Autorenseite

 << zurück weiter >> 

Anzeige. Gutenberg Edition 16. Alle Werke aus dem Projekt Gutenberg-DE. Mit zusätzlichen E-Books. Eine einmalige Bibliothek. +++ Information und Bestellung in unserem Shop +++

Der Auszug der Königin, welche von den Vornehmsten der Stadt bis zu ihrem ersten Nachtlager begleitet wurde, war eben so glänzend als ihr Einzug. Die hohe Frau behielt ihre bezaubernde Miene und ihre huldreichen Worte bis zum letzten Augenblick bei und nur Wenige, die ihr ganz nahe standen, hätten ahnen können, wie viele Täuschungen ihrer Hoffnungen sie unter diesem glänzenden Gepränge erlebt hatte – wie viel harte Wahrheiten sie hatte anhören müssen, und welche traurige Ahnung von der wahren Beschaffenheit der englischen Zustände ihr aus den derben Rathschlägen dieser stolzen Republikaner geblieben war, trotz der Bemühung des Pater Alvari, dessen Gründen sie sich zwar zu beugen nicht anstehen durfte, der aber doch die bange Furcht nicht ganz wieder zu zerstören vermocht hatte, welche die Prophezeiungen dieser in der Politik so bewanderten Männer ihr erregt hatten. Zwar waren ihre Juwelen zurück geblieben und ihr Auge hatte die Schiffe gesehn, welche sich dafür mit Munition und allen erforderlichen Kriegsbedürfnissen anfingen zu beladen; aber sie hatte auch nicht die kleinste officielle Anerkennung dieser Hülfe erlangen können – diese Angelegenheit war im Gegentheil mit so großem Geschick von den Staats-Behörden verleugnet worden, daß sie nie genau zu unterscheiden vermocht hatte, ob ihnen dieses ganz in die Sphäre des Privatverkehrs gedrängte Geschäft nicht wirklich unbekannt sei und ein gänzliches Mißglücken desselben zu fürchten stände, wenn auf irgend eine Weise die politische Stellung der Republik gegen das englische Parlement dadurch gefährdet zu werden drohe.

Argyle hatte vielleicht mit eben so vielen fehlgeschlagenen Erwartungen zu kämpfen, denn trotz aller Vergünstigungen der Reise war es ihm nicht gelungen, der Gräfin von Casambort wieder näher zu kommen.

Als die hohen Reisenden endlich nach dem Haag zurückgekehrt waren und das Gefolge der Königin sich zerstreute, begleiteten alle Cavaliere die schöne Gräfin von Casambort nach ihrem Palast, und als sich die Thore hinter der stolzen Schönheit schlossen, war es ihm, als würde er sie niemals gewinnen.

Der düstere Ausdruck von Schmerz, der einen Augenblick sein schönes Gesicht überzog, veränderte sich jedoch bald und die Liebe hatte so wenig Antheil an den zornigen höhnischen Mienen, die jetzt hervortraten, daß dem Beobachter hier ein großes menschliches Räthsel entgegen trat – und die Frage, ob zwei sich so widersprechende Gefühle, wie Liebe und Haß zugleich wahr sein und abwechselnd die Herrschaft behaupten könnten – schwer zu beantworten gewesen wäre.

Argyle empfand die heftige Leidenschaft, die ihn zu Urica hinriß, als eine Beleidigung gegen seine eigenste Natur, welche kalt, hart, Freiheit dürstend und kräftig war. Urica war wie ein Hinderniß in sein Leben getreten, welches er unabhängig wissen wollte, um sich rücksichtslos den Zuständen seines Vaterlandes widmen zu können. Er hatte sich eine lenkende, einschreitende Gewalt zuertheilt und war bereits nicht ohne Einfluß. Er hatte zu Anfang die kecke Sicherheit der wenigen Menschen, die keinen Vortheil für sich wollen und bereit sind, ihren Ideen jedes Opfer zu bringen. Dies gab ihm für alle Parteien eine Schrecken erregende Sicherheit und Ruhe. Seine Politik war eine brutale Aufrichtigkeit, welche in diesen untergrabenen Zuständen, wo sich Alle in leidenschaftlicher Schwankung hin und her bewegten, und wo Alle grade Heimlichkeit und verdeckte Wege nöthig zu haben glaubten, Alle verletzte. Er hatte richtiges Urtheil, und da er alle Zustände studirte und kennen lernte, stand er der abgegrenzten Hofpartei beständig mit den unwillkommensten Nachrichten gegenüber und machte sich ohne Intrigue durch seine Rücksichtslosigkeit gefürchtet. Er glaubte sich zum Helden oder zum Diktator geboren und bei der großen Selbstbeherrschung, bei dem kalten, ruhigen Verfolgen seiner Pläne, wovon er sich bereits Proben abgelegt hatte, konnte er sich für berechtigt dazu halten.

Aber ihm war ein kleiner Dämon beigegeben, der ihn eben darum beherrschte, weil er ihn übersah – er verfolgte sein Ziel mit allen vorerwähnten Fähigkeiten seines Charakters, aber die lang zurückgedrängte Leidenschaft ward immer vor dem rechten Moment entfesselt – er übereilte den Zeitpunkt der Ausführung und war unfähig umzukehren, wenn er den Irrthum erkannte. Alle Feinheiten seines Geistes gingen dann in dem rohen Muth unter, den unreifen Erfolg zu erzwingen. Die Opfer, die er dann mit Festigkeit und Stoicismus zu bringen wußte, täuschten ihn über diesen Mangel, welcher seine Seele nicht degradirte, seine Handlungen aber zum Mißlingen bestimmte.

Mit einer Energie, welche seine Jahre weit überbot, hatte er Opfer gebracht, Wünsche, Neigungen unterdrückt und seinem Wesen eine kalte Unerschütterlichkeit aufgenöthigt, die um den Preis mancher harten lieblosen Handlung erlangt war. Er hielt sich mit dem Dünkel der Jugend für unerschütterlich – er rühmte sich der Herbigkeit seines Herzens und glaubte sich gesichert und sein eigener Gebieter – und er war es gewesen und eine Ausnahme unter seinen jungen Standesgenossen, welches er nicht blöde war, sich zuzuerkennen und welches seine Sicherheit hob.

Sein kaltes Herz hatte ihm Zeit gelassen, die größte Gefahr der männlichen Selbstständigkeit zu erkennen und er hatte deshalb die Liebe zu den Frauen wie die ärgste Plage seines Geschlechts gefürchtet. Er war auf diesem Punkt völlig gewissenlos; seine Waffen waren eine rohe Verächtlichkeit gegen das ganze Geschlecht – er gestand sich einen Verbrauch der Gefühle, die er Liebe nannte, zu, der sich an ihm selbst rächte, während er sich diese Weise als wohlberechneten Grundsatz zugestand.

Er war den Frauen oft gefährlich gewesen – und ihn reizte die gewöhnliche Eitelkeit der Männer, daß ihm keine, die er ausersah, solle widerstehen können. Er wollte empfangen und nie den vollen Werth zurück zahlen – er wollte zuerst von ihnen bemerkt sein, und gönnte ihnen dann die Schwierigkeit seiner undankbaren Eroberung.

So sah er Urica und hoffte sie zu gewinnen – und von ihrem Widerstand überrascht, machte er ihr neue Zugeständnisse, bis er seine Freiheit völlig an sie verloren hatte und in dieser Niederlage ihm nur noch eine Rettung blieb – sie sich anzueignen.

Das Eingeständniß dieser Leidenschaft, das er so lang als möglich von sich abhielt, machte ihn gegen sich selbst wüthend – es war eine Niederlage, gegen die er sich gesichert gehalten hatte, und daß sie dennoch ihn mit rettungsloser Gewalt hinriß, bewies bloß, wie heftig er ergriffen war, da er jeden Tag den Versuch erneute, sich loszureißen.

Gewiß würde ihm dies eher gelungen sein, hätte er in Urica's Herzen eine gleiche Empfindung erregen können; aber sie ließ ihn beständig über die Natur ihrer Neigung im Zweifel. Die Auszeichnung, mit der sie ihn offen und ohne alle Einschränkung suchte und seine Unterhaltung jeder andern vorzog, beruhigte ihn keineswegs, denn in dieser Art lag die leidenschaftslose Ruhe, die er um jeden Preis hatte haben mögen, und die zum ersten Male das schönste junge Weib gegen ihn festhielt, während er nur zuletzt danach seufzte, ihr seine Niederlage zu gestehen.

Auch ward dies ungewöhnliche Verhältniß von seinen Neidern richtig aufgefaßt; nicht wie sonst neckte man ihn mit dem Verhältniß, wobei er dann gewohnt war, von den Liebesempfindungen der Dame zu hören; man sah ihn im Gegentheil spöttisch an und sprach von dem unerschütterlichen Herzen der stolzen Gräfin von Casambort.

Ihre langen Unterhaltungen führte sie mit der ruhigen klingenden Stimme, die kein Herzensgefühl zuließ. Er am besten wußte, wie sehr sie von allen andern abwichen, welche er mit Frauen zu führen pflegte; aber er mußte sich zugleich in zorniger Beschämung eingestehn, daß dies edle und hochbegabte Weib ihm mit geistesverwandter Seele von den Zuständen sprach, die bisher die heiligsten und theuersten Interessen seines Lebens ausgemacht hatten und daß er diese Sympathie für den kleinsten Rausch des Herzens hingegeben hätte.

Seinem vorerwähnten Charakter getreu, bezwang er zuerst seine Leidenschaft vor Urica und beschloß, da er sie nicht von dem kühlen Boden ihrer politischen Grübeleien vertreiben konnte, ihr auf diesem ihre Niederlage zu bereiten.

Er trat mit seinen vollen Geisteskräften ihr entgegen, mit dem ganzen Reichthum seiner Ansichten, Erfahrungen und Schlüsse, und hatte den Triumph, ihren Antheil persönlich werden zu sehen und Wärme und Begeisterung hervorzurufen, von welcher er zuweilen hoffte, daß sie Liebe werden könnte. Noch nie hatte er so viel an eine Frau gewendet – noch nie für so wenig Lohn – und noch nie hatten die Mittel zum Zweck ihn so abhängig gemacht. »Ha!« rief er oft, wenn er wieder von ihr getrennt war – »wünschte ich mir einen Kameraden, der Gut und Blut mit mir theilte, der klüger oft wie ich selbst mir Rath und Stütze sein könnte, dann wäre dies unbegreifliche Weib die Rechte, dann wären alle Wünsche erfüllt – aber so – was fange ich mit ihr an, wenn sie sich ihre Unabhängigkeit erhält?« Nach nächtelangem Brüten über die Mittel, sich selbst in diesem Verhältniß wieder zu seiner alten schmerzlich vermißten Freiheit zu verhelfen, beschloß er den bis jetzt so stolz von sich abgehaltenen Gedanken zur That zu machen – er beschloß sich mit Urica von Casambort zu vermählen.

Es war eine Berechnung seiner würdig, daß er als ihr Gatte die Gewalt dieser Leidenschaft los zu werden hoffte, und da er nach wiederholter Prüfung immer wieder zu diesem Schritt, als seiner einzigen Rettung, zurückkehrte, hielt er ihn endlich als unvermeidlich fest und richtete danach sein Verhalten ein.

Wenn sich Argyle früher diesen Schritt gedacht hatte, so hatte er im Geist ein sanftes, schönes Mädchen aus der höchsten Aristokratie Englands vor sich gesehn, deren glühende hingebende Liebe er durch das Darbieten seiner Hand belohnte, um dafür den hingebendsten Dienst einer Gattin zu fordern. Mit ihrer Hülfe, oder vielmehr durch die ihr ohne Verdienst zugefallene Würde einer verheiratheten Frau sollte sie dann nach seiner Leitung einen Kreis um sich begründen, dessen politische Bedeutung eine Macht werden sollte, deren Einfluß seine großen und wahrhaft patriotischen Gesinnungen stützen sollte – ohne daß das Wesen, welches seine Stellung durch die Ehe brauchbarer und vielseitiger gemacht haben würde, zu ihm in das kleinste Verhältniß des Einflusses getreten sein würde.

