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Auf dem Markusplatz in Venedig.

Wir haben mit dem Inhalt des vorigen Kapitels, weil es uns darauf ankam, die neueste deutsche Geschichte als die natürliche Basis der italienischen Einheitsgenesis bis zu ihrem Haupteffekt in Versailles und dessen unmittelbaren Folgen ausklingen zu lassen, betreffs der Entwicklungszeit des vorliegenden Romans ein wenig vorgegriffen und müssen aus diesem Grunde jetzt wieder um sieben Jahre zurück gehen.

Am 7. November 1866 nämlich spielte sich in Italiens bella Venetia ein Ereignis ab, das an Bedeutung dem auf den 20. September desselben Jahres fallenden Einzug der preußischen Siegestruppen in Berlin und der am gleichen Tage erfolgten Stiftung des Norddeutschen Bundes ähnelt, oder anders und kürzer gesagt, als die große Jubelouvertüre zu Italiens »Versailles« im Jahre 1871, das heißt zu Victor Emanuels Besitzergreifung des römischen Quirinals betrachtet werden muß.

Um bei unsern deutschen Lesern eine möglichst klare Vorstellung über die jüngsten politischen Neugestaltungen in Italien zu erwecken, kann nicht oft genug an parallele deutsche Vorgänge erinnert werden.

Was die jetzige preußische See-Provinz Schleswig-Holstein seinerzeit für Deutschlands heutige Einheit und Selbständigkeit gewesen ist, nämlich der Polar- und Angelstern am Firmament der ehemaligen so dunklen deutschen Frage, der Erisapfel zwischen den Rivalen Österreich und Preußen, das war die Provinz Venetien mit ihrer Hauptstadt Venedig dem Entwicklungsgange der italienischen Einheit und Freiheit gegenüber. Um Venetien in erster Linie drehte sich seit 1814 die italienische Bewegung der nachfolgenden Jahre; Venetien blieb der Augapfel aller mit 1832 und Mazzini anhebenden Revolutionen und Contrerevolutionen.

Napoleon I. und der Wiener Kongreß hatten diesen Streitpunkt in die Welt gesetzt, Napoleon III. und seine Camarilla hielten gerade an jenem »Schlüssel Italiens« bis 1859 mit einer Zähigkeit und Hartnäckigkeit ohnegleichen fest.

Ja, man kann in dieser politischen Parallele noch einen Schritt weiter gehen und sagen: Das große Kriegs- und Siegesjahr 1859 war für Italien genau das, was 1866 für Deutschland war und wurde. Solferino und Magenta wogen für die künftige italienische Einheit eben so schwer, wie Königgrätz oder Sadowa für die nachfolgende deutsche, nur daß Victor Emanuel leider gezwungen war, die unter seinem braven, jedoch unglücklichen Vater erlittenen Scharten der sardinischen Armee – König Karl Alberts Glück zerschellte 1848 an den Mauern Veronas – 1859 mit Hilfe der Franzosen auszuwetzen.

Aber trotzdem paßt der Vergleich vortrefflich, denn was im Jahre 1859 die Franzosen den Italienern, das ungefähr waren 1866 die Italiener den Preußen.

Das letztbezeichnete Jahr und Italiens Anteil an seinen Ehren ist es aber, was in folgendem besonders zum Ausdruck kommen soll. Ja, die Grafen von Piemont, welche schon im Jahre 1400 den Herzogstitel empfingen, waren anfänglich nicht viel mehr als arme Savoyardenknaben, deren Murmeltier im Kasten der italienische Einheitsgedanke in ihren Köpfen zu vergleichen ist. Und eben dieser Gedanke machte sie zusehends groß und stellte sie mit Deutschlands Hohenzollern in Parallele, mit jenen schlichten Nürnberger Burggrafen und späteren Kurfürsten der dürftigen Mark Brandenburg, die nur dadurch, daß sie den deutschen Reichsgedanken, Habsburg gegenüber, allezeit im Auge behielten, so mächtig in die Höhe kamen.

