augen klein und scharf, der Mund üppig und sinnlich. Die Gewandtheit, mit der er die Karten austeilte, die Gewinne auszahlte und die Verluste einstrich, zeigte den Spieler von Profession.

Fünfzehn bis zwanzig Offiziere, Rancheros und Abenteurer, welche die Gesellschaft bildeten, drängten um den Spieltisch her, setzten mit wüstem Lärmen oder beschäftigten sich mit zwei Señoras, welche die Freunde des Bräutigams mit von Buenos-Ayres gebracht hatten, und die so ziemlich den doncellas chanflonas Leichtfertige Mädchen, Loretten. glichen.

Mehrere schwarze Diener schritten zwischen den Gruppen umher, eifrig beschäftigt, die Gläser der Señores stets aufs neue mit den verschiedenen Getränken zu füllen und jedem ihrer Winke zu genügen.

» Por el amor de Dios!« sagte ein junger Stutzer mit zierlichen Guadalagrastiefeln von gepreßtem Leder und einem großen Federhut, während er die Frazada, das kurze Mäntelchen, mit Resignation um seinen Arm schlug: »dieser Satan von Kapitän gewinnt all unser Gold. Nehmt diese letzten zehn Dublonen, Señor Estevan, und mögt Ihr zur Hölle fahren!«

»Was beliebt, Señor Don Tragaduros?« fragte der Miliz-Kapitän scharf.

»O, nichts weiter, alma mia! Meine Seele! Ich kenne Eure vorzügliche Geschicklichkeit im Schießen und im Gebrauch des Messers, Señor, und meinte nur, ich gönnte Euch mein letztes Geld von Herzen!«

»Zum Teufel mit Deinen zehn Dublonen!« schrie ein backenbärtiger Gesell in langer Manga und der roten Mütze der Federados; »sieh den Koronel an, amigo mio, bei der heiligen Jungfrau! er setzt eine talega Ein Beutel mit tausend Piastern; die Silberladungen der Maultiere werden gewöhnlich danach berechnet. auf den Buben!«

Die Augen aller wandten sich auf die bedeutende Summe, die des Spielers funkelten leidenschaftlich.

»Glück in der Liebe, Unglück im Spiel,« sagte der Bankhalter mit schlauem Lächeln, indem er die Karten zur neuen Albura mischte. »Es ist nicht mehr als billig, Señor Koronel, daß Sie heute Unglück im Spiel haben, und wir sollten aufhören. Ich glaube ohnehin, der Sakristan ist schon zweimal an der Thür erschienen und hat einen Wink gegeben, daß der Padre uns erwartet.«

»Nichts da! nicht von der Stelle, Kapitän!« zürnte der erregte Spieler; »wir haben Zeit genug zur Hochzeit, und Sie müssen mir Revanche geben.«

»Ich küsse Ihnen die Hand, Señor, und bin zu Ihren Diensten. Aß und Dame, Zehn und Bube – Sie haben verloren, Oberst, ich sagte es Ihnen im voraus!«

Mit einem wilden Fluch stieß der Gauchoführer den Goldhaufen, der vor ihm lag, dem Glücklichen zu. Señor Estevan zählte mit einer ans wunderbare grenzenden Geschicklichkeit die Gold- und Silberstücke und schob die Bankzettel dem Gegner zurück.

»Sie schulden mir danach noch dreihundert und fünfundvierzig Piaster, Señor Koronel,« sagte er höflich. »Sie haben vergessen, daß wir bei Beginn des Spiels ausgemacht, daß die Papiere Seiner Excellenz, bei allem Respekt vor demselben, des allzu schlechten Courses wegen eben so wenig benutzt werden dürfen, wie der Kredit.«

» Mil diablos! Wollen Sie den Kredit der Bank von Buenos-Ayres anfechten und den Diktator schmähen?«

»Weit entfernt davon, Señor, ich bin Ihr Diener und Seiner Excellenz Knecht. Aber hoy se paga, mannana se fia! Heute für Geld, morgen umsonst! wie das Sprichwort sagt. Ich appelliere an diese Herren!«

»Señor Estevan ist in seinem Recht!« erklärte einer der anwesenden großen Estancieros; die Offiziere pflichteten ihm bei.

» Caramba! es lohnt nicht der Mühe zu streiten! Was schätzen Sie diese Diamanten, Señor? ich weiß Sie verstehen sich darauf!«

Er riß aus der Brusttasche seiner Jacke ein Etui und öffnete es. Ein prachtvoller Schmuck von Smaragden und Diamanten, Ohrgehänge, Broche und Bracelett, funkelte den Blicken der Anwesenden entgegen. Ein allgemeiner Ruf der Bewunderung klang durch die Menge, auch die beiden Schönen mit ihren Verehrern eilten herbei, das kostbare Hochzeitsgeschenk zu bewundern.

In diesem Augenblick trat La-Muerte in den Saal und näherte sich der Tafel. Seine Augen blieben über die Köpfe der Anwesenden hinweg auf den funkelnden Steinen haften und verfolgten sie, wie der Schmuck von Hand zu Hand ging, mit habsüchtigem Ausdruck.

Der Kapitän ließ das Feuer der Steine in dem Glanz der Kerzen, die man bereits seit einer Stunde angezündet, spielen und prüfte sie genau.

»Ich gebe fünfhundert Dublonen für den Schmuck!«

» Caramba! ich stehe dafür mit tausend in den Büchern Levy Aarons, des jüdischen Hundes an Plaza de la Constitution. Aber es mag drum sein, und Señora Aniella sich einstweilen mit einem Schmuck von Suchilblumen begnügen. Zählen Sie das Geld auf, und Champagner her, Ihr Schurken! reichen Sie mir die Flasche Aguardiente de arrez, Señor Assistente!« Arakbranntwein; assistente: Adjutant.

Er goß ein großes Wasserglas voll des flüssigen Feuers und stürzte es hinunter. Der Kapitän begann die Dublonen aufzuzählen.

Der Blick des Koronel traf auf La-Muerte, der noch immer in der Nähe der Tafel stand. »Sieh da, das schwarze Faktotum, der Haushofmeister und Ober-Ceremonienmeister meiner süßen Braut! Was stehst Du hier, Bursche, und schneidest Gesichter? Fort, und laß die Feuer und die Lampen flammen, es geht zur Hochzeit; die paar Alburs, bis ich meine Revanche habe, wird das holde Täubchen seine Sehnsucht wohl noch zügeln können. Hinaus mit Dir, und laß es an nichts fehlen, picaro! Hundsfott. denn ich schwöre Dir, es dürfte das letzte Mal sein, daß Du in diesem Hause den Herrn spielst!«

Der Mohr verschwand. »Du bist uns noch die Erzählung von dem Ausgang der Meuterei schuldig, amigo mio!« schrie ein dicker kurzer Mann von der Sangarih-Bowle her, ein großer Campasino und Besitzer bedeutender Querenzias, Pferdezüchter auf dem Lande; Querenzia heißen die Bezirke, in denen die halbwilden Pferde sich aufhalten. dessen in diesem Lande ungewöhnliche Korpulenz durch eine kostbare Zarape von Saltillo bedeckt wurde. » Cáscaras! Du sollst ein Dutzend junge Tiere haben für Deine Kompagnie, aber ausführlich muß ich hören, wie der würdige Diktator – die heilige Jungfrau segne ihn! – den ekelhaften Hunden von Unitariern den Hals abschneidet.«

»Sie haben Zeit, Señor Koronel, während Don Estevan die Dublonen zählt, die Ihnen tausend Jahre Glück bringen mögen!«

»Dieser Teufelskerl von Almirante Admiral. hat keinem seiner Offiziere oder Matrosen erlaubt, einen Fuß ans Land zu setzen, so daß wir kein Wörtchen erfahren konnten!«

»Der alte Seehund soll wütend sein über den Verlust der Goelette. Der Teufel hole diese Cachivaches von Unitaristen. Sie müssen mit dem Bösen im Bunde sein!«

Die Hälfte der Gesellschaft bekreuzigte sich. In der That war es auffallend, daß, während das Geschwader von Buenos-Ayres so nahe der Quinta vor Anker lag, kein einziger der Bemannung sich weder unter den Gästen des Saales noch unter dem Volk des Hofes befand.

Ein lauter Jubel drang von diesem her durch die Jalousieen, man sah den hellen Schein der Feuer auflodern, den Glanz der zahllosen bunten Laternen sich in langen Guirlanden entwickeln.

Feuerräder und Schwärmer begannen an verschiedenen Stellen ihren zischenden Lauf, Raketen, hoch in den dunklen Abendhimmel steigend, verkündeten das Fest. Der Klang der Schellentrommel und Rohrpfeife rief die Schwarzen zum Tanz.

»Die Geschichte! die Geschichte!«

»Zweihundertzwanzig,« zählte die monotone Stimme des Kapitäns.

Der Oberst lehnte, auf den Ellenbogen gestützt, über den Tisch, seine Augen verfolgten die Goldstücke, wie sie in glänzenden Reihen sich vor ihm häuften. Von Zeit zu Zeit führte er den Becher mit dem feurigen Getränk zum Munde.

»Nun, zum Teufel denn – so hört, Cameradas! Bei der heiligen Jungfrau! seit dem Rosas-Monat Der Oktober 1840, so genannt wegen der blutigen Metzeleien die der Diktator damals durch seine Mazorceros unter seinen politischen Gegnern halten ließ. hatten wir nicht ein solches Fest. Ihr wißt, daß diese verfluchten Unidados auf die Nachricht von dem Aufstand in Santa-Fé gewaltig dreist die Köpfe erhoben hatten!«

»Mögen sie dafür in der Hölle braten!«

»Gott und den Heiligen sei Dank! die Generale Oribe und Adoa haben sie mit unserer Hilfe zu Paaren getrieben. Aber Seine Excellenza hat ein treffliches Gedächtnis. Caramba! Er weiß, was Adeodato de Gondra ihm für Beistand im gesegneten Monat geleistet, und unsere Brüder von der Mazorka sandten mir einen Wink, eilig hinüber zu kommen, um ihnen mehr Galgen aufrichten zu helfen!«

Ein brüllendes Gelächter belohnte das Wortspiel. Mas heißt im Spanischen »mehr«, horca »der Galgen«.

»Vorgestern Abend,« fuhr der Gauchoführer mit boshaftem Lächeln fort, »begann der Tanz. Seine Excellenz hatte uns in seiner Villa Palermo ein köstliches Fest gegeben. Die Colorados Milizen, so genannt von ihrer roten Uniform. waren in den Kasernen versammelt des ersten Winkes gewärtig; die Kanonen des Kastells Juan de Garays, Des Gründers von Buenos-Ayres, 1850. waren auf die Stadt gerichtet. Um neun Uhr brachen wir von Palermo auf und wurden auf dem Plaza de la Victoria von unseren Leuten empfangen, die bereits das Polizeihaus umzingelt hielten, in dem sich diese verfluchten Unidados aus Montevideo befinden. Hei! wie der Tanz losging! das Thor auf – wir hinein! Vivan los Federados! abajo los Unidados! die Thüren gesprengt, die Schurken herausgezogen und das Messer in ihre verfluchten Kehlen!«

» El cuchillo ni suena ni truena!« Das Messer macht weder Geräusch noch Knall! lachte ein bärtiger Alfarez, indem er zuerst die Haarkokarde und dann den Mund der Donzella an seiner Seite küßte.

»Achtundsiebenzig der Schurken wurden in dem Gefängnis und vor der Thür desselben abgethan,« prahlte der Koronel weiter. »Dann ging es an die Jagd auf die Alameda! Glauben Sie wohl, Señor, daß wir Porteñas dort fanden, die keck genug gewesen waren, die verfluchten Farben zu tragen?«

»Abscheulich! Niederträchtig! Und was that man mit diesen Geschöpfen?«

»Ho! Fragen Sie hier Juanita und Elvira, wie wir mit ihnen umgesprungen sind! Pech in die Haare und die roten Bänder drin festgeklebt! Herunter mit den verfluchten Kleidern bis zum Hemd und unter die Brunnen mit ihnen, den Schimpf abzuwaschen!«

»Aber die Männer, – was thaten die Männer?«

» Caramba! wir wußten sie schon zu finden, so gut sich die Feiglinge auch verstecken mochten. Hussah, die Thüren der Häuser eingeschlagen und jeden Winkel durchsucht. Als der Tag kam, hingen zweihundert von ihnen an den eigenen Hausthüren, und auf dem Fleischmarkt steckte an jedem Haken, auf jeder Spitze der Kopf eines verfluchten Unidados! Die Karren mußten den ganzen Morgen umherfahren, um das Aas von den Straßen aufzulesen!« Gegen diese schreckliche geschichtlich beglaubigte Wiederholung der Gurgelabschneiderei vom Oktober 1840, bei der über siebenhundert Menschen ermordet wurden, wagten nur der französische, der brasilianische und der nordamerikanische Konsul Vorstellungen. Der englische Minister Manderille kümmerte sich nicht darum.

Die ganze Gesellschaft klatschte Beifall und erging sich in Prahlereien und Schmähungen, die erst der Ruf des Obersten unterbrach, der die Goldstücke einstrich.

»Zum Teufel über die verlorene Zeit! Zum Spiel! Zum Spiel! Hundert Dublonen auf das Daus!«

Alles drängte sich um das neue Spiel – die Braut – die Hochzeit – die Illumination waren vergessen!

Der Kapitän zog langsam den Albur ab – das Daus hatte gewonnen.

»Viktoria!« übermütig strich der Oberst den Satz ein. »Dreihundert Dublonen auf die Neun!«

» Terriblemente!« schon die dritte Karte hatte gegen ihn geschlagen. »Zweihundert auf das Aß!«

Die Taille war zu Ende, eine neue wurde begonnen. Ein pfeifender Odemzug, ein bedauernder Ruf der Umgebung – das Aß hatte verloren.

Der Koronel schob wild den Haufen Goldstücke dem Gegner zu. »Wein her!« Er riß dem Diener die entkorkte Champagnerflasche aus der Hand statt des präsentierten Glases und setzte sie an den Mund.

Als er sie niedersinken ließ, war sein Gesicht fahl, das Auge blutunterlaufen. Die Hand, mit der er sich auf den Tisch stützte, zitterte.

