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Siebentes Kapitel

Frau von Ablinowski brachte die Nachricht, Frau Kern habe sich vergiftet. In den Zeitungen stand noch nichts, aber in der ganzen Stadt wußte man schon alle Einzelheiten der polizeilichen Vernehmungen. In einem jener kleinen Gasthöfe der Altstadt, die mehr als Schlupfwinkel für Liebespaare denn zur Beherbergung Reisender dienen, war es geschehen. Baron Ulstein vom auswärtigen Amt, dieser berühmte Don Juan, war ihr Liebhaber. Ihn kannten die Hotelbediensteten recht wohl, die Dame war bei ihren öfteren Besuchen stets tief verschleiert gewesen.

Kurze Zeit nach dem Eintritt des Paares in das ihm angewiesene Zimmer kam es zu einer heftigen Scene mit Schluchzen und lauten Ausrufen der Dame. Dann erschien Ulstein, ein wenig echauffiert, aber doch ziemlich ruhig und sagte dem Oberkellner, dem er ein besonders großes Trinkgeld gab:

»Es ist mir sehr unangenehm; wir haben uns etwas gezankt.«

Er meinte noch, die Dame werde sich beruhigt haben und aus dem Zimmer kommen. Dann entfernte er sich zu Fuß.

Als die Dame das Zimmer aber gar nicht verließ, Horcher nicht das leiseste Geräusch vernahmen und endlich Klopfen und Rufen unbeantwortet blieben, trat man endlich doch ein und fand sie tot auf dem Sofa liegen, ein leeres Fläschchen auf dem Teppich dicht unter ihr, ein Trinkglas mit einem Restchen Wasser auf dem Tische. Jetzt erkannten der Gasthofbesitzer und der Portier die Frau Kern vom Hotel Viktoria. Man fand keinerlei schriftliche Aufzeichnungen.

Bei seiner polizeilichen Vernehmung sagte Baron Ulstein aus, daß er ein seit langer Zeit zwischen ihm und Frau Kern bestehendes Verhältnis durch ausführliche schriftliche Erklärung abgebrochen und der Dame auf drei dringlich bittende Briefe unter ausdrücklicher Betonung seines festen Entschlusses eine letzte Zusammenkunft gewährt habe. Als diese nun sich anschickte, erst mit Bitten, dann in einer geräuschvollen Scene ihn umzustimmen, habe er sich zurückgezogen. Trotz ihrer Erregung habe die Verstorbene seine selbstmörderische Absicht angedeutet. Er wies den letzten der drei Briefe vor, und bei einer genauen Durchsuchung der Wohnräume der unglücklichen Frau fanden sich auch seine anderen Briefe, die postlagernd von ihr erhoben worden waren, vor.

»Der Herr Baron hat es für gut befunden, gleich heute mittag eine Reise anzutreten«, schloß Frau von Ablinowski ihre Erzählung.

Kitty war in hohem Maße erregt.

»Mir thut sie ja auch leid, die arme Person!« sagte Frau von Ablinowski mit ihrer sanften, die Worte langsam und ein wenig näselnd sprechenden Stimme. »Aber ihre Handlungsweise ist ganz entsetzlich spießbürgerlich, und ich habe sie doch immer für sehr chick, sehr aufgeweckt gehalten, wenn sie auch nicht gerade großen Stil hatte. Von Leidenschaft war ja bei dieser Liaison keine Rede. Die Eitelkeit, der Kitzel des Erfolges, der Reiz des Verbotenen führten sie auf Seitenpfade. Und da überkommt diese reife Frau, weil der Baron die Liaison abbricht, der moralische Katzenjammer des gefallenen Mädchens! Das ist doch abgeschmackt! Aber ich kenne diese Kategorie von Frauen, die da meinen, so ein bißchen Todsünde mache die Beichte interessanter und nicht wissen wollen, daß zur Sünde Mut gehört.«

»Ich bin schuld daran!« sagte jetzt Kitty, die aus die Rede der Ablinowski wenig geachtet und vor sich hingestarrt hatte. »Bei mir hat sie damals all den Apparat, die ganze Atmosphäre der ... des ... na ja, eben alles das kennen gelernt, wovon sie bisher keine Ahnung gehabt hatte. Das ist ihr zu Kopf gestiegen. Das hat sie ganz fasciniert.«

»Aber umgebracht hat sie sich doch nicht deshalb?«

»Das hängt doch alles zusammen. Mein schlechtes Beispiel ...«

»Nun bitte ich aber, unterbrechen zu dürfen. Mir ist nämlich nichts schrecklicher als die hergebrachte Redensart von den schlechten Beispielen. War Frau Kern etwa eine junge, alleinstehende Sängerin, auf die das Auge eines Königs fiel? Hatte die Frau Hotelbesitzerin ihre eheliche Treue gegen den Glanz von Diamanten zu verteidigen? Was hatte diese wohlsituierte Bürgersfrau denn gemein mit Ihnen? Nichts, gar nichts, als daß sie von sich sagen konnte, sie sei auch ein Weib von einigem Reize. Da haben Sie es mit den bösen Beispielen!«

»Aber wenn sie mich nicht kennen gelernt hätte ...« wandte Kitty ein.

»Würde sie vielleicht ihrem Gatten treu geblieben sein«, unterbrach wiederum Frau von Ablinowski. »Wären Sie nicht nach Siebenburgen gekommen, würden Sie nicht das Königsliebchen sein, wäre nicht Kirchweihe gewesen, würde Grete nicht mit Hans getanzt haben usw. usw. Darüber wollen wir uns aber doch nicht weiter echauffieren, daß es der hübschen jungen Frau – sie hatte in der That etwas Verheißungsvolles für einen Don Juan in ihrer bordeauxfarbenen Weiblichkeit – gefiel, die Mondaine zu spielen und den Erfolg nicht gerade beim Herrn Gemahl zu erproben. Um ihre feige Flucht bei dem ersten Stachel, den sie an den verbotenen Rosen spürte, handelt es sich. Sie wollte den Preis nicht zahlen, den jede von uns bezahlen muß, riß schon bei der ersten Abschlagsforderung aus. Das ist ordinär, das ist dumm.«

Die Augen der Sprecherin funkelten zornig, und über das Gesicht huschte eine verzerrende Zuckung.

»Aber«, fuhr sie mit einer lebhaften Handgebärde fort, » passons la dessus! Was mir eben einfällt! Wissen Sie schon, daß man in der ganzen Gesellschaft über die fabelhafte Ähnlichkeit der Comtesse Lanzendorf, der Tochter des Hofmarschalls, mit Ihnen spricht? Die Kleine war zwei Jahre im Ausland und ist vor einigen Wochen heimgekommen. Sie ist achtzehn Jahre alt und auf der Straße, mit dem Hut auf dem Kopfe, Ihnen zum Verwechseln ähnlich, dieselbe Figur, dieselben Züge, der zarte Teint, die großen blauen Augen, die nur bei genauer Beobachtung einen anderen Ausdruck zeigen. Barhaupt zeigt sie dieselbe zarte Schattierung des Haares. Der einzige auffällige Unterschied ist nur, daß dieses Haar nicht Ihr berühmtes Titusgelock hat, sondern langsträhnig ist. Sonst würde sie überhaupt nicht von Ihnen zu unterscheiden sein. Es ist ganz überraschend!«

»Ich habe die Dame nie gesehen«, versetzte Kitty darauf, ohne an der Mitteilung sonderliches Interesse zu nehmen.

