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Am folgenden Tag hatte Gottberg das Haus verlassen. Die Post ging in einer frühen Morgenstunde ab. Beim ersten Tagesgrauen hatte der Doktor seine Habe zur Stadt bringen lassen, geräuschlos war er nachgefolgt, einen Brief zurücklassend, durch welchen er sich unter wiederholter Bezeigung seines aufrichtigsten Dankes empfahl. Unter den obwaltenden Umständen konnte dieser Abschied nur befriedigen, und man mußte es dankend anerkennen, daß Gottberg zartfühlend gehandelt habe, um den peinlichsten Augenblicken zu entgehen und keine solchen zu verursachen. Es wurde wenig darüber gesprochen, alle behaupteten in möglichster Ruhe ihr Einverständnis, nur Toni jammerte laut um ihren Freund und fand es abscheulich, daß er sich so heimlich fortgeschlichen, denn sie hatte ihn begleiten wollen und ihm noch so vieles zu sagen gehabt.

Rachau spottete sie dafür aus und verwickelte sie in ein lustiges Gezänk, bei welchem das kleine Mädchen sich ziemlich ungebärdig benahm. Als er begütigend ihr seine eigene Freundschaft dafür anbot, welche ihr Ersatz verschaffen sollte, und viele schmeichelnde Versprechungen anwandte, schüttelte sie trotzig den Kopf. »Du kannst uns den guten Doktor doch nicht ersetzen«, sagte sie, »alle Menschen hatten ihn lieb, und keiner wird ihn vergessen. Vater auch nicht. Er wird bald genug wünschen, daß er wieder bei uns wäre!«

Der Major rauchte seine Pfeife, blickte verdrießlich auf und antwortete nichts darauf, um so lustiger lachte Rachau darüber. »Wir werden ihn sämtlich nicht vergessen, liebe Toni«, erwiderte er, »laß ihn nur inzwischen auf dem Postwagen die frische Morgenluft genießen, die ihm gewiß wohltun wird. Eine Reise machen, ist sehr angenehm. Es gibt nichts Schöneres, als in die Welt zu fahren.«

»Warum reist du dann nicht, wenn es so schön ist?« fragte das Kind.

»Weil ich dich nicht verlassen kann«, antwortete Rachau. »Wer sollte dich und alle die Trauernden trösten, da der liebe Doktor durchaus nicht bei uns bleiben wollte?«

»Er sagte, er müßte fort, und Luise sagte es auch«, entgegnete Toni nachdenklich. »Weiter wollte er mir nichts sagen. Weißt du es?«

»Er hat es mir auch nicht gesagt.«

»Wir werden's schon noch erfahren«, sagte Toni, »meinem Bruder sagt er es gewiß. Das ist sein Freund.«

»Geh fort, du Schwätzerin«, rief der Major heftig, »hinaus, und tue was Nützliches!«

Erschrocken verstummend, lief das Kind fort, seine Augen voll Tränen. Brand kehrte sich nicht daran. Er ballte seine Hand auf dem Tisch zusammen und blies dicke Dampfwolken aus seiner Pfeife.

Rachau war nun mit ihm allein. »Alle Wetter«, begann er, »mein verehrter Freund, wenn Sie so fort rauchen, ersticken wir beide.«

»Ich habe nichts dagegen«, murmelte der Major.

»Aber ich.« Rachau lachte. »Im übrigen wüßte ich nichts, was Sie bewegen sollte, mit Vergnügen zu ersticken. Der tugendhafte Doktor hat das Feld geräumt, wir sind ihn los. Ihre Manier, sein Andenken zu beseitigen, ist aber durchaus falsch.«

»Ich handle nach meiner Manier«, fiel der Gutsherr grollend ein.

»Das dürfen Sie nicht, denn Sie würden sehr unklug verfahren!«

Brand fuhr auf, aber er begegnete den freundlichen Augen seines Vertrauten, die ihn mit der eigentümlichen Schärfe anblickten, vor der er geheimen Schauder empfand.

»Sie haben, wie gesagt, sehr unrecht mit Ihrem Ungestüm«, lächelte Rachau sanft. »Das Kind hat den Nagel auf den Kopf getroffen. Er wird Ihrem Sohn, seinem Freunde, sein Herz ausschütten, somit müssen Sie ihm zuvorkommen. Haben Sie Ihrem Sohn noch keine ausführliche Mitteilung gemacht?«

»Nein«, sagte Brand mürrisch.