Welch eine Niederlage dieser so sicher entworfenen Lebenspläne mußte ihm nun seine gegenwärtige Stellung sein! Er forderte ein Wesen, von dem er sich nicht mit Sicherheit geliebt wußte, und gegen das er den vollen Wahnsinn einer solchen Leidenschaft tragen mußte – dies Wesen war eine Fremde, wenn auch von hohem Range, doch ohne Familienanhang in seinem Vaterlande. Indem sie sein Haus begründen half – war ihr darin nie eine seinem Willen anheimgegebene Stellung anzuweisen. Es konnte noch mächtiger, noch bedeutender für seine Pläne werden und ihre Gesinnungen, den seinen so vertraut und einig, schienen dafür zu bürgen – aber von ihren Gesinnungen, nicht mehr von den seinigen, hing dies ab und die Rechenschaft seiner Handlungen konnte er an der Seite solches Wesens nicht von sich abhalten und damit war die hochgehaltene ängstlich behütete Unabhängigkeit verloren. »Und dennoch – dennoch mußte sie sein werden!« mit diesem Ausspruch schloß er jede dieser quälenden Betrachtungen.

Wir haben ihn nun endlich, nachdem die Königin seine Vertraute geworden war und ihm Gelegenheit verschafft hatte, sich der Gräfin von Casambort zu nahen, von der langweiligen Qual eines Tages gepeinigt, welcher durch den lästigen Zwang der Etikette ihn von ihrer Seite getrennt hatte, den letzten Schritt thun sehen und Urica seine ganze glühende Leidenschaft aussprechen hören.

Wir erinnern dabei an das Bild, was wir zu Anfang von seinem Charakter gemacht haben: er konnte seine Leidenschaft bezwingen und ein Ziel mit Festigkeit verfolgen; aber ein neckender Dämon sprang zuletzt dazwischen und er verfehlte den rechten Moment der Ausführung.

Wie sehr dies der Fall bei seiner Liebeserklärung gewesen, wie unbesonnen er sie übereilt hatte, wie viel zu viel auf die Ueberredung seiner leidenschaftlichen Worte und die Symptome von Neigung in Urica er gerechnet hatte, das fühlte er sogleich mit einer an Haß grenzenden Erbitterung gegen sie. Aber einen Fehler zu verbessern ging ihm alles Geschick ab, und so forderte er die Einwirkung der Königin und bediente sich so des schlechtesten Mittels, eine edle Liebe zu gewinnen, indem er Ueberredung an die Stelle des siegenden Gefühls zu rufen unternahm.

Obwohl auf der Reise nach Holland Argyle der Königin schon sein Herz erschlossen hatte, und obwohl sie nach Frauenart ihm sogleich ihre Mitwirkung verheißen und viele erleichternde Anordnungen für ihn eingeleitet – war die Angelegenheit selbst doch ziemlich den Umgebungen entzogen geblieben und erst jetzt war ein Feind dieser Verbindung aufgetreten, der erst durch die Unterredung der Königin mit Argyle hinter diese Angelegenheit kam.

Don Alvari, der Kaplan der Königin, hatte aus dem Nebenzimmer, wohin ihn das Vertrauen seiner Gebieterin verwies, die Bitten Argyle's mit angehört, und er würde augenblicklich dem Willen seines Beichtkindes eine andere Richtung gegeben haben, hätte er nicht beschlossen, auch die beabsichtigte Berathung mit Urica abzuwarten, wodurch er dann, im Besitz des ganzen Zusammenhangs, seine Forderungen erfolgreicher zu stellen hoffen konnte.

Ein Mann wie der Herzog von Argyle mußte die Beobachtung der Partei reizen, welche ausschließlich die Königin regierte, und seine ganze Stellung, verbunden mit seinem ungewöhnlichen Charakter, machte ihn zu keiner unbedeutenden Aufgabe. Er mußte entweder der Freund ihrer Partei werden, oder er mußte untergehen. Das Erste war wünschenswerther und vielleicht sicherer zu erreichen als das Andere, da die Familie des Herzogs mächtig war und er selbst sein hohes aristokratisches Ansehn durch seinen Charakter sicherte.

Die große Selbstbeherrschung, mit der Argyle bisher seine Leidenschaft für Urica zu verbergen gewußt hatte und vorzüglich die sichtliche Kälte der Gräfin gegen den Herzog hatte die Beobachtung Alvari's getäuscht – und indem er ihm durch die Vermittelung der Königin die katholische Tochter des Lord Lindsay vorgeführt, glaubte er bei den Aeußerungen, welche Argyle's gewöhnliche Koketterie bewirkte, dieser erste Schritt ihn seiner Partei zu nähern, könne durch die Verbindung Beider gesichert werden.

Jetzt stellte sich die Sache anders und Urica war eine zu bedeutende Erscheinung, als daß sie nicht längst die Aufmerksamkeit Alvari's erregt haben sollte. Jetzt wußte er also sogleich, daß eine Vermählung des Herzogs mit ihr diesen in seiner ganzen Richtung verstärken mußte und daß Urica vielleicht noch unüberwindlicher bleiben werde, als von dem Herzog zu erwarten stand, und auf dem einmal eingenommenen Standpunkte weder unthätig noch ohne Einfluß bleiben werde.

Gründe genug, um Alvari's Beschlüsse zu bestimmen, und noch am selben Abend der Königin über ihre unbesonnene Einmischung in dieser Sache Vorwürfe zu machen und ihr ein Bild von den Erfolgen solcher Verhältnisse im Fall des Gelingens zu entwerfen, was die Königin als ihren Plänen und Wünschen hinderlich erkennen mußte.

Dessen ungeachtet war die Einladung nach England an Urica nicht füglich zu widerrufen, da dieselbe der Königin jedenfalls mit der Flotte, welche sie zurückführte, bis zur Ausschiffung in England beigegeben blieb.

Nach einigem Nachdenken fand Don Alvari, daß – nachdem die Sache so weit gekommen war, es auch passender sein könne, sie spiele unter seinen Augen noch eine Zeit lang fort. Angeregte Mißverständnisse, wozu der Stoff vorlag in den – durch die Königin ihm mitgetheilten – kleinen Eifersüchteleien beider Frauen, mußten unterhalten und verstärkt werden, und er wußte, diese allein konnten bei dem unabhängigen und stolzen Charakter der Gräfin zu unüberwindlichen Hindernissen werden, wenn es gelang, ihren Eigensinn zu einem entscheidenden Ausspruch zu bewegen.

Unter diesen Umständen verließ Urica, begleitet von der Gräfin Comenes und mit einem fast fürstlichen Glanz umgeben, ihr Palais im Haag und schiffte sich mit der unglücklichen Königin ein, um eine Zeit lang auf fremdem Boden den Versuchungen des Lebens die so stolz behauptete Ruhe ihres Herzens entgegen zu stellen.

 

Da wir keinen geschichtlichen Roman zu schreiben haben, sondern bloß die Zustände der Zeit, wie sie auf die Begegnisse der Privatpersonen, deren Leben wir mittheilen, Einfluß ausübten, hervorheben wollen, so werden wir die Erinnerung an eine schwere und verhängnißvolle Periode der englischen Geschichte, welche wir in der Kenntniß jedes Gebildeten voraussetzen dürfen, nur in sofern hervorrufen, als sie uns helfen wird, Aufschluß zu geben über den Einfluß, den sie nothwendig über diese Personen ausüben mußte.

Während der vorher erwähnten Anwesenheit der Königin in Holland hatte König Karl den Entschluß gefaßt, sich aus der Nähe des tyrannischen Parlements zu entfernen, und war von Dover aus mit dem Prinzen von Wales und seinem zweiten Sohn, dem Herzog von York, in langsamen Tagereisen nach York gegangen, wo er auf einige Zeit seine Residenz zu nehmen beschlossen hatte.

In diesen entlegenen Theil des Königreichs war der wüthende Strudel der Meinungen und Parteiungen, welcher die Hauptstadt ergriffen hatte, noch nicht in dem Maaße eingedrungen, um eine aufrichtige Ehrfurcht für Kirche und Monarchie zu zerstören, und der König fand hier mehr Zeichen der Liebe und Anhänglichkeit, als er erwartet hatte.

Von dieser seinem hohen Beruf angemessenen Stellung gekräftigt, kehrte er zu einer gesammelten, festeren und seiner würdigeren Verfahrungsart zurück, und der traurige Streit zwischen ihm und der gesetzgebenden Macht seines Landes, der deshalb freilich nicht aufhören sollte, gewann dennoch eine Art von Gleichheit der Macht, da Karl's Feinde vielleicht selbst mit Ueberraschung die ansehnliche Partei, die ihm noch anhing, erst jetzt kennen lernten.

Es ist merkwürdig, wie sehr die Motive unter den beiden Parteien sich jetzt umgekehrt hatten. Indem der König seinen vorigen Irrthum bekannte: »die Nothwendigkeit als Vorwand zur Kränkung der Gesetze und Staatsverfassung benutzt zu haben,« warnte er jetzt das Parlement, ein Beispiel – welches von demselben so sehr getadelt worden – nicht nachzuahmen; und indem das Parlement seine ehrgeizigen und herrschsüchtigen Pläne unter dem Schein einer bevorstehenden Gefahr für die Nation verdeckte, entschuldigte es wider sein Wissen denjenigen Fehler des Königs, der den Kampf eingeleitet hatte, und von ihrem größten Tadel verfolgt worden war.

Es war in der That so augenscheinlich, daß der König sich jetzt außer Stand befand die Staatsverfassung zu kränken, daß die Furcht und Besorgniß, welche auf das Volk wirkte und es so wüthend zu den Waffen trieb, ganz gewiß nicht von seiner bürgerlichen Stellung herrühren konnte, sondern aus der erregbarsten und heftigsten Leidenschaft hervorgerufen worden war: »aus der Furcht vor Beeinträchtigung religiöser Freiheit.« Die kranke Einbildungskraft der Unterthanen wurde in beständigem Schrecken und ängstlicher Furcht vor Pabstthum und Prälaten erhalten und mit Haß gegen Ceremonien und Liturgien erfüllt. Der fanatische Geist einmal angeregt, bahnte sich bald zügellos die ausschweifendsten Wege, um Gegensätze zu schaffen, worauf er ohne Nachdenken fortstürmte und zuletzt nur noch durch den Abscheu gegen das Bestehende gelenkt wurde und seine Berechtigung behauptete, wenn er sich im Gegensatz fühlte.

Heuchelei ganz rein von Schwärmerei ist vielleicht eben so selten, als Schwärmerei von aller Vermischung der Heuchelei gereinigt. Es liegt in der Größe des erhabenen Gegenstandes der Religion, es liegt in ihrer Naturnothwendigkeit zum Menschen, daß Niemand sich als Versuch oder äußeres Hülfsmittel zu dem Gebrauch ihres Dienstes hingeben kann, ohne davon die Ahnung eines höheren Zustandes zu gewinnen – der ihm – gegen seine anfängliche Absicht – zu einiger Wahrheit verhilft und den Namen des Heuchlers von ihm zu nehmen scheint. Auf der andern Seite aber sind Religions-Entzückungen auch in den frommsten Menschen vorüber gehende Lichtblicke, welche die Seele mit glühender Dankbarkeit, aber noch mit viel tieferer Devotion erfüllen sollen, da sie unmittelbare Berührungen mit dem Geiste Gottes sind, und wer sie festzuhalten strebt, und sie als sein tägliches Gerüst auch andern zur Anschauung vorführen will und danach Worte, Mienen, Zustände um sich her modeln will, um sich äußerlich zum Empfängniß dieser Gnade bereit zu erklären, der wird bald den Weg der Wahrheit verlassen haben, und wird annähernde Zustände in sich erzwingen, und wenn er sie eine Zeit lang gebraucht, wird er sie nur noch nachmachen und die gewöhnlichen Beweggründe des Vortheils und des Ehrgeizes, welche sich unbemerkt der Seele bemächtigen, werden diesen Zustand unterhalten.