»Die Ähnlichkeit ist wirklich fabelhaft!« bestätigte Frau von Ablinowski nochmals und sah Kitty prüfend an.

Es entstand eine kleine Pause.

»Die Affaire der Frau Kern scheint Ihnen wirklich nahe zu gehen?« sagte die Ablinowski jetzt, sich teilnahmsvoll Kitty zuneigend, und legte das in hellgelbe Handschuhe gepreßte Händchen auf ihren Arm.

»S'ist ganz schrecklich!« murmelte Kitty die Schultern aufziehend.

»Sie sind noch jung«, fuhr die Ablinowsky fort, »und der Lärm des Lebens kommt auch nicht so unmittelbar an Sie heran. Da wirkt so etwas vereinzelt, krasser. Wenn man so einige Jährchen mitgemacht hat, erschrickt man über nichts mehr. Grübeln Sie nicht viel darüber nach, das hat keinen Zweck und paßt nicht in Ihre Atmosphäre. Ein accident, ein plötzlicher Schreck – man holt kräftig Atem und fertig damit! So muß eine Dame in blühender Jugendfülle, wie Sie, leben!«

Dabei drückte sie ihre Hand fester auf Kittys Arm. Dann lehnte sie sich in ihren Fauteuil zurück, warf unter leisem Rauschen der Röcke mit graziöser Bewegung ein Bein über das andere und sagte, eine der schmächtigen, von Puder und Schminke wie mit einer stumpf rosigen Pasta belegten Wangen an die Seide der Lehne schmiegend:

»Entzückend sehen Sie heute wieder aus! Dieses Taubengrau hebt die frische Gesichtsfarbe hervor, kontrastiert reizend zum blonden Haar und giebt den Formen eine elegante Modellierung. Mai und immer Mai! Sie sollten sich gar nicht parfümieren. Diese kosmetischen Künste sind für verwelkende, angekränkelte Leute wie ich. Sie haben den natürlichen Wohlgeruch des frischen Blutes, des gefunden Fleisches.«

»Sie sind aber doch nicht eigentlich leidend, Frau von Ablinowski!« fragte Kitty.

»Zerlebt, zerlebt, verehrte Freundin! Sie wissen nicht, was das ist und werden es bei Ihrer Konstitution wahrscheinlich nie erfahren. Da hat man allerlei Schmerzen, Zustände, Verstimmungen, Störungen, die weh, recht weh thun, aber keine Krankheiten sind. Da ist man so müde und hat doch brennenden Lebensdurst, raffiniert klug und lechzt danach, einen dummen Streich mit Bewußtsein zu begehen. Da bereut man unter Thränen alle Sünden und schielt mit flackernder Begierde nach Gelegenheit zu neuen. Man ist fertig und kann doch kein Ende machen.«

»Sie haben wohl sehr viel durchgemacht?« fragte jetzt Kitty.

Frau von Ablinowski zögerte erst und warf einen forschenden Blick auf die Fragerin. Als sie aus deren Miene die naive Harmlosigkeit der Frage zu erkennen glaubte, richtete sie sich langsam zu gerader Haltung mit den Worten auf:

»Gerade genug, um die Romanschriftsteller korrigieren zu können. Ich war ein verzogenes junges Ding, das man pikant nannte, und sah beim Eintritt in die Gesellschaft sofort ein Rudel Courmacher um mich. Mama überwachte mich aber sehr scharf und mahnte immer wieder nur ganz serieusen, das heißt reichen Anbetern entgegenzukommen. Das leuchtete mir so gut ein, daß ich bald einen richtigen Goldfisch geangelt hatte. Der Goldfisch erwies sich in der Ehe als gefühllos, dumm und ausschweifend. Zwei Jahre lang peinigte und demoralisierte er mich. Dann war ich so weit, daß ich einen vorzüglichen, jungen Mann verführen konnte. Unser verbotenes Glück dauerte geraume Zeit, bis wir verraten wurden, und ein zukunftsreiches Leben wurde im Duell mit meinem Gatten vernichtet.«

Frau von Ablinowski hielt inne und betrachtete ihre Handschuhe. »Natürlich Scheidung, zugleich aber auch völliger Bruch mit meinen durch den Skandal geärgerten Angehörigen. Ich war verzweifelt, denn ich hatte meinen gemordeten Geliebten wirklich gern gehabt; ich hatte qualvolle Gewissensbisse, denn er war brav gewesen und hatte meiner Koketterie so lange Widerstand geleistet, bis ich mich ihm geradezu in die Arme warf. Das wollte betäubt werden, und zugleich geht man in einem solchen Falle herum mit dem Gefühle der Bemakelten, die sich nie mehr rehabilitieren kann. Wäre ich bis ans Ende der Welt geflohen, überall trifft man Bekannte, die dann nichts Eiligeres zu thun haben, als den Schleier, den man über sich gebreitet hat, zu lüften und nach allen Seiten zu zischeln: »Die kenne ich, an die knüpft sich der und der Skandal!« Also darauf losgelebt und eine dreiste Stirne gezeigt! Man gewöhnt es so rasch, man lernt im Handumdrehen sich in einer völlig neuen Welt zurechtfinden und völlig neue Talente entfalten. Aber es ging mir schließlich doch schlecht, denn ich hatte immer noch das Vorurteil eines guten Geschmackes und behandelte meine Verehrer mit allerlei unpraktischen Launen und Ansprüchen. Da ich viel Geld verbrauchte, geriet ich in Schulden. Diese Misere, diese Demütigungen, dieser Schwindel! Da begreift der Verehrer nicht, warum man seiner Leidenschaft unerschütterliche Sprödigkeit, ja tugendhaften Zorn entgegenstellt, und es hat doch nur die Wäscherin, die man nicht bezahlen konnte, die frische Wäsche zurückbehalten, ein Rendezvous scheitert an zerrissenen Stiefeln, von einem lästigen Patron läßt man sich nur deshalb nach Hause fahren, weil es regnet und man kein Geld für eine Droschke hat, während der Metzger einen Lärm wegen drei Thalern macht, trifft ein Blumenkorb ein, der das Fünffache kostet. Und bei alledem immer die Angst, daß man sich noch ganz verliert, ins Uferlose gerät! ... Na, da warf mir das Schicksal jenen Fabrikanten in den Weg. Ich habe Ihnen schon erzählt davon. Ich hatte mich nicht zu beklagen über ihn, und als er heiratete, benahm er sich sehr gentil gegen mich. Lassen wir den Rest! Zu einem Selbstmord hatte ich in diesem Leben mehr denn einmal triftigeren Anlaß als unsere Frau Kern. Sie sehen, ich lebe noch. Ich war nie eine Riesin, gehörte immer zur Moderace der Anämischen und jetzt – Façon Windspiel! Sie verstehen? Aber ein Pülverchen nehmen, mich bankerott erklären? Wenn mir noch so elend ist, wenn der Spiegel mich noch so boshaft erschrecken will – man hat auch seine guten Tage und resigniert nicht. Fehlt auch dies und das, das Eine bleibt doch: »Je suis femme!«