» Va banque!«

»Señor Koronel, die drei Alburs sind zu Ende, ich spiele nicht weiter.«

Die Augen des Gauchoführers funkelten, seine Lippen waren feucht. Er riß den Dolch aus der Schärpe, die seine Hüften umschlang, und stieß ihn mitten zwischen den Goldhaufen vor dem Kapitän in den Tisch.

»Bei dem lebendigen Satan, Señor! Sie werden nicht aufhören, so lange ich spielen kann! Bin ich ein unitarischer Lump oder ein Cavalleiro? Ich setze die Quinta, in der wir sind, gegen zehntausend Dublonen!«

»Señor,« sagte Don Estevan kalt und in seinen Augen funkelte es spöttisch, »die Quinta de los dias entretenidos ist das Eigentum Ihrer Braut, Sie haben noch kein Recht darüber!«

»So habe ich es über diese selbst,« zischte der rasende Spieler. »Ich weiß, Kapitän, daß Sie selbst auf sie hofften! Die Braut gegen den ganzen Inhalt der Bank!«

Ein Todesschweigen folgte der frechen Herausforderung. Selbst der Rausch verflog vor diesem Anerbieten, dessen zweischneidige Bedeutung jeder begriff.

Die Stirn des Miliz-Kapitäns war von einem leichten Rot überzogen. »Señor Koronel,« sagte er endlich mit tiefem Gutturalton, »und die anwesenden Señors mögen unsere Worte beachten! das Anerbieten ist verführerisch, aber Sie begreifen, daß ich es nicht annehmen kann. Seine Excellenz, der Ihnen auf den Wunsch General Oribes die Señora Crousa zur Gattin bestimmt, würde jede Änderung unausbleiblich mit seinem Zorn bestrafen, und ich habe keine Lust, auf der Esplanada der Citadelle erschossen zu werden! Sie haben keine Macht über die Señora, ehe sie nicht selbst Ihr Eigentum ist!«

» Mil diablos! Das Recht, daß ich jetzt setzen will, werden Sie doch hoffentlich nicht bezweifeln! Es gilt nochmals fünfhundert Dublonen gegen die Brautnacht!«

Die Donzellas kreischten in frechem Gelächter laut auf.

Die Männer, trunken von den feurigen Getränken und den erregten Leidenschaften, klatschten Beifall, oder senkten wenigstens die Augen unter den drohenden Blicken, die der Oberst über die Reihe laufen ließ.

Selbst Don Estevan schien einige Augenblicke seine Ruhe verloren zu haben, wie vordem die Röte, so überflog jetzt eine noch tiefere Blässe als gewöhnlich die markierten Züge seines Gesichts.

»Nun, Señor, wollen Sie oder nicht?«

»Nein!«

» Carájo! So leihen Sie mir Geld! ich lasse Sie nicht von der Stelle, und sollte ich Sie die ganze Nacht festhalten. Tausend Teufel! ist die Señora, der Sie so eifrig den Hof gemacht, nicht mehr fünfhundert Dublonen wert, seit Sie ihre Estancias nicht mit in den Kauf bekommen können?«

»Señor de Gondra,« sagte der Miliz-Offizier fest, ohne die höhnische Herausforderung direkt zu erwidern, »ich kaufe Señora Aniella nicht – das wäre eines Cavalleiro unwürdig, aber wir können um sie spielen. Bei meiner Ehre schwöre ich, daß ich in dieser Nacht nur noch einen einzigen Albur mit Ihnen spiele!«

»Reden Sie – schnell!«

»Ihr jus primae noctis – gegen die Bank!« Er schob die ganze vor ihm liegende bedeutende Summe mit dem Schmuck auf die Mitte der Tafel.

»Wenn Sie die Hochzeitsnacht meinen,« schrie der Oberst, der vom Latein höchstens die Worte der Messe und das Ave kannte, »so habe ich mein Recht darauf Ihnen bereits angeboten. Caramba! Die Señora darf sich nicht wenig schmeicheln, so hoch bei Ihnen im Preise zu stehen!«

»Dann ist bei Ihnen das Gegenteil der Fall, Señor Koronel.«

Die Hand des Gaucho zuckte nach dem Dolch, der noch immer in der Tischplatte steckte, aber die Leidenschaft des Spiels überwand.

» Cáscaras! was ist es auch weiter! ich mache kein Hehl daraus, daß ich nur um den Besitz der Güter ihr die Ehre meiner Hand erzeigt. Juanita wird mich reichlich entschädigen!« Er zog die Dirne auf den Schoß und drückte seinen Mund auf den ihren.

»Sie kennen die Bedingung, Señor! einen einzigen Albur,« sagte der Kapitän, indem er mischte.

»Zum Teufel, vorwärts! Die Dame auf die Dame!« Er hatte das Mädchen zur Seite geschoben und seine Augen lagen fest auf dem großen Goldhaufen. Die furchtbare Leidenschaft des Spiels schien alle Wirkung der zur Betäubung in Unmassen genossenen Getränke zurückgedrängt zu haben. Auf der Stirn perlte kalter Schweiß.

»Die Dame! die Dame!«

Der Kapitän zog langsam die Karten ab, zehn, zwanzig, die zweiundzwanzigste, die fiel, war die Coeur-Dame.

»Sie haben verloren, Señor Koronel!«

Der Oberst war auf die Butaca zurückgesunken, die Schande oder die plötzliche Wirkung der Trunkenheit betäubte ihn, er stierte wie stumpfsinnig vor sich hin, während niemand ihn anreden mochte, und nur ein Geflüster durch die Gesellschaft lief, obschon die meisten in nicht viel besserm Zustand waren als er selbst.

Kapitän Estevan strich unterdes ruhig die bedeutende Beute ein, indem er das Gold und Silber in einen Costal oder Sack von Aloefasern that, den Schmuck aber in seine Brusttasche schob.

Juanita, die China, war die erste, die das Schweigen unterbrach, indem sie sich frech auf den Schoß des Bräutigams setzte und ihre Arme um seinen Hals schlang.

» Viva el amor! Was kümmert Dich die Frau, amigo mio! Gieb sie dem Thoren, der so viel Geld an sie gewagt, und mögen die Heiligen geben, daß Du es ihm morgen wieder abgewinnst! Laß uns lustig sein und Deine Hochzeit ohne die Braut feiern!«

Der Koronel raffte sich gewaltsam empor. »Du hast recht, cara mia! Wir wollen uns entschädigen, indes er seinen Partido Gewinnanteil. nimmt! Zu der Señorita, Deiner Herrin, picaro! und hole sie zur Kapelle!« herrschte er dem Schwarzen zu, der lauernd wieder am Eingang des Gemaches stand. »Verkünde den Leuten, daß die Trauung beginnt!«

Wenige Minuten darauf meldete der Schall der kleinen Glocke, die frei in dem Säulentürmchen hing, das sich über der Mitte des Hauptgebäudes jeder Quinta erhebt, den so lang verzögerten Anfang der Feierlichkeit; die Gauchos, die Diener und Arbeiter des Hauses strömten herbei, um möglichst einen Platz in dem ziemlich beschränkten Raum der Kapelle zu gewinnen, die eigentlich bloß aus einem dazu eingerichteten großen Zimmer auf der Hinterseite der Villa bestand, und der schwarze Majordomus kam, dem Bräutigam zu melden, daß die Braut ihn am Altare erwarte.

Alsbald ergriff der Bräutigam den Arm seines Assistente und schritt mit schwankenden Schritten, indem ihm die ganze Gesellschaft in buntem Gemisch folgte, durch die Veranda auf der Rückseite des Hauses nach der Kapelle, die man bereits von den Zuschauern gefüllt fand, während die, welche keinen Zutritt hatten finden können, außen um die wie alle Thüren geöffneten, bis zum Boden reichenden Jalousiefenster sich drängten.

Zwischen zwei derselben an der Wand befand sich der Altar, auf dessen Stufe der Kaplan mit den dienenden Chorknaben des Brautpaars harrte. Die Braut selbst mit ihren Dienerinnen stand, in eine weite mantelartige Mantille von weißem Seidenzeug gehüllt, deren Capuchon selbst ihren Kopf verdeckte, zur Seite des mit Blumen und Kränzen geschmückten Altars.

Selbst der Kaplan und die dienenden Knaben trugen, wie alle andern Anwesenden, die roten Bänder der Föderalisten.

»Señora,« sagte der Oberst übermütig, indem er auf die Braut zuwankte, »ich bitte, mir zu verzeihen, daß ich Sie so lange habe warten lassen auf die Ehre, den Namen de Gondra zu führen. Aber Sie sollen nichts dabei verloren haben, denn statt des einen Mannes empfangen Sie deren zwei.«

»Wie meinen Sie das, Señor Koronel?« antwortete kalt die Dame, deren bleiches Gesicht und deren funkelnde Augen halb unter der Kapuze verborgen waren.

»Wir werden später davon sprechen, cara mia! Jetzt aber ist es an der Zeit, daß Sie diese einfältige Hülle entfernen, die uns den Anblick Ihrer Schönheit verbirgt, und unsere Augen mit dem Glanz Ihrer gewiß reizenden Toilette erfreuen, obschon das Unglück leider gewollt hat, daß ich nicht mehr imstande bin, ihn so zu vermehren, wie ich beabsichtigte.«

»Dann, Señora,« sagte vortretend der Miliz-Kapitän, »erlauben Sie mir, die Stelle Don Adeodatos mit seiner Bewilligung zu vertreten, und Ihnen diesen Schmuck anzubieten.«

Er zog den Smaragdschmuck hervor und bot ihn, indem er sich auf ein Knie niederließ, der Braut.

»Señores,« entgegnete, ohne die Hand nach dem geöffneten Etui zu heben, das junge Mädchen, »Aniella Crousa trägt bereits den einzigen Schmuck, der ihr als einer Tochter der freien Republik von Uruguay ziemt.«

Mit einer raschen Bewegung schlug sie die Kapuze zurück und ließ den Mantel fallen. Sie trug ein Kleid von blauer Seide mit einer meergrünen Schärpe darüber. Kokarden und Schleifen von Blau und Grün waren überall in ihren Haaren, an ihren Schultern und ihren fein gerundeten Armen angebracht.

Ein allgemeiner Aufschrei des Schreckens, des Zornes, der Erbitterung erhob sich bei dieser offenbaren trotzigen Demonstration.

» Com mil diablos! was soll das heißen? was unterstehen Sie sich?«

»Das soll bedeuten, Señor,« sagte die Dame stolz, »daß diese Quinta mein Eigentum ist, und daß ihre Herrin nie die Fahne ihrer Landsleute verleugnen wird. Wenn Sie darauf bestehen, der Gatte einer Unitaristin zu werden, so schleppen Sie mich zum Altar, aber ich schwöre Ihnen, Aniella Crousa wird die Tochter Montevideos zu bleiben wissen!«

»Niederträchtige! wagst Du es, Deinem Herrn zu trotzen?« schäumte der Oberst und sprang, die Hand zum Schlage erhoben, auf sie zu – aber einer der jungen Gauchos, ein Cabo oder Wachtmeister, warf sich zwischen ihn und die Señora.

»Bei der heiligen Jungfrau, Señor! bedenken Sie, daß sie ein Weib ist,« rief der junge Mann, der mit der Ritterlichkeit, die häufig den wilden Kindern der Pampas eigen ist, sich der Dame annahm, obschon sie sich offen für den Bund der politischen Gegner bekannte. »Es wäre unwürdig, eine Frau zu mißhandeln, die den Schlag nicht erwidern kann!«

Ein strahlender Blick aus den Augen der jungen Leibdienerin der Estanciera, welcher der junge Mann seit seiner Anwesenheit in der Nähe der Quinta sein Herz geschenkt, lohnte ihm den Schutz, aber das Geschrei und das Toben der vom blindesten Fanatismus entflammten Menge zeigten leider, daß die wenigen Stimmen, die sich der Señora annahmen, das Ungewitter nicht würden beschwören können, das sie selbst aus ihr Haupt niedergerufen.

Der trunkene erboste Koronel kehrte die erhobene Hand gegen den Verteidiger, aber ein Blick in das funkelnde entschlossene Auge des jungen Mannes gab ihm wahrscheinlich die Überzeugung, daß es höchst gefährlich sein dürfte, hier sich seiner Wut zu überlassen, und er richtete diese aufs neue gegen das schutzlosere Wesen, indem er sich begnügte, den jungen Gaucho rauh zurückzustoßen.

»Der Teufel auf Dich, Cuchillo, daß Du die unitarische Metze zu beschützen wagst, Ich will sie lehren, was sie zu erwarten hat, und die verfluchten Farben ihr vom Leibe zu reißen!«

Ein roher Griff in die schönen Haare des jungen Mädchens riß unter Beifallsklatschen der trunkenen Gesellschaft die Schleifen und Kokarden aus ihrem Kopfputz.

Aniella trat totenbleich zurück, die Augen funkelnd auf ihn gerichtet, während die Hand nach dem zierlichen Dolch in ihrem Gürtel griff. Aber die Faust des Gauchoführers faßte die ihre mit roher Gewalt, riß ihr den Griff aus den Fingern und schleuderte den Dolch auf die Erde.

»Willst Du beißen, Schlange? Ich werde Dir die Zähne ausbrechen! Auf die Knie, ramera, Dirne – Courtisane. und herunter mit dem Bettel!«

Seine Faust faßte in den Busen des Kleides und riß es nebst der Schärpe mit brutaler Kraft in Fetzen, daß die Brust des Mädchens fast nackt den Augen der Umstehenden preisgegeben war, von denen keiner aus Furcht oder Fanatismus dem gefürchteten Bandenführer entgegenzutreten wagte. Nur die Dienerinnen und die schwarzen Sklaven der Quinta erhoben ein Zetergeschrei.

Die Señorita stieß einen gellenden Ruf aus, der das Geschrei übertönte. »Zu Hilfe, La-Muerte! Zu Hilfe!«

»La-Muerte kommen! La-Muerte hier!« brüllte aus dem nächsten Gemach die Stimme des eben herbeikommenden Negers, der sich wie der Stier der Pampas bei dem Ruf der geliebten Gebieterin, den Kopf gleich einem Mauerbrecher gesenkt, in die schreiende, tobende, erschreckende und drängende Menge warf.

Aber schneller als er war bereits der Rächer erschienen. Der Koronel warf die Arme in die Höhe: ein Blitz, ein Knall, Pulverdampf – der Schändliche drehte sich rundum, während sein Blut die Señora bespritzte, und stürzte zu ihren Füßen.

