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Die beiden Bäume des Lebens und die Forderung eines Generalsekretariats der Genauigkeit und Seele

 

Es waren an diesem Abend nicht mehr soviel Gäste im Hause Tuzzi gewesen wie früher, die Beteiligung an der Parallelaktion ließ nach, und die, welche gekommen waren, entfernten sich früher als sonst. Selbst das Erscheinen Sr. Erlaucht im letzten Augenblick – der übrigens einen besorgten, umwölkten Eindruck machte und schlechter Laune war, weil er bestürzende Nachrichten über die nationalistischen Umtriebe gegen sein Werk empfangen hatte – vermochte dieses Abbröckeln nicht aufzuhalten. Man zögerte ein wenig, in der Erwartung, daß sein Kommen vielleicht besondere Neuigkeiten bedeute, aber als er nichts davon bemerken ließ und sich um die Anwesenden wenig kümmerte, verzogen sich auch die Letzten. Darum bemerkte Ulrich mit Schreck, als er wieder auftauchte, daß die Zimmer fast leer waren, und kurze Zeit danach befand sich der »engste Kreis« allein in den verlassenen Räumen, bloß durch Sektionschef Tuzzi erweitert, der inzwischen nach Hause gekommen war.

Se. Erlaucht wiederholte: »Man kann von einem achtundachtzig jährigen Friedensherrscher auch Symbol sagen; darin liegt ein großer Gedanke; aber man muß dem auch einen politischen Inhalt geben! Es ist ja ganz natürlich, daß sonst das Interesse nachläßt. Das heißt, was an mir liegt, sehen Sie, habe ich ja getan; die Deutschnationalen sind wütend wegen dem Wisnieczky, weil sie sagen, daß er ein Slawophile ist, und die Slawen sind auch wütend, weil sie sagen, daß er in seiner Ministerzeit ein Wolf im Schafspelz gewesen ist: aber daraus geht bloß hervor, daß er eine echt patriotische, über den Parteien stehende Persönlichkeit ist, und ich halt an ihm fest! Dagegen muß das jetzt auch raschestens nach der Kulturseite ergänzt werden, damit die Leute etwas Positives haben. Unsere Enquete in bezug auf die Feststellung der Wünsche der beteiligten Kreise der Bevölkerung kommt viel zu langsam vorwärts. Ein Österreichisches Jahr oder ein Weltjahr ist ja sehr schön, aber ich möchte sagen, alles, was ein Symbol ist, muß nach und nach etwas Wahres werden; das heißt, solange es ein Symbol ist, lasse ich mein Gemüt davon erregen und weiß noch gar nichts, aber später wende ich mich von dem Spiegel des Gemüts ab und tue etwas ganz anderes, was inzwischen meine Billigung gefunden hat. Ist es verständlich, was ich damit ausdrücken will? Unsere liebe gnädige Frau gibt sich die erdenklichste Mühe, und es wird hier schon monatelang über die wirklich wissenswertesten Sachen geredet, aber die Beteiligung läßt trotzdem nach, und ich habe das Gefühl, daß wir uns bald für etwas entschließen werden müssen; ich weiß nicht für was, vielleicht für einen zweiten Turm an der Stephanskirche oder für eine kaiser- und königliche Kolonie in Afrika, das ist ziemlich gleichgültig. Denn ich bin überzeugt, daß dann vielleicht im letzten Moment noch etwas ganz anderes daraus wird: die Hauptsache ist, daß man die Erfindungsgabe der Beteiligten sozusagen rechtzeitig ins Geschirr nehmen muß, damit sie sich nicht verliert!«

Graf Leinsdorf hatte das Gefühl, nützlich gesprochen zu haben. Zur Erwiderung nahm für die anderen Arnheim das Wort. »Was Sie über die Notwendigkeit sagen, in gewissen Augenblicken das Nachdenken durch ein Handeln zu befruchten, und sei es auch nur ein vorläufiges, ist außerordentlich lebenswahr! Und in diesem Zusammenhang ist es tatsächlich von Bedeutung, daß in dem geistigen Kreis, der hier zusammenkommt, seit einiger Zeit eine veränderte Stimmung herrscht. Die Unübersichtlichkeit, unter der man anfänglich litt, ist verschwunden; es tauchen beinahe keine neuen Vorschläge mehr auf, und die älteren finden kaum noch Erwähnung, jedenfalls keine persistierende Verteidigung. Es macht den Eindruck, daß auf allen Seiten das Bewußtsein erwacht ist, durch die Annahme der Einladung die Verpflichtung auf sich genommen zu haben, zu einer Übereinstimmung zu kommen, so daß nun jeder einigermaßen annehmbare Vorschlag Aussicht hätte, allgemein gebilligt zu werden.«

»Lieber Doktor, wie ist das bei uns?« wandte sich Se. Erlaucht an Ulrich, den er inzwischen bemerkt hatte. »Tritt da auch schon eine Klärung ein?«

Ulrich mußte es verneinen. Der schriftliche Meinungsaustausch läßt sich viel genußvoller in die Länge ziehn als der persönliche, und auch der Einlauf an Verbesserungsvorschlägen schwoll nicht ab; so gründete er noch immer Vereine und wies sie im Namen Sr. Erlaucht an die verschiedenen Ministerien, deren Bereitwilligkeit, sich mit ihnen zu beschäftigen, in letzter Zeit allerdings merklich nachgelassen hatte. Das berichtete er.

»Kein Wunder!« meinte Se. Erlaucht, zu den Anwesenden gewandt. »Es steckt unglaublich viel Staatsgesinnung in unserem Volk; aber man müßte so gebildet sein wie ein Konversationslexikon, um sie nach allen Richtungen befriedigen zu können, in denen sie sich äußert. Es wird den Ministern einfach zuviel, und das beweist auch, daß der Zeitpunkt kommt, wo wir von oben eingreifen müssen.«

»In diesem Zusammenhang« nahm Arnheim abermals das Wort »dürfte es Ew. Erlaucht bemerkenswert erscheinen, daß Herr General von Stumm zuletzt in steigendem Maße die Aufmerksamkeit der Konferenzteilnehmer erregt hat.«

Graf Leinsdorf sah zum erstenmal den General an. »Womit denn?« fragte er und gab sich gar keine Mühe, die Unhöflichkeit dieser Frage zu verbergen.

»Aber das ist mir nur peinlich! Das war ganz und gar nicht meine Absicht!« wehrte Stumm von Bordwehr schamhaft ab. »Dem Soldaten ist im Konferenzzimmer nur eine bescheidene Aufgabe angemessen, und ich halte etwas auf dieses Wort. Aber Erlaucht erinnern sich, daß ich gleich in der ersten Sitzung und sozusagen nur in Erfüllung meiner soldatischen Pflicht darum gebeten habe, daß der Ausschuß zur Fassung einer besonderen Idee, wenn ihm nichts anderes einfällt, daran denken möge, daß unsere Artillerie keine modernen Geschütze hat und daß auch unsere Marine keine Schiffe hat, das heißt, nicht genug Schiffe für die Aufgaben einer etwa bevorstehenden Landesverteidigung . . .«

»Und – ?« unterbrach Se. Erlaucht und richtete einen erstaunt fragenden Blick auf Diotima, der unverhohlen sein Mißvergnügen zu erkennen gab.