Jetzt wendete sich Kitty Frau von Ablinowski vertraulicher zu und erzählte ihr Afras Sünde mit dem nachdrucksvoll betonten Schlußsatze:

»Sie hat bereut!«

»Und was imponiert Ihnen denn so an dieser Dorfgeschichte? Mir ist sie nur insofern pikant, als mich das Mädchen gleich, als ich es zum erstenmale sah, interessierte. Hierzulande sind die Dörfer also ebenso wenig arkadischen Stils, wie bei uns in Österreich. Das ließ sich eigentlich denken.«

»Aber die Reue! Sie ist dadurch wieder ganz brav geworden!«

»Jedes anständige Mädchen bereut den dummen Streich, daß es sich düpieren ließ. Das religiöse Element ist es wohl, was Sie an der Sache reizt? Ja, darüber ist kein Zweifel, daß solche religiöse Anschauungen für eine arme Person, die betrogen worden ist, einen mächtigen Halt bieten können, der sie vor den sonst üblichen weiteren Entwicklungen derartiger Fälle bewahrt. Doch ...«

»Das ist doch alles Unsinn!«

»Diesen Leuten eben nicht.«

»Möchten Sie bereuen können?«

»Ihre Afra bringt Sie auf wunderliche Gedanken!« sagte Frau von Ablinowski jetzt und sah Kitty prüfend an.

»Sie verübeln mir die Frage doch nicht?« meinte diese dagegen besorgt.

»Wie sollte ich! Aber einen guten Rat gebe ich Ihnen. Spielen Sie nicht allzuviel mit diesen Dingen! Es hat keinen praktischen Zweck und verleitet doch zu allerlei Grillen und Schrullen, denn es steckt eine gewisse Musik darin. Das Leben formt uns, und diese Formen sind einmal sehr verschieden.«

Nach diesen Worten lenkte Frau von Ablinowski das Gespräch auf andere Dinge, und man wurde sehr lustig. Des Nachts aber, als sie zu Bett ging, sagte Kitty zu Afra, die schon von Frau Kerns Selbstmord erfahren hatte:

»Mir ist so bange, so unheimlich. Du mußt bei mir schlafen!«

Afra machte Einwände, sie wollte wachen, bis die Gebieterin eingeschlafen sei. Diese bestand aber auf ihren Wunsch. So holte sie ihr schlichtes Jäckchen aus weißem Pique, entkleidete sich und nahm neben Kitty auf den kostbaren Kissen Platz. In ein mit Weißstickerei und himmelblauen Bändchen reich ausgeputztes Nachtgewand aus leichter, rosenfarbener Seide gehüllt, schmiegte sich diese dicht an die Dienerin und den Arm ihr um den Hals legend, flüsterte sie in bänglicher Erregung:

»Die Ablinowski sagt zwar: »Nein!«, aber die hat auch viel auf dem Gewissen. Meinst Du, daß ich schuld bin an dem, was die Kern begangen hat? Sag' aufrichtig!«

»Rege Dich nicht auf!« beschwichtigte Afra. »Es muß jeder seine Sünde selber vor Gott verantworten. Er sei der Unglücklichen gnädig!«

»Ich habe schon einmal daran gedacht. Aber nur so gedacht«, sagte jetzt Kitty und erzählte Afra zum erstenmale jene Empfindungen, die sie damals, als sie der König rufen ließ, gehegt hatte.

»Ich hätt's aber doch nicht ernstlich gewagt und ich war damals noch ganz brav.«

»Weißt Du«, fuhr sie, den Arm unter Afras Hals wegziehend und sich aufstützend, fort, das, was Du glaubst, das ist nicht möglich, das giebt es nicht. Doch so sterben, so ... wie ich jetzt bin, das möcht' ich nicht, das wäre schrecklich. Aber erst die Ablinowski, die ist wirklich noch schlechter als ich. Was die mir heute erzählt hat!«

Nun gab sie die kurze Lebensschilderung der Ablinowski wieder.

Afra hatte ein Gefühl, als werde sie in einem bunt schillernden Farbenkreise herumgewirbelt und dann wieder seltsam wollüstig auf und nieder geschaufelt, als geschehe ihr etwas Bedrohliches und als würde sie linde gefächelt, ein unklares Schamgefühl machte ihre Wangen glühen, das rötliche Licht des elektrischen Lämpchens auf Kittys Nachtschränkchen überhauchte die weiße Seide an den Wänden und ließ da und dort das Goldmuster aufblitzen, goldig flimmerte es vom Plafond herab, sie glaubte knisterndes Geräusch zu hören, wenn die Finger über die Seide und der erhabenen Goldstickerei der Decke glitten, der Baldachin war so unheimlich hoch, so scheumachend feierlich. Von der Wand drohte etwas, die lichtheiteren Möbel kicherten, die Goldguirlanden und Püppchen vor ihr am Fußende des Bettes glühten feuerbeschienen. Und da, dicht zur Seite lehnte halbaufrecht, im zierlichen Gewande kinderhaft lieblich, wie ein Prinzeßlein zu schauen, die Beherrscherin des unheimlichen Reiches so nahe, daß sie den heißen Dunst ihres Leibes spürte und erzählte von der Welt der Sünde. Das war nicht das Schlafzimmer, das sie wohl kannte, da war nichts mehr von den Gewöhnungen des täglichen Dienstes. Spukhaft gestaltete sich alles in der unheimlichen Stille der Nacht, zum höllischen Zauber ward der Raum, von teuflischen Gewalten war sie, die Dorfschulmeisterstochter, die Magd und Büßerin im schlichten Linnenhemd hingestreckt auf das Prachtlager der Fleischeslust, und böse Geister trieben ihr Spiel mit ihr. Der Herr prüfte sie, das Reich Satans that sich vor ihr auf.

»Aber Du sagst ja gar nichts!« klang es mit schmollendem Vorwurf an ihr Ohr, und ihr Arm wurde heftig geschüttelt.

Da erwachte sie aus der Verwirrung ihrer Sinne.

»Die Stunde ist gekommen!« sprach eine. Stimme in ihr, und sie wendete sich an Kitty mit den Worten: »Du willst, daß ich rede? Auf das, was Du da erzählt hast, giebt es doch nur die Antwort: »Lieber die niedrigste Arbeit thun, eher sich trocken Brot an den Thüren erbetteln!«

»Ach, das sagt man so!« meinte Kitty mit leiser Unzufriedenheit. »Aber das mußt Du doch zugeben, daß sie viel schlechter ist, als ich? Da siehst Du, wie's in der Welt zugeht!«

»Ja, in einer Welt, aus der ich Dich fortziehen möchte, nachdem Du mir einmal erlaubt hast, Dich lieb zu haben!« erwiderte Afra mit bittender Zärtlichkeit.