Im selben Augenblick wurde mit Riesenkraft die Gruppe auseinander geschleudert, die vor den Jalousieen der Veranda sich drängte, und ein Mann, gefolgt von einem zweiten, das noch rauchende Pistol in der Hand, sprang durch das Fenster in die Kapelle und stand im Nu vor dem in die Knie gesunkenen Mädchen!

» Llegad traidores! Heran, Feiglinge. – die Ihr ein Weib zu mißhandeln wagt!« donnerte die Stimme des Fremden. »Die Waffen nieder – die Rächer sind über Euch!«

» Viva Garibaldi! Viva la Unidád!« scholl es aus fünfzig Kehlen, Schüsse knallten, Waffen klirrten, Geschrei, Lärm, wildeste Verwirrung, der rasende Galopp einer Reiterschar, Kommandorufe, das Gebrüll der Liberalisten: »Verrat! Verrat!«

Und: »Verrat! Verrat!« scholl es in der Kapelle selbst, und der Miliz-Kapitän, den Säbel schwingend, stürzte mit den Offizieren gegen den kühnen Eindringling, während die Gauchos nach der Piazza eilten, und die Diener und Arbeiter der Quinta schreiend durch die Zimmer und Gänge rannten.

Aber schon war La-Muerte an der Seite der Doña und ihres Beschützers; seine Riesenfaust schwang eine der schweren Gauchobüchsen, die er ergriffen, und ließ den Kolben auf den Schädel des glücklichen Spielers niederschmettern, so daß dieser, wie vom Blitz getroffen, zu Boden stürzte. Ein zweiter Schuß des so glücklich zur rechten Zeit Eingedrungenen zerschmetterte den Kopf des Assistente, den der Lauf fast berührt hatte, die Hiebe des Machete, des schweren mexikanischen Yatagans, hagelten von der Hand eines dritten im Rücken der Föderalisten, die nach allen Seiten durch Thüren und Fenster flüchteten, da der plötzliche Überfall sie ganz unvorbereitet und ungenügend bewaffnet fand.

Von der Veranda, der Piazza her, wo ein wilder Kampf sich entsponnen, heulte fort und fort der jubelnde Ruf: » Viva Garibaldi! Vivan los Unidados!«

Aniella schaute schreckensbleich, zitternd empor zu dem unbekannten Retter, der kein Unbekannter mehr war, denn von Kampfesglut und Anstrengung gerötet, das große funkelnde Auge drohend auf die fliehenden Gegner gerichtet, erkannte sie den Seemann, den sie vor drei Abenden aus den Gefahren der Teufelsschlucht gerettet, den Helden, der dem Toben des Orkans und der Übermacht der Menschen trotzend, die Goelette von ihrem Ankerplatz genommen.

Die Hände über dem entblößten Busen gekreuzt, starrte sie mit begeistertem Blick empor, als er so vor ihr stand, der kühne Kämpfer, er, dessen Vorwurf wie ein Donnerwort in ihre Seele geschlagen und ihre Scham geweckt, daß sie so gleichgültig gewesen gegen das eigene Vaterland und die Sache, für die ihre Landsleute in Strömen ihr Blut vergossen.

Dieser Vorwurf, diese Scham hatten sie zu dem Entschluß getrieben, kühn den Feinden ihres Landes gegenüber ihre Sympathieen für dieses an den Tag zu legen.

Zum erstenmal war ihr zugleich der Gedanke gekommen, dieser von anderen bestimmten Verbindung zu trotzen, die ihr bisher nach der trägen Sitte der Kreolen gleichgültig gewesen, und die ihr jetzt verhaßt geworden.

Der Wille der Eltern, der Vormünder ist es gewöhnlich, der in jenen sonst die Leidenschaften des Herzens so gewaltig fördernden Ländern über die Hand des Mädchens verfügt.

Aber von demselben Augenblick, wo sie sich Frau nennt, erlangt sie die Freiheit, allen ihren Wünschen und Neigungen zu folgen. Darum betrachten die jungen Kreolinnen die Verheiratung nur als Mittel zu ihrer Selbständigkeit.

Anders freilich war es bei Aniella gewesen, der von Jugend auf durch die Liebe des Vaters für das einzige Kind und später, nach dem frühzeitigen Tode desselben, durch die sklavische Ergebenheit der Diener und die Nachsicht einer alten Dueña, jeder Willen gelassen worden. Das Herz hatte jedoch bei ihr noch nicht gesprochen, und so fügte sie sich gleichgültig dem Gebot der Machthaber, die sie nach ihren Besitzungen auf dem andern Ufer des La Plata verwiesen und ihr einen ihrer Anhänger zum Gatten bestimmt hatten, sobald nur nicht damit ihre persönliche Freiheit, ihr abenteuerlicher, selbständiger Sinn beschränkt wurde.

Jener Auftritt am Ufer des Stromes aber hatte tiefen Eindruck auf sie gemacht und jede Stunde der einsamen Erinnerung diesen verstärkt. Sonst nur gewöhnt an die wilden Prahlereien der Föderalisten, begegnete sie dort zum erstenmale dem unerschütterlichen Mut, der ruhigen Verachtung und Bewältigung der Gefahr, der kühnen Entschlossenheit eines Mannes, dessen Bild ihrer jungen, leicht erregten Phantasie gleich dem eines Heros oder eines Ritters der großen Vorzeit des Landes ihrer Väter erschien, und der zugleich ein fühlendes, teilnehmendes, von Begeisterung für die Sache der Unabhängigkeit erfülltes Herz zeigte. Da war es, wo in dem ihren jene Begeisterung, jene Energie der Freiheit und jene aufopfernde Liebe emportauchten, die sie durch tausend Gefahren über ferne Meere und Länder geleiten und ihr die Bewunderung der Welt sichern sollten, auch nachdem mit der letzten Kraft ihr Leben gebrochen war.

Daß der Charakter, die Thaten, die ganze Erscheinung dieses Mannes auf ihre Phantasie, auf ihr Herz wirken mußten, war leicht erklärlich.

Der Fremde trug jetzt nicht die gewöhnliche Tracht der Seeleute, seine Kleidung, sein Äußeres erinnerten an das abenteuerliche Kostüm der wilden, aber ritterlichen Flibustier Montbars, die einst der Schrecken der spanischen Herrschaft auf den Antillen gewesen war.

Ein spitzer, spanischer Hut mit schmaler Krempe und schwarzen vollen Straußfedern deckte das tiefbraune Haar. Der Hals war bloß, halb verdeckt von dem rötlichen Bart, der gegen die kreolische Sitte voll die untere Hälfte des Gesichts umgab. Über einer roten Blouse, die von der grün-blauen Schärpe gekreuzt wurde, wehte der kurze weiße amerikanische Mantel; hohe Stiefel von braunem Leder bedeckten das Bein bis zur Hälfte der Schenkel, und die langen blutigen Sporen zeigten, daß er einen wilden Ritt gethan. An seiner Hüfte hing ein fast gerader, zu Hieb und Stoß geeigneter Kavalleriesäbel; der Gürtel hatte die Pistolen getragen, deren sich der Besitzer so siegreich bedient. Ein kurzes Sprachrohr hing daran.

»Gott und der heiligen Jungfrau sei Dank,« rief eine bekannte Stimme, »die uns zur rechten Zeit hierher führten! Der Hund, den sie Dir zum Gatten gaben, liegt tot zu Deinen Füßen, und Du bist frei wie sonst.«

»Du hier, Manuelo!« sagte tief aufatmend das Mädchen, »Du führtest meinen Retter hierher, ewig will ich Dir dankbar sein dafür. Aber dieser Mann war noch nicht mein Gatte, und niemals wäre er es geworden! ich schwöre es Dir!«

»Desto besser, daß Du zur Erkenntnis gekommen, cara mana! Manuelo hat manches gelitten um Dich und hofft, daß Du es ihm lohnen wirst. Aber mache Dich bereit, mir zu folgen. Du stehst von diesem Augenblick an unter meinem Schutz!«

»Unter dem Deinen? ich denke, wir haben beide den eines Mächtigeren, und es ist Zeit, daß ich ihm danke!« Ihre Augen suchten den Helden ihres Herzens; er hatte das Gemach verlassen, aber von der äußeren Veranda her hörte sie ihn bereits Befehle durch das Getümmel des Kampfes donnern, der noch immer auf der Piazza tobte.

Während sie eilig die Kapelle verließ und, von dem Pardo gefolgt, nach der Veranda flog, warf La-Muerte, der mit glühendem Auge den von ihm zu Boden Geschlagenen bewacht hatte, sich nieder an seiner Seite, und begann ihn zu durchsuchen.

Der schwere, mit Gold gefüllte Kostal, den der Kapitän um seinen Leib geschlungen trug, schien nicht den geringsten Reiz für die Habgier des Negers zu besitzen. Seine zitternde Hand suchte hastig nach dem kostbaren Schmuck, den der Betäubte gewonnen und der Braut geboten hatte, und als er das Etui gefunden, brach er mit den Zähnen und Fingern mit wunderbarer Schnelligkeit die goldene Fassung von den Diamanten und Smaragden, warf jene achtlos auf den Boden und steckte die Steine in ein kleines ledernes Säckchen, das er unter dem Hemd verborgen an einer starken Schnur von Aloefasern nebst jener Kette von Zähnen, Korallen und Glasperlen um den Hals trug, die seinen früher beschriebenen Schmuck bildete.

Dann erst folgte er der Vorangeeilten, bereit seinen Anteil am Kampfe zu nehmen.

Ein Bild der wildesten Verwirrung bot sich den Augen der Señora dar, als sie die Veranda erreicht hatte.

Die Unitaristen, etwa fünfzig bis sechzig Mann, waren vier bis fünf Leguas oberhalb der Quinta am südlichen Ufer des Flusses gelandet, wo, wie der Pardo wußte, eine bedeutende Cavallada, Herde von Pferden. zu den Besitzungen seiner Milchschwester gehörig, in der Querenzia sich befand. Dort hatte man so vieler Pferde sich bemächtigt, als man zu dem Unternehmen bedurfte und war dem Knaben François, der schon am Mittag als Späher vorausgegangen war, in vollem Galopp gefolgt.

Da alle Mitglieder der kleinen Schar ebenso entschlossene und in den Pampaskriegen geübte Reiter wie Seeleute waren, hatte es keiner weiteren Vorbereitungen bedurft, und der einfache Riemen um das Gebiß der Pferde genügte ihnen als Zügel. La-Muerte, durch den Knaben von dem Nahen der Reiterschar in Kenntnis gesetzt, hatte seine Maßregeln getroffen, ihr Beistand zu leisten. Indem er sich in den Korral schlich, in welchem die Gäste und die zur Quinta gekommenen Gauchos ihre Pferde hatten, löste er unbemerkt die Reatas oder Halsleinen, und öffnete an verschiedenen Stellen die Stangen, welche die Umzäunung des Korrals bildeten. Der kleine Franzose wurde, nachdem sich die Vaqueros und Diener zur Villa gedrängt, um die Trauung zu sehen, mit einem Bündel Schwärmer an den Eingang des Korrals gestellt, und der schwarze Haushofmeister klomm dann zu dem Glockentürmchen hinauf, um nach dem Nahen der Befreier auszuspähen. Dieser Umstand war es, der ihn verhinderte, schon bei dem Beginn des Auftritts in der Kapelle zugegen zu sein.

Der weithin hallende Ton der Quinta-Glocke, der zur Trauung rief, hatte die nahende Schar zu vermehrter Eile angetrieben; ihr voran eilte der tapfere Führer und der Pardo, der mit den Zugängen der Quinta bekannt war und durch die Glocke von dem Beginn der heiligen Handlung benachrichtigt, den Beschützer an die Fenster der Kapelle geleitet hatte. Fast zur selben Zeit brach der Haufe der Reiter über die Piazza herein, alles zu Boden werfend, was sich zu widersetzen wagte.

Vergeblich stürzten die Gauchos nach ihren Pferden, die Hand des verwegenen Knaben hatte beim Nahen seiner Freunde die entzündeten Schwärmer unter die wilden Rosse geschleudert, und erschreckt, entsetzt sprengten sie nach allen Seiten, durchbrachen die Barrieren und jagten nach dem Lager davon, oder verloren sich im Dunkel der hereingebrochenen Nacht.

So ihrer Pferde beraubt, von den Schwelgereien des Abends noch halb betäubt, war der Widerstand der Gauchos bei dem unerwarteten Überfall trotz ihrer Übermacht nur ein geringer. Die Befehle ihrer Offiziere verloren sich in dem wilden Getümmel, nur wenig unterstützt von den Vaqueros und den Arbeitern und Dienern der Quinta, die, Zeugen der Beschimpfung, die man ihrer Gebieterin angethan, und der Thaten des Negers, der mit seiner furchtbaren Lanze, vereint mit den Unitaristen, über die Gegner herfiel, kaum wußten, auf welche Seite sie sich schlagen sollten. Die einzelnen Haufen der Gauchos, die sich zum tapfern Widerstand gesammelt, wurden auseinander gesprengt, das ruhige Kommando des Führers, die Disziplin seiner Truppe und der gefürchtete Name, den die Unidados als Schlachtruf ertönen ließen, entschieden bald den Sieg, und nach wenigen Minuten des Kampfes waren die Föderalisten aus der Villa und von der Piazza geschlagen und flohen nach allen Richtungen davon.

Mit der Ruhe und dem schnellen Überblick, der dem geborenen Feldherrn eigen, sicherte der Kapitän José, wie ihn die Mannschaft der Barke an jenem Abend genannt, diesen Sieg, indem er Wachen nach allen Seiten ausstellte und nicht eher den Platz verließ, als bis er wußte, daß alle Feinde vertrieben und seine Befehle befolgt worden. Dann sammelte er rasch die Mannschaft und ordnete an, die Pferde von der gewaltigen Anstrengung verschnaufen zu lassen und sie zur neuen bereit zu machen.

Während die Unidados sich die noch nicht von dem Kampfgetümmel zerstörten Reste des schwelgerischen Mahles zunutze machten, trat ihr Führer zu der Dame.