»So muß es heute noch geschehen. Sie haben ihm nach dem betrübenden Ereignis nur die notwendigste Mitteilung gemacht, jetzt jedoch ist es höchste Zeit, daß Sie erneut die Feder ergreifen. Sie haben bis jetzt auch keine Antwort?«

»Nein«, stieß der alte Herr heftig hervor. »Ich will nicht schreiben. Ich kann nicht!«

Rachau zog ein Papier hervor. »Hier ist ein Entwurf«, sagte er, »ich habe ihn niedergeschrieben. Fügen Sie hinzu, was nötig scheint. Ich hoffe jedoch, Sie werden damit zufrieden sein.«

Er schob den Bogen unter die Augen des Majors, der starr darauf hinblickte und las. Nach und nach wurden seine Augen größer, sein Gesicht von Röte verdunkelt. Er stieß das Papier von sich und sagte ingrimmig: »Das sind Lügen – schändliche Lügen!«

»Keineswegs«, entgegnete Rachau, »es sind Vermutungen, Ansichten, Meinungen, welche sich durchaus rechtfertigen lassen und welche Sie notwendig haben müssen. Es kommt vor allen Dingen darauf an, die Verhältnisse und das Betragen dieses Gottberg in das rechte Licht zu setzen. Ein reicher und angesehener Mann, wie Sie es jetzt sind, kann nicht anders urteilen. Ihr Sohn muß erkennen, daß sein Vater an die Aussichten der Familie denkt. Hat dieser Mensch sich nicht in Ihr Vertrauen und in das Ihrer Tochter eingeschlichen, um es zu mißbrauchen? Hat Fräulein Luise ihm nicht selbst endlich ihre Verachtung zuteil werden lassen? Und ist er nicht aus diesem Hause gegangen, um nicht fortgewiesen zu werden?«

»Nein – es verhält sich anders! Nein!« murmelte der Major, in großer Qual den Kopf schüttelnd.

»Es ist unbedingt notwendig, Gottberg alle und jede Glaubwürdigkeit bei Ihrem Sohn zu nehmen«, sagte Rachau, sich zu ihm neigend. »Ich traf ihn gestern im Wald, und zwar an der bewußten Stelle. Er hat sich Äußerungen erlaubt –«

»Äußerungen?« wiederholte Brand, scheu aufblickend.

»Seien Sie ganz ruhig darüber. Was auch in seiner Seele vorgehen mag, über seine Lippen wird es nicht kommen. Er besitzt so viel Pietät für Sie und Ihre Familie, daß ich fast glaube, er würde eher sich selbst anklagen. Allein dennoch ist es notwendig, jeder Möglichkeit vorzubeugen, denn bedenken Sie, wenn er – bei seiner Freundschaft mit Ihrem Sohn, bei dessen hoher Meinung von ihm, ein unbedachtes Wort über diesen Toten – über die Umstände seines Todes –«

»Halten Sie ein!« rief Brand, und indem er seinen Kopf in seine Hände sinken ließ, sagte er: »Meine Kinder meine armen Kinder!«

»Diese Kinder müssen nimmer erfahren, was Ihr Herz so tief betrübt«, erwiderte Rachau. »Welche Zukunft erwartet Ihren Sohn, welches Elend würde ihn treffen, er würde es nicht ertragen können, wenn sein Stolz so verletzt würde, wenn auch nur eine Andeutung, ein Zweifel, ein Mißtrauen zur Sprache käme! Wir müssen daher tun, was die Wahrung unserer Ehre uns befiehlt: wir müssen ihn vor Gottberg warnen.«

»Er wird es nicht glauben!«Nein, er wird es nicht glauben«, fiel Brand mit hohler Stimme ein.

»Er wird es glauben, denn Sie werden ihm die Wahrheit beweisen.«

»Beweisen? Wie soll ich es ihm beweisen?«

Rachau schwieg einen Augenblick, dann sagte er leise: »In außerordentlichen Fällen muß man den gewöhnlichen Weg aufgeben und mit einem raschen Schritt das tun, was man sonst nur zögernd und bescheiden zu erreichen sucht. Verzeihen Sie mir, mein Freund, wenn ich solchen Rat erteile, aber was kann besseren Beweis geben, als wenn – Fräulein Luise sich schnell verlobt, schnell vermählt?«

»Mit wem?« rief Brand. Im nächsten Augenblick aber erkannte er, wie nutzlos diese jähe Frage war, denn in seinem Gesicht stand deutlich genug, daß er sehr gut die ganze Tragweite dieses Rates begriff.

»Sie können nicht vergessen haben, was ich Ihnen anzudeuten wagte«, lächelte Rachau mit betonter Demut, während seine scharfen Blicke den Major wie das Netz einer Spinne umwickelten.

»Nein, nein«, erwiderte dieser verwirrt und ohne sein innerstes Widerstreben überwinden zu können, »ich habe es nicht vergessen.«

»Es würde mir sehr schmerzlich sein, wenn ich fürchten müßte, Ihnen zu mißfallen.«

»Mir!« rief der Major, mit den verschiedensten Empfindungen ringend. »Es handelt sich nicht darum, ob Sie mir gefallen.«

»Ich unterwerfe mich durchaus Ihrem Urteil«, fuhr Rachau mit einer Bescheidenheit fort, welche der düster drohende Schatten, der sich auf dieses Gesicht senkte, Lügen strafte.

