Friedrich Daniel Ernst Schleiermacher
Platons Werke. Erster Theil
Friedrich Daniel Ernst Schleiermacher

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Vorerinnerung

Die Grundsätze, nach denen diese Übersetzung gearbeitet ist, wird Jeder leicht erkennen; sie zu verteidigen, würde teils überflüssig sein, teils vergeblich. In Absicht aber auf die Art, wie ihnen überhaupt oder im Einzelnen genügt worden ist, erwartet der Übersetzer mit Freuden die Belehrungen sachverständiger Kunstrichter, und wird, was ihn überzeugt, nach Möglichkeit benutzen. Andere Übersetzungen in neuere Sprachen hat er währender Arbeit nicht zur Hand gehabt. Von der einzigen deutschen, welche sich über den ganzen Platon erstreckt, konnte er nach alter Kenntnis derselben wenig nutzbares für seinen Zweck und seine Ansicht erwarten. Was aber die vorhandenen Übertragungen einzelner Gespräche betrifft, so dünkte ihn teils, der Übersetzer des ganzen Platon habe Verpflichtungen auf sich, welche jene nicht anerkennen dürfen oder wollen, und um derentwillen Manches, was sonst ein glücklicher Fund wäre, muß zur Seite gelegt werden, teils scheute er die Gefahr, durch Herübernahme bald dieses bald jenes Einzelnen sich unvermerkt die Einheit und gleiche Haltung zu zerstören, die einem solchen Ganzen notwendig sind. Sollte er in Zukunft in Beziehung auf einige wenige ausgezeichnete Versuche eine Ausnahme machen, so wird es nicht ohne Anzeige geschehen.

In Absicht auf die Lesart wird er da, wo er nur aus dem bekannten Vorrat, den Varianten der alten Ausgaben, den Mutmaßungen des Stephanus, der Übersetzung des Ficin, und den Eklogen des Cornar wählen durfte, nur in dem Falle besondere Anzeige machen, wenn er nötig findet, die Gründe seiner Wahl auseinanderzusetzen, bei denen Gesprächen aber, die sich einer wirklich kritischen Bearbeitung erfreuen, wird er sich auf diese beziehen. Von seinen eigenen Versuchen zur Verbesserung des Textes endlich wird er nur diejenigen anzeigen, welche einen wirklichen Einfluß auf die Übersetzung haben. Er bittet daher zu bemerken, daß grammatische Kleinigkeiten, bei denen dies nicht der Fall ist, hier gänzlich übergangen sind, so daß in letzter Hinsicht die Übersetzung gar keinen kritischen Wert haben wird. Auf der andern Seite aber werde ich als Übersetzer, der schlechthin für sein Bedürfnis Rat schaffen muß, mancher Vermutung folgen, die ich als Herausgeber nicht nur nicht in den Text aufnehmen, sondern gar nicht oder nur mit großer Schüchternheit erwähnen würde. Viel Verdienste haben um die Übersetzung meine Freunde G. L. Spalding und L. F. Heindorf durch Auffindung des Richtigen und durch Warnung vor Mißgriffen.

Die Einleitungen und Anmerkungen machen keinesweges Anspruch darauf, einen Kommentar zu bilden, sondern jene sollen nur vornehmlich die innern und äußeren Verhältnisse der Platonischen Gespräche so viel nötig auseinandersetzen, diese sollen teils jene Ansichten im Einzelnen unterstützen, teils dasjenige erläutern, was unkundigeren Lesern minder verständlich sein möchte. Wenn die ersten unter den größeren Gesprächen sich in jeder Hinsicht einer vielleicht zu ausführlichen Behandlung erfreuen; so wird wohl in der Folge mehr Kürze können gewonnen werden, wenn die Leser erst als vertraut mit der Ansicht des Übersetzers und als ihr beipflichtend vorauszusetzen sind. Die Zahlen am Rande[hier in Klammern im Text] bezeichnen die Seiten in Stephanus Ausgabe des Platon, die auf gleiche Weise von den Zweibrücker Herausgebern sind beigefügt worden.

Stolpe im April 1804.

F. Schleiermacher.


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