Adam Müller-Guttenbrunn
Der große Schwabenzug
Adam Müller-Guttenbrunn

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Die Rundreise

Der Gouverneur fühlte sich einsam in dem Palais des Mehemed Aga. Der Sohn und Mitarbeiter ging ihm ab. Und von überall kamen ärgerliche Hiobsposten aus dem Lande. In dem Distrikt wiederholten sich die Überschwemmungen mit jedem Jahr, und die Ansiedler mußten, sollten sie nicht davonlaufen, abgestiftet werden, in jenem Bezirk rafften Seuchen die Menschen und Tiere dahin, an den Grenzen der Donau und im Theißgebiete aber wurde über eine ständige Unsicherheit des Eigentums geklagt, da gab es Plünderungen am hellen Tage. Ein tatarischer Räuber, den sie den Haram Pascha nannten, trieb sein Unwesen; mit einer berittenen Bande durchzog er das Land, und auf Wagen führten sie ihre Beute fort. Die Banater Miliz, die auf zweiundzwanzig Posten und Schanzen und Ortschaften in dem weiten Lande verteilt war, kam in der Regel zu spät. Und die auf Schiffen kommenden Schwaben wurden selbst auf der Donau und der Theiß manchmal angehalten und ausgeraubt.

Herr Peter Solderer, der Stadtrichter und Bürgermeister, kam heute selber zum Gouverneur, um zu melden, daß wieder ein Trupp verzweifelter Einwanderer angekommen wäre, der gänzlich ausgeraubt worden sei. Und noch ein Größeres habe sich ereignet, er zögere fast, es mitzuteilen. Die Leute erzählten, ein Donauschiff mit Deutschen sei unterhalb Mohätsch zur Landung gezwungen worden und nicht mehr nachgekommen. Fünfzig Familien wären verschwunden.

»Was? Wie? Das soll ich glauben?« schrie Mercy, »und davon erfahre ich nichts!«

Der Stadtrichter war besser unterrichtet über die Vorgänge als der Gouverneur, denn er hatte vor ein paar Jahren die ganze Vorspannsbeförderung im Banat übertragen erhalten, und seine Boten waren überall zu finden. Das Militär besorgte die Brief- und Geldbeförderung durch die mit bewaffneten Soldaten besetzte Feldpost, er aber hatte den Vorspanndienst und den Gütertransport eingerichtet. Und außerdem führte der Magistrat, dessen Vorstand er war, Buch über die durchziehenden Einwanderer, er wies sie an die einzelnen Rentämter auf den Kameralgütern. »Ich kann Euer Exzellenz die Leute vorführen, die es bestätigen«, sagte Solderer. »Manch einer hat einen Bruder, einen Vater oder einen Freund unter den Verlorenen. Ein braves Mädchen verlor den Bräutigam.«

»Was, verloren! Die werden wohl wiederkommen. Sie müssen kommen! Ich will sie schon finden.«

Graf Mercy schäumte vor Zorn. Arbeitete er darum seit vielen Jahren mit dem Einsatz seines ganzen Menschen an der Kultivierung dieses Landes? Nicht genug, daß er der Elementarereignisse und der großen Sterblichkeit nicht Herr werden konnte, jetzt nimmt auch das Räuberwesen überhand? Jetzt werden ganze Schiffe voller Menschen aufgehoben? Seine Ansiedler fängt man unterwegs ab und verschleppt sie vielleicht in Sklavendienste. Was würden seine guten Freunde in Wien von ihm denken? Aber er glaubte nicht recht an den Haram-Pascha, auf den man schon so lange vergeblich Jagd machte.

Und während der brave Stadtrichter über den Vorfall redete und redete und den Gouverneur auch über andere Ereignisse zu unterrichten trachtete, ihm die baldige Vollendung des Stadthauses anzeigte und sich die Anwesenheit Seiner Exzellenz erbat bei der feierlichen Einweihung – während dessen arbeiteten in dem Grafen ganz andere Pläne, schweiften seine Gedanken in die Ferne. Diese geraubten Menschen mußte er herbeischaffen.

»Gut, gut, Herr Stadtrichter, ich danke Ihnen für alles«, sagte er, als Solderer eine Pause machte, »aber ich möchte etwas anderes von Ihnen wissen.«

»Bitte, Euer Exzellenz, bitte ... Bin ganz zu dero Diensten.«

»Könnten Sie mir eine Reise durch das ganze Banat und die Bátschka zusammenstellen mit guten Pferden? Ich will schon lange eine solche Fahrt unternehmen, aber nicht als Gouverneur, als einfacher Reisender. Niemand soll wissen, wer ich bin. Nur so kann ich mich von dem eigentlichen Zustande der Verhältnisse überzeugen.«

»Exzellenz, das ist wohl zu machen. Ich schmeichle mir. Nur bangt mir vor der Sicherheit; nur bitte ich, mich nicht verantwortlich zu machen für alle Möglichkeiten...«

