Guy de Maupassant
Zwei Brüder
Guy de Maupassant

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Erstes Kapitel.

»Zum Kuckuck!« rief plötzlich Vater Roland, der seit einer Viertelstunde regungslos, die Augen unverwandt auf den Meeresspiegel geheftet, dagesessen und nur von Zeit zu Zeit mit leisem Ruck die Angel ein wenig gehoben hatte.

Frau Roland, welche mit einer zu dieser Fisch- und Segelexkursion eingeladenen Dame, Frau Rosémilly, im Stern des Bootes saß und ein wenig eingenickt war, fuhr auf und wandte sich nach ihrem Manne um.

»Nun, nun, Hieronymus, was gibt es denn?«

In sehr gereiztem Ton erwiderte das Familienhaupt: »Nichts beißt mehr an. Seit zwölf Uhr kein einziger. Man sollte sich nicht darauf einlassen, Frauenzimmer zum Fischen mitzunehmen, da kommt man regelmäßig zu spät fort.«

Die beiden Söhne, Peter und Hans, die, der eine rechts, der andre links sitzend, gleichfalls Angelschnüre um die Finger gewickelt hielten, brachen in ein fröhliches Lachen aus, und Hans bemerkte: »Aeußerst galant gegen unsern Gast, Papa!«

Vater Roland geriet in einige Verlegenheit.

»Bitte um Entschuldigung, Frau Rosémilly,« sagte er eifrig, »so bin ich nun einmal. Ich lade mir Damen ein, weil es mir eine Freude ist, sie um mich zu haben, sobald ich aber auf dem Wasser bin, existiert nichts mehr für mich, außer meinen Fischen.«

Frau Roland, die einstweilen ihre Schläfrigkeit vollends abgeschüttelt hatte und den Blick zufrieden und glücklich über die weite Meeresfläche und das felsige Gestade schweifen ließ, sagte beschwichtigend: »Ihr habt doch einen ganz schönen Fang gemacht.«

Der Gatte behauptete durch eine verneinende Kopfbewegung das Gegenteil, blinzelte aber nichtsdestoweniger ganz vergnüglich nach dem Korb hinüber, in welchem die Gefangenen, die den drei Angeln zum Opfer gefallen, zappelten und aus dem das leise Geräusch aufeinander klatschender Schuppen und Flossen, ängstlichen Schnappens in der totbringenden Atmosphäre und kraftloser, vergeblicher Fluchtversuche an sein Ohr drang.

Herr Roland nahm den tiefen Korb zwischen die Kniee, neigte ihn zur Seite, daß sich's silberschimmernd ergoß und auch die zu unterst liegenden, im Todeskampfe begriffenen sichtbar wurden, atmete den starken Geruch von Meerwasser und Fischen mit ebenso großem Genusse ein, als man ihn für gewöhnlich an Rosenduft zu finden pflegt, und erklärte: »Sapperlot! Frisch sind sie, das will ich meinen!«

»Wie viele hast du gefangen, Doktor?« fragte er nach einer kleinen Pause.

»Nicht der Rede wert, drei oder vier,« versetzte Peter, der ältere Sohn, ein Mann von etwa dreißig Jahren, der einen schwarzen Backenbart, Oberlippe und Kinn aber ausrasiert trug, wie das sonst bei Magistratspersonen der Brauch.

»Und du, Hans?« wandte sich der Vater an den Jüngeren.

Hans, der ein hochgewachsener, blonder junger Mann war, bedeutend jünger als der Bruder, erwiderte lächelnd: »Ungefähr ebensoviele, wie Peter, vier oder höchstens fünf.«

Diese fromme Lüge wurde tagtäglich von den Brüdern vorgebracht und tagtäglich entzückte sie Vater Rolands Herz.

Er hatte die Angelschnur um einen Ruderhaken gewickelt, die Arme übereinander gelegt, und einen befriedigten Herrscherblick auf das Meer im allgemeinen und seine Bewohner im besondern werfend, verkündete er den Seinen, daß er nie mehr des Nachmittags auf den Fischfang auszugehen gedenke.

»Sobald es einmal zehn Uhr vorüber, ist nichts mehr zu machen. Das Lumpenvolk beißt einfach nicht an, es hält Siesta im Sonnenschein.«

Herr Roland war seines Zeichens ein Pariser Juwelier, den seine Leidenschaft für Seefahrt und Fischfang dem Geschäfte entrissen hatte, sobald er genügend erworben gehabt, um von den Zinsen ein höchst bescheidenes, aber behagliches Dasein führen zu können.

Er siedelte sich also in Havre an, kaufte ein Boot und wurde passionierter Seemann, die beiden Söhne, Peter und Hans, blieben in Paris, um ihre Studien fortzusetzen, und beteiligten sich nur bei ihren jeweiligen Ferienbesuchen an dem väterlichen Lieblingssport.

Nachdem er das Gymnasium durchlaufen, hatte Peter, der um fünf Jahre älter war als sein Bruder, für die verschiedensten Fachstudien Beruf in sich gefühlt, sich nacheinander an ein halbes Dutzend Wissenschaften gemacht, und jedes Studium nach kurzem übereifrigem Anlauf verdrießlich wieder beiseite geworfen. Erst zuletzt hatte ihn die Medizin gelockt, und er war nun mit so nachhaltigem Fleiß ans Werk gegangen, daß er nach ungewöhnlich kurzer Studienzeit auf besondre Erlaubnis von seiten des Ministeriums seine Examen gemacht und den Doktortitel erworben hatte. Er war eine erregbare Natur, sehr begabt, wankelmütig und starrköpfig, voll unausführbarer Ideen und philosophischer Grübeleien.

Hans war ebenso blond wie sein Bruder schwarz, ebenso ruhig wie jener heftig, ebenso verträglich wie jener zanksüchtig war. Ohne Kämpfe und Zweifel ging er seinen Weg und hatte sein Studium der Rechte gerade zu der Zeit beendigt, als der Bruder seinen »Doktor« davontrug.

Beide erholten sich nun von der anstrengenden Examenzeit im Elternhause, und beide hatten im Sinne, sich in Havre niederzulassen, vorausgesetzt, daß die Verhältnisse in der Stadt sich ihrem Plane günstig erweisen würden.

Eine unbewußte Eifersucht, wie sie jahrelang unsichtbar und unmerklich zwischen Geschwistern herrschen kann, mit ihnen groß wird und dann so häufig, wenn sie erwachsen sind, bei Gelegenheit einer Verheiratung oder irgend eines Glücksfalles, der eins von ihnen trifft, zum Ausbruch kommt, ließ auch diese beiden sich anscheinend brüderlich, in Wahrheit aber kampfbereit gegenüberstehen – sie hatten sich lieb, darüber war kein Zweifel, aber jeder beobachtete und beargwöhnte den andern. Mit der Feindseligkeit eines verzogenen kleinen Schoßhundes, der plötzlich ein neues Lieblingstierchen im Hause auftauchen sieht, hatte der fünfjährige kleine Peter einst das blonde rosige Kindchen erscheinen und von Vater und Mutter mit Zärtlichkeit überhäufen sehen.