»Nichts habe ich dagegen – nichts einzuwenden«, sagte Brand mit scheuer Hast, »aber meine Tochter – Luise – es ist ihre Sache.«

»Tausend Dank, verehrter Freund!« rief Rachau, seine Hände fassend. »Sie wissen, wie ich Ihnen ergeben bin! Wie ich leiden würde, wenn wir uns trennen müßten, kann ich nicht aussprechen! Allein, Sie haben vollkommen recht, es ist Fräulein Luises Sache, doch dürften Sie, als mein Beschützer in dieser Herzensangelegenheit, auch eine wichtige Stimme haben. Ein Vater hat immer eine wichtige Stimme, wenn es sich um das Glück seines Kindes handelt, und findet bei einer guten verständigen Tochter immer den nötigen Gehorsam! Können Sie in Ihrem Brief Ihrem Sohn melden: Deine Schwester hat sich zu meiner Freude mit dem Mann ihrer Liebe und ihrer Wahl verlobt, und ich segne von ganzem Herzen diesen Bund – so sind alle Verleumdungen, die Gottberg erfinden könnte, vergebens.«

Der Major hörte dies alles mit starren Mienen an. Widersprechen konnte er nicht, dabei zermalmte ihn der Gedanke, seiner Tochter solche Anträge zu machen. Zu gleicher Zeit aber sah er ein, daß dies Mittel gegen seines Sohnes womögliche Bedenken und Einsprüche ebenso wie gegen Gottbergs Aussagen allerdings ein wirksames sei. Der stolze Mann, der niemals einen anderen Willen ertragen konnte, war bis zur Willenlosigkeit heruntergekommen. Er sah keinen Ausweg aus dem Netz, in das er sich verstrickt hatte. Der Schrecken vor dem Abgrund hinter ihm war noch größer als vor dem, was auf ihn zukam, und kein menschliches Wesen, dem er trauen durfte, konnte ihm beistehen als dieser Vertraute, vor dem ihm graute und den er doch nicht missen konnte.

»Ich will nächstens mit Luise reden«, sagte er, »nächstens.«

»Heute noch, mein verehrter Freund«, flüsterte Rachau lächelnd, »heute noch! Wir lassen den Brief bis morgen liegen, es kommt auf die kurze Verzögerung nicht an.«

»Aber wenn nun – wenn Luise –«

»Das wäre freilich trostlos, es würde nicht nur mich unglücklich machen. Bedenken Sie alles, mein Freund, und handeln Sie, wie es Ihr Wohl und Ihre Freundschaft für mich erfordern. Ich habe auf diese«, fuhr er eindringlich fort, »einige Ansprüche. Sie selbst waren so gütig, mich Ihrer Dankbarkeit zu versichern. Im übrigen ist Fräulein Luise ja so einsichtig und, wie ich hoffe, mir auch nicht abgeneigt. Seien Sie freundlich, teuerster Herr von Brand, sprechen Sie ruhig, herzlich, väterlich mit Luise, die ich aufs innigste verehre.«

Der Major saß regungslos auf seinem Stuhl. Er war erschöpft von dem Sturm der sich widersprechendsten Empfindungen, matt gemacht von der Hilflosigkeit, aus der er sich nicht aufraffen konnte. »Herr mein Gott!« murmelte er endlich, indem er seine Hände zusammendrückte, »muß es denn so sein? Gib dem Teufel ein Haar, und du bist verloren.«

Rachau war an diesem Tage ein noch viel unterhaltenderer und angenehmerer Gesellschafter als gewöhnlich. Auf seine Veranlassung wurden einige Gäste auf den Nachmittag eingeladen, und diese kleine Gesellschaft hatte Gelegenheit genug zu bemerken, mit welcher Aufmerksamkeit und Ergebenheit der galante und interessante Mann Luise auszeichnete. Immer war er in ihrer Nähe, immer mit ihr beschäftigt, und zu seinen Huldigungen paßten manche Worte und Blicke, die der ahnungsvollen Gesellschaft nicht verlorengingen. Rachau stellte sich als den vertrautesten Freund des Hauses dar, und als man am Abend sich trennte, war es den Heimkehrenden so ziemlich gewiß geworden, was man nächstens zu gewärtigen habe. Auf jeden Fall war es eine geschickte Vorbereitung. Den Doktor hatte Rachau aus dem Hause fortgeblasen, es gab spöttische Bemerkungen genug darüber, im Grunde jedoch ließ sich nicht viel Vernünftiges dagegen sagen. Früher schon zweifelte man genugsam, ob Luise sich wirklich so weit vergessen könne und ob der Major nicht dazwischenfahren werde, wenn die Mutmaßungen etwa Wahrheit werden sollten. Zwar war Brand anscheinend ein Mann von derber Einfachheit, auch erhob er bei jeder Gelegenheit den Doktor bis in den Himmel, allein alles hat seine Grenzen. Nun hatten sich vollends die Verhältnisse geändert, die Familie war reich geworden, somit blieb ganz natürlich für Gottberg nichts mehr zu hoffen. Man hatte schon in der letzten Zeit bemerkt, wie der Doktor überall von dem vornehmeren Gast verdrängt ward, wie dieser fast immer allein die Familie begleitete, und nur die Mißgunst konnte es für unrecht erklären, daß das Fräulein von Brand einen besseren Geschmack zeigte. Es gab keine Stimme, welche die Vorzüge des Herrn von Rachau nicht anerkannte, und man fand es heuchlerisch genug, daß Luise an diesem Nachmittag so getan habe, als sei sie gleichgültig gegen die Huldigungen, welche ihr von ihm dargebracht wurden. Man hatte aber doch bemerkt, wie zuweilen ihre Augen lange und fest auf ihm hafteten und wie ihr Gesicht dann einen eigentümlich trüben Ausdruck erhielt.