»Dafür laßt nur mich sorgen. Zwei handfeste Heiducken sollen mitkommen, sonst niemand. Und das Land ist mir ja nicht unbekannt. Wo fangen wir an?«

»Im Osten und Norden, Exzellenz!« Solderer trat an die Wandkarte, die das Arbeitszimmer Mercys schmückte, heran. »Bis ich den schwierigen Süden vorbereite, inspizieren Euer Gestrengen die Gegend nach Lugosch.« Und er fuhr mit dem Zeigefinger nach Osten. »Dann gegen Lippa hinauf und an der Marosch wieder hinab bis nach Arad, von da im Zickzack über die ganze Heide bis an die Theiß. Die übersetzen wir nach Zenta hinüber und sind in der Batschka. Da dringen wir quer durch bis an die Donau, dort, wo der Menschenraub sich begeben hat, und wenden uns südlich bis Neusatz und Peterwardein. Wenn wir die Theiß wieder übersetzen, kommen wir zurück ins Banat, können Neu-Barcelona mitnehmen und dann hinab bis Pantschova und durch die Militärgrenze nach Weißkirchen, vielleicht bis Orsova. Auf dem Rückweg durch das altrömische Bergwerkgebiet über Oravicza nach Werschetz ... Es ist schwierig. Die Straßen sind unfertig, die Ebene ist endlos und heiß, die Sümpfe sind mit Milliarden Insekten bevölkert, die Grenzbezirke gegen Siebenbürgen bergig und unwegsam. Sechs Wochen reichen nicht aus für die ungekürzte Fahrt, und ich muß zweihundert Pferde in Bereitschaft stellen.

Der Gouverneur stand sinnend hinter ihm und blickte auf die Karte. »Es ist ein großes Land Ein vielgeprüftes, unerforschtes Land. Nur Gott weiß, welche Schätze sein Boden enthalten mag. Künftige Geschlechter werden es erfahren. Wir, mein lieber Herr Stadtrichter, werden diese Rätsel nicht lösen, wir stehen erst am Tor der Zukunft. Aber die Rechtsordnung müssen wir herstellen, bewohnbar müssen wir dieses Land machen für redliche Arbeitsmenschen.« Dann wandte er sich ab. »lhr habt recht«, begann er wieder, »die Rundreise kostet sechs Wochen. So lange kann ich nicht ausbleiben und nicht unerkannt reisen. Ich werde einen abgekürzten Plan ausarbeiten und Ihnen zukommen lassen. Ich muß dorthin, wo die Gefahren bestehen.«

Der Stadtrichter beurlaubte sich.

»Mein Adjutant wird im Stadthaus erscheinen und mit den Ausgeplünderten sogleich ein Protokoll aufnehmen; wir müssen rasch handeln. Woher sind die Leute?«

»Aus dem Schwarzwald, Exzellenz.«

»Und wohin bestimmt?«

»Nach Guttenbrunn, Exzellenz.«

»Bravo! Eine prächtige Gemeinde. Gut gelegen auf einer Hochfläche gegen die Marosch. Sehr ausdehnungsfähig ... Lebt wohl, Herr Stadtrichter.«

*

Bald nach dieser Unterredung mit dem unternehmungsfreudigen Stadtrichter Solderer, den seine Mitbürger schon als ganz jungen Mann an ihre Spitze berufen hatten und durch achtzehn Jahre immer wieder wählten, trat der Gouverneur seine Fahrt an. Er hatte sich als ein Herr von Stande gekleidet, und zwei bewaffnete Diener begleiteten ihn. Als ob er sich eine Heimat suche im Lande, als ob er einen vorteilhaften Gutskauf abschließen wolle, so war sein Gehaben. Da konnte er fragen und die Leute ausforschen, ohne Verdacht zu erregen.