Von Kindheit an war dieser Hans ein wahrer Ausbund von Sanftmut, Lenksamkeit, Güte und Liebenswürdigkeit gewesen, und Peter war es sehr bald überdrüssig geworden, den dicken, blonden Jungen, dessen vielgepriesene Tugendhaftigkeit er im stillen mit Weichlichkeit, Albernheit und Unselbständigkeit übersetzte, von aller Welt in den Himmel erheben zu hören. Die Eltern, deren ruhiger Bürgersinn für die Söhne kein höheres Ideal als eine anständige, ehrenwerte, behagliche Lebensstellung kannte, machten ihrem Aeltesten seine Unentschlossenheit, seine schwärmerischen Anläufe, seine fruchtlosen Versuche, seine Begeisterung für große Ideen und brotlose Künste natürlich zum Vorwurf.

Seit er erwachsen war, bekam er zwar nicht mehr zu hören: »Sieh, wie artig der Hans ist, nimm ihn dir zum Vorbild«, allein so oft man ihm fagte: »Hans thut dies und Hans thut das«, las er ungefähr den nämlichen Sinn in den anscheinend harmlos gesprochenen Worten.

Die Mutter, eine wackere, sparsame Hausfrau, die sich neben treuer Verwaltung ihrer Kassen noch die Zeit nahm, ein wenig sentimental zu sein, verstand es, allezeit und immer wieder die kleinen Schwierigkeiten und Verstimmungen, die aus den unbedeutendsten Anlässen des täglichen Lebens zwischen ihren Söhnen entstanden, friedlich beizulegen. Augenblicklich war sie in dieser Hinsicht nicht ohne Besorgnis und fürchtete, daß eine an und für sich harmlose Sache ernste Verwickelungen herbeiführen könnte. Sie hatte nämlich im letzten Winter, während die Brüder ihren Studien oblagen, die Bekanntschaft einer Nachbarin gemacht, einer Frau Rosémilly, Witwe eines Kapitäns, der zwei Jahre vorher auf hoher See gestorben war. Die noch sehr jugendliche, erst dreiundzwanzigjährige Witwe, eine jener praktischen, verständigen Naturen, die mit einem Instinkte, wie er in solcher Deutlichkeit sonst nur dem Tier der Wildnis eigen, das Leben in all seinen Beziehungen kennen und durchschauen, wie wenn sie alle die Verhältnisse, die sie nüchtern, wohlwollend, vernünftig, aber etwas engherzig zu beurteilen wissen, selbst mitangesehen, an sich erfahren und durchlebt hätten, kam gern des Abends mit einer Handarbeit auf ein Plauderstündchen zu den freundlichen Nachbarn herüber und hatte sich ganz daran gewöhnt, eine Tasse Thee mit ihnen einzunehmen.

Vater Roland, dem seine Marotte, sich auf den großen Seemann zu spielen, unaufhörlich plagte, zog bei der neuen Hausfreundin alle möglichen Erkundigungen über den verstorbenen Kapitän ein, und als vernünftige Frau, die das Leben lieb hat und den Tod achtet, erzählte sie ohne Ziererei oder gemachte Rührung von seinen Reisen und den Abenteuern, die er bestanden.

Als die beiden Söhne bei ihrem Nachhausekommen die hübsche Witwe so behaglich eingenistet fanden, fingen beide sofort an ihr den Hof zu machen, weniger, um ihre Gunst zu erringen, als um sich gegenseitig bei ihr auszustechen. Die praktische, wohlberechnende Mutter wünschte, da Frau Rosémilly sehr vermögend war, einem von ihnen den Sieg, und hätte dabei nur gar zu gern dem andern den Schmerz einer Niederlage erspart.

Frau Rosémilly hatte blaue Augen, blondes Haar, das natürlich kraus, in von dem leisesten Luftzug bewegten Löckchen ein Gesicht umkränzte, dessen kecker, übermütiger, neckischer Ausdruck zu ihrer nüchternen, bedächtigen Denkweise in eigentümlichem Widerspruch stand.

Sie schien von Anfang an Hans zu bevorzugen, an dem eine entschiedene Uebereinstimmung und Aehnlichkeit ihrer Naturen sie ansprechen mochte. Freilich äußerte sich diese Bevorzugung einzig und allein im Tone der Stimme und im Blick, sowie darin, daß sie ihn zuweilen um Rat fragte, offenbar im bestimmten Vorgefühl, daß seine Ansichten stets mit den ihrigen übereinstimmen und sie in ihrem vorgefaßten Entschluß bestärken mußten, während Peters Auffassung unglücklicherweise stets eine abweichende war. Wenn von des Doktors geistigen Interessen, seinen Ideen über Politik, Kunst, Philosophie und Moral die Rede war, so konnte es mitunter vorkommen, daß Frau Rosémilly diese ganze Gedankenwelt mit der Bezeichnung »Hirngespinste« zusammenfaßte, was ihr dann einen kalten, richterlichen Blick eintrug, der ihr und ihrem ganzen armseligen Geschlechte den Prozeß machte.

Vor dem Besuche der Söhne hatte Herr Roland die liebenswürdige Witwe nie zu einer Fischereiexkursion eingeladen, wie er denn auch seine Frau niemals mitnahm, sondern am liebsten morgens vor Tagesanbruch in Gesellschaft des Kapitäns Beausire, eines einstigen Weltumseglers, den er bei seinen Wanderungen an Strand und Hafen kennen gelernt und zu seinem Busenfreunde erkoren hatte, und des alten Matrosen Papagris, dem die Hut des Bootes übertragen war, hinaussegelte.

Nun aber hatte Frau Rosémilly in der vorigen Woche bei Rolands gespeist und nach Tisch die Bemerkung hingeworfen: »Das Fischen ist wohl recht amüsant, nicht?« Der ehemalige Juwelier hatte sich durch dieses Interesse für seine Liebhaberei unendlich geschmeichelt gefühlt, und plötzlich vom Drange beseelt, neue Anhänger für seine alleinseligmachende Passion zu gewinnen, hatte er hastig gefragt: »Wollen Sie einmal mit hinausfahren?«

»Von Herzen gern.«

»Nächsten Dienstag?«

»Jawohl – also nächsten Dienstag.«

»Können Sie morgens um fünf Uhr reisefertig sein?«

Ein kleiner Schrei des Entsetzens folgte.

»Was fällt Ihnen ein! Das ist ja rein unmöglich!«

Enttäuscht und abgekühlt, zweifelte der große Seemann plötzlich an seines Zöglings nautischem Beruf, fragte aber doch: »Um wie viel Uhr wäre es Ihnen denn möglich?«

»Ja . . . so um neun Uhr etwa.«

»Früher nicht?«

»Nein, früher nicht, das ist ja schon unmenschlich früh.«

Der wackere Mann zögerte – natürlich war um diese Zeit keine Rede von einem lohnenden Fang, sobald die Sonne scheint, beißen die Fische nicht mehr an, allein die Söhne hatten sich des Gedankens bemächtigt, übernahmen es, die Partie zu arrangieren, und machten die Verabredung auf der Stelle niet- und nagelfest.