Dies ist in der That der Schlüssel zu den meisten berühmten Charakteren jener Zeit. Diese frommen Patrioten, gleich voll von Betrug als Andacht, redeten beständig davon, den Herrn zu suchen und verfolgten doch immer ihre eignen Absichten, welche sie zuletzt durch die abergläubigsten Erfindungen als höhere Eingebungen zu rechtfertigen suchten, und sie haben der Nachwelt die Lehre gegeben, wie betrüglich, wie verderblich der Grundsatz ist, wodurch sie sich beseelt hielten, welchen Gefahren überall die höchste Befähigung des Menschen – die unmittelbaren Eingebungen des göttlichen Willens empfangen zu können – ausgesetzt ist, wenn sie damit aus der geheimen Rüstkammer des Herzens hervortritt, um durch Berechtigungen, die von der höchsten Gnade zeugen sollen, weltliche Macht und weltliche Behörden zu vertreten.

Jede Partei war jetzt gesonnen, der Gegenpartei den Haß aufzuladen, den der entzündete Bürgerkrieg dem Volke eingeflößt hatte, und jede suchte die gute Meinung desselben zu gewinnen. Der Krieg der Federn ging vor dem Krieg der Waffen her und verbitterte die Gemüther der streitenden Parteien täglich mehr. Das anscheinende Ziel des Streites – die Versöhnung und der Frieden aller Parteien – mochte nur noch Wenigen vorschweben; in dem Streite selbst verloren sich alle klare Anschauungen, und indem beide Parteien durch die verschiedensten Ansichten und Absichten in sich gespalten waren, fanden sich in beiden die allerwidersprechendsten Meinungen vor, und Wenige hatten zuletzt noch nachweisen können, welcher Gesinnung sie angehörten. Die verschiedenen Religionssekten, die aus der schwärmerisch bigotten Richtung bis zu den wahnsinnigsten Verzerrungen des Aberglaubens und der Inspiration übergingen, mischten dem weltlichen Kampfe die allergefährlichsten Elemente bei und gaben den Uebelwollenden, die mit Bewußtsein beobachteten, eine fanatisirte Masse in die Hände, die sie zu ihren Zwecken lenken konnten, wenn sie in ihrem überspannten Dünkel erhalten wurde. Ihnen gegenüber standen die kritischen Reformatoren durch Feder und Presse, die sich nicht minder wie jene Fanatiker der Religion exaltirten und in ihrem kritischen Verstande das Heil darin gefunden zu haben glaubten, wenn alles Bestehende über den Haufen geworfen werde. Ihre Selbstanbetung hob ihre eigne Autorität über jede andere und sie waren gleichfalls eine von dem bösen Willen der im Finstern schleichenden Machthaber zu ihren Zwecken leicht zu verwendende Partei, da – sobald man ihnen ihre Feder und ihre gelegentlichen Reden ließ – sie in der Masse mit fortzureißen waren, wenn Zerstörung und Auflösung aller Formen ihrer wahnsinnigen Eitelkeit Aufsehn und Anhang versprach.

In dieser Zeit war ohne allen Zweifel der moralische Vortheil auf Seiten des Königs. Er hatte Unrecht eingestanden und suchte mit Mäßigung und Würde die Gegenpartei vom Unrecht warnend abzuhalten. Auch er bediente sich der Feder und der Presse, aber der Vortheil der Wahrheit stellte sich darin so auf seine Seite, daß das Parlement diese Gegenschriften auf alle Weise zu unterdrücken strebte.

Der Entschluß des Königs, nach York zu gehen, stellte ihn überdies auch äußerlich in günstigere Verhältnisse; der Anhang einer so großen und mächtigen Provinz mußte Eindruck machen, wo man dem Volke Glauben gemacht hatte, der König habe sich mit seinem Hofe isolirt, um die Staatsverfassung des Landes durch die ungesetzlichen Gewaltmittel der Waffen über den Haufen werfen zu können. Das gesunde Urtheil des Volkes machte sich auf einige Zeit Bahn und es erweckte Nachdenken, daß eine so mächtige Provinz wie York den König mit Liebe und Ehrfurcht aufnahm und für seine Privilegien nichts zu fürchten schien.

Ueber vierzig Pairs vom ersten Range versammelten sich um ihn, und Karl erklärte ihnen: er würde ihnen nie andere Befehle geben, nie Gehorsam fordern, als wofür die Gesetze des Landes stimmten. Diese offene Erklärung beantworteten die Pairs mit dem Schwur, daß sie nie Andere befolgen würden, und durch diese würdigen Beschlüsse hofften sie die wüthenden und aufrührerischen Entschließungen des Parlaments zu beschämen.

Aber es scheint eine geheimnißvolle Wahrheit zu sein, deren Enthüllung durch keine psychologischen Schlüsse näher zu treten wäre, als durch die Thatsache, welche uns die Geschichte liefert, daß es einen Grenzpunkt in dem Schicksal der Völker und der Herrscher giebt, bis wohin eine gegenseitige Sorglosigkeit Alles erlaubt und alles verzeihlich zu machen scheint – und die größten schon begangenen Verschuldungen vergessen sein würden, wenn die Einsicht früh genug auf der einen oder andern Seite käme, den verderblichen Fortgang aufzuhalten; daß aber, wenn dieser ahnungslos erreichte Grenzpunkt überschritten ist, eine dämonische Gewalt alle Betheiligte zu ergreifen scheint und alle erwachenden, alle in's Leben tretenden besseren Beschlüsse der Menschen erfolglos bleiben und kein Damm mehr die fortstürzende Gewalt siegreich aufzuhalten vermag.

Wenn wir solche Zustände am Ende ihrer erschöpfenden Laufbahn wiederfinden, so sehen wir voll Nachdenken und Schmerz, daß Alle besiegt wurden; daß Keiner das Gut besitzt, um das er den Andern bekämpft – daß der entfesselte Dämon der Willkür Allen die Adern öffnete und ein entkräftetes Volk zurückließ, was sich von dem Glück der gesetzlosen Freiheit, was es erträumt und erstrebt, wie von einer Bürde losschüttelt und der aus solchem Chaos sich immer zunächst gebährenden Despotie ermüdet in die Hände fällt.

Der Grenzpunkt in dem Schicksal Karl des Ersten und seines Volkes war überschritten – es traten nur noch vorübergehende täuschende Ruhepunkte ein – die Macht und das Glück flog trügerisch von einer Partei zur andern über – Versöhnung – Frieden blieb nur die trügerische Hülle, mit der Alle sich gegen einander zu rechtfertigen suchten – sie trat in Wahrheit nie mehr ein.

Die Zeit, die wir erwähnten, als der König in York Hof hielt, war einer von den Momenten, welcher äußere Ruhe, den alten Glanz des Königthums und berechtigte Hoffnungen für die Zukunft vereinigte.

Die Königin begab sich dahin und ihr folgten bald die in Holland für ihre Juwelen erlangten Kriegsvorräthe, die mit vielem Glück den Gefahren entgingen, die ihrer Ankunft drohten und eine wichtige Zugabe für die Rüstungen des Königs wurden, welcher genöthigt war, sich gleichfalls waffenfähig – dem Parlament – welches ein Heer versammelt hielt, entgegen zu stellen.

Nicht mit Unrecht nannte man die Grafschaft York den Garten von England. Berge und Wälder wechselten malerisch ab und der theilweis morastige Boden war mit Seen und Teichen unterbrochen und wie die Wälder zur Jagd, so luden sie zum Fisch- und Vogelfang ein.

Die Hauptstadt, eine der größten Städte nach London, liegt an dem Fluße Ouse in einer Ebne gelagert. Sie ist groß und prachtvoll erbaut und ihr Erzbischof, dessen Kathedralkirche für eine der prächtigsten im Reiche gilt, ist der zweite in England.

 

In dem erzbischöflichen Palast, welcher mit seinen schattenreichen Gärten an den Ufern der Ouse endigte, saß die Königin von England in einem kleinen Bibliothekzimmer, welches mit seinen offnen Balkonthüren einen weiten Blick über die herrliche Landschaft gewährte, angenehm begrenzt und unterbrochen durch die Wipfel der Bäume, welche vom Garten aus sich erhebend den Balkon beschatteten und einschlossen.

Die Königin blickte immer wieder von ihrer Arbeit auf und ließ ihr Auge auf der Gräfin von Casambort ruhen, welche etwas von den andern Damen getrennt näher den Thoren des Balkons an einem kleinem Rahmen auf einem niedrigen Stühlchen saß und mit geschickter Hand einen kunstreichen Gürtel von Perlen, Goldfäden und Seide webte. Sie schien schon lange nicht gesprochen zu haben, denn die Königin sagte endlich »Nun Gräfin Urica! wollt ihr mir nicht Eure Meinung sagen über diesen neuen Anhänger des Königs?«

»Ueber den Marquis von Montrose?« rief die Gräfin lebhaft ausschauend – »ich sah ihn noch nicht, Euer Majestät.«

Die Damen ließen ein schelmisches Lachen hören und die Königin selbst verzog den Mund und sagte: »Da sind wir Alle zwar im selben Fall, weil er einmal noch nicht hier war, aber er soll von seiner äußern Erscheinung nichts für die gute Meinung unseres Geschlechts zu fürchten haben!«

»Und dennoch zweifle ich, daß er damit wird gut machen können, was sein stolzes wankelmüthiges Betragen bereits verschuldet hat!« sagte Urica und wendete sich wieder ihrer Arbeit zu.

»Wir sind geneigt, uns der milden und weisen Gesinnung unseres Gemahls anzuschließen« sagte die Königin – »welcher Jugendfehler nicht dem Manne zum ewigen Makel anrechnen will. Auch lag außer der Eitelkeit, die wir hier unter Jugendfehler verstehen, in seinem damaligen Empfang bei Hofe wirklich manches, was einer absichtlichen Demüthigung ähnlich sah. Dieser junge Mann, durch seine Geburt schon ausgezeichnet, hatte von Jugend auf durch die glänzendsten Eigenschaften Verwandte, Lehrer und Unterthanen entzückt; auf seinen Reisen hatte er überall die größten Erfolge erlebt und er durfte so gereift und entwickelt allerdings hoffen, seinem Könige eine erwünschte und annehmbare Person geworden zu sein. Welche ungünstige Umstände sich vereinigten, seine Erwartungen zu täuschen, mag ich um so weniger streng verfolgen, da ohne Zweifel dadurch auf einem übrigens treuen und ergebenen Freunde des Königs – auf Hamilton – ein Vorwurf bleiben würde. Aber dieser Fall lehrt die Freunde der Könige, wie nöthig es ist, daß sie ihre persönlichen Verhältnisse und daraus entstehende Abneigungen für Personen beherrschen und sich frei davon machen, wenn von ihren Handlungen die Meinung der höheren Personen abhängt, denen sie darum besonders Wahrheit schuldig sind, weil ihr Stand ihnen verbietet, in jedes Privatverhältniß einzudringen – und sie allein werden es schulden, wenn ihr Vergehen ihrem Herrn angerechnet wird. Hamilton, welcher Oberhofmeister und Freund des Königs war, versäumte meinen Gemahl auf die gerechten Ansprüche des jungen Mannes aufmerksam zu machen; der König übersah ihn – mir ward er gar nicht vorgestellt – und so wurde der im Auslande Gefeierte in seinem Vaterlande nicht allein nicht anerkannt, sondern im Gegentheil aus seiner ganzen ihm gebührenden Stellung getrieben.«

»Wo der König entschuldigt, haben wir nicht weiter mit zu sprechen,« sagte Urica sanft – »denn er ist wahrlich der einzige Beleidigte. Doch sollte einen edlen und wahren Patrioten keine persönliche Zurücksetzung von seiner heiligsten Pflicht, der Treue gegen seinen König, abwendig machen können.«

Die Königin seufzte, in ihren traurigen Erinnerungen sich verlierend, tief auf – dann fuhr sie in ihrer großmüthigen Vertheidigung fort: »Man sagt, er kam mit den aufrichtigsten Gesinnungen an den Hof und wollte dem Könige seine großen Fähigkeiten und seine mächtigen Mittel zur Verfügung stellen; aber als er wahrzunehmen glaubte, daß man weder das Eine noch das Andere wollte, verkannte er seine Pflichten – und durch diese persönliche Erfahrung ward der junge Mann geneigt, an den Mangel der Einsicht des Königs zu glauben, welchen die Gegenpartei zur Entschuldigung ihrer Ueberschritte nöthig hatte zu verbreiten, und es schien ihm zuletzt die Handlung eines tugendhaften Mannes ohne Vorurtheile, den König zu verlassen und sich den Feinden desselben zuzugesellen.