Diotima hob die schönen Schultern und ließ sie entsagungsvoll sinken; sie hatte sich fast schon daran gewöhnt, daß der runde kleine General, von unbegreiflichen helfenden Kräften gelenkt, wie ein Angsttraum überall auftauchte, wohin sie sich wandte.

»Und da sind« fuhr Stumm von Bordwehr eilends fort, um nicht von seiner Bescheidenheit angesichts des Erfolges überwältigt zu werden, »eben in der letzten Zeit Stimmen laut geworden, die das befürworten würden, wenn jemand mit einem solchen Vorschlag den Anfang machen wollte. Man hat eben gesagt, daß das Heer und die Marine ein gemeinsamer Gedanke wäre und ein großer Gedanke ja schließlich auch, und wahrscheinlich würde man auch Sr. Majestät eine Freude damit bereiten. Und die Preußen würden Augen machen – ich bitte um Entschuldigung, Herr von Arnheim!«

»Ach nein, die Preußen würden keine betroffenen Augen machen« wehrte Arnheim lächelnd ab. »Im übrigen versteht es sich von selbst, daß ich, wenn von solchen österreichischen Angelegenheiten die Rede ist, gar nicht anwesend bin und nur mit äußerster Bescheidenheit von der Erlaubnis Gebrauch mache, trotzdem zuhören zu dürfen.«

»Also jedenfalls,« schloß der General »es sind in der Tat Stimmen laut geworden, die es als das Einfachste bezeichnet haben, wenn man nicht mehr lang hin und her reden würde, sondern sich für ein militärisches Vorhaben entschlösse. Ich persönlich möchte ja meinen, daß man das noch mit einer zweiten, vielleicht irgendeiner großen Zivilidee verbinden könnte; aber wie gesagt, der Soldat soll nicht dreinreden, und die Stimmen, die gesagt haben, daß durch das zivile Nachdenken doch nichts Besseres herauskommen wird, sind gerade von höchster geistiger Seite laut geworden.«

Se. Erlaucht hatte zuletzt mit reglos geöffneten Augen zugehört, und nur unwillkürliche Ansätze zum Daumendrehen, deren er sich nicht enthalten konnte, verrieten die angestrengte und peinliche Arbeit seines Inneren.

Sektionschef Tuzzi, den man nicht gewohnt war zu hören, schaltete langsam und leise ein: »Ich glaube nicht, daß der Minister des Äußeren etwas dagegen einzuwenden hätte!«

»Ach, die Ressorts haben sich wohl schon verständigt?!« fragte Graf Leinsdorf ironisch und gereizt. Tuzzi gab mit liebenswürdigem Gleichmut zur Antwort: »Erlaucht scherzen über die Ressorts. Das Kriegsministerium würde eher die Weltabrüstung begrüßen, als sich mit dem Ministerium des Äußeren ins Einvernehmen zu setzen!« Und dann erzählte er weiter: »Erlaucht kennen doch die Geschichte von den Befestigungsanlagen in Südtirol, die in den letzten zehn Jahren auf Betreiben des Generalstabschefs hergestellt worden sind? Sie sollen tadellos und das Neueste in der Ausführung sein. Natürlich hat man sie auch mit elektrisch geladenen Hindernissen und großen Scheinwerferanlagen ausgestattet, und zu deren Belieferung mit Strom sind sogar versenkbare Dieselmotoren eingebaut worden; man kann nicht sagen, daß wir hinter irgendwas zurückstehn. Das Unglück ist nur, daß die Motoren durch die Artillerieabteilung bestellt worden sind, und das Brennmaterial liefert die Bauabteilung des Kriegsministeriums; das ist so nach der Vorschrift, und darum kann man die Anlagen nicht in Betrieb setzen, weil sich die beiden Abteilungen nicht darüber einigen können, ob das Zündholz, das man beim Anlaufenlassen braucht, als Brennmaterial aufzufassen und von der Bauabteilung beizustellen ist, oder ob es als Motorzubehör aufzufassen ist und in den Wirkungsbereich der Artillerie gehört.«

»Reizend!« sagte Arnheim, obgleich er wußte, daß Tuzzi den Dieselmotor mit einem Gasmotor verwechselte und selbst bei einem solchen Zündflammen längst nicht mehr verwendet wurden; es war eine jener Geschichten, wie sie in den Büros kreisen, voll von liebenswürdiger Selbstironie, und der Sektionschef hatte sie mit einer Stimme vorgetragen, die dem Malheur, das sie berichtete, erfreut nachging. Alle lächelten oder lachten, General Stumm war am fröhlichsten. »Daran sind aber nur die Herren von der Zivilregierung schuld« spann er den Scherz weiter; »denn wenn wir etwas anschaffen, wofür im Budget nicht die richtige Deckung ist, so sagt uns das Finanzministerium sofort, daß wir von einer konstitutionellen Regierungsweise nichts verstehen. Sollte darum, was Gott verhüten möge, vor Ablauf des Budgetjahres ein Krieg ausbrechen, so müßten wir gleich am ersten Mobilisierungstag bei Sonnenaufgang die Festungskommandanten telegraphisch ermächtigen, Zündhölzer einzukaufen, und wenn ihnen das in ihren Bergnestern nicht gelingt, bleibt nichts anderes übrig, als daß sie den Krieg mit den Streichhölzern ihrer Offiziersdiener führen!«

Der General hatte das wohl doch zu breit ausgesponnen; durch das dünne Gewebe des Scherzes setzte sich mit einemmal wieder der bedrohliche Ernst des Zustandes durch, in dem sich die Parallelaktion befand. Se. Erlaucht sagte nachdenklich: »Im Lauf der Zeit . . .«, besann sich aber dann darauf, daß es klüger ist, in schwierigen Lagen die anderen reden zu lassen, und führte den Satz nicht zu Ende. Die sechs Menschen schwiegen einen Augenblick, als stünden sie um ein Brunnenloch und blickten hinein.

Diotima sagte: »Nein, das ist unmöglich!«

»Was?« fragten die Blicke aller.

»Damit würden wir das tun, was man Deutschland vorwirft: Aufrüsten!« beendete sie ihren Satz. Ihre Seele hatte die Anekdoten überhört oder vergessen und war noch bei des Generals Erfolg stehen geblieben.

»Aber was soll geschehen?« fragte Graf Leinsdorf dankbar und bekümmert. »Wir müssen doch wenigstens etwas Vorläufiges finden!«

»Deutschland ist ein verhältnismäßig naives, von Kraft strotzendes Land« sagte Arnheim, als müßte er dem Vorwurf seiner Freundin mit einer Entschuldigung begegnen. »Man hat ihm das Schießpulver und den Schnaps gebracht.«

Tuzzi lächelte zu diesem Gleichnis, das ihm mehr als kühn vorkam.

»Es läßt sich nicht leugnen, daß Deutschland in den Kreisen, die von unserer Aktion erfaßt werden sollen, einer wachsenden Abneigung begegnet.« Graf Leinsdorf ließ sich die Gelegenheit nicht entgehen, diese Bemerkung einzuflechten. »Leider sogar auch in den Kreisen, die schon erfaßt sind!« fügte er mirakulös hinzu.