Bekanntlich ging aus Victor Emanuels savoyischer Dynastie bereits 1720 der erste König Sardiniens hervor. Das ärmliche Sardinien war für seine Ahnen genau das, was die sandige Mark Brandenburg für Kaiser Wilhelms Vorgänger bedeutete: » Hicce Rhodus, hicce salta!«

An Sardinien schlossen sich dann mehrere Stücke von Mailand und das Herzogtum Montferrat, und, nach Napoleons I. Sturze, die ehemalige Republik Genua, wie sich die Provinzen Pommern, Schlesien und Sachsen usw. um den hohenzollernschen Kurstaat lagerten. 1859 aber mußte Österreich die ganze Lombardei durch Frankreich an Sardinien abtreten – das dafür freilich Savoyen und Nizza einstweilen an seinen Bundesgenossen preisgab – und nun entwickelte sich der italienische Einheits- und Reichsgedanke mit lawinenhafter Schnelligkeit und Stärke weiter.

Toskana, Parma, Modena und die Romagna – ein Pendant zu Hannover, Kurhessen, Frankfurt usw. 1866 – hatten sich schon 1859 behufs Vereinigung mit Sardinien von ihren Beherrschern losgerissen, und als 1860 Neapel und Sizilien ebenfalls zu Sardinien übergingen, ließ Victor Emanuel 1861 das Königreich Italien als solches proklamieren.

Es fehlte nunmehr außer Rom noch ein Stück, um den politischen Kristallisationsprozeß Italiens würdig abzuschließen; das Alpha und Omega der ganzen Bewegungen und Anstrengungen aller patriotischen Parteien zusammen genommen: und dieses goldene Vor-Schlußglied war Venetien mit Venedig, die ehemalige stolze Beherrscherin des adriatischen Meeres und einstige bedeutendste Handelsempore der Lombardei, wo alle Schätze des Orients und Okzidents, wie ehedem zu Rom und in Byzanz, sich häuften.

Wir betonen einst und ehedem, denn freilich, jene glücklichen Zeiten, wo der Doge der freien, großen Republik Venedig aufs Meer hinausfuhr, um sich mittels eines hinein geworfenen Staatsringes seine Herrschaft auch über das Wasser zu sichern, waren längst vorüber. Vasco de Gamas Auffindung eines Seeweges nach Ostindien, 1848, hatte Venedigs alten Glanz für immer vernichtet und den ursprünglichen Umfang seines Gebietes unter dem Dux Enrico Dandolo bedeutend verringert.

Dessen ungeachtet aber umfaßte die Provinz Venetien noch im Jahre 1866 Städte wie Verona, Padua und Piacenza mit einem Flächenareal von 456 Geviertmeilen und 2½ Millionen Einwohnern, und eben diesen Zuwachs für sein geeinigtes Italien einzuheimsen, begab sich Victor Emanuel am 7. November 1866 zu der Lagunenbraut des adriatischen Meeres.

O du einziges, prächtiges, wie die schaumgeborene Aphrodite aus den Fluten empor gestiegenes Venedig! Du Königin der Adria mit deinen mehr als hundert Wasserstraßen und vierhundertundfünfzig Brücken, den Ponte Rialto an der Spitze! – Jahrhunderte sind über deine ursprüngliche Herrlichkeit und Größe hingerauscht, und dennoch spiegeln sich deine Marmorpaläste noch immer im Canale grande, der Riesenader des alten, zauberhaften, mittelalterlichen Lebens! Noch immer schaut man, im Geiste wenigstens, den achtzigjährigen Nachfolger Dandolos, den Dogen Marino Falieri, wie er mit seiner nur neunzehnjährigen Dogaressa Annunziata die herzogliche Galeere Bucentoro am Himmelfahrtsmorgen besteigt, um sich von Staats wegen nun auch mit dem Meere zu vermählen, mit der kalten, launenhaften, gefährlichen Adria!