»O,« rief die Gräfin von Seimour, indem sie ihre Thränen trocknete – »welch' edle großmüthige Vertheidigung nach so großer erfahrner Verschuldung! Euer Majestät haben den Pfeilen des Unglücks die Spitze abgebrochen – wer keine Bitterkeit kennt, kennt das Unglück nicht. O wäre das undankbare England in diesem Zimmer!«

Die Königin reichte der alten Gräfin lächelnd die Hand, welche diese mit Inbrunst küßte. – »Auf diese Weise hat sich Montrose gegen den König vertheidigt – und ich habe nur wieder erzählt, was ich durch meinen Gemahl weiß. Gewiß aber spricht es für ihn, daß er seinen angestammten Herrscher, obwohl von den Covenants mit ganz andern Vorschlägen abgesandt, nicht sehen konnte, ohne mit voller Ueberzeugung zu seiner Pflicht zurückzukehren. Jetzt, denke ich, hat ihn der König um so sicherer; denn nichts bindet fester, als ein eingestandener Irrthum gegen eine Person, die wir dann plötzlich in allen ihren von uns geleugneten Tugenden vor uns sehen!«

»Ja,« sagte die Gräfin Urica – »und zu Hofintriguen werden die Herrn vorerst nicht mehr viel Zeit haben!«

»Ach! auch im Feldlager kann die Eifersüchtelei noch verderblich werden und Argyle steht auch in vollen Flammen gegen Montrose!« sagte die Königin trübe.

»Ach,« rief Sophia Lindsay – »Argyle kann bloß die fatalen dickköpfigen Covenanters nicht leiden, von denen sich, wie er sagt, Montrose wie Brei hat drücken lassen, in welche Form sie wollten.«

»So,« sagte Urica spöttisch – »ist der Unterschied Zwischen dem Herzog von Argyle und diesem Montrose so groß, da er – denke ich – dem König gegenüber und grade im Verein mit diesen berühmten vier Tafeln, oder wenn ihr wollt, diesen Covenanters, eine sehr unbesonnene Stellung eingenommen hat!«

»Pah!« rief Sophia schnippisch – »wer sagt euch, daß er diese Stellung eingenommen hat, um sie zu behausten? Argyle ist noch auf dem Wege zu dem Platze, der ihm gebührt – unterwegs hat er bald hier bald dort zu thun!«

»Dankt Gott! Sophia Lindsay,« sagte Urica gereizt, – »daß ihr ein Kind seid, dessen Geschwätz nicht schwer in die Wage fällt – eure Worte würden sonst euren Liebling mehr verdächtigen, als er es vielleicht verdient.«

»Es ist hinreichend für euch, Frau Gräfin,« rief die Kleine erbost – »daß Sophia Lindsay eine Meinung äußert, damit sie Euer Gnaden kindisch, ungeziemend oder derlei Art hält! Ich freue mich übrigens, diesmal sagen zu können, daß aus mir nicht das Kind sprach, sondern der klügste, beste, umsichtigste Mann in Alt-England, der, welcher Argyle's wahres Beste im Sinne hat, ihn an allen euren Covenants, Presbytern und Puritanern vorüber ganz wo anders hinführen wird, wohin eure Weisheit nicht reicht, und daß dieser eben von mir geäußerte kindische dumme Gedanke aus dem Kopfe Alvari's entsprungen ist!«

»Sophia Lindsay,« rief die Königin hier heftig und drohend – »du bist das unerzogenste Fräulein meines Hofes und dabei eine so confuse Schwätzerin, daß die Ehre keines Mannes in deinem Munde sicher ist, weil du – unfähig ihre Meinungen zu verstehen – ihre Worte ohne Sinn zusammenhängst! Geh' zu deiner Gouvernante und sag' ihr, sie soll dich überall lehren zu schweigen, wie es einem jungen Mädchen zukommt!«

Diese Heftigkeit der Königin, die allerdings in ihrem Charakter liegend, nur selten noch ausbrach, verstärkte in Urica den Eindruck, den Sophia's Worte in Bezug zu Alvari ihr gemacht, und sie senkte den Kopf nur noch tiefer nachdenkend auf ihre Arbeit.

Nun konnte man den Befehl der Königin, das Zimmer zu verlassen, nicht ungezogener ausführen wollen, als das kleine erboste Fräulein! Sie sprang auf, stieß ihren Stuhl geräuschvoll hinter sich fort, und wollte trotzig fortrennen, ohne sich der Königin zu empfehlen; schon bis zur Thür gelangt, fühlte sie sich aber nachdrücklich am Arm gehalten, und die alte Gräfin Seimour sagte streng: »Wenn junge Hoffräulein sich ein unpassendes Betragen zu Schulden kommen lassen, so bitten sie bei Ihrer Majestät um gnädige Verzeihung!«

So trotzig nun Sophia war, lag in der Art der alten Dame etwas, wovor sie ein wenig erschrak; sie ließ sich daher, nun in Thränen ausbrechend, bis zur Königin hinziehen, und da diese schon der Gräfin Seimour begütigend winkte und bei der weinenden Sophia auf Worte nicht zu rechnen war, sagte die Oberhofmeisterin zur Königin: »Die Gräfin Lindsay bittet Euer Majestät um Gnade für ihr unpassendes Betragen mit dem Versprechen, künftig schweigsam und bescheiden zu sein und nie wieder Dinge in den Mund zu nehmen, die sich für eines so jungen Mädchens Einsicht nicht passen.«

Sogleich versiegten Sophia's Thränen – sie zog die Hände von dem Gesicht und heftete ihre Augen trotzig auf die alte Gräfin: »So! also ich habe die Einsicht nicht! Warum wird mir denn das, was ich gesagt, den ganzen Tag wiederholt – und noch viel mehr – und viel, wovon ich nichts gesagt habe und was Alles der kluge Alvari für meinen jungen Kopf nicht zu viel hält?«

»Fort! fort! mit dem ungezogenen Mädchen!« rief die Königin schnell und ungeduldig, indem sie aufstand – »bringt sie fort – ich habe genug von ihren Albernheiten!«

Die Königin war hinaus auf den Altan getreten, und die Gräfin von Devonshire, ihre erste Hofdame, welche zum großen Aergerniß öffentlich zur katholischen Kirche übergetreten war, folgte ihr dahin, während alle Damen sich erhoben hatten und zwischen der Königin und dem trotzigen Fräulein eine Barriere bildeten. Das arme Kind hatte nun ganz die Fassung verloren und sträubte sich und weinte und redete verworrenes, heftiges Zeug, bis sie nach der Thür gedrängt war; ehe sie aber die Schwelle betrat, sprang sie mit beiden Füßen auf Urica's gestickte Schleppe und flog von dieser letzten Unart gejagt und befriedigt zur Thür hinaus.

Alle Damen, und Urica zuerst, konnten das Lachen nicht unterdrücken, obwohl Urica fühlte, was die Kleine in ihrem Zorn verrathen, sei sehr ernster Natur.

Ein Blick nach dem Altan zeigte ihr die Königin, welche ihren Kopf auf die Schulter der Gräfin von Devonshire gelegt hatte, welche lebhaft und beschwichtigend zu sprechen schien. Das feine Ohr der Königin hatte aber das bescheidene Lachen der Damen gehört und dies schien sie mehr abzuziehen, denn sie wendete sich sogleich nach dem Zimmer zurück und rief mit ihrer alten Milde: »Nun – hat das tolle Mädchen auch noch gegen Euch Unarten ausgeübt?«

»Sie hat der Gräfin Urica fast die Schleppe abgetreten!« sagte eine der Damen.

Die Königin lachte. »Es geschieht ihr Recht!« rief sie – »Ich behaupte, sie ist an all den wilden Streichen des armen Mädchens Schuld, denn in diesem jungen leidenschaftlich aufgeglühten Herzen thut es hauptsächlich die Eifersucht, die sie auf die Gräfin hat, für die Argyle so vergeblich schmachtet!«

»Welche unnütze Besorgnisse!« sagte Urica gereizt – »Denke ich doch, meine Stellung zu Argyle ist so klar und ausgesprochen, daß sie demjenigen keine Besorgniß einflößen kann, der sich alleinige Rechte über ihn wünscht.«

»Unerbittliches Herz!« sagte die Königin – und ihre einmal aufgeregte Stimmung machte es vielleicht, daß ein gewisser Blitz von Unwillen aus ihren Augen drang. Zu viel hatte die unglückliche Frau erfahren, um noch ihre früheren sanguinischen Hoffnungen festhalten zu können – und erschüttert in ihrem Vertrauen zu ihren früheren Rathgebern, sehnte sie sich nur noch danach, ihrem Gemahl seine Anhänger zu erhalten, sie unter einander in Frieden und Eintracht zu sehen und sein Ansehn zu heben und zu stützen.

Argyle gehörte zu den schwierigen Anhängern des Königs, die sich jeden Augenblick in einen Widersacher verwandeln, wenn ihr Rath nicht befolgt oder gegen ihre Ansichten gehandelt wird. Er war mit der Versicherung der treusten Liebe für die königliche Familie jetzt schon einige Male in eine Stellung getreten, die sich wenig von der eines Feindes unterschied, und in diesem Augenblick, wo der Krieg mit Schottland ausgebrochen war, hatte er ein Armeecorps von den Covenants angenommen und befand sich zugleich mit Montrose, der bisher eine vollkommen feindliche Stellung gegen den König behauptet hatte, als Abgesandter in York, um, wie er sagte, die Vorschläge der getreuen Schotten zu überbringen. Dabei wußte Niemand, welcher Religions-Partei er angehörte – er bespöttelte und verhöhnte die Autorität der vier Tafeln (wie sich die Covenanter nannten) und doch schien er ein Anhänger ihrer exaltirten presbyterischen Gebräuche, doch auch dies mußte man mit unter bezweifeln und es mehr für einen Widerspruch gegen die Bischöfliche Kirche ansehn; eben so verachtete er offen die Puritaner, welche in Altengland mit finsterem Eifer dem Götzendienst der Bischöflichen Kirche, wie sie ihn nannten, entgegen kämpften. Was nun endlich Argyle war, welcher Partei er anhing, blieb nicht zu ermitteln, und seit seiner Rückkehr aus Holland war sein Verhalten übermüthig und alle Verhältnisse bravirend gewesen; dabei so gejagt von Leidenschaften und sophistischem Verstandes-Hochmuth, daß, außer den in dem Zustande der Zeit liegenden Veranlassungen, auf einen ihm tiefer inwohnenden Grund zu dieser Aufregung zu schließen war.