Er war überrascht, als ihm Arnheim erklärte, daß ihn das nicht wundere. »Wir Deutschen« entgegnete dieser »sind ein unseliges Volk; wir wohnen nicht nur im Herzen Europas, sondern wir leiden auch als dieses Herz . . .«

»Herz?« fragte Se. Erlaucht unwillkürlich. Er hätte Gehirn statt Herz erwartet und würde das auch lieber zugestanden haben. Aber Arnheim beharrte auf Herz. »Erinnern Sie sich,« fragte er »daß vor nicht langer Zeit die Gemeindeverwaltung von Prag eine große Bestellung nach Frankreich vergeben hat, obgleich wir selbstverständlich auch ein Angebot gemacht hatten und besser und billiger geliefert hätten. Das ist einfach gefühlsmäßige Abneigung. Und ich muß sagen, daß ich sie vollkommen begreife.«

Ehe er noch weiterreden konnte, meldete sich erfreut Stumm von Bordwehr zum Wort und erklärte das. »In der ganzen Welt plagen sich die Menschen, aber in Deutschland noch mehr« sagte er. »In der ganzen Welt machen sie heute Lärm, aber in Deutschland am meisten. Überall hat das Geschäft den Zusammenhang mit der tausendjährigen Kultur verloren, aber im Reich am ärgsten. Überall steckt man die beste Jugend natürlich in die Kasernen, aber die Deutschen haben noch mehr Kasernen als alle anderen. Und darum ist es in gewissem Sinn für uns eine Bruderpflicht,« schloß er »nicht zu weit hinter Deutschland zurückzustehen. Ich bitte um Verzeihung, wenn ich paradox sein sollte, aber der Intellekt hat eben heute solche Verwicklungen!«

Arnheim nickte zustimmend. »Vielleicht ist Amerika noch schlimmer als wir,« fügte er hinzu, »aber es ist das wenigstens völlig naiv, ohne unsere geistige Zerrissenheit. Wir sind in jeder Hinsicht das Volk der Mitte, wo alle Motive der Welt sich kreuzen. Bei uns ist die Synthese am dringendsten. Wir wissen es. Wir haben eine Art Sündenbewußtsein. Aber indem ich das gleich zu Anfang vorausgeschickt habe, verlangt die Gerechtigkeit auch das Zugeständnis, daß wir für die anderen leiden, ihre Fehler gleichsam als Vorbild auf uns nehmen, in gewissem Sinn für die Welt gelästert oder gekreuzigt werden, oder wie man das ausdrücken will. Und eine Umkehr Deutschlands wäre wohl das Bedeutendste, was sich ereignen könnte. Ich vermute, daß in der geteilten und, wie es scheint, etwas leidenschaftlichen Stellungnahme gegen uns, von der Sie sprachen, eine Ahnung davon enthalten ist!«

Nun mischte sich auch Ulrich ein. »Die Herren unterschätzen die deutschlandfreundlichen Strömungen. Ich habe verläßlich die Nachricht, daß in allernächster Zeit eine heftige Kundgebung gegen unsere Aktion losbrechen wird, weil sie in heimatlichen Kreisen für deutschfeindlich gilt. Erlaucht werden das Volk von Wien auf der Straße sehn. Man wird gegen die Berufung des Baron Wisnieczky auftreten. Man nimmt an, daß die Herren Tuzzi und Arnheim in heimlichem Einvernehmen stehen, Erlaucht aber den deutschen Einfluß auf die Parallelaktion durchkreuzen.«

Graf Leinsdorfs Blick hatte jetzt etwas von der Ruhe eines Frosches und der Gereiztheit eines Stiers. Tuzzis Auge hob sich langsam und warm und heftete sich fragend an Ulrich. Arnheim lachte herzlich und stand auf; er hätte gewünscht, den Sektionschef höflich humoristisch ansehen zu können, um sich auf solche Weise wegen der ihnen gemeinsam zugemuteten Absurdität zu entschuldigen, aber da er seiner nicht habhaft werden konnte, wandte er sich an Diotima. Tuzzi hatte Ulrich inzwischen am Arm genommen und fragte ihn, wo er seine Neuigkeit her habe. Ulrich erwiderte, daß sie kein Geheimnis sei, sondern ein öffentlich verbreitetes und vielfach geglaubtes Gerücht, das er in einem Privathaus erfahren habe. Tuzzi näherte ihm sein Gesicht und zwang ihn, das seine aus dem Kreis zu beugen; so geschützt, flüsterte er ihm plötzlich zu: »Sie wissen noch immer nicht, warum Arnheim hier ist? Er ist ein intimer Freund von Fürst Mosjoutoff und Persona grata beim Zaren. Steht in Verbindung mit Rußland und soll die hiesige Aktion pazifistisch beeinflussen. Alles inoffiziell, sozusagen private Initiative der russischen Majestät. Ideologische Angelegenheit. Etwas für Sie, mein Freund!« schloß er spöttisch; »Leinsdorf hat keine Ahnung davon!«

Sektionschef Tuzzi hatte diese Nachricht durch seinen amtlichen Apparat erfahren. Er glaubte sie, weil er Pazifismus für eine Bewegung hielt, die gut zu der Gesinnung einer schönen Frau paßte und es erklärte, daß Diotima von Arnheim entflammt war und Arnheim sich mehr in seinem Hause aufhielt als anderswo. Er war vorher nahe daran gewesen, eifersüchtig zu werden. Er hielt »geistige« Neigungen nur bis zu einem gewissen Grad für möglich, aber es widerstrebte ihm, listige Mittel anzuwenden, um herauszubekommen, ob dieser Grad noch gewahrt sei, darum hatte er sich gezwungen, seiner Frau zu vertrauen; aber wenn sich darin das Gefühl für eine männlich-vorbildliche Haltung auch stärker erwies als die Geschlechtsgefühle, so erregten diese immerhin noch genug Eifersucht in ihm, um ihm zum erstenmal klarzumachen, daß ein Mann mit Beruf niemals die Zeit hat, seine Frau zu überwachen, wenn er die Aufgaben seines Lebens nicht vernachlässigen will. Er sagte sich zwar, wenn schon ein Lokomotivführer keine Frau auf der Maschine haben dürfe, so dürfe noch viel weniger ein Mann, der ein Reich lenkt, eifersüchtig sein, aber die edle Unwissenheit, in der er auf diese Weise verblieb, paßte wieder nicht zur Diplomatie und raubte Tuzzi etwas von seiner beruflichen Sicherheit. Darum fand er sein volles Selbstvertrauen mit großer Dankbarkeit wieder, als sich alles, was ihn beunruhigte, harmlos aufzuklären schien. Nun kam es ihm sogar wie eine kleine Strafe für seine Frau vor, daß er alles von Arnheim schon wußte, während sie noch nichts als den Menschen in diesem sah und nicht ahnte, daß er ein Sendling des Zaren sei; Tuzzi bat sie wieder mit großem Vergnügen um kleine Aufklärungen, die sie gnädig-ungeduldig übernahm, und er hatte sich eine ganze Reihe von scheinbar harmlosen Fragen ausgedacht, aus deren Beantwortung er seine Schlüsse ziehen wollte. Gerne würde der Gatte auch dem »Vetter« einiges davon erzählt haben und erwog gerade, wie er es tun könne, ohne seine eigene Frau bloßzustellen, als Graf Leinsdorf die Leitung des Gesprächs wieder in die Hand nahm. Er war als einziger sitzen geblieben, und niemand hatte beobachtet, was in ihm vorgegangen war, seit sich die Schwierigkeiten gehäuft hatten. Sein Kämpferwille schien sich aber gesammelt zu haben, er drehte seinen Wallensteinbart und sagte langsam und fest: »Es muß etwas geschehn!«

»Erlaucht haben einen Beschluß gefaßt?« fragte man ihn.