»Señora,« sagte er, »ich kam auf die Versicherung dieses Mannes, daß Sie aus den Fesseln befreit zu sein wünschten, welche die Tyrannei des Diktators von Buenos-Ayres und seiner Generale Ihnen auferlegt. Ich glaubte der Tochter Montevideos, der Tochter eines ehrenwerten Mannes beistehen zu müssen; wenn ich mich getäuscht, wenn ich zu weit gegangen, so bedenken Sie, daß ich die Retterin unsres Lebens und unsrer Freiheit nicht vor meinen Augen beschimpfen lassen durfte.«

»Señor,« entgegnete die Dame, indem ihre zarten Hände die seinen ergriffen, »Manuelo hat mein Herz erraten! Meine Wange errötet darüber, daß das Gefühl dessen, was ich meinem Vaterlande schuldig bin, so lange in meinem Herzen schlummern konnte. Aber ich schwöre, die Freiheit hat an mir eine Jüngerin gewonnen, die bereit ist, ihr Alles, ihr Leben und Sein im Kampf gegen die Unterdrückung zu opfern, und Sie, Señor sind es, dessen Worte die heilige Begeisterung in mir wachgerufen, dem ich meine Befreiung von einem verhaßten Bande danke, und dem mein Leben, meine Gebete gehören sollen!«

»Señora, Sie gehen zu weit, ich that nur meine Pflicht als Soldat und werde mich glücklich schätzen, Ihnen ferner dienen zu können. Wünschen Sie diese Küste zu verlassen, so werde ich Sie und den Glücklichen, dem Sie Ihren Schutz künftig vertrauen, sicher an das Ufer von Montevideo geleiten.«

»Meinen Schutz? Señor, ich wüßte nicht, wem ich ihn besser anvertrauen sollte, als Ihnen.«

Der Kapitän blickte sie verwirrt an. »Ich meine, Señora, der Mann, den Ihr Herz gewählt, auch wenn seine Farbe einige Schatten tiefer ist, als die unsre, hat das erste Recht, Ihr Beschützer zu sein.«

»Ich verstehe Sie nicht, Señor!«

Kapitän José wandte sich zur Seite und deutete auf den Pardo, der eifrig beschäftigt war, mit Hilfe der Dienerinnen und der Sklaven einige Lebensmittel und wertvolle Gegenstände zusammenzupacken.

»Sie werden seine Liebe mit Ihrer Hand belohnen,« sagte er ernst.

Das Mädchen schaute erstaunt auf ihn und dann auf den Mestizen. »Wie, Señor, Manuelo mein Gatte? Ist er rasend genug, daran zu denken?«

»So beteuerte er mir!«

»Dann hat er seinen Dank bereits sich genommen. Nie, Señor, wird Aniella Crousa das stolze Blut ihres Vaters mit dem eines Farbigen mischen!«

Ein freier Atemzug hob die Brust des Kapitäns, als wäre sie von einer schweren Last befreit. Einige Augenblicke standen beide stumm vor einander. Man sah im Schein der brennenden Feuer, der halb zerstörten bunten Laternen, die ihrem Hochzeitsfest leuchten sollten, ihren Busen leidenschaftlich sich heben, das Auge unruhig zu dem Manne vor ihr emporblicken.

»Ich bin eine elternlose, des Schutzes bedürftige Waise,« sagte sie leise; »erst diesen Abend habe ich vernommen, in welcher schmachvollen Art man mich verhandelt, gleich dem Preise nichtswürdiger Leidenschaften. Aber ich würde dort drüben so schutzlos sein, wie hier; eilen Sie zu den Ihren zurück, Señor, ehe die Gauchos mit verstärkter Macht zurückkehren. Aniella Crousa hat nicht das Recht, noch länger das Leben der Edlen und Tapferen zu gefährden.«

Der Kapitän ergriff ihre Hand. »Will Aniella Crousa mir das Recht geben, für sie zu kämpfen, zu sterben?«

Das Mädchen zitterte. »Dieses Recht, Señor, gehört allein dem Gatten!«

»Wohlan! Señora, ich bin ein Mann von wenig Worten – aber ich pflege das meine zu halten mit meinem Leben! Will Aniella Crousa das Weib Giuseppe Garibaldis sein?«

Das Erbeben des Entzückens flog über ihre Gestalt. »Wie, Señor? Sie selbst, der Kommodore? der Held der Freiheit Montevideos?«

Der kühne Parteigänger lächelte; es that ihm wohl, den Ruf seiner Thaten selbst in stillen Mädchenherzen wiederhallen zu hören.

»Wird Aniella drum weniger einem Manne vertrauen, weil ihm ihr Vaterland vertraut hat?« Er blickte auf seine Uhr. »In zehn Minuten, Señora, muß ich diesen Ort verlassen. Sie schulden Giuseppe Garibaldi noch die Antwort, ob Sie sich seinem Schutz vertrauen wollen?«

Einen feurigen, leidenschaftlichen Blick warf das Mädchen auf ihn; dann, ohne Antwort zu geben, stürzte sie nach der Stelle, wo das Seil der Quintaglocke in der Veranda herabhing und begann es mit aller Kraft zu ziehen.

Nochmals schallte der Ton der Glocke weit hinaus in die Nacht, von allen Seiten eilten die Diener der Quinta, die Tapferen des Kommodore herbei, die Waffen in der Hand, nach der Bedeutung des Signals zu fragen.

»Was ist geschehen? Pequeña hermana, was soll die Glocke, die den Feind warnt?«

»Wo ist der Padre?« herrschte die Herrin.

»Der reverendo Padre Aloysio betet am Altar, Señora, daß die heilige Jungfrau dessen Befleckung mit Blut vergeben möge!«

»Zündet die heiligen Kerzen an! wer Aniella Crousa liebt, möge ihr folgen zu der heiligsten Stunde ihres Lebens! Eine Hochzeit war Euch versprochen; bei der unbefleckten Jungfrau – Ihr sollt sie haben!«

Der Pardo ergriff entzückt ihre Hand. »So haben die Worte des Kommodore Dein Herz gerührt! Du willst den Freund Deiner Kindheit, den Mann, der Dich liebt wie sein Leben, beglücken mit Deiner Hand, ehe Du diesen Ort des Unheils verlässest?«

Die Señora stieß ihn erstaunt zurück.

»Bist du unsinnig, Manuelo? Die Gazelle sollte den Schakal wählen, da sie den Löwen der Pampas haben kann?«

» Mil demonios! was soll das heißen? Du wagst es, den Fremden zu wählen?« Seine Hand fuhr nach dem Messer an der Seite des Beins.

»Bin ich eine freie Montevideerin oder nicht? Bin ich die Herrin dieser Quinta? Hat je ein Wort meines Mundes Dich an die Vermessenheit eines solchen Gedankens glauben lassen? Diesen Mann liebe ich seit dem Augenblick, da ich ihn zuerst gesehen – ihm wird Aniellas Leben von dieser Stunde an gehören!« Sie faßte die Hand des Kommodore und zog ihn fort, aber der Mestize warf sich ihnen entgegen und sperrte den Eingang. Seine Augen glühten wie Kohlen, auf seinen Lippen stand flockenartiger Schaum, und die Adern seiner Stirn leuchteten wie rote giftgeschwollene Schlangen.

»Fluch über Dich, wenn Du es wagst, Undankbare!« zischte er in portugiesischer Sprache. »Nicht dem hergelaufenen Abenteurer gehörst Du, sondern mir, der Dich befreit, der Dich liebt, der zu Dir betet, wie zu der heiligen Jungfrau selbst. Nicht der arme Gambusino ist es, der Deinen Besitz als Lohn all seiner Mühen und Leiden fordert. Ich bin reich, reicher als Deine üppigsten Träume Dich machen können; diese Hand soll Dir die Schatzkammer von Kaisern und Königen öffnen!«

»Und wärst Du ein Kaiser selbst,« rief das Mädchen, indem sie sich an die Brust des Kommodore warf. »Hier ist der Mann, den mein Herz gewählt und niemals verlassen wird!«

»So mög' er zur Hölle fahren, und Montevideo mit ihm!« Das spanische Messer funkelte durch die Luft, indem er sich wie der Jaguar im Sprunge tückisch auf den Fremden warf. Aber der Kommodore, der regungslos dem Streit beigewohnt, ergriff mit einer blitzschnellen Wendung seinen Arm und preßte ihn dicht unterm Handgelenk zusammen, so daß die mörderische Faust sich öffnete, und der Stahl ihr entfiel. Dann schleuderte er ihn wie ein Kind den Armen der Gefährten zu.

»Hast Du José Garibaldi nicht besser kennen gelernt im Wogensturm und Todeskampf, Memme,« sagte er verächtlich, »daß Du wähnen konntest, er fürchte das Messer eines Meuchlers? Fort mit ihm und schnürt ihn an die Säule der Veranda fest – ich mag sein Blut nicht!« Er setzte das Sprachrohr an den Mund. »Die Pferde herbei! macht Euch fertig zum Aufbruch, Kameraden!« donnerte seine Stimme über den Platz hin, während sein starker Arm die Braut umfaßte. »Wer dem Kommodore und seinem Weibe folgen will, möge bereit sein im Augenblick!«

Er trug mehr, als er sie führte, die süße Last durch die Gemächer zu der geöffneten Kapelle, wo der Priester noch immer vor dem durch rohen Männerhaß entweihten Altar kniete. Man hatte die Leichen der beiden Erschossenen hinweggeschafft, ebenso den Körper des von dem Schlage des Mohren schwer verletzten Miliz-Kapitäns. Das Blut der Opfer des kurzen Kampfes aber färbte noch immer die Matten und Fliesen des Bodens.

Mit wenig Worten war der Kaplan von dem Willen der Herrin der Quinta verständigt, eine volle Börse aus der Hand des Kommodore, und die Drohungen der triumphierenden Unidados beseitigten jeden Widerspruch, und er erklärte sich bereit, die heilige Handlung zu vollziehen.

Während das so seltsam vereinte Paar auf den Stufen des Altars kniete, erscholl von draußen der Lärm der wieder aufsitzenden Reiter, und das Geschrei des gefesselten Mestizen, der die wildesten Verwünschungen auf sie schleuderte.

Die Stola war um die vereinten Hände geschlungen, der Segen gesprochen, als der Knabe François durch die ihr Gebet verrichtende Menge stürzte.

»Zu den Waffen. Excellenza! die Gauchos kehren zurück, ihre Reiter schwärmen zwischen der Quinta und dem Ufer!«

Man hörte Schüsse in der Ferne, welche die ausgesandten Vedetten, vor der Überzahl der Gegner flüchtend, mit diesen wechselten.

Der Kommodore hob mit der Linken die Neuvermählte empor und drückte sie zärtlich an seine Brust. So trug er sie, von seinen Leuten und den Dienern der Quinta umdrängt, hinaus auf die Veranda, von deren Höhe man in der mondklaren Nacht dunkle Reitergruppen über die Ebene hereingaloppieren und hin und wieder Schüsse aufblitzen sah.

Plötzlich rollte ferner Donner durch die Luft, der Nachtwind, der das Geschrei der von ihrem Lager herbeieilenden Gauchos aus weiter Entfernung herüber trug, brachte auf seinen Schwingen zugleich das rollende Echo dumpfer Kanonenschläge.

Das Auge des Kommodore leuchtete. »Beim Himmel, Sacchi ist ein prompter Gesell! nicht fünf Minuten lassen seine Breitseiten warten über die besprochene Zeit. Die Pferde herbei, Männer!«

Plötzlich erbebte er; die Muskeln seines Gehörs schienen sich zu spannen, während er sich vorüberbeugte, die Hand am Ohr, um besser auf den Geschützdonner zu lauschen, den die Luft jetzt Schuß auf Schuß herüber trug.

» Demonio! was ist das? Das ist der Donner von schwerem Geschütz, wie keiner der Schoner und der Briggs führen kann.«

Aniella hatte sich an seinen Arm geschmiegt. »Was ist Dir, Geliebter? was bedeutet der Kanonendonner?«

»Meine Flotille greift die drei Schiffe der Föderalisten an,« sagte er hastig, »die Boote meiner Korvette warten, uns an Bord zu führen. Du mußt Deine Brautnacht unter Kanonendonner feiern, Süße, aber das ist das Leben des Seemanns, und als Morgengabe will ich Dir und Montevideo jene Wimpel zu Füßen legen, die vor drei Tagen mich jagten. Wo ist das Pferd der Señora, Schwarzer?«

Aniella hielt ihn einen Augenblick zurück. »Heißt Dein Wagnis nicht allzu sehr das Glück versuchen, mein Gemahl? Soviel ich gehört, besitzt die Republik nur kleinere Schiffe, die sich mit den Fregatten des Admiral Brown nicht messen können!«

»Mit den Fregatten?« Er wandte sich hastig gegen sie. »Brown ankert vor Buenos-Ayres, wir haben es bloß mit den Schonern und der Brigg zu thun!«

»Heilige Jungfrau – so weißt Du nicht –?«

»Was? sprich!«

»Der Admiral ist diese Nacht zurückgekehrt, beide Fregatten liegen kampfbereit auf dem Ankerplatz, um morgen Dich anzugreifen!«

»Die Fregatten? Höll' und Verdammnis, und ich bin hier!« Er riß das Sprachrohr zum Munde. »Kameraden, es gilt unsere Schiffe zu retten! In zwanzig Minuten müssen wir am Ufer sein! Alferez Vincentio, nehmen Sie die Vorhut mit fünfzehn Mann! Keinen Pardon den Schurken, die uns in den Weg zu treten wagen. Wo ist Cabo Montecchi?«

» Aqui estov, Señor!«

»Zwanzig, um uns den Rücken zu decken! Halte Dich brav, mein Freund! Zu Rosse, Aniella! jeder Augenblick kann die Ehre Deines Gatten kosten.«

Die Señora saß bereits im Sattel ihres feurigen Indianerpferdes. Der Kommodore sprang auf das, welches der Neger, ein zweites am Zügel, ihm vorführte. Der Leutnant und die Seinen waren bereits mit dem ersten Haufen der Gauchos handgemein am Eingang der Piazza.

Der Knabe François reichte ihm die Pistolen, die er frisch geladen. » En avant, Excellenza, wir fegen die Schufte, wie der Pamperos die Sandwirbel!«

Er kletterte auf das Pferd, das La-Muerte am Zügel hatte, und setzte sich hinter dem Sattel fest. Der Kommodore hatte mit der Linken den Zügel des Prairiepferdes genommen, seine Rechte, an deren Gelenk der Säbel hing, spannte das Pistol; nur mit dem Druck der Schenkel leitete er das feurige Roß.