Für die Königin konnte es nicht schwer sein, dies Allen bemerkbare Betragen zu erklären, denn sie hatte das Spiel mit angesehen, welches leider von Menschen, die ihr sehr nahe standen, getrieben worden war, um Argyle aufzuregen und von seinen Zwecken abzuziehen.

Er war nicht allein der Gegenstand von leise heranschleichenden Bekehrungsversuchen der katholischen Partei gewesen, wozu seine frühere Anhänglichkeit an den so nah grenzenden Kultus der englisch-bischöflichen Kirche die bequemste Brücke war, sondern man hatte im selben Maaße ihn in Verhältnisse zu Sophia Lindsay gebracht, die fast seine Ehre bedrohten, wenn er sie nicht anerkennen wollte, so wenig sein Herz auch dabei betheiligt war; – denn dies Herz war zu seiner maaßlosen Verzweifelung mit steigender glühender Leidenschaft für Urica von Casambort erfüllt – und wie nothwendig aus all' den Fehlern, die er in fast bewußtloser Betäubung um dieser Liebe willen machte, das stolze und strengere Zurückziehn der Gräfin von Casambort entstand, so steigerte sich im selben Maaße das rasendste Begehren nach ihrem Besitz und drückte allen seinen Handlungen nach Außen die größte Zweideutigkeit auf, da diese immer durchkreuzt wurden von Plänen, die sich um Urica's Besitz drehten.

Die Gräfin würde unter diesen Umständen längst England verlassen haben, hätte sie nicht der Königin in einem erschütternden Augenblick, wo diese unglückliche Frau von der immer schwieriger werdenden Lage ihres Gemahls zu dem höchsten Ausbruch des Schmerzes getrieben ward – das Versprechen gegeben, sie nicht zu verlassen, so lange die Königin selbst ihren Platz behaupten würde. Ihr früheres Verhältniß zu Argyle war gänzlich aufgelöst, denn Urica that nichts halb, und so wie ihre Achtung abnahm, verringerte sich auch ihre frühere Zuneigung für ihn, und sie hob ihre Gesinnungen unverhohlen hervor, um ihm jede Hoffnung zu benehmen und seine lästigen Bewerbungen abzuhalten.

Daß sie ihren Zweck nicht erreichte, verstärkte ihre Abneigung und verringerte ihr Mitleiden, da sie in ihrem festen, mit männlichen Eigenschaften ausgestattetem Charakter eine unbeschreibliche Empörung gegen einen Mann erregt fühlte, der um einer Neigung willen seinen Gesinnungen untreu wurde und seine Zwecke aus den Augen verlor.

 

Die Königin ward in dieser Zeit gedrängt, sich nach Frankreich zu begeben, wo Karl der Erste sich durch eine an sich edle, aber in seinen Verhältnissen unpolitische Erklärung in Bezug einer Neutralitätsfrage den Zorn Richelieu's zugezogen hatte, wovon der Einfluß auf alle Verhältnisse des Königs bereits sehr fühlbar wurde – und das entsetzliche irländische Blutbad, welches gegen die englischen Kolonisten angerichtet worden war, und was die Feinde des Königs ohne Bedenken auf seine Rechnung setzten, ziemlich nachweisbar durch französische Agenten angefacht worden war.

Die Königin schauderte vor der Schwere dieser ihr zugemutheten Aufgabe, die sie nicht allein vor dem übermüthigen Richelieu mit seinem bösen Willen gegen ihren Gemahl bloßstellte, sondern auch eine Trennung von dem Könige forderte, dessen Verhältnisse sie mit Schreck, Besorgniß und den trübsten Ahnungen erfüllten, und dem sie die einzige Vertraute, der einzige Trost war.

Sie zögerte daher mit ihrer Einwilligung zu dieser Reise und Montrose's wahrscheinlicher – wenn auch noch nicht ausgesprochener – Uebertritt zum Könige schien ihr eine neue Hoffnung, durch die Macht der Waffen, ohne fremde Hülfe die Ruhe des Landes und die Sicherheit des Königs wieder herzustellen. Dessenungeachtet mußte Argyle nicht übersehen werden, denn blieb er nicht zu fesseln, so hob sich Montrose's Uebertritt dadurch fast wieder auf, und durch diese Stellung ward Urica die bei weitem wichtigste Person, denn es blieb kein Zweifel – Argyle war durch sie zu Allem zu bringen, was sie mit dem Preise ihres Besitzes bereit sein würde zu belohnen.

Die Königin hatte beschlossen am Abend dieses Tages, der durch seinen milden Frühlingsreiz so günstig war, einen Hofzirkel in den Gartensälen des Bischöflichen Palastes zu halten, welche mit den schönen Gärten verbunden waren, die ihre Terrassen bis an die Ufer der Ouse erstreckten und eine freiere Bewegung der Gesellschaft zuließen, welche die Königin in mehr als einer Absicht zu begünstigen wünschte. Sie entließ daher jetzt ihre Damen, daß sie sich zum Feste schmückten, welches vor Sonnenuntergang seinen Anfang nehmen sollte.

Einige Stunden später hatten sich die Räume des Gartens zunächst den Sälen des Untergeschosses mit den Gästen des Hofes gefüllt, der in den kleinen Zwischenräumen, welche der eröffnete Bürgerkrieg zuließ, keineswegs von unbedeutendem Ansehn war, da unter den Großen Englands die Meinung Eingang zu finden begann, daß es noch besser sei, mit einiger Einschränkung unter dem Willen eines Monarchen zu leben, als unter der despotischen Gewalt eines Parlaments, welches unter dem Schein der Gesetzlichkeit ein aufgewiegeltes Volk zu seiner Nachhülfe bereit hatte. So fehlten weder berühmte noch alte Namen an dem Hofe des Königs, von denen sehr Viele, ja die meisten, bereits eine Rolle in den jetzigen Unruhen des Landes gespielt hatten, und die unter den Augen des edlen Königspaares vollständig vergessen zu haben schienen, wie ganz anders noch vor kurzem ihre Ansprüche an diese jetzt von ihnen anerkannte und verehrte Majestät gewesen waren.

Seit der Periode, die mit seinem Entschlusse nach York zu gehen, anfängt – zeigte sich in Karls des Ersten Leben bis zu seinem Ende kein Symptom der traurigen Charakterschwäche mehr, die seine frühere Lebensperiode mit so verhängnißvollen Mißgriffen bezeichnete. Er blieb würdig, königlich gefaßt und von weisen und mäßigen Gesinnungen gelenkt, die die fanatische Verfolgungswuth seiner Gegner nur noch mehr zu steigern schien, da sie jetzt, um Recht an ihm durch seinen Widerstand zu gewinnen, zu den brutalsten Ansinnen ihre Zuflucht nehmen mußten. Er trug schon in dieser Zeit die Verklärung einer vollständigen Resignation auf seinem Gesicht und zeigte die Geistesfreiheit eines Mannes, der seinem Schicksal wie ein Held zu stehen beschlossen hat.

Die Königin untersagte an diesem Abend, um selbst mehr Freiheit zu gewinnen, ihren Damen scherzend jeden Dienst um ihre Person und diese schönen Frauen und Mädchen in dem heiteren Putz, den die Jahreszeit gestattete, wandelten durch die Gänge des Gartens oder ruhten in reizenden Gruppen in den zartbelaubten Nischen und Bosquets, welche die Gartenkunst vorbereitet hatte, um nun mit dem weichen Laub der befederten Buche und den kleinen zierlichen Fächern der Kastanie bekleidet zu werden.

In der Hauptallee, welche viele kleine Berceau's an ihren Seiten abzweigte und auf einer breiten marmornen Terrasse endigte, von der man bis zum Flusse von Gartenanlagen begleitet hernieder stieg, und welche mit Werken der Skulptur reich geschmückt war – bewegte sich langsam hin und her der ältere vornehmere Theil des Hofes, und unter ihnen sah man König und Königin, die jungen Prinzen, und die Prinzen Moritz und Friederich von der Pfalz, die Neffen des Königs, die durch muthige Thaten bereits ihre dem Oheim angebotenen Dienste wichtig gemacht hatten.

Urica, die sich durch die Zwischenkunft des Königs von einer peinlichen Unterredung mit Argyle erlöst sah, eilte mit der jungen Gräfin von Devonshire und dem Fräulein von Cavendish die Lindenallee hinab, um sich auf der marmornen Platform in der Abendluft zu baden, und den Blick an der von dort aus Stadt und Land beherrschenden Aussicht zu erfrischen.

Es that ihr wohl, daß die beiden geistreichen Mädchen an ihrer Seite die Kosten der Unterhaltung trugen, denn auf ihr lastete eine trübe Beschränkung des Geistes, wie sie Argyle's bitteres, gereiztes, unverständiges Betragen jetzt oft bewirkte, und aus der sie sich wie aus einer schweren Betäubung erst nach und nach heraus reißen konnte.

»Unsere arme Urica,« rief Ellen, die junge Gräfin von Devonshire – »leidet noch unter dem Alp Argyle, der ihren gesunden Blutumlauf stört – seht, Käthchen, wie die schöne Stirn noch bewölkt ist.«

»Wir wollen es nicht leiden,« rief Käthchen, das Fräulein von Cavendish – »sie muß heute noch wieder lächeln und wir wollen uns das Wort geben, daß wir wie eine Mauer zwischen ihr und Argyle aufwachsen, wo er auch heranziehen mag!«

»Ach! thut das, liebe Mädchen,« rief Urica weich und leidend – »ich bin zu sehr gequält und darum so sehr, weil mich in meiner Handlungsweise, die so geneigt zu schnellen Entscheidungen ist, die Blicke der Königin hindern, die auf mir ruhen und mich beherrschen, so wie Argyle sich mir naht – ach! die immer noch eine Fessel aus mir zu machen wünscht, für dies werthlose Wesen.«

»Werthlos?« fragte Ellen mit dem Kopfe schüttelnd – »werthlos – ach! für unsere arme Königin nicht! Das wißt ihr auch besser, als ich es euch sagen könnte – auf euch ruht noch der Druck der eben geführten Unterredung – doch laßt uns hier seitwärts in dies Bosquet fliehen, dort kommt der König mit einigen Herren, ich glaube gar, das muß Montrose seyn, mit dem er einige Schritte voraus geht – da ist es schön, wenn wir diesen Phönix hier belauern und seine Person kritisiren, ehe wir uns ihm zeigen müssen.«

Die Mädchen huschten mit Urica in die sie verbergende Umgitterung, von der aus sie aber den ganzen Weg, auf dem der König daher kam, überblicken konnten.

Der König schien heiter und belebt – und er fesselte die Aufmerksamkeit der Damen zuerst, denn er war geliebt und verehrt von Allen, die ihm nahe standen. Wie gewöhnlich trug er schwarzen Sammt mit schwarzer Seide verziert, um den Hals die Kette des goldenen Vließes und den Stern des St. George-Ordens. Auf seinem Kopf hatte er eine runde, steife Sammtmützc mit schmalen Rande, die nach oben enger wurde, daran eine Reiherfeder mit einer brillantnen Agraffe.

Das Kreuz des Degens trug er eigenthümlich mit der linken Hand umspannt und fast heraufgezogen bis unter die linke Brust – seine Haltung war frei und majestätisch, gemildert von seinem lebhaften Geist, der jede Steifheit unmöglich machte. Diese Zeit, die mit ihren schweren Prüfungen tägliche Anforderungen machte, hatte erst seine Kräfte vollständig entwickelt und zum Bewußtsein gebracht – die Wirkung war seinem Aeußern aufgeprägt – er war seinen Umgebungen nie schöner erschienen.

Doch nahmen die vorerwähnten Damen nur den längst erfahrenen Eindruck vom Könige in Empfang, dagegen der Fremde an seiner Seite nun ihre gründlichere Prüfung erfuhr; denn dies mußte außer allem Zweifel der mit vieler Neugierde erwartete Montrose sein.

