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7. Bild.
Der Bub

Stube bei den Eltern der Magerl. Wenn der Vorhang aufgeht, liegt der Bub in seinem Bett. An der Mauer eine kleine, brennende Lampe, die nur den Bettwinkel beleuchtet.

Magerl strickt

Bauer in der Tür

Guten Abend!

Magerl steht auf, geht ihm entgegen, erkennt ihn erst – erstaunt

Ihr seid's.

Bauer verlegen

Ja, ich bin's, Magerl.

Magerl

Was suchts denn bei mir?

Bauer

Ich hätt was zum Ausrichten.

Magerl

Für mich? Von wem denn?

Bauer

– vom Sepp –

Magerl sehr erstaunt

Vom Sepp!? Der ist doch bald fünf Jahre tot.

Bauer

Er hat – er hat mir einen Brief geschickt, bevor er gefallen ist.

Magerl

Für mich?

Bauer

Nit grad für dich. – – Eigentlich für mich. Aber von dir steht was drin – und – und – ( nimmt den alten, zerlesenen Brief aus der Tasche) Lies doch, Magerl! ( Beide gehen zur Lampe) Da steht's, schau – – ( liest halblaut vor) – soll wieder gut sein zwischen uns, liebe Eltern! Weiß ja nit, ob ich durchkomm. – Aber dann vergesst mir meine Frau nit, das Magerl – und helft ihr in ihrer Verlassenheit! ( Sie lässt den Brief sinken) Der Bub war wohl damals noch nit da?

Magerl leise

Der ist erst drei Monat später gekommen.

Bauer

Schuld an allem bin ich gewesen. – Ich war hart – und hab ihn fortgetrieben – und ich hab mich nit um dich kümmert.

Magerl

Warum habt Ihr nie nach mir gefragt?

Bauer gleichsam als Entschuldigung

Mich hat's halt so schwer getroffen – alle drei Söhne sind nit mehr heimgekommen. Und da bin ich nur noch härter geworden.

Magerl

Der Herrgott hat manchmal eine schwere Hand.

Bauer

Gönnst mir halt mein Elend. – Für meinen Hochmut von damals.

Magerl

O nein! So hart kann ich nit sein – und gegen dem Sepp seinen Vater erst recht nit. – Schaut, Bauer, es hat wohl alles so sein müssen.

Bauer

Du hast leidet trösten. ( steigernd) Nichts ist mir blieben von meinen drei Buben, nit einmal beten kann ich mehr, weil ich den Herrgott verloren hab. – – Du hast alles du, hast seinen Buben – meinem Sepp sein Kind – du Magerl! – – Den Buben – – gib ihn mir!

Magerl entsetzt

Den Buben?!

Bauer

Ja – das Kind – – sein Kind – – meinem Sepp sein Kind.

Magerl

Meinen Buben? – Meinen Sepp?

Bauer, weich, zum Buben

Seppl, du lieber Bub. ( will ihn streicheln)

Magerl angstvoll

Weg da! ( Sie will den Bauern vom Bett wegreißen)

Bauer

Magerl, mit aufgehobenen Händ bitt ich dich: Gib ihn mir!

Magerl

Ich kann doch mein Kind nit hergeben.

Bauer

Er ist doch mein Fleisch und Blut. Steckt doch meinem Sepp sein Leben drin. Magerl, du musst ihn mir geben!

Magerl entsetzt

Nit um alles in der Welt!

Bauer wehmütig

Magerl, du sollst ja mitkommen. Alle beid brauch ich euch. Versteh mich doch, ich bitt dich. Du wirst es gut haben bei uns – aber bring mir das Kind, dass ich wieder weiß, für weil ich schaff und – dass wieder einer von unserem Stamm da ist, wenn ich die Augen zumach.
( umfasst Magerl und den Buben)

Magerl

Ich versteh Euch, Vater!

Bauer lauernd

Magerl fest

Heut!

Bauer selig

Heut! Heut!
( zum Himmel)
Heut – kann sein – bet ich wieder!

Der Vorhang fällt


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