» Adelante niños! Vorwärts. Kinder! Vivan los Unidados! Viva Montevideo!« Wie eine Sturmwolke unter dem Klagegeschrei der zurückbleibenden Diener und Frauen brauste die Reiterschar vorwärts. Der Schwarze sprang nach dem Pfeiler, an dem seine lange Lanze lehnte.

»Willst Du mich verlassen, La-Muerte? Mögen die Teufel Deine Seele verbrennen dafür!«

Der Schwarze blieb einen Augenblick an der Veranda-Säule stehen, an die der Mestize gefesselt war. » Beu der Seele meines Vadders! – Massa Manuelo haben Recht! Señora Aniella brauchen La-Muerte, aber der Nigger sein nicht so schwarz, daß er einen Freund vergessen, auch wenn tiefer ein Feind sein geworden!« Ein rascher Schnitt seines scharfen Messers trennte die Bande des Pardo. »Kommen mit uns, Manuelo, tiefes Kind haben ein gutes Herz und werden gut machen mit Dir!« Er schwang sich auf den Rücken des Pferdes. »Vorwärts! vorwärts!« schrie der Knabe, und in mächtigen Sprüngen jagte das Roß mit seiner Doppellast davon.

Der Haufe der Gauchos, der sich zuerst ihrem flüchtigen Rückzug entgegengestellt, wurde von der Gewalt des mächtigen Anpralls gesprengt und zur Seite geworfen. Die Nacht und das Handgemenge gestatteten den Gegnern nicht, von ihrer furchtbarsten Waffe, dem Lasso, Gebrauch zu machen, und da überdies die Unidados meist ebenso furchtlose und gewandte Reiter waren, beschränkte sich der Kampf auf den Gebrauch der Pistolen, der Lanzen und Säbel.

Der Commodore hatte die junge Frau zu seiner Linken, ein anderer Reiter galoppierte an ihrer freien Seite, La-Muerte dicht hinter der Gruppe.

Von dem Strome her donnerte Schuß auf Schuß, bald das Rollen einer ganzen Breitseite, bald der scharfe Knall der langen Zweiunddreißigpfünder der kleineren Schiffe. Jedes Rollen schien den Commodore erbeben zu machen.

Aber Schar auf Schar der Gauchos stürmte aufs neue herbei. Die Nachricht von dem Fall ihres Führers hatte sich mit Blitzesschnelle unter den wilden Reitern verbreitet, und weniger die Liebe für den Erschossenen, als der verletzte Stolz ihrer Partei trieb sie zu rasenden Anstrengungen, die Scharte des Überfalls, der so rasch auf die Wegnahme der Goelette gefolgt war, auszuwetzen.

Jeder Schritt des rasenden Galopps der Flüchtigen fast war mit Blut gedüngt. Im Jagen Knie an Knie, Sattel an Sattel, schlug man sich mit der wütendsten Erbitterung. Die Schüsse knatterten hinüber und herüber, die breiten Klingen der Säbel und Machetes funkelten im Mondlicht.

»Vorwärts, Kameraden! vorwärts! zeigt ihnen, was die Kämpfer der wahren Freiheit zu leisten vermögen!«

Der Hieb seines Säbels sauste im dichten Gedräng über den Kopf eines Gaucho, Aniella bog sich weit zurück über die Croupe des Pferdes, über ihr wirbelte die Lanze des Negers; jeder Stoß traf einen Gegner zum Tode, jeder Schlag warf einen der Bedränger aus dem Sattel.

»Heilige Jungfrau, gieb, daß ich zur rechten Zeit komme! Gieb, daß meine Ehre rein bleibe in dem Lande, dem ich mein Leben geweiht!«

Mehr als ein Dritteil der Mannschaft des kühnen Unidadohaufens war bereits gefallen, herabgerissen im rasenden Galopp der Pferde, erschossen, verwundet und Opfer der wilden Parteiwut.

Die Schar, die immer heftiger tobende Seeschlacht zur Linken lassend, jagte im tollen Lauf am Ufer stromaufwärts. Man hörte jetzt deutlich die Salven der einzelnen Geschütze. Der Galopp wurde immer wütender, denn es galt die Bucht zu erreichen, wo die Boote harrten, ehe die Gauchos die kleine Schar abzuschneiden vermochten.

Aber alle Anstrengung war vergeblich. Die Gegner erkannten recht wohl, um was es sich handle, und, unbekannt mit den letzten Vorgängen in der Quinta, glaubten sie bei dem Anblick der Estanciera, daß die Unidados diese entführt hätten. Ihre weniger ermüdeten Rosse gewannen mit jeden Augenblick mehr Vorsprung und drängten die Schar vom Ufer ab.

Der Commodore sah die Gefahr; sein Entschluß war gefaßt.

»La-Muerte, bei Deinem Leben, schütze die Señora! Hierher, Alferez Vincentio!« Fuß an Fuß mit ihm dahinsprengend, erteilte er seine Befehle. Dann preßte er dem Roß die Sporen in die Flanken und sprengte zur Vorhut. »Hierher, Männer! zurück nach der Quinta!« Die kleine Schar warf sich nach rechts.

Die Gauchos stutzten; ein bedeutender Haufe wandte sich, sie zu verfolgen; in die entstandene Lücke brach gleich einem Keil Alferez Vincentio mit dem Haupttrupp. Der lange Speer La-Muertes warf einen der Hauptleute der Gauchos vom Sattel – Viktoria! die Bucht lag vor ihnen, und durch die breite Öffnung des Ufers sah man das Blitzen der Schüsse von den in Kampf begriffenen Schiffen.

Durch den Donner, durch den Lärm klang ein gellender Pfiff über die Ebene, es war das Signal, daß die Hauptschar die Bucht erreicht, und gleich darauf verkündete auch das Musketenfeuer der mit drei Booten harrenden Matrosen, daß sie den Bedrängten zu Hilfe gekommen.

Beim ersten Klang des Signals wandte der Commodore sein Pferd, und der kleine Haufe seiner Begleiter – noch acht Mann, die besten der Schar – kehrte sich plötzlich gegen die Verfolger.

Da beide Parteien längst von ihren Schußwaffen Gebrauch gemacht hatten und bei dem wütenden Ritt keine Zeit gewesen war, sie wieder zu laden, so waren beide auf die blanken Waffen angewiesen. Während aber die Gauchos in ihrer gewöhnlichen Weise in ungeordneten ausgedehnten Haufen dahersprengten, bildeten die wenigen aber disziplinierten und entschlossenen Krieger des Commodore, sämtlich zu den italienischen Abenteurern und Flüchtlingen gehörig, die sein Ruf aus ganz Amerika um ihn versammelte, eine feste Phalanx, deren Rückstoß die Gegner nicht zu widerstehen vermochten.

Die flinken gewichtigen Säbelhiebe der Unidados brachen sich Bahn; ehe die Schar der Gauchos sich sammeln und den Ring um sie schließen konnte, waren die erschöpften Pferde in einer letzten Anstrengung weit voran und jagten zum Ufer zurück.

Die Überlisteten folgten mit wildem Geschrei ihrer nochmals entgangenen Beute.

Zwei der Reiter Garibaldis stürzten und wurden sofort niedergemetzelt, ein dritter war bereits bei dem kühnen Manöver vom Pferde gehauen; mit den fünf anderen eilte der Commodore unaufhaltsam vorwärts.

»Itaparika – ahoi!« heulte das Sprachrohr im tollen Lauf, und von rechts her, kaum noch hundert Schritt entfernt, jubelte die Antwort: › Vivan los Unidados! zu Hilfe dem Commodore!‹ Die Bootsmannschaft, die bereits gesicherten Flüchtlinge sprangen aufs neue ans Ufer, eine Salve der bereit gehaltenen Musketen und Trombolen empfing die anstürmenden Gauchos, aus den Leibern der keuchend zu Boden stürzenden Pferde machten die kühnen Reiter den letzten lebendigen Wall. An der Energie dieses Kampfes scheiterte der wilde, regellose Anprall der Föderalisten, und mit plötzlichem Übergang von energischem aber mißlungenem Angriff zur gänzlichen Mutlosigkeit, stoben die Gauchos zurück.

»In die Boote! in die Boote!« donnerte der Befehl des Commodore. »Setzt die Riemen ein, Männer, ehe die Schurken zurückkehren! Auseinandergelegt, damit die Kanonade keinen Schaden thut! Vorwärts, Männer der Itaparika, damit wir das Schiff retten.«

Während die Boote auseinanderstoben und mit aller Kraft sich hinausarbeiteten, um die im Gefecht liegenden Schiffe so rasch als möglich zu erreichen, führte der Commodore, aufrecht im Stern seines großen Kutters stehend, das Steuer, wie in jener Nacht, als er die verwegene Flucht leitete. Von hier aus übersah er, so gut es sich thun ließ, die Stellung der Schiffe und entwarf den notwendigerweise veränderten Schlachtplan. Ihm zu Füßen lehnte auf der Spiegelbank das junge, schöne Wesen, das sich ihm verbunden; während der Bootsmantel, den der Alferez um sie geworfen, ihre Gestalt verhüllte.

Der tapfere Abenteurer vermochte sich aus dem Aufblitzen der Schüsse leicht über die Stellung der beiden Flotillen zu vergewissern. Infolge der Nachrichten Manuelos und gedrängt von der eigenen rasch entstandenen Teilnahme für die junge Herrin der Quinta, hatte er beschlossen, mit der sich anscheinend darbietenden günstigen Gelegenheit zu einem Angriff des föderalistischen Geschwaders den Überfall der Quinta und die Entführung der Señorita nach Montevideo zu verbinden. Infolge seiner mit der so glücklichen Wegnahme der Goelette gekrönten Rekognoscierung wußte er, daß das bei der Quinta de los dias entretenidos ankernde Geschwader nur noch aus einer Brigg von achtzehn Kanonen, einem Schoner und einer Brigantine mit zwölf Geschützen bestand. Dieser Macht war die seine überlegen, die jetzt außer der Goelette sein eigenes Schiff, die »Itaparika«, eine Korvette von vierundzwanzig Kanonen, und zwei Briggs, jede mit zwölf Kanonen und einem langen Zweiunddreißigpfünder auf dem Vorderteil zählte. So hatte das kleine Geschwader, das während des Tages im Versteck des Ufers mit gerefften Segeln verborgen gelegen, dann unterm Schutz der Nacht bis auf etwa acht bis zehn See-Leguas herangelegt, und hatte den Befehl erhalten, mit Sonnenuntergang stromab zu fahren und die feindliche Flotille um zehn Uhr anzugreifen, während zugleich die Boote der Korvette am Ufer den Commodore und die Schar erwarten sollten, die dieser unter der Bemannung der Schiffe für das Abenteuer ausgesucht hatte. Die ihnen unbekannt gebliebene Rückkehr der beiden Buenos-Ayres-Fregatten von achtundzwanzig und sechsunddreißig Kanonen änderte dagegen das Verhältnis sehr zu ihrem Nachteil, da jetzt fünf Schiffe mit etwa hundert Geschützen ihren vier Fahrzeugen mit nicht viel mehr als die Hälfte Kanonen gegenüberstanden.

Das Gefecht, das jetzt seit etwa einer halben Stunde im Gange war, war bis dahin ziemlich resultatlos geblieben, da die Schiffe des Commodore den Vorteil gehabt hatten, sich vor dem Winde zu befinden, und Sacchi, der erste Leutnant der »Itaparika«, zeitig genug die Anwesenheit einer größeren Macht bemerkt hatte. Dennoch hatte er dem Befehl des Commodore gemäß, den Kampf zur bestimmten Stunde begonnen, indem er das Feuer aus den langen Zweiunddreißigpfündern seiner Schiffe auf eine Entfernung eröffnen ließ, wo die Breitseiten der beiden Fregatten ihm nur wenig Schaden zufügen konnten. Er wußte, daß er hierdurch mindestens die feindliche Flotille beschäftigen und sie hindern würde, sich mit den im Schatten des Ufers zur Bucht rudernden Booten zu beschäftigen, während der günstige Wind den Schiffen der Gegner nicht gestattete, näher heranzukommen. Dennoch mußten auf die Dauer die Strömung und die Richtung der Brise die Schiffe der Montevideer in den Bereich ihrer Gegner bringen, und das war es, was der seemännische Blick des Commodore sogleich begriff, und weshalb es ihm galt, dem Gefecht eine neue Wendung zu geben.

Da das Geschwader der Unitaristen mit der Strömung zugleich der Höhe zutrieb, dauerte es fast eine weitere halbe Stunde, ehe die Boote die dem Ufer am nächsten liegende Korvette erreichen konnten. Die Gefahr war während der Zeit nur gering gewesen, da die Richtung des feindlichen Feuers seewärts ging. Jetzt, als sie näher kamen, furchten einige Kugeln das Wasser um sie her, oder fielen in ihrer Nähe schadlos nieder.

»Fest an die Riemen, Männer,« befahl der Commodore, während er mit seinem Leibe den Körper seines Weibes deckte, »einige Schläge noch und wir sind unterm Schutz der Korvette.« Nach wenigen Augenblicken lagen sie längsseit des Schiffes. Ein Viva begrüßte den Commodore, der sich an dem Tau emporschwang und die jungfräuliche Frau aus den Armen des Negers empfing.

»Sei gegrüßt, Aniella, in dem Hause Deines Gatten,« sagte er, indem er sie auf die Stirn küßte und auf das Deck niedersetzte. »Vielleicht gewährt es Dir nicht bessern Schutz, als das Dach, das Du verlassen; aber Deine sicherste Wohnung wird an der Brust Deines Mannes sein, und nie soll sie Dir fehlen, so lange ein Herz in ihr schlägt! – Freund Sacchi,« fuhr er fort, »nicht bloß eine Tochter Montevideos bringe ich zurück, Gott und die Jungfrau waren mit diesem Zuge, dem ich mein Glück verdanken sollte. Sie ist mein Weib, und ich bitte Dich, für diesen Schatz in dem sichersten Raum des Schiffes zu sorgen. Gehe mit ihm, Aniella, und nun, Burschen, die Raaen herum, und lassen Sie die Topgallantsegel ansetzen, Señor, denn wir müssen auf ihrer Leeseite vorüber und im Treiben mit ihnen die Breitseiten tauschen!«

Während der erste Leutnant der Korvette den erhaltenen Befehlen Folge leistete, erteilte der Kommodore dem zweiten Offizier weitere Ordres, um sie an Bord der drei anderen Schiffe des kleinen Geschwaders zu bringen. Wenige Augenblicke darauf schoß das Boot davon, und der Kommodore wandte alle seine Aufmerksamkeit dem Feinde zu. Er stand auf den Hängematten der Puppe, an einem Tau sich festhaltend, und beobachtete mit dem Nachtfernrohr die Gegner, während der Knabe François die Sporen von seinen Stiefeln löste.