Und die Reise glückte. Er machte die Erfahrung, wie ganz anders einem die Dinge erscheinen, wenn man mit der festen Absicht, alles zu sehen, an sie herantritt. Gleich im Osten wehte ihn eine andere Luft an; es war dort schon der kräftige Hauch der Karpaten fühlbar. Was suchte er schon lange? Hier, in die Umwelt von Lugosch konnte man ja die erkrankten Regimenter von Temeschwar verlegen im Sommer. Da würden sie rasch das Sumpffieber loswerden. Warum hat das noch kein Medikus entdeckt? Und die Fahrt nach der nördlichen Grenze des Landes, die in das Maroschtal hineinführte, erquickte ihn noch mehr. Hier hielt einst Lippa als Festung die Grenzwacht. Er ließ die zerstörten Werke ganz beseitigen, und der Ort entfaltete sich als ein blühender Markt. Eine Schiffbrücke führte hinüber nach dem alten Gnadenort Maria Radna, der die Türkenzeit überdauerte und aufrecht blieb. Mercy widerstand der Versuchung, das hungarische Ufer zu betreten. Er bog ab, blieb auf dem Banater Ufer, und fuhr von Lippa gradeaus nach Neuarad. Der Fluß war eingesäumt von armseligen walachischen Dörfern. Dörfer? Zwanzig Erdhütten, die zur Hälfte unbewohnt waren, hießen ein Dorf. Mitten drin, stolz und groß, die deutsche Gemeinde mit dem guten Brunnen. So glücklich waren die Schwaben über diesen Besitz, daß sie ihr Dorf nach ihm nannten. Er kannte es wohl, es war eine der ersten Siedelungen. Und jetzt hatten diese Franken, Pfälzer und Württemberger wieder Zuwachs aus dem Schwarzwald bekommen. Sein Adjutant protokollierte den Jammer der hierher bestimmten Familien Zengraf, Müller, Lulay und Krämer, die von den Ihren getrennt worden sind durch ein ungewisses Schicksal... Die Pferde wurden beim großen Wirtshaus gewechselt, aber der Gouverneur wollte nicht Halt machen; hier war ja alles in Ordnung. Da kam der Luckhaups Michel des Weges und schaute dem fremden Herrn neugierig in die großen Augen. Himmel, wo hatte er die schon gesehen? »Herr – Herr – verlaabt, seid Ehr nit aus Temeschwar?« fragte er dreist und rückte den Hut ein wenig. Der Gouverneur sah den Bauern freundlich an. »Könnte schon sein, daß Er mich dort gesehen.«

»Bei de Siwa Churferschte, gelt?«

»Kann sein. Kann sein ...«

»Ganz g'wiß!« rief der Luckhaup. »Ich bin nämlich der neue Dorfrichter Herr; Michel Luckhaup is mei' Name...«

»So, so, freut mich ... Sag' Er mir, was hat Seine Gemeinde für Sorgen? Ich kann's vielleicht in Temeschwar ausrichten.«

»Sorge? Herr, a Kerch möchte mer! s Geld langt äwer no nit. Der Merzi müßt' uns halt was zuschieße.«

»Ich werde es ihm sagen, dem Mercy. Aber ich habe vorhin läuten gehört. Ihr habt wohl ein Bethaus?«

»A Glock häwe mer uns vun Wien bringe losse. Awer der Gottesdienscht, der is do im Große Wertshaus. Herr, wo m'r als tanze tut, do is nit gut beta.«

»Hm. Und sonst seid Ihr zufrieden? Ihr seid schon aus der Steuerfreiheit heraus?«

»Jo, jo, mer sei' nit unzufriede. Geplogt häwe m‘r uns wie die Hunn (Hunde). Awer's geit. 's geit. Und wißt Ehr, seit m'r Steuer zahle, werd auch mehr g'arbeit't in der G'meinde. Vordem is mandier verzweifelt und hot alles schtehe losse wolle. Jetzt ziehe se.«

Der Gouverneur lachte. »Das zu wissen, ist gut«, sagte er und näherte sich seinem Wagen, der die Pferde gewechselt hatte. »Ich habe gehört, Richter, Ihr wollt Zwetschkenbäume pflanzen. Man wird Euch im März tausend Stück schicken. Auch Weinreben könnt Ihr haben. Verlangt sie nur beim Merzi.«

»Herr!« sprach der Luckhaups Michel, den eine Ahnung befiel, wen er möglicherweise vor sich habe. »Dank, tausert Dank! Mer häwe äwer noch a großi Sorg'.

»Und das wäre?«

»Unser' Flinte müsse immer gelade sei. Herr, 's git zu viel Rauber do... Guckt Euch den Weg von Lippova bis Arad gut an. Möcht's nit viel schöner sein, wann am ganze Maroschufer nur deutsche Leut' sitze täte?«

Überrascht schaute Graf Mercy dem Bauer in die klugen Augen. Dann reichte er ihm die Hand. »Leb' Er wohl, Richter. Die Gemeinde ist bei Ihm gut aufgehoben, scheint mir; ich werde alles in Temeschwar erzählen, wenn ich wieder hinkomme.« Er nickte ihm, als er schon in der Kalesche saß, noch einmal zu, und fuhr zum Dorf hinaus. Ganz am Ende wurde die Hauptgasse durch Zubauten verlängert, und ehe er abbog nach der Straße gegen Arad, ließ er ein bißchen anhalten, um das zu sehen. Da wurde gebaut, da wurden Brunnen gegraben, und die künftigen Eigentümer griffen selber zu, kräftige Männer und braunhaarige, vollbusige Frauen und Mädchen in Schwarzwälder Tracht ...