»Aber das geht doch nicht, Herzchen! Soll ich vielleicht wirklich betteln oder grobe Arbeit thun?«

»Das wäre wohl nicht nötig, wenn Du vor den König hinträtest und sagtest, er solle von Dir lassen, Du wolltest ein anderes Leben führen. Er könnte Dich nicht ins Elend stoßen!«

»Eine lumpige Pension bekäm' ich wohl, wie die Waldeyer!« sagte Kitty mit leichtern Auflachen.

»Und wär's nur das Notdürftigste!« entgegnete Afra mit inniger Dringlichkeit.

Kitty machte unter der Decke eine heftige Bewegung und sah dann Afra eine kleine Weile mit unruhigem Blicke an.

»Dir sind diese Geschichten von der Kern und der Ablinowski in den Kopf gestiegen!« sagte sie dann verdrossen und legte sich auf die Kissen zurück. Die Arme über den Kopf legend, mit zur Seite gebogenen Hüften hingestreckt, fuhr sie in einem trägen Plauderton fort: »Kennst doch selber alles ganz genau! Das sollt' ich kurzweg im Stiche lassen? Ist das nur so ein Plunder, den man mir nichts, dir nichts wegwirft? Zeig' mir die, die nicht um den Inhalt meines Schmuckschrankes allein jede Sünde begeht, wenn's nicht gerade eine Fürstin oder Millionärin ist. Du, ja Du weißt eben doch noch nicht diese Dinge zu schätzen, sonst könntest Du nicht so reden. Bist halt eine Landpomeranze. Laß uns jetzt schlafen, ich werde müde!«

Sie gähnte hörbar und, sich gegen Afra drehend, klopfte sie dieser auf die Wangen mit den Worten:

»Gute Nacht, Du heilige Afra!«

»Meine Namenspatronin war eine große Sünderin, die sich bekehrte und für den Feuertod für den Glauben starb!« bemerkte Afra.

»So! Und wie verdrossen Du das sagst? Bist mir böse, weil ich nicht gleich »ja« sage und morgen früh schon mit Dir in Dein Dörfchen abreisen will?«

Kitty strich bei diesen Worten an den Ärmel von Afras Nachtjäckchen entlang.

»Wie häßlich das ist!« sagte sie. »Und in so was müßte ich mich auch stecken! Das könnte ich gar nicht mehr, meine Haut vertrüge es nicht, es thäte mir weh!«

»Und diese zarte Seide, die Du da trägst, was ist sie anders als ein Kleid der Schmach?« entgegnete jetzt Afra, sich mit einer heftigen Bewegung aufrichtend. »All der kunstvolle Putz, all diese Kostbarkeiten, die Du trägst, sind doch nur die Werkzeuge eines sträflichen Handwerks ...«

»Afra!« rief Kitty.

»Jawohl! Jag' mich nur von Deiner Seite! Mir ist's keine Ehre in diesem Bett zu liegen. Jag' mich ganz fort! Wär's ja doch Sünde, noch länger bei Dir zu bleiben! Dir dienen heißt ja nichts anderes, als dem Laster Helfershelfer sein, die Unzucht ausschmücken! Ich habe mich bisher dadurch beschwichtigen lassen, daß ich immer hoffte, ich würde Dich allmählich hinüberziehen können zum Guten. Du bist aber verstockt! Das schreckliche Ende dieser Frau Kern mahnt nicht Dein Gewissen, es hat Dir nur eine kindische Gespensterfurcht eingejagt. Ich habe gesündigt aus Liebe und wie schäme ich mich dessen! Du beharrst in einer viel schmachvolleren Sünde, Du verkaufst Deinen Leib, und Deine Eitelkeit, Deine Habgier will auf den Vorteil nicht verzichten. Wie es auch gaffen mag, das Straßenvolk, wenn Du vorüber fährst, was sie auch schwatzen mögen vom Königsliebchen, ehrliche Leute verachten Dich doch. Daran liegt Dir aber nichts, Du hast kein Schamgefühl mehr! Und ich, ich soll mich noch länger vergiften lassen in dieser unkeuschen Luft, die um Dich herumweht? Nein! Jetzt hast Du mir's gezeigt, woran ich bin.«

»Afra! Bist Du wahnsinnig?« sagte Kitty, die ganz erstarrt zugehört hatte, bis Afra in höchster Erregung eine Pause machte, tief aufzuatmen. »Ich kann Dich ja gar nicht mehr behalten, wenn Du so toll redest!«

»Ich will auch gar nicht behalten sein. Das hörst Du doch! Und jetzt laß mich in meine Stube gehen!«

Sie machte Miene aufzustehen. Da umschlang sie Kitty mit beiden Armen und hielt sie fest.

»Aber Du darfst nicht fort!« rief sie. »Mich hat ja sonst niemand lieb als Du! So hab' doch Geduld mit mir! Ich bin ja schon viel besser geworden, seit Du bei mir bist. Schelte mich nur! Du darfst mich schelten, wie Du willst. Alles lasse ich mir von Dir gefallen. Aber so plötzlich ... das kann ich nicht! Ich kann's halt nicht. Das ist zu hart!«

Schluchzend schmiegte sie sich an Afras Brust.

»Rede einmal offen mit dem König!« meinte Afra, schon von Kittys Zärtlichkeit besänftigt.

»Das ist nicht so leicht«, lautete die stockende Erwiderung. »Ich bin ihm Dank schuldig. Er hat so viel für mich gethan! Ihm jetzt sagen, daß ich fort will, das kränkt ihn, das traue ich mich gar nicht.«

»Du hast dann nicht den ernstlichen Willen!« sagte Afra mit sanfter Strenge.

»Sei mir nur nicht böse!« bat Kitty und küßte die Freundin. »S'ist wirklich schwerer als Du meinst. Bei Dir war's doch was anderes.«

Nach einer kleinen Pause fuhr sie fort:

»Und weißt Du, was geschieht, wenn ich's dem Könige sage? Dann läßt er Dich fortjagen, denn erzwingt mich, ihm zu verraten, wer mich dazu angestiftet hat. Mich aber wissen sie schon festzuhalten.«

Afra schüttelte traurig den Kopf.

»Siehst Du!« bemerkte Kitty, und mit einer leisen Selbstgefälligkeit im Tone setzte sie hinzu:

»So kurzweg ließ er mich nicht gehen! Ich lasse Dich aber auch nicht so kurzweg gehen«, sagte sie dann und drückte Afra an sich. »Du darfst nie von mir weg, hörst Du, nie, nie! Schelte mich, so viel Du willst, aber bleibe! Nicht wahr, Du bleibst?« Und wieder flossen ihr die Thränen über die Wangen.

»Sei ruhig und schlafe jetzt!« erwiderte Afra ausweichend.

»Und wenn ich schlafe, willst Du heimlich weg!« schrie Kitty aus.

»Das thue ich nicht!« lautete die Antwort.

»Sage, daß Du bleibst! Sonst kann ich nicht schlafen!«

»Ich bleibe schon!« flüsterte Afra.

»Afra, liebe Afra!« jubelte Kitty und küßte der Freundin nochmals innig die Wangen. »Ich hab' Dich ja so lieb!«

»Schlafe jetzt! Schlafe!« mahnte Afra, die Zärtliche sanft von sich drängend.