Während die teilnehmenden Freunde dies und anderes feststellten, hatte Brand eine Unterredung mit Luise, welche den Neugierigen noch weit interessanter gewesen sein würde, wenn es ihnen möglich gewesen wäre, sie zu belauschen. Es war jedoch Nacht, niemand war zugegen.

Rachau hatte sich bei seinem verehrten Freund mit einem bedeutungsvollen Händedruck empfohlen. Als Luise ihre wirtschaftlichen Geschäfte beendet hatte, trat sie mit dem Licht in der Hand herein, um den Vater noch einmal zu sehen.

Sie schien verwundert, ihn noch im vollen Anzüge zu finden. »Bist du noch nicht müde, Vater?« fragte sie.

Er stand vor ihr still und sah sie an. »Müde ohne Schlaf«, antwortete er. »Das war ein schwerer Tag.«

»Manches war schwer.«

»Und die Zukunft – was bringt uns die?«

»Wer kann in die Zukunft sehen?«

»Zukunft ist alles, Zukunft ist Hoffnung. Man muß in die Zukunft sehen!«

»Man muß sorgen«, sagte Luise, »daß die Gegenwart friedlich und heiter ausfällt und die Vergangenheit –«, Luise stockte, »uns nicht bedrückt.«

Sein Gesicht wurde rot, er sah scheu und doch scharf auf sie hin, in seinen Augen leuchtete ein Entschluß. »Fort mit der Vergangenheit!« rief er. »Ich wollte dich etwas fragen.«

»Was, lieber Vater?«

Er legte die rechte Hand auf ihre Schultern, sie fühlte sein Zittern und sah zu ihm auf. Er versuchte zu lächeln. »Könntest du dich entschließen«, begann er und schwieg dann wieder.

»Wozu?«

»Du mußt heiraten«, fiel er hastig ein, und ohne innezuhalten, sprach er weiter: »Sage mir aufrichtig, ob es wahr ist, ob unser Gast, unser Freund – Rachau, ob er dir gefällt.«

»Er mißfällt mir nicht«, erwiderte sie. »Was ist dein Wunsch, lieber Vater?«

Er blickte vor sich nieder, dann, als habe er sich mit erneuter Entschlossenheit bewaffnet, wieder auf, und er hob den Arm, als wollte er einen Schwur tun. Bitte, Schmerz, Angst und Liebe rangen in dem Worte, das über seine Lippen drang. »Luise«, sagte er dumpf.

»Vater!«

»Willst du es tun?«

»Ja, Vater.«

»Ich werde dich nicht zwingen.«

»Du sollst mich nicht zwingen.«

»Oh, das ist mir lieb! Wirklich, Luise, mein Kind –«, er suchte in tiefen Atemzügen ruhiger zu werden und fuhr dann fort: »Rachau besitzt viele Vorzüge und Kenntnisse. Ich bin ihm großen Dank schuldig. Ohne seinen Beistand – ich weiß nicht, was daraus geworden wäre. Die Hauptsache ist jedoch die, daß er dich liebt und verehrt, und ich hoffe, Luise, daß du glücklich sein wirst.«

»Ich werde es versuchen«, erwiderte sie.

»Soll ich ihm mitteilen«, fragte er, seine Augen senkend, »daß du – wenn er dir seine Neigung gesteht –«

»Ich werde ihn erwarten«, fiel Luise ein, »sage ihm, was dir am besten scheint.«

Er hielt noch immer ihre Hände in den seinen. Wie ein Stummer sah er sie an, der ein schreckliches Geheimnis ausschreien möchte, aber es nicht vermag. »Ich habe das nicht gewollt«, murmelte er kaum verständlich.

»Handle, wie es notwendig ist«, unterbrach sie ihn.