Ob die ihre Angehörigen wohl wieder finden werden? Siehe, dort droben übergab ein Beamter schon einzelne strobgedeckte Häuser an die künftigen Eigentümer. Das ging rasch; sein Apparat tat also seine Schuldigkeit. Der Anblick erfüllte den Gouverneur mit Genugtuung. Und der Gedanke des klugen Dorfrichters begleitete ihn auf der ganzen Fahrt. Ja, warum sollte da nicht einmal eine ganze Kette von deutschen Siedelungen entstehen? Die wenigen zerstreuten walachischen Volksreste konnte man absiedeln und in eine größere Gemeinde zusammensetzen. Die brauchten nur Weideland für ihre Herden. Lebten noch wie die Nomaden.

Unerkannt besuchte er all seine Kolonien auf dem Heideland. Früher eine Steppe, die nie einen Pflug getragen, jetzt ein Garten Gottes, in dem das tägliche Brot für Tausende wuchs. Überall hatte es wieder eine gute Getreideernte gegeben, und an viele Orte gliederten sich neue Siedler an, die ungeduldig der Vollendung ihrer bescheidenen, mit ärarischer Nüchternheit hergestellten Häuser und der Vermessung ihrer Felder entgegenharrten. Und überall, wohin er kam, fand er einen Mangel an Handwerkern. Es war die ständige Klage. Wo die Gemeinde einen eigenen Wagner, Maurer oder Zimmermann hatte, trieb sie Götzendienst mit den Zauberern. Die Bauern erhoben da und dort ihre Handwerker zu Dorfrichtern. »Schickt uns doch Schmiede, Tischler, Schneider und Schuster!« rief ein bäuerlicher Dorfschulz. »Mer gäwe ein' Metze Korn für ei' Hufeisei!«

Dieser Not mußte doch wohl abzuhelfen sein, sagte sich der Gouverneur, wenn man auch dem Handwerker Grund und Boden gab und Haus und Hof. Und noch eines fehle, klagte man ihm in Neudorf – die Kartoffel. Diese Leute aus Baden-Baden kannten die Kartoffel aus der alten Heimat und entbehrten sie schmerzlich. Hätten sie geahnt, daß man sie hier nicht kenne, sie würden einen Sack voll mitgebracht haben. Die Kartoffel? Der Gouverneur war dieser Frucht noch auf keinem Tisch begegnet, außer beim Hofkammerrat Stephany in Wien. Die Tante Mathild' hatte sie gut bereitet, er erinnerte sich. Aber daß das ein Volksnahrungsmittel sein könnte, darüber hatte er nie ernstlich nachgedacht. Und seine Berater machten ihn auch nicht aufmerksam darauf. Aber es erschien ihm nun doch als ein seltsamer Fehler, hier Tabak und Melonen, Oliven, Feigen und Mandeln, Maulbeerbäume, Aprikosen und wällische Nüsse einbürgern zu wollen, nicht aber die im Westen so viel gerühmte Kartoffel. Er wird sich's merken. Wird nach Holland schreiben lassen darum.

Diese Neudorfer hatten den Fremden auch durch ein anderes in kein geringes Erstaunen versetzt. Hatten die sich nicht eine Kirche gebaut? Aus eigener Kraft und aus eigenen Mitteln! Kaum sechs Jahre saßen sie auf ihrer Scholle, und das Dorf überragte ein Kirchturm. Und morgen werde sie eingeweiht; der Herr sei auch eingeladen, sagte der Richter.

Und der Herr blieb über Nacht. Seine Kalesche bedurfte einer kleinen Reparatur, und der Pfarrer Plenkner bot ihm im Pfarrhaus Herberge an. Er sah es diesem Gutsbesitzer Florimund an den gebietenden Augen ab, daß er wer Besonderer sein mußte. Obwohl der Pfarrer einen Amtsbruder zu Gast hatte, der ihm morgen assistieren sollte, schaffte er doch Raum für den Fremden. Und das abendliche Tischgespräch schon lohnte es ihm reichlich. Hei, war das ein welterfahrener Herr! War Soldat gewesen, kannte Tod und Teufel und alle sonstigen großen Herren. Wußte sogar, wen die junge Thronerbin, die Maria Theresia, heiraten werde. Und schwärmte für dieses Neuland, lobte alles über den grünen Klee, was er sah, und konnte nicht staunen genug über die Kraft der jungen Gemeinde. »Tjaa, was glaube der Herr denn? Wenn zweihundert Schwabenfamilien aus Baden-Baden sich ins Zeug legen, da stauben die Taler aus dem Boden«, sagte der Pfarrer heiter. Nicht hoch genug habe der Baumeister seinen Bauern den Turm machen können. »M'r soll 'n im ganze Ländle sehe, de Kerditurm von Neudorf.«

