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XV. Ein Frauenbildnis

Buchschmuck

»… II disait que l'esprit de cette belle personne
etait un diamant bien mis en oeuvre.«

La Bruyère

Buchschmuck Sie besass jene Art von Schönheit, die durch die Jahre nur ganz allmählich verändert wird. Sie verwandeln sie zwar, doch sie entstellen sie nicht; sie vertauschen nur die allzu vergängliche Anmut der ersten Jugend mit Reizen, die nur darum etwas ernster und minder rührend erscheinen, weil sie von längerer Dauer sind. Die Gestalt verspricht, lange Zeit hindurch und bis in den ersten Frost des Alters hinein jene reinen und beweglichen Linien zu bewahren, die das Verlangen veredeln, und man weiss nicht, warum man so sicher ist, dass sie dies Versprechen halten wird. Ihr Körper, so klug wie ein menschlicher Blick, wird fortwährend verjüngt durch den ihm innewohnenden Geist und wagt nicht eine Falte anzunehmen, nicht eine Blüte zu zerstören, nicht eine Linie zu verändern, die von der Liebe bewundert wird.

Und sie war nicht nur die einzig-männliche Freundin, der gleichgestellte Kamerad, die nächste und tiefste Gefährtin dessen, an den sie ihr Dasein geknüpft hatte. Ihr Stern, der ihre Vollkommenheit wollte und dessen Macht sie zu erhöhen gelernt hatte, wollte auch, dass sie die Geliebte blieb, deren er nicht satt ward. Die Freundschaft ohne Liebe und die Liebe ohne Freundschaft ist nur ein halbes Glück, das die Menschen betrübt. Im Genuss des einen sehnen sie sich nach dem zweiten und finden nur eine verstümmelte Heiterkeit auf den zwei schönsten Gipfeln des Lebens; sie reden sich dann ein, dass die menschliche Seele nie völlig glücklich sein kann.

Auf dem Gipfel ihres Wesens wacht die reinste Vernunft, die ein Geschöpf erleuchten kann; aber sie zeigt immer nur die Anmut, nie das Ringen des Lichtes. Nichts ist mir kälter erschienen als die Vernunft, bevor ich sie derart die Stirn einer jungen Frau umspielen sah, wie die Lampe des Allerheiligsten in den Händen eines unschuldigen, lachenden Kindes. Diese Lampe lässt nichts im Dunkeln, aber ihre scharfen Strahlen dringen nicht über den Kreis des Innenlebens hinaus; nur ihr Lächeln verschönt alle äusseren Erscheinungen, die ihr Schimmer trifft. Ihr Bewusstsein ist so natürlich und so gesund, dass man seinen Hauch nicht spürt und dass sie sich seines Vorhandenseins nicht einmal bewusst scheint. Sie widmet sich unentwegt jener Tätigkeit, die ihr Leben lenkt; und doch scheint sie mit solcher Leichtigkeit stehen zu bleiben und zu rasten oder sich über eine Blume zu neigen, wenn sie mit allen Kräften gegen einen ungerechten Gedanken, ein ungerechtes Gefühl ankämpft. Eine Gebärde, ein kindlich heiteres Wort, eine Träne unter Lächeln verbirgt das Geheimnis des tiefen Kampfes. Alles, was sie erworben hat, besitzt die Anmut des Instinkts, und alles, was instinktiv ist, ward bei ihr Unschuld. Sie besitzt alle weiblichen Leidenschaften, keine ist geschwunden, keine ist in Kerkerhaft, denn alle sind herangezogen, die kleinsten und unbedeutendsten wie die grossen und gefährlichen, um jenen Duft zu bilden, den die Liebe so gern atmet. Doch ohne gefangen zu sein, leben sie in einer Art von Zaubergarten, aus dem sie nicht mehr zu entschlüpfen trachten und in dem sie den Wunsch verlieren, zu schaden, in dem die Kleinsten und Unnützesten, um doch etwas zu tun, die Grösseren unterhalten und belustigen.

