Friedrich Wilhelm Nietzsche
Fragmente 1875-1879, Band 2
Friedrich Wilhelm Nietzsche

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[Herbst 1878]

[Dokument: Notizbücher]

33 [1]

Treppen-Glück" – Knaben auf Eis, eine Windlaterne in der Mondnacht am Bach.

33 [2]

Gegen Sokrates kann man jetzt einwenden daß es mit der menschlichen Tugend nichts ist, aber sehr viel mit der menschlichen Weisheit.

33 [3]

Künstler meinen, die angenehmen Momente, ein Überwallen des Herzens, seien das Ziel der Welt: sie betrachten sich als Festredner der glücklichen Momente.

33 [4]

Daß Künstler kein Gefühl für geistiges Eigenthum haben, verriethen sie ehedem in der Kunst selber: jetzt am meisten, wenn sie sich als Denker und Schriftsteller vorführen.

33 [5]

Weshalb sind alle Musiker schlechte Schriftsteller, ohne Gehör für den Rhythmus, ohne Strenge der Gedankenfügung? Die Musik erschlafft das Denken und überfeinert das Ohr. Das unbestimmte Symbolisiren – sich daran genügen lassen.

33 [6]

Die Jugend setzt auf den ihre Hoffnung, der sich immer zu stark ausdrückt, der Mann auf den, dessen Worte immer hinter seinem Vollbringen zurückbleiben.

33 [7]

Politik – Partei – Ehrlich<keit>

33 [8]

Zum Schluss – „Giebt es ein größeres Glück als die Seele zu prüfen – ein Leben ohne Prüfen: ον βιωτος."

33 [9]

Was ist denn Europa? – Griechische Cultur aus thrakischen phönizischen Elementen gewachsen, Hellenismus Philhellenismus der Römer, ihr Weltreich christlich, das Christenthum Träger antiker Elemente, von diesen Elementen gehen endlich die wissenschaftlichen Keime auf, aus dem Philhellenismus wird ein Philosophenthum: so weit an die Wissenschaft geglaubt, geht jetzt Europa. Das Römerthum wurde ausgeschieden, das Christenthum abgeblaßt. Wir sind nicht weiter als Epikur: aber seine Herrschaft ist unendlich verbreiteter – Hellenisirung in vierfacher Vergröberung und Verungründlichung.

33 [10]

Also weil Sittengesetz und Recht von Menschen gemacht sind, glaubt ihr euch darüber hinweg setzen zu können: nur von Menschen, sagt ihr – wißt ihr nicht, daß, wenn ihr derartig das Menschenwerk verachtet, ihr euch selbst und all eure beabsichtigten Menschenwerke als verächtlich bezeichnet? Ihr sollt klug sein und es höher ehren als wenn es „ein Werk Gottes" wäre – denn was geht euch ein Gott an! Aber das Werk eurer Väter und Urväter – – –

33 [11]

NB. Die wahre Maja. – Halt- und gehaltlose Werthe.

33 [12]

Chinesische Arbeiter, um Asien zu europäisiren.


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