»Du willst es so?«

»Ich will, ja, ich will«, sagte Luise, »deine Hoffnungen sind auch meine Hoffnungen. Oh, bester Vater«, fuhr sie fort, indem sie ihn umarmte, »Ehre hat dein Leben begleitet, Ehre wird es nicht verlassen.«

»Ehre – Ehre!« stöhnte der alte Mann.

»Oh, mein lieber Vater«, rief Luise, »sorge nicht! Deine Tochter wird für dich wachen!«

Sie ruhte einen Augenblick an seinem Herzen, die mitternächtliche Stille spann graue Schleier über sie; dann entfernte sie sich und wandte sich nicht zurück. Sie wollte ihm ihr zitterndes Gesicht nicht zeigen, nicht ihre Augen, die von Tränen verdunkelt waren, denen sie nicht länger widerstehen konnte. Keines Wortes mächtig streckte er seine Arme nach ihr aus. Furcht und Hoffnungen, ein Strahl von Frieden und Zuversicht und ein Strom düsterer Zweifel und banger Ahnungen rangen in ihm, bis er mit einem tiefen Seufzer zusammenschaudernd sagte: »Meine Ehre ist ihre Ehre! Gerechter Gott! – auch sie – was weiß sie – was ahnt sie? Wohin ist es mit mir gekommen?«

 

Am nächsten Tag erfolgte die Erklärung, Rachau befand sich am Ziel seiner Wünsche. Ohne eine sichtbare Überwindung gab Luise ihr Wort. Nur gegen die sofortige Veröffentlichung der Verlobung erklärte sie sich mit mancherlei Gründen, lediglich ihr Bruder sollte zunächst davon benachrichtigt werden. Rachau stimmte ihr bei, der wahre Grund schien ihm gewiß genug. Sie schämte sich vor dem Geschwätz und wollte dem flüchtigen Gottberg nicht die Verlobungskarte so schnell nachschicken. Im stillen jedoch gelobte er sich, daß es nicht lange dauern sollte, und bis dahin ließ sich die Nachricht so weit verbreiten, daß niemand mehr überrascht sein konnte.

Im weiteren Verlauf gab Rachau nähere Nachrichten über seine eigenen Verhältnisse. Als der Sohn eines Oberbeamten in Preußen geboren, hatte er seine Eltern früh verloren, die mäßige Hinterlassenschaft war zum Teil für seine Erziehung verwendet, zum Teil später bei Studien und Versuchen, ihm den Weg in die Welt zu bahnen, verbraucht worden. Er« deutete an, daß er sich vielfach literarisch beschäftigt habe, auch mit mehreren Regierungen und politischen Personen in Verbindung gewesen sei. Die französische Regierung habe ihm zu einem längeren Aufenthalt in Nordafrika Veranlassung gegeben, bis er nach seiner Rückkehr in Paris Eduard Wilkens kennenlernte, der sich ihm anschloß und den er begleitete, als die Nachricht vom Tode seines Vaters eintraf.

Im allgemeinen waren diese Nachrichten weder besonders befriedigend, noch besonders vorteilhaft. Ersichtlich hatte Rachau ein ziemlich ungewisses und wechselndes Leben geführt. Seine Heirat sollte ihm erst geben, was ihm fehlte, die feste Grundlage in der Gesellschaft; es hatten somit diejenigen nicht eben so ganz unrecht, die mit einigen mißtrauischen Bedenklichkeiten nach Besitz, Amt oder Stellung des liebenswürdigen jungen Herrn fragten. Indes leben heutzutage Tausende wie die Lilien auf dem Felde, und man kann ebensowohl große Vermögen in einer kleinen Brieftasche bei sich tragen, wie man weder Amt noch Geschäft noch stolze Titel zu haben braucht, um viel Geld zu gewinnen und das bequemste und prächtigste Leben zu führen. Rachau sprach über Geldgeschäfte, Börsenpapiere, Aktienunternehmungen und Spekulationen aller Art mit derselben Kenntnis und Lebendigkeit wie über Literatur und Zeitungen, Politik und Handel. Ein so gewandter, vielseitig gebildeter Mann, so vornehm und sicher, hatte nichts zu besorgen. Not hatte er gewiß nie gekannt, gearbeitet auch nicht, wer aber das nicht nötig hat, dem wendet sich immer die Hochachtung der meisten ganz von selbst zu.

In den Eröffnungen, welche Rachau dem Major machte, behauptete er eine Offenheit, die sich mit der liebenswürdigsten Dankbarkeit paarte. Er verleugnete durchaus nicht, daß er keine Reichtümer besitze, aber er tat dies mit lächelnder Geringschätzung des elenden Metalls, das so oft den Unwürdigsten gehört, und sagte dann, Luises Hände küssend und Brand die seinen drückend: »Es ist eine höhere Fügung gewesen, daß ich in die Nähe so edler teurer Menschen geführt wurde. Liebend haben Sie mich aufgenommen, meine Aufgabe wird es sein, diese Liebe zu vergelten. Ich will keine Mühen, keine Anstrengungen sparen, ja, mein teurer Vater – gestatten Sie mir, daß ich Sie so nennen darf –, wir wollen vereinigt ein reiches und schönes Leben zu führen suchen!«

»Ein zufriedenes einfaches Leben ist das beste«, murmelte der alte Mann.