So hatte denn an diesem Dienstag die »Perle« unter den weißen Felsen des Kap de la Hève Anker ausgeworfen, und man hatte bis zur Mittagsstunde gefischt, Siesta gehalten, wieder gefischt, natürlich ohne Erfolg, und schließlich hatte Papa Roland, nachdem er etwas spät zur Erkenntnis gelangt war, daß der hübschen Frau Rosémilly die Bootfahrt als solche weit mehr am Herzen lag, als seine Fischerei, und nachdem er auch keinen noch so leisen Ruck an seiner Angel mehr wahrnehmen konnte, ein herzhaftes »Zum Kuckuck!« ausgestoßen, in welchem er eine herbe Anklage gegen die teilnahmslose Witwe und die appetitlosen Meerbewohner zusammenfaßte.

Jetzt aber betrachtete er seine Fische mit der zitternden Freude, mit der ein Geizhals seine Schätze zählt, warf dann einen Blick nach der Sonne, die sich schon zum Untergange neigte, und bemerkte: »Wie wär's, Kinder, wenn wir uns auf den Heimweg machten?«

Beide Söhne zogen die Angelschnüre aus dem Wasser, rollten sie auf, reinigten die Angelhaken, befestigten sie wieder an den Korkpfropfen und harrten dann weiterer Befehle. Herr Roland war aufgestanden und sah sich mit äußerst sachverständiger Miene nach allen Himmelsrichtungen um.

»Kein Wind mehr! An die Ruder, Jungens!«

Plötzlich deutete er nach Norden und setzte erregt hinzu: »Seht, seht, der Dampfer von Southampton!«

Ueber der Meeresfläche, die wie ein ausgebreitetes blaues, leuchtendes, gold- und feuerschimmerndes Gewebe dalag, erhob sich in der angegebenen Richtung ein schwärzliches Wölkchen, das sich von dem rosig gefärbten Abendhimmel abhob, und unter dem dunklen Fleck konnte man einen einzigen Punkt wahrnehmen, der das Fahrzeug bedeuten mochte. Gegen Süden ließen sich zahlreiche kleine Rauchsäulen unterscheiden, die sich alle auf den Molo von Havre zu bewegten, von dem nur ein weißer Strich und der kerzengerade, am äußersten Ende aufsteigende Leuchtturm sichtbar waren.

»Sollte nicht heute die ›Normandie‹ einlaufen?« fragte der seekundige Vater.

»Ja, Papa,« erwiderte Hans.

»Gib mir mein Perspektiv; ich glaube, daß sie's ist – da unten!«

Der Vater zog das Messingrohr aus, schraubte das Glas für sein Auge zurecht, suchte den Punkt und rief nach kurzem Hinsehen freudestrahlend: »Sie ist's, sie ist's! Ich erkenne die beiden Schornsteine ganz deutlich. Wollen Sie nicht auch durchsehen, Frau Rosémilly?«

Die junge Frau nahm das Glas, welches sie auf den Atlantischen Ozean im allgemeinen richtete und mit dessen Hilfe sie durchaus nur eine blaue Fläche sah, blau und immer blau und ringsherum einen vielfarbigen Kreis, wie ein runder Regenbogen und außerdem noch eine Art von Eklipsen, wunderliches Zeug, das ihr Schwindel verursachte.

»Ich habe leider mit Fernrohren nie viel anzufangen gewußt,« sagte sie, das Instrument zurückgebend. »Mein Mann, der stundenlang am Fenster stehen konnte und die vorüberfahrenden Schiffe beobachten, ist oft genug böse darüber geworden.«

»Das muß an einem Fehler Ihrer Augen liegen,« bemerkte Herr Roland ärgerlich, »denn mein Glas ist ganz ausgezeichnet.«

»Willst du es haben?« setzte er, zu seiner Frau gewendet, hinzu.

»Nein, danke, ich weiß im voraus, daß ich nichts sehe.«

Wenn sie auch auf diesen Genuß verzichten mußte, so schien doch Frau Roland sich mehr als irgend jemand von der kleinen Gesellschaft der schönen Fahrt und des herrlichen Abends zu erfreuen. Sie war eine Frau von achtundvierzig Jahren, machte aber einen weit jüngeren Eindruck. Ihre kastanienbraunen Haare fingen erst seit kurzem an, sich mit ein wenig Grau zu vermischen, ihr Ausdruck war ruhig und verständig, dabei wohlwollend und zufrieden, daß es eine Freude war, sie anzusehen. Ihr Sohn Peter versicherte, daß sie den Wert des Geldes sehr genau kenne, was sie aber keineswegs verhinderte, auch den Reiz des Träumens und beschaulichen Sinnens zu würdigen; sie las gern, sowohl Romane als Gedichte, wobei sie freilich weniger den Kunstwert ihrer Lektüre schätzte, als die melancholisch-träumerische, weiche Stimmung, in welche dieselbe sie versetzte. Ein Vers, er konnte noch so unbedeutend und mangelhaft sein, ließ, wie sie zu sagen pflegte, alle Saiten ihres Herzens erklingen und erfüllte sie mit geheimnisvollem Sehnen, das fast so beseligend war, wie erfülltes Glück, und sie freute sich dieser Seelenregungen, die ihr im übrigen wie ein kaufmännisches Buch gehaltenes Innenleben einigermaßen bewegten. Seit ihrer Niederlassung in Havre fing sie an ziemlich rundlich zu werden, so daß die bis dahin äußerst schlanke Taille etwas gefährdet war.

Der heutige Ausflug zur See hatte sie ganz glücklich gemacht. Ohne eigentlich roh und boshaft zu sein, schnauzte ihr Mann sie beharrlich an, wie es die Tyrannen des Ladenstübchens ohne besondern Anlaß, ohne Zorn oder Haß zu thun pflegen, weil Kommandieren ihnen das Fluchen ersetzt. Vor jedem Fremden nahm er sich zusammen, in seiner Familie aber ließ er sich gehen und suchte Furcht und Schrecken um sich zu verbreiten, obwohl er eigentlich vor Gott und der Welt Angst hatte.

Um unnützen Lärm, Scenen und unerquickliche Auseinandersetzungen zu vermeiden, gab seine Frau unweigerlich nach und machte für sich nicht den geringsten Anspruch oder Wunsch geltend, und so kam es, daß sie auch seit langer Zeit nicht mehr gewagt hatte, Roland um eine Spazierfahrt auf der »Perle« zu bitten. Um so mehr hatte sie die Gelegenheit zu einer solchen mit Freuden begrüßt und sie genoß das seltene Vergnügen in hohem Maße, indem sie sich ganz und gar dem wonnigen Gefühl des sanften Dahingleitens auf der spiegelglatten Fläche überließ. Sie dachte nicht, sie schwelgte weder in Erinnerungen noch Hoffnungen, ihr Geist war wie ihr Körper eingewiegt und eingelullt von der weichen, schmeichelnden Bewegung der Wellen.

Als der Vater den Kommandoruf: »Vorwärts, an eure Plätze, die Ruder bereit!« ertönen ließ, sah sie lächelnd, wie ihre Söhne, ihre zwei großen, kräftigen Jungen, die Röcke abwarfen und die Hemdärmel aufstülpten.