Sie besitzt also alle Leidenschaften und Schwächen der Frau wie einen Schmuck, und somit gottlob nicht jene erstorbene Vollendung, die alle Tugenden an sich hat, ohne dass ein einziger Fehler sie belebte. In welcher Traumwelt gibt es eine Tugend, die nicht auf ein Laster aufgepfropft ist? Eine Tugend ist nichts als ein Laster, das emporwächst, statt herabzusinken, und jede gute Eigenschaft ist nur ein Laster, das sich nutzbar zu machen versteht.

Wie könnte sie auch die erforderliche Tatkraft haben, wenn sie des Stolzes und Ehrgeizes bar wäre? Wie könnte sie ungerechte Hindernisse überwinden ohne einen Vorrat von Selbstsucht, der den berechtigten Forderungen ihres Lebens entspricht? Wie könnte sie zärtlich und leidenschaftlich sein, wenn sie nicht sinnlich wäre? Wie gut, wenn sie nicht etwas schwach wäre? Wie vertrauensvoll, wenn nicht oft leichtgläubig? Wie könnte sie schön sein, wenn sie nicht wüsste, was ein Spiegel ist, und nicht gefallsüchtig wäre? Wie würde sie die weibliche Grazie wahren, wenn sie nicht die unschuldige Eitelkeit darauf besässe? Wie wäre sie hochherzig, wenn sie nicht etwas unvorsichtig wäre? Wie könnte sie gerecht sein, wenn sie nicht auch hart zu sein vermöchte? Und wie mutig, wenn nicht unbesonnen? Wie wäre sie hingebend und aufopferungsfähig, wenn sie nicht bisweilen der Ueberwachung der eisigen Vernunft entranne? Was wir Tugenden und Laster nennen, das sind dieselben Kräfte, die ein ganzes Leben hindurch wirken: sie wechseln den Namen je nach dem Platze, den sie einnehmen. Zur Linken sinken sie in die Niederungen der Hässlichkeit, Selbstsucht und Dummheit herab; zur Rechten steigen sie empor zu den Hochflächen des Edelmuts, der Hochherzigkeit und Klugheit. Sie sind gut oder böse, je nach dem, was sie tun und wie man sie nennt.