Ah senza amare Ach, gebricht der Liebe Leben,
Kann, auf hohem Meer zu schweben
Mit dem Gatten selbst des Meeres,
Doch nicht Trost dem Herzen geben!
Andare sul mare
Col sposo del mare,
Non puo consolare!

singen die festlich geschmückten Gondoliere, welche in tausend bekränzten Gondolas, gleich schwarzen Schwänen dahin ziehend, den Bucentoro begleiten, und der rätselhafte, nach San Marco und San Giorgio Maggiore ausschauende adriatische Flügel-Löwe Venetias hört den Himmelfahrtsbrautgesang und schüttelt stolz die dichte, gelbe Mähne.

Noch immer ragt auf gleichnamigem Platze, unfern jenem Löwen, die großartige Kathedrale von St. Marcus in die Lüfte, und noch immer steht, wie träumend von nie wiederkehrender Herrlichkeit, der Dogenpalast daneben, als dächten seine Bleikammern schaudernd jener Tage, da der furchtbare »Rat der Zehn« dort seine Zornesglut an unschuldigen Opfern kühlte.

Nach diesem berühmten Markusplatze Venedigs waren Victor Emanuels Schritte am 7. November 1866 gerichtet, denn erst die beiden Kriege dieses Jahres hatten die seit lange auf Nationaleinheit gerichteten Bestrebungen der Italiener – die Kampagne von 1859 ergänzend – mit endlicher Erreichung des heiß ersehnten Zieles gekrönt, hatten die Provinz Venetien, samt der alten, eisernen Krone des lombardischen Königreichs, für immer in den Besitz des savoyischen Hauses gebracht.

Wenn jene neueste Provinz des geeinten Italien auch nicht bloß mit den Waffen in der Hand, sondern viel mehr durch diplomatische Intervention des mächtigen Bundesgenossen im Norden, nämlich infolge König Wilhelms Riesensieg bei Königgrätz gewonnen war, so blieb es trotzdem ein Triumph für die italienische Nation, das noch fehlende Glied dem neugebildeten Staatskörper einreihen zu können.

Um dieser Einverleibung die Wege zu bahnen, hatte schon am 24. August 1866 eine zwischen Österreich und Frankreich vollzogene Übereinkunft bestimmt, daß die Übergabe Venetiens, sowie des vielgenannten lombardischen Festungsvierecks, zu welchem die venetianische Etschstadt Verona in erster Linie gehört, durch einen französischen Bevollmächtigten, und zwar wiederum durch den bekannten Marschall Leboeuf, der Form nach zunächst an den Gemeinderat von Venedig geschehen solle.

Diese Rückzession der 1859 zu Frankreich geschlagenen Provinz Venetien an Italien erfolgte regierungsseitlich einerseits und gemeinderätlich andererseits de facto am 19. Oktober 1866, während das venetianische Volk als solches sein Einverständnis mit jenem Akte acht Tage später durch ein Plebiszit kundgab, dessen Resultat darin bestand, daß sich 636 679 Stimmen für und 68 gegen den Anschluß entschieden.

Eine Deputation von Munizipalbehörden der bedeutendsten venetianischen Städte begrüßte den neuen Herrscher dann in Turin, am 4. November desselben Jahres, und bei dieser Gelegenheit eben versprach Victor Emanuel der alten »Königin des Meeres« seinen Besuch zum 7. November.

Getreu diesem Worte erfolgte denn auch an genanntem Tage und in Begleitung seiner legitimen Söhne Humbert und Amandeus, sowie des Prinzen Carignan und einer glänzenden Suite der höchsten Würdenträger seines Reiches der Einzug des Re Galantuomo in die Lagunenstadt.

Hier waren seit lange die großartigsten Vorbereitungen für diesen geschichtlich bedeutsamen Moment getroffen worden, und La della Venezia prangte sozusagen in ihrem historischen Brautgewande.

Es schien in der Tat, als sei die längst verstorbene Herrlichkeit aus den Zeiten der stolzen Republik wieder erstanden, deren stumme Zeugen, die Paläste der Edlen des sogenannten goldenen Buches, wieder einmal im schimmernden Nobilischmuck hervortraten.