Und was der Pfarrer sagte, fand der Gouverneur am nächsten Tage hundertfach bestätigt. Das Dorf war außer Rand und Band über seine erste Kirchweih.. Endlich konnte das liebe heimatliche Fest hierher übertragen werden, endlich durften sie Wurzel schlagen in dieser fremden Erde mit Sitte und Brauch, mit geistlichen und weltlichen Festen Schon am frühen Morgen wurden den großen Buben von ihren Schönen die bebänderten, mit Rauschgold und künstlichen Blumen aufgeputzten Hüte zugesendet, und der Aufmarsch zur Kirche war ein Schaustück für jung und alt. Kein Bischof war zur Stelle, die erste Dorfkirche zu weihen, denn es gab noch keinen im Lande, der Pfarrer vollzog selber das heilige Werk. Und dann bestieg er die Kanzel und sprach das erste Wort von dieser erhabenen Stelle. Der Fremde saß neben dem Dorfrichter, als der einzige Gast der Gemeinde, und er war hochgespannt, zu hören, was der Dorfpfarrer an diesem Tage zu sagen wußte. Und siehe, der Mann traf sein Gemüt mit dem ersten Satz. »Geliebte Brüder in Christo«, begann er, »freuet euch, jetzt steht ihr nicht mehr allein in der Fremde, jetzt hat auch Gott sein Haus in eurer Mitte, und jetzt wird die Fremde zur Heimat.« Und über diesen glücklichen Gedanken breitete er sich aus, auf ihn baute er seine ganze Predigt. Gott halte sichtbar seine Hand über dieses gelobte Land, die neue Heimat war gefunden.

Am Mittag zogen die Kirchweihbuben jubelnd durch das Dorf, überall begrüßt, in jedem Haus bewirtet, und nach der Vesper begann der Tanz um das Faß. Und die Musikanten spielten schöne alte Liedertänze, zu denen die Mädchen sangen und sich im Reigen drehten. Ja. das war die Taufe dieser fremden Welt zur Heimat.

Aus einem fröhlichen, glücklichen Gemeinwesen fuhr der Gouverneur vor Sonnenuntergang hinaus in die weite Ebene. Sein Traum aus den Tagen der Eroberung des Banats begann sich zu erfüllen, der Same, den ein freundliches Schicksal in seine Hände gelegt hatte, er ging auf. Es durfte nur kein Frost einbrechen ...

Der Gouverneur übersetzte die Theiß und kam in die Batschka. Neuland! Neuland! Hier, zwischen Theiß und Donau, lag vielleicht die größte Zukunft der neuen kaiserlichen Provinz. Das Herz lachte ihm über all die Segensfülle der ersten Versuche. Als er einst bei Zenta als Fähnrich blutete, wer hätte damals gedacht, daß hier einmal solche Früchte reifen! Aber hier war auch der Sitz der großen Überflutungen; hier waren mindestens drei solche Kanäle zu bauen, wie er bisher kaum einen fertiggestellt hatte bei Temeschwar. Eine WeIt von Arbeit war zu tun. Und hier näherte man sich auch dem räuberischen Hauptgebiet; es waren die serbisch-türkischen Grenzen nicht mehr weit. Der Haram-Pascha, hier war er ein Schrecken für alt und jung. Der Gouverneur besuchte Milizstationen. Man hatte da und dort mit Erfolg die Böcke zu Gärtnern gemacht; hatte Räuber und Diebe begnadigt und sie in kaiserliche Dienste gestellt. Sie taten ihre Schuldigkeit, hüteten das Land gegen tatarische Banden, so gut sie konnten, aber die eigenen Genossen von früher her schonten sie. Der Reisende sparte nicht mit Backschisch, er ließ sich auf Gelage ein mit den gefährlichen Gesellen und erkaufte sich von ihnen die Begleitung in die wilden Dörfer an der Theiß und an den Ufern der Donau. Ein junger Milizunteroffizier, ein verwegener serbischer Bursche, ging mit. Mercys Ohren waren geschärft, seine Augen überall. Wovon lebten diese Betyaren? Sie bebauten kein Feld, sie hatten elendes Vieh und gebärdeten sich als Fischer und Korbflechter. Da und dort klapperte auch eine zerlumpte Wassermühle in der Donau. Aus hundert kleinen Anzeichen zog der Gouverneur seine Schlüsse – das waren Räuberdörfer. So wie an der Marosch, so an der Theiß, so an der Donau. Da stolzierte mancher in geraubten Kleidern herum, die vom Neckar stammten, dort gab es Gebrauchsgegenstände, die nimmermehr Menschen gehören konnten, die mit ihrem Vieh in einem Wohnraum lebten. Ein Weib bot ihm ein deutsches Gesangbuch zum Kaufe an, und er kaufte es. Gedruckt bei Ploß in Heidelberg! Die Augen der Banditen stachen wie Dolche. Mercy fühlte ihre Blicke im Rücken, wenn er durch ihre Reihen ging. Und er fühlte auch das Einverständnis seines Begleiters mit ihnen. Sicherlich gehörte er früher zu ihnen. Er stellte seinen Führer und sagte ihm auf den Kopf zu, daß das die Räuber seien, die die Schiffe anhielten. Und der zuckte die Achseln. »Arme Leute«, sagte er, sonst nichts. Der Gouverneur durfte das als ein Geständnis betrachten. Und er drang in den Korporal, ihm auf die Spur derer zu verhelfen, die hier vor vier Wochen den Menschenraub begangen haben. Fünfzig Dukaten gebe ihm der Kaiser, wenn er diese Spur auffinde.