»Ich thu' ja, was Du willst!« entgegnete diese, sich zurücklegend. »Ich werde vielleicht auch noch einmal brav! Jetzt geht's eben nicht.«

»Aber grob kannst Du sein!« fuhr sie nach einer Weile mit kurzem Auflachen fort. »Na, ich danke! Was Du mir gesagt hast!«

»Und doch war's wohlgemeint!« sagte Afra.

»Das weiß ich auch!« entgegnete Kitty und drückte ihr die Hand. – –

»Du hast ja meine Juwelen noch nie alle beisammen gesehen!« sagte anderen Tages Kitty plötzlich, als Afra bei ihr im Boudoir stand. »Mir macht's selber Spaß, wieder einmal eine Parade abzuhalten! Du mußt mir aber dabei helfen!«

Sie entnahm einem Geheimfach des Schreibtisches zwei Schlüssel. Dann öffnete sie das Doppelschloß eines ziemlich hohen japanischen Schränkchens, das gleich einem Kassenschrank innen mit Stahl gefüttert war, mit den Worten: »Der große Diamantschmuck ist nicht dabei. Den hat der Hofjuwelier Roth in Verwahr. Ich hab' ihn erst zweimal an meinem Geburtstage getragen.«

Dann hieß sie Afra in Gemeinschaft mit ihr die wohlgeordneten, großen und kleinen Etuis aller Art in das nebenliegende Musikzimmer tragen und auf den Flügel aufstellen.

Afra gehorchte ungern dem Befehle. Sie ahnte, daß es mehr als eine Laune war, hielt es aber nicht für zweckmäßig, durch Einwände eine neue Scene heraufzubeschwören.

Kitty öffnete mit hastigem Eifer die Etuis, die den ganzen Flügel vollständig bedeckten, und wandte sich dann an Afra mit den Worten:

»Was sagst Du dazu?«

Halsketten, Armbänder, Agraffen, Ringe, Ohrgehänge, Broschen und Medaillons, Haarpfeile, Nadeln, Flacons, Döschen, Chatelainen, Fächergriffe, blitzten und strahlten in einem Gemisch von Silber, Gold und Edelsteinen aller Farben, ein augenblendendes Geflimmer und Gefunkel, eine atembeklemmende Offenbarung höchsten Lebensglanzes. Kitty eilte hin und her, nahm bald da, bald dort einen Gegenstand aus dem Behälter, wies ihn Afra, hielt ihn gegen das Licht, entfaltete die Spitzen- und Federfächer und tändelte damit. Ihr ganzes Wesen enthielt freudige Erregtheit, und sie fand gar nicht Muße, Afras schweigsames Verhalten zu beachten.

»Jetzt packen wir wieder ein!« sagte sie nach längerer Weile, und als sie das Schränkchen wieder verschloß, fragte sie:

»Hat Dir's gefallen?«

»Das sind großartige Schätze!« antwortete Afra. Weiter wurde darüber nichts gesprochen.

Traurig, trostlos traurig war aber Afra. In nie gedachter Schrecklichkeit, furchtbar mächtig lag vor ihr das Reich des Bösen. Satan saß auf dem Throne, die Füße auf die Leiche der selbstmörderischen Ehebrecherin gestellt, Frau von Ablinowski, die große Sünderin, um deren frevelnder Liebe willen Blut geflossen war, stand an der Spitze des Gefolges des Höllenkönigs, und sie schleppten die junge Herrin heran, die nach ihr schrie und die Arme ausstreckte. Aber Satan winkte, und es blitzte, rauschte, duftete, Gold und Perlen fielen zu Füßen der Herrin, und sie mischte sich in den schamlosen höllischen Reigen. Sie that jegliche Sünde um funkelnd Gestein, das ihr ein König hinwarf, der seine Frau und seine Pflicht vergaß, um ihrer üppigen Nacktheit willen. Unter goldgestickten Decken erstickte das Gewissen, und die Sehnsucht zum Guten war ein schwächlicher Flügelschlag der Seele, der erlahmte, weil den Körper Seide und Spitzen beschwerten. Der Höllenfürst hielt ihre Seele fest, weil er mit ihr auch die Seele eines Königs gewinnen wollte. Und als er sah, wie eine schlichte Dienstmagd im Begriff war, sein Werk zu zerstören, ging er daran, diese zu versuchen und sich die dritte Seele zu holen. Entnervt hatte er ihren strengen Büßersinn, eingelullt, und betäubt war auch sie geworden von dem gleißenden Zauber der unkeuschen Pracht und, hingestreckt auf das Prachtlager, hatte sie es unter Schauern wohl gefühlt, wie er unreine Flammen in ihr entzünden, das junge Leben in ihr mit höllischen Süßigkeiten vergiften wollte. Sie hatte gesiegt über den Teufel, soweit er ihrer selbst habhaft werden wollte, aber mißlungen war der tapfere Kampf um die Herrin. Da konnte nur Gott selber mit einem Wunder helfen, und um dieses Wunder inbrünstig zu flehen, das war es, was ihr jetzt noch blieb, denn verlassen konnte sie die Herrin nicht. Eine Liebe voll unendlichen Mitleids band sie an diese und aus solcher heiligen Liebe schöpfte sie den Glauben, Gottes Gerechtigkeit werde es schließlich doch nicht zulassen, daß ein junges Menschenkind so erbarmungslos der ewigen Verdammnis preisgegeben werde.

Frau Bachmann, die zwar nicht mehr in Gnade war, aber doch täglich mit Kitty in Verkehr kam, erzählte mit höchst bekümmertem Ausdrucke, daß das Ende der Frau Kern in der Stadt sehr viel besprochen werde und den Sittenpredigern Anlaß zu den bösartigsten Bemerkungen gebe, in dem Sinne, daß eine anständige Bürgersfrau darum ein skandalöses Ende gefunden habe, weil sie durch eine unselige Verkettung der Umstände in den verderblichen Kreis des Königsliebchens geraten war. Besorgt meinte sie, es könnten aus solchen Redereien Verwicklungen entstehen, man könnte an den König irgendwie herantreten, es gäbe ja immer Leute, die ein Sonderinteresse verfolgten, und dabei an Zufälle anknüpften. Die große Ängstlichkeit der Bachmann regte Kitty in hohem Maße auf, und mit leidenschaftlichem Eifer ging sie auf deren Ratschläge ein, nach denen der König durch besondere Anstrengungen gefesselt und so die feindlichen Einwirkungen entkräftet werden sollten. Damit gewann die seit geraumer Zeit ungnädig Behandelte wieder ihren vollen Einfluß. Die Duval war die Dritte im Bunde. Gegen Afra geschah nichts Verletzendes, Frau Bachmann nahm sogar eine sehr freundliche Miene gegen sie an. Aber sie wurde unmerklich beiseite gedrängt. Kitty hatte keine Zeit zu freundschaftlichen Plaudereien und zuweilen glaubte sie zu fühlen, daß sie unbequem sei und man sich nur scheute, statt ihrer wieder Binchen zum persönlichen Dienste heranzuziehen, bei dem ihre Hände sich an den üppigsten Toilettephantasieen der Lieferanten und der Duval beteiligten, während sie innerlich mit heißer Inbrunst um das rettende Wunder flehte. Dieses aber kam nicht, vielmehr gefiel sich Kitty in einem glänzenden Triumphe. Fast täglich soupierte der König mit ihr und fand großes Gefallen an dem von Frau Bachmann ausgeheckten Einfall, daß eine französische Chansonette, die eben im ersten Variététheater Siebenburgens Aufsehen erregte und ein populärer Komiker nach dem Souper ihre Künste vorführten. Tagsüber trällerte Kitty die gehörten Couplets, machte vor der Duval oder der Bachman die Gebärden der Französin nach und sah die traurige Miene der früheren Freundin nicht, die nur mehr freundlich kühl behandelte Dienerin war.