Aus dem Bahnhofe der Stadt wurde der König von dem derzeitigen Podesta Venedigs und dem Senat, sowie Deputierten und vornehmen Patriziern empfangen. Am großen Kanal angekommen, bestieg Victor Emanuel sodann mit seinem Gefolge die prächtig mit Gold und Weiß verzierte und mit elegant kostümierten Ruderern bemannte Staatsgondel, der sich nahe an tausend ähnlich geschmückte und mit den distinguiertesten Persönlichkeiten der Stadt und Provinz besetzte Fahrzeuge anschlossen.

Dieser, einen ganz einzigen Anblick bietende schwimmende Festzug nahm unter Führung der Königsgondel und dem Geläute aller Glocken seinen Weg nach dem Markusplatze, während sich die Bevölkerung der Lagunenstadt in buntem Gemisch teils Evviva schreiend an den Ufern des großen Kanals zusammendrängte, teils in dichten Mengen die Balkone und Fenster der angrenzenden Paläste belagerte und von dort einen wahren Hagel von Blumen und Kränzen auf die Königsbarke niedersandte.

An der Piazzetta verließ Victor Emanuel unter neuen begeisterten Zu- und Jubelrufen seine Gondel, um sich mit seiner glänzenden Suite von Prinzen, Offizieren und Hofchargen zu Fuß nach der Kathedrale von St. Markus auf dem Markusplatze zu begeben.

Zu des Königs Empfange daselbst hatte sich am Hauptportale jenes von maurischen Säulengewölben getragenen und mit durchbrochenen Galerien umzogenen altertümlichen Prachtbaues der Patriarch von Venedig, Kardinal Trevisanato, von der hohen Geistlichkeit umgeben, aufgestellt. Bevor jedoch die festliche Menge das im Innern vollends herrliche Gotteshaus, behufs Abhaltung eines Tedeums betrat, stieg der erste Podesta Venedigs auf eine Rednertribüne, um den neuen Landesherrn auf dem Haupt- und Ehrenplatze seiner neuen Stadt und angesichts des adriatischen Flügellöwen, wie folgt, feierlichst zu begrüßen:

Durchlauchtigster König, erhabene Fürsten, edle Herren und werte Festgenossen! Italien ist zweimal der Mittelpunkt gewesen, von welchem die Umgestaltung der gesamten Kulturvölker ausgegangen: zuerst durch die Weltherrschaft Roms im heidnischen Altertum und sodann durch die Schöpfung der sogenannten Renaissance im Mittelalter, als einer Wiedergeburt der Künste und Wissenschaften mit Einschluß des politischen Lebens, aus dem Geiste des griechischen und römischen Altertums.

Italiens Geschichte stellt sowohl die allmähliche Entwicklung der bürgerlichen Freiheit als Grundlage aller Macht und Größe, wie leider auch den Untergang der letzteren aus vorhandenen Mißverhältnissen der ersteren dar. Zu keiner aber entbehrt diese Historie der Beispiele von Charaktergröße, selbst nicht beim tiefsten Verfall des Staats und Volkes.

Italiens Geschichte ist die römische bis zum Untergange des römischen Reiches und der alten Zivilisation, wo germanische Völkerstämme von Gott berufen waren, der alten, absterbenden Welt neue schöpferische Lebenskraft zuzuführen und von ihr dafür nicht bloß die bildenden Formen des antiken Geistes, sondern auch das Licht der ewigen Wahrheit einzutauschen!

Aus dem Chaos jener Völkerwanderung ging schließlich der freie Landmann, gingen die Gemeinde-Republiken, ging überhaupt die heutige italienische Nation hervor.

Bis zum Spätmittelalter war Italien nicht nur der Mittelpunkt des Gewerbefleißes und des Handels, sondern auch, wie schon bemerkt, der Bildung für ganz Europa. Kunst, Literatur und Wissenschaft: Seefahrt, Mechanik, Staatsverwaltung, Politik und Kriegswesen, all diese verschiedenen Zweige einer neuen gesteigerten Zivilisation erhielten ihren ersten und mächtigsten Impuls von Italien und zwar zunächst von Oberitalien, vornehmlich aber von Genua, Venedig und Florenz. Diese Republiken wurden Brennspiegel für das öffentliche, künstlerische und wissenschaftliche Leben, in ihrem Schoß konzentrierte sich die Blüte nationalen Strebens, und ihre gesammelten Kunst- und Bücherschätze, die zum größten Teile nach dem Sitze des neuen geistlichen Cäsarentums, nach Rom, wanderten, ziehen noch heute die auserwählten Geister aller Nationen in Scharen nach Italien.