Der Bursche war wie betäubt. »Fünfzig Du – ?« stotterte er.

»Ja!«

»Herr, das nicht haben Räuber getun«', sagte er, zweideutig lächelnd. »Und Schwabski sein Nasen nit geschnitten worden ab.«

»Willst du nicht deutlicher reden?« herrschte Mercy ihn an, und seine Zurückhaltung schien am Ende zu sein.

»Gebt Ihr Geld, will Euch sagen etwas«, sprach der Korporal.

Mercy drückte ihm ein paar Goldstücke in die Hand, und der Brave bekreuzte sich, als käme das Gold vom Teufel. Dann sagte er: »Sein große Herren, sein Magnati, die das haben getan. Schon dreimal soll sein passiert auf Donau.«

»Was?«

Der Bursche dämpfte seine Stimme, erzählte aber sehr temperamentvoll:

»Haben Schwabski-Schiffe gehalten auf und Leute geführt fort. Sollen's doch kommen zu ihnen. Haben's bei ihnen besser wie beim Grafen Mercy. Wollen nit? Müssen! Viele Männer geflucht, Weiber geweint. Nix genutzt, haben müssen marschieren; Panduren mit Flinten und Säbel getrieben.«

»Wohin?« schrie Mercy, der außer, sich geriet über diese Enthüllung.

»Weiß nit, Herr, hat man nur erzählt so«, sagte er, winkte aber einen der vielen alten Gauner herzu, die da am Ufer herumlungerten, und redete mit ihm in einer unverständlichen Sprache. Der deutete hinüber nach dem anderen Ufer der Donau.

»Herr«, verdolmetschte der Begleiter Mercys, »die Ihr sucht, nit hier hat man gefangen. Das ist geschehen drüben bei Mohátsch. Die Leute hier nur haben geschaut zu.«

»Dort?« sprach Mercy mißtrauisch. Aber er schwieg nachdenklich. Am liebsten hätte er die Donau übersetzt und die Spur dort drüben, in der Schwäbischen Türkei, weiterverfolgt. Doch er begnügte sich mit dem, was er da herausgebracht hatte. Also, es gab große Herren im Lande, die auf ihre Weise jetzt auch kolonisierten! Nun, sein Antoine wird das schon feststellen da drüben. Der wird die Verschollenen wohl finden. Aber, sagte der Bursche nicht, das wäre schon dreimal vorgekommen? Wie ist das möglich? Freilich ist es möglich! Wer fragt so bald den Heimatlosen nach? Es sind so manche Trupps nicht angekommen im Banat, die von Wien

her angekündigt waren. Man stellte es fest, aber nachgegangen ist man der Angelegenheit nie. Wer nicht kam, der war eben nicht da.

Alle Beschwernisse dieser Rundfahrt waren wettgemacht für den Gouverneur durch diese Entdeckung. Dagegen mußte sich Schutz finden lassen, das durfte man nicht dulden. Diese Räuberdörfer mußten ausgehoben werden. Die Ufer der Wasserläufe, diese künftigen Weltverkehrswege, gehörten in deutsche Hände. Man wird diese kleinen Betyaren da und dort ins Innere transferieren. Und den großen wird man das Handwerk legen.

Gegen Neusatz ging die beschwerliche Fahrt, und wie ein Fremder bestaunte der Gouverneur die stolze Festung Peterwardein. Aus dem Schutt war sie wieder erstanden; österreichische Soldaten bauten sie auf, die Grenzer robotteten sich halb zu Tode an dem Werke, aber es mußte sein, die Donau brauchte ihr Gibraltar, wer Herr des Landes bleiben wollte, der mußte den Strom an diesem Knie schließen können.

Mercy besuchte die Grenzer in Weißkirchen diesmal nicht. Hatte er doch dem Obristkapitän seine Haltung erst kürzlich vorgezeichnet. Auch wäre er dort nicht unerkannt geblieben. In dem weitgespannten Halbbogen, der sich von Kroatien und Slavonien bis nach Siebenbürgen hinauf erstreckte, sollte der menschliche Schutzwall des Reiches heranwachsen, ein fest im Boden der Heimat wurzelndes, im Türkenhaß erzogenes soldatisches Geschlecht. Kroaten, Serben, Walachen, Deutsche. Der hungarische Landtag protestierte gegen diese Einrichtung. Er fühlte sich vom Türken weniger bedroht, als von dieser kaiserlichen Wacht im Rücken. Die Generale lächelten über diesen Protest. Er protestiert immer, der hungarische Landtag!