Peter, der den Damen zunächst saß, nahm das Ruder auf der Steuerbordseite, Hans das Backbord, und beide warteten dann auf das väterliche »Los«, denn daß alle Manöver regelrecht ausgeführt wurden und die ganze Geschichte korrekt seemännisch vor sich ging, war natürlich die Hauptsache.

Zu gleicher Zeit, mit einem Schlage, sanken die Ruder ins Wasser, weit zurückgebeugt holten die jungen Männer kraftvoll aus, und nun begann ein eifriger Wettstreit zwischen ihnen. Hinaus hatten sie sich des Segels bedient, aber jetzt rührte sich kein Lüftchen, und bei der Aussicht, ihre Kräfte miteinander zu messen, waren plötzlich männliche Eitelkeit und Ehrgeiz im Herzen der jungen Leute erwacht.

Wenn sie mit dem Vater allein zum Fischen hinausfuhren, ruderten sie, ohne daß gesteuert wurde, denn Roland machte indessen die Angeln zurecht und überwachte die Fahrt, deren Richtung und Tempo er zuweilen mit einem Worte oder einer Handbewegung angab. »Hans, nachlassen!« »Peter, anziehen!« oder auch: »Macht voran, alle beide, ein bißchen Armschmalz!« genügte; der, welcher ins Träumen geraten war, zog dann mehr aus, der übergroße Eifer wurde gehemmt und das Boot hatte wieder die gehörige Richtung.

Heute wollten beide ihre Muskelkraft zur Geltung bringen. Peters Arm war behaart, etwas mager, aber nervig; Hans dagegen hatte einen runden, weißen, rötlich schimmernden Arm, die Muskeln traten unter der Haut deutlich hervor.

Anfangs war Peter im Vorteil. Die Zähne aufeinander gepreßt, die Stirn in Falten gezogen, die Beine lang ausgestreckt, die Hände um das Ruder gekämpft, das sich bei jedem Schlag in seiner ganzen Länge bog, brachte er die ›Perle‹ auf die Seite des Ufers. Vater Roland, der sich in den Bug gesetzt hatte, um den Platz hinten den Damen zu überlassen, kam ganz außer Atem vor lauter: »Nummer Eins, sachte – Nummer Zwei, drauf!« rufen, was nur zur Folge hatte, daß Nummer Eins seine wahnsinnigen Anstrengungen verdoppelte, während Nummer Zwei nicht im stande war, mit diesem tollen Ruderer Schritt zu halten.

Endlich befahl der Schiffsherr: »Stop!« Die beiden Ruder hoben sich aus dem Wasser und Hans that auf Geheiß des Vaters ein paar Ruderschläge allein, um das Boot wieder in die gehörige Richtung zu bringen. Von jetzt an war er im Vorteil: er ward lebhafter und beteiligte sich wärmer, während Peter, von seinem krampfhaften Arbeiten außer Atem, an Kraft verloren hatte.

Viermal mußte der Vater noch sein »Stop« wiederholen, um seinem Aeltesten eine Ruhepause zum Aufatmen zu verschaffen und das Boot richtigzustellen. Beschämt und ingrimmig stotterte der Doktor mit leichenblassem Gesicht und schweißtriefender Stirn: »Ich weiß nicht, was mir ist: ich muß einen Herzkrampf haben. Ich bin anfangs zu hastig gewesen und das hat mich erschöpft.«

»Soll ich nicht die Doppelruder nehmen und allein rudern?« fragte Hans.

»Nein, danke, es wird schon vorübergehen.«

Etwas ärgerlich bemerkte die Mutter: »Ein rechter Unsinn, sich in solch einen Zustand zu bringen: du bist doch kein Kind.«

Er zuckte die Achseln und fuhr fort in seiner Arbeit.

Frau Rosémilly schien von alledem nichts zu sehen, nichts zu hören und nichts zu begreifen. Ihr zierliches Köpfchen machte die Bewegung des Schiffes mit und fuhr rasch und anmutig bei jedem Ruderschlage ein wenig zurück, daß die zarten blonden Stirnhärchen lustig aufflogen.

Plötzlich rief Herr Roland: »Seht, seht, der ›Prinz Albert‹ holt uns ein!« Aller Augen wandten sich nach der Seite, wo der Southamptoner Dampfer, lang, nieder, beide Schornsteine zurückgelegt, mit den runden, gelben Lukenklappen, unter vollem Dampf daherrauschte, das Deck von Passagieren und geöffneten Sonnenschirmen wimmelnd. Flink und geräuschvoll peitschten die Räder das Wasser, das hoch aufschäumend zurückfiel. Das Boot sah aus, als ob es nicht rasch genug sein Ziel erreichen könne, dem es wie ein feuriger Renner zueilte, mit dem Vorderteile das Wasser kerzengerade durchschneidend, daß zwei dünne, durchsichtige Schaumlinien an seinem Rumpf entlang glitten.

Als der Dampfer in unmittelbare Nähe der »Perle« kam, zog Herr Roland seinen Hut, schwenkte ihn grüßend, die Damen wehten mit ihren Taschentüchern und ein halbes Dutzend Sonnenschirme erwiderten diese Höflichkeit vom Deck des Postdampfers aus, der sich rasch entfernte und nur ein leichtes Wellengekräusel auf der glatten, leuchtenden Fläche zurückließ.

Von allen Seiten sah man nun Fahrzeuge mit oder ohne die kleine Rauchmütze dem weißen Hafendamm zueilen, der sie wie ein gieriger Riese zu verschlingen schien. Fischerbarken und große Segelschiffe mit leichten Masten, zum Teil von nicht wahrnehmbaren Bugsierschiffen gezogen, glitten am hellen Horizont hin und näherten sich langsam oder schnell dem gefräßigen Riesen, der von Zeit zu Zeit, wie übersättigt, eine ganze Flotte von Postschiffen, Zweimastern, Briggs, Goeletten, Dreimastern mit ihrem vielspitzigen Takelwerk in die offene See hinausschleuderte. Eilig entflohen die Dampfer nach rechts und links auf der weiten Fläche des Oceans, während die Segelschiffe, sobald die kleinen Schlepper, die sie in Bewegung gesetzt, sie im Stich ließen, unbeweglich da lagen und sich nun vom Topmast bis zur Bramstenge mit weißen oder braunen Segeln bekleideten, die im Licht der untergehenden Sonne blutigrot leuchteten.

Mit halbgeschlossenen Augenlidern sagte Frau Roland leise: »Gott, wie schön ist dieses Meer!« worauf Frau Rosémilly, mit einem Seufzer, der zwar sehr lang war, aber den Hörer nicht besonders traurig stimmte, die Bemerkung machte: »Ja gewiß, und doch kann es uns so viel Herzeleid anthun.«

»Da ist sie ja, die ›Normandie‹, dort am Hafeneingang. Ein stolzes Schiff, nicht?« rief Vater Roland, und fing dann an, seinen Fahrgästen die einzelnen Punkte der Küste da unten, jenseits der Seinemündung – »die Mündung ist zwanzig Kilometer breit,« sagte er – zu bezeichnen und zu erklären. Er zeigte ihnen Villerville, Trouville, Houlgate, Luc, Arromanches, die Mündung des Flüßchens von Caëns, und machte sie auf die Calvadosfelsen aufmerksam, welche die Schiffahrt bis Cherbourg gefährden.