»Ein zufriedenes ja, aber ein einfaches, was man gewöhnlich so nennt, ein zurückgezogenes Naturleben, nein!« Rachau lächelte. »Warum sollte man die Welt verachten? Warum sich nicht mit allen schönen Genüssen umringen, die das Produkt des menschlichen Geistes und steigender Zivilisation sind?«

»Die wirklich edlen Genüsse des Lebens sind dessen höchste Würze«, sagte Luise.

»Schönheit gedeiht nur in schöner Form«, versetzte Rachau. »Die köstlichste Musik in einer Bretterhütte erregt Unbehagen, das edelste Dichterwerk auf schmutzig grauem Lumpenpapier widert uns an, und wenn der feinste Champagnerwein aus einem Küchentopf getrunken werden soll, verliert er allen Geschmack. Nein, meine liebe Luise, wir können uns nicht mit hoher geistiger Regsamkeit in einer Diogenestonne wohlgefallen. Geistig regsame Menschen wollen auch das Leben fein und auserwählt, und sie sammeln sich da, wo ihnen alle Reize des Daseins geboten werden, an den großen Sammelplätzen der Künste, der Wissenschaften, der Industrie und deren verlockendsten Schöpfungen.«

»Ich kenne allerdings die glänzenden und luxuriösen Genüsse des Lebens sehr wenig«, erwiderte Luise.

»Und ich mag sie nicht kennenlernen«, fiel der Major unmutig ein.

»Wir werden sie kennenlernen«, beharrte Rachau lächelnd. »Wenn wir künftig in der Hauptstadt wohnen, wird uns diese gewähren, was sie bieten kann, und wenn uns das nicht genügen sollte, werden wir reisen und uns höhere Genüsse verschaffen. Wir werden nach Paris gehen, in den Mittelpunkt der feinsten und elegantesten Zivilisation.«

Es schien ihm Vergnügen zu machen, diese Genüsse mit lebendigen Farben auszumalen und die glänzendste Zukunft vor dem unerfahrenen Mädchen auszubreiten, das ihm lächelnd und zweifelnd zuhörte. Dann und wann warf auch der alte Herr eine neue abweisende Bemerkung hinein, sie diente jedoch nur dazu, ihn um so eindringlicher zu überzeugen, daß eine neue Welt voll Glück und Freuden notwendig sei und sie sämtlich erwarte.

»Nichts ist obendrein leichter«, sagte Rachau, »als daß ein reicher Mann, wie Sie es jetzt sind, sein Geld in kurzer Zeit verdoppelt und vervielfacht. Ungeheure Vermögen werden von denen gewonnen, welche ihr Geld arbeiten lassen. Die großen industriellen Erfindungen und Unternehmungen beruhen darauf, und dafür, daß man mit dem Köstlichsten sich umgibt, hat man obenein das Vergnügen, immer reicher zu werden.«

»Ich verstehe nichts von allen solchen schwindelhaften Spekulationen«, kopfschüttelte der alte Soldat noch verdrießlicher.

»So nennt sie der Spießbürger in seiner ehrlichen Einfalt«, versicherte Rachau. »Nur Geduld, mein bester Papa, Sie werden anders denken lernen, wenn Sie ein mit Sammettapeten ausgeschlagenes Haus bewohnen und erfahren haben, wie angenehm alle diese lieblichen Dinge sind, die man Luxus nennt und tugendhaft verdammt, solange man vergebens danach seufzt!« In dieser fröhlich scherzenden Weise verbreitete sich Rachau noch eine ganze Weile über die glänzenden Zukunftsaussichten der Familie.

Danach wurde die Post nach Berlin besorgt. Brand schrieb an seinen Sohn, was Rachau ihm entworfen hatte, und fügte die Nachricht von der bevorstehenden Verlobung Luises mit dem Herrn von Rachau bei, einem ganz vorzüglichen und verdienstvollen, liebenswürdigen jungen Mann, welcher in dieser schweren Zeit der wahre Trost aller gewesen und überall sich Hochachtung und Verehrung erworben habe. Rachau selbst bat um brüderliche Freundschaft, welche er sich verdienen werde. Luise schrieb einige herzliche Worte an den Bruder, welche alles bestätigten, was sich ereignet hatte. Alle baten um baldige Antwort und gute Nachrichten mit den Hoffnungen, sich bald zu sehen und für immer nahe zu sein, denn Brand hatte, obwohl widerstrebend, in seinem Brief bemerkt, daß er den Winter in Berlin zu leben gedenke.