»Es ist mir nichts eingefallen« erwiderte er schlicht; »aber trotzdem muß etwas geschehn!« Und saß da wie ein Mann, der sich nicht wegrühren wird, ehe sein Wille erfüllt ist.

Es ging eine Kraft davon aus, so daß jeder die leere Anstrengung, etwas zu finden, in sich schlottern fühlte wie einen Pfennig, der sich in der Sparbüchse verloren hat und trotz allen Schüttelns nicht aus dem Schlitz heraus will.

Arnheim sagte: »Ach, man darf sich doch nicht nach solchen Vorkommnissen richten!«

Leinsdorf antwortete nicht.

Es wurde noch einmal die ganze Geschichte der Vorschläge wiederholt, die der Parallelaktion einen Inhalt hätten geben sollen.

Graf Leinsdorf antwortete darauf wie ein Pendel, das jedesmal eine andere Lage hat und immer wieder den gleichen Weg zurücklegt: »Das erlaubt die Rücksicht auf die Kirche nicht. Das erlaubt die Rücksicht auf die Freidenker nicht. Dagegen hat sich der Zentralverein der Architekten gewehrt. Dagegen hat das Finanzministerium Bedenken.« Es ging ohne Ende in der gleichen Weise weiter.

Ulrich, der sich nicht daran beteiligte, fand sich in einem Zustand, als ob die fünf Personen, die da sprachen, soeben aus einer flüssigen Trübung herauskristallisiert wären, die seine Sinne seit Monaten umfangen gehalten hatte. Was sollte es heißen, daß er zu Diotima gesagt hatte, man müsse sich der Unwirklichkeit bemächtigen, oder ein andermal, man solle die Wirklichkeit abschaffen?! Da saß sie nun, hatte solche Sätze in der Erinnerung und mochte allerhand von ihm denken. Und wie war er dazu gekommen, ihr zu erzählen, daß man wie eine Figur auf einer Buchseite leben sollte? Er nahm an, daß sie das längst schon Arnheim weitererzählt haben werde!

Er nahm aber auch an, daß er so gut wie jeder andere Mensch wisse, wieviel Uhr es sei oder was ein Regenschirm koste! Wenn er trotzdem in diesem Augenblick seinen Standpunkt zwischen sich und den anderen hatte, gleich weit von da und dort, so war dies nicht in die Form einer Wunderlichkeit gekleidet, wie sie ein gedämpfter und abwesender Bewußtseinszustand mit sich bringen mag, sondern er empfand im Gegenteil wieder jene in sein Leben eindringende Helle, die er schon zuvor in Bonadeas Gegenwart wahrgenommen hatte. Er erinnerte sich, wie er, vor gar nicht langer Zeit, im Herbst mit Tuzzis auf der Rennbahn gewesen war, als es einen Zwischenfall mit großen verdächtigen Wettverlusten gab und aus friedlichen Zuschauermassen im Nu eine See wurde, die in den Platz flutete und nicht nur alles, was in ihrem Bereich war, zerstörte, sondern auch die Kassen plünderte, ehe sie sich unter dem Einfluß der Polizei wieder zu einer Versammlung von Menschen zurückbildete, die einem harmlosen und gewohnten Vergnügen beiwohnen wollen. Angesichts solcher Geschehnisse war es lächerlich, an Gleichnisse und verschwimmende Grenzformen zu denken, die möglicher- oder auch unmöglicherweise das Leben annehmen könnte. Ulrich fühlte ein unbeschädigtes Verständnis dafür in sich, daß das Leben ein derber und notvoller Zustand sei, worin man nicht zu viel an das Morgen denken dürfe, weil man genug Mühe mit dem Heute hat. Wie könnte man übersehen, daß die Menschenwelt nichts Schwebendes ist, sondern nach gedrungenster Festigkeit verlangt, weil sie bei jeder Unregelmäßigkeit fürchten muß, gleich ganz aus den Fugen zu gehn! Ja noch mehr, wie könnte ein guter Beobachter nicht anerkennen, daß dieses Lebensgemisch von Sorgen, Trieben und Ideen, das die Ideen höchstens zu seiner Rechtfertigung mißbraucht oder als Reizmittel benützt, gerade so wie es ist, formend und bindend auf sie wirkt, die ihre natürliche Bewegung und Begrenzung davon erhalten! Man preßt wohl den Wein aus den Trauben, aber wieviel schöner, als es ein Teich voll Wein wäre, ist der Weinberg mitsamt seiner ungenießbaren, rohen Erde und seinen unübersehbar flimmernden Pflockreihen aus totem Holz! »Mit einem Wort, die Schöpfung« dachte er »ist nicht einer Theorie zuliebe entstanden, sondern« und er wollte sagen aus Gewalt, doch da sprang ein anderes Wort ein, als er erwartet hatte, und sein Gedanke ging so zu Ende: »sondern sie entsteht aus Gewalt und Liebe, und die übliche Verbindung zwischen diesen beiden ist falsch!«

In diesem Augenblick waren Gewalt und Liebe für Ulrich wieder nicht ganz die gewöhnlichen Begriffe. Alles, was er an Neigung zum Bösen und Harten besaß, lag in dem Wort Gewalt, es bedeutete den Ausfluß jedes ungläubigen, sachlichen und wachen Verhaltens; hatte doch eine gewisse harte, kalte Gewalttätigkeit auch bis in seine Berufsneigungen hineingespielt, so daß er vielleicht nicht ganz ohne eine Absicht auf das Grausame Mathematiker geworden war. Das hing zusammen wie das Dickicht eines Baums, das den Stamm selbst verdeckt. Und wenn man von Liebe nicht bloß im üblichen Sinn spricht, sondern sich bei ihrem Namen nach einem Zustand sehnt, der bis in die Atome des Körpers anders ist als der Zustand der Liebesarmut; oder wenn man fühlt, daß man ebensogut jede Eigenschaft an sich hat wie keine; oder wenn man unter dem Eindruck steht, daß nur Seinesgleichen geschieht, weil das Leben – zum Platzen voll Einbildung auf sein Hier und Jetzt, letzten Endes aber ein sehr ungewisser, ja ausgesprochen unwirklicher Zustand! – sich in die paar Dutzend Kuchenformen stürzt, aus denen die Wirklichkeit besteht; oder daß an allen Kreisen, in denen wir uns drehen, ein Stück fehlt; daß von allen Systemen, die wir errichtet haben, keines das Geheimnis der Ruhe besitzt: so hängt auch das, so verschieden es aussieht, zusammen wie die Äste eines Baums, die nach allen Seiten den Stamm verbergen.

