J. L. Pyrker
Lieder der Sehnsucht nach den Alpen
J. L. Pyrker

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20. Abschied von den Alpen.

        Lebt wohl; ich werd' euch nimmer wiedersehen:
    Des dunklen Schicksals strenger Ruf gebeut!
Vergeblich war zu ihm mein stilles Flehen –
    Die Thräne, die das Herz zum Opfer beut.
Wenn uns die harten Menschen nicht verstehen,
    Ihr Grimm uns Dornen auf die Wege streut,
Da wißt ihr stets mit mitleidsanften Tönen
Des wunden Herzens Pochen zu versöhnen.

Es weht ein Hauch von euren grünen Matten,
    Der mild, wie Balsam uns're Brust beschleicht,
Und dort, wo Ruh' und Trost sich liebend gatten,
    Im dunklen Walde, wird das Herz so leicht,
Indem es uns in seinem kühlen Schatten
    Begütigend, die Friedens-Palme reich:
Dort lispeln auch vom Felsgestein die Quellen
Uns Trost in's Herz mit ihren Silberwellen.

So muß ich denn von euren Höhen scheiden –
    Ich müder Pilger! Nun, so lebet wohl
Mit eurer Senn', und Alpenhütt', und Weiden,
    Wo mir so oft der Labung Spende quoll!
Was mir auch noch bestimmt ist zu erleiden,
    Stets bleibt mein Herz von eurem Bilde voll,
Und oft werd' ich mit heißen Wehmuthsthränen
Mich noch in euren Kreis zurückesehnen!


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