Von diesem Tage an wurde es den Freunden in der Stadt und Nachbarschaft immer weniger zweifelhaft, wie die Sachen standen und was das Ende sein werde, und es kam ein Umstand dazu, der diese Meinung bestärkte. Ein reicher Gutsbesitzer in der Nähe hatte ein Paar ausgezeichnete Pferde samt elegantem Wagen von Pariser Arbeit zu verkaufen. Rachau besuchte den als geizig verschrienen Baron, überhäufte ihn mit Artigkeiten, kaufte ohne zu handeln und überreichte ihm seinen Wechsel, in drei Monaten zahlbar, mit solcher Unwiderstehlichkeit, daß nicht der geringste Einwand dagegen gemacht wurde. Er hatte dabei von seiner bevorstehenden Vermählung und bleibenden Niederlassung in dieser Gegend so unzweideutige Winke gegeben, daß alle Zweifel verschwinden mußten. Nachrichten darüber verbreiteten sich schnell in der Stadt, und ohne alle Mühe hätte Rachau auch dort sich bedeutende Summen verschaffen können, wenn er es gewollt hätte, die kostbare Equipage und die unfehlbare Verbindung mit der reichen Erbin steigerten die allgemeine Hochachtung. Wenn Rachau an Luises Seite die prächtigen Schimmel durch die Gassen lenkte, neigten sich überall die lächelnden Gesichter, und das Loben über das paßliche Paar nahm kein Ende. Aber Rachau lenkte jetzt mehr denn je auch das ganze Haus des alten störrischen Soldaten und diesen selbst.

Die kleine Toni hatte Rachau nicht versöhnen können. Das Kind war mehr und mehr von ihm abgefallen, es blieb bei seinem eigensinnigen Trotz, er mochte tun, was er wollte, seine Schmeicheleien nützten ihm nichts. Dies war um so auffallender, da das kleine Mädchen ihm anfänglich so viele Zuneigung bewiesen hatte; aber es schmollte mit ihm nicht allein, sondern auch mit dem eigenen Vater und der Schwester. Es ging ihnen allen aus dem Wege, so viel es konnte. Je mehr Luise ihre Zeit mit Rachau verbrachte, je mehr der Major ein willenloses Werkzeug wurde, um so mehr zog sich das Kind zurück. Wie weit das Verhältnis vorgerückt war, hatte man Toni verborgen, allein sie sah und hörte genug davon. Der Vater, welcher sonst ihr Geplauder kaum vermissen konnte, empfand eine geheime Scheu auch vor ihr. Wenn sie ihn anblickte, kam es ihm vor, als wollte sie ihm Vorwürfe machen, und er hielt sich zurück, ihr liebevoll zu begegnen, weil er ihre Vertraulichkeit fürchtete. Bei der Unruhe, in welche dies stille Familienleben geraten war, wurde Toni aber überhaupt nicht allzuviel beachtet. Täglich gab es Spazierfahrten, Besuche und Gegenbesuche, denen sich das Kind häufig und ohne große Mühe entzog; auch Luise schien sich vor eindringlichen Fragen und Bemerkungen schützen zu wollen. Toni hatte daher Freiheit genug zu tun, was sie wollte, und sie benutzte dies, umherzustreifen und ebenfalls Besuche zu machen. Sooft es anging, lief sie in den Wald hinaus bis in die Mühle am Flusse, bis in die Hütten an der Berglehne. Stundenlang blieb sie bei dem Müller, oft kam sie spät zurück und wurde gescholten.

Eines Tages wähne dieser Ausflug so lange, daß es dunkelte und der Mond am Himmel stand, ehe Toni an der Gartentür anlangte. Wahrscheinlich glaubte sie, Zeit genug zu haben und das Haus noch leer zu finden, denn ihr Vater und die Verlobten hatten einen Besuch bei einem weitab wohnenden Gutsbesitzer gemacht, der sie gewiß so bald nicht fortließ, allein sie kehrten diesmal doch früher zurück, und kaum hatte das Kind die schattigen Gänge erreicht, als Luise ihm entgegenkam.

»Wie hast du mich geängstigt, Toni«, sagte sie, »wir haben dich vergebens gesucht.«

»Du hast nicht nötig, dich um mich zu ängstigen«, antwortete das kleine Mädchen. »Ich komme von selbst wieder.«

»Aber wo warst du so lange?«

»Im Walde bei Mathis und dann in der Mühle und dann wieder bei Mathis und bei seiner Frau, deren Kind ganz elend krank ist. Das Geschäft geht schlecht, sagt Mathis, er kann nichts verkaufen, ich habe ihm Mehl und ein großes Brot und Milch aus der Mühle gebracht.«

»Du darfst nicht so allein umherlaufen«, fiel die Schwester ein, »versprich es mir!«

»Ich werde doch umherlaufen«, erwiderte Toni.

»Wenn der Vater es erfährt, wird er böse. Das ist keine Gesellschaft für ein kleines Mädchen.«

»Hast du denn bessere Gesellschaft?« fragte das störrische Kind.