Der Gouverneur betrat auch die Bergwerksgebiete, in denen das altrömische Erbe noch anzutreten war, diesmal nicht und fuhr nach Werschetz. Ein wüstes, türkisches Nest, mit einem Überbleibsel von armseligen Serben, abgehärmt und verprügelt, so hatte er den Ort gesehen, als er damals, nach der Einnahme von Temeschwar, im Auftrag des Prinzen Eugen auszog, das Land bis Orsova hinab zu säubern. Und heute? Sein Same ging auch hier auf; die hierhergeschickten Schwaben und Bayern standen schon an der Spitze der Gemeinde ... Der Gouverneur schritt unerkannt die breiten, neuen Gassen ab; beim Knes der Serben hingen noch die Abzeichen der Gewalt am Tore: ein Kaloda (Stock für die Prügelstrafe), eine Fußkette und zwei Handschellen. Aber die Deutschen bildeten eine eigene Gemeinde, und am Hause ihres Schultheiß, Balthasar Schmidt, waren jene Zeichen nicht angebracht, sie hatten dort keine Bedeutung. Mit Reben vom Rhein sind sie einst gekommen und mit Setzlingen von edlen Obstbäumen aus Tirol. Mercy bestaunte ihre jungen Kulturen. Die werden ihm wohl auch bald ein Faß Werschetzer Liebfrauenmilch nach Temeschwar bringen. Er besichtigte den Kirchenbau, den diese Deutschen auch hier aus eigener Kraft in Angriff genommen hatten. Der Pfarrer sprach ihn in jovialer Weise an; er sei ein Priester der Mainzer Erzdiözese und hätte nie gedacht, am Endpunkt der christlichen Welt zu wirken, sagte er. Aber die Gemeinde habe ihn gerufen, und er wäre gern gekommen. Nur die Kirche war seine Bedingung. Ohne Kirche kein Pfarrer, schrieb er ihnen. Und sie gingen ans Werk. Aber ihm schien jetzt, daß er seinen Werschetzer Burgunder früher keltern, als in der Kirche die erste Messe lesen werde. Es gehe nichts vorwärts.

Mercy fand, daß alles sehr schön vorwärts gehe. Er hatte sich als Gutsbesitzer Florimund vorgestellt und fragte nach den Verhältnissen in der Gemeinde.

»Hm!« machte der behäbige, blonde Pfarrer. »Hm! Serben und Deutsche, das geht. Es muß gehen. Aber Serben, Spanier und Deutsche, das geht nicht. Man sollte uns nur schnell diese katalonischen Streithänse wieder abnehmen. Ich möchte sie auch nicht gerne alle zu Grabe geleiten, sie sterben in dem Klima wie die Fliegen.«

»Was betreiben sie hier?«

»Reis sollen sie bauen und die Seidenzucht einführen. Ich bitte Sie, wer braucht hier ein' Reis? Die bayerischen Dampfnudeln sein nahrhafter. Und bis die Maulbeerbäum' sich rupfen lassen wie die Gäns', derweil sein die Spanioletti alle tot. Unser Wasser taugt ihnen nicht. Es taugt uns auch nicht, aber wir trinken auch keins!'

Als der Gouverneur sich von dem gesprächigen, munteren Pfarrer verabschiedete, bat er ihn um seinen Namen, den er nicht verstanden habe.

»Johann Peter Arzfeld, Monsieur Florimund, Arzfeld!« sagte er.

Der Gouverneur kam nach Neu-Barcelona. Die Spanier, die da in der Überzahl waren angesiedelt worden, forderten diesen Namen. Das alte, menschenleere, türkisch-serbische Becskerek war ihnen ein unaussprechliches Wort. Mit stolzen Hoffnungen waren sie in das Reich ihres einstigen Königs Karl gezogen. Aber die Armen ertrugen auch hier das Klima nicht. Der Kanal, der von Temeschwar zu ihnen kam, ging durch böse Sümpfe, sein träges Wasser schlich um den Ort herum und konnte den Abfluß nicht finden. Und Millionen Fische, die von jedem Hochwasser ans Land gespült werden, verfaulten da in der Sonne. Die Pestilenz lag in der Luft.

Unbefriedigt trat Mercy den Heimweg an; ihm war, als hätte er da ein untergehendes Gemeinwesen gesehen. Und die Geraubten, die er suchte, hatte er nicht gefunden. Aber diese üble Stimmung verflog während der Fahrt, und er legte sich die Ergebnisse seiner Rundreise im Kopfe zurecht. Eine Denkschrift für sich selbst wollte er darüber niederschreiben und für seine einstigen Nachfolger. Denn er konnte nicht hoffen, all diese Arbeit selbst zu leisten. Sein Sohn und Mitarbeiter fehlte ihm, und wer weiß, ob er wiederkehrte. Dieses Klima war auch sein Todfeind. Daheim hoffte er Nachricht von ihm vorzufinden.