Schildert man uns die Tugenden eines Mannes, so zeigt man ihn im Ringen, in der Tat. Aber die, welche man an einem Weibe bewundert, gehen immer von einem unbeweglichen Vorbild aus, von einer schönen Marmorstatue in einem Museum. Es ist ein inhaltloses Bild, aus schlafenden Lastern, trägen Leidenschaften, schlummernden Ruhmestiteln, passiven Bewegungen und negativen Kräften gewoben. Es ist keusch, weil es keine Sinne hat, gut, weil es keinem Menschen Schaden tut, gerecht, weil es nicht handelt, geduldig und ergeben, weil es jeglicher Tatkraft entbehrt, duldsam, weil keiner es beleidigt, und versöhnlich, weil es nicht die Kraft hat, zu widerstehen, mitleidig, weil es sich ausplündern lässt oder weil sein Mitleid ihm nichts nimmt, treu und aufrichtig, demütig und ergeben, weil alle diese Tugenden im Leeren leben und auf einer Leiche blühen können. Doch was wird daraus, wenn das Bild Leben bekommt und sein Museum verlässt, wenn es ins Leben tritt, in dem alles, was nicht teilnimmt an der ringsum flutenden Bewegung, zum kläglichen oder gefährlichen herrenlosen Gute wird? Ist es auch eine Tugend, einer schlechtgewählten oder moralisch erloschenen Liebe die Treue zu halten, einem beschränkten oder ungerechten Herrn ergeben zu bleiben ? Ist unschädlich sein schon gut sein und Nichtlügen schon aufrichtig sein? – Es gibt eine Moral für die Leute am Ufer der grossen Ströme, und eine Moral für die, welche stromauf fahren. Es gibt eine Moral des Schlafes und der Tat, eine Moral des Schattens und des Lichtes, und die Tugenden der ersteren, die sozusagen Hohltugenden sind, müssen sich erheben, sich ausweiten und Volltugenden werden, um der zweiten Moral anzugehören. Stoff und Linien bleiben vielleicht die gleichen, aber die Werte sind von äusserstem Gegensatz. Geduld, Sanftmut, Ergebenheit, Vertrauen, Entsagung und Verzichtleistung, Hingabe und Aufopferung, lauter Früchte der untätigen Tugend, sind, sobald man sie in das rauhe Leben hinausbringt, nichts als Schwäche, Unterwürfigkeit, Sorglosigkeit, Unbewusstheit, Trägheit, Selbstvernachlässigung, Dummheit oder Feigheit. Um die Quelle des Guten, der sie entströmen, auf der nötigen Höhe zu halten, müssen sie erst imstande sein, sich in Tatkraft, Festigkeit, Beharrlichkeit, Klugheit, Widerstandskraft, Unwillen und Empörung umzusetzen. Die Ehrlichkeit, die nichts zu fürchten hatte, so lange sie sich nicht rührte, muss sich hüten, zum besten gehalten zu werden und dem Feind ihre Waffen in die Hand zu drücken; die Keuschheit, die mit geschlossenen Augen und gefalteten Händen wartete, hat das Recht, sich in Leidenschaft zu verwandeln, das Geschick zu entscheiden und zu besiegeln. Und so weiter alle Tugenden, die einen Namen haben, wie die, die noch namenlos sind. Hiernach fragt es sich, welche von ihnen den Vorzug verdient, die des tätigen oder die des untätigen Lebens, die, welche unter die Menschen und den Ereignissen entgegen geht, oder die, welche sie flieht. Gibt es ein Moralgesetz, das die eine oder die andere anbefiehlt, oder hat ein jeder das Recht seiner Wahl nach seinem Geschmack, seinem Charakter und seinen Fähigkeiten? Sind die tätigen Tugenden besser oder schlechter, und gebührt etwa den untätigen der Vorrang? Man kann, glaube ich, sagen, dass die ersteren immer die letzteren voraussetzen, aber nicht umgekehrt. So ist die Frau, von der ich rede, um so hingebungs- und aufopferungsfähiger, weil sie die Kraft hat, dem demütigenden Zwange dieser Handlungsweise länger als jede andere zu widerstehen. Sie zieht nicht Leid und Trübsal im Leeren gross als Sühn- und Läuterungsmittel, aber sie weiss Leid und Trübsal zu tragen und mit kindlicher Leidenschaftlichkeit zu suchen, sobald es gilt, ihren Lieben eine kleine Trübsal oder einen grossen Schmerz zu ersparen, dem sie sich allein gewachsen fühlt und den sie still im geheimsten Herzen besiegt. Wie oft sah ich sie Tränen über ungerechte Vorwürfe unterdrücken, während ihre Lippen, auf denen ein fieberhaftes Lächeln spielte, mit fast unsichtbarem Mut das Wort verschwiegen, durch das sie sich hätte rechtfertigen können, aber das den, der sie so verkannte, gedemütigt hätte. Denn wie alle gerechten und guten Menschen hatte sie natürlich unter den kleinen Ungerechtigkeiten und Bosheiten derer zu leiden, die unsicher zwischen Gut und Böse schwanken und nur zu leicht die oft erlangte Verzeihung und Nachsicht missbrauchen. Und dies beweist besser als alles träge und weinerliche Zustimmen einen glühenden, mächtigen Vorrat an Liebe.