Der erste Leutnant war bereits wieder auf dem Verdeck und stand neben ihm.

»Es bleibt uns nichts übrig,« sagte der Kommodore, »als während des Gefechts die Höhe zu gewinnen und hinüber zu legen nach dem Ufer von Uruguay. Die Fregatten sind uns zu stark und der Übermacht zu weichen, ist keine Schande. Wir sind bessere Segler als sie, und in zwei Stunden geht der Mond unter. Dann entkommen wir ihnen leicht.«

»Brown ist ein alter Seehund,« meinte der erste Leutnant, »er wird sich nicht so leicht täuschen lassen; er wird uns den Weg verlegen.«

»Wir müssen es darauf ankommen lassen. Laß allein die Mannschaft der Steuerbord-Kanonen auf ihrem Posten bleiben und die anderen sich zu Boden legen, wenn wir im Bereich ihres Feuers sind. Hochbootsmann, haltet alles bereit zum Ausbessern der Segel und des Takelwerks. Zwei Strich mehr Backbord, Mann! Die Goelette ist jetzt über den Segelbaum ihres letzten Schiffes hinaus, und auch die ›Amaryllis‹ gewinnt die Höhe. Jetzt, Sacchi, die Topsegel hinauf in den Klüver, wir müssen der ›Santa Trinidad‹ zu Hilfe kommen!«

Die bezeichnete Brigg trieb eben unterm Lee der Fregatten vorüber, zwar in genügender Entfernung, aber doch nicht so weit, daß das Feuer derselben ihr nicht hätte Schaden thun sollen. Die Korvette, durch die Klüver immer weiter abtreibend, kam jetzt rasch vorwärts und fuhr in den Raum zwischen den Fregatten und der von diesen beschossenen Brigg.

Aber die Feinde hatten jetzt das Manöver erkannt und ein Berg von Segeln stieg auf den fünf Schiffen der Föderalisten empor, die jetzt gleichfalls durch die Landbrise vom Ufer abtrieben.

In einer Viertelstunde befand sich die Korvette auf gleicher Steuerlinie mit der größern der beiden Fregatten, während die zweite die Brigg beschoß, deren Segel- und Stengenwerk bereits arg beschädigt schien.

»Jetzt, Männer, ist es Zeit! Laßt uns selbst den Tanz eröffnen. Feuer!«

Die zehn Kanonen der Steuerbordseite entluden sich, im Augenblick darauf prasselte die Antwort der Gegner durch das Takelwerk und riß Splitter aus dem Bollwerk. Einer der Matrosen im Vorderkastell wurde verwundet.

Der Vorteil, daß die Korvette nur mit den obersten Segeln trieb, zeigte sich in der geringen Beschädigung.

»Sie schießen zu hoch, Sacchi,« lachte der Kommodore, der noch immer auf der Hängematte stand. »Aber veramente! Brown versteht sein Handwerk. Er hat mit Absicht den Schnabel gegen uns gekehrt, um uns seine beiden Lagen geben zu können. Richtig, jetzt wendet er, und hier kommt seine Breitseite!«

Wiederum rasselten die Kugeln des Gegners über die Korvette her, die von dreien ins Holz getroffen wurde.

»Nun, Kinder, gebt's ihnen! zielt auf die Segel – es ist unsere Hoffnung!« Die gleichzeitige Entladung der Kanonen machte den zierlichen Bau bis in seinen Kiel erbeben, und ein leichter Schrei des Kommodore Herz erzittern, während eine zarte Hand hastig nach der seinen faßte. Mit einem Sprung war er von den Hängematten auf Deck. »Um der Heiligen willen, Señora, was thun Sie hier? Aniella, mein Weib, was willst Du auf diesem gefährlichen Platz?«

»Es ist der meine! Glaubst Du, daß Aniella Crousa ihr Recht aufgeben wird, in ihrer Brautnacht an der Seite ihres Gatten zu sein? Bin ich darum Dein Weib, daß ich nur Dein Glück, nicht Deine Gefahren teilen sollte?«

Die junge Frau zitterte sichtlich; ihre Wange war totbleich, aber in ihrem schönen Auge lag ein so energischer Mut, eine so bestimmte Entschlossenheit, daß der Held ihr nicht zu widerstehen vermochte.

»Arme Aniella, Dein hochzeitlich Lager umgiebt der Tod; Dein Brautgemach ist Blut und Pulverdampf!«

Sie sah stolz und zärtlich auf ihn. »Und glaubst Du, daß eine solche Brautnacht das Weib weniger glücklich macht, in der sie den Mann ihrer Wahl als Helden bewundern darf? Zu Deinen Füßen will ich sitzen und Tod und Schrecken trotzen, aber nicht feig dort unten bleiben, fern von Dir, in dieser Nacht, die uns beiden gehört!«

Der Kommodore drückte sie an sich und führte sie sanft unter den Schutz des Bollwerks, wo er sie niederließ. »Du hast recht, Aniella, das Weib Giuseppe Garibaldis gehört an seine Seite, wenn die Kugeln sausen! Es ist Zeit, Kinder! alle Hände herauf zum Segel setzen! Luv ab, Mann, und gebt's ihnen mit den Sterngeschützen, Señor!«

Die Pfeife des Hochbootsmanns rief zum Segelansetzen; aus den Luken herauf, unter den Bollwerken hervor schwärmte die tapfere Mannschaft und warf sich in die Wanten, während unter des ersten Leutnants und des Feuerwerkers Leitung die beiden langen Vierundzwanzigpfünder aus den Luken der Kapitänskajüte das zur Verfolgung sich anschickende Admiralsschiff zu beschießen begannen.

Die Bäume der Korvette füllten sich mit dem weißen Linnen, das die Brise emporblähte, und sie schoß vorwärts zum Schutz der Brigg, die noch immer das Feuer der zweiten Fregatte aushielt.

» Diavolo! Warum setzt Salvadore nicht Segel an und macht sich aus dem Staube? Hinauf, Señor, in den Vormars, und sehen Sie, was mit der Santa Trinidad ist.«

Der Aspirant flog die Wand hinauf; der Mondschein war noch so hell, daß er mit dem Glase leicht den Zustand der Brigg erkennen konnte; die Meldung lautete kläglich genug, das Feuer der zweiten Fregatte hatte die Brigg entsetzlich mitgenommen in ihrem Stengenwerk, soeben kam das große Giek herunter, und das Schiff war ein hilfloses Wrack.

Ein Vivageschrei von der Kajüten-Batterie herauf milderte die schlimme Nachricht; ein glücklicher Schuß des Feuerwerkers hatte die Hauptstenge des Topmastes des jagenden Admiralsschiffs getroffen und mit dem ganzen Linnen- und Tauwerk herabgebracht; die Fregatte, ihrer Klüver beraubt, fiel sogleich ab, andere Schüsse mußten gleich schlimme Wirkungen gehabt haben, denn man sah das obere Segelwerk des Besan- und großen Mastes einziehen und das Schiff nur noch mit den unteren Segeln treiben.

»Jetzt, Männer, gilt es, dem Burschen dort die Zähne zu weisen, ehe sie den Schaden gebessert und wieder herauskommen. Zwei Striche Steuerbord, Mann, und laß uns auf drei Kabellängen an ihr vorübergehen. Sacchi soll das Feuer aus den Hinterdeck-Kanonen fortsetzen, so lange es möglich ist!«

»Die Santa Trinidad setzt ein Boot aus, Señor,« meldete der Aspirant vom Mastkorb. »Sie zeigt das Notsignal.«

»Höll' und Teufel! Salvadore wird sie doch nicht im Stich lassen, so lange eine Planke unter ihm hält!«

»Das Signal wird wiederholt, Señor Kommodore. Drei blaue Lichter unterm Stern.«

»Das ist das Zeichen der höchsten Not; sie müssen Kugeln zwischen Wind und Wasser haben und im Sinken sein. Den großen Kutter nieder und die Pinasse, wir müssen versuchen, unsere Brüder zu retten. An die Geschütze, Männer, Kartätschen auf die Kugeln, und nicht eher Feuer, als bis Ihr das Kommando vernehmt!«

Während die Boote der Korvette ins Wasser sanken und sofort nach dem gefährdeten Schiffe ruderten, kam der Segelbaum der Korvette bereits in gleiche Linie mit der zweiten Fregatte.

»Nieder auf den Boden, Aniella; soll ich die Tote ins Brautbett tragen?«

Die Breitseite der Fregatte krachte daher und schlug in den Rumpf, schwirrte durch die Luft, zerriß die Taue und zersplitterte die Bollwerke.

Der Kommodore stand selbst am Ruder. »Braßt das Besansegel voll! jetzt, Männer, Feuer!« Die Breitseite der Korvette entlud sich durch das Manöver des kühnen Führers auf etwa zwei Kabellängen gegen die kleinere Fregatte. Der Befehl, Kartätschensäcke auf die Kugeln zu setzen, zeigte seine Folgen in dem wilden Geheul, das man von dem Bord des feindlichen Schiffes herüber hörte.

Die Korvette gewann dadurch Zeit, eine zweite Lage zu geben; als die Feinde erwiderten, war sie bereits über mehr als die Hälfte der Schußlinie hinaus.

»Wie ist's mit dem Stengenwerk und den Masten? Wie viel Verwundete?«

Die Korvette, die nur um ein geringes kleiner war, als die zweite Fregatte der Gegner, hatte vier Tote und fünf Verwundete von den beiden Lagen des Gegners; die Kreuzbramstenge war durchschossen, der große Mast von einer Vollkugel getroffen, der andere Schaden weniger bedeutend, ebenso der Rumpf.

Sogleich erscholl der Befehl, den großen Mast zu woolden, das heißt, mit vorläufigen Stützen zu sichern, während der Fockmast sich bereits mit allen Segeln und Beisatzsegeln bedeckte, die er zu tragen vermochte.

Die Itaparika war jetzt auch der zweiten Fregatte voraus und unterhielt das Feuer gegen die beiden furchtbaren Gegner nur noch mit ihren Hinterdeck-Kanonen. Die Boote hatten die Brigg erreicht und kehrten bereits mit Mannschaft gefüllt zurück, indem sie den Segelstrich der Korvette zu kreuzen sich beeilten. Die Brigg und die Goelette hatten das Gefecht aufgegeben und standen unter vollem Segeldruck hinaus auf die Höhe, verfolgt von ihren Gegnern, die jedoch die Annäherung der Korvette in respektvoller Entfernung hielt. Dagegen begann die zweite Fregatte der Feinde jetzt unterm Vorteil des Windes die Jagd, und das große Schiff des Admirals schien bereits genügend Schaden gebessert zu haben und begann gleichfalls heraufzukommen.

Der Kommodore wußte recht gut, daß gegen diese Übermacht ihn nur die schleunige Flucht retten konnte, und daß auch da noch die Chancen sehr zweifelhaft waren, wenn nicht irgend ein glücklicher Zufall ihm zu Hilfe kam.

Dennoch widerstrebte es seinem energischen und kühnen Geist, vor dem Feinde zu fliehen und ihm den Sieg zu lassen.

Er schritt hastig, unruhig auf dem Hinterdeck umher, während seine Befehle ausgeführt wurden, und die ganze Mannschaft eifrig an der Ausbesserung oder den Geschützen beschäftigt war. Von Zeit zu Zeit wandte sich sein sorgenschwerer Blick von den Segeln der Verfolger und dem eigenen Mastwerk nach der Stelle, wo die junge Frau in der Nähe des Steuers saß, unbekümmert um Schlacht und Gefahr, einzig die Augen auf ihn gewandt, während der treue La-Muerte unfern von ihr auf dem Deck kauerte.

Die Boote der Korvette und der Brigg waren jetzt heran, ein Jubelschrei der Mannschaft begrüßte die Geretteten, die sich an den Tauen emporschwangen.

Der erste Leutnant der Brigg, ein junger Mann aus einer der reichsten Familien Montevideos, sprang die Stufen zum Hinterdeck empor und salutierte vor dem Kommodore. Sein rechter Arm hing in einem blutigen Tuch. »An Bord gekommen, Señor! zwei Offiziere, fünfunddreißig Mann in den Booten. Sie danken Eurer Excellenza für ihre Rettung.«

»Aber Don Salvadore, wo ist der Kapitän? wie steht es um die Brigg?«

»Don Salvadore wurde das Knie von der fallenden Bramstenge zerschmettert, er weigerte sich bis zum letzten Augenblick, uns zu begleiten; zwei Kugeln trafen die Brigg unter der Wasserlinie, sie ist rettungslos verloren, auch wenn unser Stengenwerk nicht gänzlich unbrauchbar geworden.«

»Wie, Señor, und Sie konnten Ihren Kommandeur verlassen?«

»Señor Kommodore,« sagte der junge Offizier gekränkt, »Sie selbst haben uns gelehrt, was Subordination ist. Wolle es Ihnen gefallen, Ihr Glas nach der Brigg zu richten!«

Garibaldi that es. »Ich sehe einen Mann in den Wanten des Vordermastes! Er schwingt die Flagge als Notzeichen! Señor, Sie –«

»Jener Mann ist Kapitän Salvadore,« unterbrach ihn der Leutnant. »Sein letzter Befehl war, ihn dort festzubinden, damit er bis zum letzten Augenblick die glorreichen Wimpel seines Vaterlandes vor Augen habe.«

»Um der Heiligen willen! die Brigg schwankt – sie sinkt!«

»Señor Kommodore,« sagte der verwundete Offizier, »auf den Befehl jenes Mannes sind wir hier, weil er glaubte, daß wir der Sache der Freiheit mehr nützen könnten; sonst würde kein Mann von ihm gewichen sein. Jetzt erlauben Sie wenigstens, daß wir einem Tapfern den letzten Gruß bringen!«

Und ohne die Einwilligung des Kommodore abzuwarten, schwang er sich mit dem unverletzten Arm in das Takelwerk, nahm seine Kappe und schwenkte sie durch die Luft.