Aber er fand sie schon unterwegs. Man hatte ihm Briefe entgegengeschickt, Briefe, die aus Wien gekommen waren. Und siehe da – eine Nachricht von Antoine? ... Oho! Der war also nicht in die Schwäbische Türkei gegangen? Der war directement nach Wien ausgerissen? Der verliebte Seladon, der! Und tat, als ob das ganz selbstverständlich wäre, machte sich gar nichts weiter zu wissen. Na, warte nur! Aber er war glücklich, glücklich ... Der Vater gönnte es ihm ... Und was waren das noch für Meldungen? Eine Kriegswolke stand wieder einmal im Westen. Der Kaiser hatte sich in die polnische Angelegenheit gemengt, er hatte die Wahl des königlichen Schwiegervaters von Frankreich zum König von Polen verhindert. Schlimm, sehr schlimm. Frankreich wird seine Revanche nehmen. Wo? Am Rhein! Es wird irgendein Reichsland fordern. Wer das Elsaß nahm, der kann auch Lothringen wollen. Wird die Maria Theresia einen Herzog ohne Land heiraten? Mercy war in Lothringen als deutscher Standesherr geboren; aber er war nicht sicher, auch als solcher einst zu sterben... Krieg? Er ist bereit. Immer bereit! Aber wer soll hier dieses Friedenswerk vollenden? Dieses dünkte ihm größer und wichtiger als das Schlachtenglück.

Heimgekehrt, begrüßte den Grafen Mercy ein Fest. Das neue Stadthaus, von einem Wiener Meister gebaut, erhob sich dem Palais des Gouverneurs gegenüber auf dem Paradeplatz, und an der Stirne trug dessen Giebel das Abbild des Wappens und Siegels, das die ersten deutschen Stadtväter zum ewigen Gedächtnis für Temeschwar gewählt hatten: Ein palisadierter türkischer Wall, durch den sich zwischen zwei Schutztürmen der Torschlag öffnet. So war Temeschwar, als Prinz Eugen vor seinen Mauern erschien. Und was ist es heute? Die feierliche lateinische Inschrift zu beiden Seiten des Stadtwappens erläuterte es, sie war eine Huldigung für Mercy, ein Lobgedicht auf das »herrliche Haus Österreich«, dem man sich in Dankbarkeit und Treue zu Füßen legte.

Die Garnison, die Bürgerschaft mit ihrem Stadtrichter Solderer, die blasse Schuljugend unter Wörndles Führung, und der Klerus, unter Vorantritt der Brüder Jesu, hatten sich zum erstenmal in dieser neuen Stadt aus einem patriotischen Anlaß zusammengefunden. Mercy, ernst und einsilbig, war mit der ganzen Generalität beim Fest der Bürger erschienen.

Und Peter Solderer, der Stadtrichter und Bürgermeister, empfahl das neue deutsche Stadthaus in feierlicher Rede dem Schutze des Gouverneurs. Keiner wisse mehr als er den Fleiß, die Tüchtigkeit und die Treue des Bürgers zu schätzen Zum ewigen Gedächtnis habe er, der Stadtrichter, im rechten Torpfeiler des Stadthauses einen Eckstein mit arabischer Inschrift einmauern lassen, der bezeuge, daß an dieser Stelle noch Anno 1715 ein türkisches Badehaus stand. Aber schon drei Jahre später saß hier ein deutscher Magistrat. Wenn die künftigen Bürger dieser Stadt je vergessen sollten, wem sie alles, was sie sind, verdanken, dann mögen sie diese Inschrift am Fuße des Torpfeilers mit der am Giebel des Stadthauses vergleichen. Sein erstes Vivat gelte dem Kaiser Karl, sein zweites dem Prinzen Eugen, sein drittes dem Grafen Klaus Florimund Mercy, dem Wohltäter, dem Vater des Banats »Vivat' Vivat! Vivat!« erscholl es brausend über den großen Platz hin. »Vivat Mercy! Mercy! Mercy!« riefen die Stadtväter und schwenkten die Hüte, »Vivat!« rief die Jugend, riefen die Offiziere. Die Frauen aber winkten von den Fenstern ringsum und klatschten in die Hände. Und dann erhob sich, ohne daß man wußte, wer es zuerst angestimmt, das treuherzige Lied vom Prinzen Eugenius, und alle sangen es mit. Wie ein feierlicher Choral brauste es zum Giebel des Hauses empor, das man eingeweiht hatte.

Graf Mercy hatte bloß militärisch gedankt für die ihm dargebrachte Huldigung; den Gesang hörte er andächtig an, wie ein Kirchenlied; es ergriff ihn jedesmal im Innersten.

Seine Gedanken schweiften in die Ferne... Wann wird man ihn abberufen?


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