In diesen beiden Bäumen wuchs getrennt sein Leben. Er konnte nicht sagen, wann es in das Zeichen des Baums des harten Gewirrs getreten war, aber früh war das geschehen, denn schon seine unreifen napoleonischen Pläne zeigten den Mann, der das Leben als eine Aufgabe für seine Tätigkeit und Sendung ansah. Dieser Drang zum Angriff auf das Leben und zur Herrschaft darüber war jederzeit deutlich zu bemerken gewesen, mochte er sich als Ablehnung bestehender oder als wechselndes Streben nach neuer Ordnung, als logisches, als moralisches oder sogar bloß als das Verlangen nach athletischer Vorbereitung des Körpers dargestellt haben. Und alles, was Ulrich im Lauf der Zeit Essayismus und Möglichkeitssinn und phantastische, im Gegensatz zur pedantischen Genauigkeit genannt hatte, die Forderungen, daß man Geschichte erfinden müßte, daß man Ideen- statt Weltgeschichte leben sollte, daß man sich dessen, was sich nie ganz verwirklichen läßt, zu bemächtigen und am Ende vielleicht so zu leben hätte, als wäre man kein Mensch, sondern bloß eine Gestalt in einem Buch, von der alles Unwesentliche fortgelassen ist, damit sich das übrige magisch zusammenschließe, – alle diese, in ihrer ungewöhnlichen Zuspitzung wirklichkeitsfeindlichen Fassungen, die seine Gedanken angenommen hatten, besaßen das Gemeinsame, daß sie auf die Wirklichkeit mit einer unverkennbaren schonungslosen Leidenschaft einwirken wollten.

Schwieriger zu erkennen, weil schatten- und traumhafter, waren die Zusammenhänge im anderen Baum, in dessen Bild sich sein Leben darstellte. Ursprüngliche Erinnerung an ein kindhaftes Verhältnis zur Welt, an Vertrauen und Hingabe mochte den Grund bilden; in der Ahnung, einmal als weite Erde gesehen zu haben, was sonst nur den Topf füllt, aus dem die kümmerlichen Gewächse der Moral sprießen, hatte das weitergelebt. Ohne Zweifel bildete jene leider etwas lächerliche Geschichte mit der Frau Major den einzigen Versuch zu voller Ausbildung, der auf der sanften Schattenseite seines Wesens entstanden war, und bezeichnete zugleich den Beginn eines Rückschlags, der nicht mehr endete. Blätter und Zweige des Baums trieben seither auf der Oberfläche umher, aber dieser selbst blieb verschwunden, und es ließ sich nur an solchen Zeichen erkennen, daß er doch noch vorhanden war. Am deutlichsten hatte sich diese untätige Hälfte seines Wesens vielleicht in der unwillkürlichen Überzeugung von der bloß vorläufigen Nützlichkeit der tätigen und rührigen Hälfte ausgeprägt, den sie wie einen Schatten auf diese warf. Bei allem, was er unternahm – körperliche Leidenschaften ebenso darunter verstanden wie geistige –, war er sich schließlich wie der Gefangene von Vorbereitungen vorgekommen, die nicht zu ihrem eigentlichen Ende kamen, und im Verlauf der Jahre war seinem Leben darüber das Gefühl der Notwendigkeit ausgegangen wie das Öl in einer Lampe. Seine Entwicklung hatte sich offenbar in zwei Bahnen zerlegt, eine am Tag liegende und eine dunkel abgesperrte, und der ihn umlagernde Zustand eines moralischen Stillstands, der ihn seit langem und vielleicht mehr als nötig bedrückt hatte, konnte von nichts anderem als davon kommen, daß es ihm niemals gelungen war, diese beiden Bahnen zu vereinen.

Nun erkannte Ulrich, in der Erinnerung daran, daß sich ihm ihre unmögliche Verbindung zuletzt in dem gespannten Verhältnis von Literatur und Wirklichkeit, Gleichnis und Wahrheit dargestellt hatte, mit einemmal, daß alles das bei weitem mehr bedeutete als nur eine zufällige Eingebung in einem der wie ziellose Wege verschlungenen Gespräche, die er in der letzten Zeit mit den unpassendsten Personen geführt hatte. Denn so weit die menschliche Geschichte zurückreicht, lassen sich diese beiden Grundverhaltensweisen des Gleichnisses und der Eindeutigkeit unterscheiden. Eindeutigkeit ist das Gesetz des wachen Denkens und Handelns, das ebenso in einem zwingenden Schluß der Logik wie in dem Gehirn eines Erpressers waltet, der sein Opfer Schritt um Schritt vor sich her drängt, und sie entspringt der Notdurft des Lebens, die zum Untergang führen würde, wenn sich die Verhältnisse nicht eindeutig gestalten ließen. Das Gleichnis dagegen ist die Verbindung der Vorstellungen, die im Traum herrscht, es ist die gleitende Logik der Seele, der die Verwandtschaft der Dinge in den Ahnungen der Kunst und Religion entspricht; aber auch was es an gewöhnlicher Neigung und Abneigung, Übereinstimmung und Ablehnung, Bewunderung, Unterordnung, Führerschaft, Nachahmung und ihren Gegenerscheinungen im Leben gibt, diese vielfältigen Beziehungen des Menschen zu sich und der Natur, die noch nicht rein sachlich sind und es vielleicht auch nie sein werden, lassen sich nicht anders begreifen als in Gleichnissen. Ohne Zweifel ist das, was man die höhere Humanität nennt, nichts als ein Versuch, diese beiden großen Lebenshälften des Gleichnisses und der Wahrheit miteinander zu verschmelzen, indem man sie zuvor vorsichtig trennt. Hat man aber an einem Gleichnis alles, was vielleicht wahr sein könnte, von dem getrennt, was nur Schaum ist, so hat man gewöhnlich ein wenig Wahrheit gewonnen und den ganzen Wert des Gleichnisses zerstört; diese Trennung mag darum in der geistigen Entwicklung unvermeidlich gewesen sein, doch hatte sie die gleiche Wirkung wie das Einkochen und Eindicken eines Stoffes, dessen innerste Kräfte und Geister sich während dieses Vorgangs als Dampfwolke davonmachen. Es läßt sich heute manchmal nicht der Eindruck abweisen, daß die Begriffe und Regeln des moralischen Lebens nur ausgekochte Gleichnisse sind, um die ein unerträglich fetter Küchendampf von Humanität wallt, und wenn hier eine Abschweifung erlaubt ist, so kann es nur die sein, daß dieser undeutlich über alles ausgebreitete Eindruck auch das zur Folge hatte, was die Gegenwart ehrlich ihre Verehrung des Gemeinen nennen sollte. Denn man lügt heute weniger aus Schwäche als aus der Überzeugung, daß ein Mann, der das Leben meistert, lügen können muß. Man ist gewalttätig, weil die Eindeutigkeit der Gewalt nach langem ergebnislosen Reden wie eine Erlösung wirkt. Man vereinigt sich zu Gruppen, weil Gehorsam alles das zu tun erlaubt, was man aus eigener Überzeugung längst nicht mehr vermöchte, und die Feindseligkeit dieser Gruppen schenkt den Menschen die nimmer ruhende Gegenseitigkeit der Blutrache, während die Liebe sehr bald zum Einschlafen käme. Das hat mit der Frage, ob die Menschen gut oder böse seien, weit weniger zu tun als damit, daß sie die Verbindung von Höhe und Niederung verloren haben. Und nur eine widerspruchsvolle andere Folge dieses Auseinanderfallens ist auch der überladene geistige Schmuck, mit dem sich das Mißtrauen gegen den Geist heute behängt. Die Kuppelung von Weltanschauung mit Tätigkeiten, die nur wenig von ihr vertragen, wie die Politik; die allgemeine Sucht, aus jedem Gesichtspunkt gleich einen Standpunkt zu machen und jeden Standpunkt für einen Gesichtspunkt zu halten; das Bedürfnis von Eiferern jeder Abschattung, die eine Erkenntnis, die ihnen zuteil geworden ist, rundum wie in einem Spiegelkabinett zu wiederholen: alle diese so landläufigen Erscheinungen bedeuten nicht, was sie sein möchten, ein Streben nach Humanität, sondern deren Ausfall. Im ganzen entsteht so der Eindruck, daß aus allen menschlichen Beziehungen erst wieder die falsch darin sitzende Seele völlig entfernt werden müßte; und in dem Augenblick, wo Ulrich dies dachte, fühlte er, daß sein Leben, wenn es überhaupt Sinn besaß, keinen anderen hatte als diesen, daß sich die beiden Grundsphären der Menschlichkeit darin selbst zerlegt zeigten und einander in der Wirkung entgegenstanden. Solche Menschen werden offenbar heute geboren, aber sie bleiben noch allein, und allein war er nicht imstande, das Auseinandergefallene von neuem zusammenzubringen. Er gab sich keiner Täuschung über den Wert seiner Gedankenexperimente hin; wohl mochten sie niemals ohne Folgerichtigkeit Gedanke an Gedanke fügen, aber es geschah doch so, als würde Leiter auf Leiter gestellt, und die Spitze schwankte schließlich, in einer Höhe, die weit entfernt vom natürlichen Leben war. Er empfand tiefe Abneigung dagegen.