Sie, Iphigenie, Antigone oder barmherzige Schwester, wie jede Frau, wenn die Not es verlangt, wird nicht vom Geschick fordern, dass es sie tödlich verletze, um die vielleicht wunderbaren Kräfte ihres unerforschten Herzens gleichsam im letzten Kampf zu erproben. Sie hat den Wert und die Zahl dieser Kräfte kennen gelernt im Frieden und in der Gewissheit ihres Bewusstseins. Abgesehen von einer jener Prüfungen, wo das Leben uns in die Enge treibt, zwischen die unerbittlichen Wände eines Verhängnisses oder Naturgesetzes, und es keinen Ausweg gibt, – wird sie instinktiv einen anderen Weg ergreifen, um das von der Pflicht vorgezeichnete Ziel zu erreichen. Jedenfalls wird ihre Aufopferung und Hingebung nie ein Akt der Entsagung sein, sie wird nie dem verräterischen Banne des Unglücks verfallen. Beständig auf ihrer Hut, zur Verteidigung gerüstet und voll tatkräftiger Zuversicht, wird sie bis zum letzten Augenblick nach dem schwachen Punkt des sie bedrohenden Ereignisses spähen. Ihre Tränen werden ebenso rein, ebenso hold sein, wie die Tränen derer, die den Ungerechtigkeiten des Zufalls keinen Widerstand leisten; aber statt den Blick zu trüben, werden sie im Gegenteil das tröstende, rettende Licht herbeilenken und mehren.

Im übrigen wird ja dieses Frauenbild meinen Lesern, so wie ich es geschildert habe, entweder vollendet schön oder vollendet abstossend erscheinen, je nach dem Ideal, das jeder von uns in sich trägt oder in der Welt gefunden zu haben glaubt. Verständigen wird man sich immer nur über die untätigen Tugenden. Diese haben vom Standpunkt des Gemäldes immer einen Vorzug vor den anderen. Es ist leicht, ein Bild zu geben von der Entsagung, Selbstverleugnung, Hingabe, jungfräulichen Scham, Demut, Frömmigkeit, Verzichtleistung, Ergebung, Opferwilligkeit, Einfalt, Natürlichkeit, Lauterkeit und der ganzen verschwiegenen und so oft verzweifelten Schar der weiblichen Tugenden, die in den stillen Winkeln des Daseins sich ängstlich verbergen. Hier findet das Auge voller Rührung vertraute und durch die Zeiten verblichene Farben, und das Gemälde ist durch sie immer mit schmerzlicher Anmut erfüllt. Es ist, als ob diese Tugenden sich nicht täuschen könnten, und als ob just ihre Übertreibungen sie noch rührender machten. Aber welches ungewohnte, undankbare Aussehen haben jene anderen, die hervortreten, sich bejahen und draussen kämpfen! Ein Nichts, ein rebellisches Löckchen, eine Falte des Kleides, die nicht an ihrem gewohnten Platz ist, eine Muskel, die sich spannt, lässt sie unliebsam oder verdächtig, anspruchsvoll oder hartherzig erscheinen. Die Frau hat so lange im Schatten gekniet, dass unsere Augen wider besseres Wissen nur mit Mühe die Harmonie ihrer ersten Bewegungen erkennen, die sie stehend im hellen Tageslicht macht.

Aber alles, was man sagen kann, wenn man das innere Bild eines Wesens malen will, ähnelt nur sehr unvollkommen dem deutlicheren Bild, das unsere Gedanken in unserem Geist von ihm entwerfen, in dem Augenblick, wo wir davon reden; und dieses Bild wiederum ist nur eine Skizze des grossen, lebenden, tiefen, aber unmitteilbaren Bildes, das seine Persönlichkeit, gleich dem Licht auf der empfindlichen Platte, in unser Herz gezeichnet hat. Man vergleiche dieses letztere mit den beiden ersten, und diese, so genau getroffen, so gründlich man sie wähnt, sind doch nichts als die Umrahmungen und Arabesken zu dem Gegenstand, dem sie mehr oder minder entsprechen; aber das wahre Antlitz, die vollständige, authentische Persönlichkeit mit dem einzig wirklichen Gut und Böse, das sich unter ihren anscheinend wirklichen Tugenden und Lastern birgt, tritt nur bei unmittelbarer Berührung der zwei Menschen aus dem Dunkel. Die schönsten Kräfte und die schlimmsten Fehler können der geheimnisvollen Wesenheit, die sich selbst bejaht, nichts nehmen oder hinzufügen, und ihr Schicksal selbst enthüllt hier seine Eigenschaften. Dann erkennt man auch, dass das Leben, das vor uns steht und dessen verborgene Möglichkeiten alle nur durch unser Auge hindurchgehen, um zu unserer Seele zu dringen, wirklich das ist, was es sein möchte, oder immer nur das sein wird, was es sich redlich bemüht, nicht zu bleiben.