Im Augenblick war die an Bord der Itaparika gerettete Mannschaft der Brigg seinem Beispiel gefolgt und stand in den Wantungen, auf den Bollwerken und in den Böten.

Die Brigg schwankte, deutlich sichtbar im Mondenschein; mit scharfem Auge sah man die dunkle Gestalt im Takelwerk die Flagge schwingen.

»An die Geschütze am Backbord! Fertig zum Feuern!«

Aniella kniete neben dem Kommodore, der, das Sprachrohr in der Hand, das Auge ernst und schwer auf die Brigg gerichtet hielt, während ihr Gebet zum Himmel stieg.

»Sie sinkt, sie sinkt –!«

»Fahre wohl, Kamerad! Du stirbst für die Freiheit Deines Landes! Ein Hurra, Kameraden, und die Salve über sein weites Grab!«

Und » Viva la libertad! Viva Montevideo!« klang es aus zweihundert Kehlen und mischte sich in den Donner der Breitseite.

Als der Pulverdampf von der frischen Brise vorübergetrieben wurde, war die Brigg verschwunden, das weite Wasser ihr Grab.

Von den feindlichen Schiffen her klang es wie ein höhnendes Echo des Abschiedsrufs in fernem Triumphgeschrei; auch dort mußte man ja das Sinken der Brigg gesehen haben, und was für den einen Schmerz, war für den andern der Sieg.

»An die Taue, Männer! Hißt die Kreuzbramsegel! Hinauf mit jedem Linnen, das die Spieren tragen mögen!«

Die Ausbesserung des Schadens war bald, so weit thunlich, vollendet, Notsegel waren an den Besanmast gesetzt, und die Korvette segelte mit möglichster Schnelle, auf den Schutz der bald eintretenden Dunkelheit vertrauend, weiter, um dem übermächtigen Feinde zu entkommen.

Aber dieser war kein unkundiger Gegner; Admiral Brown vielmehr ein gewiegter und erfahrener Seemann, dem nur ein so junges und thätiges Genie, wie das des italienischen Condottieri, so lange den Sieg hatte streitig machen können. Brown, ein Engländer von Geburt, war überdies in diesem Augenblick aufs höchste entrüstet, daß es seinem kühnen Gegner aufs neue gelungen war, ihn zu täuschen, und er fühlte, daß er alles aufbieten müsse, die Scharte auszuwetzen. Die Nachtsignale flogen an den Signalleinen empor, und die Schiffe des Geschwaders von Buenos-Ayres begannen sich den Befehlen zufolge auszubreiten und einen weiten Halbkreis zu bilden, in den sie die Verfolgten einschlossen.

In der Mitte dieses Halbkreises segelten die beiden Fregatten; das Admiralschiff mit aufgesetzten Notstengen, aber wieder vollkommen seetüchtig, und fast ein so guter Segler wie die Korvette.

Der Mond war untergegangen, aber bei dem klaren durchsichtigen Dunkel der Aprilnacht und bei der Nähe der Gegner war es leicht, die Fliehenden im Auge zu behalten.

Der Kommodore Garibaldi erkannte nach einer Stunde des Manövrierens, daß es vergeblich sei, den Gegner täuschen zu wollen.

Er schritt finster auf dem Hinterdeck auf und nieder, von Zeit zu Zeit das Hängemattengitter ersteigend und mit seinem Fernrohr den Horizont durchforschend.

Die Brise war stetig und frisch, aber da die Schiffe der Montevideer jetzt unterm Winde fuhren, war sie den Jagenden günstiger, als den Gejagten.

Plötzlich blieb der Kommodore stehen. »Lassen Sie den Hochbootsmann Benito kommen.«

Der Ruf ging bis zum Vorderdeck und gleich darauf erschien ein alter wettergebräunter Matrose von langer magerer Gestalt.

»Du hast am längsten von uns allen den La Plata befahren, Benito?«

»Seit fünfunddreißig Jahren, Señor Kommodore, aber Valga me Dios! nie unter einem bessern Kapitän!«

Der Kommodore nickte ihm freundlich. »Ich weiß, daß Du Vertrauen zu mir hast, Alter, und deswegen wend' ich mich an Deine Erfahrung. Wann denkst Du, daß wir die Küste von Uruguay erreichen mögen?«

»Eine Stunde vor Tagesanbruch, Señor.«

»Und kennst Du an diesem Teile des Ufers eine Zufluchtsstätte, an der wir uns gegen jene dort wehren können?«

Der Alte schüttelte den Kopf. »Sie wissen so gut wie ich, Señor Kommodore, daß die Föderalos uns den Rückweg nach Siriano verlegt haben. Die Küste ist bei Rosario so flach, daß man sie nicht zu Augen bekommt, bis der Kiel auf den Grund stößt.«

»So ist Deine Meinung, daß wir ihnen nicht mehr entrinnen können?«;

»So ist es, Señor Kommodore!«

»Aber es ist unmöglich, mit unseren drei Schiffen den Kampf gegen die Übermacht zu bestehen.«

»Ich weiß es!«

»Und was rätst Du?«

»Wenn wir nicht mehr kämpfen können, Señor Kommodore, giebt es die Pulverkammern.«

Der Befehlende schwieg einige Augenblicke. Dann sagte er ruhig: »Du hast Recht. Laß die Leute um den großen Mast zusammentreten, ich habe ihnen einige Worte zu sagen!«

» Si, si« Der Alte schwenkte sich auf dem Absatz um, setzte seine Pfeife an die Lippen und gab das Signal: »Alle Mann herauf.«

Alsbald schwieg das bisher in den Zwischenräumen unterhaltene Feuer der Sterngeschütze und die Mannschaft kam aus den Luken herauf, aus dem Takelwerk nieder, und sammelte sich um den Mast. Nur die Steuerleute und die nötigen Wachen blieben auf ihren Posten.

Der erste Leutnant hatte die Batterie verlassen, die Offiziere sammelten sich um ihren Befehlshaber auf dem Hinterdeck.

»Gieb der ›Concepcion‹ und der ›Amaryllis‹ das Signal, dicht heran zu legen, Señor Teniente!«

Der erste Leutnant gab den Befehl weiter, zwei blaue Lichter stiegen in den Nachthimmel empor, denen sofort das Signal der Laternen folgte.

Das Gemurmel der Mannschaft schwieg, als der Kommodore auf die Stufen trat, die vom Mittelschiff zum Hinterdeck führen, und von denen aus er die dicht gedrängte Menge übersehen konnte. Dicht hinter ihm stand die junge Frau, umgeben von den Offizieren des Schiffes.

»Wer zu weit entfernt ist,« sagte der Kommodore, »um meine Worte genau zu hören, möge in das Takelwerk steigen, denn es nötig, daß jeder Mann an Bord sie vernehme.«

Einen Augenblick dauerte das Geräusch, dann folgte wieder eine allgemeine Stille; man hörte nur das Knarren der Stengen und Spieren, das Anschlägen der Taue.

»Männer der Itaparika und der Santa Trinidad,« klang die ruhige sonore Stimme des Führers, »es sind nun drei Jahre, daß ich dies Deck als Euer Führer beschreite und die Schiffe der Republik gegen den überlegenen Feind geführt habe. Ihr selbst mögt mir das Zeugnis geben, ob ich je vor einer Gefahr zurückgewichen, wo es galt, die grün-blaue Flagge zu Ehren zu bringen und ihr Achtung zu verschaffen bei Freund und Feind!«

Ein beifälliges Gemurmel, das mit dem enthusiastischen Ruf: » Viva Garibaldi! Viva la libertad!« endete, beantwortete diesen Aufruf.

»Kameraden,« sagte der tapfere Condottieri, »ich danke Euch für das Zeugnis. Was ein Führer mit Tapferen, wie Ihr, zu thun vermag, haben wir der Welt bewiesen. Eines aber bleibt uns noch übrig, das ist: für die Sache, der wir uns gewidmet, zu sterben, wie wir für sie gelebt haben! Flucht ist unmöglich, ich bin entschlossen, den Kampf mit jenen vier Schiffen aufzunehmen, aber selbst den Heroen haben die Götter ihre Grenzen gesteckt; den Sieg zu hoffen, wäre Wahnsinn; doch weder unsere Leiber, noch eine Planke dieser Schiffe dürfen in die Hände des Mörders Rosas und seiner Schergen fallen. Frei wollen wir sterben, wie wir gelebt, laßt uns kämpfen bis zum letzten Mann, und der letzte möge die Lunte in die Pulverkammer werfen, damit kein Föderalo sagen kann, er habe Männer, wie uns besiegt! Das, Kameraden, war's, was ich Euch sagen, wozu ich die Einwilligung freier Männer wollte!«

»Zum Tode! zum Tode! Viva el Comodore! Viva la libertad! zum Kampf! zum Kampf!« Ein einziger Schrei schien aus dieser Schar von Tapferen emporzudonnern zum Nachthimmel. Die Tomahawks, die Säbel, die Enterpiken wurden in wahnsinniger Erregung durch die Luft geschwungen, die Männer umarmten sich und schworen in wilder Begeisterung, bis zum letzten Atemzug mit ihrem tapferen Führer zu kämpfen.

Der Kommodore erhob die Hand, Ruhe gebietend; wie auf einen Zauberschlag legte sich der Sturm, denn jeder begriff, daß der Befehl des Führers jetzt den strengsten Gehorsam forderte.

»Señor Teniente,« scholl der Befehl, »laß zwei Boote aussetzen. Unsere Kameraden auf der Concepcion und der Amaryllis müssen von unserem Beschluß in Kenntnis gesetzt werden!«

Leutnant Sacchi wandte sich zu dem Hochbootsmann, den Befehl zu wiederholen.

Aber ehe er noch die Lippen geöffnet, wurde er durch den lauten gebieterischen Ruf: »Haltet ein!« unterbrochen.

Auf der Treppe des Hinterdecks, an der Seite ihres Gatten und diesen zurückdrängend, stand Aniella Crousa, bleich, aber Entschlossenheit, Begeisterung in dem funkelnden Auge.

»Montevideer, Söhne und Freunde meines Landes! auch ich, das Weib Eures Führers, habe Worte an Euch zu richten!«

Die wilden Gesellen lauschten erstaunt dieser Frauenstimme. Der Kommodore neigte den Kopf zum Zeichen seiner Einwilligung und kreuzte die Arme, den ernsten Blick mit einem Ausdruck von Teilnahme und Zärtlichkeit auf sein junges Weib gerichtet, als sei auch er begierig, zu hören, was sie sagen werde.

»Freunde und Brüder,« fuhr die junge Frau fort, »Ihr habt Euch mit diesem Manne in die Gefahr gestürzt, um mich zu retten vor einem Bunde, der das Zeichen der Schmach auf die Stirn der Tochter Montevideos gedrückt hätte. Darum: wie mein Leben Euch gehört, gehört das Eure mir; ich, die Tochter des Landes, für das Ihr kämpft, ich sage Euch: ein tapfrer Tod ist erhaben, aber Euer Leben ist kostbarer für die Sache der Freiheit, als Euer Tod, und darum dürfen die Kämpfer Montevideos nicht verzweifeln, sie müssen leben und weiter kämpfen!«

Ein tiefes Schweigen antwortete diesen Worten, denn die meisten fühlten darin nicht bloß die Begeisterung für die Sache, sondern auch den Wunsch der Frau, das Leben des geliebten Mannes zu retten.

»Ich habe von Dir gehört, als ich kaum dem Kindesalter entwuchs,« fuhr die Montevideerin fort, indem sie sich an ihren Gatten selbst wandte, »Du bist kein Sohn dieses Landes, sondern hierher gekommen weit über das Meer her, um Freiheit zu suchen, aus einem Lande, auf dem noch schwerer als auf uns die Hand der Tyrannei lastet. Diese Männer, die Du um Dich gesammelt, sind zum Teil Deine Landsleute, vertrieben wie Du, hoffend wie Du. Habt Ihr vergessen, daß das eigene Vaterland einst die Söhne wieder rufen kann, wenn die Stunde seiner Freiheit geschlagen, die Söhne, die seitdem ihren Arm gestählt im Kampf für die Freiheit eines fernen Landes? Noch kenne ich die innersten Gedanken Deines Herzens nicht, José Garibaldi, mein Gatte, aber Aniella Crousa schließt von dem ihren auf das Deine, und sie weiß, daß die Freiheit des Vaterlandes der höchste Wunsch eines Lebens, wie das Deine, sein muß!«

Der Teniente Sacchi schwang den Hut. »Bei der versunkenen Herrlichkeit Roms! die Señora hat Recht! Viva Italia!«

Und » Viva Italia!« jubelte es aus fünfzig Kehlen.

Der Kommodore trat zu der jungen Frau und reichte ihr die Hand. »Du hast eine tönende Saite in meinem Herzen berührt, Aniella,« sagte er. »Aber die Ehre Giuseppe Garibaldis ist der Republik Uruguay verpfändet, und da er das Schild, das sie ihm anvertraut, nicht zurückbringen kann, darf er selbst nur auf dem Schilde zurückkehren.«

»Die Republik von Uruguay,« rief die junge Frau, »kann ein neues Geschwader bauen; sie nehme meine ganze Habe, wenn sie deren bedarf! aber das Leben der Helden, die für sie kämpfen, vermöchte sie mit all ihrem Golde nicht zurückzukaufen!«

»Und was willst Du, daß wir thun sollen?«

»Euer Leben zum ferneren Kampfe Montevideo und Deinem eigenen Vaterlande bewahren. Nicht in der Kraft zum Sterben zeigt sich der wahre Mut, sondern in der Kraft zum Kämpfen.«

»Diese Planken, unser Kampfplatz, werden in einer Stunde zersplittert sein!«

»So suche Dir einen anderen!«

»Mein Handwerk ist das des Seemanns. Das Meer war die freie Heimat des Knaben!«

»Wenn das Meer undankbar ist gegen seinen Sohn, so vertraue dem Lande und lerne auf ihm fechten! Du wirst es mir vielleicht einst danken.«

»Was willst Du, daß ich thun soll?«

»Kämpft! und wenn der Augenblick gekommen und Ihr jenen so viel Schaden als möglich gethan, so verbrennt diese Schiffe und werft Euch ans Land. Ich sah Dich im Kampfe mit den Gauchos, und Du warst ein Held dort, wie Du ein Held auf dem Meere bist. So wirf Dich jetzt mit Deinen Tapferen in die Pampas, und ich werde Dich den Kampf der Wüsten meiner Heimat lehren!«

» Vive la libertad! In die Pampas! In die Pampas!« jubelten die Eingeborenen der Mannschaft.