Hierauf erörterte er die Sandbänke in der Seine, welche sich von einer Flutzeit zur andern völlig umgestalten und selbst den Schiffersleuten von Quilleboeuf zu schaffen machen, sobald sie auch nur einen einzigen Tag den Kanal nicht befahren. Darauf folgte eine kleine Abhandlung über die Normandie im allgemeinen: er hob hervor, daß Havre genau die Grenze bilde zwischen der unteren Normandie, deren flache Ufer als fettes Weideland, Ackerfeld und Wiese bis ans Meer auslaufen, während der nördliche Teil der Provinz, die obere Normandie, im Gegenteil in senkrechten Felsen, als schroffes, stolzes, wild zerklüftetes Gestade gegen die See abfalle – eine gewaltige Mauer, in deren Ritzen sich überall ein Dorf oder ein Seehafen berge und einniste, so: Etretat, Fécamp, Saint-Valery, Le Tréport, Dieppe etc.

Eingelullt von der weichen, wohligen Bewegung des Bootes, innerlich bewegt vom Anblick des unendlichen Meeres mit dem bunten Allerlei von Fahrzeugen, die dahinschossen, wie das Tier in seine Höhle, hörten die beiden Frauen nicht auf seine Erklärungen und Abhandlungen; in Schweigen versunken vor dem herrlichen, farbenschimmernden Schauspiel des Sonnenunterganges, in der Unendlichkeit von Wasser und Luft, vom Gefühl menschlicher Kleinheit ergriffen, sprach keine ein Wort, was aber den würdigen Seemann nicht abhielt, unaufhörlich weiterzuschwatzen. Er gehörte zu den Leuten, die nichts aus ihrem Fahrwasser bringt, und hatte keine Ahnung von jener den Frauen eignen nervösen Stimmung, in der man, ohne sich Rechenschaft über das Warum zu geben, jedes unnütze Gerede als verletzend und roh empfindet.

Peter und Hans hatten ihr Gleichgewicht wieder gefunden und ruderten gemächlich mit leisen, langen Zügen, und winzig klein neben den hohen, mächtigen Schiffen, lief die »Perle« in den Hafen ein. Sobald sie am Quai anfuhr, war Papagris, ihr alter Hüter, der sie erwartet hatte, den Damen beim Aussteigen behilflich, und man ging der Stadt zu. Eine zahlreiche, vergnügliche Menschenmenge, wie sie allabendlich zur Flutzeit sich am Damme zusammenfindet und drängt, war ebenfalls im Heimweg begriffen.

Frau Roland und die junge Witwe gingen voraus, die drei Herren folgten. In der Rue de Paris blieben die Damen manchmal vor einem Juwelierladen oder dem Schaufenster eines Putzgeschäftes stehen, tauschten ihre Ansichten über einen Hut oder ein Armband aus und setzten dann ihren Weg fort.

Auf dem Börsenplatze hielt Roland inne, um sich, wie er das täglich zu thun pflegte, das Bassin du Commerce zu betrachten, in welchem, Rumpf an Rumpf gedrängt, in vier bis fünf Reihen die Schiffe nebeneinander liegen.

Längs des mehrere Kilometer langen Quais erhebt sich Mast an Mast, Rahe an Rahe, als ob hier, mitten im Herzen der Stadt, ein lebloser, toter Wald gen Himmel starrte, und über diesen laub- und astlosen Bäumen kreist die Seemöwe und lauert auf jedes Stück Küchenabfall, das ins Wasser geworfen wird, um blitzschnell, wie ein herabgeschleuderter Stein, darauf niederzustoßen, und ein Schiffsjunge, der am äußersten Ende einer Oberbramstenge einen Block festbindet, sieht wahrhaftig aus, als wollte er Vogelnester ausnehmen.

»Wollen Sie nicht mit uns nach Hause kommen und mit unsrem einfachen Mahl vorlieb nehmen – es wäre doch hübsch, wenn wir den Tag gemeinsam beschließen könnten?« fragte Frau Roland ihre junge Freundin.

»Von Herzen gern – ich nehme Ihre Einladung ohne weiters an. Es wäre gar so traurig, jetzt in meine leeren vier Wände zurückzukehren.«

Peter, welcher Frage und Antwort mit angehört hatte und der etwas gereizt war über die Gleichgültigkeit, mit welcher die hübsche Frau ihn behandelte, sagte halblaut vor sich hin: »Aha, die Witwe nistet sich gehörig ein.«

Er hatte seit einigen Tagen angefangen, nicht anders von ihr zu sprechen, als von »der Witwe«, und wenn dies Wort auch an und für sich keine schlimme Bedeutung hatte, so brachte es doch Hans immer in Harnisch, weil er den Ton, in dem es gesprochen wurde, boshaft und verletzend fand.

Ohne ein Wort zu wechseln, waren die drei Herren an der häuslichen Schwelle in der Rue Belle-Normande angelangt; das Haus war schmal und enthielt ein Erdgeschoß und zwei kleine Stockwerke. Das Dienstmädchen, eine neunzehnjährige ländliche Dienerin für geringen Lohn mit entsprechenden Leistungen, öffnete die Thür, machte sie wieder zu, stieg hinter ihrer Herrschaft in den eine Treppe hoch gelegenen Salon hinauf und meldete erst dort, indem sie von ihrem Talente, verblüfft und dumm dreinzuschauen, den ausgiebigsten Gebrauch machte: »Es ist ein Herr schon dreimal dagewesen.«

Der Hausherr, welcher überhaupt nur brüllend und fluchend mit ihr verkehrte, donnerte: »Wer ist dagewesen, in Kuckucks Namen?«

Die stimmlichen Kraftanstrengungen ihres Dienstherrn verfehlten stets jegliche Wirkung auf Josephinens Gemüt, und sie erwiderte mit Ruhe: »Ein Herr vom Herrn Notar!«

»Von was für einem Notar?«

»Vom Herrn Notar Canu.«

»Und was hat dieser Herr gesagt?«

»Daß der Herr Canu heute abend selbst kommen werde, hat er gesagt.«

Herr Lecanu war der Notar und auch einigermaßen der Freund Herrn Rolands, dessen Geschäfte er besorgte. Daß er seinen Besuch für heute abend noch in Aussicht gestellt hatte, deutete unbedingt darauf hin, daß es sich um eine dringende Angelegenheit von nicht geringer Wichtigkeit handelte, und die vier Glieder der Familie Roland blickten einander mit jenem Unbehagen an, das den bescheidenen Rentier gewöhnlich ergreift, sobald es sich um die Einmischung eines Notars handelt, dessen Titel ihm Verträge, Erbschaften, Prozesse und derlei mehr oder weniger wünschenswerte Dinge vor die Seele ruft. Nach einigem Nachsinnen bemerkte das Famlienhaupt: »Was kann denn das zu bedeuten haben?«

»Eine Erbschaft, verlassen Sie sich darauf,« lachte Frau Rosémilly. »Ich bringe Glück!«

Da durchaus keine folgenreichen Todesfälle in der Familie zu hoffen waren, fand der Gedanke wenig Anklang, doch machte sich Frau Roland, die ein vorzügliches Gedächtnis für noch so weitverzweigte Verwandtschaft besaß, sofort daran, im Kopfe alle Linien ihrer und ihres Mannes Familie bis ins zehnte und zwölfte Glied durchzugehen.