Der Marquis von Montrose war vielleicht im dreißigsten Jahre und zu einer Reife der männlichen Schönkeit gediehen, welche die Jugend mit allen Vorzügen in den Augen der Frauen nicht erreichen kann. Was er mit dem Könige erlebt, indem er sich von seiner herrlichen Erscheinung hingerissen, ihm und seinen natürlichen Unterthanspflichten hingegeben hatte, streifte von diesem Heldengesicht den letzten Schatten, denn jetzt war Alles wieder in Uebereinstimmung in ihm – kein geheimer Widerspruch gegen seine Handlungen verfinsterte mehr diese kühnen Augen! Mit der eigensten Natur seines edlen Charakters war die Treue gegen seinen König so innig verbunden, daß er zu dieser ihn allein befriedigenden Stellung zurückgekehrt, die heitere freie Ruhe empfand, die seinem großen Geiste allein genügen konnte.

Ihn unter diesen Umständen zuerst kennen zu lernen, mußte zugleich der günstigste Moment für ihn sein, denn sein geistiges Leben war zu stark in ihm ausgeprägt, um nicht auf seinem Aeußern hervorzutreten.

Er war groß und mächtig gebaut und seine Formen von der Schönheit geregelt und gemäßigt – seine immer lebhaften Bewegungen hatten in der ungewöhnlilichen Aufregung und von der Gegenwart des Königs, den er nun mit schnell entschiedener Zärtlichkeit liebte, einen Ausdruck, der des Wortes nicht bedurfte und die rührende Mimik des Herzens war.

Sein lichtbraunes, stark gelocktes Haar war von der hohen Stirn gescheitelt; er trug das Baret in der Hand und die gebräunten Wangen glühten von Gesundheit und Gefühl. Nichts machte ihn so schön, als die Harmonie seiner Züge – der stolz gewölbte Mund hatte wie die Augen den rührendsten Ausdruck der Güte; aber der scharfe, denkende Geist, der Blitz des Genies, der ihnen den fesselnden Zauber gab, umzuckte auch den Mund, welcher das wechselvollste Mienenspiel zeigte – diese Augen waren dabei rothbraun, weit geschnitten, mit breit deckenden Augenliedern und mit dichten gehobenen Wimpern – die schöne starke Nase war gebogen mit schwellenden Nüstern, aber von scharfer fleischloser reiner Form. Er hatte vorzüglich schöne Hände und die feinen Geberden, welche damit zusammen zu hängen scheinen.

Seine Kleidung war von weißer Seide, der Mantel von violettem Sammt. Nichts konnte einfacher und passender sein, als dieser vornehme, jeden Zierrath verschmähende Anzug.

Als er daher kam neben dem Monarchen, ganz zu ihm gewendet durch das Gefühl des Herzens, womit er dem gekränkten König nun alle versäumte Liebe nachzahlen wollte, sprach er nicht, sondern hörte mit der ganzen Zusage seiner Ueberzeugung – als er aber näber kam, erhob sich seine klingende, feurige Stimme und er rief: »Aber es thut Noth, daß auf der einen heil'gen Stelle, wo sich das Recht und die Wahrheit befindet, sich auch die materiellen Kräfte sammeln, um beiden zu ihrem Recht zu verhelfen. Auf dem Wege der Unterhandlung wird nur noch Zeit verloren, aber kein Resultat mehr erzielt werden – Unterhandlungen führen nur zum Zweck, wenn der gegenseitige Widerstand erschöpft, der Vortheil beider Parteien die Aussöhnung erwünscht macht. Davon weist der gegenwärtige Standpunkt noch nichts auf. Die Waffen Eurer Majestät, die Gott segnen wird, müssen erst diese Stellung herbeiführen und dann können wir erwarten, daß jedem Unterthan das Herz so gewendet werde, wie dem glücklichen Montrose!«

»Ich werde nicht oft so viel wieder gewinnen können,« sagte der König milde – »aber ihr werdet gehört haben, Montrose, daß ein Vater seine ungerathenen oder ihn kränkenden Kinder eben so zärtlich liebt, als seine wohlgerathenen!«

»Und doch bleibt dem besten Vater in solchem Falle nichts anderes übrig, als zu züchtigen und sie mit Gewalt auf den verschmähten Weg des Guten zurückzuführen.«

Hier endigte der wichtigere Theil des Gesprächs und der König lud Montrose ein, mit ihm die Terrassen hinab zu steigen, wodurch sie den nachschauenden Frauen entzogen wurden.

»Nun«, rief die lebhafte Katharine – »so lang mein Leben dauert, habe ich keinen stattlichern, vornehmer aussehenden Mann erblickt, als diesen Montrose – aber ich möchte mich lieber vor ihm verbergen, als unter der Linie seiner Augen passiren!«

»Ja! das sage ich auch!« rief die Gräfin von Devonshire – »das ist eine großartige Schönheit – ein Heermeister – vor dem hält nur der König Stand! Ich möchte nur wissen, ob er jung ist oder alt – aber fürchten könnte ich mich auch vor ihm – das ist kein Mann, in den man sich ein wenig verlieben könnte – er weiß sicher nichts von der Macht unserer Schönheit! Doch ihr, Urica – was sagt ihr – nun lassen wir euer Schweigen nicht mehr gelten – ihr habt wieder Farbe und eure Augen strahlen wie Sterne! He, Urica! wo seid ihr,« rief sie neckend und die Gräfin am Arm drückend – »ihr müßt uns sagen, was ihr von Montrose denkt!«

»Von Montrose?« sagte Urica, wie aus einem Traum erwachend und ihre Augen noch immer der Terrasse zugewendet – »Montrose,« sagte sie mit dem Lächeln eines Engels – »Montrose ist endlich einmal ein Mann! Selbst neben dem König – hättet ihr es für möglich gehalten? Es ist ein Held – oder ein Dichter – oder ein Gesetzgeber – oder der beste neueste Mensch – ein Unterthan, ein Sohn, ein Bruder – er muß das Alles sein, um daran den Begriff von allem diesen wieder herzustellen!«

»Aber er hat doch was zum fürchten!« rief Katharina.

»Nein, nein!« sagte Urica – »diese hohen gewaltigen Herrscher unter den Menschen sind nicht zu fürchten! Fürchte die Schwächlinge, diese halb Guten, halb Bösen, die den Egoismus nöthig haben, ihre jämmerliche Natur zusammen zu halten – sie – die an unserm Lächeln mit ihrer seichten Willenskraft zerschmelzen und doch damit kein höheres Bedürfniß ihrer Seele befriedigen, sondern den flüchtigen Reiz des Augenblicks! Fort! fort! wie können mir die Gedanken kommen an diese, da ich Montrose gesehen! Die Nachbarschaft solcher Gedanken beleidigt schon. Wie könnte ich ihn fürchten? In solcher mächtigen Seele ist die Güte so sicher gebaut, wie das Nest in den Zweigen der königlichen Eiche! Habt ihr nicht den Reichthum seiner Stimme gehört? Er könnte den Säugling an seiner Brust damit einschläfern, er wird die Schlacht unterbrechen mit seinem Donnerruf und die Volksmassen in ihrer Wuth damit beherrschen! Das sind die Menschen, welche Aufruhr der Völker hervor rufen und ihn beendigen! Montrose wird England und seinen König retten – nun er mit ihm ist – ist der Sieg mit ihm!«

»Ach, Urica! du schöne hochherzige Prophetin, hättest du doch Recht!« rief eine wohlbekannte Stimme, und die Königin, auf die Gräfin von Seimour gelehnt, trat vor Urica hin und strich mit ihrer sanften Hand über ihre glühende Stirn.

»Ja, ja, ich werde Recht haben!« rief Urica von einer schnellen Bewegung hingerissen, knieend die Hand der Königin küssend – »es hat dem Könige ein Organ gefehlt, um seine großen Gedanken und Entschlüsse in's Leben zu rufen, sie zu verbreiten und ihnen den Nerv der Bewegung einzusetzen – die Hand hat ihm gefehlt, die muthig in die wildrollenden Räder dieser wahnsinnig dahintreibenden Volksmaschine greift – und ihm hat gerade der gefehlt, den er gefunden, der durch die Prüfungsschule ging, ein Anhänger derselben Partei zu sein, aus der er jetzt geläutert, glänzend, den Staub von seinen Flügeln schüttelnd, hervorgeht, und die nicht fürchten kann, über die sein Geist schon gesiegt!«

»Jede, auch die beste Sache geht verloren!« rief sie, von Niemand unterbrochen – »wenn wir nicht den Geist haben, sie in ihrer Gesammtheit überschauen zu können, und mit unsicherer Hand bald hier bald da eine kleine Hülfe versuchen! Das ist der Stein in den Wellen, der sie aufbrausen und bald ihn verdeckend darüber hinffuthen läßt, keine Spur nachlassend – ich habe, seit ich dies schöne zerrissene Land bewohne, trotz dieser schwachen weiblichen Brust ein Drängen und Sehnen empfunden, es möchte sich endlich ein Strom bilden, in den alle zerstreuten Kräfte, die hier und da sich ohne Erfolg verbrauchen, einmündeten und eine wirkliche Gewalt würden, welche die Gesammtverwirrung durchschnitte und zurückdrängte von den regellos zerrissenen Ufern. Nur einem festen einigen Willen beugt sich die stets uneinige Empörung – nur so ist Sieg möglich – nur so Untergang erträglich!«

Urica war von einer Begeisterung ergriffen, die sie völlig isolirte – außer den Augen der Königin, vor der sie stand, sah sie nichts – nicht das leise Zurückweichen der Damen, nicht das lächelnde über ihre Schultern Blicken des Königs – und jetzt schwieg sie und fühlte im selben Augenblick ihren aufgeregten Zustand und wollte vor der Königin sich entschuldigen, da sagte der König mit seiner sanften Stimme:

»Ihr sollt Sitz und Stimme in meinem Geheimen Rath haben, Gräfin von Casambort – nur bitte ich mit der Sammtmaske, sonst werdet ihr zu schnell meine Räthe zu eurer Meinung bekehren.«

Urica wendete sich zusammen zuckend – der König hatte den letzten Theil ihrer Rede gehört – er stand dicht hinter ihr – sie hob das treue, begeisterte Auge zu ihm auf, den sie so innig verehrte – aber schnell sank es zur Erde, denn Montrose stand wie eine strahlende Sonne hinter dem König und sein Antlitz trug jetzt noch einen neuen nicht minder anziehenden Ausdruck, den Urica zuerst mit Herzklopfen auf dem Gesicht eines Mannes sah – denn auch die Bewunderung kleidete ihn anders, als andere Männer.

»Montrose,« fuhr der König fort – »ihr seht, ihr findet hier eine Frau, welche euer Glaubensbekenntniß theilt und daher eure natürliche Alliirte ist – ich halte sie überdies für meine beste Freundin – nur glaube ich – daß grade meine Verhältnisse dazu gehören, um eine solche Freundschaft nicht zu einem sehr gewagten Unternehmen zu machen!«

Er bot damit der Königin lächelnd die Hand, indem er Montrose eine sehr verständliche Bewegung machte, die dieser benutzte, indem er Urica die Hand bot.

Beide gingen eine Zeit lang stumm neben einander, endlich sagte Montrose wie zu sich selbst: »Eine Frau und diese Energie – diese Ansichten, die ein Land retten könnten.«

Urica schöpfte tief Athem – seine Worte gaben ihr ihre Fassung zurück. Sie hob den gesenkten Kopf – und jetzt sahen sich Beide an und sie vergaßen, ohne es zu wissen, einen Augenblick, daß sie nicht sprachen.