Das Gerede über Frau Kerns Tod, das Frau Bachmann benutzt hatte, die verlorene Herrschaft über das Königsliebchen wieder zu gewinnen, war bald verklungen, um viel ernsteren Gesprächen über das Auftreten der Variétésängerin vor dem König Platz zu machen. Unter dem unwürdigen Einflusse dieses Kammerdieners, in den Banden einer grob sinnlichen Leidenschaft entartete der Landesherr, es ging abwärts mit ihm, man mußte sich noch auf die schlimmsten Dinge gefaßt machen, wenn nicht Abhilfe kam. Diese war um so nötiger, als sich die Anzeichen mehrten, daß in der Provinz der Widerwille gegen die Maitressen- und Kammerdienerwirtschaft einen politisch-ernsteren Charakter annahm als in der blasiert klatschsüchtigen Hauptstadt. Der Unmut gegen die Hofschranzen, die dieses sie doch selbst demütigende Treiben Bachmanns geduldig hinnahmen, und namentlich gegen Graf Lanzendorf, dessen Einfluß auf den König bekannt war, machte sich immer deutlicher Luft.

Dem Grafen blieben diese Stimmungen nicht fremd.

Ehrenhafte ältere Aristokraten, deren Achtung ihm bisher wertvoll gewesen war, gab ihnen in ihrem Verhalten gegen ihn einen Ausdruck, der zuweilen der persönlichen Beleidigung sehr nahe kam, und andere, sonst nicht durch sittliche Strenge ausgezeichnete Elemente des Adels benutzten die Lage dazu, die alte Feindseligkeit gegen den Ausländer, der sich an die erste Hofstelle vorgedrängt hatte, wieder lebendig werden zu lassen. Aber die daraus sich ergebenden Bitterkeiten waren für ihn nur ein geringer Teil dessen, was sein Leben vergiftete und ihn die Qualen eines Verbrechers dulden ließ, der den jammervollen Zustand seiner Seele selbst dem Blicke der geliebten Gattin mit ängstlicher Furcht verbergen mußte und sich in einsamer Unruhe verzehrte. Niemand im Lande war ein ergebenerer Freund des Königs als er, niemand bewunderte aufrichtiger die großen und edlen Züge dieses ritterlichen und hochgesinnten Fürstencharakters. Als feiger Schurke übte er Verrat an ihm und sah thatlos zu, wie eines kupplerischen Knechtes gewinnsüchtiger Witz einer schamlosen Dirne half, die menschliche Schwäche des großen Mannes vampyrhaft auszubeuten, und er that dies, weil eben diese schamlose Dirne sein Fleisch und Blut war, das unbequeme Kind der eigenen Sünde! Und die schwere Schuld des doppelten Verrates, begangen von der klugen Selbstsucht des Familienvaters, rächte sich mit furchtbarer Vergeltung gerade an diesem. Sein Liebling war Hilda, die einzige Tochter. Ungern hatte er sie zu ihrer Ausbildung zwei Jahre lang nach Frankreich und England geschickt. Als voll erblühte Jungfrau kehrte sie ihm zurück, aber schon das erste Wiedersehen ließ ihn erschrecken über die fatale Ähnlichkeit und, als die Gattin vertraulich seine Wahrnehmung bestätigte, begannen die Beunruhigungen, denn jeder Bekannte that dasselbe und meinte in einem mehr oder minder vorsichtigen, gewissermaßen um Entschuldigung bittenden Ton, die Ähnlichkeit mit dem Königsliebchen sei nicht zu leugnen. Gute Freundinnen der Gräfin sagten offen heraus, diese Ähnlichkeit könne eine peinliche Last für das Mädchen werden. Bei der Einführung Hildas in der Gesellschaft erregte der Umstand geradezu Sensation; als sie der Königin vorgestellt wurde, zuckte diese bei ihrem Anblick mit einer momentanen Zornesmiene zusammen, auf dem Hofball stutzte auch der König überrascht und sah sie wiederholt aufmerksam an. Hilda und Kitty trugen eben beide den charakteristischen Typus der gräflich Lanzendorfschen Familie, und zu dieser Charakteristik gehörte namentlich die lichtblonde Färbung, die auch der Hofmarschall im nur wenig von grauen Fäden durchzogenen Haar und in dem langen Schnurrbart zeigte. Es war nicht allein die Furcht vor Entdeckung des Geheimnisses, einer Entdeckung, die jetzt zur tiefsten Schmach geworden wäre, was dem Grafen neue Schmerzen verursachte, sondern besonders schmerzhaft waren die seltsamen Gemütsverwirrungen, die sich daraus ergaben.

Die zärtliche Vaterliebe war vergiftet, denn wenn er Hilda liebkoste, drängte sich oft plötzlich die andere Tochter wie ein neidischer Dämon in die Vorstellung, eine quälende Unruhe, ein lästiger Zwang der Unaufrichtigkeit störte den vollen Ausklang der Empfindung. Hilda selber gelangte allmählich dadurch zu einer eigentümlichen Entwickelung, daß sie sich immer unter dem Banne jenes Vergleiches fühlte, den sie allen Mienen abzulesen glaubte. Sie wurde sehr ernst, nahm ein dem Hochmut ähnliches, kühl zurückhaltendes Wesen an, vermied jede Äußerung jugendlicher Fröhlichkeit, die als freies Benehmen hätte ausgelegt werden können und verhielt sich namentlich jungen Herren gegenüber fast abstoßend trocken und jede Galanterie, zu der ihre Schönheit einlud, schroff zurückweisend.