»Du bist unbesonnen und vorlaut«, versetzte Luise. »Aber du bist alt genug, um zu wissen, was sich für dich schickt.«

»Das sollte niemand vergessen!« rief Toni. »Wenn ich nur reden dürfte, ich wollte es dir schon sagen!«

»Was darfst du nicht reden, und was wolltest du mir sagen?«

»O du – du!« erwiderte das kleine Mädchen hastig, »hast du ihn denn nicht vergessen, habt ihr ihn nicht alle vergessen, und er hat dich so lieb gehabt und gewiß noch lieb. Ja, über alle Maßen lieb hat er dich, du aber denkst nicht an ihn, lachst und singst – schickt sich das etwa?«

Luise blieb einige Augenblicke sprachlos, dann blickte sie scheu umher, als fürchte sie, daß ein Zeuge verborgen sei. Sie legte ihre Hand auf Tonis Schulter, und mit einer Stimme, die vergebens sich bemühte, ihre Sicherheit zu bewahren, sagte sie leise: »Warum willst du mir so wehe tun, Toni?«

Das Kind war gerührt von dem Ton, der ihm ins Herz drang. »Ich will dir gar nicht wehe tun«, war seine Antwort, »aber warum schiltst du mich? Hier darf niemand mehr von ihm sprechen. Der Vater runzelte seine Stirn, als ich neulich nur den Namen nannte. Rachau, dein guter Freund, verspottet und verlacht mich, wenn ich ihn lobe, und du – du gehst fort und hörst mich nicht an. Mit Mathis aber kann ich von ihm reden, der hat ihn nicht vergessen, und der Müller – oh, der Müller und die Müllerin, die erst recht – die würd' ihn nicht verraten, um keinen Preis!«

Was in Luises Seele vorging und in ihrem Gesicht sich widerspiegelte, verbarg der dunkle Weingang. Schweigend ging sie neben der kleinen Schwester, die ihre Hand ergriffen hatte und plötzlich ausrief: »Du zitterst ja! Warum zitterst du?«

»Ich zittere nicht, aber es ist kühl«, antwortete Luise.

»Heiß ist es! Sehr heiß!«

»Geh«, fuhr Luise fort. »Der Vater ist mit dem Herrn von Rachau im Garten. Laß dich nicht sehen, ich komme dir nach.«

Toni entfernte sich, und als Luise allein war, rang sie verzweifelt die Hände. Nicht weit von ihr hörte sie die Stimmen der beiden Männer und die Frage ihres Vaters nach ihr, die sich rufend wiederholte. Unvermögend zu einer Antwort und voller Furcht vor einem Begegnen, bog sie in einen Nebengang ein, der zu dem Hügel führte, wo sie sich von Gottberg getrennt hatte.

»Ich kann es nicht länger ertragen«, flüsterte sie mit fliegendem Atem. Ein banges Schweigen folgte ihren Worten nach. Der Mond stand hell und groß über den Zypressen und goß sein sanftes Licht über ihre stille, gebeugte Gestalt. Kein Ton störte diese Stille; Frieden war in allen Wipfeln. »Alle schweigen«, rief sie in ausbrechender Verzweiflung, »auch ich! Und dennoch – ich kann dich nicht vergessen!«

Ein Schatten schwebte vor ihren Augen, es war, als rausche es in den Zypressen. Ihr Blick streifte daran hin, und plötzlich klopfte ihr Herz mit zersprengenden Schlägen: da stand er, blaß, bewegungslos, und sah sie an.

»Gottberg!« schrie sie auf oder wollte sie aufschreien, aber es wurde nur ein dumpfer Ton daraus, und unten am Wege antwortete Rachau: »Wo sind Sie, Luise? Was gibt es?« Er war im nächsten Augenblick bei ihr.

»Nichts, wirklich nichts«, erwiderte sie mit äußerster Selbstbeherrschung. »Ich stand hier und betrachtete den Mond. Plötzlich kam es mir vor, als sei jemand hinter mir.«

Er lachte lustig auf. »Also Ahnungen aus der Geisterwelt!« rief er. »Das kommt davon, wenn man mit dem Mond Gespräche führt. Geschwind fort von diesem gefährlichen Platz. Eben haben wir Nachrichten erhalten, die Sie hören müssen. – Schon in den nächsten Tagen werde ich Sie verlassen.«

»Verlassen!« rief Luise.

»Für kurze Zeit nur«, sagte er, »um mich dann nie wieder zu trennen. Kommen Sie geschwind, der Vater erwartet uns. So allerliebst es wäre, bei diesem blassen Lichte zu schwärmen, müssen wir uns doch in die prosaische Wirklichkeit begeben und den guten Papa trösten, der noch immer mit dem Zwang der Notwendigkeiten seines Glückes sich nicht recht verständigen kann.«

 


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