»Warum nennt man das unweiblich?« fragte Urica schüchtern und leise –

»Unweiblich?« rief Montrose – »wer nennt es so? ich nicht!«

»Ihr nicht,« sagte Urica im selben Ton – »ich dachte es wohl – aber solche Betrachtungen liegen auch weniger in unserer Natur, als in der Zeit, der wir angehören. Ich bin keine Unterthanin des Königs der Geburt nach, aber ich bin es um der Liebe willen. Was eine Frau in solcher Zeit denken und fühlen lernt, wo sie Alles theilen muß an Verwirrung, Widerspruch, Irrthum und Leiden jeder Art, das hebt ihre isolirte Stellung mehr oder weniger auf – indem sie mehr Unterthanin wird, bekommt ihr weibliches Leben mehr äußere Beziehungen – sie bekommt Kenntnisse von den bürgerlichen Zuständen, die ihr selbst nicht fehlen dürfen, ohne ihr zum Vorwurf zu gereichen.«

»Und doch seid ihr die Erste, die ich so ausgerüstet finde,« sagte Montrose – »ihr seid nicht allein so, sondern ihr wißt sogar, warum ihr so sein müßt – glaubt mir, Lady, mein Erstaunen ist gerechtfertigt, denn ich finde in diesem armen England wenig Männer, die euch das nachthun – die wirklich wüßten, was sie wollen!«

»Aber jetzt wißt ihr es – und daran haftet viel Trost,« rief Urica mit Rührung und Innigkeit – »o! verlaßt nie dies edle Königspaar, das so würdig jeder Aufopferung ist!«

Montrose zog mit rascher Bewegung das Kreuz seines Degens vor die Brust – »O Milady – nie ist der Schwur unverbrüchlicher Treue in festerer Ueberzeugung mit dem ganzen Menschen geleistet worden, als der Meinige! Wenn ihr an Montrose, bis er hierher kam, als an einen Gegner des Königs denken mußtet, so weiß ich doch, wenn Gott mir auch nur kurze Zeit läßt, sie wird dennoch beweisen, daß ich die heiligen jetzt übernommenen Pflichten des Unterthanen kenne und vertreten werde.«

»Gott erhalte euch und segne euer Vorhaben,« entgegnete Urica mit bebender Stimme – »aber leicht wird es Keiner haben, der sich zu des Königs Partei wendet – und viel ist versäumt, vielleicht zu viel, als daß es gut gemacht werden könnte.«

»Diese Wahrheit hat mich lange in meinem Trotz erhalten,« sagte Montrose – »denn die zahllosen Fehler und Vergehungen der königlichen Partei entschuldigten nicht allein die Gewaltthaten ihrer Gegner, sie flößten auch den Patrioten, die das Beste, ohne Partei zu nehmen, erreichen wollten, ein gerechtfertigtes Mißtrauen gegen den König und seine Anhänger ein – und es konnte sich mit einer höheren patriotischen Ansicht vertragen, ihn selbst aus seinen Umgebungen herauszwingen zu wollen, und mit Gewalt, ohne ihn den Zuständen und ihrem gesunden Verlauf zurückzugeben. Dies Alles konnte sich vereinigen, wie es hier in meiner Brust in Wahrheit vereinigt war, mit der Treue für den König, mit der festen Anhänglichkeit für die Monarchie! Diese in ihrer vollen Bedeutung nach echt englischer Freiheit und Würde herzustellen, war der Zielpunkt, nach dem mein Herz hinstrebte, aber ich hielt dafür, daß es ein Gut sei, das erst außer der Macht des Königs wieder gewonnen werden müßte, um es ihm dann zu Füßen zu legen!«

»Ich kann das fassen,« erwiederte Urica bewegt – »und so habt ihr vielleicht in den Mitteln geirrt, aber euch blieb ein großer Gedanke, der zu veredelnd war, um euch nicht in die rechte Bahn zurück zu leiten, und ihr langt hier an, ohne die gesenkte Stirn des Verräthers, denn euer Herz hatte keinen Tropfen davon.«

»Ich danke euch, Milady,« sagte Montrose ernst. »Dies Zeugniß ist ein Schild gegen die Blicke, die mich hier treffen und die mich jedenfalls zum Verräther stempeln, sei es gegen den König, sei es gegen die Partei, von der ich gesandt ward.«

»Ihr meint Argyle?« rief Urica schnell – und Beide blickten sich forschend an – »Wollte Gott! er dürfte von sich sagen: das habe ich unverrückt gewollt – von Anfang bis jetzt! – aber er dient sich mit der Sache – was ihm dient – ist ihm immer wieder zweifelhaft und so wird es die Sache, die er damit verbindet, gleichfalls.«

Montrose lachte kurz auf – Urica erröthete – »Ihr sprecht mit dem Pinsel in der Hand,« fuhr er fort – »Argyle's Portrait ist fertig – nur gestehe ich, daß ich nach den Gerüchten, vielleicht auch nach Argyle's Äußerungen selbst, dies Portrait nicht so von euch erwartet hätte.«

»Ich könnte jetzt thun, als ob ich euch nicht verstände,« sagte Urica lächelnd – »doch das ist nicht meine Art und ich habe seit lange zu viel über denselben Gegenstand hören müssen, um nicht jede Aeußerung, die sich darauf bezieht, leicht heraus zu fühlen – aber« fügte sie schnell hinzu – »ihr seht, es ist nicht mehr Zeit, euch darauf zu antworten.«

Dies bestätigte sich – denn Beide, obwohl zu Anfang dicht hinter dem königlichen Paare gehend, waren, ohne daß sie es gemerkt hätten, etwas zurückgeblieben, so daß das Gefolge, denselben rascheren Schritt wie die Herrschaften haltend, zwischen Urica und Montrose gekommen war. Als die Säle die Vorangehenden aufnahmen, zeigte sich ein etwas weiter leerer Raum, den nun Beide überschreiten mußten, aber im selben Augenblick traten ihnen schon Argyle und Hamilton entgegen, und Argyle, der Montrose mit zusammen gepreßten Lippen und prüfenden Blicken überlief, neigte sich kalt vor Urica und sagte: »Die Königin vermißt euch!«

Urica, die gewiß diese Aufforderung Argyle's, die sie sogleich für seine Erfindung hielt, zu jeder früheren Zeit mit scharfen Worten zurückgewiesen haben würde, kam wie aus einem Traum zu sich, indem sie ihren Arm von Montroses Arm zurückzog, und ohne ein Wort zu erwidern, ohne zu grüßen, ging sie voran dem offnen Saale zu und als Argyle's eifersüchtige Augen ihr folgten, sagte er sich: Wie ist sie so verändert – der Nacken ist gebogen, der Kopf gesenkt – sie zürnt mir nicht einmal – sie straft mich nicht mit scharfen Worten.

Es traf sich aber, daß auch Montrose und Hamilton jeder an der Dahineilenden mit besonderm Nachdenken seine Blicke haften ließ – Montrose dachte: Gestehe es dir nur, du hast ein solches Weib nicht möglich gehalten – Hamilton dachte: Ein Verhältniß zwischen Beiden würde des neuen Günstlings Stellung sehr verstärken – Argyle – sollen wir annehmen, daß er dachte? Ein von glühender Liebe leidenschaftlich zerrissener Mann, zu dem plötzlich auch noch die Eifersucht tritt – sollen wir das nachweisen, was in ihm vorging, da er es selbst nicht zu nennen gewußt hätte?

Alle drei folgten ihr stumm und Keiner merkte das Schweigen des Andern – und doch lag ihnen Allen mehr oder weniger daran, die Gedanken des Gegners zu kennen; denn Gegner waren sie im entschiedensten Sinne des Wortes.

Obwohl die Königin nicht nach Urica gesendet hatte, traf es sich doch, daß sie ihr etwas zu sagen wünschte, und ihre Annäherung bemerkend, trat sie vor und zog Urica's Arm nehmend, diesen gegen ein seltenes ausländisches Gewächs, welches eben blühend künstlich aufgestellt war.

»Urica,« sagte die arme, immer schmerzlich von ihrem Schicksal bewegte Königin – »sprich mit Montrose und frag' ihn, ob er die entsetzliche Reise nach Frankreich nicht von mir nehmen kann – ich selbst kann es nicht, ich kann keine geheime Unterredung mit ihm erlangen, ich bin von allen Seiten bewacht und der König ist so gegen mich in diesem Punkt, daß mich das grade in Verzweiflung bringt, denn ich ahne, er will mich von sich trennen, weil er seine Lage für gefährlich hält!«

»Sagen mir Euer Majestät genau, was Ihre Ansicht ist – ich will es versuchen ihn zu sprechen.«

»Es muß heute noch geschehen – der König hat morgen Geheimenrath – dort soll die schreckliche Frage entschieden werden; aber ich weiß gewiß, er wird auf Montrose hören, überhaupt muß auch auf die Andern seine Ansicht, welche mit seinen Mitteln die Macht verstärken wird, Einfluß haben – aber er muß es wissen, daß ich davon den Todesstoß empfangen werde, sonst kann er es überhören, es unwichtig halten, o Gott! Urica – und es übersteigt doch meine Kraft, meine Geduld, meine Nachgiebigkeit!«

»Faßt euch!« sagte Urica ernst – »denn gewiß werden wir jetzt schon beobachtet – ich werde Alles wagen, um Montrose allein zu sprechen und ihn bitten, Alles zu thun, was sich mit seiner Pflicht verträgt.«

»Sage ihm, Urica – mein Einfluß in Frankreich sei eine Täuschung – Richelieu wird sich von meinen Vorstellungen nicht beugen lassen, ich werde ihm eine Geißel sein, ich werde ihm ein Mittel werden, bald diese, bald jene Partei zu täuschen oder zu züchtigen. Ich werde hier Alles verlassen, was mir die Bürde des Lebens erträglich macht und dort umsonst leben, keine der Hoffnungen erfüllen können, die man darauf baut.«

»Und sind euch die Räthe des Königs, ist vor Allen Hamilton euch so entschieden entgegen?«

»O grade er,« rief die Königin mit einem leichten Schauer, – »grade er, Urica! und« – fuhr sie noch leiser fort, indem sie ihr blasses kummervolles Gesicht in die Blüten der Pflanze verbarg, – »ich kann ihm nicht trauen, er ist falsch – er will es mit keiner Partei verderben – dabei kennt er mich, er weiß, daß ich ihm mißtraue und er weiß, daß der König auf mich hört. Urica!« rief sie fast sich vergessend aus – »begreifst du den wahnsinnigen Schmerz, den verlassen zu sollen, der uns gehört mit seiner ganzen Liebe, seinem ganzen Vertrauen – der außer uns Niemand hat, dem er beides geben kann – den verlassen zu sollen in einem Augenblick, wo die höchsten Gefahren ihn umgeben, – dies Alles von einer Gattin zu fordern, die nichts will als alle seine Leiden theilen, oder mit ihm sterben!«

Urica's Lage war sehr peinlich, denn je mehr die Königin sich in ihren Schmerz vertiefte, je weniger hatte sie ihr Aeußeres beherrscht und der Graf von Hamilton war mit der alten Gräfin Seimour, die selten etwas merkte, immer näher heran gedrungen und sah über die kleine Dame bequem weg gelegentlich auf die Königin und Urica. Der König war dagegen mit Montrose im Gespräch, während Argyle's Blicke an der Seite der kleinen Sophia Lindsay wie der Alp auf Uricas Bewegungen hafteten.