Und vielleicht aus diesem Grund geschah es, daß er plötzlich Tuzzi ansah. Tuzzi sprach. Als öffnete sich sein Ohr den ersten Lauten des Morgens, hörte ihn Ulrich sagen: »Ich vermag nicht zu beurteilen, ob große menschliche und künstlerische Leistungen heute nicht vorhanden seien, wie Sie sagen; aber das eine darf ich behaupten, daß nirgends die Außenpolitik so schwierig ist wie bei uns. Es läßt sich einigermaßen voraussehen, daß die Politik der Franzosen auch im Jubiläumsjahr von den Gedanken der Revanche und des Kolonialbesitzes geleitet sein wird, die der Engländer von ihrem Bauernschach auf dem Weltbrett, wie man die Art ihres Vorgehens genannt hat, endlich die der Deutschen von dem, was sie in einer nicht immer eindeutigen Weise ihren Platz an der Sonne nennen: aber unsere alte Monarchie ist bedürfnislos, und darum weiß kein Mensch vorher, zu welchen Auffassungen wir bis dahin gezwungen werden können!« Es schien, daß Tuzzi bremsen und warnen wollte. Er redete offenbar ohne ironische Absicht; das Aroma der Ironie ging lediglich von der naiven Sachlichkeit aus, in deren trockener Schale er die Überzeugung darbot, daß weltliche Bedürfnislosigkeit eine große Gefahr sei. Ulrich fühlte sich davon ermuntert, als ob er auf eine Kaffeebohne gebissen hätte. Inzwischen hatte sich Tuzzi in seiner warnenden Absicht aber noch versteift und führte seine Rede zu Ende. »Wer darf sich heute,« fragte er »denn überhaupt trauen, große politische Ideen zu verwirklichen?! Er müßte ein Stück Verbrecher und Bankerotteur in sich haben! Das wollen Sie doch nicht? Diplomatie ist dazu da, um zu konservieren.«

»Das Konservieren führt zum Krieg« erwiderte Arnheim.

»Das kann schon sein« meinte Tuzzi. »Wahrscheinlich bleibt es das einzige, was man tun kann, daß man den Augenblick, wo man hineingeführt wird, günstig wählt! Erinnern Sie sich an die Geschichte Alexanders des Zweiten? Sein Vater Nikolai war ein Despot, aber er ist eines natürlichen Todes gestorben; Alexander dagegen war ein hochherziger Herrscher, der seine Regierung sogleich mit liberalen Reformen begann; die Folge war, daß aus dem russischen Liberalismus der russische Radikalismus geworden ist und Alexander nach drei vergeblichen Mordversuchen einem vierten zum Opfer fiel.«

Ulrich sah Diotima an. Aufgerichtet, aufmerksam, ernst und üppig saß sie da und bekräftigte die Worte ihres Gatten. »Das ist richtig. Ich habe vom geistigen Radikalismus auch bei unseren Bestrebungen den Eindruck gewonnen: wenn man ihm einen Finger reicht, will er gleich die ganze Hand.«

Tuzzi lächelte; es kam ihm vor, er habe einen kleinen Sieg über Arnheim davongetragen.

Arnheim saß ungerührt dabei, die Lippen wie eine aufgesprungene Knospe atmend geöffnet. Wie ein verschlossener Turm des Fleisches sah Diotima über ein tiefes Tal zu ihm hinüber.

Der General putzte seine Hornbrille.

Ulrich sagte langsam: »Das kommt nur davon, daß die Bemühungen aller, die sich berufen fühlen, den Sinn des Lebens wiederherzustellen, heute das eine gemeinsam haben, daß sie dort, wo man nicht bloß persönliche Ansichten, sondern Wahrheiten gewinnen könnte, das Denken verachten; dafür legen sie sich dort, wo es auf die Unerschöpflichkeit der Ansichten ankommt, auf Schnellbegriffe und Halbwahrheiten fest!«

Niemand antwortete darauf. Warum hätte auch jemand antworten sollen? Was man so spricht, sind doch nur Worte. Das Tatsächliche war, daß sie zu sechs Personen in einem Zimmer saßen und eine wichtige Unterredung hatten; was sie dabei redeten und auch was sie nicht redeten, gar aber Gefühl, Ahnung, Möglichkeit war in dieser Tatsächlichkeit eingeschlossen, ohne ihr gleichgestellt zu sein, es war etwa so darin eingeschlossen, wie es die dunklen Bewegungen von Leber und Magen in einer angekleideten Person sind, die soeben ihre Unterschrift unter eine wichtige Urkunde setzt. Und diese Rangordnung durfte man nicht verletzen, darin bestand die Wirklichkeit!

Ulrichs alter Freund Stumm war jetzt mit der Klärung seiner Brille fertig, setzte sie auf und sah ihn an.