Die Mutter bedauerte diese ihrer Zukunft nicht eben günstige Charakterentwickelung lebhaft und ließ es nicht an Mahnungen fehlen, die aber immer mit kalten Bemerkungen beantwortet wurden, wie: »Soll ich darin etwa auch die Rita copieren?« – »So gewöhne man sich doch ab, mich mit dieser Person zu vergleichen.«

Wie ein Mehltau legte sich auf ihr jungfräuliches Empfinden der Gedanke dieser Ähnlichkeit, und die Gräfin klagte ihrem Gatten oft über den Zufall, der ein wahres Unglück für die Familie sei. Gelegentlich spitzte sie solche Klage zu einer weiter zielenden Erörterung über die Hofverhältnisse zu und stachelte den Grafen auf, gegen die herrschenden Zustände vorzugehen. Als nun dieser eines Tages sehr erregt vom Bureau kam und auf ihre wiederholten dringlichen Fragen endlich erzählte, Bachmann habe große »Schweinereien« gemacht, es stehe höchst ärgerlicher Skandal bevor, da war sie Feuer und Flamme und meinte, nun müsse er kräftig zufassen und mit diesem »nichtsnutzigen Schelm« auch dessen Patronin treffen. Seine wortkarg mürrischen Einwände, daß die Dinge gar nicht so einfach lägen, daß er selber möglicherweise vom Kammerdiener gestürzt werden könne und daß dessen Sache von der Stellung der Rita völlig zu trennen sei, beantwortete sie mit lebhaftester Beredsamkeit unter dem Grundgedanken, daß es ehrenvoller sei, zu fallen, als die bisherige demütigende Stellung weiter einzunehmen. Der Eifer der Gattin bestärkte den Grafen nur in dem ohnehin schon vorhandenen Bewußtsein, daß die Stunde der Krisis gekommen war.

Schon vor längerer Zeit war eine Eingabe an das Hofmarschallamt gekommen, aus der hervorging, daß Bachmann den Unternehmern gegenüber, welche die verschiedenen Arbeiten an den immerwährenden Erweiterungen und Neuerungen im Besitztume des Königsliebchens übernommen hatten, bei höchst bedenklichen Handlungsweisen sich auf eine »Ordre des Hofes« berief. Da die hier in Frage kommende Stelle des Hofes ohne Zweifel das Hofmarschallamt war, so meinte Hofsekretär Dannenberg bei seinem dem Grafen erstatteten Berichte, es sei eine Untersuchung anzustellen, inwiefern der Leibkammerdiener Bachmann mißbräuchlich sich als Bevollmächtigter eines Hofamtes geriert habe. Der Graf hatte einfach beschlossen, es sei zu antworten, in betreff der Angelegenheiten des »gnädigen Fräuleins« habe das Hofmarschallamt keinerlei Kompetenz und demzufolge könne diesseits aus die Beschwerde nicht des näheren eingegangen werden. Dannenberg aber hatte aus jener Zuschrift die Anregung zu weiteren Nachforschungen geschöpft und schließlich dem Hofmarschall ein beweiskräftiges Material vorgelegt, aus dem sich ergab, daß Bachmann nicht nur in den Angelegenheiten des Königsliebchens, sondern insbesondere auch in seinen privaten Grundstücksspekulationen allerlei dicht an Betrug streifenden Unfug mit seiner Hofstellung getrieben und diese durch eine cynische Bestechlichkeit diskreditiert habe. Der Graf machte Miene, auch jetzt noch sich passiv zu verhalten, aber Dannenberg setzte ihm sehr eindringlich zu mit der Ansicht, es sei doch pflichtwidrig, den König über die Ausschreitungen seines Günstlings in Unwissenheit zu lassen und betonte des weitern mit Nachdruck, daß die Ehre des ganzen Hofpersonals durch solche Vorkommnisse betroffen werde.

Bachmann wurde vor den Hofmarschall geladen und zur Rede gestellt. Seine Verteidigung, die darauf hinauslief, daß er dem Hofmarschall nur in Bezug auf den Kammerdienerdienst im engsten Sinne Rechenschaft schuldig sei, nicht aber über eine auf unmittelbarer allerhöchster Vollmacht beruhende Thätigkeit oder gar über seine privaten Vermögensverhältnisse, war in einem so dreisten Tone gehalten, daß sich für den Grafen die Notwendigkeit weiterer Schritte nur noch zwingender ergab. Da es nun einmal doch zum Vortrage beim König kam, so galt es nur einen energischen Anlauf des Willens, im Sinne der Gattin, gründlich vorzugehen. Gelang es, so war alle Qual beseitigt. Er hatte auch die Macht, für die Zukunft des unseligen Wesens möglichst günstige Bedingungen zu erzielen, so daß dieses nicht als Opfer des Familienegoismus einem üblen Schicksal verfiel, sein Gewissen also keine neue Belastung erfuhr.

»Ach, davon hat mir der Bachmann schon selber gesprochen«, sagte der König, als Lanzendorf in seinem täglichen Vortrage von bedauerlicher Notwendigkeit einer Klage über den Leibkammerdiener zu sprechen anfing. »Sie wissen doch, lieber Graf, daß ich in diesem Punkte eine gewisse Latitude wünsche. Seien Sie nicht pedantisch, und lassen Sie den Mann machen!«

Graf Lanzendorf erwiderte:

»Ich sehe mich leider genötigt, Majestät um näheres Gehör zu bitten, da die Dinge über das Maß dessen hinausgehen, was sich mit der weitesten Latitude vereinbaren läßt.«

Der König machte eine überraschte Miene und sagte kurz:

»Also gut! Ich höre!«

Während der Graf ausführlich vortrug und dazwischen Aktenstücke zur allerhöchsten Durchsicht überreichte, stampfte der König gelegentlich mit dem Fuße auf oder murmelte: »Infam!« »Dieser Spitzbube!« »Ah!« »Das ist stark!«

Als der Hofmarschall geendet hatte, sagte er in einiger Erregung:

»Der Kerl hat sich unmöglich gemacht, das ist klar!«

Dann sah er, mit dem schwarzen Vollbart spielend, eine Weile auf den Teppich.

»Aber was nun?« sprach er dabei. »Ich kann dem Menschen nicht so kurzweg den verdienten Fußtritt geben. Man muß sehen ...«

Er hob den Kopf gegen den Hofmarschall und fuhr fort:

»Besinnen Sie sich auf etwas, lieber Lanzendorf ... eine Sinekure, die ihn aus der Hauptstadt verbannt – Inspektor eines der unbenutzten Schlösser oder dergleichen. Ihnen will ich's ja eingestehen. Es war eine Schwäche, eine ... oh! ... eine arge Schwäche, ihm so viel einzuräumen. Aber das machte sich so, das gab sich aus den anderen Umständen ... Der Dannenberg, den ich ja zuerst dafür haben wollte, war so ungeschickt. Ach, man wird immer mißbraucht! Es giebt keine Treue, keine Anhänglichkeit! Und gewisse Schwächen des Herrn ... ich hätt's ja wissen können ... die sind erst recht das willkommene Futter, auf das man sich gierig stürzt.«

Nervös die Finger in die Fauteuillehne drückend und wieder öffnend, hielt der König in der Rede ein. Dann sagte er zögernd, wie verlegen:

»Lieber Graf! Ich kann Ihnen nicht helfen. Den Bachmann haben Sie mir also wegeskamotiert. Ainsi soi-t-il! Jetzt aber, bitte, schaffen Sie mir einen Menschen, der die Angelegenheiten der Rita in die Hand nehmen kann. Seine Frau ist natürlich auch unmöglich. Sie war so was wie die Hofmeisterin. Na, das wird sich ja machen lassen. Aber der Haushofmeister, den sie hat, ist ein Lakai, sonst nichts, Dannenberg ein unpraktischer Büreaumensch. Eine praktische Persönlichkeit ist aber unbedingt notwendig.«

Lanzendorf schwieg.