»Bei der heiligen Jungfrau!« sagte der Kommodore, »der Rat dieser Frau ist gut. Was meinst Du, Sacchi?«

»Ich meine, Kommodore, die Worte Deines Weibes machen Männer, wie uns, erröten über den feigen Entschluß, zu sterben. Unser Leben gehört Italien; es ist gleich, ob wir bis dahin auf den Planken eines Schiffes oder in den Savannen kämpfen, wenn es für die Freiheit geschieht!«

»Du hast Recht! Wohlan denn, Kameraden, der Morgen finde uns auf dem Wege in die Pampas, diese Nacht aber gehöre unseren Feinden auf dem Wasser, und, bei dem Andenken meiner Mutter! ich will mir eine Hochzeitsfackel anzünden, daß sie bis auf das Mark ihrer Knochen brennen soll!«

Neues Leben, wahrhaft furchtbare Energie schien mit dem Entschluß über den Condottieri gekommen zu sein. Befehl folgte auf Befehl, kurz und ohne Zögern. Zwei Offiziere flogen in den leichten Booten zu den sich nähernden beiden Schiffen, während alle drei dabei unverändert ihren Kurs nach der Küste nahmen. Die Mannschaft erhielt Ordre, ihre wertvollsten Sachen in die Boote zu bringen, doch so, daß die freie Bewegung darin nicht gehindert ward. Jeder Matrose und Seesoldat wurde mit Pistolen, Tomahawk oder Säbel, Gewehr oder Pike bewaffnet, reichliche Munition verteilt und ein so großer Vorrat wie möglich davon in die Boote geschafft. Die Kanonen des Backbords wurden entladen, die Karonaden des Verdecks bis an die Mündung mit Kartätschen und Flintenkugeln gefüllt und aus den Steuerbordluken gerichtet. Dann häufte man auf dem obern und untern Deck um die Masten Massen von feuerfangenden Stoffen und legte Zündlinien nach allen Teilen des Schiffes.

Die Brigg und die Goelette hatten bereits so nahe herangelegt, daß mit dem Sprachrohr die Verständigung erfolgen konnte. Der Kommodore befahl jetzt, aus den langen Sterngeschützen das Feuer auf die verfolgende Flotille wieder zu beginnen. Er selbst hatte in der Kajüte Gold und Papiere zu sich gesteckt und trug im Gürtel die mit Silber ausgelegten Pistolen, ein Geschenk des Dey von Tunis, an der Seite einen kostbaren maurischen Säbel mit echter Damascener-Klinge, den er mit eigener Hand im Gefecht einem berühmten Häuptling von Ziban abgenommen, als er in tunesischen Diensten stand. Ähnliche leichtere Waffen hatte er seiner Gattin gegeben.

Zwei Mann standen in den Ketten des Vorderschiffs und warfen fortwährend das Lot, die sich rasch verflachende Tiefe zu messen.

Der Gang der Schiffe wurde jetzt durch das Einziehen mehrerer Segel gemäßigt, nach Verlauf einer halben Stunde waren die feindlichen Fregatten so weit herankommen, daß sie ihr Feuer aus der Breitseite beginnen konnten.

Die Boote am Backbord wurden nunmehr mit aller Mannschaft besetzt, die nicht zur Bedienung der Kanonen nötig war. Aniella weigerte sich jedoch standhaft, ihren Platz an der Seite ihres Gatten zu verlassen und sich in die vor den Kugeln der Fregatten gesicherten Boote zu flüchten. La-Muerte und der Kommodore bemühten sich, sie mit ihren Leibern zu decken.

Die Morgennebel, der Sonne vorausgehend und unter diesem Himmelsstrich die köstliche Dämmerung der mittleren Breiten ersetzend, bedeckten jetzt das Wasser und hüllten die Schiffe bis zu den Mastspitzen ein. Wie zum Hohn der Feinde befahl der Kommodore Garibaldi, sofort am Bugspriet und Hintermast Laternen auszuhängen, deren Licht wie rote Sterne durch die Nebel glühte, dem Feinde das Ziel seiner Lagen andeutend. Die drei Schiffe der Montevideer trieben so dicht an einander geschlossen, daß der Klüverbaum des einen fast in die Sternfenster des andern stieß.

Da unter solchen Umständen auch der Feind nur aus seinen Backbord-Kanonen feuern konnte, erfolgten die Breitseiten in regelmäßigen Pausen, und die sprühenden Blitze durchbrachen gleich breiten Feuerströmen die Nebelwand. Die Verwüstung am Bord der Schiffe von Uruguay war furchtbar und stieg mit jedem Augenblick, je näher die Fregatten der Gegner herankamen. Da diese aber von höherem Bord waren, blieben zum Glück die Lagen derselben gegen das Mast- und Takelwerk gerichtet, während die Kugeln der Itaparika in das Holz ihrer Feinde trafen.

»Fünf Fuß!« meldete der Mann in den Ketten.

»In fünf Minuten werden wir aufstoßen,« sagte der Kommodore. »Der große Mast kann sich nicht halten. Gieb Befehl, Sacchi, daß die Boote zurücklegen, bis er gefallen, und laß die Schiffe von Schnabel zu Stern durch Ketten verbinden!«

Die Befehle wurden rasch ausgeführt, gewandte Matrosen schwangen sich von den Klüverbäumen nach dem Stern der Vorderschiffe und schlugen ihre Enterhaken ein, so daß bald die Amaryllis und die Concepcion zu einer festen Linie mit der Itaparika verbunden waren und nicht weiter abtreiben konnten.

Ein leises Aufscharren, dann ein stärkerer Stoß belehrte die Mannschaft der Korvette, daß ihr Schiff festsaß; eine Kugel, die in diesem Moment den verletzten schwankenden Mast traf, brachte ihn zu Falle, und er brach mit seinem ganzen Segelwerk über Backbord.

»Kappt die Taue! klar das Wrack!« donnerte die Stimme des Kommodore durch das Sprachrohr. Ein Triumphgeschrei der Gegner antwortete dem Befehl, so nahe war das Admiralschiff bereits der Linie.

Der Kommodore warf das Sprachrohr fort. »Sie gehen in die Falle,« sagte er mit heiterm Lachen. »Brown merkt den Streich nicht, den wir ihm spielen; seine Fregatte geht um zwei Fuß tiefer in Wasser, als die Itaparika, und wenn er die Spitzen unserer Spieren berührt, wird er festsitzen, ohne unsern Bord erreichen zu können. Jetzt, Männer, ist es Zeit! Die Enterer hinauf mit den Haken auf die Raaen und ein jeder an seinen Posten!«

Eine volle gewaltige Lage des Gegners rasselte in der Entfernung von kaum fünf Faden durch das Takelwerk und in das Holz, dann, da keine Breitseite der Itaparika mehr das Feuer erwiderte, sah man durch den Nebel einen Berg von Segeln und Masten sich heranwälzen und näher und näher kommen.

Der Kommodore warf einen Blick um sich, wie um sich zu überzeugen, daß alles auf dem angewiesenen Posten, dann winkte er dem Neger.

La-Muerte stürzte sich auf die Gebieterin, hob sie trotz ihres Sträubens empor und trug sie über das Fallreep des Backbords in den wieder herangelegten Kutter.

In diesem Augenblick begegneten sich die äußersten Spitzen der Spieren beider Schiffe. Das Takelwerk der Fregatte, ihre Bollwerke und ihr Hinterdeck waren dicht gedrängt mit Enterern gefüllt, bereit, auf das kleinere Schiff hinabzustürzen.

Ein gellender Pfiff ertönte.

Wie durch einen Zauber hervorgerufen, erhoben sich auf den Raaen, wo sie bisher der Länge nach ausgestreckt gelegen, Matrosen, huschten, an den Tauen sich haltend, entlang bis an die äußersten Enden und schleuderten mit der Geschicklichkeit der Pampasbewohner ihre Enterhaken und Fallleinen.

Zugleich sah man das größere Schiff, dessen Bord sich noch in der Entfernung von etwa fünf Ellen von dem der Itaparika befand, bis in die Spitze seiner Masten erbeben. Die Fregatte hatte auf den Grund gestoßen.

Der Kommodore Garibaldi schwang sich auf die Hängemattengitter der Puppe. » Hasta la vista, Señor Almirante! Auf Wiedersehen, Admiral! Viva la Unidad.« Seine Pistolen knallten gegen die dicht gescharte Menge, die eine der Kugeln streifte des Admirals rechte Wange und auf das Signal antwortete eine furchtbare Breitseite der hochgerichteten und bis an die Mündung mit Kartätschen geladenen Karonaden der Korvette mit einer Salve der Flinten und Pistolen der Mannschaft, deren verhöhnendes Vivageschrei sich in den Donner der zerschmetternden vernichtenden Lage mischte.

Als sich die Föderalisten von der Verwirrung, von dem entsetzlichen Blutbade, das die so wohl berechnete in solcher Nähe abgefeuerte Lage unter ihnen angerichtet hatte, erholten und mit Wutgeschrei in das Takelwerk emporkletterten, um von hier sich auf das ihnen vom Deck unerreichbare Schiff zu stürzen, war die Itaparika leer; kein Mann weder im Takelwerk, noch auf den mit Blutspuren und Toten besäeten Deck zu sehen.

Die ersten der Enterer stürzten an das Bollwerk des Backbords; durch den Schleier des Nebels sahen sie dunkle Massen auf der Fläche des Stromes dem Ufer zu sich bewegen, die Boote der Unitaristen. Ein jubelndes Hohngeschrei drang gellend herüber und mischte sich mit den Verwünschungen und den Pistolenschüssen der Betrogenen.

Aber aus den offenen Luken des Schiffes, aus den Stückpforten und Kajütenfenstern stieg ein dichter Qualm hervor, dunkler stickender, als der weiße wallende Morgennebel. Von dem Stumpf des großen Mastes her wirbelte es auf, erst schwarz und schwer, dann in züngelnden hellen Flammen, die an dem Holz und den teergetränkten Tauen emporliefen und über die Wandungen und die Segel züngelten. Der dem Seemann so furchtbare Ruf: » Incendio! Incendio!« erklang von allen Seiten. Die Befehle der Offiziere, das Geschrei der Mannschaft steigerten die Verwirrung, Boote wurden ausgesetzt, um die Fregatte zurückzuschleppen, mit rasender Anstrengung arbeiteten in dem Tauwerk die Matrosen, um das Schiff frei zu machen von den verderblichen Verknotungen.

Mit Wut im Herzen schaute der Admiral von seinem Deck auf die drohende Gefahr, und hörte die Rapporte der Offiziere, die die Meldungen brachten. Von seiner Stellung aus konnte er sehen, wie drei mächtige Rauchsäulen aus diesem weißen Nebelmeer emporstiegen in den Morgenhimmel, durchzuckt von lichten Flammen, die gleich elektrischen Funken an den Masten in die Höhe liefen. Die zweite Fregatte und die Brigantine befanden sich fast in derselben gefährlichen Lage, wie sein eigenes Schiff.

Dann plötzlich ein gewaltiges Krachen, ein Strom von Feuer, schwarzem Rauch und Trümmern breit hinauf zum Himmel!

»Los! Leute, los! Es gilt Euer Leben!« Die wenigen noch unverwundeten Offiziere sprangen selbst mit den Beilen zum Kappen in die Wantungen; mit gewaltigem Ruck löste sich die Fregatte aus der verhängnisvollen Umschlingung und gehorchte wieder ihrem Steuer. – – –


Das Licht des Tages stieg im Osten empor. An der sandigen flachen Küste stand in wirren Gruppen die Mannschaft der drei Schiffe, mit den Verwundeten und dem Ausladen der Boote beschäftigt, oder auf ihre Waffen gestützt, hinausschauend auf die weite Fläche des Stromes.

Der Morgenwind zerstreute die Nebel. Die Wracks der Korvette und der Amaryllis waren bis zum Wasserspiegel niedergebrannt und schwarzer Rauch wälzte sich von ihnen empor, die Trümmer der Concepcion, deren Pulverkammer zeitig genug das Feuer erreicht, trieben auf dem Wasser, die Flammen der Explosion hatten sich der Brigantine der Föderalisten mitgeteilt, und hoch auf wirbelte die Feuersäule an Tauwerk und Masten, während die Mannschaft sich in die Boote flüchtete.

Das Admiralsschiff hatte weit genug zurückgelegt, um außer der dringendsten Gefahr zu sein, aber die Verwüstung an seinem Stengen- und Takelwerk war furchtbar, das Schiff nicht viel besser, als ein Wrack. Nur die zweite Fregatte der Föderalisten war mit verhältnismäßig geringer Beschädigung davon gekommen und besserte bereits eifrig Havarie.

Im Kreise der von Pulverdampf und Blut bedeckten Männer knieete die junge Frau in heißem dankenden Gebet für die Rettung des Gatten, der, an ihrer Seite stehend, die Arme über die Brust gekreuzt, hinausschaute auf die rauchenden Trümmer, die versinkenden Zeugen seines Ruhmes und seiner Thaten. Ein Schiffer ohne Schiffe, ein Führer ohne Heer! nur die wenigen Getreuen um ihn und die gewaltige Kraft in der eigenen Brust waren ihm geblieben. Plötzlich fuhr er empor; sein Auge suchte im Kreise umher und winkte dem Knaben François, dessen Stirn von einer breiten Hautwunde zerrissen war; sein Finger deutete hinaus auf das Wasser, wo in den Wellen der leichten Brandung ein Gegenstand auf und nieder trieb.

Einen Blick warf der Knabe dahin, dann war er in drei Sprüngen im Wasser und tauchte in die Flut. Wenige Augenblicke darauf hatte er den treibenden Gegenstand erreicht, seine Hand erfaßte ihn und schwang ihn hoch über dem Haupt.

Ein Jubelruf der Tapferen antwortete ihm; es war der Flaggenstock der Itaparika mit dem grün-blauen Wimpel von Montevideo.

Die ersten Strahlen der Sonne fielen auf den tapferen Besiegten, aber sie fielen auf einen freien Mann!

Auf nach den Pampas!



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