So viel es für die Freundschaft und die Liebe bedeutet, so wenig bedeutet es für unsere instinktive Zuneigung, ob jemand gut oder böse ist, ob er Gutes oder Böses tut, wenn nur die geheime Kraft, die ihn beseelt, uns zusagt. Diese geheime Kraft offenbart sich oft schon bei der ersten Begegnung, bisweilen lernen wir sie auch erst nach langer Gewohnheit kennen. Sie hat fast nichts gemein mit den äusseren Handlungen, noch selbst mit den Gedanken der wirklichen Person, die nicht ihr völlig gleicher Vertreter, sondern ihr zufälliger Dolmetscher ist, mit dessen Hilfe sie sich kundgibt, so gut sie kann. Derart haben wir unter allen denen, welche das Hin und Her der Tage uns zuführt, Freunde oder Gefährten, die wir nicht achten, die uns mehr als einmal schlechte Dienste geleistet haben und auf die wir, das wissen wir sehr wohl, kein Vertrauen setzen können. Nichtsdestoweniger verachten wir sie nicht so sehr, wie sie es verdienen, und dulden sie auf unserem Wege. Trotz allem und durch alles hindurch, was uns voneinander trennt und was sie entstellt, sagt uns ein Etwas, dem wir einen festeren und fester gewurzelten Glauben schenken als allen Erfahrungen und allen Überlegungen der Vernunft, eine dunkle, aber unbezwingliche Überzeugung sagt uns, dass der und der Mensch, auch wenn er uns in das wirklichste und schwerste Unglück hineinreisst, nicht unser Feind ist im allgemeinen, ewigen Lebensplane. Vielleicht haben wir für diese Zu- und Abneigungen keinerlei Unterpfand, nichts, das für sie spricht unter den sichtbaren oder unsichtbaren Erscheinungen, aus denen unser Dasein sich zusammensetzt, noch unter den bekannten oder unbekannten Einflüssen, die unsere körperliche oder moralische Gesundheit erhalten, unsere Lust- und Unlustempfindungen hervorbringen und jenen wandelbaren, allen Einflüssen unterworfenen Dunstkreis, in dem unser Schicksal sich bereitet. Nichtsdestoweniger ist hier eine unleugbare Kraft vorhanden, die einen entscheidenden Anteil an unserem Glück in der Liebe wie in der Freundschaft hat. Diese dritte Gemütskraft steht in keinerlei Beziehung zum Alter oder Geschlecht, noch zur Schönheit oder Hässlichkeit; sie ist unabhängig von dem körperlichen oder geschlechtlichen Reiz und den Übereinstimmungen von Geist und Charakter. Sie ist gleichsam die wohltätige und fruchtbare Atmosphäre, die diesen Reiz und diese Übereinstimmungen umgibt. Wenn in der Liebe diese dritte Macht, diese belebende Atmosphäre, fehlt, so entstehen daraus all die Missverständnisse, Enttäuschungen und Verdriesslichkeiten, die zwei Wesen trennen, obgleich sie sich achten, verstehen und leidenschaftlich lieben. Da die Natur dieser Macht uns unbekannt ist, geben wir ihr verschiedene und dunkle Namen. Wir nennen sie Seele, Instinkt, Unbewusstes, Unterbewusstsein, ja selbst Gott. Sie kommt vielleicht aus dem unbestimmten Organ, das uns mit allem verknüpft, was nicht unmittelbar unsere Individualität berührt, mit allem, was in Zeit und Raum, in Vergangenheit und Zukunft über sie hinausgeht.

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