»Ja, mein Lieber, sehen Sie zu, wie Sie es machen. Aber einen Ersatz für Bachmann müssen Sie mir schaffen fuhr der König fort.

Lanzendorf sagte jetzt zögernd:

»Das Land würde Majestät preisen, wenn mit dem Weggange dieses Bachmann alle Verhältnisse eine Umwälzung erführen!«

Da sprang der König von seinem Stuhle auf und rief zornig!

»Was soll das? Wo will das hinaus? Das ist eine Intrigue! Den Bachmann, den Halunken, gab ich Euch preis, das muß Euch genug sein. Von anderem will ich nichts hören, ganz und gar nichts! Man merke sich das!«

»Wir sind zu Ende, denke ich!« sagte er nach einer Weile barsch, als Lanzendorf zögerte, sich zu verabschieden.

»Majestät!« begann dieser mit bittender Stimme.

»Lieber Lanzendorf, machen Sie mich nicht heftig!« sagte der König und begann auf engem Raum rasch hin und her zu schreiten. »Was will man denn? Schadet es dem Lande, wenn diese Dame Geld unter die Leute bringt?«

»Ja, Majestät, es schadet und betrübt die Gutgesinnten, wenn dies so auffällig, mit so viel äußerem Gepränge geschieht.«

»Wer hat denn die Rita populär gemacht, ihr den Kosenamen »Königsliebchen« gegeben? Ich nicht! Im übrigen! Seit wann treibt mein Hofmarschall denn Politik?«

»Es ist meine Absicht nicht, mich unberufen in die Politik zu mischen.«

»Wer sind denn diese Gutgesinnten, die im Sinne des Landes sprechen? Sie haben sich mißbrauchen lassen, Lanzendorf, sind eingefangen worden von einer gewissen Partei des Hofes. Das bemerke ich ungern, sehr ungern!«

»Allerunterthänigst zu erwidern, ich spreche nur in meinem Namen, als Euer Majestät getreuer Diener!«

Der König sah den Hofmarschall mißtrauisch prüfend an, ehe er weiter sprach:

»Mein alter Freund Lanzendorf nimmt also ein persönliches Ärgernis an meiner Conduite und möchte mich auf bessere Wege bringen? Das ist freilich was anderes. Sie gebrauchten aber eben den Ausdruck »die Gutgesinnten.« Wissen Sie, daß ich das Wort eigentlich nicht ausstehen kann?« Diese sogenannten »Gutgesinnten« sind Leute, die immer besser wissen, wie man König spielt und mit vollster Loyalität immer am König herummäkeln, weil er nicht gerade so ist, nicht gerade so handelt, wie es ihnen zweckmäßig erscheint. Sie sind furchtbar klug, haben immer recht, aber sie sind nie selber irgend etwas gewesen, was über den Durchschnitt, über das allgemeine Niveau hinausgeht, sie haben keine Ahnung davon, daß ein König anders denkt, als andere Menschen, eben weil er ein anderer Mensch ist.«

Der König machte eine kleine Pause und fuhr dann fort:

»Ja, er ist ein anderer Mensch! So muß es dem Künstler zu Mute sein, nur nicht in so großem Stile, so von allen Seiten einstürmend. Sie machen sich nichts aus Künstlern und finden es wohl komisch, daß ich den König mit solchen Leuten vergleiche? Das sind Vollmenschen, mein Lieber! Und Vollmenschen müssen wir sein oder wir sind eine lächerliche Lüge. Das große Wollen, der schöpferische Drang, der uns erfüllt mit dem Bewußtsein der Macht, das ist was anderes als die gemeine Lebenslust. Das ist eine mächtige Flamme, eine ganz gewaltige Sehnsucht. Das wirkt vom Gehirn aufs Gemüt und kann nur in rechten Bahnen bleiben, nur geregelt werden, wenn das Gemüt einen Halt findet, wenn der tobende Herzschlag sich an einem groß mitfühlenden Herzen beruhigen kann.«

Er holte tief Atem und schwieg eine Weile.

»Weil Ihr das eine nicht fühlt, begreift Ihr das andere nicht«, sprach er dann mit mühsam verhaltener Leidenschaft weiter, daß gerade der groß Wollende, der Vollmensch, mit der weltumspannenden Sehnsucht, wenn ihm das Leben nicht gerecht wird und sein besseres Begehren unerfüllt läßt, das Bestialische, das in uns allen lauert, hervorgeholt und in der Lust am Weibe sich ausgiebt, weil er sich eben ausgeben muß. S'ist mit Bitterkeit gemischt, das Vergnügen; man fühlt zuweilen, daß so ein weißer Arm nach der Tiefe zieht, und man kriegt manchmal einen Ekel, daß man das niedliche Tierchen mit der Faust erschlagen könnte.«

Wieder hielt der König inne. Dem Hofmarschall war schwer zu Mute. Sollte er jetzt sagen, von seiner Tochter sei die Rede?

»Ich kann den braven Mann, den Musterlandesvater nicht spielen«, sprach der König ungeduldig weiter. »Meinem Volke habe ich des Guten genug gethan; es hat schlechtere Könige gegeben, als ich bin.«

Bewegt sagte Lanzendorf:

»König Lothar ist der Liebling seines Volkes, und die Geschichte des Landes wird ihn als großen Fürsten rühmen!«

»Dann laßt mir eben diese Sünde!« entgegnete der König. »Und was die Kleine angeht, so bin ich ihr ein übriges schuldig, denn ich habe ihre Menschenwürde zertreten, und sie muß einen Lothar dulden, den Ihr nicht kennt. Aber gerade diese bittere Leidenschaft, sie ist zäh, und man trennt mich nicht von dem Geschöpfe, das ich mir zur Gefährtin meiner dunklen Stunden erzogen habe. Niemals!«

»Was soll mit Bachmann geschehen, Majestät?« fragte jetzt der Hofmarschall mit heiser klingender Stimme.

Der König besann sich einen Augenblick, dann sagte er: »So mag er als Burgvogt nach Wichtelstein gehen. An seine Stelle tritt Bischof, der erste Kammerlakai. Und nicht zu vergessen, beschaffen Sie mir eine passende Persönlichkeit für die Rita! ... Aber Sie sind ja ganz aufgeregt, Graf? So nahe geht es Ihnen?«

»Majestät!« hauchte der Hofmarschall und machte eine Bewegung, die der König, beide Hände ausstreckend, lebhaft abwehrte.

»Das geht zu weit!« sagte er mit einiger Gereiztheit. »Ein Fußfall! Da ist doch etwas im Spiele!«

Er sah den Hofmarschall durchdringend an und sagte dann gütig:

»Guten Morgen, lieber Lanzendorf! Ich frage nicht weiter. Aber es bleibt dabei: Niemals!«

Wie ein Verdammter ging Graf Lanzendorf durch die Korridore, und die Dämonen raunten hinter ihm: »Deine Tochter ist die Gefährtin seiner dunklen Stunden, Du bist der Vater derer, deren Menschenwürde zertreten ist, das niedliche Tierchen, das man mit der Faust erschlagen möchte, ist Dein Fleisch, in den weißen Armen, die in die Tiefe ziehen, rollt Dein Blut!«


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