»Sag doch, Vater« (sie nannte ihren Mann zu Hause immer »Vater«, vor Fremden meist Herr Roland), »sag doch, wen hat Joseph Lebru in zweiter Ehe geheiratet?«

»Eine kleine Duménil, die Tochter eines Papierfabrikanten.«

»Sind Kinder aus dieser Ehe da?«

»Das will ich meinen, wenigstens vier oder fünf.«

»Nein; dann ist von der Seite nichts zu erwarten,« bemerkte sie, und nun fuhr sie fort, den Stammbaum der Rolande nachzuforschen, was sie so ausschließlich in Anspruch nahm, daß sie nicht einmal daran dachte, ihren Hut abzulegen. Dabei ward sie immer eifriger und erwärmte sich mehr und mehr bei dem Gedanken, wie erfreulich es wäre, wenn ihnen ein bißchen Wohlstand so schlechtweg aus den Wolken fallen wollte, so daß Peter, der ihren Hang zum Träumen kannte und der die schmerzliche Enttäuschung voraussah, die notwendig eintreten mußte, wenn diese hochgespannten Erwartungen sich nicht verwirklichten, die Nachricht des Notars sich vielleicht als eine unerfreuliche herausstellte, es für passend hielt, einen Dämpfer aufzusetzen.

»Steigere dich nur nicht in solche Ideen hinein, Mama, die Zeiten der Onkel aus Amerika sind vorüber. Mir ist viel wahrscheinlicher, daß es sich um eine Heirat für Hans handeln wird.«

Alle waren überrascht von diesem Gedanken, der viel Einleuchtendes hatte; Hans fühlte sich peinlich berührt, daß sein Bruder denselben in Frau Rosémillys Gegenwart hatte verlauten lassen.

»Weshalb soll sich denn ein solcher Plan gerade auf mich beziehen? Die Vermutung ist zum mindesten höchst anfechtbar. Du bist der Aeltere, also versteht sich's von selbst, daß man zuerst an dich denken wird. Üeberdies heirate ich nicht.«

»Du bist also verliebt?« fragte Peter mit spöttischem Lachen.

»Muß man notwendigerweise verliebt sein, wenn man sagt, daß man noch keine Lust zum Heiraten hat?« gab der Bruder verstimmt zurück.

»Ach! Nun laß ich mir's gefallen. Du hattest vorhin das ›noch‹ ausgelassen – das ›noch‹ macht alles gut, du wartest also vorderhand.«

»Nimm's, wie du willst.«

Das Familienhaupt, welches bis jetzt schweigend zugehört hatte, war mit einemmal auf eine höchst wahrscheinliche Lösung des Rätsels gestoßen.

»Du lieber Himmel, sind wir dumm, uns so die Köpfe zu zerbrechen,« rief er. »Der Notar weiß ja doch, daß Peter und Hans geeignete Wohnungen suchen, um ihre Praxis als Rechtsanwalt und Arzt zu beginnen – jedenfalls hat er für den einen oder den andern etwas Zweckentsprechendes gefunden.«

Das lag so nahe und hatte so viel für sich, daß alle sofort die Annahme festhielten.

»Es ist angerichtet,« meldete Josephine, und man kam erst jetzt dazu, sich in die verschiedenen Schlafzimmer zurückzuziehen und sich ein wenig zurechtzumachen.

Zehn Minuten später saß man in dem kleinen Speisezimmer im Erdgeschoß. Anfangs schwiegen alle, nach kurzer Zeit aber fing Herr Roland an seine eigne, mit so viel Beifall aufgenommene Mutmaßung wieder in Zweifel zu ziehen.

»Schließlich, weshalb hat er nicht geschrieben?« bemerkte er. »Weshalb hat er dreimal seinen Gehilfen geschickt? Weshalb kommt er denn jetzt noch selbst?«

Peter konnte daran nichts Auffallendes finden.

»Höchst wahrscheinlich muß er sofort Antwort haben, vielleicht handelt es sich auch um einige Bedingungen, die vertraulicher Art sind, und die Herr Lecanu nicht gern schriftlich erörtern wollte!«

Die ganze Familie war nicht imstande, sich von diesem Ideenkreis loszureißen, und zugleich empfanden alle die Gegenwart einer Fremden bei einer derartigen Unterredung störend und bereuten, Frau Rosémilly zum Bleiben aufgefordert zu haben.

Kaum hatte man sich wieder in den Salon hinaufbegeben, als der Notar gemeldet wurde. Herr Roland eilte ihm entgegen: »Willkommen, verehrter Freund, willkommen!«

Frau Rosémilly erhob sich und versicherte, daß sie sich sehr ermüdet fühle und nach Hause gehen wolle. Die äußerst schwachen Versuche, sie an der Ausführung dieses Entschlusses zu hindern, wies sie bestimmt zurück und sie ging, ohne daß einer der drei Herren ihr seine Begleitung angeboten hätte, was sonst immer geschah.

Frau Roland war in liebenswürdigster Weise um den neuen Gast bemüht.

»Darf ich Ihnen eine Tasse Kaffee anbieten, Herr Notar?«

»Nein, danke, ich komme eben von Tisch.«

»Aber vielleicht eine Tasse Thee?«

»Das will ich nicht verschwören, aber bitte erst etwas später: wir wollen zuerst unsre Geschäfte besprechen.«

Diesen Worten folgte ein so tiefes Schweigen, daß das Ticken der Wanduhr und das Geklapper, welches Josephine, die viel zu dumm war, um an den Thüren zu horchen, in den unteren Regionen beim Geschirraufwaschen verursachte, mit unheimlicher Deutlichkeit vernehmbar waren.

Der Notar begann: »Haben Sie in Paris einen gewissen Herrn Marschall, Léon Marschall, gekannt?«

Aus einem Mund riefen Herr und Frau Roland: »Gewiß, gewiß!«

»Er war mit Ihnen befreundet?«

»Der beste Freund, den ich überhaupt besitze, Herr Notar,« versicherte Vater Roland; »nur ist er leider einer jener einseitigen, eigensinnigen Pariser, die nicht von ihren Boulevards wegzukriegen sind, weshalb wir ihn seit unserm Wegzug von der Hauptstadt nicht mehr gesehen haben. Mit der Korrespondenz war's auch nicht weit her, wie das so zu gehen pflegt, wenn man sich nicht mehr sieht. . . .«

Mit ernster Stimme fuhr der Notar fort: »Herr Marschall ist nicht mehr!«

Mann und Frau zeigten gleichzeitig jenes wehmütige Erschrecken, das man mit mehr oder weniger Wärme und Wahrheit, immer aber unverzüglich an den Tag zu legen pflegt, wenn man eine solche Nachricht erhält.