Obgleich Ulrich mit allen diesen Personen immer nur gespielt zu haben glaubte, fühlte er sich mit einemmal sehr verlassen zwischen ihnen. Er erinnerte sich, vor einigen Wochen oder Monaten etwas Ähnliches gefühlt zu haben wie in diesem Augenblick: Widerstreben eines kleinen entlassenen Atemzuges der Schöpfung gegen die versteinerte Mondlandschaft, in die er hineingerät; und es wollte ihm scheinen, daß alle entscheidenden Augenblicke seines Lebens von einem solchen Eindruck des Staunens und der Einsamkeit begleitet worden waren. Aber war es dieses Mal Angst, was ihn dabei belästigte? Er vermochte sich über sein Gefühl nicht klarzuwerden; es sagte ihm ungefähr, daß er sich noch nie im Leben wahrhaft entschieden habe und es bald werde tun müssen, aber das dachte er nicht in angemessenen Worten, sondern fühlte es eben nur in seinem Unbehagen, als wollte ihn etwas von diesen Menschen, zwischen denen er saß, wegreißen, und obwohl sie ihm doch ganz gleichgültig waren, stemmte sich sein Wille plötzlich mit Armen und Beinen dagegen!

Graf Leinsdorf, den das Schweigen, das inzwischen eingetreten war, an die Pflichten eines Realpolitikers erinnert hatte, sagte mahnend: »Also was soll geschehn? Wir müssen doch wenigstens vorläufig irgend etwas Entscheidendes tun, um den Gefahren für unsere Aktion vorzubeugen!«

Da unternahm Ulrich einen unsinnigen Versuch. »Erlaucht,« sagte er »es gibt nur eine einzige Aufgabe für die Parallelaktion: den Anfang einer geistigen Generalinventur zu bilden! Wir müssen ungefähr das tun, was notwendig wäre, wenn ins Jahr 1918 der Jüngste Tag fiele, der alte Geist abgeschlossen werden und ein höherer beginnen sollte. Gründen Sie im Namen Seiner Majestät ein Erdensekretariat der Genauigkeit und Seele; alle anderen Aufgaben sind vorher unlösbar oder nur Scheinaufgaben!« Und Ulrich fügte einiges von dem hinzu, was ihn in den Minuten seiner Versunkenheit beschäftigt hatte.

Während er so sprach, schien es ihm, daß allen nicht nur die Augen aus den Höhlen traten, sondern vor Überraschung sogar die ganzen Oberkörper aus den Sitzflächen; man erwartete, daß nach dem Hausherrn nun er eine Anekdote zum besten geben wolle, und als der Witz nicht kam, saß er wie ein kleines Kind zwischen schiefen Türmen, die sein einfältiges Spiel etwas beleidigt betrachten. Nur Graf Leinsdorf machte ein freundliches Gesicht. »Das ist schon ganz recht,« meinte er erstaunt »aber wir haben doch die Pflicht, über die Andeutungen hinauszugelangen, bis wir was Wahres haben, und Besitz und Bildung haben uns da eben gründlich im Stich gelassen!«

Arnheim glaubte, den adeligen Herrn davor bewahren zu müssen, daß er auf Ulrichs Scherze hereinfalle. »Unser Freund wird von einer bestimmten Idee verfolgt« erläuterte er; »er glaubt daran, daß es eine Art synthetischer Erzeugung des richtigen Lebens gibt, so wie man einen synthetischen Kautschuk oder Stickstoff herstellen kann. Aber der menschliche Geist« – er wandte sich mit seinem ritterlich vollkommensten Lächeln Ulrich zu – »hat leider die Beschränkung, daß sich seine Lebensformen nicht wie die Versuchsmäuse im Laboratorium züchten lassen, sondern daß ein großer Kornboden höchstens ausreicht, um ein paar Mausfamilien zu tragen!« Er entschuldigte sich noch bei den übrigen für diesen gewagten Vergleich, aber er war zufrieden mit ihm, weil er etwas zu Graf Leinsdorf passendes Landwirtschaftlich-Grundadeliges hatte und doch den Unterschied zwischen Gedanken mit und ohne Verantwortlichkeit für die Ausführung lebhaft ausdrückte.

Aber Se. Erlaucht schüttelte ärgerlich den Kopf. »Ich versteh den Herrn Doktor schon ganz gut« meinte er. »Früher sind die Menschen in die Verhältnisse, die sie vorgefunden haben, hineingewachsen, und das war eine verläßliche Art, in der sie zu sich gekommen sind; aber heute, bei der Durcheinanderschüttelung, wo alles von Grund und Boden gelöst wird, müßte man schon sozusagen auch bei der Erzeugung der Seele die Überlieferung des Handwerks durch die Intelligenz der Fabrik ersetzen.« Es war dies eine jener bemerkenswerten Antworten, die dem hohen Herrn zuweilen überraschend unterliefen; denn er hatte während der ganzen Zeit, ehe er das sagte, Ulrich nur mit einem fassungslosen Ausdruck angestarrt.

»Aber alles das, was der Herr Doktor sagt, ist doch ganz undurchführbar!« stellte Arnheim mit Nachdruck fest.

»Aber warum nicht gar!« meinte Graf Leinsdorf kurz und kampflustig.

Diotima legte sich ins Mittel. »Aber Erlaucht,« sagte sie, als bäte sie ihn um etwas, das man nicht aussprechen will, nämlich zur Vernunft zu kommen, »alles, was mein Vetter sagt, haben wir doch schon längst versucht! Was sollten denn diese anstrengenden großen Besprechungen wie die heutige anderes sein?!« »Ja?« erwiderte die gereizte Erlaucht. »Und ich habe mir gleich gedacht, daß bei diesen gescheiten Männern nichts herauskommen wird! Diese Psychoanalyse und Relativitätstheorie, und wie das Zeug alles heißt, das ist ja alles nur Eitelkeit! Jeder möchte sich die Welt auf eine besondere Weise zurechtlegen! Ich sage Ihnen, der Herr Doktor hat sich vielleicht nicht ganz einwandfrei ausgedrückt, aber im Grund hat er ganz recht! Immer wird etwas Neues gemacht, kaum daß eine neue Zeit angefangen hat, und nie kommt etwas G'scheites heraus!« Die Nervosität, die der verfehlte Verlauf der Parallelaktion hervorrief, war durchgebrochen. Graf Leinsdorf drehte jetzt statt des Bartes gereizt einen Daumen um den anderen, ohne es zu gewahren. Vielleicht war auch die Abneigung gegen Arnheim durchgebrochen. Denn als Ulrich angefangen hatte von Seele zu sprechen, war Graf Leinsdorf sehr verwundert gewesen, aber was er dann hörte, gefiel ihm ganz gut. »Daß solche Leute wie der Arnheim so viel von ihr reden,« dachte er »ist ja doch nur Pflanz; das braucht man nicht, dafür ist schon die Religion da.« Aber auch Arnheim war bis in die Lippen blaß geworden. In einem solchen Ton wie jetzt mit ihm hatte Graf Leinsdorf bisher nur zum General gesprochen. Er war nicht der Mann, sich das bieten zu lassen! Aber unwillkürlich hatte die Entschiedenheit, mit der Se. Erlaucht an die Seite Ulrichs getreten war, Eindruck auf ihn gemacht und rief nun wieder seine eigenen schmerzlichen Empfindungen für diesen wach. Es verwirrte ihn, daß er sich mit Ulrich aussprechen wollte und doch nicht die Gelegenheit dazu gefunden hatte, ehe es nun zu einem Zusammenstoß vor allen kommen mußte; und gerade auf diese Weise geschah es, daß er sich nicht gegen Graf Leinsdorf wandte, den er einfach beiseite ließ, sondern mit allen Zeichen heftiger körperlicher Erregung, die man an ihm nicht zu sehen gewohnt war, das Wort an Ulrich richtete. »Glauben Sie denn selbst an alles, was Sie gesagt haben?!« fragte er streng und alle Rücksicht der Höflichkeit übergehend. »Glauben Sie an die Durchführbarkeit? Sind Sie wirklich der Meinung, daß man bloß nach ›Gesetzen der Analogie‹ leben könne? Was würden Sie also tun, wenn Ihnen nun Seine Erlaucht völlig freie Hand ließe?! Sagen Sie es doch, ich bitte Sie eindringlich darum!«