»Ich beschwöre euch, gnädigste Frau,« rief sie endlich leise – »laßt uns zurückkehren, sonst könnte die Aufmerksamkeit, die dies Gespräch erregt, jede spätere Unterredung mit Montrose erschweren.«

»Du hast Recht,« sagte die Königin – »Du bist immer besonnen und ruhig – o Urica! glaube mir – nur so lange ist man seiner Handlungen, seiner Grundsätze sicher, als das Herz ruhig ist, so wie das zu seiner Gewalt kommt, sind wir nur noch seine Sclaven. Du bist glücklich mit deinem freien Herzen – vergieb mir, daß ich so oft wünsche, du hättest es gegen Argyle verloren – gewiß Urica, dann hätten wir ihn auch sicher – aber so – weißt du, ob er Freund oder Feind ist?«

»O was liegt eurer heiligen Sache an einem Manne, der so wenig diesen Namen verdient, daß er seine Gesinnungen, seine Handlungen abhängig macht von der Liebe einer Frau.«

»Ach mein Kind,« sagte die Königin – »wenn du ihn liebtest, würde dich die Stärke seines Gefühls, die daraus hervorgeht, entzücken und du würdest ihm dies Zeichen der Unmännlichkeit leicht verzeihen.«

»Nimmermehr,« rief Urica mit Heftigkeit – »ich kann nur lieben, nur mich geliebt wünschen von dem Manne, der nicht an diesem einen Gefühle sich selbst verliert.«

»Worüber streitest du so heftig mit unserer schönen Freundin?« sagte der König, der mit Montrose und Argyle zur Königin trat.

»Ach,« entgegnete diese, seinen Arm nehmend »über das alte Lied! Diese stolze kalte Frau erträumt sich für den Mann, den sie einst wird lieben können, ein eben so felsenfestes Herz als das ihrige – und da nun Alle vor ihren schönen Augen zerschmelzen, raubt sie Allen die Festigkeit und behält die ihrige unerschüttert. Ist das nun nicht unbillig?« fuhr die Königin lächelnd fort, und strich über Urica's glühende Wangen mit dem kleinen Federwedel in ihrer Hand. –

»Wir wollen die Betheiligten auffordern, sie anzuklagen!« rief der König auf den Scherz eingehend – »dann wollen wir sie vor unsern geheimen Rath fordern und sie verurtheilen, die zum Nachtheil meiner armen Lords gemißbrauchte Freiheit, an einen oder den andern zu verlieren!«

Urica lächelte – aber sie bemerkte, daß ihr Vaterland nicht England sei – »den Gesetzen Englands kann ich mich entziehen,« fuhr sie fort – »aber nicht dem Unterthanen-Gefühl gegen seinen König! Wen man von ganzer Seele verehrt, dem muß man von ganzem Herzen treu bleiben – und damit bin ich allerdings die Unterthanin Eurer Majestät – aber wenn ich mich auch vor den geheimen Rath stellen wollte, es würden keine Kläger erscheinen, denn dazu gehörte eine entzogene Berechtigung!«

»Wer so eifersüchtig seine Freiheit bewacht, muß nicht vergessen, daß seine kleinsten Begünstigungen so viel Werth haben, so viel Hoffnung und Berechtigung geben, als die entschiedensten Versicherungen unter andern Umständen!« rief Argyle, und seine Stimme, der Ausdruck seines Gesichts, zeigte, wie alles in ihm leidenschaftlich bebte.

»Damit, Milord, machtet ihr es aber einer Frau unmöglich, je sich sicher zu stellen vor falschen Anmaßungen,« entgegnete Urica ernst – »und ihr Betragen fiele immer der willkürlichen Auslegung der Betheiligten anheim. Was bliebe dann einer Frau übrig – welcher Schutz, welche Sicherheit?«

»Die anbetende Liebe eines Mannes!« rief Argyle hingerissen – »der sie sich anvertraute – die sie schützen würde gegen die ganze Welt, und sie von der unausreichenden Stellung der eigenen Bewachung ablösen, durch das Gefühl ausreichender Sicherheit.«

»Ich glaube, Milord,« sagte Urica – »wenn einer Frau das Gefühl der Liebe durch einen Mann eingeflößt wird – wird sie ihm auch die Beweise des Vertrauens nicht vorenthalten, die damit gewiß innig verbunden sind!«

Auch diese Worte, die so ablehnend, so bedingungsweise waren, regten in Argyle Hoffnungen an, und mit kaum zu unterdrückendem Widerwillen mußte sie es dulden, daß er, da eben die Tafel gemeldet ward und der König mit der Königin aufbrach, ihr den Arm gab, und sie nun in seiner unheimlichen Nähe gefesselt blieb.

Dabei war es ihr nicht entgangen, daß Montrose ein schweigender aber aufmerksamer Beobachter der Begegnung zwischen ihr und Argyle gewesen war, und sie dachte mit Ungeduld, wie er es verstanden haben könnte und merkte nicht, daß es zum ersten Male vielleicht ihre Gedanken bewegte, wie ein Mann ihre Worte beurtheilt haben könnte. Sie hörte nicht, was Argyle sprach, sie antwortete ihm verkehrt oder gar nicht – der Auftrag der Königin, glaubte sie, sei zu wichtig, um nicht all' ihre Gedanken zu erfordern, und dieser Auftrag machte eine Unterredung mit Montrose nöthig, die sie noch außerdem der Aufmerksamkeit entziehen mußte.

Argyle fand sie durchaus verändert und der Wahnsinn seiner Leidenschaft verleitete ihn zu Anfang, sich diese Veränderung günstig zu deuten, aber er hatte zugleich die reizbarste Eifersucht, und als er sich endlich nicht leugnen konnte, Urica sahe und höre ihn gar nicht, oder nur mit den schwachen Erfordernissen der Höflichkeit, da war es ihm plötzlich wie mit Donnerworten zu gerufen: Montrose habe Eindruck auf sie gemacht! Welch' ein Haß zugleich mit diesem Gedanken sich in ihm verbreitete, schildern keine Worte. – Augenblicklich hätte er ihn fordern mögen – nur in seinem Blute schien ihm Erledigung – und jetzt erst war er ihm Verräther, Heuchler – jetzt erst sah er mit übertriebener Strenge auf seine Handlungen und fand sie alle abscheulich.

Ohne Bedenken leitete er das Gespräch darauf, und als er damit Urica's Theilnahme weckte, machte ihn dies so heftig, daß seine Aeußerungen gänzlich alles Maaß überstiegen. Wie natürlich verfehlte dies ganz die Wirkung, und Urica gab den schwachen Versuch, ihn zu vertheidigen, bald auf, und brach zuletzt in ein nicht zu beherrschendes Lachen aus, da Argyle's Worte fast burlesk geworden waren.

Vielleicht war es gut, daß die Königin im selben Augenblick die Tafel aufhob, denn Argyle bekam nun einige Zeit sich zu fassen und einzusehn, wie gänzlich er sich vergessen hatte.

Urica eilte so schnell als möglich von seiner Seite weg und mischte sich unter die Damen der Königin, welche derselben nach dem Garten folgten, wo die erhabene Frau noch einen Augenblick in der herrlichen Mondnacht sich erfrischen wollte.

Sie drängte sich so nah als möglich zur Königin, da ihr dies einige Sicherheit vor Argyle versprach, und sah auch bald, daß Montrose sich nahte und der König den Ersteren anredete.

In dem Augenblick aber, als Montrose sie erreicht hatte, war sie wie gelähmt von dem Gedanken, wie sie ihm ihre Absicht mittheilen sollte, und dies machte sie so zerstreut und verlegen, daß sie in Gefahr stand, den günstigen Augenblick zu verlieren.

»Einer solchen Nacht gegenüber,« sagte jetzt Montrose, indem seine Augen auf Urica wurzelten – »werde ich fast meiner Vorliebe für den Morgen ungetreu – in Wahrheit eine Mondscheinnacht ist majestätisch und scheint die Gebrechen der Welt zu verhüllen, und nur das Wesen der Schönheit zu erhalten – diese verhüllten Fernen, die uns isoliren, die grandiose Schönheit der Massen in den Bauwerken, wie in der Natur – wo man eingestehen muß, der Mondschein thut noch etwas hinzu, was sie eben nur durch ihn haben, der Anblick beruhigt und erhebt zugleich!«

»Und doch« sagte Urica – »macht mich eine solche Nacht oft träumerisch, wehmüthig – ich fühle leicht ein Erkranken des Herzens, eine Aengstlichkeit – in diesem feuchten Nebelmeer scheinen mir Gestalten verborgen, vor denen ich mich zu fürchten habe – aber dies Gefühl liegt in meinem Charakter mehr, als in der mondhellen Nacht – Alles was unbestimmt – in halben Anregungen auf mich eindringt, giebt nur beklemmende Gefühle; ich will klar sehen, bestimmt erkennen, was ich in mich aufnehmen muß, und alle Zustände, die mir die Kraft dazu nehmen, thun mir nicht wohl!«

»Vielleicht sprecht ihr aus, Milady!« sagte Montrose – »was seither meine Vorliebe für den Morgen bestimmt hat – die Schönheit dieser frühen Stunden des Tages entzückt, ohne weich und träumerisch zu machen – im Gegentheil sie regt an, sie entwickelt Thatkraft, und dem langen Tage gegenüber, scheint sogleich ausführbar, was wir angeregt fühlen, und – verwerfen und beschließen – die Möglichkeit und ihre Grenze – Alles wird uns bewußter, und wir hoffen zum Gebrauch der Mittel zu gelangen, wo die Tätigkeit Aller um uns her erwacht ist, und unsere Wirksamkeit nicht durch physische Gesetze aufgehalten wird.«

»Ich mache es schon dem Abend zum Vorwurf,« sagte Urica – »daß ich dieselben Dinge, die ich am Abend kennen lernte, am Morgen anders ansehe – meine Gefühle, meine Handlungen oft nicht wieder erkenne und sie widerrufen muß. Das beweist, daß ein geheimnißvoller Zauber im Abend liegt, der uns bestrickt, vielleicht auch darum, weil unsere geistigen Funktionen schwächer sind und durch die Last des Tages verbraucht.« –

»Es darf sich also Niemand eines am Abend errungenen guten Eindrucks auf euch erfreuen,« – sagte Montrose leiser – »ehe er erfahren, ob der Morgen ihn euch bestätigen will.«

»Sollte das auch für Menschen gelten?« sagte Urica lebhaft – »ein solch' gestörtes Bewußtsein wäre doch ein Fehler, den ich nicht allein dem Einfluß des Abends aufbürden könnte.«

»Also Montrose wird euch Morgen früh noch ein treuer Unterthan erscheinen?«

»Ich bin genöthigt euch, Milord, von dieser meiner unerschütterlichen Ueberzeugung ein ausreichendes Zeichen zu geben – ich wünsche euch in Angelegenheit der Königin zu sprechen – aber ich sehe ein, daß es hier und jetzt eben unmöglich sein würde, denn wir werden beobachtet. Da wir Beide die frühen Morgenstunden lieben, so lade ich euch ein, Morgen um 6 Uhr die Terrassen hinab, bis zu den Ufern der Ouse zu steigen, und mich dann in dem Pavillon zu erwarten.«

Urica's Wangen hatten sich, während sie sprach, da ihr rascher Entschluß, ihm diese Zusammenkunft anzubieten, fast mit ihren Worten eins wurde, hoch geröthet, und sie blickte jetzt mit klopfendem Herzen mißtrauisch zu ihm auf – aber auch diese Probe hielt Montrose ohne die kleinste geckenhafte Erregung aus, sein Gesicht war belebt von Antheil und Gefühl, aber Urica erkannte, daß er sie so sehr achtete, daß er ihr Anerbieten für keine ihm zugestandene Gunst hielt.

»Wieder zeigt er sich als Mann« – flüsterte es leise in ihrem Herzen – und sie hatte kaum nöthig seine ernsten ehrfurchtsvollen Worte zu hören, die ihr die Zusage gaben sich einzufinden – aber daß er nach dem Austausch dieser Reden sie noch ehrerbietiger behandelte, daß er empfand, er dürfe jetzt keine weichere Anregung auf ihr Gefühl mehr wagen, das hob ihn hoch in ihrer Achtung; denn eine Ahnung sagte ihr, er habe sich ihr mit dem Verlangen genaht, ihr seine Bewunderung auszudrücken und daß er sich augenblicklich zu bezwingen wußte, machte ihre Brust so frei und leicht, als ob ein neuer Lebensstrom sie gehoben.

*


 << zurück weiter >>