»Ein Pariser Kollege,« fuhr Herr Lecanu fort, »hat mir soeben den wesentlichen Inhalt seines Testaments mitgeteilt, wonach er Ihren Sohn Hans, Herrn Hans Roland, zu seinem Haupterben gemacht hat.«

Das Erstaunen war so groß, daß keins der Anwesenden Worte fand.

Frau Roland, die zuerst ihre Erregung bemeistern konnte, stammelte: »Mein Gott, der arme Léon . . . unser armer Freund . . . mein Gott . . . mein Gott . . . tot!«

Thränen traten ihr in die Augen, jene lautlosen Thränen der Frauen, die klaren Schmerzenstropfen, die aus der Tiefe des Herzens quellen und von wahrem Leid zeugen. Ihr Gatte beschäftigte sich weniger mit der traurigen Seite dieses Verlustes, als mit den angenehmen Aussichten, die sich an denselben knüpften, doch empfand er eine gewisse Scheu, sofort nach den einzelnen Bestimmungen des Testaments oder nach der genauen Summe des Vermögens zu fragen, und um sich allmählich dem eigentlich interessanten Thema zu nähern, begann er: »Woran ist denn der arme Marschall gestorben?«

Leider konnte Herr Lecanu über diesen Punkt durchaus keine Auskunft geben.

»Ich weiß nur,« sagte er, »daß der Testator, der keine Leibeserben hinterläßt, sein ganzes Vermögen, das in dreiprocentigen Obligationen angelegt, einen jährlichen Zins von etwa zwanzigtausend Franken abwirft, Ihrem zweiten Sohn, den er von Kindesbeinen an gekannt und den er dieses Vermächtnisses würdig glaubt, bestimmt hat. Sollte Herr Hans sich weigern, die Erbschaft anzutreten, so würde das Vermögen den Waisen- und Findelhäusern zufallen.«

Länger konnte Herr Roland seine Herzensfreude nicht mehr verbergen.

»Sapperlot! Das war ein famoser Einfall von dem guten Mann! Ich meinerseits, wenn ich kinderlos wäre, würde den wackern Freund sicherlich auch nicht vergessen haben.«

»Es hat mir wirklich Freude gemacht,« bemerkte der Notar lächelnd, »Ihnen persönlich Mitteilung von der Sache zu machen. Es gibt doch nichts Schönres, als der Ueberbringer einer frohen Botschaft zu sein.«

Daß diese frohe Botschaft, bei Licht betrachtet, die Nachricht vom Tode eines Freundes, Herrn Rolands nächstem Freund war, hatte der vortreffliche Mann dabei übersehen, wie auch Herr Roland selbst die kurz vorher so stark betonte Innigkeit dieser Beziehungen vergessen zu haben schien.

Die Mutter und die Söhne hielten dagegen eine ernste, traurige Stimmung fest. Frau Roland weinte fort und fort, trocknete sich die Augen und drückte ihr Tuch gegen die Lippen, wie um ein Schluchzen zu ersticken.

Der Doktor ging im Zimmer auf und ab und sagte halblaut: »Er war ein braver Mann, gut und liebevoll. Wie oft hat er uns nicht zu Tisch eingeladen, meinen Bruder und mich.«

Hans, der mit weitgeöffneten, leuchtenden Augen dasaß, strich seiner Gewohnheit nach mit einer Hand den großen blonden Vollbart, als wollte er ihn in die Länge ziehen und möglichst schmal zusammenpressen. Zweimal schon hatte er die Lippen bewegt, um etwas zu sagen, schien aber nur mit ziemlicher Schwierigkeit die gesuchten schicklichen Worte finden zu können, und brachte schließlich nichts als die Bemerkung zustande: »Er hat mich sehr lieb gehabt. So oft ich ihn besuchte, hat er mich geküßt.«

Die Gedanken des Vaters bewegten sich in rascherem Tempo und galoppierten längst dieser Erbschaft entgegen, diesem Vermögen, das seinem Sohne schon gehörte, das nur hinter der Thür versteckt stand und jeden Augenblick auf sein Geheiß hereinströmen konnte.

»Es wird doch keine Schwierigkeiten geben?« fragte er plötzlich. »Keinen Prozeß? Keine Testamentsanfechtung?«

Herr Lecanu erklärte, ohne irgend eine Besorgnis zu zeigen: »Dem Berichte meines Pariser Kollegen zufolge ist alles in schönster Ordnung. Herr Hans braucht die Erbschaft einfach anzutreten.«

»Vortrefflich, vortrefflich. . . . Das Vermögen ist sicher angelegt?«

»Ganz sicher.«

»Die nötigen Formalitäten sind alle erfüllt?«

»Gewiß, alle.«

Unwillkürlich, halb unbewußt überkam den alten Juwelier ein Gefühl der Scham, daß er diese Erkundigungen gar so hastig eingezogen, und er sagte entschuldigend: »Sie können sich ja wohl denken, daß ich nach diesen Dingen nur frage, um meinem Sohn späterhin Unannehmlichkeiten zu ersparen, von denen er keine Ahnung hat. In solchen Fällen können Schulden da sein, allerhand verwickelte Geschichten, was weiß ich? Schließlich rennt man sich in lauter Schwierigkeiten hinein und bleibt drin hängen wie im Dorngestrüpp. Mich persönlich berührt die Sache ja wenig, aber ich denke natürlich an meinen Kleinen.«

Die ganze Familie nannte Hans »den Kleinen«, und die Thatsache, daß er seinem Bruder bedeutend über den Kopf gewachsen war, hatte dieser Gewohnheit nichts anhaben können.

Nun war es, als ob Frau Roland, die aus einem Traum zu erwachen schien, etwas ganz Fernliegendes, schon fast Vergessenes einfiele, wovon sie vor langer Zeit einmal gehört, ohne sich noch mit Sicherheit daran zu erinnern, und sie fragte stotternd: »Haben Sie nicht gesagt, daß unser armer Freund, Herr Marschall, meinem kleinen Hans sein Vermögen hinterlassen habe?«

»Allerdings, Frau Roland!«

»Das macht mir große Freude,« sagte sie einfach, »denn es beweist, daß er uns sehr lieb gehabt hat.«

Roland war aufgestanden.

»Soll mein Sohn sofort unterzeichnen, daß er die Erbschaft antritt?« fragte er.

»Nein . . . nein, mein lieber Freund! Das machen wir morgen auf meinem Büreau ab, um zwei Uhr, wenn Ihnen die Zeit paßt?«

»Natürlich, vollkommen, sehr angenehm.«

Auch Frau Roland hatte sich erhoben: unter Thränen lächelnd trat sie auf den Notar zu und fragte, die Hand auf seine Stuhllehne legend und ihn mit einem mütterlichen Blick gerührter Dankbarkeit ansehend: »Wie wäre es jetzt mit einer Tasse Thee, Herr Lecanu?«

»Die würde ich mit Dank annehmen, liebe Frau Roland.«

Das Mädchen wurde gerufen und brachte zuerst trockene Biskuits in einer großen Blechbüchse, dieses fade, brüchige englische Gebäck, das für Papageienschnäbel bestimmt scheint, und dessen solide Metallverpackung immer an eine Reise um die Welt gemahnt.