Der Augenblick war peinlich. Diotima fiel merkwürdigerweise eine Geschichte ein, die sie vor einigen Tagen in der Zeitung gelesen hatte. Eine Frau war zu einer furchtbaren Strafe verurteilt worden, weil sie ihrem Geliebten die Gelegenheit geboten hatte, ihren alten Mann umzubringen, der seit Jahren die Ehe nicht mehr »vollzog« und doch in keine Trennung willigte. Dieser Vorfall hatte durch seine fast medizinische Körperlichkeit und eine gewisse gegensätzliche Anziehung ihre Aufmerksamkeit erregt; wie die Verhältnisse lagen, war alles so verständlich, daß man keine der Personen als schuldig empfand, in ihrer beschränkten Möglichkeit, sich zu helfen, sondern irgendwie ein widernatürliches Ganzes, das solche Zustände schuf. Sie begriff nicht, warum sie gerade jetzt daran denken mußte. Aber sie dachte auch daran, daß Ulrich in der letzten Zeit zu ihr viel »Schwankendes und Schwebendes« gesprochen habe, und ärgerte sich, weil er immer gleich eine Unverschämtheit damit verband. Und sie selbst hatte davon gesprochen, daß in bevorzugten Menschen die Seele aus ihrer Uneigentlichkeit hervorzutreten vermöchte, und darum kam ihr vor, daß ihr Vetter genau so unsicher sei wie sie selbst und vielleicht ebenso leidenschaftlich. Und das alles war in ihrem Kopf oder in ihrem Busen, dem verlassenen Sitz der gräflich Leinsdorfischen Freundschaft, augenblicklich mit der Geschichte der verurteilten Frau in einer Weise verflochten, daß sie mit geöffneten Lippen dasaß und das Gefühl hatte, es werde etwas Furchtbares geschehen, wenn man Arnheim und Ulrich gewähren lasse, aber vielleicht erst recht, wenn man nicht gewähren lasse und sich einmenge.

Ulrich aber hatte, während Arnheim ihn angriff, Sektionschef Tuzzi angesehn. Tuzzi verbarg nur mit Mühe eine fröhliche Neugierde zwischen den braunen Falten seines Gesichts. Nun komme ja, wie es scheine, das Getue in seinem Hause an seinen eigenen Gegensätzen zum Zerspringen, dachte er. Er hatte auch für Ulrich kein Mitgefühl; was dieser Mensch redete, ging ihm ganz gegen die Natur, denn er war überzeugt, daß der Wert eines Mannes im Willen liege, oder im Beruf, und jedenfalls nicht in Gefühlen und Gedanken, und schon gar über Gleichnisse solchen Unsinn zu sprechen, fand er geradezu unanständig. Vielleicht ahnte Ulrich etwas davon, denn es fiel ihm ein, daß er Tuzzi einmal angekündigt habe, er werde sich töten, wenn das Jahr seines Lebensurlaubs ohne Ergebnis verstreiche; er hatte das nicht gerade mit diesen Worten gesagt, aber immerhin peinlich deutlich, und fühlte sich beschämt. Und wieder hatte er den nicht recht begründeten Eindruck, eine Entscheidung sei nahe. Er dachte in diesem Augenblick an Gerda Fischel und erkannte die Gefahr, daß sie zu ihm kommen und das letzte Gespräch fortsetzen werde. Es wurde ihm plötzlich klar, daß sie, wenn er auch nur damit gespielt hatte, schon bis an die äußerste Grenze der Worte gekommen seien, und von da weiter gab es nur noch einen Schritt: auf die schwebenden Wünsche des Mädchens liebevoll einzugehen, sich geistig zu entgürten, die »zweite Umwallung« zu übersteigen. Aber das war verrückt, und er war überzeugt, daß es ihm immer unmöglich sein werde, mit Gerda so weit zu gehen, und daß er sich überhaupt nur deshalb mit ihr eingelassen habe, weil er bei ihr sicher war. Er befand sich in einem eigentümlichen Zustand nüchterner, gereizter Gehobenheit, sah darin Arnheims erregtes Gesicht, faßte auf, wie ihm dieser noch vorwarf, daß er keine »Wirklichkeitsgesinnung« habe und daß – »verzeihen Sie, solche krasse Entweder-Oder allzu jugendlich« – seien, hatte aber völlig das Bedürfnis, darauf zu antworten, verloren. Er sah nach seiner Uhr, lächelte beschwichtigend und bemerkte, daß es sehr spät geworden sei und zu spät um zu erwidern.

Damit hatte er zum erstenmal wieder Verbindung mit den anderen gefunden. Sektionschef Tuzzi stand sogar auf und bemäntelte diese Ungezogenheit nachträglich nur flüchtig, indem er irgendetwas tat. Auch Graf Leinsdorf hatte sich inzwischen beruhigt; es hätte ihn gefreut, wenn Ulrich imstande gewesen wäre, den »Preußen« abblitzen zu lassen, aber da es nicht geschah, war er es auch so zufrieden. »Wenn einem jemand gefällt, dann gefällt er einem eben!« dachte er. »Da kann der andere noch so gescheit reden!« Und in einer kühnen, aber unbewußten Annäherung an Arnheim und dessen »Geheimnis des Ganzen« fügte er, während er Ulrichs im Augenblick durchaus nicht geistreichen Gesichtsausdruck betrachtete, aufgeräumt hinzu: »Beinahe möchte man ja sagen, daß ein netter, sympathischer Mensch überhaupt nichts ganz Dummes reden oder tun kann!«

Man brach schleunig auf. Der General versorgte seine Hornbrille in der Revolvertasche seiner Hose, nachdem er vergeblich versucht hatte, sie in die Schöße seines Waffenrocks zu schieben, denn er hatte für dieses zivile Instrument der Weisheit noch keinen passenden Platz gefunden. »Das ist der bewaffnete Ideenfriede!« sagte er dabei, auf den allgemeinen und raschen Aufbruch anspielend, spießgesellenhaft und vergnügt zu Tuzzi.

Nur Graf Leinsdorf hielt die Davonstrebenden noch einmal gewissenhaft zurück. »Also worauf haben wir uns nun schließlich geeinigt?« fragte er, und als niemand eine Antwort fand, fügte er beruhigend hinzu: »Na, wir werden es ja schließlich noch sehn!«


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