Aber auf diese Periode des Glanzes und der Größe folgte eine lange, traurige Epoche der Finsternis und Unbedeutendheit, aus welcher allein das Haus Savoyen-Piemont wie ein tröstlicher Morgenstern hervorleuchtet, zumal in Oberitalien, wo seit 1711 die Dynastie der Habsburger Erbin der von Kaiser Karl V. begründeten spanischen Herrschaft wurde.

Österreichs Einfluß ward noch mächtiger durch die Erwerbung von Toskana für das Haus Lothringen, nach dem Aussterben der Mediceer; ja seit 1753 bestimmte Habsburg sogar die Politik des neapolitanischen Hofes bourbonisch-spanischer Linie. Erst die große französische Revolution stürzte auf eine Reihe von Jahren die österreichische Herrschaft; jener Sturm aus Westen gab wenigstens eine vorübergehende Hoffnung durch die 1801 erfolgte Stiftung einer cisalpinischen und dann italienischen Republik.

Allein die Fremdherrschaft hatte nur gewechselt, an die Stelle Österreichs war Frankreich getreten, und ganz Italien, mit Ausnahme der Inseln Sizilien und Sardinien, war seit 1809 nichts weiter als eine Provinz des buonapartischen ersten Kaiserreichs.

Napoleons I. Sturz 1814 stellte die von ihm vertriebenen Fürsten und Habsburgs Übergewicht dazu in Italien wieder her. Versuche des Carbonariordens, diese politischen Verhältnisse Italiens zu ändern, regten zwar die Geister mächtig an, waren aber so wenig imstande, Österreichs Fremdherrschaft dauernd zu brechen, als sie vorher nicht vermocht hatten, der Tyrannei Bonapartes einen festen Damm entgegen zu setzen.

Selbst die vom Papste Pius IX. 1847 bei seiner Thronbesteigung gemachten Anstrengungen, nach jener Richtung hin, erwiesen sich hinterher in dem Grade erfolglos, als sie das italienische Volk in seinen Tiefen aufgeregt hatten. Erst als sich 1848 das erlauchte Haus Savoyen-Piemont jener Bewegung bemächtigte, gewann der Einheitsdrang unserer Nation wirklichen Boden und reale Gestalt.

Zwar wurde das piemontesische Heer 1849 von den Österreichern bei Novara geschlagen, aber inzwischen hatte sich der Kirchenstaat in eine römische Republik verwandelt, die sicher von Bestand gewesen wäre, wenn ihr nicht Louis Napoleon, der Präsident der französischen Republik, den Garaus gemacht hätte.

Von da ab hatten wir Italiener zwei Fremdherrschaften zugleich, die österreichische und französische, bis es Eurer Staatsklugheit, durchlauchtigster König, gelang, zunächst die erstere mit Hilfe der letzteren zu beseitigen und alsdann, dank Eurer Majestät jüngstem und glorreichem Alliierten im Norden, dem König Wilhelm von Preußen, auch Frankreichs schädlichen Einfluß dauernd zu verbannen.

Der heutige festliche Tag gilt dem Gedächtnis dieser doppelten Erlösung. In Venedig, dem alten Tor und Schlüssel Italiens feiert das geeinte italienische Volk mit seinem neuen Herrscher seine endliche Befreiung von fremder Knechtschaft und faßt, angesichts der einst so stolzen Königin des Meeres und angesichts des einst unbezwingbaren adriatischen Löwens auf hoher Siegessäule dort, seine Freude über dieses denkwürdige Ereignis und seinen Dank für alle, welche nach ihrem Teile zu diesem Erfolge mitgewirkt, zusammen in den Jubelruf des Markusplatzes: » Evviva Italia! Evviva il Re Vittorio Emanuel e!«


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