Nach einer Weile brachte sie die unvermeidlichen grauen, zierlich im Quadrat gefalteten Theeservietten, deren berechtigte Eigentümlichkeit es ist, in sparsamen Familien nie gewaschen zu werden, und ein dritter Gang hatte Zuckerdose und Tassen zur Stelle gefördert, worauf Josephine sich zurückzog, um Wasser siedend zu machen.

In Erwartung des Thees saß die Gesellschaft beisammen: niemand fand einen Gesprächsstoff; jeder hatte viel zu denken, und nichts zu sagen. Nur Frau Roland bemühte sich, ihren Gast mit landläufigen Phrasen zu unterhalten, schilderte ihm die heutige Bootfahrt und sang das Lob der »Perle« und der hübschen Frau Rosémilly.

»Reizend, reizend!« pflichtete ihr der Notar mehrfach bei.

Papa Roland, der die Lippen zum Pfeifen gespitzt und die Hände in den Hosentaschen an dem Marmorgesims des Kamins lehnte, wie es in kalten Wintertagen, wenn ein lustiges Feuer in demselben prasselte, seine Gewohnheit war, mußte sich die größte Gewalt anthun, um seine Freude nicht in Anwesenheit des Fremden in hellen Jubel ausbrechen zu lassen.

In zwei ganz gleichen Lehnstühlen, zur Rechten und zur Linken des in der Mitte befindlichen kleinen Tisches, die Beine in ganz gleicher Weise übereinander gelegt, saßen die beiden Brüder und starrten beide ins Leere, allerdings mit sehr verschiedenem Gesichtsausdruck.

Endlich erschien der Thee. Der Notar nahm eine Tasse, versah sich mit Zucker und tauchte seinen kleinen »Cake«, der hartnäckig jedem Versuch, sich trocken zerbeißen zu lassen, widerstand, ein, trank aus, stand auf, drückte allen die Hand und empfahl sich.

»Also, wie wir's verabredet, morgen um zwei Uhr bei Ihnen,« wiederholte der Hausherr.

»Morgen um zwei Uhr, wenn ich bitten darf,« sagte Herr Lecanu unter der Thür.

Hans hatte kein Wort gesprochen.

Das Schweigen dauerte noch eine Weile, als die Familie allein war, bis der Vater dem Sohne kräftig mit den flachen Händen auf beide Schultern schlug und rief: »Ha, du verdammter Duckmäuser, was fällst du deinem Vater nicht um den Hals?«

»Unumgänglich nötig schien mir das eben nicht,« sagte Hans lächelnd und den Vater herzlich küssend.

Der wackere Mann kannte sich nicht mehr vor Fröhlichkeit. Er lief im Zimmer umher, trommelte mit seinen ungeschickten Fingern auf alle Möbel, drehte sich auf dem Absatz und wiederholte unaufhörlich: »Das nenn' ich Glück haben! So ein Glück – na das Glück!«

»Ihr seid früher sehr befreundet gewesen mit diesem Herrn Marschall?« fragte Peter.

»Und ob!« erwiderte der Vater. »Jeden Abend war er bei uns, und du mußt dich doch erinnern, wie oft er dich, wenn ein freier Tag war, von der Schule abgeholt und dich abends nach dem Essen wieder hinbegleitet hat. Da fällt mir ein, an dem Morgen, als Hans zur Welt kam, war er auch bei uns, und er selber war's, der den Arzt geholt hat. Er hatte mit uns gefrühstückt, als deine Mutter sich plötzlich unwohl fühlte – natürlich wußten wir sofort, um was es sich handelte, und er stürzte davon, zum Arzt, so eilig, daß er sogar meinen Hut statt des seinigen nahm. Wir haben nachher oft darüber gelacht, deshalb weiß ich's noch so genau. Möglich, daß ihm die kleine Geschichte noch vor seinem Tod eingefallen ist und daß er sich gesagt hat: »Ich habe meinen Teil dazu beigetragen, daß der Junge auf die Welt gekommen ist, ich will ihm das Leben auch angenehm machen!«

Ganz in ihren Lehnstuhl versunken, schien Frau Roland, weit ab von den Ihrigen, alten Erinnerungen nachzuhängen, und wie im Selbstgespräch sagte sie halblaut vor sich hin: »Ach, er war ein treuer Freund, wahr, aufopfernd und echt – ein Mann, wie man ihn selten findet in dieser flüchtigen Zeit.«

Hans war aufgestanden.

»Ich will ein wenig frische Luft schöpfen,« sagte er.

Der Vater war überrascht und wollte ihn nicht gehen lassen; hätte er doch für sein Leben gern das große Ereignis wieder und wieder besprochen, Pläne geschmiedet und Entschlüsse gefaßt, allein der junge Mann war eigensinnig, behauptete, sich mit jemand verabredet zu haben, und versicherte, daß man, bis die Erbschaft da sei, noch hinreichend Zeit haben werde, sich über alles zu verständigen. Er hatte das Bedürfnis, allein zu sein, sich zu sammeln, und ging. Peter aber erklärte gleich darauf, daß er auch im Sinne habe, auszugehen, und verließ das Haus wenige Minuten nach seinem Bruder.

Sobald das Ehepaar allein war, küßte Herr Roland seine Frau mehrmals auf beide Wangen und sagte, einem ihm schon häufig gemachten Vorwurf begegnend: »Siehst du wohl, Liebe, daß es ganz und gar nicht nötig gewesen ist, noch länger in Paris zu bleiben und mich für die Kinder abzurackern, statt hier meiner Gesundheit zu leben – das Geld fällt uns ja nur so in den Schoß.«

»Es fällt Hans in den Schoß,« sagte sie plötzlich sehr ernst werdend, »aber Peter?«

»Peter? Ach, der ist ja Arzt, der wird ein schönes Stück Geld verdienen . . . laß ihn nur machen . . . und dann, sein Bruder kann ihm ja unter die Arme greifen, das versteht sich.«

»Nein. Das würde er niemals annehmen. Die Erbschaft ist für Hans bestimmt, ausschließlich für Hans, und Peter ist dadurch sehr benachteiligt.«

Der Biedermann war etwas verblüfft über diese Lesart.

»Ah bah! Da bedenken wir ihn in unserm Testament reicher als den Kleinen.«

»Nein. Das wäre abermals eine Ungerechtigkeit.«

»Nun denn, so laß mich zufrieden!« schrie der Gatte ärgerlich. »Was soll denn ich dabei thun? Kann ich etwa dafür, daß es so gekommen? Du hast doch ein wahres Talent, an allen Dingen die unangenehme Seite herauszufinden und mir jede Freude zu verderben. So, jetzt gehe ich zu Bett. Gute Nacht. Du magst sagen, was du willst – ein Glücksfall ist's, eine famose Geschichte!«

Und damit zog er sich zurück, seelenvergnügt trotz aller Bedenken und ohne ein Wort des Bedauerns für den ihm teuer gewesenen verstorbenen Freund, der sich im Sterben so großmütig gezeigt. Frau Roland aber blieb, in tiefe Gedanken versunken, noch lange im Salon und bemerkte nicht einmal, daß der Docht der Lampe aus Oelmangel zu kohlen anfing.

 


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